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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.07.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190607249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19060724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19060724
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-07
- Tag 1906-07-24
-
Monat
1906-07
-
Jahr
1906
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.07.1906
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Die Gerüchte von ganz besonderen Vor sichtsmaßregeln in Peterhof bestäti gen sich nicht. Trotzdem bleibt die Tatsache bestehen, daß das in Kronstadt eingetroffene spanische Kriegsschiff die Weisung hat, bei Eintritt von Unruhen die Zarenfamilie in Sicher heit zu bringen. — Der Kaiserliche Ukas, in wel chem die Auflösung dekretiert wurde, wird eifrig besprochen. Goremykin und der Ackerbauminister verbleiben im Reichsrat. Der Stadthauptmann wurde mit außerordentlichen Vollmachten versehen. Fast alle Druckereien, in welchen liberale Zeitungen gedruckt werden, sind geschlossen. Viele öffentliche Gebäude, auch das Dumagebäude, werden militärisch bewacht, alle Zugänge zu den Hauptstraßen wurden vom Militär besetzt. Ein großer Theil der Duma- Mitglieder, die die Stadt nicht verlassen haben, wer den polizeilich bewacht. Alle Akten der Duma- Mitglieder, sofern sie nicht vorzeitig beiseite geschafft worden sind, wurden beschlagnahmt. In reaktionären Kreisen gibt man die Versicherung, daß die energischen Maß nahmen der Regierung zur Herstellung der Ruhe beitragen werden. Die Mehrzahl der Duma-Abgeordneten ist im Laufe des Sonntags nach Finnland abge- reist, um dort über die durch die Auflösung der Duma geschaffene Lage zu beraten. Nachstehende Telegramme melden hierüber noch folgendes: willkürliche oder ungesetzliche Hand lung zuzulassen, und seinen Willen, den U n- gehorsam zu bezwingen, und fordert alle gutgesinnten Ruffen auf, sich zu vereinigen und die gesetzliche Macht zu unterstützen und den Frieden wiederherzust eilen. Des Kaisers Wille, eine Besserung des Loses der Bauern durchzuführen, sei unerschütterlich. Das Manifest bestätigt die unabänderliche Absicht des Kaisers, die Institution der Duma zu bewahren. Petersburg, 23. Juli. Obgleich das kaiser- liche Dekret, welches die Auflösung der Reichsduma ankündigte, gestern in der vierten Morgenstunde be kannt wurde, war die Nachricht hiervon bereits am Morgen ins Volk gedrungen. Man spürte die gedrückte Stimmung. Die Residenz wimmelt von Truppen. In nächster Nähe des ReichSduma-Palastes stehen Hu- saren. Die Behörden erwarten heute der Nowoje Wremja zufolge große Unruhen im Peters burger Kreise. Der Polizei sind energische Maß nahmen vorgeschrieben. Die Lagerübungen in KraS- noje Sselo werden bereits Ende Juli abgeschlossen. Petersburg, 23. Juli. Das D u m a g e- bäude blieb gestern geschlossen. Polizei bewachte die Eingänge und gestattete nur dem Präsidium der Reichsduma den Zutritt. Da viele Abgeordnete im Dumagebäude Briefe aufbe wahren, erwartete man, daß die Polizei gestern abend neue Weisungen erhalten werde. Die bei dem im Dumagebäude befindlichen Buffet angestellten Personen wurden in der Nacht geweckt und mußten, nachdem ihnen die Schlüssel der ver schiedenen Räumlichkeiten abgenommen worden waren, das Inventar fortschasfen. Die Straßen um daS Dumagebäude waren leer; die Hauptstadt zeigte die gewöhnliche Sonntagsphysiog nomie, nur sind die Straßen vielleicht noch leerer als sonst. Petersburg, 23. Juli. Der Sekretär der Reichsduma, Fürst SchachowSki, wartete gestern früh auf die Ankunft der Vertreter des Sekretariats des Reichsrats, um ihnen die parlamen tarischen Akten zu übergeben. Da aber bis 3 Uhr nachmittags niemand erschien, oer- ! ließ Fürst SchachowSki das Dumagebäude. Die < Uebergabe der Akten wird durch den Vorstand der < einer kurzen Feier im Restaurant „Casino" zu Ehren eines ihrer langjährigen, verdienstvollsten Mitglieder, des Schriftführers Strumpfwirkers Hugo Köhler hier, dem für 25jährige Dienstleistung das königliche tragbare Ehrenzeichen mit Urkunde ver liehen worden war. Vor parademarschmäßig an- getrctener Mannschaft wurde dem Jubilar diese Auszeichnung im Auftrag der Gemeindevertretung und in Gegenwart des Herrn Gem. Alt. Siegert von dem Herrn Branddirektor Aug. Härtel jun. unter entsprechenden Worten der Anerkennung und Beglückwünschung überreicht. Seine treffliche An sprache schloß Herr Branddirektor Härtel mit einem Hoch auf den Allerhöchsten Protektor der Feuer wehren Se. Maj. den König. Herr Hauptmann Oppermann dankte hierauf der Gemeindevertretung für die ehrende Überreichung und feierte sodann mit einem Hoch auf dem Jubilar dessen Treue und Eingabe, insbesondere seine langjährigen unermüd- chen Schriftführerdienste. Sichtlich erfreut dankte der Jubilar. Ein kameradschaftliches Beisammensein bei einem frischen Trunk bildete den Schluß der der Rede berührt, mit welcher er die zweite kretische konstituierende Nationalversammlung in Kanea er- öffnete. Die Andeutungen der Prinzen waren nicht geeignet, überschwengliche Hoffnungen zu wecken. Er warnte vor unzeitgemäßen Demonstrationen, durch welche die Verwirklichung der wohlwollenden Absichten der Schutzmächte nur eine Verzögerung erfahren könnte. Im Laufe der Eröffnungssitzung wurde von sämtlichen christlichen Mitgliedern der National versammlung ein Beschlußantrag an genommen, durch welchen d i e V e r- einigung Kretas mit Griechenland abermals ausgesprochen wird, als das einzige Mittel, den mißlichen Zuständen auf Kreta ein Ende zu bereiten. Der Beschluß richtet sodann die Bitte an die Schutzmächte, die Erfüllung der Sehnsucht deS gesamten kretischen Volkes zu ge währen. Die Nationalversammlung beschloß, ihre Beratungen bis zum Eintreffen der Antwort der Schutzmächte zu unterbrechen. Die Generalkonsuln der Schutzmächte sandten den ihnen überreichten Beschluß der Nationalversammlung sofort nach Rom, Paris, London und St. Petersburg. Petersburg, 23. Juli. Der Kaiser erließ ein Manifest, worin die Gründe für die Auflösung der Duma aufgeführt werden. Die Duma habe die in sie gesetzten Erwar tungen getäuscht. Anstatt auf dem Gebiet der Gesetzgebung zu schaffen, habe sie sich aus dem Be reiche ihrer Zuständigkeit entfernt, indem sie sich mit Untersuchungen über die Handlungen lokaler Be hörden und über die Unvollkommenheit der Grund- gesetze beschäftigte und endlich mit dem Aufruf an daS Volk eine wahrhaft ungesetzliche Hand- lung unternahm. Der Kaiser erklärt, keine rechten Fußweg, als der Radler bei ihnen vorbei fuhr und die Frau dermaßen anfuhr, daß sie zu Boden stürzte und im Gesicht stark blutende Ver letzungen davontrug. Man brachte die Bedauerns werte in ein nahe gelegenes Haus, wo die erlittenen Verletzungen verbunden wurden. Der Radler war unerkannt entkommen. — Die Nachtruhe erheblich gestört wurde vergangene Nacht nach 3 Uhr auf der Aue. Dort waren einige Männer in Streit geraten, in dessen Verlauf es auch zu Tätlichkeiten kam. Da die Kampf hähne nicht so leicht zu trennen waren, mußte die Polizei einschreiten. — Glüik im Unglück hatte gestern ein aus dem benachbarten Callenberg b. W. stammender Ausflügler, der, auf dem Heimwege begriffen, in der Nähe des Mineralbades eine Rolle mit 100 Mark Inhalt verloren hatte. Alles Suchen nach dem verlorenen Gute blieb erfolglos. Am Spätabend meldete sich ein Herr aus Chemnitz auf hiesiger Polizeiwache und überbrachte die Rolle Geld, deren glücklicher Finder er gewesen war. Im Laufe des heutigen Vormittags wurde von dem Verlustträger ein diesbezügliches Inserat in unserer Geschäftsstelle abgegeben und dadurch der Name desselben ermittelt, sodaß ihm seitens der Polizei das Geld alsbald zu gestellt werden konnte. — In einer hiesigen Ziegelei gerieten gestern nachmittag mehrere dort beschäftigte auslän dische Arbeiter in Streit, der schließlich in Tätlichkeiten ausartete. Durch die herbeigeholte Polizei konnte erst Ruhe wieder hergestellt werden. Der Hauptkrakehler wurde zur Haft gebracht. —)( Oberlungwitz, 23. Juli. Ein fest, und oergnügungsreicher Tag war hier der vergangene Sonntag. Mehrere Vereine machten Frühpartien Ausflüge und Auslahrten. Der hiesige Männer gesangverein wirkte, nach gemeinsamen Spaziergang mit dem Chemnitzer und dem Hohenstein-Ernstthaler Bruderoerein nach dem Mineralbad, bei dem da selbst veranstalteten Sänger-Kommers mit. Im Schützenhaus am Landgraben fand das diesjährige Schützenfest der Teschinschützengesellschaft zum Land graben und im Restaurant zur Post nach dem dies jährigen Schauturnen des Turnvereins I hier Tur nerball statt. Von Hchenstein-Er. zog der Konzer tinaklub mit Musik nach dem Gasthof zum Hirsch und hielt hier sein Sommeroergnügen ab. Außerdem versammelten sich die freiwillige Turnerfeuerwehr zu glieder mit ihren Kindern zum Umzuge durch einige Straßen der Stadt im Hotel „Braunes Roß". Gegen ! 300 Knaben und Mädchen, mit Schärpen umgürtet, mit bunten Fähnchen und Kränzchen, zogen in Be- gleitung ihrer Eltern unter den Klängen der flotten Marschmusik nach dem Festlokale, woselbst Belusti- gungen für die liebe Jugend in reicher Fülle statt fanden. In sorgfältigster Weise hatte die Vereins- leitung die Veranstaltungen für die Jugend vorbe reitet, sodaß die reichhaltigen Vergnügungen glänzend durchgeführt wurden. Am Abend fand für die Mit glieder und deren Angehörigen ein Ball statt, der in der gehobensten Stimmung verlief und während dessen Verlauf der Vorsitzende des Vereins, Herr Rich. Schmidt, eine herzliche Begrüßungsansprache hielt. Besonders hob er darin hervor, daß infolge der derzeitigen eng begrenzten Raumverhältnisse, man auch in diesem Jahre von einem öffentlichen Schau turnen habe absehen müssen. Der Verein sei aber in letzter Zeit in die glückliche Lage gekommen, ein eigenes Grundstück inmitten der Stadt zu erwerben, sodaß im nächsten Jahre zur Freude der gesamten Mitgliedschaft wieder ein Schauturnen daselbst abge- jalten werden soll. — Der hiesige Allgemeine Turnverein hielt gestern nachmittag auf seinem, oberhalb der „Zeche" gelegenen Turnplatz daS diesjährige Schau turnen ab. Das Turnen begann mit Freiübungen unter der Leitung des TurnwartS Herrn Julius Meier. Angetreten waren hierzu ca. 60 Turner. Die Uebungen bestanden in Riegenturnen, Keulen- Dk Lage in (Rußland. Das Vorauszusehende ist eingetroffen, die Du- Ma, die kaum zusammengetretene russische Volks vertretung ist aufgelöst. Nach einer stürmischen Sitzung der Duma ließ der Zar, nachdem die Duma die Verfassung verletzt hatte, sie auflösen und unterschrieb die Demission GoremykinS und des Acke r- bauministers. Zuvor hatte sich der Minister des Innern bereit erklärt, die Kabinettsbildung zu übernehmen. Der Zar war äußerst erregt, als er daS Auflösungsdekret unterschrieb. Wie von unter richteter Seite versichert wird, wird vorläufig der ReichSrat die Funktionen der Duma übernehmen und ein neues Wahl gesetz und neue Gesetze über die Freiheiten ausarbeiten. Die Regierung hofft, daß bis Februar eine gewisse Beruhigung eintritt. Übungen, Turnen am Barren und Pferd. Alle wurden recht gut und exakt auSgeführt. Bon den anSwärtigen Vereinen ernteten die Uebungen einer vom Turnverein Lichtenstein gestellten Mädchenriege, bestehend auS 8 schmucke Turnerinnen, besonderen Beifall. Abends fand im Saale der „Zeche" ein bestens verlaufener Ball statt. — Der Bückergefellettverei« „Arühauf" hielt gestern im Etablissement Hüttenmühle ein gut besuchtes Sommervergnügen, bestehend in Konzert und Ball, ab. Außer mehreren auswärtigen Berufs- kollegen wohnte dem Vergnügen auch der hiesige Fleischergesellenverein bei. DaS Fest endete bet guter Unterhaltung erst in vorgerückter Stunde. — Von einem auswärtige« Siadfahrer überfahre« wurde gestern nachmittag auf der fis kalischen Straße, in der Nähe deS Neustädter Fried- Hofes, die schon bejahrte Frau Oehler von hier. Die Frau ging in Begleitung ihres ManneS auf dem Dek.-Sum.: 19.7 126.8 222.1 193.2 Dek.-Mittel: 12.68 22.21 19.32 — Wir unterlassen nicht, unsere Leser darauf aufmerksam zu machen, daß am 21. Juli die Frist zur Bezahlung der Waffersteuer fllr's 2. Viertel jahr 1906 abgelaufe« ist. Rückständige Beträge werden nunmehr zwangsweise eingezogen. — Die Garde-Kompagnie begeht in diesen Tagen ihr diesjähriges Preis- und Königsscheiben. Schießen. Eingeleitet wurde daS Fest am Sonnabend mit dem üblichen Zapfenstreich. Der gestrige Sonn tag führte ein zahlreiches Publikum auf den Fest platz, woselbst Erfrischungs- und Trinkhallen, sowie Belustigungen der verschiedensten Art aufgestellt sind. Die Gardeschützen schossen von 3 Uhr ab auf die Preisscheibe, während im Saale später öffent licher Ball abgehalten wurde. Der heutige Montag wurde mit einem Weckrufe eingeleitet. Vormittags 11 Uhr wurde der Generalmarsch geschlagen, später fand Empfang der eingeladenen Gäste am Rathaus und Einholung des Königs statt. Der Festzug setzte sich nachmittags 3 Uhr vom Empfangslokale aus in Bewegung. Nach Ankunft auf dem Fest- platze fand Mittagstafel und Fortsetzung des Schießens auf die Preisscheibe statt. Am Abend wird ein Ball die Festlichkeiten des Tages beschließen. — In den Räumen deS „Logenhauses" hielt gestern die „Turnerfchaft" ihr diesjähriges Sommerverg«üge« verbunden mit Kinderfest ab. Nachmittags 2 Uhr sammelten sich die Mit- Kanzlei bewirkt werden. — Einem Vertreter der Petersburger Telegraphen-Agentur erklärte Fürst SchachowSki, er habe vor 4 Uhr früh nichts von der Auflösung der Duma gewußt. Poris, 23. Juli. Die Nachricht von der Auflösung der Duma machte hier einen sehr schlechten Eindruck. In einem Artikel des „Temps" heißt es: Die Ratgeber des Kaisers haben ihn zu einem Fehler ge drängt, welcher sich vielleicht nicht wieder gut machen läßt. Die Majorität der Duma trifft keine Schuld. Der Bruch wurde ver ursacht durch den Willen eines unfähigen Ministeriums, einen blinden Hof und einen schwachen Souverän. PariS, 23. Juli. Wie der „Matin" aus Petersburg berichtet, ist der Zar fest ent- chlossen, das Regime der loyalen Ver- Sächfisches. H-he«st-i«'Er«stthal, 23. Juli 1906. »ett-rvorauSfage de, Kgl. Sächs. Meteorologischer- Institut« zu Dresden. Kür Dienstag: Schwache südliche Winde, vielfach heiter, stellenweise Gewitter, Temperatur nicht erheblich geändert. 24. J«lt: Tagesmittel -1-16,2°, Maximum -s-19 4« Minimum -s-10,4°. — In der zweite« Dekade deS Juli stellten sich die WitteriMgSverhältniffe nach den Beobachtungen der hiesigen meteorologischen Station wie folgt: tretung, welches er durch seine Gesetzgebung vom 30. Oktober 1905 seinem Volke zugestanden hat, aufrecht zu erhalten. Aus diesem Grunde habe die Auflösung der Duma stattge- ünden, deren Beratungen und Hebelgriffe das neue Regime ernstlich zu erschüttern drohten. In der Residenz herrscht vollkommene Ruhe. Die Stimmung in den intelligenten Kreisen ist angesichts der Tatsache, daß die Regierung den Kampf aufnimmt, teilweise gedrückt, teil- weise befriedigend. Es wird hervorgehoben, daß die Duma keine praktischen Ergeb- nisse erzielen konnte, ihre Tätigkeit vielmehr dem Wohle des Volkes und Landes gegolten habe. In den Kreisen der Intelligenz wird ein politischer Generalstreik e r n stli <! befürchtet. Der Kongreß der revolutionären Parteien, der in Moskau beriet, hat die Einberufung einer konstituierenden Versammlung mit der Forde rung des gleichen, allgemeinen und geheimen Wahl rechts ohne Unterschied der Nation und Religion be schlossen. Petersburg ist ruhig. Die Meldungen aus dem Innern des Landes beweisen, d^aß man überall ne Maßnahmen der Regierung voraus- gesehen hatte. Niederschläge Niedrigste Höchste Temperatur Tag. in Lit. Pro Tem ¬ Tem ¬ mittags Quadr.-Met. peratur. peratur. 12 Uhr. 11. 12.8 25.4 25.3 12. 3.9 14.1 19.9 15.6 13. 5.3 10.8 15.6 12.4 14. 8.6 9.3 18.3 15.4 15. 8.7 21.6 19.6 16. 0.0 13.2 19.5 14.9 17. 1.9 13.8 22.1 21.3 18. 12.4 26.8 25.6 19. 17.9 29.1 270 20. 0.0 13.8 23.8 16.1 (Fortsetzung folgt.) „Und nun mein lieber Herr Horst —" schließt sie, ihm die Hand reichend —" beherzigen Sie meine Worte! Heiraten Sie Ihre DoloreS bald oder — Sie heiraten sie nie! Wenn Sie meine Hülfe brau chen — ich bin bereit. Leben Sie wohl, lieber Freund! Und — vorwärts!" AIS Miß Harrison gegangen, bleibt Günter in einer schwer zu beschreibenden Stimmung zurück. Wie treibt ihn sein Herz, die Geliebte so bald wie möglich hetmzuführen I . . . Und doch, wie kann er eS! Selbst, wenn sie sein Versprechen, die Verlo bung noch als geheim zu betrachten, aufhöbe — die guten Eltern daheim haben ja noch keine Ahnung von der Existenz dieses bezaubernden, launenhaften, schönen Geschöpfes! Was würden sie sagen, wenn der Sohn plötzlich mit einer Gattin in den Frieden von „Waldruhe" hereingeschneit käme! . . . Die Lust zum Malen ist ihm für heute ver gangen. Nachdenklich setzt er sich an den Schreib tisch und stützt den Kopf in die hohle Hand .... Als gleich darauf Professor Wallhoff seine lange Mähne hinter dem Vorhang hervorsteckt, um zu sehen, ob die Luft rein ist, erzähl! Günter ihm seine ! ganze Unterredung mit Miß Harrison und bittet 1 um Rat. Der blonde Hüne hat ruhig zugehört, nur hier und da mit dem Kopfe nickend oder ein beifälliges Grunzen ausstoßend. „Vernünftiges Frauenzimmer — daS!,, brummt er, als Günter seine kurze Erzählung beendet. „Ganz meine Meinung! Diese verflixte Kreolin ist nur durch eine feste Faust im Zügel zu halten, onst macht sie eine Dummheit über die andere. Ich glaube, ihr Herz ist gut — aber, aber " Wieder eine von DoloreS' Launen! Und eine herzlose dazu! Sie muß doch wissen, wie wehe sie ihm damit tut! Gesenkten Hauptes schreitet er den zypressen umsäumten Weg entlang. Seine Verstimmung muß deutlich auf seinem Gesicht ausgeprägt sein. Denn plötzlich springt hinter einem dicken Baumstamm ein zierliches Figür chen mit Hellen Lachen hervor, während sich von hinten zwei kleine Hände auf seine Augen legen. „Kuckuck, Brummbär! Wer ist's?" „DoloreS!" Wie mit einem Zauberschlag ist die Wolke von , son sich ein wenig niedergelegt hat. Sie war heute Nacht krank und früh, ganz gegen ihre Gewohnheit, schon aus. DaS alles hatte sie müde gemacht. Jetzt schläft sie wie ein Murmeltier. Da schlich ich auf den Fußspitzen hinaus, pflückte diese Blumen im Garten —" sie deutet auf einen kleinen, zierlich geflochtenen Korb, der an ihrem Arme hängt — „und versteckte mich. Du solltest Dich zuerst ärgern. Dann ist die Freude um so größer!" Mit beiden Händen greift sie in den Korb und wirft Günter eine Ladung duftender Rosen ins Gesicht. Günter muß lachen über ihr drolliges Wesen. Und doch berührt ihn auch jetzt wieder etwas selt sam abstoßend. „Die armen Blumen!" ruft er bedauernd, zur Erde blickend, wo DoloreS bereits achtlos ein paar herrliche Zentifolien zertreten hat. „Pah! Arme Blumen!" höhnt DoloreS. „Wo zu sind sie denn da? Blumen haben doch keine Gefühle!" Damit wirft sie daS leere Körbchen über daS gußeiserne Gitter der „Billa RomuluS", ergreift Günter beim Arm und zieht ihn mit sich fort. Und er kraute sich achselzuckend am Kopf. Günter wird immer nachdenklicher. Mit gren- zenlosem Vertrauen hängt er an dem älteren Freunde und Lehrer, dessen Urteil ihm oft mehr gilt als das eigene. „Also auch er stimmt mit Miß Harrison über ein! Auch er! —" Noch unentschlossen in dieser für ihn augen blicklich wichtigsten Angelegenheit begibt er sich nach zwölf Uhr auf den Weg zur „Villa RomuluS". DoloreS hat ihn gestern abend für diese Zeit zum Besuch aufgcfordert, und sein Herz schlägt rascher bei dem Gedanken, daS geliebte Mädchen binnen wenig Minuten wiederzusehen. Um so unangenehmer überrascht ist er, als der Diener ihm meldet, daS gnädige Fräulein sei aus gegangen. Schweigend reicht er dem Manne seine Visiten- karte. Dann verläßt er mißgestimmt und entmutigt das Haus. seiner Stirn hinweggewischt. Hellster Sonnenschein leuchtet wieder auS dem frischen JünglingSantlitz. „DoloreS! Meine DoloreS!" „DaS war eine Überraschung, wie?" lacht das Mädchen. „Ich habe extra gewartet, bis Miß Harri- KrimhUde Isenburg. Roman von Erich Friesen. 30. Forts. (Nachdruck verboten.) So zieht sich denn der Professor zurück, während Günter der Dame gegenüber Platz nimmt. Miß Harrison schlägt den Schleier zurück. Voll Erstaunen blickt Günter in ein bleiches, müdes Gesicht, auf dessen Wangen zwei hektisch rote Flecken brennen und das seit gestern um Jahre gealtert erscheint. Ohne lange Vorrede geht sie direckt auf ihr Ziel lo§. Sie liebt ihre junge Schutzbefohlene und ersehnte ihr Glück. Sie wisse um die Neigung der beiden jungen Leute für einander und wünsche, daß die Verbindung, bald, sehr bald stattfände. Jede unnötige Verzögerung sei vom Übel. Dolores liebe Herrn Horst von ganzem Herzen; aber sie sei wetter wendisch und allen möglichen Einflüssen zugängig. Als sein ihm angetrautes Weib wäre sie all diesen bösen Einflüssen entzogen. Er möge nicht dawider sprechen, DoloreS sei einmal so, und gerade diese sprunghafte Launenhaftigkeit sei vielleicht einer ihrer stärksten Reize. Aber auch die größte Gefahr für sie. Abenteurer, Glücksritter jeder Art, wie etwa der russische Fürst Orlowski oder der verschuldete Marchese Antonelli, umschwärmen sie und verdrehen Ihr den Kopf — von dem Einfluß ihres Onkels, des nicht ganz sauberen Herrn Bernardo Rosso, gar < nicht zu reden. Bei Erwähnung des letzten Namens iiberfliegt 1 ein leicht Zittern Miß Harrisons Körper. Sie beherrscht sich jedoch schnell und steht lächelnd auf.
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