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Anzeiger Erscheint jede« Wochentag abends für den folgender» Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1^b durch die Post Mk. i yZ stei in'S HauS. Inserntr nehmm außer der Expedition auch die Austräger auf dem Land« entgegen, auch befördern die Annoncen expeditionen solche zu Originalpreisen. Hohenstein Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf» Knga«, Hermsdorf, Hernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tisichheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. AnTtsblcrtt für das Königliche Amtsgericht und den ÄtadtraL zu hohenfteinErnstthal. " "» 1—. W>"I. ———SS— Nr. 168. Dienstag, den 24. Juli 1906. Htz. Jahrgang. Grgcrn Ei« über Es wird darauf hingewiesen, daß das Radfahren durch die Straßenunterführung zwischen der Wei«kellerftratze und der Schützenstratze strengstens verboten ist und daß Zuwiderhandlungen nach 8 366/" des ReichSstrafSgesetzbuchs mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder Haft bis zu 14 Tagen ge- ahndet werden. die Revolution gemacht, das heißt von'des Herrn Prof. Ernst Hasse in Leipzig neuem eine Anleihe bewilligt hätten; bei den un-'in Erwägung zu ziehen. sicheren inneren Verhältnissen und der revolutionären Sprache der Duma verloren die größten Optimisten den Mut, und kleinere Anleihen, die in Aussicht standen, konnten dem Riesendefizit, das durch den Druck, der auf Handel und Wandel in Rußland lastet, naturgemäß stets vergrößert werden muß, nicht aufhelfen. So entschloß sich die Regierung zum Aeußersten, gedrängt auch durch den „Verband* wahrhaft russischer Leute, die sich rühmen, stark genug zu sein, um der Revolution ein Halt zu ge bieten. Man befürchtet in Rußland nun einen Bürger krieg. Ob's aber dazu wirklich kommen wird, ist zum minde st en zweifelhaft. Wenn dem Zaren das Heer treu bleibt, was nach vielen Meldungen und nach der Meuterei im PreobraschenSki- Regiment allerdings ebenfalls zweifelhaft erscheint, so mag es der Regierung gelingen, die Oberhand zu behalten und sich durch einen furchtbaren Aderlaß am eigenen Volke wieder Geltung zu schaffen. Die Rückkehr zum alten absoluten Re giment bleibt aber ausgeschlossen; denn Verfassungen, die einmal gegeben sind und im Volke Wurzel gefaßt haben — und in dieser Hinsicht hat die Duma sicher für die Konstitution erfolgreich gewirkt — können nicht wieder genommen werden. Selbst die äußerste Schärfe hat eine derartige Be wegung nie auf die Dauer niedergehalten; sie kann höchstens eine Erschöpfungspause schaffen und in dieser eine maßvolle Neuordnung friedlicher Zustände anbahnen. Daß dies aber bald gelingt, ist ausgeschlossen; denn der in die dumpfen Bauernmassen geworfene Gedanke der Land enteignung, der bei den Wahlen von den Kandidaten fast aller Parteien angenommen und von der Duma gebilligt wurde, muß eine ungeheure Feuersbrunst entfachen, die nur im Blute gelöscht werden kann. Jedenfalls steht das unglückselige Land vor neuen blutigen Kämpfen, die es dem Zerfall entgegen- drängen. Der Entschluß der Regierung, der Re volution ein Halt entgegenzurufen, war notwendig, und im Interesse des Landes muß man wünschen, daß ihre Energie siegt; aber mit voller Zuversicht wird sie selbst dem Kampfe nicht entgegenblicken können. (Siehe auch unter „Zur Lage in Rußland".) andere verloren gegangen sind, hieran mit ca. 1 Million beteiligt sind, so entfällt doch auf die G e - hilfenschaftdergewaltigeVerlustvon 1 Million Mark. Rund eine halbe Million haben, die St re i k Unterstützungen beansprucht, die andere Hälfte kommt auf den Berdienstausfall, den ca. 4500 Arbeitslose während der Unterstützungsdauer zu erleiden hatten. Die nutzlose Vergeudung dieser Riesensumme hätten die Gehilfen durch die Errichtung einer Tarifgeineinschast, analog dem Buchdruckertarif, die ihnen dank dem Entgegenkommen der Prinzipale genug Vorreile ver sprach, leicht vermeiden können. «Aus dem -Auekande. amerikanischer Großindustrieller de« de«tfche« Kaufmann. AuS B o st o n wird geschrieben: Der in Deutschland gut bekannte Großindustrielle und Präsident der „Reciprocal Tarifs League", Eugene R. Fost, ist unlängst wieder hierher zurückgekehrt und hat seinen Landleuten über die in Deutschland gemachten Beobachtungen u. a. folgende interessante Mitteilungen gemacht: „Die Zeil dürfte nicht mehr fern sein, wenn England, ungeachtet der Prosperität, der es sich trotz seiner offenen Märkte gegenwärtig erfreut, sich der Erkenntnis nicht länger wird ver schließen können, daß Deutschland, während eS seine eigenen Märkte schützt, sich im Welt handel eine Machtstellung erobert. Nachdem Deutschland sieben Jahre lang an der Ausarbeitung seiner Tarifsätze gearbeitet hat, hat eS jetzt den wissenschaftlichsten Tarif der Welt. Wie ich mich überzeugt habe, ist man dort ebenso über die Zolltarife in aller Welt und deren Wirksamkeit, wie über die in anderen Ländern vor sich gehende Tarifagitation informiert. Ueber meine eigene hiesige Tätigkeit zu gunsten der Reziprozität wußte man drüben ebensogut Bescheid wie hier. Deutschland zieht bei der Berechnung, wo es seine Materialien ist am Sonnabend im ungarischen Abgeordnetenhaus eine amtliche Erklärung abgegeben worden. Der Abgeordnete Gustav Gratz richtete au die Re- gierung die Anfrage, ob die Zeitungsnachricht wahr sei, nach der Oesterreich-Ungarn gemeinschaftlich mit Deutschland zur Unterdrückung der russischen Agrar unruhen eine bewaffnete Intervention oorbereite. Ministerpräsident D r. Wekerle erklärte die Nachricht für vollständig unwahrs Oesterreich-Ungarn habe nie eine dahingehende Ab sicht gehegt. Oesterreich-Ungarn halte in seiner äußern Politik an dem Grundsätze fest, sich nicht in Angelegenheiten fremder Staaten zu mischen. Der Besuch des Deutschen Kaisers in Wien sei ein Akt rein freundschaftlichen Charakters gewesen, der in keinerlei Beziehung zu derartigen Bestrebungen gestanden habe. Die Stichwahl t« Hage«. — Für die Stichwahl im Wahlkreise Hagen-Schwelm empfiehlt das Wahlkomitee der nationalliberalen Par- tei für den freisinnigen Kandidaten Cuno zu stim- men, das gleiche beschlossen die Christlich.Sozialen. Das Zentrum stellte es den Wählern frei, für Cuno zu stimmen, macht ihnen aber zur Pflicht, nicht für den Sozialdemokraten einzutreten. Nach diesen Be schlüssen darf als wahrscheinlich angesehen werden, daß der Freisinnige in der Stichwahl siegt. Rtichstagsabgeordneter Jessen s. Aus Kopenhagen wird gemeldet, daß dort der deutsche Reichstagsabgeordnete Jessen, der Ver treter des Wahlkreises 1 SchleSwig-Holstein (HaderS- leben-Sonderburg) in der Nacht zum Sonntag in einer hiesigen Klinik infolge einerGallen- stein-Operation gestorben ist. Vom 15. deutsche« »u«desschietze« i« München. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, den 21. Juli 1906. 0r. Dierks» stellv. Bürgermeister. Die Vertrauensmänner der Ordnungsparteien im 10. Reichtagswahlkreise hatten am Freitag nachmittag hier im Restaurant Reichskanzler eine Besprechung über die Stellungnahme zur bevorstehenden Nachwahl. Wie berichtet wird, ergab die Besprechung die all- seitige Ueberzeugung von der unbedingten Notwen- digkeit geschlossenen Zusammengehens aller bürger- lichen Parteien. Es soll nach einstimmigem Beschluß den Parteien empfohlen werden, die Kandidatur Das deutsche BundeSschießen fand am gestrigen Sonntag nachmittag seinen offiziellen Abschluß durch die Uebergabe der Preise, welche von dem Prinzen Ludwig persönlich vorgenommen wurde. Den Ehren- preis des Kaisers gewann Handelslehrer Viktor Jung-Stuttgart, den Ehrenpreis des Kronprinzen Kaufmann Sebastian Albl-Kempten. Was große Streiks koste«. Große Streiks verschlingen bekanntlich enorme wirtschaftliche Werte in unglaublich kurzer Zeit. Das sieht man wieder an der jetzt bereits über 13 Wochen dauernden L o h n be- wegung im Steindruckgewerbe. Der durch den Streik entstandene Gesamtschaden beläuft sich auf mindestens 2 Millionen Mark. Wenn auch die aussperrenden und die in den Streik versetzten Firmen, denen viele Aufträge liegen geblieben, Vo« den Unruhe« i« Zürich, die, wie bereits berichtet, von streikenden Arbeitern hervorgerufen worden find, und wobei eS bereits zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen war, gehen uns weitere Einzelheiten zu: Am Freitag um- zingelte die Polizei im Streikgebiete eine Möbel fabrik, aus der tags zuvor ein Stein auf ein mit Polizisten besetztes Automobil geworfen und ein Mann verletzt worden war. Als die Beamten in die Fabrik eindrangen, um den Täter festzustellen, traten sämtliche Arbeiter zusammen, drohten mit neuen Angriffen, verweigerten jede Auskunft und zwangen die Polizei zum Abzüge. Nun rückte eine zahlreiche Poltzeimannschaft auS und verhaftete etwa 23 Arbeiter, die alle vor Gericht gestellt werden. Bis zur Stunde sind 50 Personen festgenommen, darunter eine Reihe von Deutschen und etwa acht Oesterreicher. Das nun massenhaft eingerückte Militär macht allen Ansammlungen gegenüber kurzen Prozeß. Jedes Streikpostenstehen ist nunmehr von der Regie- rung definitiv untersagt. Zwischen Arbeitern und Kavallerie und Polizei kam es nachts neuerdings zu ernsten Zusammenstößen. Eine Reihe von Ver- letzungen, darunter auch solche von Polizisten, war neuerdings die Folge. Heute umstellen Infanterie- Abteilungen alle Bauplätze und Fabriken zum Schutz der Arbeitswilligen. Infolgedessen haben einige hundert Maurer die Arbeit wieder ausgenommen, 2000 find abgereist. Am Sonnabend morgen haben die Bäckergesellen die Arbeit eingestellt, dagegen ist eine Verständigung zwischen Schreinern erfolgt. Die Streikaussperrungen wurden am Sonnabend aufge hoben. In der Freitagnacht hatte eine Abgeordneten oersammlung der gesamten Züricher Arbeiterschaft über den Antrag der sofortigen Proklamierung eines Generalstreiks zu entscheiden. Mit 187 gegen 123 Stimmen wurde dieser abgelehnt. Die Z«k««ft Kretas. Die Frage neuer Zugeständnisse an die natio- und die Verstopfung der DarlehnSquelle des Aus landes durch innere Wirren bedeutet für seine Re gierung den Anfang vom Ende. Wäre eS gelungen, ein parlamentarisches Ministerium zu bilden, so wäre eS möglich gewesen, daß Frankreich oder Deutschland aufs neue eine Wette auf den Sieg deSZarentumS über «Aue dem Keiche. Der Kaiser i« Molde. Während der Fahrt von Drontheim nach Molde, die bei gutem Wetter stattfand, hörte de rKaiscr einen Vortrag deS leitenden Ingenieurs über Dampf turbinen. Vor Molde, wo die Ankunft Sonnabend abend 7 Uhr erfolgte, ankerten die Schiffe des I Geschwaders, deren Besatzung bei der Einfahrt der Hamburg paradierte. Abends kani Prinz Adalbert an Bord. Heute vormittag hielt SetneMajestät den Gottesdien st ab und begab sich sodann zum Frühstück auf das Linienschiff Kaiser Wilhelm II, Fl auf welchem der Großadmiral von Köster seine agge gesetzt hat. Z«r Reichstagsersatzwahl im Wahlkreis- DSbeln-Waldheim. nissen beruhenden Basts, hatDeutschland für ganz Europa einen kommerziellen Zollverein geschaffen, besten Mittelpunkt eS selbst bildet. Mit jeder Natton hat Deutsch land Tarifzugeständniste auSgekanscht und sich da durch selbst Vergünstigungen gesichert. Während der nächsten zehn Jahre wird dar Land gedeihen, wie nie zuvor. Im letzten Jahre find nur 50000 Deutsche auSgewandert, während 130000 Personen Englands Küsten verlassen haben. Deutschland hat eine wirksamere kommerzielle Organisation, als irgend eine andere Nation der Welt. Seine 60000000 Be- wohner bilden eine vorzüglich organisierte Armee von Arbeitern, die England und jeder anderen Natton der Welt das Feld streitig zu machen weiß. Ich habe mehr deutsche Geschäftsreisende in Italien an- getroffen, als Engländer und Amerikaner zusammen genommen. Die Deutschen sind die aggressivsten Geschäftsleute der ganzen Welt. Sie beherrschen das Ozean-Passagegeschäft, und ich war überrascht über die Vollkommenheit ihrer heimischen Fabrik-Organi sation. Das ganze Land ist eine große organisierte Werkstätte." Au dem Gerücht über et«e» Einmarsch deutscher u«d österreichischer Truppe« in Rußland Die Peichsduma aufgelöst. Die Entscheidung in Rußland ist gefallen. Durch einen StaatS st reich des Zaren ist die Duma aufgelöst worden. So, wie in den letzten Monaten, konnte es aber auch nicht weitergehen und da die Regierung die Hoff nung aufgegeben hatte, mit der Duma zusammen arbeiten und auS den Reihen der Kadetten ein Ministerium bilden zu können, hat sie den gefähr lichen Schritt gewagt, die Duma nach Hause zu schicken und die revolutionäre Bewegung mit „eiserner Faust" niederzuschlagen. Die Duma hat sich in ihrer Redewut und ihrem verständnislosen Radikalismus unfähig gezeigt, positiv mit der Regierung zu arbeiten, sie hat ihre Zeit mit Debatten über die Abschaffung der Todesstrafe, den Erlaß einer vollständigen Amnestie, das Mißtrauensvotum gegen die Regierung usw. verbraucht und nur einmal positiv gewirkt, als sie die Gelder zur Linderung der Hungersnot be willigte. Bei der Regierung scheint bald der Wille, dem Parlamente entgegenzukommen, vorhanden ge wesen zu sein, bald auch das Bestreben, die radikale Duma an sich selbst sterben zu lassen. Die Lage änderte sich, als die wichtigste aller russischen Fragen, die Landfrage, zur Debatte kam und die Duma Miene machte, in einer öffentlichen Erklärung gegen die Regierung Stellung zu nehmen und so zum allgemeinen Bauernkrieg aufzurufen; denn die Ent eignung der Großgrundbesitzer gegen den Willen der Regierung konnte nur im blutigen Kampfe ge schehen. Volk und Volksvertretung sollten die Re gierung beseitigen, die die Not des Landes nicht beseitigen könne und wolle. Dem Aufschäumen deS Radikalismus folgte zwar die Ernüchterung, als die Nachrichten aus dem Südosten des Reiches zeigten, wie entsetzlich die Agrarrevolution sich selbst in ihren Anfängen zeigte, und als eine sicherlich von der Regierung lancierte, wenn auch später von ihr abgeleugnete Meldung durch die Wandelgänge deS Parlaments schwirrte, daß Deutschland und Österreich zu einer militärischen Intervention be reit seien, falls offene Revolution gewagt werden sollte. Diese Nachricht war unwahr; aber sie tat ihre Wirkung, und als es zur Abstimmung über die Erklärung kam, enthielten sich 101 Volksver treter der Stimme, während 124 einer milderen Fassung der Resolution zuftimmten und 53 mit Nein votierten. Bei der Regierung aber hatte die Absicht der Duma, eine solche ungeheuerliche Er klärung zu erlassen im Verein n.it den Schreckens nachrichten von den Attentaten in Sebastopol und Peterhof allmählich den Willen reifen lassen, eS zum Biegen oder Brechen kommen zu lassen, zumal auch die Finanzlage, die nach dem späten Eingeständnis des Finanzministers Kokowzew trostlos ist, zur Aenderung der Lage drängte. Solange in Rußland die Duma bra marbasierte und die Blutnachrichten aus allen - Teilen deS Landes nicht aufhörten, sind, wie ebenfalls der Finanzminister in der Budget kommission zugestand, neue ausländische Anleihen nicht erreichbar. „Die budgetären Lasten des Reiches aber sind zu groß für die Kräfte des Landes." Ruß land braucht Geld, um den Bankerott hinauszuschieben, am billigsten kaufen kann und wo seine Bemühungen zwecks Erweiterung seiner Ausfuhr den meisten Er folg versprechen, die ganze Welt in Betracht. Mittels geschickter und wissenschaftlicher Vereinbarung von HandelSver-, trägen mit anderen Nationen, auf Grund von nalen Wünsche der Kreter wurde, wie man aus Athen Reziprozität oder einer auf gegenseitigen Zugeständ-I schreibt. auch vom Oberkommissar Prinzen Georg in