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Rr. 167. Amtsblatt. Sonntag, den 22. Juli 1906. 2. Beilage. Das XV. deutsche Bundesschießen in München ist am Sonntag durch einen Festzug eröffnet worden, der ein überaus künstlerisches Gepräge trug. Ueberhaupt hatte die Hauptstadt Bayerns bei dieser Gelegenheit wieder einmal gezeigt, daß sie ihres alten Rufes als Künstlerstadt immer noch würdig ist. Die Dekoration der Stadt war in ihrer Ursprünglichkeit über jedes Lob erhaben, sie war keines wegs auf den Ton gestimmt, der sonst die festliche» Ausschmückungen von Städten bei feierlichen Ver anlassungen auSzeichnet. Jede einzelne Straße zeigte entsprechend ihrer architektonischen Eigenart eine besondere Dekoration, und ganz besonders entzückt? die fein nuancierte Farbenpracht, welche der Stadt ein ganz eigentümliches Gepräge verlieh. Aus allen deutschen Gauen waren die Schützen herbei geeilt, und so gestaltete sich denn das diesmalige Bundesschießen zu einer gewaltigen und erhebenden Demonstration für die deutsch-nationale Gesinnung. Der Prinz-Regent wohnte mit seinem gesamten Hofstaate dem festlichen Umzuge bei, und Prinz Ludwig, der bayerische Thronfolger, hielt bei dem Fest bankett eine kluge politische Rede, die von wirklich deutschen vaterländischen Gedanken getragen war. Toto. Line wahrhafte Eselgeschichte von M. von Eken sieen. lNachdruck verboten.) Kart Dietrich VolleniuS hatte nach glänzend be standenem Examen Paris ausgesucht, um an der Nationalbibliothek Quellen zu seiner historischen Doktorarbeit zu durchforschen. Er war hier in denselben Fehler verfallen, wie während seiner Universitätszeit in Deutschland: Er hatte sich mit übertriebenem Eifer in die Arbeit ge stürzt und sich kaum die notwendige Nachtruhe ge- gönnt. So war es denn nur zu begreiflich, daß er bei der Julihitze nervös überreizt wurde. Dem von seiner freundlichen Pensionswirtin herbetgerufenen Arzt war der Grund des Übels so fort klar. Er empfahl Landaufenthalt, Waldluft, weite Spaziergänge und einfache, aber reichliche Kost. AIS sich Herr VolleniuS zu dieser Kur bereit erklärte, legte ihm der Arzt noch ganz besonders ans Herz, alle Bücher, überhaupt daS Studium für die Zeit seines Landaufenthaltes gänzlich bei Seite zu legen. „Ein Dors mit völliger Ruhe, Wald und Wasser!" seufzte der junge Gelehrte, der in allen Dingen, die nicht sein Fach betrafen, schrecklich unbeholfen war, „wie soll man das in der Nähe von Paris finden?" Germaine, die kleine, rundliche HauSmagd, die gerade die Stube ein wenig aufräumte, sah den hageren, blassen, jungen Mann mit ihren fröhlichen Augen zuversichtlich an und sagte: „Wenns weiter nichts ist, so wüßte ich schon Rat!" „Sie, Germaine?" „Gewiß! eine Schwester von mir ist in „Boissy am Wald", einem kleinen Dörfchen drei Stunden nördlich von der Bahnstation Chaumont verheiratet. Sie hat mir zu Anfang des Sommers schon ge schrieben, daß sie in ihrem bescheidenen Häuschen ein überzähliges, sauberes Zimmer hat, das sie gern vermieten möchte, aber in ein so weltvergessenes Dorf zieht nicht so leicht jemand, trotzdem eS schön am Walde liegt und ein klarer Bach eL durchfließt." „Aber daS wäre ja ganz, was ich brauche!" rief der junge Deutsche erregt, und nach einer Stunde schon eilte der Brief zu Germaines Schwester. Nach drei Tagen kam die Antwort, und da alle Bedingungen zusagten, brach Herr Karl Dietrich gleich am folgenden Tage auf. ES war ein glühend heißer Julitag voll Sonne; kein Wölkchen war am Himmel und in den Wagen abteilen war eS unerträglich schwül; voll Ungeduld harrte der nervöse, überarbeitete junge Mann dem Ende der Eisenbahnfahrt entgegen, um mit dem telegraphisch bestellten offenen Wagen nach Boissy am Walde zu fahren. In Chaumont, wo er ausstieg, war am AuSgang des kleinen Bahnhofes nichts zu sehen, «IS ein zwei- räderiger, niedriger Karren, mit einem Esel bespannt; in dem Karren stand ein Stuhl und auf dem Stuhl saß ein junger Bengel von 18—20 Jahren und schlief. Ratlos sah sich Karl Dietrich um; dann wandte er sich an einen niedrigen Bahnbeamten und sagte, wolle er nach Boiffy, man habe ihn mit dem Wagen abholen sollen, aber es schien vergessen worden zu sein. Doch der Mann ließ ihn nicht ausreden, sondern rief dem Schläfer im Karren im landesüblichen Dialekt zu: „Heh! Frikottin, da ist der Herr für Boissy!" Der Junge fuhr auf, rieb sich die Augen, kletter te langsam aus dem Wagen, schob seinen breitran digen Strohhut auS dem sommersprossigen Gesicht, und sagte mit einem Grinsen, das eine tadellose Doppelreihe weißer, breiter Zähne sehen ließ: „Na also, steigen Sie nur ein; in zwei Stunden sind wir an Ort und Stelle, wenn Toto brav ist I" Der Blick des jungen Gelehrten eilte mit einem seltenen Leuchten vom kleinen Karren zum Führer und dann zum Esel; blitzschnell fuhr es ihm dann durch den Sinn, daß er bet all seiner Gelehrsamkeit doch noch in gewissen Dingen zurückgeblieben war, denn er hatte noch nie einen Esel anders als im Bilde gesehen, und seine Vorstellungen waren daher ganz verkehrte gewesen. Er hatte an ein Tier mit sanften weichen Fell, zierlichen Beinchen und den historischen langen Ohren gedacht, aber dieser Esel hatte eine graubraune, schuppige Haut, wie ein Rhinozeros, krumme schlotterige Beine, an den Knie- gelenken und über den Augen lange, weiße Haar- büschel und die Ohren hingen herab wie bei einem Kaninchen allerlävgster Schlappohrrasse. Mit einem Lächeln, daS er nicht ganz zu unterdrücken vermochte, fragte er, ob das der Wagen von Madame Bilon fei, und als Frikottin eindringlich seine Einladung wiederholte: „Der Wagen für Boiffy, Herr, steigen Sie nur ein I", da sagte er, eS sei ihm lieber, den Weg zu Fuß zurückzulegen, man solle nur seinen Handkoffer aufzulbden. Nun ging's in der heißen, sengenden Sonne auf schmalen Wegen landeinwärts, an goldigwogen den Feldern vorbei; vorn Karl Dietrich mit Frt- kottin, der alle zehn Schritte den Kopf zurückwen dete und ermunternd dem rechts und links am Wege naschenden Esel zuries: „Vorwärts, Toto, drei Stunden Weg muß auch der dümmste Esel in zwei Stunden machen I" Hier und dort ivars ein dunkler Waldstreifen etwas Schatten, eine Straßenschenke lud zur Rast und man erquickte sich an säuerlichem Landwein, der lauwarm war, wie das Wasser aus dem Schöpf brunnen, das Toto mit langen Zügen schlürfte. Nach einer Stunde kam mehr und mehr Wald; eine köstliche, würzige Luft, wie Karl-Dietrich sie seit langem nicht genossen hatte, wehte umher, der nahende Abend trug linde Kühle herbei und freudig schritt er auS. Frikottin, der bis zum ersten Rast trunk ziemlich einsilbig gewesen wvr, meinte jetzt mit einem listigen Blick: „Wenn wir noch weiter so auSschreiten, machen wir auch die drei Stunden in zwei!" Karl-Dietrich lächelte. Der Bursche hatte die Wendung wohl nicht ohne Nebengedanken gebraucht, und da er keck zu sein schien, fragte er ihn um Land und Leute in Boissy aus. Bald wußte er denn, daß das Dorf eigentlich nur auS acht Häusern be stehe, der Gottesdienst in Bally stattfinde, daß die Bauern nicht arm und nicht reich seien, vom Feld bau und Holzhandel lebten, und daß zehn Minuten westlich vom Ort ein großes schönes Schloß sei Mit einem schlauen Augenzwinkern nannte er sich: „auch ein früherer Angestellter der früheren Schloß herrin, Gräfin von Langres"; er hätte sein eigenes Häuschen hinter dem Park, und wenn „der Herr Professor" schöne Eier, gulgefütterte Stallhasen, Singvögel zum Braten wolle, solle er ihn nur auf suchen. Bei dem Gedanken an die gebratenen Singvögel schauderte Karl-Dietrich; gerade durchfuhren sie den Buchenwald und ein süßes, halboerträumtes Zirpen und Gurren der die Nachtruhe aufsuchenden Wald vögel schmeichelt sich ihm ins Ohr. — „Brav, Toto, dummer Esel! Hast in zweiein viertel Stunden den Weg gemacht l" rief plötzlich Frikottin und deutele mit seinem Peitschenstiel nach einem Häuserkomplex, der sich schneeweiß mit hell roten Dächern vom dunklen Waldhintergrund abhvb. Es war das Reiseziel; auch Toto hatte die He mat erkannt und mit den steifen, langen Beinen schritt er etwas eiliger aus; wie er oorüberkam, wunderte sich Karl-Dietrich über die fahlen, eingesunkenen Augen deS Esels und über die seltsame, harte, schuppige Haut, die auch die langen, schwer herab hängenden Ohren bedeckte. Das Stübchen bei Madame Bilon war sauber und freundlich, das Bett gut, die Waldlust köstlich und die einfache, kräftige Kost tat ihr übriges, sodaß Herr VolleniuS sich schon nach wenigen Tagen sehr gekräftigt fühlte. Er machte weite Spaziergänge, schlief prächtig und unterhielt sich mit den schlichten Landleuten. Nur von den Eseln sprach er nie wieder, seit er, es war gleich am ersten Tage ge wesen, daS seltsame Lächeln gesehen hatte, als er gefragt: „ob das hier eine eigene Raffe sei? Er hätte nie gewußt, daß die Esel solche schmutzige Schuppenhaut hätten." Aber gerade die Eselfrage beschäftigte ihn; alles Kleinholz aus dem Walde holten die Esel, die alle Toto hießen, und alle so entsetzlich verwahrlost aussahcn, wie der eine, mit dem ihn Frikottin, der AllermannShelfer, abgeholt hatte; alle Milch fuhren die Totos über Land, alles holten sie von der Bahn. Dabei schienen die KerlS hier zu Lande stumm zu sein. Nie hörte er sie schrei/:«, überhaupt, er sah sie nur als Vvrgespann zu dem wackeligen Karren, und meist war Frikottin der Lenker. DaS intriguierte ihn, er mußte Gewißheit haben, aber indirekt, um nicht wieder auSgelacht zu werden, die Gelegenheit mußte sich schon einmal geben. Die Zeit war ihm noch nie lang geworden, weil ihm alles neu war, gynz besonders aber interessierte ihn der herrliche Schloßpark mit seinen kleinen Seen, den alten, rauschenden Bäumen nnd seiner fast geisterhaften Stille. Einst hatte der Be sitz dem Grafen von LangreS gehört, deren Reichtum aber immer mehr zusammengebrochen war; die letzte direkte Erbin hatte vor einem Vierteljahrhundert t aS Schloß und den Park an einen Pariser Finanz- mann verkauft, um ihrer einzigen Tochter doch noch eine reiche Mitgift in die Ehe zu geben. Sie selber halte nur ein kleines, giebelgeschmücktes Gartenhaus, die einstige Fremdenwohnung für sich behalten, um orr ihr Leben zu beschließen. Es lag am äußersten Parkrande, wie ein Märchen aus hohen Rosenhecken hervorlugend. Sic war nun eine gelähmte achtzig, jährige Frau, die mit etwas kindisch gewordenem Geiste nur noch von Erinnerungen lebte und deren Träumen und Hoffen daS Wiedersehen ihres einzigen Enkels war. Als Kind war der kleine Leon all jährlich in der Ferienzeit zur Großmutter gekommen, und die einzige Freude ihres Lebens war dieses Kind, das seine Eltern überlebt hatte und nun im französischen Heere diente. Das hatte VolleniuS nach und nach aus den Wechselgesprächen erfahren, und die alte Frau im Rosenhäuschen beschäftigte ihn oft, wenn er durch die dunklen Parkwege schritt. Drei Jahre hatte sie den Enkel nicht gesehen, der nach Algier versetzt worden war; wie mochte ihr Herz sich nach dem Manne sehnen, dessen Liebe die einzige Sonne ihres Lebens war! Und eines Tages, als er wieder unter hohen Platanen an ihrem Rosenwinkel vorbeischritt und ein Windstoß ihm den Dust der Centifolien zutrug, traf ein Ohr ein lautes Vogelkreischen. Hinzutretend gewahrte er einen herabgestürzten, großen Käfig mit exotischen Vögeln. Wohl hatte der Wind den Fenstcr- lügel bewegt und den Käfig zum Fallen gebracht. Schnell entschlossen hob er ihn auf und schritt der grün gestrichenen Eingangstüre zu. Er wollte läuten, aber es war keine Klingel, kein Klopfer angebracht. Da klinkte er auf und trat mit seinem Käfig über die Schwelle. Er kam in eine dämmerige Vorhalle. In anftroter Tönung waren die Fenster gestrichen, Blattpflanzen und Blumen überall; und mitten in dem Blühen, auf einem Fahrstuhl, lag ein zierliches, altes Frauchen mit weißem Lockenscheitel unter weißer Spitzenfülle. Neben ihr, auf einem niederen Schemel saß eine gleichfalls ulte und grauhaarige Dienerin, die ihr scheinbar auS einem Andachtsbuch vorlas. Nachdem Karl-Dietrich sich entschuldigend denZweck seines Eindringens erklärt und sich oorgestellt hatte, brachte Marie, die Dienerin den Käfig wieder an Ort und Stelle in die oberen Räume, und die Gräfin bat den jungen Mann, ein wenig Platz zu nehmen. Mit Vergnügen gab er nach und bald waren sie in lebhaftes Gespräch verwickelt, da Karl- Dietrich, liebenswürdig und artig, auf die etwal schrulligen Ansichten der Greisin einging. Immer wärmer war sie geworden, als er das Schloß, den Park und ganz besonder- ihr roseuumspormene- Heim mit aufrichtiger Bewunderung lobt», und bald erzählte sie ihm von ihrem Enkel Leon, der seit acht Tagen im Hotel Metropole in Paris sei und sie bald besuchen werde. „Er ist mein ganzes Glück und da-einzige, war mich noch am Leben erhält," plauderte sie, mehr vor sich hinmurmelnd als dem Gaste zugewendet. „Und wie er überrascht sein wird, gerührt und dank bar ! Sein liebstes Kinderspielzeug, sein sanftes weichfelligeS Eselchen lebt noch. Wissen Sie, ich schenk« dem Tierchen das Gnadenbrot, er soll in Überfluß und Behagen seine letzten Jahre verleben. Einen Haushofmeister hat er sogar, Frikottin I Der muß ihn pflegen und füttern, ihn zu den Disteln auf die Weide führen, ihm ein weiches Suoybett schütteln und sein zartes Fell spiegelblank putzen I" Schon wieder ein Toto, dachte VolleniuS, und als die alte Dame schwieg, fragte er, wie von ohn- gesähr: „Es ist hier wohl ein echtes Eselland?" „Wieso?" sagte sie mit schnellem Aufschlag der dunk- len, tief eingesunkenen Augen; aber ohne Antwort abzuwarten setzte sie sich geschäftig hinzu: „Ganz im Gegenteil; eine Seltenheit sind die Esel hier zu Land. Ich habe damals Toto von weit her für Leon kommen lassen." DaS Gespräch wuder durch den Eintritt der Dienerin unterbrochen, drehte sich jetzt wieder um allgemeines, und als VolleniuS ssch nach einer Weile empfahl, sagte die Gräfin; „Lassen Sie sich einmal wieder sehen, wenn Sie durch den Park gehen, und — wenn Sie Toto beschauen wollen, so rufen Sie nur Frikottin an!" Frikottin, Toto, der Esel, die eine Seltenheit im Lande waren, daS alles beschäftigte den jungen Mann, als er langsam der Hütte deS Burschen zu- chritt, den er schon öfter aufgesucht hatte, um Eier zu kaufen oder ein GlaS frische Ziegenmilch zu trinken. Heute dachte er, daß er also doch recht ge habt, wenn er sich die Esel mir zartem Fell vorge stellt. Denn die Gräfin hatte dies ganz besonders an ihrem Toto hervorgehoben, und er war fest ent schlossen, sich nun bei Frikottin Klarheit zu ver schaffen. Als er zu der Hütte kam, vor welcher Frikottin mit seiner Tonpfeife saß, rief er ihm schon von weitem zu: „Heh da! Wo ist Dein Pflegebefohlener Toto?" „In seinem Palast!" gab der Bursche lachend zurück. „So stelle ihn mir auf besonderen Wunsch der Gräfin vor!" „Vorstellen?" grinste er, ohne sich von der Stelle zu rühren; „ei, daS ist doch überflüssig! Er war ja Ihre erste Bekanntschaft hier!" „Tölpel, ich meine doch nicht Deinen schmutzigen Lastesel, sondern den Toto vom Schloß, Herrn LeonS Toto." Respektwidrig lachte der Bengel auf und schlug sich breit mit der Hand auf den Schenkel: „Ja, glauben Sie denn, daß eS hier eine Kolonie von Eseln gibt? Wir haben nur einen einzigen Toto in ganz Boissy!" „Der daS Holz schleppt?" „Ei, das Vieh kann doch nicht jahraus, jahrein schlafen und fressen!" „Der ein Schuppenfell hat wie ein Rhinozeros?" „Soll ich vielleicht den Kerl striegeln wie ein Zirkuspferd?" „Aber man gibt ihm doch das Gnadenbrot?" „Und womit soll ich meine Ziege und meine Hühner füttern?" Karl-Dietrich fragte nichts mehr; ein großer Ekel hatte ihn erfaßt und ein noch größeres Mitleid mit dem armen Toto, der in seiner Jugend der ver wöhnte Gespiele eines jungen Grafen gewesen und der nun statt der Ruhetage zu genießen, daS ge plagte Lasttier des ganzen Dorfes war. Ohne Be sinnen schrieb er heimkehrend an die Adresse des Grafen Langres ins Hotel Metropole nach Paris, und erzählte ihm kühl und sachlich den Fall. Vier Tage später kam ohne Ankündigung der Graf an; nur VolleniuS war avertiert und holte ihn am Bahnhof ab; sie wandelten zu Fuß, und, daS Dorf umgehend, galt ihr erster Gang der Hütte FrikottinS. Als dieser den Herrn erblickte, schrak er zusammen, und als er den Befehl erhielt, sie nach Totos Stall zu begleiten, wollte er eine Ausrede suchen; aber eS half ihm nicht-. Da stand der arme Toto; statt deS StrohbetteS harteS Schilf und Kukuruzblätter, in der Krippe statt deS Hafers rauhen Häcksel. Er stand zitternd auf den krummen Beinen, schmutzig, schuppig und verwahrlost. „Toto!" rief Graf LangreS. Da gab eS ihm einen Ruck; er wendete den greisen Kopf, schlug die müden Lider auf und hob langsam die schlaffen Ohren. Noch am gleichen Tage putzten und säuberten >ie sämtlichen Bauern au- Boiffy Totos Stall, und siikottin wusch mit lauem Wasser das arme, so ange vernachlässigte Fell. In der Nacht schlief ;oto weich auf einem hochaufgeschütteten Strohlager, und in seiner Krippe lag körniger Hafer. Wimpern' Bart- und Kniehaare waren ihm gestutzt; die Ohren