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MIMMimS Sonnabend, den 27. Januar 1906. 56. Jahrgang. Erscheint n . Inserate jeden Wochentag abends für den folgenden Tqz und ^WW MM M MO nehmen außer der Expedition aucb die Au-trtger auf kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1^5 MM /M M^. M MM M^. .M dem Lande entgegen, auch befördern die Annonceu- durch die Post Mk. 192 frei in's Haus. IW MM Expeditionen solche zu Originalpreisen. für Höllenstein Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, HüttenMnd u. s. w. Amtsölcrtt für das Königliche Amtsgericht und den Atadtr^t zu Hohenstein Ernstthal. O^gcrn crller: Gr^tscherften» Nr. 21. -^««SSSSS! Am morgenden Sonnabend vollendet Kaiser Wilhelm sein 47. Lebensjahr. Es ist ein be deutungsvolles Jahr, das mit diesem Tage in der Zeiten Schoß versinkt, reich an freu digen, noch reicher an ernsten Ereignissen. Zu den freudigen Ereignissen zählt in erster Linie die Vermählung des Kronprinzen im Früh jahr vorigen Jahres, an der nach altem Brauche das deutsche Volk bis in seine weitesten Schichten hinein freudigen Anteil genommen hat. Dazu gehört ferner die Verlobung des Prinzen Eitel-Friedrich mit der Prinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg. Die Freude hierüber war umso größer, als kurz zuvor der Prinz von schwerer Krankheit genesen war. Reicher aber war das verflossene Jahr an ernsten, sehr ernsten Ereignissen, die sich aus der allgemeinen Weltlage ergaben. Der fran zösische Minister Delcass^ hatte geglaubt, wohl begründete deutsche Rechte mit Nichtachtung übergehen zu dürfen. Diese Selbstüberhebung hatte das Deutsche Reich in eine ähnliche ge fährliche Lage gebracht, wie im Sommer 1870, als der französische Botschafter Benedetti in Ems an den greisen Kaiser Wilhelm mit übermütigen und kränkenden Forderungen herantrat. Das deutsche Volk hat von der Gefahr der Lage im letzten Frühling wohl später, als sie nicht mehr so drohend war, Kenntnis erhalten. Der Kaiser aber hat die Sorge jener Krisis, die monatelang dauerte, tragen müssen. Auf ihm, als dem Haupte des Deutschen Reiches, der die sittliche Ver antwortung für sein Wohlergehen vor Gott und der Welt trägt, hat sie schwerer gelastet, als auf jedem anderen. Aber auch ohne daß es zum Kriege ge kommen ist, hat Kaiser Wilhelm durch seine Fahrt nach Tanger einen Beweis seines hohen Mutes abgelegt; denn durch den Besuch, den er dem Sultan von Marokko abstattcte, hat er den deutschen Standpunkt in unserem Streite mit Frankreich unverrückbar festgestellt. Er hat sich selbst in eigener Person den Folgen ausgesetzt, die das deutsche Vorgehen nach sich ziehen konnte. Das ist eine Mannestat, zu der mindestens ebensoviel Mut gehört, als zur Todesverachtung im Kriege. Man hat im Auslande, — und leider auch in Deutschland selbst — den Kaiser und seine Politik wegen dieses Vorgehens Frank reich gegenüber als herausfordernd und krie gerisch bezeichnet. Wir brauchen nicht auf die verflossenen 35 Jahre hinzuweisen, wo Deutsch land in Europa auf der FriedenSwacht ge standen hat, auch nicht darauf, daß von diesen 35 Jahren der Kaiser 18 Jahre hindurch die Geschicke des Deutschen Reiches geleitet und sich stets ehrlich und offen zu dieser Politik des Friedens bekannt hat. Es genügt, daran zu erinnern, daß, sobald das französische Volk und die französische Regierung das heraus fordernde Vorgehen des Ministers DelcassS mißbilligten und sich bereit erklärten, die deutschen Rechte zu achten und in freund schaftlicher Weise mit Deutschland zu ver handeln, man ihnen sofort von deutscher Seite aufs freundlichste begegnet ist und ihnen den Weg zur Umkehr geebnet hat. Das beweist, daß der Kaiser in gleicher Weise wie den Mut des Mannes auch die vielleicht größte Tugend des Herrschers besitzt, die aus seinem Verant wortungsgefühl beruhende Selbstbeherrschung. Möge das nächste Jahr ihm und uns die Frucht bringen für dieses Festhalten an dem Friedensgcdanken und der Ehre des deutschen Reiches! Das deutsche Volk kann wahrlich in allem hinter seinem Kaiser als seinem berufenen Führer stehen, der, gestützt auf den Nat seiner Minister, mit starker Hand das deutsche Volk durch die Fährnisse des letzten Jahres hiudurch- zesteuert hat. Je mehr das deutsche Volk sich ?ins fühlt mit dem Kaiser und das vor der Welt betätigt, desto stärker uud achtung gebietender steht das Deutsche Reich in der Welt da. Möge diese Erkenntnis in immer veiteren Kreisen Platz greifen und auch jene nit sich fortreißen, die bis jetzt abseits stehen, ramit das deutsche Volk wieder werde, wie in rühercn Zeiten „ein einzig Volk von Brüdern." Das ist der Wunsch, der am heutigen Tage ins vieler Millionen Patrioten Herzen zum Fimmel steigt und dessen allmähliche Ver- virklichung der schönste Lohn wäre, der dem Kaiser für die treue Arbeit seines Lebens zum Kesten seines Volkes bcschieden sein könnte. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Bauunternehmers Moritz Richartz Werner in Hohenstein-Ernstthal ist in Folge eines von dem Gemeinschuldner anderweit gemachten Vorschlags zu einem Zwangsvergleiche Vergleichstermin auf den 31. Januar 1806, Vormittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte hierjelbst anberaumt worden. Der Vergleichsvorschlag und die Erklärung des Gläubigerausschusses sind auf der GerichtSschreiberei deS KonkurSgerichtS zur Einsicht der Beteiligten niedergelegt. Hohenstein-Ernstthal, den 20. Januar 1906. Der Gerichtsschreiber des Königliche« Amtsgerichts. In das GüterrechtSregister ist heute eingetragen worden, daß zwischen dem Geschäftsgehilfen Heinrich Ewald Reichel und seiner Ehefrau Anna Marie verw. gew. Rother, geb Rabe, beide hier, durch Eheoertrag vom 18. Januar 1906 Ausschluß der Verwaltung und Nutznießung des Mannes und Gütertrennung vereinbart worden ist. Hohenstein-Ernstthal, am 23. Januar 1906. Königliches Amtsgericht. Auf Blatt 132 des Handelsregisters für die Dörfer ist heule die Firma Panl Mitlacher in Oberlungwitz und als deren Inhaber der Fabrikant Gustav Atzolf Paul Mitlacher daselbst eingetragen worden. Angegebener Geschäftszweig: Strumpffabrikation. Hohenstein-Ernstthal, am 24. Januar 1906. Königliches Amtsgericht. Kekauntmachnng. Das dem Bergarbeiter Richartz Hermann Franke am 9. Mai 1904 unter Nr. 23 aus gestellte Bergarbeitsbuch ist abhanden gekommen und demselben heute ein Duplikat ausgefertigt worden, was zur Verhütung von Mißbrauch mit dem verloren gegangenen Bergarbeitsbuche hiermit zur öffent lichen Kenntnis gebracht wird. Gersdorf, am 25. Januar 1906. Der Gemeindevorstand. Göhler.