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Mittwoch, 9. Dezember 1942 Pulsnitzer Anzeiger — Ohorner Anzeiger Nr. 289 — Sette 4 Letzte Meldungen Hungerdemonstration in Teheran — Parlamentsabgeordnete - verprügelt Saloniki. In Teheran kam cs am Dienstag vor dem Parlament zu grasten Hungerdemonstrationen der Bevölkerung. Line aufgebrachte Menge drang in das Parlumentsgcbäud« «in und verprügelte die im Haus anwesenden Abgeordneten. Nur unter Androhung der Anwenduna der Schustwaffe gelang es der Polizei schliestlich. die Ruhe wieder herzustellen. Die Regierung erliest daraufhin einen Aufruf, in dem die Bevölkerung aufgefordert wird Ruh« und Disziplin zu be» Vahren und noch 2 Tage zu. warten, bis die zur Linderung der LeU rsw.'ttelnot beschlossenen Mastnahmen bekanntgegeben würden Erdbeben verursachte starken Gebäudeschaden — 10 Todesopfer Istanbul. Nach den, letzten Feststellungen der Provinz- veroaltung Tschorum beträgt die Zahl der bei den letzten Erdbeben vollständig zerstörten Häuser 610 und die der unbe wohnbar gewordenen 786. Austerdem werden 10 Tote beklagt, 11 Personen wurden verletzt. Heringe am Pranger Au welchen Absonderlichkeiten der Zunftgeist früherer Jahrhunderte führen konnte, zeigt eine Episode aus der Ge schichte von Dresden. Im Jahr 1553 hatte eine Dresdner Bür- Ierm von einem Berliner Handelshaus eine Tonne Heringe gekauft. Weil die hohe Obrigkeit sedoch die Ware nicht als richtiges Handelsgut anerkannte, wurde die Tonne samt In halt dem Scharfrichter übergeben, der sie auf öffentlichem Markt an den Pranger stellte. Anschließend brachte der Scharf ¬ richter die Tonne auf die Elbebrücke, hieb die Reifen durch pno stürzte die illegitimen Heringe in die Elbe. Amtlicher Teil Dem Händler Richard Kurenz in Jauer ist mit Wirkuna vom 14. Dezember 1942 der Kleinhandel mit Molkereipro» dukten untersagt worden. -Kamenz, am 7. Dezember 1942. Der Landrat. Vann wird verdunkelt? Von heute abend 16.59 Uhr bis morgen früh 7,27 Uhr Dresdner Schlachtviehmarkt (Preise in RM) Rinder: Ochsen a) 47 b) 43 c) 38 29,5. Bullen as 45 b) 41 cf 36 ö) 27,5. Kühe a) 45 b> 41 c) 30-85 ü> 25,5 Färien as 46 b) 42 c) 37 d) 28,5 Kälber: Sonder klasse - a) 57 b> 57 c> 48 ü> 38. Läminer: a 1) 53-56 a2) - bl) 53-5« c 2) 47 d) 35-42.^S ch a f e : a) 45— 48 b) 40—44 c) 26. «Schweine: a> 63 b1) 63 b2) 63 c) 62 d) 58 e) 5« f) 56 g 1) 63 g2) 58 Altschnetder: — Lumen, Spiel und Sport 2. Handballmannschaft Pulsnitz und Pulsnitz M.S. Morgen Donnerstao 20 Uhr treffen sich die Spieler in der Turnhalle zu Pulsnitz. Erscheinen aller ist Pflicht. Die Auf- stellung lautet: Kostroun. Bräunig, tz. Steinbach, G. Kaiser Schröter. Kaden, Go. Richter. W. Pietsch, Mirisch, Lunz^ 2. Steglich, tz. Oswald. Hauptschriftleiter: Malter Mohr, Verlag: Mohr L Hoffmann, Pulsnitz — Druck Karl Hoffmann, Pulsnitz. Preisliste Nr. S XKIVKir Luppen »trecken! Junge hochtr. Kuh zu verkaufen Großnaundorf Nr. 33. , (Tarant Kater - Xr»—>»-1'rü/>aral« Oaakssgstltig- bür dis vielen Lsveiss aufrichtiger Diebs und Deilaakme äurck Vort, 8chrlk, Seid- uad Llumeaspso- dso. sovis stillen llaaäeäruch bei dem so sLaierrlichea Verluste meines lieben Loh nes Loläat Oberbar^ 8cköa« spreche ich hierdurch meinen herrlichsten Dantz aus. kern 6er Heimat im Leiodesland gabst Du lieber Lberdsrä Dein junges Dsbsn fürs Vaterland. Dun rüde sank in kremäsr Lede la stiller Iraner seine liebe Vuttsr pulsnitr Nolen« verv. 8lb6n« >»» v« nun einmal »o, «toll man oF» nm einen Lop? - oenvritzlol - 6»r 2 Dell er gut« ««OkM-Supp« ergib, - b«. lcomm», tKrvobl mrm 2 Luppenv/ürlel kör ein» ffäobicsH gebrauchen lcönns«. ^4an lrann sich 6a immer gon« bellen, «renn man 6!» KKOKK-Lvpp» mi» etvras Osmüier«», Die Iliews Isrei»» ha> Erfolg! 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Lolistsa: Uerta-Hfari» kökme-Ooih-m, Dresden, Lopran; Doris V^iotz- ler, Dresden, ^.lt; kDorenr kebenberger,Dresden,Tenor; Ri chard Braar Lchmidt, Deiprig, Laß; Xammervirtuos Heinrich laubig, Deiprig, Lolotrompets; Usrbert Oollum, Oembalo; klanos ^4oder-Donstd, Orgel; Okor: Lreurchor und Lscd- vercin; Orchester: Dresdner Dkilksrmooie. Larten ru kbl —.75 bis 5.—. Larteovertzauk ab 9. Der. im Lirchgemeindesmt, ^n der Lreurtzirche 6 Lrdg und Lchvlgasss 2 Drdg. rechts; im dlusitzbaus Loch, Präger Ltraßs 9 <20148); io den dlusitzalisobaadluogea B. Kiss, Leestrsße 21, dtüller, Lchlopstraps 14, Llermaon Dorr, Klag strasse 30, Liogang Vitztorlastrasse; Dresdner Vxrtzekrs- vsrela -4ltmartzt (kekkslddaus) und flauptbabadof. 7u unserer stattgskuodeaen V«ru>Skl««8 sind uns radlreiche Oilüch- vvünsch« und ^ukmertzsam-, tzslteo ru teil gevordso, vokür wir hierdurch iw dla- msa beider Litern herr lichst daatzen jsodaaaes Tlioma», Ullr «all kra« Dieabotk, geb. Taupitr kadsberg kulsaitr 9. 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Alan rollt den Teig gut 1 a» bük ans. sticht kleine Scheiben aus und legt sie auf ein gefettetes Blech. , Back, eit: Etwa IS Minuten bei starker HihL ' Der gesiebte Puderzucker wird mit soviel Zitronensaft (heißem Wasser) verrührt, daß eine diHlüssige Masse entsteht. Man bestreicht kamst die noch Hetzen Pfeffernüsse. MmMWMWsUW Roman von Hans Ern st UrhoberreHisschutz Perlag A. Schwingen st ein, München. 2. Fortsetzung Nachdruck verboten In diese Mühle fuhren die Bauern aus nah und fern ihr Getreide zum mahlen. Auch jetzt standen wieder ein halbes Dut- zetzid Fuhrwerke vor der Rampe und die Müllergesellen trugen Sack für Sack in das groß« Haus, in dem es summte ^und brummte von dem vielen Räderwerk. Lothar hätte gerne einen Blick hineingeworfen in das In nere der Mühle, aber er wagte es nicht, weil der Seidel unter der Türe stand, der seinen Vater schon oft böse angeschrien hatte, wenn er sich in seinem Fischrecht, das bis zum See hinreichte, benachteiligt glaubte. Und so ging Lothar durch den Mühlcnhof, warf scheue Blicke nach dem großen, stattlichen Wohnhaus und lief dann schnell durch den Garten, um auf der anderen Seit« wieder auf den Weg zu kommen. Da sah er etwas Helles im Gras« sitzen und steuerte darauf zu. Es war ein Mädchen, das dort saß, nicht älter und nicht größer wie er. Lothar fühlt« sich nur überlegen, weil er stand und es ist immer ein angenehmes Gefühl, wenn man auf einen Menschen heruntersehen kann. Bildlich gesprochen natürlich. Das Mädchen, lachte und dabei zuckte ein« Ader in ihrem Hals. Das Gras reichte ihr bis zum Kinn und das leuchtend blonde Haar flimmerte über den Sauerampferbüschen wie Gold. »Weißt du, wo der Bach entspringt?" fragte Lothar streng wie ein Lehrer. »Möchtest du da hin?" fragte das Mädchen und reckelte sich hoch. »Ja, da möcht ich hin." > »Das ist aber noch weit. Kannst nicht so weit laufen." Lothar sah in die Augen des Mädchens. Sie waren dunkel braun wie reife Haselnüsse. Jetzt, da sie stand, war st« gleich groß mit ihm und es war das erstemal, daß der Knabe einem Men schen in die Augen sehen konnte, ohne sich strecken zu müssen. Nach einer Wei.l« legte ec den Kopf zurück. „Dann geh ich hält wieder heim," sagte er. »Ich bin da daheim," sagte das Mädchen und deutete auf di« Mühle. Dann rupfte sie einen Grashalm und nahm ihn zwischen die Lippen. »Bon der Mühle?" fragte Lothar verwundert. „Ja, magst mitkommen? Ich zeig dir alles." Lothar hätte wohl gerne gemocht, aber er dachte an den schweren, klobigen Mann, der demnach der Vater des Mädchens war. Den fürchtete er. „Muß nicht alles sehn," sagte er trotzig. „Und du nimm den Grashalm aus dem Mund. Da kann Gift dran sein. Kann leicht sein, daß du stirbst dann." Erschrocken nahm das Mädchen den Grashalm aus dem Mund und als er sich zum Gehen wandt«, trippelte sie neben ihm her. Lothar duldete es gnädig und fragte, ob sie einen Jgelbau sehen möchte. Auf dem Herweg hatte er einen entdeckt. Er nahm sie auch noch mit in den Wald, wo er ein Kuckucksnest wußte. Ach, es gab so viele Dinge zu zeigen und es gab so vieles zu er- zählen. Seine ganze Wissenschaft kramt« der klein« Lothar aus und als das Mädchen endlich sagte, daß sie umkehren müsse, war ihm, als würde ihm ein Traum entzrveigeschlagen. Erst als sie schon ein gutes Stück von ihm entfernt war, schrie er ihr nach: „Wie-heißt denn du?" Das Mädchen rehts sich um. Sie lachte und ihre Zähne blitzten. „Regina heiß ich. Und du?" Er sagte ihr seinen Namen und fragte noch hinzu: „Kommst morgen wieder daher?" „Wenn ich Zeit habe." „Wenn ich Zeit hab«, wirst es du auch harten." Und als Lothar am andern Tag zu der stelle kam, war Re gina schon da. „Mein Vater darf es nicht wissen, daß ich so weit fortlaufe," sagt« sie pfiffig und brachte aus ihrem Kittelsack ein paar Nüsse zum Vorschein. „Magst cs?" Lothar biß die Schale auf, daß es krachte. Dann gab er dem Mädchen von jedem Kern die Hälfte und meinte: „Wenn ich einmal was habe, schenk ich dir auch davon." „Du wirst halt ns« etwas haben?" „Wenn die Aepfel reif sind, hab ich schon was," versicherte Lothar. So wurden die beiden Kinder im Laufe der nächsten Tage Spielkameraden. Regina nahm den Knaben mit in die Mühle. Er lernte ihre Mutter kennest, eine große, stattliche Frau, di« nicht auf dem Land« zu Hause war, sondern aus der Stadt kam und fast jede Woche einmal dorthin fuhr, weil sie die Einsamkeit nicht vertragen konnte. Sie braucht« Leben, Abwechslung, Ver gnügen. Den Winter über verbrachte sie überhaupt in d«r Stadt. Da nahm sie Regina immer mit und als Lothar eines Tages da von erfuhr, daß Regina nun bald mit der Mutter in di« Stadt, ginge, überschattet« eine tiefe Traurigkeit sein junges Herz. Als der Tag der Abreise da war, verkroch er sich tief in den Wald und kam erst spät am Abeird nach Hause. Nach dieser Trennung trug Lothar lange Zeit ein sonder bares Wesen zur Schau. Es kam etwas Horchendes in sein schma les Knabengesicht. Er trauerte dem Mädchen nach und trug dies« Trennung fast schmerzhaft in sich, wie ein Erwachsener, dem die. Sehstsucht kein Rätsel mehr ist. Indessen ging der Sommer beinahe gnadenvoll über das Tal. Die Tage versanken einer um den anderen im dunklen Grab der Ewigkeit und eines Tages war tiefer Herbst. Die Nebelfrauen woben mit gelassener Ruhe ihr Gespinst. Blaß und verschwommen hing die Sonne über den Bergen. Ohne Freudigkeit bließ der Wind von den Graten herab, unter seinem feuchten, lustlosen Atem blieb der Hochwald stumm. Die Krähen irrten mit heisernem Schreien durch die Nebelwände und am See war es kalt und trostlos geworden. Und eines Morgens lagen die Bergspitzen in Schnee gehüllt. Dunkel und traurig krochen die Tage in den Advent hinein. An so einem freudlosen Tag stieg Dominik Brecht in den Speicher hinauf und holte die blaugemalte Wieg« herunter. Sie trug die Jahreszahl 1786 und die Hände des Fischers glitten beinahe ehrfurchtsvoll über das alte Holz. Er wollte sie neu auflackieren, hatte zu diesem Zweck schon ein paar Färbtöpfe auf den Ofen gestellt und machte sich freud voll an di« Arbeit. Lothar saß dabei und schaute ihm zu. Er suh wie der Vater mit unendlicher Sargfalt die roten Rosen an der Stirnseite der Wiege ausmalte und die Jahreszahl mit weißer Farbe überzog. Er schmunzelte dabei, gab zuweilen mit dem Fuß der Wiege einen Stups, daß sie leicht schaukelte und sah dann zu der Frau hinüber, die in der Ofenecke saß und Strümpfe stopfte. „Ja, ja," sagt« er dann zu dem Knaben. „Wirst wohl ernen. Bruder bekommen, Lothar. Oder eine Schwester. Ich weiß es noch nicht." Lothar lächelte, er freute sich darauf und wollte nur wissen^ woher der Bruder oder die Schwester käme. »Aus dem Wasser natürlich," sagte der Vater. „Im Schilf so zusagen liegt das Kind, di« Engclein legen es dorthin, weiß nur nicht wann." . i - - Tortketzuua kalat >