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MOlMnMer WM Grschriut jeden Wochentag abends für den folgende» Ta- und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1Lb durch die Post Mk. 192 frei in's Haus. I«/erate nehmen außer der Expedition aucb die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Anzeiger für Hohenstein Ernstthal, tylrerlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Zangenberg, Falkm, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mttelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, TnMeim, Kuhschnappel, Gmmbach, St. Egydien, HMmgrund u. s. w. für das ASnigliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Hohenßern-LrirAhal. Grgcrn crUsr OerirerrröLsVerw«lttrrrgSM KGV Lrrnliegenöerr Ortschcrfderr» Mittwoch, den 11. April 1906. Nr. 83. 56. Jahrgang. Plötzlich ertönte der Ruf: Bewegung artete in ivilde Flucht aus. dir Opfer gefallen sind. Sicherlich wird es vieler Jahre bedürfen, um den Schäden wieder zu bessern und fanden, auf der Station verlassen wurde, weil die Maschinisten und Heizer, von dem Aschenregen in und die Ueberall Flammen aufging. Auch der Dom St. Michele, der auf dem alten Dioskuren-Tempel erbaut ist, brach unter dem Druck der Lavamassen zusammen, die ihn mit feurigen Ringen erdrosselten. Mele Kunstschätze, Fresken und Mosaiken gingen mit ihm zu Grunde. In San Giorgio und Torre del Greco dauert der Sandregen, der auf vielen Dächern handhoch liegt, fort, so daß auch dort die Einsturzgefahr immer größer wird. Unter derselben Geißel haben Pergola, Pollena, Terocchlo, Poggio und Mario zu leiden. Es fehlt jede Nach richt über den Verbleib von 90 Kindern aus der Klosterschule von Ottajano, die zerstört ist und aus der die Kinder auf die Felder flüchteten. Der Feuerregen in Terzigno, San Giuseppe und Ottajano hat mehrere Opfer an Menschen leben gefordert. In San Giuseppe sind 5 Per- önen getötet und 11 verwundet worden. Die Panik ist so groß, daß der Zug von San Giovanni nach Teduccio, in dem sich über 1000 Flüchtlinge be- lichen Einnahmen und Ausgaben balanzieren mit 318069669 Mk. für jedes der beiden Jahre. Zu außerordentlichen Staatszwecken wird für beide Jahre ein Gesamtbetrag von 20188940 Mk. bereitgestellt. Zur Deckung des Staatsaufwandes sind in jedem Jahre zu erheben: Die Einkommensteuer mit dem vollen gesetzlichen Betrage und die Ergänzungssteuer; ferner die Grundsteuer mit 4 Pf. von jeder Steuer einheit ; weiter die Wandergewerbesteuer, die Schlacht- steuer nebst Uebergangs- und Verbrauchsabgaben der Urkundenstempeln endlich die Erbschaftssteuer. Die für außerordentliche Ausgaben bewilligte Summe soll dem beweglichen Staatsvermögen entnommen werden. Die Forterhebung aller nicht ausdrücklich aufgehobenen Abgaben wird eingeschärft. Das Not gesetz vom 4. Dezember wird für erledigt erklärt. Die Abweisung der russischen Anleihe vom deutschen Geldmärkte gemildert. Professor Matteucci konnte nach dem Observatorium zurückkehren und tele graphierte gestern abend von dort, daß das Obser vatorium durch den Gesteinsregen beschädigt und die Instrumente durch die Bodenerschütterungen in Un ordnung geraten seien. Der Krater werfe jetzt S s u d m u s f e u und hin und wieder Gesteins brocken aus, doch ohne Getöse. Die elektrischen Ent ladungen seien noch recht häufig. Neapel, 10. April. Der König und die Königin, die gestern nachmittag eine Bootfahrt im Golf unternahmen, mußten diese unterbrechen da die dichten Aschenwolken jeden Aus blick hinderten. Die Majestäten gingen in Torre del Greco an Land, begaben sich, von Laternen tragenden Matrosen geleitet, zum Bahnhofe und fuhren, von der Bevölkerung begeistert begrüßt, gegen 6 Uhr nach Neapel zurück. Annunziata zu gerichtete Lavastrom hat sich seit gestern abend nicht wieder bewegt. Die Tätig keit des Vesuvs hat sich anscheinend stark ver ringert; die Lage gilt dcher als befriedigend. Hier ist kein Aschenregen mehr. Die seismographischen Apparate haben während der Nacht einige Er schütterungen verzeichnet. Durch die Räumung von Boscotrecafe sind 10800 Menschen obdachlos geworden. Neapel, 9. April. Hier setzte nach kurzer Pause der Aschenregen um Mitternacht so dicht ein, daß jeder Verkehr auf den Straßen aufhörte, und sich die Be wohner in ihre Häuser einsperrten. Der Aschen regen ist unerträglich geworden, obwohl die chemische Analyse festgestellt hat, daß die Asche keine schädlichen Bestandteile enthält. Die Gläubigen strömen in die Kirchen Man begegnet mächtigen Bittprozessionen. In Sannazaro und Granatello fanden tumultuarische An sammlungen von erregten und von Panik ergriffenen Menschen statt, die die verschlossenen Kirchen mit Gewalt erbrachen. Die Finsternis in der Stadt ist so groß, daß nicht einmal elektrische Lampen auch nur auf wenige Schritte leuchten. Das Geräusch der Wagen verschwindet völlig in der weichen Asche. Infolge des Aschenregens reisen die Fremden von Neapel ab, io daß die Wagen in Neapel für den plötzlichen Andrang nicht ausreichen. nach Ottajano. Die Bevölkerung bereitete deni König und der Königin überall einen begeisterten Empfang. Das Blatt „Giorno" bezifferte die Zahl der Flüchtlinge aus den Ortschaften am Vesuv auf 150000. Neapel, 9. April. Es herrscht große Besorg nis um daS Schicksal der Vesuvgemeinden an den Abhängen, mit denen jede telegraphische und telephonische Verbindung unterbrochen ist. Wagen können nur bis Cercola vorwärtSkommen, weil die Straße zwischen Cercola und Ottajano von kochen dem Schlamm überflutet ist. Flüchtige be stätigen, daß in Ottajano 18 Häuser und 5 Kirchen einstürzten, sowie daß eine Glashütte in gegen die Aufnahme der russischen Anleihe auSge- sprachen haben, weil durch eine weitere Versteifung des Geldmarktes unsere Industrie schweren Schaden erleiden würde. Der Beruf der Presie. Der Berliner Rechtslehrer Professor Köhler nimmt sich in einem Aufsatz „E h r e u n d Be- leidigun g", der im „Archiv für Strafrecht", 47. Jahrgang, veröffentlicht wird, der Rechte der Presse in beachtenswerter Weise an. Er betont, daß die Presse ebenso wie der Lehrer und der An- Kehlen trocken von der entsetzlichen Hitze. Die Lava wälzte sich heran — die Schreie der letzten Zurückgebliebenen, die wie toll umherliefen — all das läßt nur ahnen, welche Hölle BoScotrecase in diesem Augenblicke war. VierCarabinieri schritten dem Strom wie eine Ehren wache voraus. Bis zuletzt hatten der Stadt sekretär Guarino und einige seiner Freunde ausge halten, als plötzlich im Sturmlauf ein Knabe herbei kam und schrie: „Hinten in den Hütten liegen noch einige alte und kranke Leute I" Da liefen der Stadtsekretär und seine Freunde in die brennenden Zäuser und rissen die Alten und Kranken aus den letten und trugen sie aus der brennenden Stadt hinaus. Wurden aber alle gerettet? Blieb gar hörte man Geschrei, Weinen, Wehklagen und Beten I Auch die Truppen zogen sich zurück. Um 2'/, Uhr erschien der ganze Himmel rot vom Widerschein der ungeheuren Lavaströme. Um 3 Uhr verließen die letzten Bewohner das Dorf, als plötzlich jemand rief, daß noch Kranke zurückgeblieben seien. Alte und kranke Leute wurden darauf mit Mühe gerettet und auf den Armen fortgetragen. Inzwischen be- drohte die Lava die Massen der Karren und Menschen auf der Landstraße. Ein entsetzliches Unheil schien bevorzustehen. Doch gelang es den Flüchtlingen, sich zu retten. Kaum aber waren sie in Sicherheit, als die feurigen Fluten die Straße überschwemmten. Man fürchtet, daß noch Kranke und Schwache in Boscotrecafe zurückgeblieben sind. DaS war dal Ende von Boscotrecafe I" Neapel, 9. April. Seit vormittag fällt in Neapel keine Asche mehr. In San Giuseppe ind einige Häuser unter dem Gewicht des Sandes eingestürzt. Eine Anzahl Menschen ist dabei umgek 0 mmen. Bisher wurden 37 Tote unter den Trümmern hervorgezogen. Aus Ottajano werden ebenfalls Einstürze einiger Häuser gemeldet und auch dort sind Menschen umgekommen. Torre Annunziata wird durch die Lava nicht mehr bedroht. Neapel, 10. April. Der Hauptkrater hat 250 m seiner ursprünglichen Höhe verloren, so daß der Berg ein vollständig anderes Aus ehen erhalten hat. Neapel, 10. April. Finanzminister Salan - ist auf Grund von Gutachten erfolgt, zu welchen die Präsidenten der Reichsbank und der Seehandlung, das Reichsschatzamt und das preußische Finanz ministerium vom Reichskanzler aufgefordert waren. An allen diesen Stellen war man darin einig, daß die in dem hohen Reichsbankdiskont zum Ausdruck kommende Lage des deutschen Geldmarktes die Aufnahme fremder Anleihen nicht ratsam erscheinen läßt; ganz abgesehen von dem eigenen erheblichen Geldbedarf des Reichs und des preußischen Staates. Man hat bei der Entscheidung auch die Frage der Rücksichtauf unsere I n d u st r i e eingehend gewürdigt. Es waren Befürchtungen laut geworden, daß bei einer Ab lehnung der russischen Anleihe unserer Industrie umfangreiche Aufträge entgehen würden in den jenigen Unternehmungen, welche den neuen rus sischen Geldbedarf hervorgerufen haben. Es steht aber fest, daß diese Lieferungen bereits längst vergeben sind, und zwar unter weitestgehender Rücksichtnahme auf die eigene Industrie. Außerdem haben die Er fahrungen früherer Jahre bewiesen, daß p 0 litis ch gespannte Beziehungen ohne Ein fluß auf die Ausfuhr unsererJn- d u st r i e gewesen sind, da die Ausfuhr sich im wesentlichen doch nur auf solche Artikel beschränkt, in welchen Deutschland durch seine Lage und die Leistungen seiner Industrie jeden fremden Wettbe werb ausschließt. Es mag auch darauf hingewiesen werden, daß selbst die Leiter unserer großen Trans portunternehmungen und die Großindustrie sich Aus dem Kelche. Da- sächsische Finanz-Gesetz. Nunmehr wird amtlich das Finanz-Gesetz für Huhre I9UV und 1907 t»rr7I>nt>rt. Die »rdont DerAnsbrnch des Destros Die Schatten von Pompeji steigen auf. Wie im Jahre 79 unserer Zeitrechnung der Vesuv, der, solange Italien auf historische Erinnerungen zurückblicken konnte, seine Umgebung durch keine Eruption heimgesucht hatte, in wenig Stunden eine blühende Landschaft vernichtete, drei volkreiche Städte verschüttete und Tausenden von Menschen das Grab bereitete, so hat der Ausbruch, der am vergangenen Donnerstag begann und zur Stunde, wo wir dies schreiben, noch nicht aufgehört hat, wieder die ganze Gegend mit einem Aschenregen zugedeckt, und die flüssige Lava hat, was Menschensteiß in vielen Jahren geschaffen, in wenigen Stunden zerstört. Noch ist der Schaden unabsehbar, den der sonst so friedliche Berg seinen Abhängen und den ihn umlagernden Städten gebracht hat, noch vermag man nicht die Menschenleben zu zählen, die dem Ereignis zum Neapel, 10. April. Der König und die Königin sind gestern abend 11 Uhr 35 Minuten nach Rom abgereist. Neapel, 10. April. In Sa« Giuseppe d'Ottajano ist das Dach der Kirche einge stürzt, während die Bevölkerung einer kirchliche« Feier beiwohnte. Bisher sind 40 Leichen unter den Trümmern hervor gezogen worden. * * * Ueber den Untergang von Bosco tre- case berichtet ein Augenzeuge: „Sonnabend abend hielt 100 Meter vor Bos- cotrecase, gerade vor dem Bild der heiligen Anna, das die Bauern auf^epflanzt hatten, der Lavastrom ani Ein tausendstimmiger Freudenschrei erscholl: „Lvviva Laut' ^nna, 5ant' ^nnaevvivs!" Viele, die schon entschlossen waren wegzuziehen, bleiben nun da. Aber um Mitternacht hörte man eine gewaltige Explosion und eine Feuer- garbe stieg aus dem Krater in die Höhe. Dann war wieder alles ruhig. Dieser Augenblick hatte über das Schicksal des Städtchens entschieden! — Die beiden Lavaströme, der obere wie der untere, die bereits in ihrem Laufe angehalten hatten, be kamen neue Nahrung, und die Massen setzten sich knirschend und krachend unwiderstehlich wieder in Be wegung. Eine wilde Flucht der Bewohner begann letzt! Die Stunde von 2'/, bis 3*/, Uhr, in der wir flohen, schien uns ein Jahrhundert zu dauern. Der Himmel war völlig rot — unsere an die notleidende Bevölkerung an Die Tätig keit des Vesuv nimmt ab, doch dauert der Auswurf von Sand an. Die telegraphische Ver bindung mit Resi na ist unterbrochen. Die Be völkerung hat Resina verlassen. In Torre del Greco herrscht Panik. Der Aschenregen hat dort zugenommen. Die Meldung, daß San Giuseppe und Ottajano zerstört und daß dabei etwa 200 Menschen umgekommen seien, ist völlig unbegründet. In Ottajano ist lediglich die Kaserne der Karabinieri eingestürzt. Ein Karabiniere, seine Frau und ein Unteroffizier werden vermißt. Rom, 10. April. Nach hierher gelangten Nachrichten haben sich die Erscheinungen des Vesuvausbruches gestern weiter ab- Kekanntmachnng. Am Gründonnerstage pflegen die Konfirmanden, und zwar Knaben wie Mädchen, Spaziergänge zu unternehmen und als Ziel derselben zuweilen eine Schankwirtschaft zu wählen. Erfahrungsgemäß bildet aber dieses Einkehren nicht selten die erste Veranlassung zu einem dem Ernste und der Würde der betreffenden Tage wenig entsprechenden, oft anstößigen Verhalten. Um derartigen Uebelständen zu begegnen, wird hiermit allen Inhaber« Vv« Schanktvirt- schafte« ete. die Verabreichung von geistigen Getränken an Konfirmanden ohne Begleitung der erwachsenen Angehörigen, bei Vermeidung der in tz 135 der Armen-Ordnung vom 22. Oktober 1840 angedrohten Strafen untersagt. Gersdorf Bez. Chtz., am 30. März 1906. Der Gemeindevorstaud. Göhler. Isteuerdirektor beschlossen, die Zahlung der am sam vorwärts schieben. >16. April fälligen Steuern in den durch den Vesuv- „Die Lava schneidet uns den Weg ab! auSbruch betroffenen Gemeinden zu st u n d e n. Ferner ordneten sie die Verteilung von Lebensmitteln Angst versetzt, flohen, und die Weichensteller infolge der Finsternis nicht arbeiten konnten. Infolge des Aschenregens ist die Linie Neapel —Avellino—Bene- oent unterbrochen. Neapel, 9. April. Der auf Torre niemand zurück? Gott allein weiß es. Die Straße dra und Unterstaatssekretär De Nava haben im nach Torre-Annunziata wimmelt von Karren und Einverständnis mit dem Präfekten und dem Provinzial-Wagen, beladen mit Flüchtlingen, die sich nur müh sie vergessen zu machen. Wir stellen nun in Folgendem die wichtigsten neueren Nachrichten zusammen: Neapel, 9. April. Das Königspaar traf gestern um 7 Uhr früh hier ein, um sich sofort im Automobil nach Torre-Annunziato zu begeben. Es traf in Neapel mit 50 Minuten Verspätung ein, weil der Zug lange Strecken auf den mit Asche bedeckten Gleisen langsam fahren mußte. Der König setzte sofort die Fahrt weiter nach Annunziato fort, die schrittweise vor sich ging, weil die Gleise dort ganz mit Asche bedeckt sind. Neapel, 9. April. Die Fahrt des Königs und derKönigin nach den Vesuvortschaften ging bei sehr schlechtem Wetter vor sich. Der ganze Weg, den die Majestäten zurücklegten, war von Flüchtlingen angefüllt, die auf Wagen und Karren sich und ihre Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen suchten. InRiccia zündeten Soldaten die Straßen- laternen an; trotzdem herrschte vollständige Dunkel heit. Ueberall wurden der König und die Königin von der Bevölkerung mit enthusiastischen Kund gebungen begrüßt. Die Majestäten besuchten der Reihe nach alle zerstörten Ortschaften, wobei sie sich bis an den Lavastrom begaben, und suchten dann auch die bedrohten Orte auf, wo sie die Bevölkerung mit ihrem Zuspruch trösteten. Finanzminister Salandra beorderte telegraphisch einige Dampfer aus Neapel, die sich im Hafen von Granatello für alle Fälle zur Verfügung halten sollen. Neapel, 9. April. Die Nachrichten aus den am Vesuv gelegenen Ortschaften lauten jetzt b e - ruhigender. Das Königspaar begab sich nach dem Besuch in Torre Annunziata trotz des schlechten Zustandes der mit Asche bedeckten Straßen