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Pulsnitzer Anzeiger : 25.12.1942
- Erscheinungsdatum
- 1942-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937181-194212250
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937181-19421225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937181-19421225
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Anzeiger
-
Jahr
1942
-
Monat
1942-12
- Tag 1942-12-25
-
Monat
1942-12
-
Jahr
1942
- Titel
- Pulsnitzer Anzeiger : 25.12.1942
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Weihnachten 1942 Pulsnitzer Anzeiger — Ohorner Anzeiger Nr. 302 - Seite 11 Dummdreiste Falschungsmanöver London versucht Eindruck der Vatisla-Erbliirung gegen Spanien zu verwischen Mine Dezember veröffentlichte die Presse in Buenos Aires unter der Ueberschrift „Ganz Latein-Amerika würde der Alliiertcn-Invasion in Spanien zustimmcn", eine Erklärung, die der kubanische Präsident Batista por Pressevertretern in Wasbingwn abgegeben hatte. Dieser erklärte, datz sämt liche ibcio amerikanischen Republiken äußerst befriedigt über den Einfall der Angloamerikaner seien. Eine gleiche Aktion in Spanien würde ebenfalls von ganz Jbero-Amerita be geistert begrüßt werden. Am 18. Dezember behauptete Radio London, datz Deutsch land und Italien mit der Verbreitung obiger Meldung den Versuch unternommen hätten, Unruhe In die Beziehungen zwischen Spanien und den angloamerikanischen Nationen zu bringen Die Erklärung des kubanischen Präsidenten sei falsch zitiert worden. Er habe sich für eine britisch-amerikanische Invasion in Italien erklärt. Es hat sich jetzt aber klar herausgestellt, datz der ursprüng lich gemeldete Tatbestand in vollem Umfang zu trifft. Und zwar ist der Inhalt der Batista-Erklärung gegen Spanien zuerst von den amerikanischen Agenturen United Preß und Associated Pretz sowie von der in Argen- tinien erscheinenden englischen Zeitung „Buenos Aires Herold" gemeldet worden. Offenbar war London an einer 3n aller Kürze Nach Meldungen aus Mexiko-City versammelten sich dort 20 000 mexikanische Arbeiter zu einer Protestkundgebung gegen die enorme Teuerung der Lebensmittel, Beklei- vungsartikel und Mieten. Bis zum vergangenen Jahr war Mexiko eines der billigsten Länder in Amerika. Seitdem sind jedoch die Wohnungsmielen um hundert Prozent, Kleidung und Schuhe um 75 Prozent und Leben mittel um sechzig Pro zent teurer geworden. Die arabische Universität in der marokkanischen Kulturstadt Fez ist geschlossen worden, weil, wie vorge geben wird, die Studenten Kundgebungen gegen die USA-Äe- satzungsbehörden veranstaltet haben sollen. 24 angesehene ara bische Bürger von Jez wurden als Geiseln verhaftet. Nach einer Londoner Meldung unterzeichneten Brasilien und die USA ein Abkommen, um eine Steigerung der Gum- miproduktion zu ermöglichen. Tausende von Arbeitern wer den danach in das Innere des Amazonas geschickt werden. Das Programm sieht eine Zusammenballung von 50 000 Arbeitern in den Nordstaalcn Brasiliens vor. Die Deutsche Schule in Barcelona hat für die von der Ostfront heimgckehrten Freiwilligen der Blauen Division kosten lose Kurse für Deutschunterricht eingerichtet, um den spanischen Ostfrontkämpfern Gelegenheit zu geben, ihre in Deutschland und im Osten erworbenen Deutschkenntnisse zu ver vollkommnen. Aas MM der Front 1001 Marl Wrihnachts-WHW.-Spcnde von 19 Panzerjägern. 19 in vorderster Linie eingesetzte Panzerjager eines Grena- dlerrcgiments haben mit einer freiwillige» Weihnachtsspende für das Wintcrhilfswerk den Betrag von 1001 Mark ge sammelt. Die Kosakenhnndettschaft einer Infanteriedivision hat als Weihnachtsgeschenk für das Deutsche Kriegswinterhilfswerk den Betrag von 1310 Mark gespendet. Den SeMen Zivilinternierten in Feindesland Weihnachtsgrüße und Neujahrswünsche des DNK. Das Deutsche Rote Kreuz sandte an die deutschen Zivil- intcrnicrten in Feindesland folgendes Telegramm: „In treuer Verbundenheit gedenkt die Heimat aller Inter nierten deutschen Männer, Frauen und Kinder und sendet durch uns herzliche Weihnachtsgrütze und die besten Wünsche zum Jahreswechsel. Deutsches Rotes Kreuz." MWaGsspende der auslandsdeuWen Frauenschast Für Soldaten, für Soldatenfamilien und für Rüstungs- arbeiterinncn gingen in diesem Jahre wieder zahlreiche Weih- nachtssendnngen bei der Auslandsorganisation der NSDAP, in Berlin ein, die von allen Gruppen der auslandsdeutschen Frauenschaft der AO. gesandt wurden Als Weihnachtsspcnde schickten deutsche Frauen aus der Türkei zum Beispiel große Mengen Wollsachcn, ans Bulgarien kamen selbftgesertigte Spielsachen. Wollsachen, Federkissen und Hausschuhe, ans Ungarn wurden von den Frauen Soldaten- Päckchen und selbstgestrickte Socken für Soldaten gesandt. Aus Rumänien schickte die Frauenschast große Kisten mit Säuglings ausstattungen sowie Wäsche und Kleider für größere Kinder Klcinkinderwäsche in grotzer Menge kam ans der Slowakei. Kranke Kartoffeln stecken gesunde an! Schütze deinen Kartoffelvorrat vor dem Verlu,» durch sorgfältige Ueberprüfung! Aus Sachsens Gerichtssälen Zuchthaus für zahlreiche Taschendiebstähle Die 41jährige Martha Leib in Leipzig sand, daß die Si tuation für Taschendiebstähle in Lebensmittelgeschäften, in denen vorübergehend oft großer Andrang herrscht, besonders günstig ist, daß aber auch an Verkaufsständen, an denen Man gelware abgegeben wird, die Frauen nicht so sehr auf ihre Handtaschen zu achten pflegen. So hatte sie in zahlreichere Fällen Lebensmittelmarken, Kleider- und Raucherkarten so wie Geldbörsen gestohlen. Das Geld verbrauchte sie und auf die Marlen kaufte sie ein. Weil die Leib bereits neunmal vorbestraft war, davon sünsmal wegen Diebstahls, wurde sie vom Leipziger Sondergericht nach: der Volksschädlingsveroro- vung zu sechs Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. Einem Schleichhändler das Handwerk gelegt Die Verknappung von zahlreichen Waren benutzte der 34- jährige Walter Schiele m Leipzig, um einen Schleichhandel aufzumachcn. Er verstand es, sich von mehreren Leuten gegen das Versprechen, ihnen Mantelstoffe zu besorgen, die Kleider- iarlen zu verschaffen. Aus diese kaufte er Damenkleiderstofse ein, die er dann mit etwa 100 Prozent Gewinn wettergav. Ferner kaufte er aus den besetzten Gebieten auf illegalem Weg Waren für etwa 4000 Mark ein, darunter 176 Paar Strümpfe und 35 Kg. Kaffee, Dinge, die er in Gaststätten an Unbekannte weuerveräutzerte. Lausend vertrieb er Kajsee, Käse, Butter und Kakao zu hohen Wucherpreisen. Wegen Verbrechens gegen die Kriegswirtschastsverordnung wurde Schiele vom Sondcrgericht Leipzig zu sechs Jahren Zuchthaus und sechs wahren Ehrverlust verurteilt. MroeDynng des Tatbestandes viel gelegen, um den Eindruck der Batista-Erklärung in dem Augenblick zu verwischen, in dem der spanische Außenminister Jordana in Portugal weilte, um über die gemeinsame Haltung der beiden iberischen Länder zu sprechen. General Carmona an General Francs Nachklang zum Besuch des Grafen Jordana. Der portugiesische Staatspräsident General Carmona rich tete ein in herzlichen Worten gehaltenes Telegramm an Gene ralissimus Franco, in dem er seine lebhafteste Genugtuung über den Besuch Gras Jordanas ausspricht und sein Vertrauen unterstreicht, daß der Besuch zu einer wesentlichen Verengerung der Beziehungen zwischen Portugal und Spanien und zur Stärkung der internationalen Politik der Halbinsel beitragen wird. Gras Jordana richtete ein Telegramm an Ministerpräsident Salazar, in dem er seine lebhafte Anerkennung sür alle der spanischen Mission erwiesenen Aufmerksamkeiten zum Ausdruck bringt und seine aufrichtige Bewunderung für das von der portugiesischen Negierung verwirklichte Werk unter Führung des Staätschefs ausdrückt. Allerlei Neuigkeiten Die Oder fließt im neuen Bett. Zu den «roßen Arbeitsbeschaffungs- Maßnahmen nach der Machtübernahme gehörte in Oberschlesien die Oderuinlegung bei Ratibor. Alljährlich richteten Hochwasser tm Stadt gebiet von Ratibor große Schäden an. Lchon bei mittleren Hochwassern wurden Ratibor und sein Hinterland schwer betroffen. Nach achtjähriger Bauzeit ist jetzt das Werk der Umlegung des Oderbettcs vollendet wor den. Neben der Befreiung der Stadt von den Hochwassergefahren und der Schaffung besserer gesundheitlicher Verhältnisse hat dieses Werk einen Zuwachs an hochwertigem Kulturland von 3000 Morgen erbracht. Die Vollendung der Oderuntlcgung erfolgte in der Form eines letzten Spatenstiches, mit dem dem Strom der Weg in sein neues Bett frei- gegeben wurde. Die ganze Bevölkerung im Dienst der Slraßcnreinigung. Eine im letzten Jahr in Halle getroffene Maßnahme, um trotz der kriegsbeding- teu Schwierigkeiten die Straßen von Schnee und Eis zu reinigen, wird in der „Nationalsozialistischen Gemeinde" für andere Gemeinden emp fehlend hcrvorgehoben. Es war in Halle nicht möglich, die Motorfahr zeuge der Straßeureinigung für die Schnee- und Eisräumung in nennenswertem Umfange einzusctzen. Es wurde deshalb eine Polizei- Verordnung erlassen, die allen Anliegern und sämtlichen arbeitsfähigen Personen, die in den Hausqrundstücken wohnen, die Pflicht auferlegt, die Fahrbahnen innerhalb der Stadt von Schnee und Eis sreizuhalten. Die Verordnung führte zu einem vollen Erfolg, Die Behörden stellten sich bei dieser Aktion beispielhaft an die Spitze. Mit Sll Jahren noch Marschierer. In Dortmund beging SA.- Truppführer Paul Jende seinen 90. Geburtstag. Trotz seines hohen Alters ist er noch aktiver SA.-Mann. Er beteiligt sich regelmäßig am Dienst und auch noch an kleineren Ausmärschen. Englisches Rettungsboot in Portugal angeschwemmt. Bei Setubal in Portugal ist ein Rettungsboot angeschwemmt worden, das zu dem englischen 7622 BRT. großen Schiff „Clan Mactaggart" gehörte. In dem Boot wurden die Papiere des Bordfunkers sowie verschiedene Gegen stände vorgefunden. Malaria-Epidemie in Bengalen. Eine schwere Malaria-Epidemie brach im nördlichen Teil der Provinz Bengalen aus, die immer mehr um sich greift. Ein Birnbaum unter Denmnlsschntz. In der südböhmischen Gemeinde Bukwitz steht ein löOjähriger mächtiger Birnbaum, der uoch alljährlich eine reiche Ernte trägt. Aus seinem Stamm wächst ein junger Ebereschenstrauch, der ebenfalls gut gedeiht. Der Birnbgum, der eine Sehenswürdigkeit darstellt, wurde jetzt unter Denkmalsschutz gestellt. 1840 erhielt unser großer Arzt und Naturforscher Robert Mayeraus einer Reise nach Java durch eigenartige Beobach tungen den Anstoß zu einer Entdeckung, die gls wissenschaftlich« Großtat von allergrößter Bedeutung sür die Technik wurde. Hundert Jahre ist jetzt das „Gesetz von der E r - haltungder Energie" alt. Wir sind uns heute darüber im klaren, daß ohne die Erkenntnis von dem gesetzmäßigen Ge schehen der Natnr auf diesem Gebiet die moderne Energiewirt schäft undenkbar wäre. Erst seitdem die rechnerische Unantast barkeit und Klarheit über die Unzerstörbarkeit der Energie und die Unwandelbarkeit in die verschiedenen Energieformen vor liegt, kann von moderner Energiewirtschaft gesprochen werden. Das Gesetz sagt aus, daß stets eine gleich große Vlenge einer anderen Energieo.rt entsteht wenn eine Energiemenge irgendwelcher Art auch bei einem Vorgang scheinbar verschwin det. En ergieße ht also niemals verloren; sie tritt nur in anderer Form auf. Mechanische Arbeit.kann in Wärme umgesetzt werden, Wärme in elektrischen Strom, elektrischer Strom in Licht usw. — Umgekehrt kann Wärme iu Arbeit um gesetzt werden. Robert Mayer berechnete schon die Verhältniszahl dieser Umwandlung, wobei sich später durch genaue Untersuchungen ergab, d«.ß auf Kosten von 427 mkx (Meterkilogramm) ver schwundener Arbeit je l Wärmeeinheit (mechanisches Aequiva- lent der Wärme) entsteht. Es ist dies die Wärmemenge, die l Kilogramm, also l Liter Wasser, nm l Grad, und zwar von 14,5 auf 15,5 Grad, erwärml. Die erforderliche Wärmemenge ist je nach der Temperatur etwas verschiede». Heute wird sie allgemein als K i l o (gramm) - K a I o r i e bezeichnet. Die Entdeckung des „Energiegesetzes" hat die richtige Kon struktion der energienmwandeliiden Maschinen ermöglicht. Znr Arbeitserzeugung geschieht dies z. B. in den Wärmekraftmaschi nen, also Dampfmaschinen, oder auch Verbrenmmgskraft- maschinen usw.: es wird hier Wärme in Arbeit umgesetzt. Erst die Entdeckung des „Gesetzes von der Erhaltung der Energie" durch Robert Mayer gestattet ein Urteil über den Wirkungs grad, z. B. der Kraftmaschine», also über ihre Güte. In Heilbronn .1814 als Sohn eines Apothekers geboren studiert Robert Maner Medizi» u»d fährt dann als Mjähriger holländischer Schisssarzt nach Java. — Eine Beobachtung beim Aderlässen bringt ihn auf den Gedanken eines Zufa m m e n - Hanges zwischen Arbeit und Wärme. Bei diesem ärztlichen Handgriff stellt er nämlich fest, daß das Venenblut viel Heller als gewöhnlich ist. Er erkennt sofort, daß dies auf die geringere Oxydation des Blutes in der heißen Zone znrück- gefübrt werden muß. Wie Schuppen fällt es ihm von den Äugen. Aus demselben Stoss, den Nahrungsmitteln, kann so wohl Wärme als Arbeit erzeugt werden. Er bricht seine Reise ab und kehrt zurück. .Vor ihm steht das EnergiegeseL- Dem Es gibt auch weiße Erdbeeren. In Sander in Norwegen hat ein Landwirt ganz einzigartige Früchte geerntet, nämlich vollkommen reife Erdbeeren, die nicht die gewöhnliche rote Farbe haben, sondern in einem ganz Hellen Grün, beinahe weiß schimmern. Die Erdbeeren haben einen ausgezeichneten Ge schmack, sind zart, süß und saftig. Gelehrte Botaniker und Bio logen führen diese Abweichung von der Regel auf eine Störung des Gleichgewichts im Zellgewebe der Pflanzen zurück, ver gleichbar dem Albinismus bei Mensch und Tier. Die Irene Schildkröte. Gegen Ende des vorigen Jahr hunderts verschwand aus einem Pavillon des Parks, der das Landhaus der Gräfin Wedell bei Tyrbind in Dänemark um gibt, eine Schildkröte, auf deren Rückenpanzer die Besitzerin den Namen „Nelly" hat eingravieren lassen. In diesen Tagen nun, nach mehr als 43 Jahren, ist das Tier ganz plötzlich und unerwartet wieder ausgetaucht und bewies, daß es sich nocll bei bester Gesundheit befand, denn es fraß und trank mit einer Gier, als hätteAs seit einem halben Jahrhundert nichts zuZich genommen Die zwölf heiligen Röchle Der deutsche Bauer erlebt als Glied einer langen Ahnen reihe unbewußt in seinen Weihnachtsbräuchen ein gut Smct Glauben und Brauch seiner Vorfahren. Wie sich der Brauch aus der Zeit des germanischen Heidentums fort- gepslanzt hat, umfaßt die Festzeit zwölf Tage, denn erst nach dem Verlauf von zwölf Tagen kann inan die Veränderung der Tageslänge bemerken, wie das holsteinische Sprichwort sagt: „Hilgen dree König hatt de Dag en Hahnentritt wunnen." Die zwölf Nächte nennt man die heiligen Nächte, die Zwölf ten, oder in Süddentschland die Nauhnächte, und sie sind eine uralte heilige Festzeit, i» der sich geheimnisvolles Leben regt und schöpferische Kraft lebendig wird. Man muß sich dann besonders hüten, Unrechtes zu tun, denn alle höheren Mächte sind lebendig in dieser Zeit, und nach altem Volksglauben ver lassen die Seelen ihre Wohnsitze und jagen im Sturm durch die Lüfte. Die toten Sippenmilglieder kommen in deck Weihe nächten zu Besuch, und fromme Bergbauern stellen in den Alpenländern in der ersten und letzten heiligen Nacht Speise und Trank auf den Tisch, damit die toten Ahnen sich laben können. Nach altenr. Baueruglauben erwacht die ganze Natnr in den heiligen Nächten. Darum geht man in Thüringen in der ersten heiligen Nacht um Mitternacht an die Obstbäume und spricht: „Bäumchen, schlaf nicht, Frau Holle kommt." Frau Holle ist die Berchta, die strahlende Erdmuttcr, die Segen für Saat und Ernte spendet. Das Bemühen nm Fruchtbarkeit des Menschen und der Natur bildet überhaupt de» Hauptinhalt des Zwölf-Nächte-Brauchtums. In Alpach geht die Dirn vom Brotknelen weg mit de» teigigen Händen und umfaßt die Obstbäume, damit sie im nächsten Jahr reiche Frucht tragen. In Oherdonau werden in der gleichen Absicht die Reste des Weihnachtsessens an die Baumwnrzeln geschüttet. Noch eigen artiger und sinntiefer ist es, wenn der Bauer am Weihnachts tag jeden seiner Obftbäume mit einem Strohseil umwindet. Das Stroh stammt meist aus der letzten Garbe, in der sich nach alter Voltsmeinu.ng der Segen des gesamten Feldes gesam melt hat. Ein echtes Zeichen bäuerlicher Gesinnung, die immer wieder die Verbundenheit mit allen Lebewesen des Hofes zum Ausdruck'bringt, ist die besondere Fürsorge für das Vieh in den Weiheuächten. I» Brandenburg, Mecklenburg, Ostpreußen, Pommem und den Alpenländcrn gibt man dem Vieh eigene Weihnnchtsbrote unter das Futter, damit es fruchtbar und gesund bleibe. Auch auf das Wetter achtet der Bauer beson ders. Wie das Wetter in den heiligen Nächten, so soll es in den Monaten des kommenden Jahres sein. In Ostpreußen sagt man, wenn der Wolf (d. h. Frostwetter) in den Schafstall guckt, gibt es eine gute Ernte. Durchkampleu wincr Erkenntnis zur wchcnfchajtlichcn Anerken nung und Anwendung weiht er sein Leben. Außerordentliche Schwierigkeiten begegnen ihm jedoch. Un beachtet und angefeindet von der Fachwelt kämpft er unermüd lich für die Richtigkeit seiner Entdeckung. Seine erste grund legende Arbeit w8cd von der sührendcn Fachzeitschrift abge- lehnt. Ein Jahr später, nuiunehr vor hundert Jahren, rämnt man ihm iu einer anderen Fachzeitschrift einige Spalten für eine ausführliche Abhandlung ei», der sich weitere auschließen. Hier weist er scho» ans die weitgehende Anwendung seines Ge setzes in der Physik, Chemie, Technik,.Physiologie usw. hin. Er berechnet die Verhältniszahl, die bei der Umwandlung der mechanischen Energie in Wärme anznsctzcn ist, die sogenannte Wärmeäguivalenz. Die Tragik vieler großer Köpfe erlebt auch er. Die „alten Herren" lehnen den „jungen Alami" ab, ja, greifen ihn derart an. daß er in seiner Verzweiflung einen Selbstmordversuch unternimmt und in eine Heilanstalt gebracht werden muß. Aus der Anstalt entlassen, kehrt er in seine Vaterstadt zurück und praktiziert als Arzt. Die Kämpfe um Anerkennung der Bedeu tung seiner Entdeckung gehen weiter. 20 Jahre jedoch währt es, bis der Physiker Tyndall össentlich sür Robert Mayer ein tritt. Allmählich erkennt man die Bedentnng des Energie gesetzes. Der berühmte Physiker Joule stellt erperimentell durch Neibungsversuche die Richtigkeit der Idee der Wärmeäquiva- lenz fest. Helmholtz, der Begründer der neuzeitlichen Physik, behandelt schließlich nach jahrelanger Gegnerschaft nm die Ehre des Nachweises der Erstentdecküng, der sogenannten Pri orität, das Gesetz mathematisch und hebt durch seine Forschun gen die Bedeutung des Satzes von der Erhaltung der Energie hervor. 1878 stirbt Robert Mayer nach Jahren ruhiger Arbeit in seiner Vaterstadt als Stadtarzt. In seiner Entdeckung und in seiner Lebensarbeit liegt eine derartige Parallelität mit dem „Vater der modernen Naturwissenschaften", dem großen italie nischen Gelehrten Galilei, daß man ihn den „Galilei des 1 S. Iahrhunder s" genannt hat. Robert Mayer hat, wie eingehende Forschungen ergeben haben, als erster das „Gesetz von der Erhaltung der Energie" niedergeschrieben. Seine Leistung wird nicht verdunkelt, wenn auch zugegeben werden muß, daß Joule und Helmholtz kurze Zeit später, alle drei aber völlig unabhängig voneinander, das „Gesetz von der Erhaltung der Energie" gefunden haben. Robert Mayer hat jedenfalls als erster den Fundamentalsatz von der „Erhaltung der Energie" richtig formuliert, begründet und aus seine Bedeutung hingewiesen. Die deutsche Wissenschaft bereitet zur Zeit eine würdige Feier zur 100jährigen Wiederkehr des Jahres der Aufstellung des „Gesetzes über die Erhaltung der Energie" vor. Dr.-Jng. HanS-Otto Karl. Keine Energie geht verloren Robert Mayer und das Gesetz von der Erhaltung der Energie — Grundlage der ^noderneu Energieerzeu gung, -Verteilung und -Umsetzung - Großtat deutschen Entdeckergeistrs
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