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Dienstag, 15. Dezember 1942 Pulsnitzer Anzeiger — Ohorner Anzeiger Nr. 294 — Seite 4 Letzte Meldungen Belagerungszustand über Bolivien Vigo. Nach einer nordamerikanischen Agenturmeldung aus La Paz wurde laut Dekret der Belagerungszustand über ganz Bolivien verhängt. Ueber die Ursache sei bisher nichts bekannt. Kunst und Misten Weihnachtsmärchen im „Theater des Volkes" „Der tapfer« Zinnsoldat" von Alwin Brosch Kindes! Stellt euch vor, der Weihnachtsstern, der den Ein. gano zum Himmel bewacht, wäre gestohlen worden und das ganze schöne Wechnachtssest müßte ausfalleul Das wäre doch nicht auszudenkeckl Tatsächlich ist das einmal passiert, aber da hat es einen unerhört tapferen Zinnsoldaten gegeben, und der hat es, der bösen Kometenfrau, die die Welt um das Weih'- nachtsfest bringen wollte, gründlich besorgt und die Geschichte ist noch einmal gut ausgegangen. Wre schwer das für den ZinnL soldaten war und wie er es ohne die Mithilfe des lieben Tanz>- püppchen Erika gar nicht hätte schaffen können, das mögen sich die Kinder im Theater des Volkes selbst erzählen lassen. Trotz des etwas allzu stark belehrenden Charakters des MLrchenspieles von Alwin Brosch, zu dem Nino Neidhardt eine sehr anheimelnde Musik geschrieben hat, wird dieses Weih nachtsmärchen in den kommenden Monaten eine starke An- ziehungskraft ausüben. Vor allem ob des köstlichen Tempera ments, mit dem gespielt wird. Hella Raskop und Charlotte Breck (Zinnsoldat und Erika) haben mit ihren Gestalten eine wahre Prachtleistung geboten. Und als schließlich der Lichterbaum auf der Bühne erstrahlte und das herrliche Weihnachtslied ,,O du fröhliche, o du selige , . . ." — mit zeitgemäßem Text — er klang, war die Freude der Kinder vollkommen. Die Inszenierung von Willi Court und die Tanzgestaltung durch Angela Kutzke trafen den in jeder Beziehung richtigen und wirksamen Erfolg. Ein starker und überzeugender Erfolg, Ilse Burock-Proft., plackt Tur- und k'snsterritrsn dickt! vis Ltrcrüs ks!rt man besser nickt! Mmtlicher Teil Sonderverteilung von Sauermilchkäse In der 44. Zuteilungspenode werden zum Ausgleich für die etwas geringeren Zuteilungen an entrahmter Frischmilch zu sätzlich > 62,5 Gramm Sauermilchkäse verteilt. Der Käseabschnitt 1 der Reichsfettkarte 44 ist.zu diesem Zweck« nicht mit 62,5 Gramm, sondern mit 125 Gramm Sauer milchkäse zu beliefern. Auf den Käseabschnitt 1 der Wochenkarten AZ 44 (1. Wo- che) ist ebenfalls 125 Gramm Sauermilchkäse auszugeben. Der Käseabschnitt 2 der Reichsfettkarte 44 und der Käse abschnitt HI der Wochenkarten AZ 44 (3. Woche) sind mit 62,5 Gramm Käse zu beliefern. Die mit dem Aufdruck „Jude" versehenen Reichsfettkarten sowie die Reichsfettkarten und Wochenkarten AZ von Kriegs gefangenen, Zivilpolen und sowjetischen Zivilarbeitern (Ostk- arbeitern) berechtigen nicht zum Bezüge dieser Sonderzuteilung. Die Kartenabschnitte dieser Verbraucher sind mit dem aufge druckten Warenmengen zu beliefern. Die Einzelhändler erhalten durch die Bezugscheinausgabe stellen auf Grund der Bestellscheine 44 Bezugschein« übe« 125 Gramm Sauermilchkäse und 62,5 Gramm Käse je Ve«» bramber ausgestellt. Die Käseabschnitte I der Wochenkarten AZ 44 (1. Woche) werden beim Umtausch in Bezugscheine über Sauermilchkäse mit dem Doppelten der aufgedruckten Menge bewertet. - Der Landrat des Kreises Kamenz — Ernährungsamt. Abt. B — am 12. Dezember 1942. tzauptschrtstletter: Malter Mohr, V--Iag: Mohr »Hoffmann. Pulsnitz. Prelsl. Nr. S Druck: Buchdrucker«! Karl Hoffmann, PuISnttz. . K!tiWckntwmi«t.U. Pulsnitz. Spenden können noch bis Donnerstag mittag abgegeben werden. Bachstein. Für den dortigen Platz suche ich eine perfekte WlWMlMII welche in der Lage ist, bei ent« spr. Vergütung eine Blumen« auSgnbe. spei gutbezahlte Hut« und Ansteckblumen, selbständig zu leiten. 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Lagere deine Kartofseln richtig! s ^urLIeUern Luppe Ueuts ist es nun einmal so, daü man okt nur einen Suppenwürfel - 6er 2 lollsr gute KktvkM- Luppssrgikt-bekommt, obvrokl man28uppsn- «rurfel kür eins IHaklrsit gsbraueksn könnte. Htan kann sick da immer gonr gut keifen, vrenn «Nan dis XttOkkr-Supps mit e»v/as Semüssrss» «mömitsinbisrvei Kartoffeln otreckt. lvüezziiii'r M »ei'riM-üM! und 15 zvsitsrs /Attraktionen bringt dis neue Lorrosani-5ckou Vewnsmis pMiM 1942 u. a. 3 kiisvera — Leosstionsn auk cksm Hochzeit 2 8ilvas — ilnmügliche blSglicktzsiten 2 Isegaelias — ^ürobstiü auk cksm Lahrrack westliche LrstaaSvlirang morgen biittvoch, ck. 16. Oer. „riirKUS - si^ik-o^ic - X 6 i li 6 VM L ß 8 d! 6 id V 8 Lstm 'dirt ütklS d6nutzst! Wann wirk verdunkelt k Von heute abend 16,59 Uhr bis morgen früh 7,33 Uhr ^erüs Wiiei! üek Ü8V. Eine Anzeige in dieser Zeitg. bringt Erfolg vaalraagnaL kür äie vielen Leveise inniger An teilnahme uack Verehrung beim Heimgang unseres lieben Lntschlakenen Lrwla Paal Asrgimaaa sagen vir allen unseren tiek- geküdltesten Dantz. Vie trauern äea üinterdliedenen Oulsniir, 14. Oerember 1942 Roman von Hans Ernst. Urheberrechtsschutz Verlag A. Schwingenstei«, München. S. Fortsetzung - Nachdruck verboten Di« Mutter stand am Herd und bereitet« in einem riesigen Topf die Suppe für den Abend. .Du wirst noch viele Jahre selber zur Kreisstadt fahren,' sagte sie und lächelte dem Vater zu. „Du schätzest dich immer älter als du bist. Und was hat es für Lothar für einen Zweck, wenn er doch nicht im Sinn hat, in der Zukunft Fische dorthin zu bringen, nachdem es doch beschlossen ist, daß er Jager werden will." „Du hast recht," antwortete Brecht. „Aber deswegen kann er morgen doch mitfahren, weil ich ziemlich Ware habe und da kann er mir tragen helfen." „Das ist was anderes," meinte die Frau und zog di« Suppe vom Herd. Später trachtet« sie, daß auch Lothar bald sein Stüb chen. aufsuchte, damit er am Morgen auch richtig ausgeschlafen habe. Nebel lag noch über dem Mister, als Dominik am anderen Morgen di« Netze einholte. Ein Hund bellt« drüben im Dorf und erhielt von einem anderen, jenseits des Sees ans einem Derghos, wütende Antwort, als sei all« Feindseligkeit der Menschen auch di« der Tier«. Reiche Beute zog er an diesem Morgen aus dem See und als im Nor-osten ein Heller Schein über den Wald heraufzog, zer- streuten sich bald oi« grauen Schleier und es waren alle An zeichen gegeben, daß es ein schöner Tag würde. Als Dominik zum Haus zucllckkam, werkte di« Frau schon im Stall. Sie fuhr gerade einen festen Karren voll Mist heraus und freute sich ebenfalls über di« reiche Beute, die er ihr zeigt«. „Es kann ein seidenes Kopftuch Herausschauen für dich," lächelte er in einer beinah« kindhaften Freude. Dann nahm er die Sense vom Haken, mähte im Garten das Futter und fuhr dann «in zweitesmal in den See hinaus. Diesmal hatte er nur ein kleines Zugnetz bei sich und sucht« die verschilften Buchten auf. Er fing ein paar Bündel Prachtexemplar« von Schleien, einige Forellen und hatte dann endlich sein Quantum für die / Fahrt nach der Stadt beisammen. Lothar war inzwischen schon reisefertig und half dem Vater die Fische richtig verpacken, nahm selbst zwei Netze in di« Hand und wog sie spielerisch in den Händen. „Die will ich tragen," sagte er, obwohl es der Vater nicht gAten lassen wollte, daß für ihn dann die leichtere Last übrig- rmebe. Es war doch wahrhaftig noch lange nicht an der Zeit, daß die Jugend ihm alles Schwere abnahm, daß man ihn schon be handelt« wie einen alten Mann. Als sie dann beim Morgenessen saßen — die Mutter wickelt« für jeden noch ein paar Wurstbrote für die Fahrt ein —, trip pelte die klein« Ursula im Nachthemdchen aus der Kammer, lief auf die Mutter zu und flüsterte ihr etwas ins Ohr. „Nein," sagt« die Mutter und ließ sich auch nicht erweichen, als das Mädchen anfing zu weinen. „Was will sie denn?" fragte der Vater. „Ach, das ist ja unsinnig. Mit euch will sie fahren." „Ja, laß sie doch," meinte der Fischer gutmütig. „Es ist wirk lich nichts dabei, wenn wir sie mitnehmen. Das geht heute bester als wenn ich allein bin, weil doch auch Lothar dabei ist, der ein wenig achtgeben kann." „Du kannst ihnen gar nichts abwchren," schalt di« Mutter, obwohl sie sich selber für die Kleine freute, daß sie mitdurste. Schnell brachte sie das hellblaue Kleidchen mit den Spitzen, nach dem Ursula begehrte, denn st« wollte schön sein, wenn st« mit dem Vater und dem Bruder die erste Reise tat. Di« Sonne war schon hoch heraufgestiegen, als sie endlich reisefertig waren. Ursula nahm am unteren Teil des Bootes Platz und sah in tiefer Beglückung dem Bruder ins Gesicht, der ihr gegenüber saß und so groß war wie ein Erwachsener. „Der Dominik hat nicht mitdürfen," sagte sie mit kindlicher Schadenfreude. „Für was schläft er immer bis in den Hellen Tag hinein." Der Vater führte die Ruder. Zn schnellen Stößen kam das Boot über den Sc«. Am Ufer band er es mit einem Seil am Pfosten fest, schultert« seine Last und ging mit den beiden Kin dern flott durch das Dorf. Beim Wirtshaus saß ein grober, verwildert aussehcnder Kerl im Schatten der Linde, hatte trotz der frühen Stunde schon das Glas vor sich stehen und schrie mit gröhlender Stimme zum Fischer herüber: „Wo hin denn so früh?" Brecht drehte den Kopf. „Zn die Stadt," antwortete er und wunderte sich, daß dieser M«nsch schon vor dem Glas saß, wo doch bei den Dauern überall schon Hochbetrieb war auf den Wiesen. „Wer ist das?" fragte Lothar. „Du kennst ihn nicht," meinte, der Vater. „Alois heißd er und beim Bergbauer war er einmal Fuhrknecht. Wo er jetzt ist, das weiß ich nicht." Das Dorf lag bald hinter ihnen. Tapfer trippelte Ursula vor aus, denn sie wollte di« Mahnung der Mutter wohl beachten, daß sie nicht müde werden dürfe, um nicht zur Last zu fallen. Die Straße mündete in einen Wald ein und als dieser sich wieder lichtete, lag di« Bahnstation schon greifbar nahe. Ursula jubelte auf, als si« den Zug heranbrausen sah und saß dann beglückt zwischen dem Vater und dem Bruder im Abteil. Alois «ar-jetzt gut fünfundvierzig Jahre alt. Es ist merkwür dig, wenn .ein Mann bis zu seinem vierzigsten- Lebensjahr recht schaffen und in vernünftigen Bahnen dahinlebt und dann auf einmal herausfällt aus diesem festgefügten Rahmen der Ordnung. Wenn er dann ein Trinker wird und ein Faulenzer. Irgend ein Unglück kann zuweilen bei diesem oder j«nem schuld sein. Dem Alois aber hatte von jeher di« Arbeit wenig Freude bereitet. Er stand seinen Pflichten ohn« viel Lieb« vor und gehörte zu jenen Menschen, di« dem Bestergestellten gegen über von Haß und Mißgunst erfüllt sind. Das Schicksal istsnicht immer gerecht und es führt in einer boshaften Laun« einem sol chen Menschen wieder einen solch gleichgesinnten Menschen zu und es gleitet sich zu zweien viel leichter auf die schiefe Bahn als allein. So war es auch beim Alois. Drunten im Tal, da fand er in einem Nachbarknecht einen solchen Komplizen, der di« Arbeit scheute und die Güter des Lebens auf leichtere Weis« zu erwerben wußte. Wie hatte Alois nur so dumm sein können und sich so viele Jahr« abschinden mögen, wenn es viel einfacher und leichter ging. Es war jedenfalls viel leichter, vor Einbruch der Dämme rung an einer Lichtung zu warten, bis die Rehe rot und scheu aus der Dunkelheit des Waldes traten, um zu äsen. Dann hob man di« Waffe an di« Wang« und am andern Tag klimperten die Silberstücke lustig im SaL Der Krug geht aber bekanntlich nur so lange zum Brunnen, bis er bricht. Und so wurde auch Alois und sein Komplize — freilich nach langer Zeit erst — erwischt. Acht Monate mußte er absitzen, und als er entlasten wurde, hatte er den Sinn für jede regelmäßige Arbeit verloren. Fortsetzung folgt I Di« heutig« Nummer umfaßt 4 Seiten