Suche löschen...
Pulsnitzer Anzeiger : 28.11.1942
- Erscheinungsdatum
- 1942-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937181-194211284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937181-19421128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937181-19421128
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Anzeiger
-
Jahr
1942
-
Monat
1942-11
- Tag 1942-11-28
-
Monat
1942-11
-
Jahr
1942
- Titel
- Pulsnitzer Anzeiger : 28.11.1942
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Neun Jahre KdF -Arbeit Einsatz von Lappland bis zum Kaukasus. — Ucber 1000 Künstler für die kulturelle Truppenbetreuung. In der Betreuung unserer Truppen nimmt die kulturelle Sorge einen sehr wichtigen Platz ein. Unsere tapferen Kämpfer an allen Fronten auch in seelischer Hinsicht ans der Höhe zu halten, bedeutet einen gar nicht hoch gcnng einzuschätzenden Beitrag für den sicheren Sieg. Generalfeldmarschall -Milch hat auf der kürzlich abgehaltenen Arbeitstagung der Deutschen Arbeitsfront dieser anerkennend bestätigt, daß sie in der viel- verzweigten Kriegsarbeit sich voll bewährt habe. Dieses Lob gilt auch für die NS.-Gemeinschaft „Krastdurch Freude" der DAF., die am 27. November auf ihr neunjähriges Bestehen zurückblickte, In der Kricgszeit hat diese größte Kulturorganisation aller Zeiten sich in besonderem Matze in den Dienst der kulturellen Truppenbetreuung gestellt. Schwierig lagen die Verhältnisse für die reibungslos arbeitende Organi sation an der Ostfront. Der Leiter der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude", Oberdicnstleiter Dr. Lasferentz, hat auf der Kundgebung der DAF., die am 27. November in der Berliner Staatsoper stattfand, einen umfassenden Leistun g s- bericht erstattet, indem er daran erinnerte, datz vor einem Jahr infolge des ungewöhnlich harten Winters die damals kaum begonnene Aufbauarbeit der KdF.-Truppenbetreuungs- organisation im Osten in den Hintergrund treten mutzte. Die bereits entsandten Künstlergruppen konnten damals nur auf die primitivste Art in den zerschossenen russischen Häusern untergebracht werden. Was hier an Strapazen und Gefahren von einzelnen Kleinskgruppen mitgemacht wurde, übersteigt alles, was aus diesem Gebiet jemals ertragen worden ist. Auch im Laufe des Frühjahrs und Sommers konnte die hier be stehende Lücke infolge der täglichen Angriffe an allen Teilen der Front und der grotzen Ossensivoperationen unserer Armeen nur in beschränktem Matze ausgeglichen werden. Es ist nun die bemerkenswerteste Erfahrung, die jemals aus dem Gebiet der Truppenbetreunng gesammelt werden konnte, datz bei diesen überaus harten Kämpfen der Nus nach den Werten der deutschen Kultur sich immer lebhafter steigerte. Milten im härtesten Schicksalskampf haben unsere Soldaten nach der Truppenbetreunng verlangt und damit für die Notwendigkeit dieser Aufgabe ein erhebendes Zeugnis abgelegt. In diesem entscheidenden Augenblick hat die NS.- Gemeinschaft „Kraft durch Freude" alles aufgeboten, um mit der größten Aktivität die vorhandenen Lücken im Osten zu schließen. Die fähigsten Mitarbeiter wurden für den Osten frei gemacht. In wenigen Wochen wurden im Lause des Herbstes über 40 Hauptbezirks- und Bezirksstellen neu eingerichtet und damit an der Ostfront das Netz von Lappland bis zum Rande des Kaukasus gespannt. Die Organisation Todt hat mit Hilse des Reichsministers Speer an den wichtigsten Plätzen im Osten eine Reihe von Heimen zur Unter- bringungder Künstler eingerichtet und wird noch mehr einrichten. Neber die vorhandenen Fahrzeuge hinaus wurde zur Sicherstellung des Transportes den Dienststellen im Osten eine Anzahl von geländegängigen Volkswagen zur Verfügung gestellt. Nach Erfüllung dieser Voraussetzungen wurden in den vergangenen Wochen mehr als lOOO Künstler ver pflichtet und — für.den Winter ausgerüstet — zum Ost ein say aus den Weg gebracht. Zwei Faktoren haben das Aufbauwerk der KdF.-Truppeubetreuung im Osten begünstigt, die Qualitätssteigerung der Darbietungen sowie die Bereitstellung und Erhöhung der Zahl der Kleinstgrup pen für den Einsatz an vorderster Front. Die Pro gramme sind wohlausgewogen zwischen schwerer und leichter Muse. Es wird als besondere Ehre für jeden deutschen Künst ler gelten, unter den unvermeidlichen Schwierigkeiten des Ein satzes im Osten für unsere heldenhaften Soldaten seinen Teil am Schicksalskamps des deutschen Volkes beigctragen zn haben. Die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" richtet da her einen Appell an alle besonders leistungsfähigen Männer und Frauen des deutschen Kunstschasfens mit der Parole: Die allerbesten deutschen Künstler gehören an die schwerste Front! Meldet euch ans eigener Initiative für diesen Einsatz! Aber nicht nur zu den Ostkämpseru. sondern auch zu den Fjorden Norwegens, nach Dänemark, Holland nnd Belgien, nach Frank reich, in den Süden und Südostraum, nach Kreta und Afrika schickt die Organisation deutsche Künstler zu den Soldaten, und auch innerhalb der Grenzen unserer Heimat in die KdF.-Arbeit weitgehend in den Dienst der Truppenbetreunng gestellt. — Im zivilen Sektor wurden im Berichtsjahr 1 42 000 kul turelle Veranstaltungen aller Art durchgeführt, wobei besonderer Wert auf die Fortführung der Arbeit in den bomb engeschädigten Gebieten gelegt wurde. Gleich zeitig hatte in dieser Zeit das Deutsche Volksbildungswerk einen Besuch von über 15 Millionen Teilnehmern seiner Ver anstaltungen zu verzeichnen. Ein neues Kapitel ist die Betreu ung der ausländischen Arbeiter. Besonders erfreulich war auch die Arbeit des Sportamtes der NS.-Gemeinschaft ...Kraft dnrch Freude". Die Betriebssportgemeinschaften sind an! über 23 000 angewachscn Feierstunde in der Stnatrover Festakt zum S. Jahrestag der NSG. „Kraft durch Freude" Aus Anlaß des 9. Jahrestages der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" fand in der Berliner Staatsoper am Königsplatz für die Soldaten und Nüstunasarbeiter ein Fest akt statt, zu dem sich eine große Zahl von Vertretern aus Par tei, Staat und Wehrmacht eingefundcN hatten. Nach der Ouver türe zu „Tannhäuser" erstattete Oberdienstleiter Dr. Laffe- r.entz den Leistungsbericht der NS.-Gemeinschast „Kraft durch Freude". Neichsorganisationsleiter Dr. Ley nahm dann das Wort zu einer Ansprache. Im Anschluß daran zeigte das Reichsballett der NS.-Ge meinschaft „Kraft durch Freude" eine romantische Ballade nach Melodien von Franz Liszt. Der 2. Akt von „Tannhäuser", in der Inszenierung von Heinz Tietjen nnd der musikalischen Lei tung von Johannes Schüler, beschloß die Feierstunde. Wer verfögt über das Eiserne Sparguthaben? Viele Vorgänge des Eisernen SparversahrenS erfordern die Abgabe von Willenserklärungen durch den Eisernen Sparer. Es kommt anderer seits oft vor, daß der berechtigte Arbeitnehmer tatsächlich oder rechtlich verhindert ist, eine solche Willenserklärung selbst abzugeben. Wer ver fügt dann über das Eiserne Sparguthaben? Gelegentlich der kürzlichen Neuregelung ist auch diese Frage geklärt worden. Danach ist die Person zur Verfügung ermächtigt, die bevollmächtigt ist, in Vertretung des Ar beitnehmers den Arbeitslohn in Empfang zu nehmen. Hat der der- hinderte Arbeitnehmer einen solchen bevollmächtigten Vertreter nicht be stellt, so ist zur Abgabe der Willenserklärung diejenige Person berechtigt, an die der Arbeitslohn tatsächlich ansgezahlt wird oder die über das Konto verfügen kann, auf das der Arbeitslohn überwiesen wird. Der Arbeitnehmer, der in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, z. B. weil er noch minderjährig ist, kann dennoch ohne Zustimmung seines geschlichen Vertreters die Eiserne Sparerklärung selbst abgebcn oder widerrufen. Das gleiche muß für die Kündigung der Eisernen Sparerklärung und ven Antrag auf Neberweisung des Eisernen Sparguthabens auf ein neues Eisernes Sparkonto bei Arbeitsplatzwechsel gelten. Der Antrag auf vorzeitige Zurückzahlung des Eisernen Sparguthabens bedarf jedoch zu seiner Gültigkeit der Zustimmung des gesetzlichen Vertreters Gerechte Verteilung - Je härter unsere Gegner unter der Einwirkung der deut schen U-Boot-Erfolge leiden, um so krampfhafter versucht die feindliche Agitation, der Welt glaubhaft zu machen, daß das deutsche Volk mit wachsenden Schwierigkeiten in seiner Lebens- Haltung zu kämpfen habe. So wird seit einigen Monaten von gegnerischer Seite das völlig haltlose Gerücht verbreitet, datz wir von der Kleidcrkärte ganz abgehen und nur noch Bezug scheine für alles ausstellen würden. Die bevorstehende Ausgabe der Vierten Neichskleiderkarte macht diesen bös- willigen Gerüchten den Garaus und erbringt gleichzeitig den Beweis, daß der Bekleidungsstandard auch im vierten und halben sünsten Kriegsjahr aufrechterhalten bleibt. Dje deutsche Bevölkerung wird diese beachtenswerte Leistung um so mehr anerkennen, als sich jeder noch an die Bekleidungszustände er innert, die von 1917 ab im vorigen Kriege gegolten haben. Die neue Neichskleiderkarte aber gewährleistet eine gerechte und ausreichende Versorgung des deutschen Volkes. Bei der Aufstellung der Neichskleiderkarte war die Ver sorgungslage auf dem Tcxtilgebiet ausschlaggebend, und in diesem Punkt hat sich, wie Präsident Kehrl dieser Tage vor der Presse aussührte, die Zurverfügungstellung der Roh stoffe Planmätzig entwickelt. Die Erzeugung der Zellwolle uUd der Kunstseide ist wieder nennenswert angestiegen. Der Osten weist verhältnismäßig gute Ernten an Flachs und Hanf aus, allerdings macht dort die Erfassung noch gewisse Schwierig keiten, da in allen diesen Gebieten die Ausarbeitung durch Hand vom Bauern selbst stattfindet. Inzwischen sind Flachs rösten in der Errichtung begriffen. Aus der Südukraine und der Krim ist eine beachtliche Baumwollernte zu erwarten, auch im Kubangebiet haben wir beträchtliche Baumwollfelder vor- gcfunden, so datz also mit einer gewissen Ergänzung unserer Versorgung aus dem Osten zu rechnen ist. Das gleiche gilt für eine allmählich sich entwickelnde Vergrößerung der Wollschuren. Die deutsche Textilindustrie ist den an sie gestellten Anfor derungen trotz mancher Schwierigkeiten voll gerecht geworden. So ist innerhalb von vier Monaten ein zusätzliches Ostpro - gramm für die Winterbekleidung der Wehr- macht durchgeführt worden. Nicht weniger als acht Millionen Decken mutzten neu erzeugt werden, da ein grotzer Teil der Decken von einer Wintersaison bis zur anderen verschleißt. Hinzu kommt ein zusätzliches Programm für Ostarbeiter, son stige ausländische Arbeiter, Kriegsgefangene usw., das even- falls Millionenmengen von Bekleidungsstücken erfordert. Nicht zu vergessen ist. der zusätzliche Bedarf, der durch Flieaerschäden entstanden ist. Im ganzen gesehen hat sich die Textilver so r g u n g günstig entwickelt. Die Deckung der Dritten Neichskleiderkarte ist reibungslos durchgesührt worden, ja, die gesamten Läger in Deutschland sind gegenwärtig höher als sie zur gleichen Zeit des Vorjahres waren. Die Bestände reichen aus, um den Bedarf an kleiderkartenpflichtigen Waren für ein ganzes Jahr zu decken. Bei der Schaffung der neuen Kleiderkarte mutzte vor allem beachtet werden, datz der Bedarf der Wehrmacht, der Bedarf an Arbeiterkleidung, der Bedarf für Fliegerschäden bevorzugt zu decken ist, und daß bei der Deckung des Zivilbedarss die sozialen Bedürfnisse den Vorrang haben müssen. Nun hat es sich gezeigt, datz Wintermäntel für Männer und Frauen sowie Männeranzüge in einem Umfang gekauft worden sind, der nicht im richtigen Verhältnis zu den tatsächlichen Bedürf nissen gestanden hat. Jeder Schneider kann davon erzählen. Andererseits mutz aber der echte Bedarf an Anzügen nnd Män teln tatsächlich gedeckt werden. Man hat deshalb die Männer anzüge sowic Männer- und Frauenwintermäntel von der Kleiderkarte der Exwachsenen heruntcrgenommen und wird sie in Zukunft nur noch gegen Bezugscheine verkaufen. An sonstigen Aenderungen ist die Verlängerung derLau f- zeit der Karte aus l8 Monate zu beachten. Ferner ist eine wesentliche Aenderung durch die Einbeziehung der Schuhe in die Kleiderkarte für Jugendliche vorgenommen worden. Der bisherige Schuhbezugschein für Kinder bis zu 15 Jahren fällt damit weg. Von den auf der Karte neu cingeführtcn zwei Kontrollabschnitten für je ein Paar Lederstratzenschuhe für Kinder ist je ein Abschnitt am 1. Januar 1943 und am 1. Ja- nuar 1944 fällig. Die Schuhproduktion ist entsprechend ge staltet. Indessen darf man voraussetzen, datz nun nicht jede Mutter am 2. Januar gleich ihre Kinderschuhe einkausen will; denn der Bestand in den Schuhläden ist nicht so groß, datz sämtliche Kleiderkarten an einem Tage gedeckt werden können. Deswegen braucht aber keiner Sorge zu haben, datz die Schuhe nicht da sind oder nicht ausreichend erzeugt werden. Eine Ver teilung des Schuheinkaufs aus eine gewisse Zeit wird sich emp fehlen. Schuhwaren für Erwachsene bleiben bis auf weiteres bezugscheinpflichtig, jedoch findet eine gewisse Anrechnung ans die Kleiderkarle statt. Eine wichtige Neuerung, die von den Müttern und Kin dern begrüßt werden wird, besteht darin, daß für den jewei ligen Jahrgang des Jungvolks ausreichende Uniform- stücke hergestelli werden, die, wie übrigens die gesamte HJ.- Kleidimg zur Hälfte des normalen Punktwertes abgegeben werden, und zwar unter gleichzeitiger Erlaubnis der Jungvolk führung daß diese Uniformen beliebig, also genau so gut wie ein Kleidungsstück getragen werden können. Der Hauptgesichtspunkt der neuen Kleiderkarte ist — so läßt sich zusammensassend seststellen — für Jugendliche eine wesent- liehe Besserst.llung dadurch, daß Schuhe kartenpflichtig statt be zugscheinpflichtig geworden sind, eine Besserstellung der Jugend lichen, sofern sie im Jungvolk sind, durch besondere Bevor- Ugung, ferner Einschränkung der Erwachsenen zugunsten der Wehrmacht und der Fliegergeschädigten. Von besonderer Be- deutiing sind die soziale Stufung der Kleiderkarte durch Bc- zugscheinpflicht für Männeranzuge und Wintermäntel und die Sicherstellung derjenigen, die „anzuasbediirftig" sind. Wie aus allen übrigen Gebieten, muß auch in der Bekleidungs- Wirtschaft die Deckung eines wirklich echten Bedarfs gewähr leistet sein, und die Erfüllung dieser Forderung ist durch die Vierte Neichskleiderkarte erfüllt. Drr Musilwille im «tuen DeutWand Professor Peter Raabe, ein berufener Verkünder. Einer der berufensten Verkünder des Mustkwillcns im neuen Deutschland, Professor Peter Naabe, konnte am 27. November die Feier seines 70. Geburtstages begehen. Er Wurde 1872 in Frankfurt a. d. O. als Sohn des Malers Her mann N. geboren. Durch seinen Vater, aber auch durch seine Tante väterlicherseits. (Weltbild.) die berühmte Schau spielerin Hedwig Nie mann-Raabe, war es ihm vergönnt, sich schon von frühester Jugend an in einem geistig aus erlesenen Kreise zu be wegen. Nach einem Studium an der Hoch schule für Musik in Ber lin und an den Univer sitäten von München und Jena begann er seine Berufstätigkeit 189! als Kapellmeister in Königsberg. 1899 bis 1903 gehörte er der Königlichen Oper in Amsterdam an und war anschließend bis 1900 Dirigent des berühm ten Kaim-Orchesters in München, 1907 des Kaim-Orchesters in Mannheim. Von 1907 bis 1920 bekleidete er in Weimar den Posten des Ersten Hofkapcllmeisters und war seit 1910 auch Kustos des Liszt-Museums. 1916 promovierte N. in Jena mit einer Dissertation „Die Entstellung der Orchester werke Liszts" zum Doktor der Philosophie. Die Jahre 1920—1934 sahen Raabe als Generalmusikdirektor und seit ^924 zugleich als Professor an der Technischen Hochschule in Nachen. Nach dem Rücktritt von Dr. Richard Strauß als Präsident der Reichsmusikkammer übernahm Naabe am 13. 7. 1935 dieses Amt. Der Jubilar hat sich auch sehr rege als Gastdirigent be tätigt und ist weiter hervorgetreten als Komponist von Liedern und Klavierstücken und als Fachschriftsteller. Seine Reden und Schriften über „Die Musik im Dritten Reich" gehören zum Besten, was über die Musik unserer Tage, ihre Forderungen und über Musikerziehung gesagt und geschrieben wurde. Mit Tat und Wort hat sich R. in den Dienst der Liszt-Forschung gestellt. Er ist Vorsitzender der Revisionskommission der Ge samtausgabe und schrieb 1931 seine ziveibändige grundlegende Liszt-Biographie. N. ist weitcrllin Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Musikvereins und Ehrendoktor der philosophischen Fakultät der Universität Königsberg. Die Stadt Frankfurt am Main verlieh ihm im Juni l937 die Goethe-Medaille. Die Rettung eines einzigartigen Bauwertes Dresdner Dom wieder völlig hergestellt Dresdens monumentalstes Bauwerk, jevem Temschen durch seine einmaliae Form mit der vovveUen Kuvvel bekannt, der Tom (Frauenkirche), war bekanntlich baufällig geworden Seit zwei Jahrzehnten wuroe den Schäden zu Leibe gegangen, und NUN ist der Augenblick gekommen, da versichert werden kann: das in Demschland einzigartige Baudenkmal stehi und wird auch weiter erhalten bleiben. Bereits am kommenden Sonntag kann es der Oesfemlichkeii wieder zugängig gemachl werden. Der geniale Erbauer, Raiszimmermeister George Bähr, hatte bekanntlich mit großen Schwierigkeiten zu lämpsen. Vor allem lein 1733 gefaßter Plan an Stelle der ursprünglich ge- dachlcn Holzkuppel eine steinerne Kuppel als mächtige Be krönung auszusetzen, ließ viele Warner aufireien. Aber ichlietz- lich wurde doch die Steinkuppel Wirklichkeit. Pros.ssor Dr. N ü i h von der Technischen Hochschule Dresden, weil über Sachsen hinaus bekannt durch seine Sicherung vieler anderer nationaler Bauwerke, har die Ursache aller Schäden erforscht und ist dabei zu dem Ergebnis gekommen, daß George Bä r in seinem Eiser für sein großes Werk einen entscheidenden Fehler gemacht hat. Bähr hat die aclu Jnnenpseiler bec wer tem überlastet, denn seine Annahme, daß die schweren up- vellasten sich aus die gewalligen Außenwände übertragen wür den, war statisch gesehen eine Unmöglichkeit. Ta auch die Fun damente sür die acht Jnnenpseiler viel zu kleine Grundflächen halten, kam langsam aber sicher die Katastrophe nahe. Tie massive Kuppel üble einen solchen Druck aus. datz es zu grö ßeren Setzungen der Jnnenpseiler gegenüber den Außenwän den kam und als Folge starke Rißbildungen eintraten Der Bau kam, um es bildlich daiznstellcn. völlig in Unruhe, selbst eine kleine Ursache hätte eines Tages das größte Unglück aus lösen können. Nachdem 1924 bis 1932 unter Leitung von Stadlbaurat Tr. Wols vorläusige Sicherungsarbeiten. die die nnmiltelbare Gefahr beseitigten, ausgeführt worden waren, 1937 aber wieder Schäden austraien, wurde mil wissenschaftlicher Gründl.chkeil erneut ans Werk gegangen. Pros. Nülh arbefteie in Gemen- schast mit Architekt Kiesling die Pläne hierzu aus Tie Fugen und Risse wurden zunächst vorläusig gedichtet, daun wurden zur Sicherung des Bestandes der Kuppel Kuppelrmg- anker im Inneren der Knppelwandungen eingebaut, die man sich wie gewaltige Faßreifen vorstellen muß. Die Funoameni- flächen der acht Jnnenpseiler wurden aus das Doppelte ihres früheren Bestandes vergrößert und damil eine weitere ungleiche Setzung des Bauwerkes unmöglich gemachl. Erst dann wurden alle Riste endgültig mit einem besonderen Kalk-Zemennuöncl ausgepreßi, schließlich der lleberbau oes Altarraumes gesichert und die äußere Kuppelsläche endgültig instand geseift. In künstlerischer Hinsicht ist besonders herauszustelleu. daß Architekt Kiesling alle Zuiaien späierer Jahre entfernen ließ, so daß die Frauenkirche auch un Inneren in ihrer ur sprünglichen Form wiedererstanden ist. Tas Gestühl, das Napeoleons Soldaten einst restlos verfeuerten, war zwar 1820 erneuert worden, aber entsprechend der damaligen Notzeit nur sehr mangelhaft, so daß es nun stilgerecht neu geschaffen wer den mußte Ein besonders künstlerisches Moment ist durch die Wiedererrichtung der Betstubcn in den Emporen geschaffen worden. Im Altarraum sind die bunten Fenster durch Helles Glas ersetzt worden, wodurch der Altarplatz mit der darüber befindlichen Silbermannorgel zu wundervoller Geltung kommt. Tie Kuppelireskcn hat Professor Rößler in unendlich müh samer Arbeit zu erhalten und neu zu gestalten gewußt, ebenso dem vielfach iibertünchenten Marmor die alte Farbenpracht wieder verliehen. Alles in allem kann hier von Instandsetzung im übliche» Sinn kejne Rede sein. Es ist die Rettung eines der schönsten deutschen Bauwerke, die — zumal teilweise mitten im Krieg und trotz aller Schwierigkeiten — eine hervorragende Kulturtat genannt zu werden verdient.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite