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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 09.11.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190211091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19021109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19021109
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-11
- Tag 1902-11-09
-
Monat
1902-11
-
Jahr
1902
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 09.11.1902
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sich E-. wenige» konnten Kousine in eine magazii dem H veranlo väterisö gediege modern deren H «. F, E porige! Dank s verzog. Theo, sie ein« R offen il wie Hk stellte, sie gef» sehende R Len hl schönen Loggia, gewähr Gärtchk ein un telegrc letzte « Suva, ist jetz schlosst 1en T telegro der n Fidschi dem ö als m ermög! über L Vanco geschicl Ban co UNUNtk nämlic seekabe Chaml unter nialag! jektirte Einträ kontrol sitzende schuß l gebilde Spenc« scheute das vor den Pflug gespannte Pferd aus noch! unbekannter Ursache. Wagner gab sich Mühe das- spssf? rn dnlipi pinpn sehr geschickt, mittelst eines Stabes oder einer Latte nach er von unten so lange herauf, bis etwas passen des gepurzelt kam. Der Meister beschloß sich zu rächen oder doch wenigstens den Dieb ein für allemal von snnem Fleischbestande zurückzuhalten. Mittelst einer ganz einfachen Vorrichtung befestigte er an der Decke zerade über der FeuerungSthür einen Korb vollSäge- spähne. Dann verband er den letzteren mit einer Schnur und einem in der Räucherei angebrachten Hebel. Sobald der Dieb wieder seinen alten Tric auSführte, mußten die Fleischsacheu erst auf den Hebel fallen, wodurch daun der Korb mit Inhalt sich auf den ahnungslos dastehenden Dieb ergießen mußte. Die Vorrichtung hatte sich sehr gut bewährt, denn am anderen Morgen führte ein recht hübsch mit Säge- spähnkn auSgestreuter Weg ins Nachbarhaus. Der Dieb war am vorhergehenden Abend, als der Meister gerade sehr beschäftigt war, wieder nach Leckerbissen auSgegongen. War aber dabei gehörig durch den nieder fallenden Korb erschreckt und mit dem verrätherischen Inhalt besprengt worden. In der Eile hatte er sogar zwei noch in der Feuerung liegende Würste hängen ge lassen, auch nicht gemerkt, daß d>e Sägcspähne zum Verräther würden Eine recht hübsche Ein'adung zwecks NeschästSregelung von Seiten des Fleischers an den Man vermuthet, daß der Verletzte weiter keinen Nach theil davon tragen wird. — Bariötö „Wintergarten" Chemnitz-Schöna«. Ler Wintergarten in Schönau hat für sein jetziges Pro. gramm in den beiden Mexikanern Ceavos eine Attractions- nummer gefunden, die ohne weiteres unter all dem, dessen Bekanntschaft uns das Etablissement bislang auf dem Gebiete der Luftcqailibristik rc. vermittelt — und e? war viel des Bedeutenden darunter — an erster Stelle mit genannt werden muß. Die beiden Artisten arbeiten zu nächst am Trapez und Ring, die an einer Wippschaukel befestigt sind, welche sie durch ihre eigene Körperschwere bei allen Tr:cs in der Balance halt n müssen. Dann entfernen sie die Beigeräthe, sitzen — nein, hängen aus der Leiter und sausen auf ihr in wildem Rade durch die Luft, 6, 7, 8 Mal. — Noch während der Rotation machen sie eine Bewegung nach der Hinteren Leiter stange, ein Schuß — die Speichen rasseln nieder und — nur an einer Stange ««geklammert — sausen die Tollkühnen weiter ihren verwegenen Ritt wie auf einem Windmühlenflügel... Auch die beiden Paulys sind hervorragende Künstler. Sie arbeiten zwar „nur" aus dem Drathseile. Aber wie sie sich auf diesem bewegen, wie sie auf ihm nicht gehen, sondern laufen, wie sie auf ihm herumspringcn, wie da einer über den andern klettert, das alles hebt ihre Darbietungen weit über das Durchschnitt-mah hinaus. Mehr dem Auge als dem Ohr zu bieten, vermag das Künstlertrio L;S wilder Sturm unter den zahlreich versammelten Zuhörern. Man rief dem Gerichtshöfe laute und begeisterte BravoS zu und schleuderte dem Verurtheilten wilde Drohungen ins Gesicht. Noch stürmischer gestalteten sich die Auftritte vor dem Justizx «last, als Vidal zehn Minuten nach Ver kündigung des Urtheils in einem geschloffenen Wagen, von G ndarmm cskortirt, ins Gefängniß zurücktransporlirt wurde. Eine kolossale Menschenmenge umringte den Wa. gen, so daß dieser nur Schritt fahren konnte. Drohende Fäuste streckten sich durch das Wagenfenster dem Verur- tyeilten entgegen, der blaß und in sich zusammengesunken va saß. Man heulte, tobte und sch^e: „Sofort zum Tode mit dem Mörder! In das Meer mit der Kanaille! Ertränkt das Scheusal!' Die Gendarmen waren der wild erregten Menge gegenüber, die Anstalten zu machen schien, Vidal aus dem Wagen zu reißen und zu lynchen, vollständig machtlos. Erst als ein g ößereS Polizeiauf gebot eintraf, gelang es, die aufgeregten Massen zu zer streuen und Vidal in seine Zelle zu bringen. Der Staatsanwalt hatte beantragt, daß die Hinrichtung auf einem der öffentlichen Plätze Nizzas statt finden soll, und der Gerichtshof stimmte diesem Wunsche zu. Nachbar, sowie ein recht tiefer Griff in den Geldbeutel des Letzteren schafften die ganze. fatale Angelegenheit a«S der Welt — Hoheusteiu-Er., 8. Nov. Der Guts- besitzet Moritz Wagner aus Oberlungwitz war heute Vormittag auf einem an der äußeren Feldstraß liegenden Grundstück mit Ackern beschäftigt. Piötzlir löhne nachweisen kann. Es empfiehlt sich deshalb für die Hausweber, ihre Lieferbücher, die, wenn sie voll sind, achtlos bei Seite gelegt werden, aufzubewahren, und wo der Arbeitgeber die Lieferbücher innebehält, nach einem vorgenommenen Vergleich inbezug der ab- gelieferten Waare sich das Lieferbuch wieder aushän- digen zu lassen. Wie gesagt, der Beschluß des Stadt gemeinderaths ist lobenSwerth, denn es war ein großer ungerechter Uebelstand, daß der geschickteste und vom Glück begünstigte, sowie der weniger geschicktere und tets mit Pech hantirende Handweber stets aus „einer Büchse geschmiert" worden sind. — Als ein hiesiger Gerichtsbeamter am 3. d. M. bei einem in der Aue wohnenden Schuhmacher sine repfändete Kommode abholen wollte, um sie zu ver- teigern, wurde er von dem Schuldner mit Gewalt aus der Stube gedrängt, und als er später mit einem Schutzmann zurückkam, fanden sie die Thür von innen verriegelt. Sie hörten von außen ein heftiges Ge polter und als der Schuhmacher nach kurzer Zeit öffnete, sahen sie, daß derselbe mittlerweile die Kommode vollständig zerschlagen hatte. Ein gerichtliches Nach- piel dürfte nicht ausbleiben. — Wie verlautet, werden regierungsseitig Er hebungen über eine Ausdehnung der Sonntags ruhe veranstaltet. Es handelt sich dabei namentlich um die Verkürzung der Verkaufszeit an Sonntagen, um das gänzliche Verbot der Arbeit an dem 1. Weih- nachts-, Oster- und Pfingstfeiertage, sowie um das gänzliche Verbot der Arbeit in den Großhandels- zeschäften. Die rerschiedensten wirthschaftlichen Korpora- ionen, an welche Anfragen dieferhalb ergangen sind, haben sich, laut „Hamb. Nachr.", bereits ablehnend geäußert. — Die Aussichten für das nächste Steuerjahr sind abermals recht heradgestimmt. Die trübe Finanz lage des Reiches wirft auch auf Sachsen düstere Schatten. Der durch Ueberweisungen nicht gedeckte Bedarf des Reiches an Matrikularbeiträgen beläuft sich, wie jetzt offiziös zugegeben worden ist, auf über 150 Millionen Mark. Davon würden auf Sachsen etwa der 14. Theil, also mehr als 10 Mill, entfallen. Das wird aus unsre ohnehin ungünstigen Finanzen einen abermaligen schweren Druck auSüben. " — Aul Len in der heutigen Rümmer angezeigten Vortragsabend des evang. Arbeitervereins, bei welchem Herr Pastor Böttger-GerLdorf eine Fortsetzung seiner ersten beiden interesssnten Ausführungen über „Das erste Blatt der Bibel" zu geben gedenkt, sei auch an dieser Stelle nochmals hingcwiesen. — DaS Wegwerfen von Papierstücken auf Straßen und Plätzen ist eine Unsitte, die bisher noch durch keine Maßnahme auSgerottct werden konnte. Wir er innern deshalb au die betreffenden polizeilichen Ver ordnungen, die unter Androhung von Strafen auch diese Art der Verunreinigung verbietet. — Vorsicht! Brotschrankd'ebe sind wieder bei der Arbeit! Neulich schon mahnten wir die Hausbe wohner, alle auf Fluren und Böden ausgestellten, meist zum Aufbewahren von Genußmitteln dienenden Schräme unter stetem Beschluß zu halten Aber die Gewohn heit, den Schlüssel dort stecken oder gar die Flur offen zu lassen, hat sich so stark eingebürgert, daß eS den Dieben nicht an Gelegenheit fehlt, den Vorrath der ahnungslosen Hausfrau um ein paar Pfund Butter oder eine Wurst za erleichtern. — DaS Sprichwort sagt: „Mit Speck längt man Mäuse." Daß man aber mit Sägespähuen Diebe sängt, dürste doch Manchen neu sein. Einem in unserer Umgegend wohnenden biederen Fleischer war schon des Ssteren aus der verschlossenen Räucherei Speck und Wmst gestohlen worden, ohne daß man einen be stimmten Verdacht gegen Jemand ««-sprechen konnte. ES waren auch schon die Schlösser abgeändert worden, aber noch immer gab es mit der Langfivgerei kein Ende Da endlich nach längeren Beobachtungen seitens des Meisters kam man dahinter, daß die Fl ischwaareu überhaupt nicht durch die gewöhnliche Räucherthür, sondern unten durch dieFeuerungSthür abgingc und selbige war nicht zum Verschließen. Der Dieb operirte hier Bermischtes. * DaS Berliner Gastspiel der Frau Sarah Bernhardt fand am Sonntag seinen Abschluß. An diesem Tage wirkte die Französin mittags noch bei einer Wohlthätigkeits-Vorstellung im Opernhause mit und Abends spielte sie die Kameliendame im Schau- pielhause. Sie fand mit dieser ihrer Glanzrolle außerordentlichen Beifall, sodaß der Abschied sich sehr herzlich gestaltete, trotz der voraufgegangenen minder- werthigen Leistungen der Künstlerin. Sarah Bern hardt ist die Tochter eines jüdischen Pferdehändler- aus Frankfurt a. O. In Berlin, im Theater der „Mutter Gräberten", hat sie ihre Bühnenlaufbahn angefangen und wurde dann erst nach Paris verschlagen. Ein hiesiges Antisemitenblatt, so schreibt der „B.B.-C.", hat sich einen „alten Mann" aus Frankfurt a. O. oerschafft, der ihm diese Geschichte erzählt hat. * Das Schwurgericht zu Nizza verurtheilte einen gewissen Vidal, der zwei Frauen ermordete und drei zu ermorden versuchte, zum Tode. Der Mörder erklärte, Haß gegen das andere Geschlecht hätte ihn unwiderstehlich zu den Blutthaten getrieben. Der Gerichtshof zog sich nach beendeten Plaidoy ers nur wenige Minuten zurück und verkündete dann seinen Spruch. Nun erhob sich ein rSchsischeS. Hoheusteiu-Erustthal, 8. November 1902. — AuS Weberkreisen werden wir um Aufnahme des Folgenden ersucht: In der am 4. Nov. d. I. abgehaltenen Stadtgemeinderaths-Sitzung ist für die hiesigen HauSweber insofern ein wichtiger und für die ärmeren Arbeiter dieser Industrie ersreulicher FollichonS, mit der großartigen Imitations-Phantasie „Im goldenen Garten". Fesselnd sirn Lie Darbietungen EroltS, die ebenfalls mit glänzender Ausmachung ihre» eqnilibristischcn Melangcakt: „Ja einer american Bar" vdrbringen und dem alte»» Thema manche neue und manche groteske, andererseits auch schöne elegante Setten abgewinnen. Ren ist dann noch Frl. EllyBrlly eine Liederfängerin, die sich selbst frisch und flott am Flügel begleitet. Der Instrumentalist Charles ForrL steht von früher her in guter Erinnerung, mehr noch der Dresdener Humorist Richard Merker, der um die letzte Jahreswende die Chemnitzer im Fluge gewonnen und ! jetzt eine neue günstig verlaufene Probe auf seine Be liebtheit ablegen kann. Er bringt übrigens völlig neue selbe zu erhalten, bekam "aber dabei einen wuchtigem Couplets und Vorträge mit und alles „Schläger". Der König in Leipzig. Leipzig, 6. Nov. Heute Nachmittag unterzog Se. Majestät der König zunächst das Stadtkrankenhaus St. Jakob unter Führung der Oberärzte und Direk- toren einer eingehenden Besichtigung, um auch den Kranken seine landesväterliche Theilnahme zu bezeugen. Von da ging die Fahrt nach dem Buchhändlerhause, vom Berlagsbuchhändler Albert Brockhaus empfangen. Nach einer kurzen Huldigungsansprache stellte Brock haus dem König die anwesenden Herren vor und bat ihn, seinen Namen in das VereinS-Gedenkbuch einzu- tragen, welche Bitte Se. Majestät bereitwilligst erfüllte. Nach einem Rundgange durch den Festfaal begab sich der König in den Börsenvereins-Garten, wo Lehrer und Schüler der Buchhändler-Lehranstalt Spalier ge bildet hatten und, nachdem auch hier ein Hoch auf ihn ausgebracht worden war, durch den Garten in das anstoßende, dem Deutschen Buchgewerbeverein gehörige Buchgewerbehaus. An der zu diesem führenden Treppe wurde der Monarch vom ersten Vorsteher, Dr. Lud wig Volkmann, Mitinhaber der Weltfirma Breitkopf k Härtel, und vom zweiten Vorsteher, Johann Weber, in Firma I. I. Weber, empfangen und in die Guten berghalle im 2. Stock geleitet. Darauf begab sich der König in das Vorstandszimmer des Deutschen Buch druckervereins, in dem die Vorstands- und Ausschuß mitglieder des Vereins und der Innung Leipziger Buchdruckereibesitzer versammelt waren und ihm der 1. Vorsteher des Deutschen Buchdrucker-Bereins, Jo hannes Baensch-Drugulin, das erste Exemplar der Fürstenausgabe des von ihm gedruckten und verlegten Werkes „Marksteine der Weltweisheit aller Völker" übergab. Hierauf unterzog Se. Majestät noch die Ausstellung von buchgewerblichen Maschinen einer Be sichtigung. Nachdem er auch der Ortskrankenkasse einen kurzen Besuch abgestattet, kehrte der Landesherr ioS Palais zurück, wo halb 6 Uhr Hoftafel stattfand. Nach der Tafel wohnte um halb 8 Uhr, damit den arbeitsreichen Tag aufs würdigste beschließend, Se. Majestät noch im neuen Gewandhaus, auch da von der versammelten Zuhörerschaft, die ausnahmslos in Balltoilette erschienen war, beim Erscheinen im Saale mit lauten Hochrufen begrüßt, dem 5. Abonnements- Konzert bei, dessen Darbietungen der kunstsinnige Herrscher mit lebhafter Theilnahme folgte. DamU haben, da Se. Majestät den größten Theil des 7. No vember außerhalb Leipzigs aus Ehrenberger Revier verbringt, um mit einer Anzahl geladener Jagdgäste dem Waidwerk obzuliegen, und bei ver Abreise des Landesherrn von Leipzig am 7. November abends 8 Uhr eine eigentliche offizielle Verabschiedung unter bleibt, die schönen Leipziger Königstage ihr Ende erreicht. Unter der Ueberschrist: Monarchische Sozialdemo kraten? schreibt die „Volksst " : Bekanntlich weilte in diesen Tagen König Georg in Leipzig. Außer anderen Instituten hat er auch der Leipziger Ortskrankenkasse einen Besuch abgestattet, um die mustergiltigen Einrichtungen derselben m Augenschein zu nehmen. Die Leipziger Orts krankenkasse wird bekanntlich von Sozialdemokraten ver waltet und der Vorstand, sowie die Angestellten sind fast ausschließlich Sozialdemokraten. Lediglich der Vorsitz wird von dem uin die Kaffe hochverdienten Kominerzien» rath Schwabe ausgellbt. Wenn der König die Kassen- einrichtungen kennen lernen wollte, hatten ihn unsere Ge nossen selbstverständlich höflich zu empfangen. Aber ebenso selbstverständlich hätte sein müssen, daß sic jede Art von monarchischer Kundgebung unterlassen hätten. Bestand Kommerzienrath Schwabe darauf, ein Hoch auf den König auszubringen, so hatten die sozialdemokratischen Ange stellten rund und nett zu erklären, daß sie nicht mitmachen würden. Sie haben aber n itgemacht und haben Hoch gerufen. So behauptet wenigste s das „Leipziger Tage blatt", und von anderer Seite wird uns diese Mittheilung bestätig». Wie wir hörten, sind die Angestellten nicht etwa durch ein unvermuthet ausgebrachtcs Hoch überrascht worden, sondern sie haben vorher darüber gesprochen, was sie thun sollen. Sie haben n cht die Kurage gehabt, so zu handeln, wie ihnen ihre sozialdcmokratrschen An sichten zur Pflicht machten. Beschluß zustande gekommen, wonach der Stadtge» meinderath auch die Lohnlisten von den Hauswebern etc. von deren Arbeitgebern einfordern und dann von dem verdienten Bruttolohn 20 Proz. in Abrechnung bringen soll. Damit fallen in Zukunft alle Uneben heiten der zwar selbstverständlich nicht gewollten un gleichmäßig vorgenommenen Abschätzung der Hauswe- ber weg. Nicht mit Unrecht wurden den Herren von der Abschätzungskommission manchmal bittereBorwürse darüber gemacht, wie die noch in ziemlich großer An zahl von Glück begünstigten Hausweber ost nur selten mehr, sondern immer gewöhnlich nicht mehr an Steu ern zahlen als der ärmste von allen Hauswebern, der womöglich noch für große Familie zu sorgen hat. Düse Wahrnehmung konnte man in jedem Hause machen, deren Bewohner nur der Webbrsnche angehören. Jr- Zukunst wird also der von Glück begünstigte Hand- Weber etwas mehr an den Stadtjäckel zu entrichten haben, als es bisher der Fall gewesen ist, und das mit R cht. Es haben aber auch in Zukunft die sog. Lieferbücher der Hausweber einen doppelten Werth. Denn in Zukunft kann man folglich nur erfolgreich reklamiren, wenn man haarscharf die verdienten Brutto- — m. Gersdorf- Wenn mau AbeuLS eine Wauderuug in Lie Umgebung von Hoheosteiu unter- nimmt, so strahlt «ns überall, selbst in ganz kleinen Orten, elektrisches Licht entgegen. Man sieht eben, Laß man m unserer Gegend überall auf Fortschritt bedacht ist. Nur nach Gersdorf möge man seine Schritte nicht lenken, denn dort flackern, wie vor 100 Jahren, müde uud trübselig in angemessenen Eutfer- nungen von einander noch Petrolcumlämpchen, die d«S geheimnißvolle Dunkel der Dorfstraße durchaus nicht stören. Ma» fragt sich nun unwillkürlich beim Anblicke dieser mittelalterlichen Beleuchtung, wie eS kommt, daß gerade Gersdorf, das doch in anderen Einrichtungen ganz getrost mit jedem anderen Orte der Umgegend konkurriren kann, za, das in mancher Hinsicht den RachbargemeinLev weit über ist, eS sei hier nur an die Bedürfnißanstalten, Sprengwagen, StraßeureimgungS Maschine usw. erinnert, in der Beleuchtungsfrage so hinten aviieht. Der Gruud hierzu liegt lediglich m der Ungunst der Verhältnisse. Das Elektrizitätswerk, w:lches vor einigen Jahren nach Oberlungwitz gebaut wurde, hätte unbedingt nach Gersdorf kommen müssen. Gersdorf hat die Kohlen, die zu einem solchen Betriebe nöthig sind, eS liegt aber vor allem im Ceutrum der großen Ortschaften, wie Oberlungwitz, Lugau, OelSnitz Hohndorf. Wäre das Werk nach Gersdorf gekommen, o würde wohl kaum das Konkurrenzunternehmen in iDelsnitz entstanden scm. Da nun einmal das Werk in Oberlungwitz stand, so mußte man in Gersdorf ehen, von woher man für den Ort am billigsten elek rische Kraft herbeziehen könne. Der Gemeinderath wurde sich nach eingehender Prüfung der Forderungen leider Konkurrenzanstalten dahin schlüssig, einen Au- chluß an OelSnitz herbeizaführen. Das war im No vember 1901. Jetzt schreiben wir November 1902. (!) Eine elektrische Anlage kann sich nur reutiren, wenn ie außer dem Strome zur Beleuchtung, solchen zu ge- vcrblichen Zwecken abgeben kann! Die Industriellen von Gersdorf haben auch vor allem die endliche Aus- ühruvg des Anschlusses herbeigesehnt. Jetzt sind sie >cS Wartens müde. Die Keffelfabrik von Franz hat ich an Lugau anschließeu lassen. Die Dampfbrauere» von Hübsch geht damit um, eigene elektr. Anlage zu schaffen, ein Fabrikant ist, des langen Harrens auf elektrischen Strom überdrüssig, von Gersdorf verzogen. Wie lange wird eS dauern, dann sorgen auch die übrigen Fabrikanten für eigene Licht- und Kraststatiouen. Dadurch wird natürlich der Anschluß des Ortes an OelSnitz ganz in Frage gestellt oder zum Mindesten ganz erheblich vertheucrt. Während alle Nachbarorte infolge ihres Anschlußes an elektr. Gesellschaften empor- blühcn, wird Gersdorf infolge Mangels desselben immer mehr und mehr zurückzehen. Die elektr. Frage ist eben eine Lebensfrage für diesen Ort. Möchte darum seitens des GemeindcrathS von Gersdorf mit allem Nachdruck dahin gewirkt werden, daß der ersehnte An schluß kalb erfolgt, daß er wenigstens erfolgt, ehe es zu spät ist — wen» eS nicht schon zu spät ist, was wir stark befürchten. — Lugau. In der Nacht zum 1. Nov. sin> dem Lagerhalter Harzdorf und dem Bergarbeiter Be cher in Neukirchberg, wo beide einen Flschhandcl be- treiben, eine Anzahl Speisekarpfen aus einem gut^er- schlossenen Fischbehälter gestohlen worden. Einer von ven betr. Feinschmeckern hat allerdings die Dummhe r begangen, den Lohnzettel beim Fischbehälter liegen zu lassen. Dieser Mann ist am Dienstag von der Arben weg verhaftet worden. Am Mittwoch sind zwei wei tere Verhaftungen erfolgt. Wie es scheint, ist man einer ganzen Diebesgemeinschast auf die Spur gekommen, denn es sind in letzter Zeit in hiesiger Gegend eine größere Anzahl Einbruchsdiebstähle vorgekommen. Meistens sind Lebensmittel, wie Gänse, Hühner, Kar- pjcn, Butler usw. gestohlen worden. Schon in diesem Frühjahr wurden Harzendorf und Becher sehr geschä- )igt, indem ihnen für 250 Mark Satzfische durch Kali vergiftet wurden. Außerdem wurde ersterem auch ein Bienenstock im Werthe von 40 M. vernichtet. — Oelsuitz i, C. Auf dem Hedwigschachte wurde am Freitag ein Grubenarbeiter von einem Hunt mit dem Kopfe an eine Kappe gedrückt und sehr schwer verletzt. Wie es heißt, soll der Verunglückte im Krankenhaus gestorben sein. — In Stolpen feierte am Sonnabend der Be gründer der Fabrik von Dampfdreschmaschinen und Glatt- strohpreffen, Herr Karl August Klinger, seinen 70. Ge burtstag. Anläßlich dieses freudigen Ereignisses bedachte dec Jubilar feine Arbeiter mit recht ansehnlichen Zu wendungen. Ferner stiftete Herr Klinger der Parochie Stolpen 5000 Mk. zur Erbauung einer Parentationshalle und der Gemeinde Altstadt eine neue Feuerspritze. — Lengefeld i. B«, 8. November. Gestern Abenv wurden beim Ausschachten eines Brunnens zwei Arbeiter Namens Heyn und Schwabe, durch Einsturz des Erdreiches verschüttet. Trotz der sofort vorgenommenen Rettungsarbeiten konnten die Unglücklichen nur als Leichen geborgen werden. Einer der Verunglückte»« ist oerheirathet und Vater von zwei Kindern. — Geringswalde, 7. Nov. Der hiesigen Polizei ist es gestern Nachmittag geglückt, einen Raub- mörder festzunehmen. Es ist dies der 1872 im Be zirk Pvdebrad in Böhmen geborene Schlosser Bojtech, welcher in der Nacht zum 1. Juli in Karlsbad in Gemeinschaft mit einem Komplizen, Namens Fischer, der bald darauf verhaftet wurde, in dem Cafä Regens burg den Ueberfall verübte, bei welchem der Wirth Honisch durch Revolverschüsse getödtet und dessen Frau schwer verletzt wurde. Der Mörder Bojtech, )er durch den Schutzmann Mayer festgenommen wurde, ührte einen sechsläufigen Revolver bei sich; er äußerte ,ei seiner Verhaftung zu dem Schutzmann: „Wenn Sie nicht ein sächsischer, sondern ein böhmischer H... wären, würde ich Sie über den Haufen schießen!" Der Raubmörder hat ein ganz unscheinbares Aus sehen, ist von schmächtiger Statur und war frisch rasiert. Mit dem Zuge 2,45 Uhr Nachmittags wurde er von zwei Schutzleuten nach dem Amtsgericht Roch litz transportirt, wozu sich eine ungeheure Menschen menge auf dem Bahnhof eingefunden hatte. — Kleinolbersdorf. Am Mittwoch Abend 7 Ihr entstand in dem Gehöft des Gutsbesitzers Fiedler hier ein Schadenfeuer. Im Futterhause verbrannten sämmtliche Vorräthe, In den Kuhstall war so viel Rauch eingedrungen, daß 5 Kühe, 2 Schweine und etwa 30 Hühner den Tod fanden. Es wird Brandstiftung vermuthet. — Rief«. Bekanntlich ist das große Loos der König!. Sächs Landeslotterie auf die Nummer 65 338 in die Kollektion des Herrn F. Schlegel hier gefallen. Wie »nan bört, bleiben sieben,Zehntel des Looses in Riesa, vährend je ei-, Zehntel nach Giöba, Weida und Gohlis ftmmen. - ie launische G ücksgöttin scheint diesmal ein Einsehen gehabt zu haben, indem sie ihre Gabe meist Leuten zukommen ließ, die sie recht gut gebrauchen kön nen. So hat dem Vernehmen nach ein kleiner Gastwirth Hier ein ganzes Zehntel, ein Briefträger und eine Anzahl Arbeiter Haden Theile von Zehnteln der Glücksnummer gespielt. — Plaue» i. V. Auf eigena-tige Weise hat oer Feuermann Gottlieb Geilert im benachbarten Fröbers grün sein Leben einzebllßt. Er war aufs Feld gegangen, um Kraut zu stechen, das sür das Kirchweihfest mit zu bereitet werden sollte. Beim Schneiden glitt ihm das Messer ab und fuhr ihm in das linke Bein, die Schlag ader mit durchschneidend; infolge Verblutung ist derselbe ann gestorben. Das zur Robert Martiu'fcheu Koukur-maste gehörige AppreturgeschSft ür Web- und Strumpf-Waaren, jetzt noch iu Betrieb, tu ZU verkaufe«. Dasselbe besteht seit ca. 50 Jahren am Platze, hat langjährige solide Kundschaft, ist fehr leistungs- fähig und gut rentabel. „ Zur Uebernahme des ganzen Anwesens mit voller BetriebS-Emrlchtung sind event. nur ca. 6000 Mk. erforderlich. Interessenten erhalten bereitwilligst weitere Auskunft. Hohenstein-Ernstthal, den 8. November 1902. Johannes Koch als Konkursverwalter. Huffchlag an die Stirn. Dieselbe zeigte ein breites,I Den Beschluß des Programms macht wieder Green- stark blutendes Loch. Bei einem dortigen Avwohne» baumS american BioScope. wurde der BedauervSwerthe vorläufig verbunden — Zwickau, 6. Nov. Der Monat Oktober ergab hinsichtlich des Kohlenversands aus dem hiesige« und dem Lugau-OelSoitzer Steinkohlen- und dem Meuselwitzer Braunkohlenrevier das denkbar günstigste Resultat; verglichen mit dem gleichen Monat deS Vor jahres beträgt das PluS 19357 Tonnen für da- Zwickauer, 24611 Tonnev für daS Lugau-OelSnitzer und 17072 Tonnen für daS Meuselwitzer Revier. — Meeraue. Zwirnerei Saxonia A.-G, zu Meeranc. Die Verwaltung schlägt eine Reorganisation des Unternehmens vor; und zwar soll das Gesammt- kapital von 600000 auf 400000 Mark reduzirt und sodann durch die Ausgabe von 200000 Mark 5proz. Vorzugsaktien wieder erhöht werden.
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