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MMm-ErMWkl TWMM. Amtsblatt. Nr. 226. Sonntag, den 28. September 1902. 1. Beilage. schwiegen Kuhschnappel bei^FmuMenthcr. Frau Ggam Hütteugruud bei bei Herrn Koch, Hnttengrnnd. Herrn Fritsche, Langenberg. bei Frau Landgraf. bei Hochachtungsvoll Hermsdorf Bernsdorf Rüsdors der Wirth, wollen w.r bei Frau Fischer, Hermsdorf. 9?ach Einrichtung unserer neuen Ausgabestellen in Reichenbach, Callenberg, Grumbach, Bernsdorf und Ursprung erscheint nunmehr das „Hohenstein - Grnftthaler Tageblatt" in eigeuthümlicheS Schmunzeln, das sie nicht unterdrücken konnten, einige Begegnende, ihnen nachzublicken. „Ra, war haben denn die?" sagte der Bauer Scholz, der eben eine Fuhre Dünger leitete. Sie trat.n ein und stellten sich zusammen; jetzt begannen sie zu lachen. „Du, Otto," sagte Bunke zum Vorsteher, „Du bist doch unser Gescheitester!" „Richt einen Pfennig hätten wir gehabt, wenn wir ihn angezeigt hätten," erwiderte der Angercdete tolz. „So!" fuhr er fort, indem er an seine Tasche chlug, wo Gold und Silber erklang, „da wohnen die Musikanten!" Geschäftsstelle des „Tageblattes" Ecken und Enden spuckt. In Bulgarien berauscht man sich zur Zeit bei den Schipka-Festen theils an alkoholhaltigen Getränken, theils an der russisch-bul garischen Verbrüderung. In Makedonien und Alba nien nimmt die aufständisch- Bewegung wieder H be denklich zu, daß der türkische Sultan nicht aus noch ein weiß, und in Rumänien sehen sich die Politiker durch die Anfchneidung der Jndenfrage einer recht heiklen Situation gegenüber. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, welche sich, freilich schwerlich aus reiner Menschenliebe, zum Anwalt der rumänischen Juden aufgeworfen hat, bethätigt sich zur Zeit auch sonst recht rege auf dem Gebiet der hohen Politik. So spielen die Nordamerikaner jetzt am Isthmus von Pa nama den Gensdarm der Zivilisation, indem sie die durch den noch immer in Kolumbien wüthenden Bür gerkrieg bedrohte Landenge gegen die Angriffe der Aufständischen schützen. Das Recht hierzu wird den Amerikanern von keiner Seite streitig gemacht werden, aber es sieht ganz so aus, als wenn diese die Gelegen heit benutzen wollen, sich auf der Landenge einiger maßen wohnlich einzurichten. Die streitenden Parteien in Kolumbien sollten sich beeilen, die Streitaxt zu be graben, sonst werden sie beide die geschlagenen und die Nordamerikaner der Dritte sein, der sich freut. Denn Präsident Roosevelt, der die kleine Operation, der er sich unterwerfen mußte, gut zu überstehen scheint, geizt, wie es scheint, nach politischem Ruhm. Recht trostlos gestalten sich auch die Verhältnisse in Südafrika, wo die Engländer sich als siegreiche Macht iastalliren, ohne zu bedenken, daß die Nieder werfung der Besiegten nicht so radikal war, um eine Versöhnung der Besiegten überflüssig zu machen. Wie schwach aber die Aussichten auf eine Versöhnung der beiden in Südafrika einander feindlich gegenüberstehen den Rassen sind, das zeigt der Ton und der Inhalt des Aufrufes, den die drei Burengenerale Botha, de Wet und Delarey an die zivilisirte Welt gerichtet haben. ,„S Grummet ist herein," erwiderte „Die Wicken holtcn wir die Tage, morgen die Lupinen 'rcinholen." „Hm!" machte der Gast und beide wieder. Rach einer Weile begann der Wirth: Politische Wochenschau. Die hohe Politik ist wieder voll in ihre Rechte getreten, auf welche sie diesmal nur sehr vorübergehend und widerwillig verzichtet hatte. Die Zolltariskommis- ion ist wieder heftig an der Arbeit, aber was bei dieser Arbeit herauskommen soll, das wird immer dunkler, wenn das überhaupt noch möglich ist. Die Arbeit in der Kommission g-ht zwar wsikr, aber nicht vorwärts. Der bisherige Verlauf der Verhandlungen in der Zolltariskommission hat sich so gestaltet, wie man es voraussehen mußte und vorausgesagt hat. Die Mehrheit in der Kommission ist dieselbe geblieben wie bei der ersten Lesung, und sie hat bisher an den in der ersten Lesung gefaßten Beschlüssen, welche die schutzzöllnerische Tendenz deS RegierungSentwursS er heblich verschärfen, sestgehalten. So sieht es ganz da nach aus, daß die zweite Lesung sich zu einer Art gedrängter Rekapitulation der ersten Lesung gestalten wird, wenn nicht unerwartete Dinge geschehen. Unter diesen Umständen hätte das Interesse an den Berhand- lungen in der Kommission schon wesentlich nachgelassen, wenn nicht die Diskussion über die eine oder andere wichtige Zeit- oder Streitfrage, wie die Frage der Fleischtheuerung, dafür gesorgt hätte, dies Interesse wach zu erhalten. Interesse verdienen auch die Verhandlungen der beiden sozialpolitischen Konserenzen, welche in dieser Woche in Köln abgehalten wurden. DaS Ziel der internationalen Vereinigung für gesetzlichen Arbeiter schutz, deren deutsche Filiale, wenn man so sagen darf, die Gesellschaft für soziale Reform bildet, ist ein eben so vom praktifch-wirthschaftlichen, wie vom sozial- ethischen Standpunkt aus berechtigtes, denn eS geht dahin, nach Kräften eine Gleichmäßigkeit der Arbeiter- schutzgefetzgebung für alle zivilisirten Staaten anzu streben. Bon der Erreichung dieses Zieles sind wir /freilich noch weit entfernt, denn zwischen den sozial- I politischen Errungenschaften der auf diesem Gebiete / fortgeschritteneren Staaten, wie Deutschland, Oesterreich, England und die Schweiz, und den sozialpolitisch rück ständigen Gemeinwesen besteht eine Differenz, die nicht soleicht und so bald auszugleichen sein wird. — Eine Differenz, fast so groß wie die zwischen den Fricdensversicherungen des Präsidenten der französi schen Republik Loubet und des Ministerpräsidenten CombeS und den kriegerischen Alarmrufen des Kriegs ministers Andrä und des Marineministers Pelletan. Es läßt sich übrigens annehmen, daß die beiden Herren jetzt von ihrem Redetatterich für einige Zeit kurirt sind, denn die in der Form anscheinend milde, in der Sache aber höchst scharfe Abfertigung, welche der Mi nisterpräsident seinen redewüthigen Kollegen hat zu Theil werden lassen, werden sich diese nicht hinter den Spiegel gesteckt haben. Ein recht kriegerischer Ton wird zur Zeit auch überall in den Balkanländern laut, wo er an allen Gartenhäuschen Platz nahmen, das von wildem Weir anmuthig umrankt war. M«t einer Harmonie, die jede Ehe ziert, bestellter sie etwas Gutes zu essen und zu trinken, und als der dienende Geist verschwunden war, zählten sie ihre Be träge auf den Tisch. „Ich habe 190 Mark," sagte der Kassirer. „Und ich 130," fiel seine Gattin ein. „Summa 320," addierte schnell der rechenkundige Mann. „Fehlen noch 70 Mark. Da muß ich noch einmal za dem alt n Wintzrlmann gehen, 's ist zwar ein Gauner und Halsabschneider, aber in der Roth—" „Und ich muß," sagte die Garlin, „noch meine Tante aufsuchcn; sie ist ja zwar geizig and sitzt au! den Thalern, aber ich kriege sie doch herum." Run speisten die Gatten reichlich und behaglich, bestellten Kaffee — „aber einen guten!" rief die Frau dem Kellner nach — und brachen dann auf. Später traten sich beide in einer Konditorei und traten dann mit schweren Taschen und erleichtertem Gemüth den Heimweg an, auf dem sie noch ein paar mal einkehrten. Acht Tage waren vergangen. Der Kassenführei saß vormittags zehn Uhr in seinem Bureau und las mit besriedigter Miene in einer Zeitung einen Bericht über die Schwindelmanöver und den Zusammenbruch einer Aktiengesellschaft, als sich die Thür öffnete und der Gemeindevorstand nebst zwei Schöffen eintrat. Der Kaffenführer sprang auf und nöthigte die Männer zum Riedersitzen „Sie wollen die Kasse revidiren?" kragte er höf lich. „Bitte!" Dann legte er ihnen die Bücher vor, machte einen Abschluß und entnahm sodann seinem Schranke eine Schwinge, in der Gold- und Silber münzen freundlich blinkten. „So, bitte, meine Herren!" sagte er und zählte gcwundt das Geld auf Die Männer rechneten sorgfältig nach. .Stimmt!" sagte der Gemeindevorsteher. Er nahm iodann ein Protokoll auf, d's von allen unterschrieben wurde. Hieraus geschah etwas, wozu der Kaffenführer große Augen machte. Der Vorsteher strich da- Geld ein, steckte ks gemächlich in einen Lederbeutel, den er nS i imr Tasche zog, und sagte: „Nichts für ungut, Reichenbach O.-Eallenberg Grumbach Laugenberg Meinsdorf Falken Wiistenbrand Herr Trempe, aber mir müssen Ihnen leider kündigen Sie sind ja ein tüchtiger Kassire», Ihre Kasse stimmt — hm, wir haben an Ihnen nichts auszusetzen. Aber seh n Sie, man kann nicht, wie man will. In unserer Gemeinde ist leider keine Einigkeit; da wollen welche, wir sollen die Kasse selber rühren, und denen müsse- wir nun nachgeben; wir wollen cS einmal selbst ver- suchen." Während dieser Rede, die dem erfahrenen Mann merkwürdigerweise nicht recht vom Munde gehen wollte, hatten sich die drei ernsten Männer allmählich der Thür genähert „Und nun guten Morgen!" jagte der Vorsteher. „Guten Morgen!" stimmten die beiden andern ein, und dann schritten sie zur Thür hinaus. Dem Kassirer blieb der Abschiedsgruß in der Kehle stecken. Er fiel auf einen Stuhl, während sein Kinn hcrabsauk und sich sein Gesicht verlängerte. End lich sagte er laut für sich: „Na, ich verliere nichts! Was aber doch die Kerle für einen Riecher haben!" und ging zu seiner Frau, die eben ihr neues Jackett, das sie kürzlich in der Stadt eingekauft, vor dem Spiegel probierte. Die beiden Schöffen gingen mit zum Gemeinde vorsteher. Alle drei waren ruhig, doch veranlaßte ein Kauern. Humoreske von Adolf Thirte. (Nachdruck verboten.) Em heiterer Septembertag war's. Die Bäume im Gärtchen neben dem Wirthshause zeigten die gelbe, rothe, rostbraune Färbung des Herbstes, hie und da löste sich im sanften Abendwinde ein Blatt und sank zur Erde hernieder. Die Sonne war eben hinabge- funken, und langgezogene Schleierwolken strahlten in röthlichem Nachglanze. „'n Abend auch!" sagte der Bauer und Schöffe Bunke, als er in die WirthLstube trat. „Schönen guten Abend!" erwiderte der Wirth, ohne eine Miene seines bartlosen Gesichtes zu ver ziehen. „Ein Lager." »Hm!" Der Wirth setzte das Bierglas auf den klappern den Untersatz und nahm dem Gaste gegenüber Platz Beide blieben stumm. „Alles schon 'reingeholt?" begann Bunke nach einer Weile. sonst seine Einkäufe zu machen pflegte und bat ihn um ein Gespräch unter vier Augen. „Natürlich nur auf vierzehn Tage!" sagte er unter anderm. Nach einer Weile gab ihm der Kaufmann Papier, Trempe stellte einen Schuldschein aus und er hielt einige Goldstücke. Sodann begab er sich zu seinem Vetter, der nicht weit davon wohnte. Hier wiederholte sich oüse Zere monie. Ein Schneider, ein Schuhmacher, «in Hut macher, ein Drogist und selbst ein Photograph cm pfinyen von ihm Besuche, und überall ließ der Herr Kassirer regelrechte Schuld cheine zurück. Unterdessen war seine Gattin nicht müßig, ja si war noch rühriger als ihr Mm n und stmt re einem Dameumäntelhändler, einigen Schneiderinnen und Putz macherinnen Besuche ab und wußte eine bedeutende Beredsamkeit zu entwickeln. Auch sie unterschrieb eine anzahl Scheine. Gegen Mittag machten die Gatten eine wohlver diente Ruhepause in einer Restauration, wo sie in „Höre, Karl, Du hast nichts munkeln hören?" „Re!" antwortete Bunke mit größter Ruhe. „Was soll's denn sein?" „Ra", meinte der Wirth geheimnißvoll, „zu Dir gesagt, drüben der Gemcindekassenführer, der Trempe — Du Haft noch nichts davon gehört?" „Ne, Wilhelm, was ist denn nu?" „Ja siehst Du ich habe so meine Betrachtungen. Der Mann giebt ein bischen viel aus . . ." „Hm, meine Alte hält sich darüber aus, daß seine Frau so viel Staat macht . . ." „Na, sichst Du. Der Mann hatte doch nichts, wie er herkam, die Masse kriegt er nicht, uud dann da« Leben und der Staat —" „Wilhelm, Du meinst, 's stinkt? Hm, hm . . . kannst recht haben!" In diesem Augenblick ging die Thür auf und mit einem „Guten Abend miteinander!" trat der Gemeinde vorsteher ein. Nachdem der Wirth Bier gebracht, theilten beide dem stattlichen ernsten Manne ihre Be obachtungen mit. „DaS dachte ich mir schon," sagte dieser ruhig „'S können so ein paar Hundert fehlen. Ich wollte die Geschichte schon einmal in der Sitzung vorbringen." „Was machen wir nun?" meinte Bunke. „Sollen wir revidiren?" „Wollt Ihr ihn absetzen und anzeigen?" Alle drei schwiegen. Endlich sagte der Gemeindevorstand: „Ne, das machen wir nicht. Hört einmal zu!" Mit halblauter Stimme gab er ihnen dann seine Meinung kund. Beide beugten das Haupt sinnend nieder. Der Gemeindevorstand sprach eifrig, uud aus den beiden Gesichtern vor ihm zog ein Schmunzeln auf „Hm, hm", machte Bunke, und „Ja, ja, ja!" sagte der Wirth schließlich. Da ging die Thür auh und neue Gäste traten herein. Das Gespräch drehte sich nun um die bevor stehende Wintersaat und um die nothwendige Düngung Einige Tage später fand eine GemeinLeraths- sitzung statt, ernst, ruhig, sachlich. Gerade hatte man zum so und sovielt n Male den Wegbau auf dcm Weitcrberge besprochen. „Da habt Ihr Recht," tagte der Vorsteher, „frei willig lassen wir den Weg nicht machen Gemacht muß er ja werden, aber wir bringen die Einigkeit nicht zu sammen. 'Swird nichts übrig bleiben, als die Regierung zu bitten, daß sie nns dazu zwingt." Alle nickten. „Ganz richtig!" stimmte einer bei, und ein an derer sagte: „Sie müssen uns zwingen; von selber thuu wir's nicht!" „Und nun noch eins!" sagte Bunke. „Ich stelle den Antrag, daß wir nächstens einmal die Gemeinde-, Schul- und Armenkasse revidiren. Seid Ihr einver standen? ' „Das möchte ich auch befürworten," stimmte der Vorsteher zu. Weder er noch Bunke änderten im mindesten ihre Miene, beide aber warfen einen ver stohlenen Blick auf den Kaffenführer, der das Proto koll aufnahm. Dieser bekam plötzlich einen Hustenan fall und mußte sein Taschentuch vorziehen, in dem er sein rotb werdendes Gesicht verbarg Dabei rutschte er auf seinem Stuhle hin uud her. „Wann wollen wir denn revidiren?" fragte Bunke ganz harmlos. „Ra, ich denke so in acht Tagen," schlug der Vor steher vor. „Seid ihr einverstanden?" „J.wohlI" hieß cS allgemein, und der Beschluß wurde protokollirt. Am nächsten Tage früh mocgens marschierte der Kaffenführer mit seiner schön geputzten Gattin zum Dorfe hinaus. „Wollen wohl in die Stadt?" fragte iHv ein Bauer, der seine Wintersaat auSstreute „Allerdings, Herr Reuter," erwiderte der Kassen führer, indem er seinen modernne Hut lüstete. „Will einem alten Freunde treffen, der gerade durchfährt, und dann ist so mancherlei zu besorgen —" Der Kaffenführer hatte wahr gesprochen, er hatte allerdings so mancherlei zu besorgen, und daher trennte er stkb von seiner Frau und machte verschiedene Be suche. Zunächst ging er zu einem Kaufmann, bei dem er 2^Exemplaren. Wir freuen uns, unseren geschützten Jitserenten diese Mittheilung machen zu können, w lche die Gewähr für erweiterte Wirksamkeit aller Inserate und Aussicht auf Erweiterung des Absatzmarktes giebt. Ausgabestellen des „Tageblattes", wo Anzeigen und Zeitungsbestellungen entgegengenommen werden, befinden sich nunmehr in iOb°rd°rM Ursprung i Oberlungwitz (Mitteldorf) bei Herr» Fritz Neubert. Oberlungwitz (Niederdorf) beiWerm Beyer. Erlbach und Kirchberg bei Fran Meixner. Gersdorf bei Herrn Molch, Gersdorf Nr. 16 b.