Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 28.09.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190209289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19020928
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19020928
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-09
- Tag 1902-09-28
-
Monat
1902-09
-
Jahr
1902
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 28.09.1902
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
sein wird. Die HauSweber und auch ein Theil der mechanischen Webstühle sind gegenwärtig damit be- zchäftigt, die aus die StammordreS zu liesernden Reise- muster anzufertigen, um welche seitens der Grossisten sehr gedrängt wird. Neben den Reisemustern giebt eS aber auch noch verschiedentlich für die Nachmusterung zu thun, wobei namentlich die Anfertigung von Stoff- jtizzeu und QaalitätScouponS in Frage kommt. Kon form dem Geschäftsgänge der Webereien bewegt sich der Geschäftsgang in den Färbereien und Appretur- anstollen. Hier kommen in erster Linie Farbposten für die Musterung und für neue Sommerwaare in Frage, während dort die. Fertigstellung und Ausrüst- ung von noch zu liefernden Winterstoffen und von Reisemustercoupons zur Zeit von größter Bedeutung ist. Dem wemger günstigen Geschäftsgänge in Greiz Gera, Ronneburg usw. entsprechend, haben die um sangreichen AuSrüstungSordres, welche von dort unse ren großen Färbereien und AusrüstungsetablissementL zuflossen, eine wesentliche Einschränkung ersahren, was auf den Geschäftsgang und Beschäftigungsstand diese? Etablissements nicht ohne Einfluß bleiben kann. Die Spinnereien sind, w e wir schon im letzten Berichte bemerken konnten, eigentlich immer noch am besten be- schäftigt, und namentlich auS der Herrenstoffbranche liegen Ordres in genügender Anzahl vor, um den Betrieb voll und ganz beschäftigen zu kämen. Bei der sitzt wiederum mehr zur Geltung kommenden Nachmusterung, bei welcher Jacquards wieder mehr zur Ausschmückung von Blouson- und Kvstümstofftn h-cang,zogen werden, hat der Geschäftsgang in den Zeichnereien und Musterschlägereien eine stärkere Be lebung ersahren. Wenn auch die eingehenden OrdreS von keinem besonders großen Umfange sind, so ge nügen dieselben doch, um dem nicht gar zu großen Personal der Zeichnerelen leidliche Beschäftigung zu gewähren. — Crimmitschau, 26. Sept. In feiner letzten Sitzung genehmigte das Stadtverordneten- Kollegium die Ausnahme einer Anleihe von 40060 Mk. zu Gasanstaltszwecken bei der Zwickauer Spar kasse und erhöhte den städtischer! Zuschuß zur Web- schule von 1000 Mk. auf 1500 Mk. Weiterhin wurde die Bildung eines Komitees angeregt, welches sich die Förderung des Bahnprojektes Glauchau- Crimmitschau angelegen sein lassen soll. — Crimmitschau, 26 Sept. Ueber bas smchttare Brandi »glück im benachbarten Lauenhai» werden rock folgende Einzelheiten bekannt. Dn« F-»-r in dem a^relraepien Nennigschen Hause kam plötzlich zum Ausbruch. Die Holztreppen standen schon in Fl. M! co, als das Feuer zum Dach heraus schlug. Frau N,nm» befand sich ans dem- Boden, auf dem Heu und S'.roh !a crten — jedenfalls ist die von der Frau mit aar d>n Büdrn genommene Lampe rxplodirt, wodurch Alles sofort in Flammen stand. Der Besitzer des Hauses well'e seine Eh nrau aus dem dichten Qualm retten, "am dabei abrr s ldst in den Flammen um. Die Frau wurde schrecklich verstümmelt. Aut dem Brand platze spielten sich die ergreifendsten Scenen ab. Die Kinder der beiden in den Flammen umgekommenen Ehe leute Nennig riesen verzweifelt nach Vater und Mutter Dresden, 22. Septbr. Heute verurtheilte das Landgericht einen 80jährigen Mann aus Königsbrück wegen Sirtlichk-itsverbrechens zu 1 Jahr Zuchthaus. Der Verurtheilte war bereits früher wegen des gleichen Deliktes mit 5 Jahren Zuchthaus bestraft worden. — Am Montag früh fiel gelegentlich des Ab bruches der in Pieschen befindlichen Jakvbschen Bade anstalt in Dresden der 48 Jahre alte Maschinist Pfeifer in die Elbe und ertrank. Er war verheiroihet und hinterläßt eine zahlreiche, zum Theil noch unver- sorgte Familie. — Auf der Fahrt vom Neustädter nach dem Altstädter Bahnhof m Dresden ist Montag Aberd ein Feuermann von einer Lokomoiw' gestürzt unk neben dem Gleise b-wußtloZ mit einer Kopfwunde ans- gefanden worden. Wahrscheinlich ist der Verunglückte beim Herausbiegen des Oberkörpers mit dem Kopse an einen Lichtmast angeschlagen. — Eine schlimme Ueberraschung gab es in Pirna insofern, als in dem neuen städtischen Kaser- nement sich Schwamm zeigt. Die Stadtverordneten bewilligten die Mittel für die Neuherstellungen, wünsch- ten aber eine Untersuchung der Schuldfrage. — (Tod in der Schaukel.) Beim Schaukeln während der Kirchweihfest-Vergnügungen in Etdlitz bei Komotau wurde ein junger Mann, nachdem die Schaukel kaum in Bewegung gesetzt war, vom Schlage getroffen. Als man ihn heraushob, hatte er den Gerst bereits aufgegeben. — Frauenstein, 22- Septbr. Am Sonntag Nachm ttag brannte die aus Nassauer Gebiet stehende Scheune des Gutsbesitzers Körner nieder Der Brand ist durch den fünfjährigen Sohn des Besitzers herbei- geführt worden. Der Kalamitose hat versichert. — Eine Ehrung ist dem Stadtverordnetenkolle- gmm zu Waldheim dadurch widerfahren, daß die dortige Schützengesellschaft im Rathhause eine silberne Kette, die von dem jeweiligen Vorsitzenden des Kolle- giums bei feierlichen Anlässen zu tragen ist, durch eine Deputation überreichen ließ. — In Pobershau soll eine neue Kirche gebaut werden; zur Anschaffung der Orgel und Glocken haben die dortigen Familien Fihner die Stiftung von 24 000 Mark zugisagt. — In dem Steinsägcwerk der Firma Wiegert und Horak in Krippe« verunglückte am Sonnabend der Ar beiter Hartzsch dadurch, daß beim Abheben der einzelnen Platten eines geschnittenen Marmorblocks letzterer zur Seite kipp'e und den H. gegen eine Wand drückte. Der Verunglückie ist Tags darauf an den erlittenen Verletz- ungen gestorben. — Am Sonntag Abend brannte in Obersteina bei Pulsn h das Haus des Färbers Schöne nieder. Er ist dies in kurzer Zeit die vierte Brandstiftung Der Ge. meindcrath setzte 150 Mark Belohnung für Ermittelung des Thaters aus. — Der Stadtrath in Nosten hatte den Kaufmann Arnholm daselbst seines Staviverordnetenmandates ver lustig erklär«, da Arnholdt durch den Verkauf seines Grundstückes nicht mehr ansässig sei und deshalb als Ver treter der Ansässigen auszuscheiden habe. Das Stadt- Verordnetenkollegium vertrat den gegentheiligen Standpunkt. Man rief deshalb die Entscheidung der königlichen Kreis hauptmannschaft an. In der jetzt ergangenen Entscheidunx wird die Ansicht des RatheS verworfen, nach welche Arnholdt infolge Verkaufs seines Grundstückes als an ¬ sässiger Stadtverordneter nicht mehr ,u fungiren hätte- Arnholdt verbleibt demnach im Kollegium. — Schlecht bekommen ist jüngst Abends einem Herrn in Plaue« i. V. eine Neckerei. Mit ihm saß in einem Gasthausc eine Anzahl Freunde bei sammen. Als sie zum Gehen bercit waren, nahm er einem der Nebensitzenden, um ihn zu necken, vier Zehvpfennigstücke fort, die dieser nach Bezahlung der Zeche eben vom Kellner zurückerhalten hatte, und weigerte sich, den Betrag herauSzugeben. „Entweder Du ziehst mir das Gel, oder ich schneide mir für 40 Pf. von Deinem Ueberzieher ab", erklärte daraus der Geneckte. „Meinetwegen", so lautete die Er widerung. Kaum hatte der Herr aber die Acußerung gethan, so — schnitt ihm der Gefoppte, der ärgerlich geworden war, mit einem scharfen M-sser auch schon einen großen Zipfel vom Ueberzieher vollständig ab. Die Folge der kleinen Neckerei war dem Betroffenen umso schmerzlicher, als der Ueberzieher erst am selben Tage von dem Schneider geliefert worden war. — Reichenbach, 24. Septbr. Einen frechen Betrug leistete sich hier ein 48jähnger Mann, der sich als ein Telegraphen-Arbeiter Neubert aus Glauchau ausgab. Er trat auf der Straße zu - irrer Frau heran, gab sich als ein Verwandter derselben aus, ging auch mit in ihre Wohnung, wo ihm auch ber Ehrmann seine Verwandtcnrolle glaubte. Das Ehepaar lhat alles, dem lieben Verwandten ein paar angenehme Stunden zu bereiten, und behielt ihn auch über Nacht. Am nächsten Morgen zog der Mensch von dannen, angeblich nach Mylau, wo er dienstlich zu thun habe. In Wahrheit aber ist er spurlos verschwunden und mit ihm eine Anzahl von Werthgegenständen ans dem Haushalte des leichtgläubigen Ehepaares. — Treuen, 24. Sept. In Sachen der Errich tung eines städtischen Elekt -izitätSwerkes fand im B.isein eines Sachverständigen eine Sitzung des Stadtgemeinde- raths statt. Als Platz für die Anlage ist in dieser Sitzung der Viehmarkt bestimmt wordrn. — Ein kürzlich in Gera verstorbener Geschäfts inhaber hatte ein Testament hinterlassen und seine Frau zur Universalktbin eingesetzt Das Gericht hat das Testament nicht anerkannt, weil es nicht vollstän dig von der Hand des Verstorbenen geschrieben war, da er Briefbogen zu dem Testament benutzt hatte, auf denen der Vordruck „Gera" sich befand, so daß nur das Datum, nicht aber auch der Ort von dem Erb lasser niedergcschrieben worden war. Die Wittwe er hall deshalb nur ihr gesetzliches Pflichttheil. — Die Rentnerin Ika Reißig in Gera fand man am Mon- tag früh tvdt in ihrer Wohnung. Neben ihr lag ihr Hund, der die Sparkassenbücher über nwa 67,00o Mk., die die Frau neben sich gelegt hatte, bewachte. Alters schwäche war die Todesursache. Trotzdem die Ver- toroene erhebliche Kapitalien hinterläßt, hat sie sich und ihren Hund nur kümmerlich ernährt. Das Ver mögen der Frau fällt znm größten Theil der Stadt, der Kirche und dem Fürstlichen Gymnasium zu. — Schleiz. Ein durch eine oft gerügte Unsitte veranlaßter Unfall ist soeben in einem hiesigen Restau rant vmg?kommen. Ein Arbeiter fttzre einem Familien vater einen kleinen Revolver mit der Bemerkung an die Srirn: „Soll ich Dich erschießen?" In demselben Augenblicke drückte der Fragesteller, ber nicht glaubte, daß der Revolver geladen fei, auch schon los und v r- lctzte den Gast nicht umrh-ülich. Glücklicherweise drang das Geschoß nicht durch die Hirnschale. Der Getroffene liegt schw-r krank darnieder. — Alsleben. Ein gefährliches Spiil ist jetzt b-i der Jugend im Schwünge. Die Jungen nehmen eine Fei erpose und pusten durch diese allerhand Gegen ständ-' hindurch. So werden auch Nadeln verwende:, deren Kopf durch Umwick-lung etwas vergrößert ist, und das spitz' Geschoß wird aus dem kleinen Geschütz oinausgeblas n. Der 11jährige Sohn des Herrn W. Stüber hier hat kürzlich eine derartige Nadel ver schluckt, indem er in dem Augenblicke, als er losschießen wollte, noch einmal ties Athem holte und die Nadel mit einsog. Der Knabe befindet sich im Krankenhaus? in Behandlung. — Greiz. In der letzten Sitzung des hiesigen Gewerbevereins ist von einemMitgliede an geregt worden der Gewerbeverein wöge Schlitte zur Gründung eines Technikums in hiesiger Stadt thun. Die Versammlung erklärte sich mit der Anregung einverstanden und beauf tragte den Vorstand, das weitere Erforderliche in die Wege zu leiten. — Brüx, 21. Septbr. Heute Nacht ist die schon vor einigen Wochen theilwcise ausgebrannte Gummiwaar-mfabrik Richter 8r Co. größtentheils aus gebrannt Die drei nördlich gelegenen Hauptgebäude sind ein Raub der Flammen geworden. Die sieben nach Süden gel-genm Nebengebäude sind intakt geblieben. Die Ursache des Brandes ist noch nicht bekannt. — In Sonneberg und Umgegend mehrcn sich die Klagen über den vollständigen Stillstand in der Spielwoaren-Jndustcie. Mit banger Sorg denkt man an den kommenden Winter. Glücklicher Weise verspre chen die Kartoffeln auf dem Walde eine reichliche Ernte, so daß wenigstens die NahrungSsorgen zum guten Theil gedeckt sind. — Die Gemeindevertretung von Dux hat in einer außerordentlichen Sitzung eine Resolution gegen die zahlreiche Anstellung von tschechischen Beamten in deutschen Gebieten beschlossen und sie an den Justiz- Minister, an den Ministerpräsidenten und an die k. k. Statthalter« in Prag gerichtet In der Resolution wird gesagt, „daß diese tschechischen Staatsbeamten sich als Pioniere des tschechichen StaatSrechtS fühlen, daß sie die Vorschriften über den dienstlichen Gebrauch der deutschen Amtssprache nicht achten, daß sie entgegen den Verordnungen ihrer Vorgesetzten, sich in die erste Reihe der tsch> chisch-nat-onalen Propaganda stellen." — In Dux sind im Hauptsteueramte von 10 Beamten ö Tschechen, beim Gerichte 3 tschechische und 2 deutsche Richter, von dem übrigen Personale die Hälfte Tschechen, beim Steneramte 2 Deutsche und 4 Tschechen. Die vor Kurzem eröffnete Bahnstrecke Reichenberg- Gablonz Tannmald, die durch reindeutsche Gebiete führt, wurde von der k. k. Staatsbahndirektion in Prag mü fast ausschließlich tschechischen Beamten beseht Die Be. völkerung ist über düse frivole Herausforderung sehr auf gebracht. TageS,eschichte. De«tsche« Urich. Kaiser Wilhelm hat an den Kapilän Sverdrup fol gende Depesche gerichtet: „Aus vollem Seemannsherzen ein freudiger Gruß mit Willkommen zur Heimkehr! Ich preise Golt mit Ihnen, daß er Sie, das Schiff und die tapfere Mannschaft zu den Ihrigen glücklich zurückge- sührt hat " Vor ungefähr Jahresfrist verlautete halbosfiziös, der Voranschlag für den nächsten Neichshaushaltplan werde mit einem Fehlbetrag von etwa 100 Millionen Mark abschließen Diiser Tage schrieb die „Münchener «llgcmeine Zeitung", man sei in Bundesrathskreisen ge neigt, im Voranschlag der Reichsrechnung für 1903 den Fehlbetrag auf 150 Millionen Mark zu beziffern. Es steht also ein beträchtliches Anwachsen des Defizits bevor. Im Rückgänge der Einnahmen bei den Zöllen und Verbrauchssteuern spiegelt sich die Einschränkung wieder, die sich weite Kreise der Bevölkerung, und nicht etwa allein oder vorzugsweise der sog-nannten Arbeiter, cevölkerung, seit Jahr und Tag haben auserlegen müssen, weil die Erwerbsverhältnisse weniger günstig geworden sind. Das ist auch der springende Punkt bei der sogenannten Fleischnothfrage. Berli«, 25 Septbr. In der heutigen Stadt verordnetensitzung wurde ein Schreiben verlesen, worin Stadtrath Kauffmann auf den Bürgermeisterposten verzichtet. Die Versammlung beschloß, zur Vorbereitung einer Neuwahl einen Ausschuß von 15 Mitgliedern niedcrzusetzen. Fortbildungsschulen für Unter- offi ziere. Nach dem Muster der Schulen, die schon bei den Truppentheilen zur Weiterbildung der Unteroffiziere erngesührt worden sind, sollen ähnliche Einrichtungen jetzt auch bei den BezirkskommandoS geschaffen werden, damit die Unteroffiziere durch Unter richt im Deutschen, Rechnen, in der Physik und nöthigen- falls auch im Französischen auf ihren späteren Beruf als Beamte vorbereitet werden können. Die „Post" veröffentlicht eine Zuschrift von, wie sie sagt, besonders sachkundiger und burenfreundlicher Seite, die zu dem Ergebniß kommt, daß die geplante Rundreise der Burengenerale durch Deutschland nicht im Interesse der Sache der Buren liege. Nürnberg, 24. Sept. Bebel sprach gestern vor einer 5000köpfigen Versammlung über die poli tische Lage und kündigte an, daß die sozialdemokratische Reichstagsfraktion gegenüber der Zolltarisfrage Ob- struktion üben werde, um die Zollsrage zur Wahl- larole bei den Reichstagswahlen des nächsten Jahres aufzuwerfen. Ueber das weitgehende Entgegenkommen, das die wyerische Staatseisenbahavcrwaltung der Sozialdemo kratie gezeigt Hal, wird die „Kreuzztg." durch daS olgende Schreiben unterrichtet: „Am Sonntag, den 14. d. M, befand ich mich in München. DaS Erste, waL mir auf dem Bahnsteige d-S CentralbahnhoseS aussiel, waren zwei Männer, die mächtige Schilder trugen, mit der Anschrift: „EmpsaugSauSsckuß der Parteitages der deutscher. Sozialdemvkraüe." Dagegen wird man ja nichts emwenden können Einigermaßen erstaunt war ich aber, ein S der großen Portale, durt die man den Quer-Bahnsteig verließ, mit Kränzen und Gewinden schön geschmückt zu finden. Darüber waren Fähnlein in allerlei Fa b n angebracht, aber sämmtlich mit großen rochen Lchl-ifen versehen Jo der Mitte endlich prangten auf bluttothem Grunde die Worte: „Parteitag der deutschen Sozialdemokratie" Es macht doch einen eigenartigen Eindruck, ein königlich bayrisches StaatSgedäude zu Ehren der Umsturzpartei mit den Farben der Revolution geschmückt zu finden. Mir wenigstens geht d es über die Gemüthl'chkctt" Aus Schweb (Weichsel) wird dein Geauvenzer „Ge üll." gemeldet: Infolge der unausgesetzten Verhetzungen durch die polnischen Zeitungen mehren sich auch di - straf baren Ausschreitungen gegen die Lehrer. So kam in diesen Tagen ein polnischer Arbeiter, der aber den devt- schen Namen Stapel führt, auf den hiesigen Schulhof und stellte einen Lehrer in brüsker Weise zur Rede, daß er sein Kind gestraft habe, weil es keine Fibel hätte: füi deutsche Bücher habe er kein Geld. Der Lehrer entgeg nete ihm, daß das Kind nicht gestraft worden sei, er aber dafür sorgen werde, daß das Kind eine Fibel bekommt. Mit den Worten: „Ich haue Ihnen eins in die Fr . .!" holte der Arbeiter zum Schlage aus und hätte sich thät- ich an dem Lehrer vergriffen, wenn dieser nicht in dem selben Augenblick zurückgetreten wäre, Unter heftigen Drohungen verließ der Arbeiter alsdann den Hof. Die armen Lehrer in den Ostmarken sind nicht zu beneiden; das Volk ist gegen sie verhetzt und die Regierung ist in ihrem Schutze zu schwächlich, ja versagt ihnen noch das »Recht des körperlichen Abstrafens. Ueber einen Weber-Nothstand wird aus Habel- schtverdt geschrieben: Die Weberbevölkerung des Lewiner Bezirks hat für kommenden Winter wenig Aussicht aul ausreichende Winterbeschäftigung. Infolge geringen Ab satzes u d großer Waarenvorräihe senden die Fabrikanten aus Langenbielau und Reichenbach nur in geringem Maß Ketten zur Verarbeitung. Die Lehrer des FürstenthamS Birkenfeld drohen der oldenburgischen Regierung mit dem Ausstand Der „Franks. Ztg." wird aus dem Fürstenthum mitgetheilt: Ein eigenartiger Ausstand droht in unserem Ländchen auszubrcchen, in dem seit Jahren die VollSschullehrer vergeblich auf eine Besserung ihrer GchaltSvcrhältnisse yivarbeitev, beim oldenburgischen Minister aber nicht bas geringste Entgegenkommen gefunden haben. Run hat dieser Tage eine stark besuchte Versammlung junger VolkSschullchrer nach eingehender Berathung den ein stimmigen Beschluß gefaßt, die oldenburgische StaatS .egierung in Kenntniß zu s tz:n, daß sämmtliche junge Lehrer, falls nicht bis zum 15 Oktober eine Aenderung in der Stellungnahme des Ministeriums in der Ge- haltsfrage erfolgt sei, ihre Stellungen im Schuldienste des Fürstcuthums Birkenfeld kündigen würde.. Man darf gespannt darauf sein, wie die oldenburgisch« Re gierung sich dieser Zwangsmaßregel gegenüber verhalten wird. «estrrretch Ungar«. AuS Lemberg wird der „Schles. Ztg." berichtet: Beinahe jeder Tag bringt jetzt die Nachricht von Ber- urtheilungen ruthenischer Bauern wegen Theilnah.ne an dem Feldarbeiterstreik. Die Strafprozesse werden in vier Kreisgerichten geführt: in Lemberg, Zloczow, Tarnopol und StaniSlou. Bis jetzt sind über 200 Bauern abgeurtheilt worden, die Zahl derjenigen aber, welche noch vor Gericht erscheinen werden, ist eine weit größere. Im großen und ganzen sind die den Bauern zudiktirtenStrafen bis jetzt nicht allzustreng: daS größte Strafmaß betrug acht Monate schweren Kerkers, daS kleinste 24 Stunden Arrest. ES wäre aber auch wirklich ganz sinnlos, die Bauern die ganze Härte deS Strafgesetzes fühlen zu kaffen, nachdem es feststeht, daß sie von den Agitatoren zu den AuS- schreitungen verleitet worden sind und ohne ihre Ein flüsterungen in der ganzen Streikbewegung eine passive Rolle gespielt hätten. Diese Agitatoren verstanden aber, sich aus dem Staube zu machen. Bei einzelnen Ver handlungen kommen wirklich haarsträubende Fälle von Ausbeutung zu Tage, deren sich jüdische Gutsbesitzer und Gutspächter zu Schulden kommen ließen. Im Dorfe Janowka bei Tarnopol zahlte z. B. der Guts pächter dem Arbeiter für eine Arbeit vom Sonnen- aufgang bis zum Sonnenuntergang kaum 50 Heller täglich. Recht gerne beschäftigte er auch Kinder im Winter, und damit sie nur recht fleißig arbeiteten, ersann er für sie eine wahre Marter. Er legte ihnen nämlich um den Hals eine Schnur, an deren Ende ein schwerer Stein befestigt war. Infolgedessen mußten die Kinder fortwährend in gebückter Haltung verbleiben und konnten sich gar nicht aufrichten. Für eine ganz tägige Arbeit unter solchen Bedingungen zahlte er den Kindern 20 bis 24 Heller. Solche Ausbeuter sollte man vor allem vors Gericht ziehen. Pest, 25. Septbr. In Neusatz fand eine von eiwa 10000 größtentheils kroatischen Serben besuchte Volksversammlung statt, welche gegen die Gewaltthätig- keiten und Plünderungen der Kroaten, besonders in Agram, protestirte, die Bestrafung der Schuldigen und die Schadloshaltung der geschädigten Serben forderte, sowie ihre Mißbilligung gegenüber dem Aaramer Gemeinderath und der kroatischen Landes-Regierung aussprach. Keigie«. Prüstel, 25. Septbr. „Etoile Belge" bringt heute einen langen Artikel über den Zwischenfall der Prinzessin Stephanie mit dem König Leopold, in welchem daS Blatt die Kommentare der verschiedenen Blätter bedauert und diese auffordert, kaltblütig zu bleiben. Der Zwischenfall in Spa sei eine ausschließ lich interne Familienangelegenheit und die Oeffentlich- keit habe nicht das Recht, sich damit zu befassen. „Lassen wir", so schließt der Artikel des Blattes, „dem Werke und der Zeit freien Laus." Jndep. Belge berichtet, Gras Lonyay habe mit- getheilt, daß die ersten Beileidstelegramme, welche die Prinzessin Stefanie erhalten, diejenigen vom Kaiser Franz Josef und vom König Eduard gewesen seien. England. London, 25. Sept. Aus Prätoria wird depe- schirt: Der wegen Verraths zu 10 Jahren Zuchthaus derurlheifte deutsche Unterthau Hentschel versuchte, nachdem er iu-: »""aangenen März den Neutralitätseid geleistet hatte, nach Deutschland abzureisen. An der Grenze wurde er angehalten und man erweckte be: ihm in Kasiern-Kurivsitäten verborgene Schriftstücke, die General BeyerS ihm für Krüger und Dr. Leyds mitgegeben hatte. Hentschel erklärte, von dem Inhalt ber Schriftstücke keine Kenntniß zu haben, räumte aber ein, daß ihm sür deren Unterbringung 1000 Pfd. Sterl, versprochen worden seien. Niederlande. Der Vertreter der „Daily Mail" im Haag miloet, vor einigen Tagen hätten die drei Buren- generale aufs neue von Dr. L ybs die Rückzahlung großer, bei Krügers Abreise von Prätoria beseitigter Geldsummen verlangt, insbesondere auf Rückerstattung von 250000 Pfund Sterl, in Golo gedrungen, die damals aus der K-ffe der Burenwaisenkammer in Prätoria requiurt wurden. Diese Summe liege un versehrt bei der Niederländischen Bank im Haag, Dr. L.ydS lege aber Hand darauf. Die TranSvaaler Schuld verschreibungen, TranSvaaler fünfprozentigen und Aktien der Niederländischen südafrikanischen Bahn seien zu Gelbe gemacht worden; Dr. Leyds habe einen Poften vom Regierungsbesitze an Aktien der Bahn unter der ?and in Frankreich und Amsterdam verkaufen lassen. Veitere 1000 Aktien seien zum Verkauf zugesagt. Fraukrrtch. Bordeaux, 23. Seplcmber, Infolge des Be schlusses der Gegner des Gesetzes gegen die Congregatio- nen, Vie Steuerzahlungen zu verweigern, hat die Gerichts behörde einen Wagen mit Mob liar bei dem Grälen C lstcllane, der ebenfalls sich geweigert hat, Steuern zu bezahlen, mir Beschlag belegt. Lesveve«, 21. Scvr. Heute fand in Le Fol gtet ein großer Umzug der freien Schulen statt. Vom Morgen an trafen die Landbewohner in Prozession ein, an ihrer Spitze Kreuz und Banner und die Geistlichkeit, welche Gesänge in kelt scher Sprache sangen. Es nahmen ungefähr 50000 Erwachsene uns 15000 Kinder theil. Aut freien, Felde war eine Kanzel errichtet; dort wurde eine Messe abgehalten. Die Volksmenge sang kniecnd das Credo. Der Pfarre von Le Folgoet hielt eine An sprache, in der er zu einem Gebet sür die Nonnen auf forderte In der Ortschaft selbst fanden Ansammlungen statt; die Men e brachte Hochrufe auf die Freiheit, die Schwestern und die Religion aus. Amerika. Einen echt amerikanischen Gewaltstreich haben, wie ein Kabeltelegrawm aus New-Jork berichtet, die Ausständigen im pennsylvanischen Kohlengebiet verübt. Sie hielten Nachts einen Exprcßzug der Philadelphia and Reading Eisenbahn an, weckten alle Fahrgäste auS dem Schlaf, fragten sie genau au- und stellten eine Untersuchung an, ob sich im Zuge Arbeiter befänden, welche nicht Gewerkschaften angehören. Wirklich wurde» auch einige nicht ivcorporirte Arbeiter entdeckt und unbarmherzig durchgeprügelt. Buenos-Ayres, 25. Septbr. Im Ackerbau- Ministerium eingegangene amtliche Berichte besagen, daß durch die letzten Regenfälle die Ernten völlig gerettet worden feien. Man nimmt an, daß der Ertrag mehr als 40 Prozent höher sein werde, als das Er gebniß der letzten Ernte. Auch die Wollproduktion wird in diesem Jahre außergewöhnlich groß sein, man schätzt ihren Werth auf 250 Mill. Frcs. Die Züchter und Landwirthe sind mit diesen Ergebnissen ysrieden. U«tzla«d. Eze«stochau, 22. S-'plembcr. Bei den letzten antisemitischm Krawallen sins 155 Geschäfte zerstört worden. Der Schaden wird auf zwei Millionen Rubel geschätzt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)