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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 04.05.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190205048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19020504
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19020504
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-05
- Tag 1902-05-04
-
Monat
1902-05
-
Jahr
1902
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 04.05.1902
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lichen Zusicherungen de- Finanzministerium- Kenntniß und faßte aus Grund derselben wegen der anderen noch vorliegenden Urberschreitungen Beruhigung, in der Annahme, daß ebenso wie bei Titel 9 auch bei den übrigen Titeln künftig wesentliche Urberschreitungen nicht mehr auftreten werden." Bci dem Kapitel „StaatSeijenbahnen" nimmt die Deputation ausdrücklich Veranlassung, nochmals be sonders auf die wenig ersnuliche Thatiache hinzuwcisen, daß d'e gesteigerten Mehrausgaben gegen den Etat bei fast allen Titeln und Positionen dieses Kapitel- durchaus nicht mit den Einnahmen in Einklang zu bringen sind. Bei dem Kapitel „Direkte Steuern" zeigen alle Eiunahmetitel ein meist recht beträchtliches Mehrergebniß gegen d.n Voranschlag. Das Ergebniß der Ein kommensteuer übersteigt den Voranschlag von 55976000 Mark um 5921812 Mark 83 Pf., die Zunahme ist noch eine stetige; denn während das Ergebniß im Jahre 1896 26814958 Mark und im Jahre 1897 29009869 Wik. betrug, stieg es im Jahre 1898 aus 31028720 Mk. und im Jahre 1899 auf 33114539 Mark Statt der veranschlagten 70509400 Mk. war das Gesammtbrutto-Ernägniß der direkten Steuern 77438947 Mk. 3 Psg. Zu dem Kapitel „Verzinsung dec StaatS- und Finanzhauptkassen-Schulden" wird ausgesührt: „Bei einer Voranschlagssumme von 46986128 Mark stellte sich der wirkliche Zuschußauswand auf 47384659 Mk. 70 Pf., demzufolge 398531 Mk. 70 Pf. mehr; dies rechtfertigt sich dadurch, daß bei den Anleihe- und Aktienschulden sich im Besonderen ein Minderaufwand in Höhe von 511225 Mark 25 Pf. ergabt, welcher Betrag dadurch erzielt wurde, daß im Wesentlichen von den in Titel 8 benannten 3prozentiaen Renten- anleihen vor: 1896 größere Beträge ohne beziehentlich mit Znisscheinen von der StaotLschuldenbuchhalierei übernommen wurden, aber rheilwesie an bestimmten Terminen zurückginaen, da eine Begebung von Schuld verschreibungen über dergleichen Kapitalburäge bis zu einem gewissen Zeitpunkte nicht-eingetreten war. Hierbei wird noch zu bemerken sein, daß auch bei Umwand lung der 4prozentigen Anleihe in eine 3l/zprozentige ein hoher Betrag von 2199600 Mk. nicht zur Um wandlung angemeldet wurde und die Zinsen für dr-i Termine im Interesse dieses Triels demnach gnp rt werden konnten Gegenüber diesen genannten Minder auswendungen sind aber unter den außeretatmäßigen Ausgaben 907 500 Mark Mehrveibrauch auszusühren, die dadurch entstanden, daß gemäß des Gesetzes vom 10. Juni 1898 von der ausgenommen«, 3plozemieen Rentcnanleihe im Gesammtbetrage von 112000000 Mark Anfangs Juli 1899 60500000 Mark von de, Staatsjchuldenbuchhalterei übernommen wurden. Für den Termin 30. Seprember 1899 mußte diese Summe mit dem genannten Betrage verzinst werten." Zu dem Kapitel „KultuLetat" wird b unerkt: „Die Ausgaben haben sich in einer ganz außerordentlichen Weise vermehrt, während die Einnahmen sich vermin dert haben. Allerdings muß darauf hingewiesen werden, und das hat auch der Herr Kultusminister in der Ersten Kammer erwäh,t, daß der Grund sür diese Steigerung wesentlich m der Erhöhung der Ausgaben für die Volksschule» liegt. Wenn nun auch in Folge der Zunahme der Bevölkerung ein ferneres Anwachsen der Ausgaben zu erwarten sein wird, so dürfte es aber doch wohl der ernstesten Elwägungen der Staats regierung wie nicht minder der Stände bedürfen, um diese Ausgaben auf das nothwevdigste Maß zu be schränken, und es erscheint sehr erwünscht, daß endlich einmal auf dem ganze' großen und wichtigen G>biete des Schulwesens eine gewisse Stetigkeit eintrete." Was den Awwanv des States stir die gOammlc Polizei betrifft, so ha', deiülbe in der F.'nan-Periode 1898/99 betragen: für Dresden 2413079 M! sür Leipzig 186 630 - für die dingen LaudiNhe'le 1 886 393 - zuiamnuu t 4 486102 _/,k. Dresden verursachte allo rum Staat' mehr Polizei lasten, als das ganze übrige Land Die Tepuiarwn gelangt am Schluffe des Berichts zu denr Vir.uage, „die Kammer welle oer königlichen Staatereglerung betreffs See ReLerlchaftsderichles au> die Fmanzp-rioSc 1898/99 Emlasrung erth-ilen." Chemnitzer Brief. Chemnitz, 2. Mai. (Der Häberlein-Affaire letzter Akt — oder: „Wer Metz! lach , lucht am oepen".) Uebcr die Geschwister Häberlein, zwei nicht mehr in ganz jugendlichem Lebensalter stehende hiesige Jung frauen, ist in diesem Blatte schon wiedeiholt lecichnt worden. Dteselben haben dem Stadtralhe viel Mühe gemacht und als sie schließlich nachgeoen mußren, noch eine große Entläuschm g bereitet. Der Fall ist so interessant, daß er über unsere Stadt hinaus Aufsehen erregen muß. Fast die einzige, wenigstens die kürzeste Verbindung zwischen dem nördlichen Stadttheil, oder dem sogenannten Schillerviertel, und der inneren Stadt bildet die Friedrichstraße. Dieselbe ist in Zickzackform angelegt und wird niemals eine gerade Straße werden können; bei dem sehr starken Verkehr durch die Straße war es aber wünschenswerlh, daß wenigstens die sehr engen Theile derselben beseitigt würden. Das meiste Interesse an der Verbreiterung der Friedrichstraße hatte der auch außerhalb unserer Stadt sehr bekannte Maschinenhändler Anlon Hamel, ihm gehören mehrere neue, bereits zurückgerückte Häuser, die durch vorstehende alte Nachbarhäuser nicht zur vollen Geltung kamen. Aber auch der Transport seiner Maschinen durch die sonst sür den allgemeinen Fährverkehr gesperrte Fried- richstraße mußte ihm eine Verbreiterung derselben er- wünscht und zu Opfern dafür geneigt fe n lassen. Hamel bildete mit den B-sitzern der Grundstücke 3, 5, 7, 9 und 11 ein Konsortium, das mit dem Stadt- rath in Unterhandlung trat und nach längerer Zeit auch erreichte, daß ein ansehnlicher städtischer Zuschuß sür das Hineinrücken dieser ersten 6 linksseitigen Häuser bewilligt wurde. E:was Ordentliches konnte jedoch nur erreicht werken, wenn auch das zur Hälfte übet die neue Straßerflucht hinausstehende Häberlcinsche Häuschen Nr. 10 und das Hosmannsche Hau- Nr. 1, zum Abbruch kamcn. Wie sich die Besitzerinnen des lHauses Nr. 10 dagegen sträubten, ist bekannt, nachdem Isich aber Hamel verpstichtrte, beide Grundstücke anzu» kaufen, beantragte die Stadtgemeinde die Expropriation derselben. Die Differenz, welche zwilchen der behördlichen Taxe und dem leitens der Stadt mit Hamel vereinbarten Preis bestehen würde, kam zu Gunsten oder Lasten oer Stadt Für das Häberlcinsche Haus deponirte Hamel 50,00o Mark. Man war der festen Ueberzeugng, daß die Stad! durch die Zwangsenteignung noch ein Geschäft machen werde, denn 50,000 Mark sei das Häuschen ooch nicht werth. Aber es kam ganz anders. Die beiden Fräulein? Häberlein sagten: „Ihr wollt die Straße verbreitern, gut, Ihr sollt das Areal dazu haben, was Ihr aber dazu nicht braucht, da- bleibt unser. Wir geben den Grund und Boden unseres väterlichen Grundstückes zu anderen Zwecken, als es das öffentliche Bei kehrsintereffe erfordert, nicht her." Der Stadl blieb nun nichts anderes übria, als das Hüberlein'sche Haus nach wie vor stehen zu taffen oder den von der Kommission für das zur Straßen verbreiterung nöth ge Areal festgesetzten Preis zu bezahlen. Daß dieser Preis kein niedriger ist, läßt sich denken, denn um in den Besitz des Areals zu gelangen, mußte die vordere Hülste des Häuschens mit erworben werden Aus baupolizeilichen Rücksichten konnte die Hintere Hälfte nicht stehen bleiben und auch diese soll, also außer dem Straßenareal noch das ganze Haus bezahlt werden. Wie viel das zusammen kostet, konnten wir noch nicht erfahren Fräulein Häberleins schloffen nun das ihnen verblieb-n? Grundstück durch sine hohe, undurchsichtige Bretterwand ab, sodaß die sreizewordene Baustelle den Blicken der Paffanten entzogen ist und bis nach dem Äblebin der beiden Sonderlinge entzogen bleiben soll. Herr Hame!, der keiner, Neubau auf dem Grundstück ausführen kann, verlangte die deponieren 50,000 Mark zurück und mußten hm auch gegeben werben Geschwister Häberlein logirten ich Lohstraße 32 ein, sind aber für Niemanden sichtbar, nur früh ditm Fensterputzen können sie es »ich: ganz ver hüten, eines Blickes gewürdigt zu werden. Die Häuser Friedrichstraße 3, 5 und 11 sind der Erde gleich gemacht und 1, 7 und 9 werden bald folgen. Friedrich August- (Durchbruch Königstraße - Neumarkt) und Friedrichstraße haben >etzt viel Aehnlichreit; schöne Neubauten neben alten dem Unte'-gana geweihten Häusern, Stein-und Schutthaufen, kurz em Charos, wie man es in mitten der Stadt selten sieht. Beide Straßen kosten der Stadt eine ganz bedeutende Summe, jeden ialls weit mehr, als vorher berechnet, sodaß man vor- läufig die schon mehrfach ausgearbeiteten Petitionen wegen Unterstützung zu weiteren Straßenverbreiterungen nur ruhig zurückhalten mag, denn sie haben keine Aus sicht aus Erfolg. Alles kann nicht aur einmal gemacht werden, wie es sich schon mele Leute dachten. Ter Krieg um Transvaal. Mehr als 4^/z Milliarden Mark wird bis Ende dieses Jahres der südafrikanische Kicg England kosten. Nach der „Westminster Gaz." beliefen sich die KciegL- kosten für England vom 11. Oktober 1899 bis zum 1. Januar 1900 auf 23217000 Psd. Sterl., von 1900 bis 1901 aus 65120000 Psd., von 1901 bis 1902 auf 71037000 Pfund. Für das laufende Jahr sind im Budget 63 700700 Pfund vorgesehen. DaS macht im ganzen einen Betrag von nicht weniger als 222074 Psd. Sterl, oder 4461480000 Mark. Dazu kämen noch 107 600 000 Mark Spesen, sodaß sich die wirkliche Gesammtausgabe bis zu Ende dieses Jahres auf 4,6 Milliarden Mark belaufen würde. Von dieser GesammtauSgabe sind I 401 740 000 Mark durch neue Steuern bezahlt. Die Kosten an Menschenleben in drm südafri kanischen Kriege sind bekanntlich furchtbar groß. Ter adicale Abgeordnete Ellis führte in London aus, daß von den 400,000 Mann, die England ausgesandt habe, mehr als 40,000 gefallen seien, d. v. von 10 englischen Soldaten vezahkte einer die Dienste um das Vaterland mit dem Tode. Weite:e 70,000 kehrten als Invaliden in die Heimath zurück. * Im Repiäsemantenhause hat Burke, einer der V.rtrenr Pennsylnanirns, einen Antrug eingebracht, den P,äsidenten zu ersuchen, daß er Pferde und Maulchien, die verschifft werden sollen, als Kriegs- konrrebande erklärt und ferner proklamire, daß weder die kriegführenden Parteien in Afrika, noch deren Agenten der Häfen der Vereinigten Staaten für die Verschiffung von Thieren od-r Kriegsmaterial be nutzen dürfen. Auch m Vcr Pro mz Ostpreußen sind dis englischen Pserdeaufläus-r mir Eriolg ihm-g Erft jetzt ist wrede! von Hamburg aus ein größer,r Tranevon osiv-rnLülber Pkc.de nach England adgegaagcn, von wo aua sie nach Süda'rika Verfrachter wirren. Die „Kreuz-Zlg." äußert. Sehr auffällig ist es wie die zahllosen Neutralitätiverletzungen, welche die Engländer in d°n fitzten Jahren durch Pserdeankäufe ür Südafrika begangen haben, von dem größten Theile )er Presse todtgeschwiegcn werden. Immerhin aber läßt sich meistens so lange ein „F-iMblatt" finden, wie eS sich um Privatgeschäfte einzelner Firmen -andelt, die nur durch ein allgemeines Pftrd;auSfudr- verbot verhindert werden könnten. Ganz anders aber liegen die Dinge in den Vereinigten Saaten, wo nach Sem jüngsten Berichte deS Gouverneurs von Louisiana bei Schalmette unterhalb New-OrfianS) seit zwei Jahren rin gewaltiges englisches P erdeousfuhr- und Ausrüstungslager besfihr, das etwa 200 000 Pserle und Maulthiere, sowie gegen 40000 R'kruten nach Kapstadt befördert haben soll, ohne daß dies zuramt- ichen Kenntniß der Bundesregierung gekommen wäre. Nun heißt es ja, daß eine amtliche Untersuchung dieser seltsamen, an Rußland erinnernden Tatsachen be- chlossen worden sei. lieber das Ergebniß aber hat vis jetzt, nach vollen drei Wochen, noch nichts vei- autet, und die gefällige Presse, die sich sonst an jede Kleinigkeit hängt, Hilst den Skandal getreulich ver tuschen. Dieser ist übrigens nicht der einzige seiner Art; denn auch in Missouri giebt es ein solches Pferde- auizuhrlager (bei St. Jost pH), das allerdings nicht so viel zu leisten scheint, wie das von Chalmette, aber doch auch 53000 Pferde nach Südafrika geschafft hat. Bon alledem weiß die britische Kriegsverwaltung natür lich nichts. Diese heimliche Unterstützung darf, so be- deutsam sie ist, nicht eingestanden werden. Freilich gehört daS aber mit zu den ältesten Ueberlieferungen Englands, wo man die Neutralität von jeher so aus- gelegt hat, wie sie zu den eigenen Zwecken paßte, nicht, wie es dem Geiste de-Völkerrechts entsprach. Darübei l »raucht man sich übrigens weniger zu wundern, alil über die Gelehrigkeit, mit der d e Neutralen selber eft Auge zuzudrücken verstehen, wie dies namentlich die vorgenannten Fälle beweisen. Die Ueberlegenheit der Großen über einen Kleinen wird dadurch um ein Vielfaches verstärkt, aber auch die Mitverantwortlichkeit ür die Folgen deS furchtbaren Trauerspiels steigert ich in unheimlicher Weife. Aber freilich, wer denkt oaran, wenn sich diese Verantwortlichkeit gleichzeitig auf Zahllose vertycilt, nirgend in einheitlicher Weise verkörpert? Da tröstet sich ein jeder damit: ich allein änn er ja doch nicht ändern, also lassen wir die Dinge gehen, besonders wenn sich dabei noch allerhand Sondervortheile herausschlagen lassen, von denen man in der Oeffentlichkeit freilich nicht spricht. * * * London, 1- Mai. Im Unterhaus,, erklärte der Erste Lord des Schatzes, Arthur I Balfour, bezüglich der Friedensverhandluügen besitze die Regierung gegen wärtig keine Jnformalionen, die er dem Hause mittheileu önne. — Der „Standard" erfährt, daß die Vecsamm- ungen der Buren bis jetzt eine dem Frieden günstige Mehrheit auswiesen. Es sei jedoch nicht unwahrscheinliche "aß die Unversöhnlichen standhaft bleiben, was auch immer kür graßmiethige Bedingungen gestellt wrssn (O je!) Ferner erfährt der Standard aus Pretoria: Die Versammlungen ernennen Deleqirie sür die endgiltige Konferenz der Vereinigung. Bisher zeigten die Vec- ammlungen eine Majorität für den Frieden, falls einige unversöhnlich bleiben, dürften sie nach der allgemeinen Uebergade bald eliminirt werden. Die Konferenz zu Vereinigung wird mit Bezug auf vollständige Ver- rceiung aller Sektionen nichts zu wünschen übrig lassen. Von Lord Methuen, der noch immer an den Folgen der bei Tw.ebosch erhaltenen Verwundung üarniederliegl, wird gemeldet: „Seit seiner Ankunft in Johannisvurg hat man das verletzte Bein mit Ge wichten beschwert, um den Hüftknochen zu strecken. Das Gewicht wurde sitzt abgenommen. Man nimmt an, daß bas verwundete Bein um Zoll kürzer bleiben wird, als das andere. Lord Methuen war in Behandlung deS Arztes, der während des Gefechtes, in weichem er verwundet wurde, bei ihm war." Die englische Regierung beantwortete all eAnfragen der französischen und hollänoischen Regierung, welche um die Erlaubniß nachgesucht hatten, Ambulanzen nach Süv- afrika zu entsenden, ebenso wie der deutschen Regierung in abschlägigem Sinne. Aus dem Lager des Generals Dewet sind nach einer Meldung der „Intern. Korr." aus Amsterdam Briefe von Anfang März einzetroffen, welche mit- theilen, daß der vom baltisch-russischen Burenhilfskomitee (welches dem großen Amsterdamer Komitee angeschlossen ist) entsandte Arzt Dr. Schweighardt mitiammt den ihm mitgegebenen Verbandstoffen und Heilmitteln im Lager Dewets glücklich angekommen ist. Derselbe war unter Verheimlichung seines Berufs und Zweckes in Lourenzo-Maiquez gelandet und hatte von dort unter unsäglichen Mühen und Gefahren auf dem Landwege daS Kommando Dewets uussuchen müssen. Er fand dort den bereits vor zwei Jahren von demselben Ko mitee entsandten deutsch-russischen Arzt Dr. v. Rennen kampf, mit dem er die Neuorganisation des Sanitäts wesens für die Buren in die Hand nahm. Außer diesen beiden Herren sind von allen nach Transoaa geschickten Aerzien nachweislich nur noch zw.-i junge deutsche Aerzte bei den Buren, vorausgesetzt, daß die selben noch nicht gefallen find, da sie zugleich als Freiwillige mitkämpfien. Nach einer ami ichen Ausstellung d r cngli'chcn Re gierung sind während des Krieges 546 Farmen von den Buren zerstört oder beschädigt worden und der hierdurch verursachte Schaden wrd auf 36,967 Psd Sterl ge schätzt. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Schädig ungen in Natal zu Beginn des Krieges und in der Kap- knioräe. rageSgeschichte. Eröffnung der Düsseldorfer AnssteUnng. Düsseldorf, 1. Mui. Die Rheinisch-westfälische Gew-rdc- uns Industrie-Ausstellung wurde heute e:öffnet. Bei dem Festmahl in der Ausstellungshalle brachte Reichskanzler Graf v. Bülow bas Kaiserhoch aus und wirs auf daS Interesse hin, welches der Kaiser an der AuSstellu g von Anfang an bis zur Verwirklichung bekundet habe. Ein Zeichen des Wohl wollens des Kaisers sei auch, daß der Kronprinz, de: Pcoteklor der Ausstellung, bei der Eröffnungsfeier zu .egen sei. D.-r Kronprinz habe sich überzeugen können, daß die Ausstellung in rnvustneller und künst lerischer Hinsicht G oßartiges enthalte. In der Industrie- Halle seien Schaustücke der Technik und des Siwerbe- fleißeS vorgeführt, wie sie selbst aus europäischen Universalausstellungen bisher kaum anzutreffen waren. (Bsisall.) Diese Ausstellung sei durchgesetzt in einer Zeit, wo die Industrie und gerade die Eisenindustrie unter ungünstiger Gestaltung deS Weltmarktes zu leidn hatte. Der Reichskanzler dankte namrnS der Staatsregierung den Unternehmern und Arbeitern, welche unter diesen erschwerenden Umständen die AuS- fiellung schufen und erklärte, das beweise, daß sich dec Deutsch; und nun gar der Eisen richtende Westfal- nicht so leicht umschmeißen läßt. (Anhaltender Beifall.) „Was die Verwaltung", fuhr der Reichskanzler fort, „zur Förderung der Entwickelung des neuen, wirth- chustlichen Aufschwunges beitragen kann, das zu leisten Ind wir mit besten Kräften bestrebt. Wir wissen, daß daS Ziel der Reichspolitik ist, einerseits der Lanv- wirthschaft aus ihrer schwierigen Lage nachhaltig auf- zuhelfen und damit zugleich den inländischen Waaren- adjatz zu steigern (Bravo), andererseits der deutschen Jndustriearbeit die vertragsmäßigen Bürgschaften sin Vie ungestörte Ausfuhr ihrer Erzeugnisse zu wahren. Deshalb gingen die verbündeten Regierungen in der Tarifvorlage in Betreff einer erheblichen Zollerhöhung ür die Agrarprodukte bis an die Grenze des mit dem Abschluß langfristiger Handelsverträge noch zu Ver einbarenden, aber nicht weiter. (Stürmischer Beifall.) In dem lange währenden Meinungskampfe, welcher dabei zu überwinden ist, soll uns stets daS Vorbild deS Kaisers voranleuchten. Der Reichskanzler erinnerte an die Rheinwerftbauten Düsseldorfs, welche nur im Vertrauen auf die dem Kaiser zu verdankende Sicher- heil unserer Weltstellung möglich waren und fügte hinzu: Ihnen als Männern deS praktischen Lebens ist cs wohl bewußt, wievielmehr die materielle Wohlfahrt von der Stellung des Reiche- und der Erhaltung des Friedens unter Wahrung unserer Würde und unserer Interessen nach außen abhängt, al- von der Durch- sührung dieses oder jene- Parteiwunsches. Im Innern die Basis gedeihlicher Entwickelung von Arbeit in Stadt und Land zu sichern und zu gestalten, betrachte ich als Reichskanzler in voller Uebereinfiimmang mit dem Kaiser als meine vornehmste Aufgabe." (Stürmischer Beifall.) Der Reichskanzler schloß, indem er auf- forderte, dem Kaiser daS Gelübde der Treue zu er neuern und brachte unter stürmischem Beifall ein Hoch auf den Kaiser aus. — Hierauf brachte der Vorsitzende d?S ArbeitSauSfchusseS, Geheimrath Lüg, ein Hoch auf den Protektor der Ausstellung, den Kronprinzen, auS. Dieser erwiderte: „Mein lieber Herr Geheimrath Lüg! Daß Sie in dem Augenblick, wo deutsche Industrie, deutsches Gewerbe und deutsche Kunst sich anschicken, Proben ihrer Kraft und ihres Könnens vor aller Welt zu zeigen, auch D-rer nicht vergessen haben, die in unserm Vaterlande eingedenk ihres hohen Fürsten- derufs jederzeit Handel und Wandel förderten und die Kunst schützten, berührt mich besonders wohlthuend. Für meine Vorfahren, zunächst im Namen meiner Herrn Vaters, danke ich Ihnen dafür. Nicht minder danke ich Ihnen Allen für den Ausdruck der freund- lichen Gesinnungen, welche Sie mir, dem Schirmherr» der Ausstellung, entgegenbrinzen. Hier an dieser Stelle will ich es nochmals aussprechen: Die Ueber- nähme des Protektorats über Ihr großes Unternehmen war mir vom ersten Augenblick an eine große Freude, jetzt aber, da das Werk vollendet vor uns steht, gereicht mir das Protektorat zu stolzer Genugthuung. Seit Jahresfrist hatte ich Gelegenheit, den Werdegang der gigantischen Schöpfung zu beobachten, die geniale, geistige Arbeit, welche in ihr steckt, zu bewundern und mich an der Thatkraft zu freuen, deren deutsche Köpfe und deutsche Arme sähig sind. Wenn irgendwo, hier könnte man lernen, daß opferfreudiger Wille Großes zu vollbringen vermag. Niemand kann daher diesem Wecke inniger und aus aufrichtigerem Herzen Gedeihen und Erfolg wünschen, als ich cs thue. Die Industrie und der Handel treten heute mit der Kunst einträchtig verbunden auf den Plan. Das meine ich, giebt einen ganz besonders guten Klang, daß man in Düsseldorf, wo die Fabrikichornsteinc rauchen und die Eisenhämmer pochen, der Kunst einen Tempel errichtete, der heute die Ausstellung schmückt. Das mag der Welt beweisen, daß wir Deutsche im materiellen Wettbewerb die ideale Aufgabe nicht vergessen. Um noch mit einem Wort derer zu gedenken, welche um das Gelingen der Aus stellung, deren Eröffnung wir feiern, großes und bleibendes Verdienst sich erworben haben: Sie alle, vom obersten Leiter bis zum letzten Arbeiter, wollen wir von Herzen beglückwünschen, sie alle mögen stolz auf ihre Thaten sein. So dürfen wir hoffen, daß der Lohn sür soviel Mühe nicht ausbleibe, und daß der Ausstellung ein voller Erfolg beschieden fei. Diesem berechtigten Wunsche lassen Sie uns Ausdruck geben in dem Rufe: Das Rheinisch-westfälische Industrie-Gewerbe und die gesummte deutsche Kunst hoch, hoch, hoch!" Zur Tuberkulose« - Forschung. Marburg, 30. April. Seit dem Tage der bekannten Rede des Geheimen Raths v. Behring in Stockholm gelegentlich der Verleihung des Nobelpreises wartet Vie Welt mit Spannung auf eine erste ein gehende Veröffentlichung, die über seine Forschungen auf dem Gebiet- der experimentellen Therapie, speziell der Tuberkulosebekämpfung, berichten soll. Dies Buch ericheint rn diesen Tagen bei Elwert in Marburg. DaS Buch giebt in kurzer, übersichtlicher Form eine Zusammenstellung der in den Marburger Instituten des Prof. v. Behring in den letzten sechs Jahren aus- gesührten Forschungen über die Tuberkulose. Die Einleitung enthält eine Zusammenfassung der im ersten Theil — Kapitel 1 und 2 — von deo Verfassern unter Beigabe zahlreicher intereffantcr Thierprotokolle, Tab llen rc. näher erläuterten BersuchSergebnisse, von denen als b-sonders bedeutsam die Mittheilungen über die Natur des Tuberkulosegiftes, die Untersuchungen über d-e B zi-hungen zwischen den vom Me-ichen und ven vo.-n Rind; stammenden Tuberkelbazillen und vor allem die gelungenen Jinmunisirungsversuche gegen die Luverkuloje bei jungen Rindern heivorzuhebrn sind. Die von an Tuberkulose erkrankten Menschen und dem perliiichtigen Rinde gewonnenen Tuberkelbazillen sind nach der Auffassung der Verfasser als artgleich anzu- sebkn. Die morphologisch?» und biologischen Unter schiede in Aussehen, Wachsthum uud Virulenz erklären sich durch das Anpassungsvermögen der Tuberkel bazillen an die Lebensbedingungen de- betreffenden Organismus. Die Actgleichheit de- Tuberkelbazillus vom Menschen und Rind wird außer anderem be wiesen durch die chemisch und physiologisch gleiche Natur deS von beiden hervorgebrachten spezifischen Giftes. Für die Artgleichheit spricht ferner dieThat- sache, daß es gelingt, durch Vorbehandlung mit Tuberkelbazillen menschlicher Herkunft bei Rindern Immunität gegen die Infektion mit Rindertuberkel- bazillen zu erzielen. Alle aus der Leibe-substanz der Tuberkelbazillen gewonnenen Gistpräparate haben einen gemeinschaftlichen Giftkern, ohne welchen keiner Sub stanz die spezifische tuberkulöse Gistwirkung eigenthüm- lich sein kann: daS sogenannte Tuberkulosin. AIS be- deutsamster Erfolg für die Praxis ist hervorzuheben, vaß eS v. Behring gelungen ist, durch Vorbehandlung mit lebenden, schwach virulenten Tuberkelbazillen jungen Rindern eine derartige Widerstandsfähigkeit gegen die tuberkulöse Infektion zu verleihen, daß sie die Ein verleibung von stark wirkenden Tuberkelbazillen, die 'ür nicht vorbehandelte Kontcollrinder unbedingt tödt- lich sind, schadlos überstehen. Dieser E folg ist für die Landwirthschaft von solch weittragender Bedeutung, daß schon jetzt umfangreiche Impfungen in der Praxis zur Jmmunisirung der Rinder stattfinden. Der Kaiser soll nach der „Deutschen Tagesztg." kürzlich bestimmt haben, daß in Zukunft bei Denk mälern für den alten Kaiser Wilhelm al- Inschrift nicht „Kaiser Wilhelm I.", foudern „Kaiser Wilhelm der Große" zu setzen ist. DaS Blatt behauptet, daß „nur" beim Gebrauch dieser Bezeichnung fortan die äiserliche Erlaubniß zur Errichtung solcher Denkmäler weroe ertheilt werden.
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