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HolMstrirt-Grnstthal, Gberluugmitz, Gersdorf, Kugau, Hernmdors, Kernsdorf, 's Freitag, den 3. Oktober 1902. 52. Jahrgang. Nr. 230. Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach. Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St.. Egydien, Hüttengrund u. s. U Inserate nehmen außer der Expedition auch die Au-träger aus dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Hohenstein - Ernstthal. -nr crKsr? öer rrinlisgsrröen Ortschaften «rscheiat zeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1M durch die Post Mk 1,82 frei in's Haus. Anzeiger Aus dem die Firma Wilh. Ackermann L Co. betreffenden Blatte 320 deS Handelsregisters für die hiesige Stadt ist verlautbart worden, daß der Kaufmann Ernst Mcx Seidel als Gesellschafter aus- geschieden ist und daß die Firma künftig Hohenstein-Ernstthaler Kunstanstalt Wilh. Acker mann L Co. lautet. Hohenstein-Ernstthal, am 1. Oktober 1902. r-e 179/02. Königliches Amtsgericht. Bekanntmachung. Der 3. Termin Renten ist spätestens bis den 6. und der 2. Termin Brandkasse (nach >/, o/g Einheit) spätestens mm bis den 16. Oktober a. e. an die hiesige Ortssteuereinnahme zu bezahlen. Oberlungwitz, am 29. September 1902. Der Gemeinde-Borstand. Lieberknecht. Bekanntmachung. Freitag, de« 3. October Einnahme a) des am 30. September fällig gewesenen HI. Termins Renten, b) des II. Termins Brandkasse nach Pfg. pro Einheit und o) des II. Termins Einkommensteuer in der Gcmeindeexpedition, sowie von Bormittag 9 bis 12 Uhr in Röders Restauration. Hermsdorf, am 30. Septbr. 1902. Der Gemeindevorstand. Müller. Der Besuch der Bärenführer in Berlin. (Von unserem Berl ner ^-Korrespondenten.) Berlin, 1. Oktober. Es steht nunmehr fest, daß die drei Burengenerale Botha, Lewet und Delarcy am 17. d. Mis in Berlin eivtreffen werden. Es ist selbstverständlich daß die Berliner Bevölkerung den Burensührecn einen herzlichen und begeisterten Empfang bereiten wird, einen Empfang, der wärmer sein wird, als die, hicr recht zahlreichen. Empfänge fremder Fürstlichkeiten. Tie Sy npathicu die man in Deutschland dem heroischen Kampfe dei Buren gegen die erdrückende englische Uebcrinscht ent- gegengcdracht hatte, sind auch den besiegten Helden treu geblieben, denen heute vom moralischen wie vom militärischen Standpunkt aus jedenfalls eine bessere Rolle zufällt, als den englisch-u Siegern. Daß die Berliner Bevölkern g den Vertreter?, der Burenvation in der denkbar herzlichsten Weise entgegenkommen wird, steht also fest. Ist cs doch hicr stiner Zeit aufrichtig bedeu-rt worden, daß die Siaats- raison der hohen Politik den Empfang, der m Berlin dem greisen Präsidenten Krüger zugedacht war, ver hindert bat. Wie aber wird sich der mfizulle Empfang der Burengenerale gestalten? D e von einigen Blättern verbreitete Meldung, daß diese Audienz bereits be willigt sei, war den Thatsachen vorausgceilt, aber cs scheint in der That mit einiger Sicherheit festzustehen, daß die Bewilligung erfolgen und die Audienz statt finden wird. Im deutschen Volke würde diese Ehrung de- Burenführer durch den deutschen Kaiser mit warmer Befriedigung begrüßt werden, aber es würde keinem nüchternen Politiker in den Sinn kommen, diesem Vorgang eine besondere politische Bedeutung zuzu schreiben oder ihn gar als Demonstration gegen die englische Regierung oder gegen Las englische Volk au> zufassen. Welche politischen Zwecke sollten denn die Bureuführer mit ihrer Audienz beim Kaiser verfolgen ? Diese Frage ausstellen, heißt ihre Absurdität klarlcgcn. Die Buren haben vor dem Antritt ihrer Rund reise durch Europa unzweideutig erklärt, daß sie auf dem Boden der FriedenSbedingungeu von Pretoria stehen, daß ihnen die Absicht einer politischen Agitation gegen England fernliege, und daß sie lediglich den Zweck verfolgen, das Mitleid und die Bethätigung der praktischen Nächstenliebe für ihr schwerleidendes Volk «»Musen. Daß die Buren gezwungen sind, die Hilse der anderen Rationen in Anspruch zu nehmen, das ist die Schuld Englands, welches seine Verpflichtungen gegenüber den Bure»', über die es namenloses Elend gebracht Hit, recht leicht nimmt. Daß die Engländer eine g! wisse Beschämung darüber empfinden, daß die Buren sich an die anderer. Nationen um Hilfe wenden, 'ö.inen w-r begreifen. Und dieser Beschämung entspringt Wohl in erster Reihe der Aerger, der sich in einem Th.il der englischen Presse bei der Ankündigung der geplanten Audienz der Burengenerale beim deutschen Kaiser bemerkbar gemacht hat. Auch wenn der überwiegende Theil der englischen Presse in dieser Beziehung nicht einen vernünftigeren Standpunkt eiunähme wie die „Timcs", so wäre es doch selbstverständlich, daß man in Deutschland keinen Anlaß nehmen würde, sich in den einmal getroffenen Dispositionen durch thörichte Drohungen englischer Zeitungen einschüchtern zu lassen. Der Altreichskanzler Fürst Bismarck hat die Gehässigkeiten der Londoner Presse einmal als „Druckerschwärze auf Papier" bc- ze chact, und höher wird sie Auslassungen der „Times" und Konsorten auch heute Niemand einschätzen. Kein vernünftiger Mensch wird ebeu dem deutschen Kaiser und der deutschen Negierung nach der peinlichen Neu tralität, weiche man hier den ganze» Krieg hindurch beobachtet hat, die Absicht eines lcindseligen Aktes gegenüber England zutranen. Ein nie t geringer Theil ^es englischen Volkes verlangt aber, daß man auf seine Empfindlichkeit die weitest gehende Rücksicht nehme, mährend die Engländer — man denke nur an Cham berlain ! — im allgemeinen nicht geneigt sind, in dieser Beziehung Gegenseitigkeit zu üben! * * * Lando», 1 Oktober. Der geplante Empfang der früheren Burcngencrale durch den deutschen Kaiser wird in den heutigen Morgenblättern viel ruhiger be sprochen als gestern. Nicht allein erklärt cs das libe rale »Daily Chronicle" für eine „lächerliche Dreistig keit", dem Kaiser Wilhelm Vorschriften machen zu wollen, die konservative „Moruing Post" betont nach drücklich, daß die Haltung der deutschen Regierung in dieser Frage vollkommen einwandfrei sei, und die beiden dem hiesigen Auswärtigen Amt am nächsten stehenden Blätter „Daily Graphic" und „Daily Telegraph", finden es erstens ganz natürlich, daß ein so begeisterter Soldat wie Kaiser Wilhelm den Wunsch habe, die Be kanntschaft so ausgezeichneter H-rrführer zu machen, und sprachen sich zudem übereinstimmend dahin eus, daß unter der Voraussetzung der Einführung durch den britischen Botschafter England keinerlei Veranlassung habe, sich durch eine solche kaiserliche Audienz beschwert zu fühlen. Andererseits wird vielfach der Besorgniß Ausdruck gegeben, daß trotzdem der Empfang in Eng land unfreundlich gesinnten deutschen Kreisen falsch aufgelaßt werde und erneute anti - eiiglischc Kund ¬ gebungen Hervorrufen werde, die nur dazu dienen könnten, die leider unzweifelhaft bestehende Mißstimmung zwischen beiden Rationen noch zu verschärfen. „Daily Chronicle" sagt, wenn der Kaiser die Generale empfange, müsse er erwarten, in England etwa dieselbe Wirkung zu erzeugen, die seinem Tele gramm an Krüger folgte. Das Blatt fürchtet, der Empfang der Generale durch den Kaiser würde deren Mission eine gewisse Weihe oerleihen, was in England einen höchst unangenehmen Eindruck erzeugen werde. „Morning Post" erfährt, die Burengenerale suchten eine Audienz beim Kaiser nach Der Kaiser erwiderte, er würde sie empfangen, wenn sie die üblichen Förm lichkeiten erfüllen, die darin bestehen, daß ihr Gesuch durch die britische Botschaft übermittelt werde. Staats sekretär Richthofen verständigte den Botschafter Las celles von diesem Inhalt der Antwort des Kaisers und LaScelleS unterbreitete sie der Erwägung der britischen Regierung. Ob die Audienz beim Kaiser stattfinden werde oder nicht, hänge lediglich davon ab, ob die britische Regierung den Burengeneralen die erforderliche Einführung durch den britischen Botschafter gewährt, wenn sie darum nachsuchen. Die englischen Herausforderungen, die bei dieser Gelegenheit in die Erscheinung traten, die um so ärger erscheinen, je peinlicher und korrekter die Haltung unserer leitenden Kreise in der Angelegenheit ist, begegnen in der deutschen Presse ohne Unterschied der Parteieinrichtung einmüthiger Zurückweisung. So schreibt die konservative „Deutsche Tageszeitung": „Das ist die englische Uw Verschämtheit, wie sie im Buche steht. Wen der Kaiser empfangen will oder nicht, das geht doch die englische Presse nicht das Mindeste an. Die Drohung mit „tiefen Unwillen" ist lächerlich; aber den Gipfel der Lächerlich keit erklimmt das englische Blatt (die „Times"), wenn es das Schreckniß in Aussicht stellt, es werde eoentuell seine Ansicht über die Freundschaft des Kaisers „einer Revision" unterziehen. Donnerwetter, das wäre ja ent setzlich. wenn diese Drohung zur That werden sollte. Angesichts einer solchen schauderhaften Eventualität wird wohl der Kaiser seine Absicht aulgsben müssen." — Die nationalliberalen „Berl. Neue't. Nachr." meinen: „Das Blatt (oie „Times") beweist mit Viesen Worten nur, daß eS nach einem Vorwands zu einer neuen publizistischen Aktion sucht. Wenn es Ler Angelegenheit, um die ee sich handelt, sachlich näher trete, würde es cinschen muffen, daß der Vorwand schlecht genug gewählt ist Die Burengenerale, die sich selbst als ergebene Unter- thanen der englischen Krone geben würden lediglich als wiche empfangen werden Unverständlich ist es daher daß sie von den „Timcs" noch immer als Feinde be handelt werde», wenn nicht wcend welche Nebenzwecke eme noch nicht recht elkennbarc Rolle spielen" Die „Köln. Ztg." schreibt, cs überrasche nicht allzu sehr, daß ein Theil kcr englische» Presse dem gcplantrn Er, pfang der Burengenerale durch den Kaiser eine un freundliche Deutung gebe. „Wir meinen aber, daß verständige Männer mit ihrem Urtheil warten, dis sie gesehen haben, ob und unter welchen Umständen der Empfang wirklich statt findet." Ler Empfang der Ge- rc-le sei keineswegs eine politische Aktion, im Gegensatz za d-m früher geplanten Besuch Krügers, den die deutsche Regierung sich verbeten habe. Wen» Ler deutsch- Kaiser Lie Generale empfängt, geschehe es unter solchen Umständen, dir jede Berlctzuug d-S berechtigten englischen Nationölzefühls ausschlicßen. Es liege durch aus kein Anlaß vor, einen Vorgang, über den noch nichts Endgültiges beschlossen sei. von vornherein zu vergiften. Kartelle beständen. Auf Grund dieser Auskunft werde beabsichtigt, kontradiktorische Ermittelungen anzustellen unter Hinzuziehung von Vertretern der Kartelle und von Konsumenten. Die Wirkung der Kartelle äußere sich bis in den vierten und fünften Abnehmer. Die Kartelle hätten sich vielfach entgegenkommend gezeigt. Durch die beabsichtigten Erhebungen werde Beruhigung in der Oeffentlichkeit eintreten. Weiter sei zu unter suchen, wie die Kartelle in Zeiten des Aufschwungs und wie sie in Zeiten des Niedergangs wirkten. Eine Vollmacht zur fortwährenden eingehenden Kontrole sei für die Regierung unannehmbar. Besonders werth- volles Material zur Beurtheilung der Kartelle gäben die Erkenntnisse in Prozessen zwischen Kartellen und Abnehmern. Die Erhebungen seien in vollem Gange. Er bitte deshalb, vor Abschluß derselben von irgend welchen Maßnahmen abzustehen. Graf Kanitz meinte, die Syndikate müßten von allen staatlichen Lieferungen ausgeschlossen werden. Die badische Regierung bezieht ihre Kohlen viel billiger als die preußische Eisenbahnverwaltung. Diese beziehe ihre Kohlen von den Syndikaten, Baden direkt von den Zechen mit Umgehung der Syndikate. Der sozialdemokratische Antrag wurde schließlich abgelehnt. Vorher hatte die Kommission die Beschlüsse erster Lesung über die Getreidezölle bestätigt: für den Antrag des Abg. Dr. Hahn (B.d. L.) einen Minimal- zoll von 7.50 Mk. festzusetzen, stimmten außer dem Antragsteller nur die Abgg. Bindewald von den Anti semiten und Henning, Graf Kanitz und Rettig von den Konservativen. Auch die bei der zweiten Lesung des Tarifentwurfs beschlossenen Mindestsätze für Vieh- und Fleischzölle wurden in das Tarifgesctz ausgenommen. Bei den weiteren Berathungen wird ein Antrag Ledebour (Sozd.), wonach in jedem Steuerdirektions bezirk eine Behörde zu errichten ist, die auf Verlangen über die Zolltarifsätze Auskunft zu geben hat, zu welchen bestimmte Waaren oder Gegenstände im putschen Zollgebiet zugelassen werden, mit 12 gegen 11 St mmen angenommen. Sächsisches. Hohtusteiu-Srustthal, 2. Oktober 1902. Ntttheilungen von allgemeinem Interesse werden dankbar ent gegengenommen und eventl. honorirt. — Uebersicht über Niederschläge und Temperatur in der dritten Dekade des MonatS September. (Mittheilung der hiesigen meteorologischen Station.) Niederschläge Niedrigste Höchste Temperamr in Lit. pro Tem- Tem- mittags lag Ouadr.-Mel peralur. perarur. 12 Udr 21. . 3.4 13.7 12.2 22. . 2.8 13.3 12.3 23. . 2.4 13.5 12.8 24. . 3.4 15.5 14.2 25. . 5.5 17.0 15.8 26. . 3.5 17.3 16.4 27. . 2.5 17-2 15.3 28. 4.0 6.4 11.3 8.5 29. 4.6 6.5 9.9 8.6 30. . 4.9 13.0 10.6 La. 8.6 Ges. Niederschl, im Monat Septr. 70.9 Litr. p.^m. Niedrigste T-mp. „ „ „ 2.5" am 27. Höchste . „ . „ 28.5» „ 4. der Kündigung Zeit bis zum 3. Werktage ist, sei hier- — Polizeibericht. Im Monat September wurden von der hiesigen Schutzmannfchaft 78 Anzeigen erstattet. Dieselben betrafen: G'werhevergehen 5, Betteln und Landstreichen 7, nächtliche Ruhestörung 4, Straßenordnung 3, Sleuerrestanten-Regulativ 6, Haus- friedensbruch 2, Concubinat 4, Diebstahl 12, Sonn tagsruhe 1, Betrug 3, Tanz-Regulativ 5, Festnahme im Genb.-Blatt verfolgter Personen 3, groben Unfug 1, Meldeordnung 1, Armeuordnunz 1, Fahrkontravention 2, Nächtigen im Freien 1, Radjahrordnung 2, Genuß- mittclentwendung 8, sonstige Polizeisachen 3, Vogel steller! 2. — Verhaftet wurden 12 P-rsonen, wovon 7 dem Kgl. Amtsgericht zugesührt wurden. Außerdem wurden 11 Abstrafungen kurzer Hand vorgenommen. — Um vielen irrigen Ansichten des wohnungs wechselnden Publikums vorznbeugen, diß in der Gesetzgebung 3 Tage Ziehzeit vorgesehen seien, wie bei LerchiW« der MariskminissW. Berlin, 1. Oktober. Eine Enquete über Kartelle und Syndikate hat in der heutigen Sitzung der Zoll- tariskommissivn Staatssekretär Graf Posadowsky an- gekündigt. Die Sozialdemokraten beantragten, in das Tarifgesetz Vie Ausnahme eines § 1a, wonach der Bundesralh verpflichtet sein soll, die Zölle für vom Ausland eingehende Waaren aufzuheben und deren zollfreie Einfuhr zuzulasiev, wenn die gleichartigen Waaren von deutschen Verkaufsvereinigungen (Syndi kate, Trusts, Kartelle, Ringe oder dergl.) nach dem oder im Auslande billiger verkauft werden als im deutschen Zollgebiet. Hierzu erklärte Graf Posadowsky: ES sei die Pflicht jeder Regierung, den Trusts die größte Aufmerksamkeit zu schenken. Eine Umfrage „ „ „ _ ... habe ergeben, daß in Deutschland mehr denn 400 durch mitgetheilt, daß nach einer reichsgerichtlichen