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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 21.12.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190212213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19021221
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19021221
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-12
- Tag 1902-12-21
-
Monat
1902-12
-
Jahr
1902
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 21.12.1902
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bei Gott" und zur von wie Tante, die ihn augenscheinlich sehr liebevoll empfangen, gekümmert haben sollte. Er mußte daher stark ver- dächtig erscheinen. Es wird auf ihn gefahndet. die „Straßb. Post" berichtet, eine Treibjagd auf Wild- schweine bei Finstingen ab. Zwei eingekreiste Dickyäute, gingen jedoch während der Jagd durch die Treiber zurück und wollten über den Finstinger Gemeindeweiher, auf ocm etwa 30 Personen Schlittschuh liefen, fliehen. Auf dem glatten E se kamen die Thiere jedoch nicht schnell vor wärts, und bald hatten die Schlittschuhläufer sie umkreist Kurz entschlossen eilte nun einer von diesen, «in Schneider, in den Wald und holte sich einen kralligen Knüttel, ging dann muthvoll auf da- größte der Thiere, einen Keiler »on 170 Pfund Gewicht, los, und hieb ihm ans Leibeö- rasten auf den Kop'. Sobald daß wüthende Th-er nach eimm Angreifer mit den Gewehren schlagen wollte, trat dieser mit sch'ittfch hbewaffnetem Fuß gegen dasselbe, und machte das starke Thier durch die harten Schläge schließ lich so matt, daß es nicht mehr weiter kam. Der Sohn oee Herrn von Schlumberger, der inzwischen herbeigerufen wurde, gab dann dem Thier den Gnadenschuß. Da andere Wildschwein entkam in der Verwirrung. * Tem-svar, IS. Dezember. Ein Waldheger sand im Walde von Nagglofcreser einen ungefähr 7. jährigen Knaben mit Stricken an einen Baum gebunden Der fast besinnungslose Knabe bezeichnete seinen eigenen Later, den Bauer Dezsa, als denjenigen, der ihn an den Baum gebunden, um sich auf diese Art seiner zu ent> ledigen. * Ihr 102 Lebensjahr vollendete am DienS. tag die im Jahre 1800 geborene verwittwete Sanität-- rath Pauline Schmidt geb. Thomann in Berlin w geistiger Frische und körperlicher Gefundh-it. Sie ist überhaupt während ihrer außergewöhnlich langen Lebenszeit nie krank gewesen und nimmt noch jetzt regen Antheil an allen Tagesereignissen. Eine treue Dienerin verpflegt die kinderlose, in gesicherter Ver mögenslage lebende alte Dame. * Ein Telegramm um die Erde. Einem „Time»"-Telegramm aut Ottawa zusolze hat man die Brauchbarkeit bet neuen britlschen Kabelt um die Erde am 6. Dezember erprobt. Sir S. Flemming sandte um die Erde herum ein Telegramm an den Major von Ottawa. Da- Telegramm brauchte zu tesem Weg 6 Stunden und 3 Minuten. Zwischen «er Aufgabe in Brisbane und London verstrichen 18 Minuten. Die Strecke zwischen London und Brie- ane über die östliche Linie nahm 5 Stunden und 5 Minuten in Anspruch. Wiesbaden, 16. Dez. Heute Mittag gerieth in der Dotzheimer Straße durch Explosion eine-Mo tor- eine Holzwerkstätte in Brand. Infolge ungün stigen Winde- übertrug sich da- Feuer auf da- Dachl eZ nicht anders. Nun, schwören Sie! Das Gericht hat sich erhoben, der Präsident hat be sich um nm-n Raubmord. Der Kriminalpolizei lst es gelungen, den Raub mörder vermuthlich bereit- zu ermitteln, leider aber ist der Verbrecher allem Anschein nach flüchtig geworden und noch nicht in den Händen der Behörde. ES handelt sich, was der Mordchat ein noch schauerlicheres Gepräge giebt, um den eigenen Neffe der Ermordeten, den am 10. Januar 1875 zu Konin in Russisch-Polen geborenen Adols LercynSki. lieber die Art, wie der Kriminalinspekror Braun die Spur de- Raubmörders entdeckte, und weiche Rolle dabei der im letzten Leben-momevt geschriebene Brief der Ermordeten spielte, wird berichtet: Am Rande deS viereckigen Tische-, unter dem die Leiche der Ermordeten lag, fand sich, wie schon be richtet, ein angefangrner Brief der Frau Budwig an .ine Verwandte in Lodz. Er ist mit blauer Tinte sehr sauber und mit einer sür daS Alter der Frau taunenswerth sicheren Handschrist geschrieben und lautet: »Berlin, 14. 12. 1902. Meine theure Nichte Regina! Dein Bries wurde durch Anastasia mir zugeschickt und bedaure, Deine so schreckliche Lage daraus zu er sehen. Heute habe ich das Glück, Deinen Cousin bei mir zu haben, und Herr Abraham Weber kennt Dich und macht Dir die Freude, Dir einige Zeilen zu senden." Etwa eine Hand breit unter der letzten Briefzeile befindet sich ein nicht allzu großer, nach allen Seiten auSgespritzier Klecks. Die Schreiberin hat augenschein lich, als sie gerade das Wort „senden" geschrieben hatte, den tödilichen Schlag erhalten und hat an der Stelle des Kleckses noch einmal mit der Feder auf das Papier ausgeschlagen. Kriminal-Inspektor Braun ichloß aus dem Inhalte deS Schreibens, daß der Ver- 1 Arbeiter todt, ein anderer schwer verletzt hervor- gzogen. Echubin, 14. Dezbr. Der 24jährige Wirth Fürst aus Beerenbruch bei Labischin war gestern mit Holzabfuhren beschäftigt, und da er sich in einer Dorf schenke angeheitert hatte, wurde er, um das Herunter fallen zu verhüten, von seinem Nachbar auf dem Wa gen angebunden. Die Pferde, sich selbst überlassen, trafen auch auf dem Gchöfte des Fürst ein, dieser aber war erfroren. * Folgender finniger Spruch fand sich an einem alten BorstadthäuSchen gegenüber dem Fried- Hose der Stadt Eans, Oberösterreich, vor: „Der Mensch lebt so dahin Und nimmt es nicht in Acht, Daß ein jed.-r Augenblick DaS Leben kürzer mach«." 50 Stück Mäuse in einer einzigen Nacht gewürgt zwecks staunender Besichtigung der EigenthümerS Stücke gebracht worden. * Ein tapferes Schneiderlein. Herr Schlumberger zu Gutenbumnen hielt dieser Tage, Jenn, 17. Dezbr. Der Doppelmörder Behner schlug gestern einen Aufseher mit einer Eisenstange nieder, um zu entfliehen, würde aber an der Flucht verhindert und in Eisen gelegt. Behnert hatte unter einem Vorwande den Ausseher veranlaßt, in seine Zelle zu treten und schlug den Beamten, als dieser wieder hinausgehen wollte, von hinten mit einer langen Eisenstange über den Kopf, so daß der Getroffene zusammenbrach. ES gelang aber dem Aufseher zum Glück, sich sofort wieder zu ermannen, er stürzte sich auf Behnert und überwältigte ihn nach heftigem Kampfe. Behnert war seiner An gabe nach zu dem Fluchtversuch durch einen Mit gefangenen NamenS Kreuter veranlaßt worden, der ihm deswegen Zettel zugesteckt und auch die Eisen stange verschafft habe; Behnert bestritt, daß er den Aussetzer habe erschlagen wollen, er habe eS nur auf dessen Schlüsselbund abgesehen gehabt. Kreuter war bei dem Angriff BehnertS auf den Beamten zugegen, zog es aber vor, sich zu entfernen, als die Sache miß- lang. Behnert wurde in Eisen gelegt. * Einen gelungenen Gaunerstreich hat dieser Tage ein Einbrecher m der französischen Provinzstadt Saittt Etienne ausgesührt. Der freche Bursche erbrach in sem Billen-Vorort Andrezieux eine unbewohnte Villa und schaffte sämmtliche Möbel und Einrichtungsgegrnstände — das Silber und die Werthgegenstände nicht ausge- nommen — aus einen Möbelwagen, den er zu diesem Zwecke hatte kommen lasten. Dann fuhr er unter fröh lichem Peitschenknallen munter davon. Da die Straße des kleinen Ortes ansteigt und er mit seinem eiuz'gen Pferde nicht weiterkam, weckte er den Straßenwächter auf und ließ sich ganz ungenirt von diesem helfen, den Wagen binaufzuschieben, wofür er den braven Mann mit einem ordentlichen Trinkgeld belohnte. Am nächsten Morgen traf er in einem benachbarten Marktflecken ein, wo er beim Bürgermeister um die Erlaubniß nachsuchte, „seine" Möbel, die aus einer Erbschaft stammten, meistbietend zu versteigern. Die Erlaubniß wurde ihm ertheilt und der Amtsdiener trommelte die Versteigerung aus. Diese ging auch so gut von statten, daß der geriebene Bursche einige Tausend Francs aus den gestohlenen Sachen erzielte. Nach der Versteigerung ging er so gemüthlich, wie er gekommen war, auch wieder fort. Erst am folgenden Tage wurde der Einbruch konstatirt und die Sache aufgeklärt. Und derselbe Amtsdiener machte sich dann mit der Trommel au*, um die Käufer davon zu verständigen, daß sie ge stohlene Möbel gekauft hatten. * Das Brot im Tchulaufsatz. Aus einem Schülcraussatze „Uebcr das Brot" theilt der „Vorarlb Volkssr." die nachstehenden Sätze mit: Die Kinder estrn gern Brot Sie nehmen eS mit in die Schule und essen es in der Freipause. Wenn sie eS vorher essen, nimmt ls ihnen der Lehrer Manchmal hat auch der Lehrer Brot bei sich und ißt es in der Pause. Wenn er nicht 1 alles ißt, so giebt er es den Schülern. Er hat aber oft , auch keines. Dann schaut er uns zu, wie wir Brot essen, i Wir holen das Brot im Konsum. Wer ein großes Stück hat, soll auch anderen Schülern davon geben, wenn sie keines haben. Einmal habe ich einer Bettlerin auch Brot gegeben. Wegwerfen darf man keines. Nur den Vögeln «oll man zum Fenster Hinauswersen Am Neujahr dackt unsere Mutter Kugelhupfbrot und Monschera (Lirnen- brot). DaS essen wir am liebsten Der Lehrer hat nie Kugelhupfbrot. * Grottkau. Ein Prachtexemplar einer mausen- den Katze trennt der Gärtnerstellenbesitzer Pradler in Tyarnau sein eigen. Bun ihr find nicht weniger denn ' schwören. Ich kann mich schließlich doch in irgend cme i Punkte geint haben. — Präsident: Sie verweigern cl die Aussage, um sich nicht selbst bezichtigen zu müsse (Zeuge nickt.) Gut, dann wollen wir auch die- zu Pro tokoll nehmen. Nach Beendigung der Protokollirung erhebt sich der Staatsanwalt: Ich bitte eine Pause eintreten zu lassen, da ich eine dringende Amtshandlung vorzunehmen habe — Präsident: Gut. Eine Frage noch vorher. Sind von irgend einer Seite noch Fragen an den Zeugen König zu stellen? Wird « egen seine alsbaldige Entlastung ein Einwa d erhoben? Fragen werden nicht gestellt, ein Einwand wird nicht erhoben. Zeuge König, Sie sind ent lasten! Ich laste eine Pause eintreten. Der Zeuge tritt zurück. Staatsanwalt Liebenow verläßt seinen Platz und schreitet auf ihn zu. In der Hand trägt er einen Bogen Papier, auf dem er den Haftbefehl niedergeschrieben hat. Im Saal herrscht Todtenstille. Der Staatsanwalt rklärt König, daß er ihn feflnehme wegen dringenden Verdachts der schweren Urkundenfälschung und der Erpressung. „Ich übergebe Sie dem Gcrichtsdiener. Gerichtsdiener, führen Sie den Gefangenen ab!" Dann -um Präsidenten: „Ich bin be reit, sortzufahren!" Der Verhaftete wird abgeführt, die Sitzung nimmt ihren Fortgang. Berlin, 18. Dezember. Eine überraschende Wendung im Prozeß Brandt ist heute, am vierten BerhandlungStage, dadurch ein- getreten, daß die Angeklagten, Brandt und Bethke, nicht erschienen sind. Staatsanwalt Liebenow: Ich bitte, die Angeklagten in Haft zu nehmen. Sie sind ohne Grund nicht erschienen; es scheint ihnen irgend etwas bedenklich geworden zu sein. Beide Angeklagte sind in gerichtlichen Dingen so bewandert, daß sie wissen, sie müssen den Anordnungen des Gerichts Folge leisten. Ich bitte, einen GerichtSdiener mit einem Haftbefehl aus schnellstem Wege nach der Brandtschen Wohnung in der Petristraße zu senden, ebenso in Neu-Rahnsdorf telephonisch zu erwirken, daß Bethke unverzüglich in Hast genommen werde. Die Vertheidiger ersuchen, die Angeklagten nur vor- sühren zu lassen. Der GerichtShos beschließt nach längerer Berathung: Da die verantwortliche Vernehm ung der Angeklagten erfolgt ist und die Strafkammer ihre Anwesenheit nicht sür erforderlich hält, soll die Verhandlung in Abwesenheit der Angeklagten sortge- setzt werden. Der Gerichtshof beschließt ferner: In Erwägung, daß die Angeklagten der ihnen zur Last gelegten That dringend verdächtig sind, ferner in Er wägung, daß die Angeklagten mtt Rücksicht aus die Höhe der zu erwartenden Strafe fluchtverdächtig er scheinen und ohne Grurd on GenchtLstelle nicht er- schienen sind, sie in Untersuchungshaft zu nehmen. RechtSanw. Simon- bot von seinem Klienten, dem Beklagten Bethke, -in Schreiben erhalten. Bethk- erklärt darin in anmaßendem Tone, daß eS sür ihn einstweilen keinen Zweck habe, den Verhandlungen weiter beizuwohnen, da er nicht finden könne, daß da bei objektiv zu Werke gegangen werde. Graf Douglas sei auf freiem Fuße, der Zeuge König aber sei ohne triftige Verdacht smomente verhaftet worden. Er werde sich freiwillig zur Fortsetzung der Verhandlung stellen, wenn das Verfahren, das wegen Meineids gegen eine Reihe der in diesem Prozeß aufgetretenen Zeugen schwebe, seine Erledigung gefunden haben werde. Berlin, 19. Dez. DaS Uctheil im Brcndtschrn Millionen-Erbschaftsprozeß lautet gegen Brandt aus zwei Jahre Gesängniß und gegen Bthk: aus andert halb Jahre G.sängmß und drei Jahre Ehrverlust. Vermischtes. * Berlin, 18. Dezbr. Ein Raubmord beschäftigt die Kriminalpolizei. In der Rosenthalerstraße 16/17 wohnte seit vielen Jahren eine alte, aus Polen stammende W.ttwe Ludwig allein im Erdgeschoß d?S QnergebäudcS. Seit Sonnabend kam sie nicht mehr zum Vorschein. Der Hauswirth benachrichtigte die Reoierpolizei, und dies: wnd die alte Frau vollständig angrkleidct auf d?m Fußboden liegen. Der GerichtSarzt stellte eine tödl iche Schädelverl.tznng fest. Nach dem Befunde wird angenommen, daß der Fiau der Schädel zertrümmert wurde. Nach dem Zustande der Wohnung handelt er nommen, daß die Erbschaft ausgezahlt worden ist. — Der folgende Zeuge, AmtSgerichtSrath a. D. Eigendorf, hat das thatsächliche Material, das ihm von dem Zeugen Schwarzkopf übergeben worden ist, geprüft. Auf Grund der Auszeichnungen in einer ihm zur Ver fügung gestellten Familienbibel ist er zu der Ansicht gelangt, daß ein Zweig der Brandtschen Interessenten erbberechtigt sei und auf Grund weiterer Ermittelungen sei er in der Annahme bestärkt worden, daß zu Un recht über einen Theil der Erbschaft verfügt worden sei. Der Zeuge giebt zu, daß im Laufe der Jahre verschiedene Spekulanten aufgetaucht seien, die aus der Erbschaft Kapital zu schlagen versuchten. Berlin, 17. Dez. Während der GerichtShos am zweiten BerhandlungStage einzelnen Zeugenaus sagen gegenüber die größte Mäßigung und Geduld geübt hat, herrschte heute von dem Augenblick an, in dem der aus Halberstadt telegraphisch hierher berufene Zeuge König seine Aussagen zu erstatten begann, Ge witterschwüle im Saal. König erfreute sich großei- Ansehens unter den Brandtschen Erben, weil er den „urkundlichen" Beweis erbracht haben sollte, daß Graf Douglas in der That sich an den fingirten Millionen des Amsterdamer Vermächtnisses bereichert habe. Jetzt nun wurde durch eingehende-, vom Präsidenten unter Mitwirkung deS Staatsan i altes geleistetes Kreuzverhör dargethan, daß die von König beigebrachten Urkunden Fälschungen frechster Art sind. Die Vernehmung des Zeugen König, Maklers aus Halberstadt, eines beweglichen, etwa 35jährigen Mannes von nicht unsympathischem Aussehen und namentlich zuerst großer Sicherheit des Auftretens, er- giebt sehr bald bedenkliche Resultate. König ist Brandt- scher Erbe, und war einer der Bevollmächtigten. Er hat s. Z. in Amsterdam die beiden beschlagnahmten Urkungen aufgetrieben, sie an Schwartzhoff kingesendet und ist daraufhin telegraphisch hierher befchieden wor den. Er erklärt, daß er die Urkunden in Amsterdam von einem Beamten aus dem Grundbuche erhalten habe. Präs.: Aus dem Grundbuch? Was heißt das? — Zeuge: Ich meine das Amsterdamer StaatLfchul- denbuch. — Präs.: Wie hieß der Beamte? — Zeuge: Banderfelde oder so ähnlich. Ich kann mich nicht ge nau erinnern. — Präs.: Hat der Beamte Ihnen das Zeugniß selbst ausgestellt? — Zeuge: Ja; oder viel- mehr, er W es mir übergeben. — Präs.: Wa- haben Sie dafür bezahlt? — Zeuge: DaS weiß ich nicht mehr. — Präs.: Sie wissen das nicht mehr, bei Ur kunden von solcher Wichtigkeit für Sie? Hören Sie mol, Zeuge, Sie haben ein recht merkwürdig schlechtes Gedächtniß! Sie sind sich doch hoffentlich nicht im Unklaren darüber, daß Ihre Aussage nicht den min desten Anspruch auf innere Wahrscheinlichkeit hat. Wie kommt cs, daß die Stempel unter Ihren Urkunden so komisch aussehen? Sie wissen doch, daß cS falsche Stempel giebt, und daß man in jeder Berliner Ka schemme das Dienstsiegel sehr zahlreicher Behörden für wenige Groschen Haden kann? — Der Zeuge kann sich im einzelnen der Herkunft der Urkunden absolut nicht mehr erinnern. Ec zieht sich schließlich auf den großen Unbekannten zurück; den holländischen Beamten, der ihm die Urkunden ausgestellt habe, habe er durch Vermittelung eines Kaufmanns, dessen Namen er ver gessen habe, kennen gelernt; er wisse nicht, ob der Mann wirklich Beamter gewesen oder ob er, König, Rechtsanwalt Dr. CymsnS den Präsidenten bittet de>! Ferner erschien eS kizenthümlich, daß der angebliche Zeugen noch ein letzte- Mal zu verwarnen. Emer de, Weber sich seit Sonntag gar nicht mehr um seine Beisitzer schließt sich diesem Wunsch an. Er macht der.'----- - - Zeugen darauf aufmerksam, daß dieser noch jetzt mit der hm bereits bekannten Motivirung jede Aussage ablehnen könne. — Zeuge König: Dann will ich doch lieber nicht etwa dar Opfer eines Schwindlers geworden sei. Präs.: Wie kommt es, daß nur die eine Be- scheinigung des holländischen Gerichts in holländischer Sprache abgefaßt ist, die andere dagegen m deutscher? — Zeuge: Verlangt habe ich die Ausfertigung in deutscher Sprache nicht; eS ist vielleicht so gemacht worden, weil der Beamte mußt-, daß ich D-utiche? bin. — Prä,.: So? Also ganz aas freien Stücken? Dann ist hier in der zweiten Urkunde ein ganz merk würdiger Fehler. ES steht hier, daß an Heinrich Douglas aus Aschersleben im Jahre 1868 und 1869 die Gelder, von denen die Rede ist, in Amsterdam ausgezahlt worden seien. Graf Douglas aber heißt Hugo. Können Sie das erklären? — Zeuge: Nein. — Präs.: Ich will Sie auf etwas aufmerksam machen. Im Adreßbuch sür 1900 werden alS Vornamen des Grafen irrthümlicherweise die Namen Sholto Heinrich statt Hugo Sholto angegeben. Das ist doch eine merkwürdige Uebereinstimmung. — Zeuge: Ich muß zugeben, daß das auffällig ist. — Der Präsident er öffnet dem Zeugen, daß gegen ihn der höchste Ver dacht vorliege, eine falsche Urkunde zu verbrecherischen Zwecken herbeigeschafft zu haben. Er empfehle ihm dringend, sich genau zu überlegen, war er aussage, und, wo er in die Lage komme, sich selbst bezichtigen zu müssen, lieber die Aussage zu veiweigern, als eine falsche Aussage zu machen. Denn was er aussage, müsse er auch beschwören. Zeuge: Herr Präsident, ich möchte mir den Vor schlag erlauben, ehe ich den Eiv ablege, in Amsterdam Ermittelungen darüber anstillen zu lassen, ob die Urkun den am Ende wirklich nicht echt sind. Wenn sie nicht echt sind, so will ich .en Eid dann jeden Tag gern lei sten. — Präsident: DaS geht nicht. Die Frage, ob die Urkunden echt sind oder nicht, hat nicht» damit zu thun, ob Sie uns wahrheitsgemäß berichtet haben, wie siie in ihren Besitz gekommen sind. Sie können den Eid nur verweigern, wenn Sie erklären, daß Sie durch Erstattung einer wahrheitsgemäßen Aussage sich selbst einer strafbaren Handlung bezichtigen würden Wollm Sie daS thun? — Zeuge: Nein. Ich Hobe die Wahrheit gesagt. — Präsident: Ich habe Sie jetzt genug gewarnt. Sie wollen des angrenzenden RömersaaleS, wo eS in 200 dort lagernden Strohsäcken reichliche Nahrung fand. In , ganz kurzer Zeit war der Saal bis auf die Umfass ungsmauer» vollständig eingeäschert. Der Schaden ist sehr bedeutend. Ein Feuerwehrmann brach bei den RettungSarbeiteo durch ein Glasdach und erlitt lebens- gesährliche Schnittwunden an Armen und Beinen. Wiesbaden, 13. Dezember. Wie dem „Rhein Kurier" aus Dillenburg gemeldet wird, fand gestern in der Nähe von Don-bach in dem Zechenhaus eine- Steiubruchs eine Dynamit-Explosion statt. LaSZechen- hauS flog iu die Lust, zwei in der Nähe beschäftigte Arbeiter wurden getödtet. Antwerpen, 16. Dez. In -iuem Gehölz bei Poppel fand ein Zusammenstoß zwischen Förstern «nb Wilddieben statt. Zwei Wilderer wurden erschossen, ein Förster schwer verletzt. Nürnberg, 14. Dez. Wie erst jetzt bekannt wird, ist vor beinahe einem Vierteljahre die hiesige Güterstation durch gefälschte Nachnahme-Frachtbriefe um 3700 Mark betrogen worden. Der Thäter ist noch nicht ermittelt. * Die Zerstörungen, die die Dynamitexplofio« auf Zeche „Gneisenau" ungerichtet hat, sind größer, als man oermuthete. Nicht nur auf der Zeche selbst sind zahlreiche Gebäude zerstört worden, auch ein halbes Dutzend Häuser in der Nachbarschaft sind der art mitgenommen worden, daß sie geräumt werden mußten. Unter den Trümmern findet man jetzt beim Wegräumen noch allerlei Reste von Menschen- und Pferdekörpern. Dazu kommt, daß von den Schwer- verletzten mehrere im Krankenhause gestorben sind, so daß die Zahl der Todten erheblich gestiegen ist. Für die Zeche war es übrigens ein Glück, daß die Dampf- iessel nicht noch ärger mitgenommen sind, sonst märe diese Sache gegeben und der Advokat van Hall, einer der bedeutendsten RechtSgrlehrten, hat im Jahre 1829 eine eingehende Auskunft ertheilt. Danach ist nach dem Tode des Erblasser- die den Urenkeln zufallende Hälfte der Nachlaßmaffe zunächst in Verwaltung einer Admi nistration genommen, al- diese Erbin 1792 gestorben, ist diese Hälfte an die MeurSschen Eheleute gefallen. Sie haben eine Sdiktalzitation erlassen, daß die deut schen Erben sich melden sollten. Niemand hat sich gemeldet und im Jahre 1793 hat da- Amsterdamer Gericht durch Urtheil unter Ausschluß der Erbe» in Deutschland auch die zweite Hälfte den Eheleuten MeurS zugesprochen und die Administration zur Aus händigung deS Geldes an die MeurSschen Eheleute veranlaßt. Deshalb hat das Auswärtige Amt ange- Literarisches. Obwohl schon längst jeder Kaufmann oder Ge werbetreibende, der sein Geschäft kaufmännisch betreibt, gesetzlich verpflichtet ist, eine geordnete Buchhaltung zu sühren, so wird gerade dieser wichtige Theil seine- Geschäfts vielfach au- Unkenntniß noch allzusehr ver- nachläßigt. Aber immer mebr bricht sich auch unter den kleineren Kaufleute» und Gewerbetreibenden die Ueberzeugung Bahn, daß nur eine geordnete Buch- iüyrung zu einem wiiklich gedeihlichen Fortgang de- Geschäfte- führen kann. Für diese Kreise ist soeben ein passendes Buch von Dr. M. Hardiman«, Lehrer an der Leipziger Fortbild., und Gewerbeschule, er- schienen, welche- sich „Der kleine Kaufmann" betitelt und so recht geeignet ist, auch dem der Buch haltung Unkundigen den richtigen Weg schnell und sicher zu zeigen. Die einfache und klare Sprache, die praktische und systematische Anordnung diese- Werk- chen- ermögliche» es Jedem, die Buchführung ohne jede fremde Beihilfe sofort zu erlernen, und selbständig on wrrthen zu können. Dabei ist dieser anscheinend so spröde Stoff so tresflich bearbeitet, daß er den Leser niemals ermüdet, sondern im Gegentheil bis zu letzt gefesselt hält. Wir erachten eS ferner als einen ganz besonderen Bortheil dieser WerkchenS, daß ihm ein Leitfade« ver Wechsellehre beigefügt worden ist. Dieser Leitfaden ist auch apart ä 50 Psg., das ganze Werk aber, höchst geschmackvoll au-gestattet, für nur K Mk. I, — 20 (Psg. Porto) durch alle Buch handlungen zu beziehen, oder gegen Einsendung des Betrags in Briefmarken direct vom Verleger Feodor Reinboth in Leipzig. (Meister Conrad'- Wochenschrift.) ... , wandte „Abraham Weber" bei Abfassung de- Briefes > ir die einleitenden Worte der Eidesformel „Ich schwöre zugegen gewesen sein müsse, und daß eS auffällig sei, gesprochen, der Zeuge sie wiederholt, als daß er die versprochenen „Zeilen" nicht angesügt hatte. dec ersten eine zweite Explosion gefolgt. Unter den Vorletzten befind! t sich eine Anzahl Schulkinder, die bei dem Unglück aus dem benachbarten Schulhause eilten und von den Trümmern getrofftv worden. * Der deutsche Dampfer „Hil a" der nach Helsing- iois bestimmt war, mußte, da er Helsingsors nicht erreichen konnte, Reval an laufen und, um einen voüständigen Unter gang durch Vereisung zu verhindern, 3000 Hüte Zucker über Bord werfen. * Ei« Eisenbahnunglück verhütet wurde nach dem „L.-A." durch die Wachsamkeit des Eisenbahn- Personals, welches den Schnellzug 13 Köln—Berlin auf ocm Wege nach Berlin begleitete. Als dieser Zug, der Köln um 1 Uhr Mittags verläßt, Abends '/,S Uhr in die Nähe der Station Rathenow kam, wurde das Per sonal durch ein ungewöhnliches Rütteln während ver Fahrt darauf aufmerksam, daß etwas in Uno-.dnung ge- rathen sein mußte. Der Zug wurde sofort zum Stehen gebracht, und nun sah man, daß von dem unmittelbar auf den Postwagen folgenden Personenwagen 2. Klasse ich der Oberbau von den Rädern gelöst hatte. Die Bandagen, welche Oberbau und Rädergetriebe verbinden, satten sich während der Fahrt gelockert. Wie nothwendig es war, daß der Zug sofort zum Halten gebracht wurde, .reht daraus hervor, daß der Wagen, gleich nachdem ihn die Passagiere verlaffen hatten, zur Entgleisung kam, als e, von dem Tram losgekoppelt, auf ein Nebengelei- ge bracht werden sollte. Das letzte Abtheil des Wagens gind dabei in Trümmer, die Plüschsitze waren völlig durch einander geworfen worden. Zürich, 17. Dezbr. Heute Mittag erschoß der Fuhrhalter Tragweiler hierselbst seine Frau, ein zwei- ährigeS Töchterchen und nach einem Schuß auf feine Schwiegermutter sich selbst. Die Schwiegermutter ist ichwrr verletzt. fickermündr, )6, Dezbr. Heute Nachmittag wurden out' einer hiesigen Ziegelei 8 Arbeiter durch herabstürzendes gefrorene- Erdreich verschüttet. Während eS 6 der Verschütteten gelang, sich zu befreien, wurde
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