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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 21.12.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190212213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19021221
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19021221
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-12
- Tag 1902-12-21
-
Monat
1902-12
-
Jahr
1902
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 21.12.1902
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UkißeiiEiOW WM Amtsblatt. 3. Beilage, Nr. 296 Sonntag, den 21. Dezember 1902 die Vorsitzende des Vereins Herr Amtsgerichtsraih Kaßberg z nächst einen Blick auf die vsrfloffenen Stadtverordnete» wählen wart, und darauf der Frage der nächsten Reichö- tagSwahlen näher kam. Ein in Glauchau zusammen getretenes Komitee soll noch durch Herren aus den Ort schaften des Bezirkes erweitert werd n. Das Komitee wird die zur Zeit noch schwebenden Berathungcn übe> die Person des aufzustellenden Kandidaten zum Abschluß bringen. — Die nunmehr vorgenommene Neuwahl ergab die Wjederbcsetzung der Vorstandsämter durch die aus- scheidenden Herren. — Die Versammlung hörte daraus einen von Herrn Amtsg-richtsrath Käßberg dargebotenen Vortrag über „Nationalliberalismus und Konservatis- mus". — Am Donnerstag Abend begegneten auf der hiesigen Karlstraße zwei Männer mit einem Schub karren einen die Straße daherfahrenden Gutsbesitzer aus Falken. Die Straße ist dort nicht sehr geräumig; der Gutsbesitzer rief daher den Männern zu, sie möchten ihm etwas auSweichen. Statt dessen fiel aber der Eine dem Pferd in die Zügel und brachte den Wagen zu Stehen; der andere langte uuterdeß einen Mafchinentheil aus dem Karren und durchschlug damit da? Verdeck des Wagens-, faßte dann den Gutsbesitzer, der absteigen wollte, warf ihn zu Boden und riß dessen Pelz mitten durch. Die beiden Männer konnten von der Polizei ermittelt werden. — Eine für Handwerker beachtenswerthe Ent fcheidung einer Prüfungskommission bezüglich der Pflicht der Lehrherren, auf die Ausbildung der ihnen anvertrauten Lehrlinge die nöthige Sorg falt zu verwenden, ist kürzlich getroffen und von der zuständigen Handelskammer als gerechtfertigt und gesetzlich zulässig anerkannt worden. Ein Lehrling, der eine vierjährige Lehrzeit durchgemacht, hatte die Gesellenprüfung vor der Prüfungskommission der Innung nicht bestanden. Da 4 Jahre die längste Zeit einer Lehrzeit umfassen, mußte der Lehrling gleichwohl freigesprochen werden. An diese Freisprech ung knüpfte die Innung indessen die Bedingung, daß der Prüfling noch ein halbes Jahr auf Kosten seines bisherigen Lehrmeisters bei einem anderen JnnungS- meister nachzulernen und daß der frühere Lehrmeister ihm während dieses halben Jahres 12 Mark monat lich zu zahlen habe. Die Innung nahm an, daß im vorliegender. Falle den Lehrmeister die Schuld an den Drahtbindcr wurden am '»„Mag früh unweit der sächsi schen Grenze, zwischen Schönbach und Fleißen, erfroren aufgesunden. Sie lagen an einem schneebedeckten Ab hänge in eine Decke eingehüllt und hielten sich noch im Tode fest umschlungen — In Oberlödla bei Altenburg brannte die Scheune des Gutsbesitzers Kipping nieder. Allem Anscheine nach ist der Brand von der 15jährigen Dienstmagd Martha Kaiser aus Wintersdorf verur sacht worden, ja wahrscheinlich ist dieselbe in den Flammen umgekommen, denn man hat sie seit dem Brande nicht wieder gesehen. — Plauen i. B. 20. Dez. Im benachbarten Theuma brach heute Vormittag ein großes Schaden feuer im Grünerschen Gute aus, durch welches da» Hintergbäude, die Stallungen sowie sämmtliche Scheu nen eingeäschert wurden. Dar Vieh konnte gerettet werden, dagegen ist die gefammte Ernte dem Feuer zum Opfer gefallen. Es wird Brandstiftung oermuthet. — Zittau 19 Dezember. In Olbersdorf sind heute Mittag von dem Wilhelm Holz'schen Bauerngut fünf Gebäude, von dem Hcidrich'schen Nnchbargute eine Scheune total niedergebrannt Hol», der z im Begräbniß in Zittau war, verliert Alles, da er nicht versichert hat. Die ver- mulhlichc U lache des Feuere ist, daß die Kinder Holz' mit Streichhölzern gespielt haben. Weberstreik ia Meeraue. Meeraue, 16. Dezember. Wie verlautet, hat Herr Bürgermeister Wirthgen dieser Tage wiederum eine Besprechung mit einer De- putation der Webereibesitzer gehabt und versucht, eine Einigung im Weberstreik zu erzielen. DaS Srgebniß war aber leider abermals ein negatives. Die Fabri- kanten wollen sich zu weiteren Zugeständnissen nicht verstehen. Daß unsere Stadt unter dieser MisLre ganz bedeutend leidet, haben wir wiederholt hervorge- hoben. Am empfindlichsten kommt dies jetzt angesichts deS bevorstehenden Weihnachtsfestes zum Ausdruck, denn alle Ladeninhaber klagen über einen flauen Ge- schästSgang; sämmtliche Gewerbe leiden unter dem Streik. Um den streikenden Webern (1976) mit ihren Kindern (ca. 2000) eine Weihnachtsfreude zu bereiten, plant dar GewerkschaftSkartev, da» hierzu um Beiträge bittet, am Weihnachtsheiligenabend eine öffentliche Be- scheerung, die auf drei Sälen stattfinden soll Nach mittags 2 Uhr wird den Kindern, Abends 7 Uhr den Streikenden selbst bescheert. Eine derartige Weihnachts feier ist in Meerane noch nicht dagewesen. Das L. T. erzählt: In dem an und für sich, durch seine lange Dauer aber doppelt beklagenswerthen Weberstreik fehlt es auch nicht an eigenthümlichen Vor kommnissen. Ein Kellner aus dem benachbarten Ponitz, der wegen Geschästsflauheit seinen Berus aufgab, aber auch später als Kolporteur keinen Erfolg hatte, trat vor einigen Tagen hier in eine Fabrik ein, um das mechanische Fach zu erlernen. ^Kaum war der Weberei- beflissene einen Tag beschästigt, als die Streikenden intervenierten, und der vielseitige junge Mann ließ denn auch von seinem Vorhaben ab, stellte die Arbeit ein und ist jetzt gleichfalls „streikender Weber", denn er bezieht, genau wie diese, allwöchentlich die Ver- bandSunterstützung. Die „Monatsschrift für Textilindustrie" schreibt: „DaS Interesse an der Streikbewegung der Meeraner Weber schwindet von Tag zu Tag und es ist wenig angenehm, immer wieder darüber berichten zu müssen, zumal sich die ungünstige Lage der Arbeiter immer unverhüllter zeigt, was jedoch die Arbeiterführer nicht abhält, fest und starr am Unmöglichen sestzuhaltev und dabei gleichzeitig die Leute derartig starrköpfig zu machen, daß annehmbare Vorschläge von den Strei kenden rundweg abgelehnt werden. Die von Seiten der Arbeitervertreter und Fabrikanten am 20. Novbr. zusammen festgestellten Bedingungen, unter denen die Arbeit wieder ausgenommen werden sollte, stellten sich bei näherer Prüfung immer mehr als ein Ausweg aus der total verfahrenen Lage dar, und es bleibt «nS unverständlich, daß diese Bedingungen, die von den Arbeitervertretern den Arbeitern zur geheimen mangelnden Kenntnissen deS Prüflings treffe, da er eS bei dessen Ausbildung an der erforderlichen und vom Gesetze vorgeschriebeneu Sorgfalt habe fehlen lassen. — Kuhschuappel. Unser Herr Pfa.rer Loh mann in Lobsdorf ist, wie wir hören, zum Pfarrer in Wyhra bei Borna gewählt worden. Herr Pastor Loh- mann amtirte bereit» seit über eine« Vierteljahrhundert in unserer Kirchgemeinde. — Rabenstein, 20. Dezember. Der Bau des RathhauseS ist nun in seinem Innern soweit gefördert worden, daß die Gemeindeverwaltung aus den bis herigen, durch die sehr erfreuliche Entwickelung unzu reichend gewordenen MiethSräume in die schön und zweckmäßig eingerichteten Räume im Rathhause über siedeln konnte. — Lugau In der letzten am Freitag abgehalte nen GemeinderatHS sitzung kam die neue Ortsbauordnung zur Berathung und Annahme Ein solche Bauordnung war sicher ein Bedürfniß für unseren aufbiühenden Ort; herrscht doch immer noch hier Wohnungsnoth und haben zahlreiche Familien infolge Wohnungsmangels n um liegenden Orten sich ansiedeln muffen. — Ein weiterer Punkt der Tagesordnung betraf die schon viel berührte Wafferleitungssrage, und zwar sollte über vorzunehmende Schü-sungsarbeiten beschlossen werden. Da zwer der Ge mcjndevertreter erklärten, sie wollten sich infolge ihrer Nichtwiederwahl an der Beschlußfassung über diesen Punkt nicht betheiligen, wurde der Antrag gestellt und angenom men, die Sache bis nach Neujahr zu vertagen, damit die Neugewählten ihren Standpunkt dabei geltend machen könnten. — Hohudorf, 18. Dez Gestern Nachmittag verunglückte der Tagezimmcrliog Fritzsche von der G> weckschafr Deutschland dadurch, daß ihm ein Arbeit- kollege von einer Brücke hcrunt-r einen Bahnsteg aut den Kvpt warf, sodaß ihm die Hirnschale eingeschlagen wurde. Fritzsche wurde besinnungslos ins Hospital gebracht. An seinem Aufkommen wird gezweifelt. — Emen Schädelbrnch erlitt auch ein Schmied vom Ver- einSg'.ückichayt. welchem ein Schachtgatter auf den Kop° fiel. Selbiger dürfte schwer mit dem Leben davon kommen. — Glauchau, 17 Dez Bezüglich der Flucht der Kassners emeL Militärvercins erfahren wir noch: ! Der Durchbrenner ist der in der Meeranerstraße hier wahrhafte, 34 Jahre alte Drechsler Otto Gohr, Mit glied des Militärvereins „König Albert" hier und mit dem Einkasstren der monatlichen Spargelder beauftragt Als eS vorigen Sonntag an die Uebergave der Gelder gehen sollte, war Gohr verschwunden. Von einem hiesigen Lohnkutscher hat er sich Mittags mit Schlitten nach Meerane fahren lassen und dort ist er auch am , dem Bahnhöfe gesehen worden. Er hat nach Gößnitz § fahren wollen. Der Lohnkutscher hat aus der Fahrt auch viel Geld bei Gohr bemerkt Gohr soll später auch aus dem Bahr-hose in Gera gesehen worden sein und Reisegepäck bei sich gehabt haben. Die unter schlagene Summe beträgt über 1000 M. Außerdem hat er sich der Urkundenfälschung schuldig gemacht. MchsischeS. Hotzeustttk-Erustthal, 20. Dezember 1902. — Im „Konservativen Verein" wurde gesternAbend Jahres-Hauptversammlung abgehalten, in der der — Glauchau. Das beim Gesauer Bahn- Übergang von einer Lokomotive erfaßte und im Weiterschleifen getödtete Pferd deS Herrn Brauerei- besitzerS Hähnel hat einen Werth von 1500 Mark und war nicht versichert, so daß der Besitzer durch den Unfall einen großen Verlust davonträgt. Letzterer wär- Evessen vielleicht noch weit größer geworden, wenn die Schranken nicht geschlossen gewesen wären oder die mit dem Wogen wie rasend dahinjagenden Thiere beim ungehinderten Lauf in der Stadt ein Unheil angerichtet hätten. — Zwickau, 17. Dez. Strafkammer ll Große Schwierigkeiten bereitete dem Gerichte die heutige An geklagte. Es war die» die 1865 in Lichtenstein ge- borene, in Glauchau wohnhafte vorbestrafte Färberei- arbciterSehefrau und Sandhändlerin Kneisel geb. Rein hold, welche des RückfallSdiebstahlS in zwei Hüllen angeklagt war. Diese geberdete sich geradezu wie eine Wilde. Sie wollte absolut nicht mit sich verhandeln lassen, schrie und tobte io einem kort, daß die weiten Hallen des Gerichtsgebäudes erdröhnten und ein förm licher Auflauf entstand, riß sich die Kleider vom Halse, sodaß sie fast entblößt dasaß und die Gerichtsdicoer schleunigst zuspringen mußten, um sie nvthdürftig zu bedecken. Mit den Theilen der zerrissenen Kleidung versuchte sie sich sogar ums Leben zu bringen, indem sie sich Schnuren um den Hal» legte und zu erwürgen versuchte, wa» durch die Gerichtsdiener verhindert wurde Alle ermahnenden Worts des Vorsitzenden vermochten die Rasende nicht zur Rcn.ou zu bringen ,odaß sich dar Gericht genöthigt sah, dis Angeklagte durch mehrere Diener in eine Zelle bringen zu lassen, was ebenfalls nur unter erschwerenden Umständen ge schehen konnte. Nunmehr wurde in ihrer Abwesenheit verhandelt. Die Kneisel ist bereit» am 28. Mai wegen Rückfallsdiebstahl zu 6 Mon. und am 17. September zu 1 Jahr 6 Mon. Gcsängniß vrrurthcilt worden und verbüßt erstere Strafe z. Z in der Strafanstalt Voigts- berg, aus der sie heute vorgesührt worden war Heute war sie beschuldigt, am 25. August bei dem Fleischer meister Mäder in Glauchau ans dem Ladentischkasten 15 Mark und am 9. September der Matcrialwaarco- Händlerin Klötzner dastlbst ebenfalls au- dem Laden tischkasten 8 bis 10 Mark G ld gestohlen zu haben Auf Grund der Beweisaufnahme wurde die Angeklagte, welche beide Diebstähle geleugnet hat, für schuldig be fanden und zu weiteren 7 Monaten Gefängniß und 3 Jahren EhrenrcchtSvcrlust vcrurtheilt. Die Ver kündung des UrtheilS erfolgte in Anwesenheit der Kneisel, welche darauf wieder ihre Raserei begann und deshalb schleunigst abgeführt wurde. Abstimmung (dieselbe fand fabrikweise statt) unter breitet wurden, eine so schroffe Ablehnung seitens der Arbeiter erfahren konnten. Zum mindesten hätte ver sucht werden müssen, ob nicht unter Anlehnung an diese Bedingungen eine Verständigung mit den Fabri kanten zu erzielen sei. Durch diese schnelle Ablehnung ist vorläufig wieder alles auf dem alten Punkte stehen geblieben, nur mit dem Unterschiede, daß sich sowohl die Fabrikanten als auch der Stadtrath vorerst bestens bedanken werden, mit Vorschlägen und Bermittlungs- versuchen sich auszudrängen. Da die Aussichten der Streikenden der ganzen Sachlage nach von Tag zu Tag ungünstiger werden, versucht man jetzt seitens der Arbeiter, die auswärts erfolgende Herstellung der Waare zu verhindern; tagtäglich sind infolgedessen Agitatoren und Arbeiter unterwegs, um die auswär tigen Weber zu veranlassen, sich mit den Meeraner Webern solidarisch zu erklären und die Erledigung von Meeraner Arbeit zu verweigern. In verschiede nen Fällen, wir hören z. B. von Reichenbach i. V., mag dies ja möglich sein, besonders wenn eS sich um Arbeiter mechanischer Lohnwebereien handelt. Im all gemeinen jedoch werden in dieser Hinsicht wenig Er- folge erzielt werden, denn erstens werden sich die Ar- bester in auswärtigen Lohnwebereien, speziell in der, weiter entfernten Bezirken, nicht so kurzer Hand zum Niederlegen der Arbeit veranlassen lassen, und zwei tens wird z. B. im Mülsengrund, in der Hofer Ge- gend rc. sehr viel Waare auf Handstühlen gefertigt, und besonders hier dürften die Bestrebungen der Ar- bester verlorene Liebesmüh sein." Von'Arbeiterseite wird noch geschrieben: Der Ausstand währt nun zehn Wochen. Eine Aenderuug der Situation ist nur dadurch eingetreten, daß einige Lohuwebereien den Mindestlohntarif für sich als ver kindlich anerkannten und ihre Arbeiter dadurch zur Wiederaufnahme bewogen. Daß dar letztere geschah, scheint uns nicht im Interesse eines für die Aus- ständigen im allgemeinen glücklichen Ausgangs des ge waltigen Kampfe- zu liegen. Zwar wird die Sireik- kaffe durch Reduzierung der Zahl der Ausständigen in willkommener W sie entlastet. Auch ist der materielle Erfolg der Au-standeS, der in der Anerkennung des Arbeitertarif« feiten» einiger Lohuwebereien liegt, . nicht gering anzuschlagen. Doch durste in ihnen die Arbeit nicht wieder ausgenommen werden, solange die eigentlichen Fabrikanten, d. h. solche, die eigene Be triebe unterhalten, de« Tarif nicht anerkannt habe» — gleichviel, ob jene Lohuwebereien für solche Fabrikanten oder nur für Kaufleute arbeiten, die keinen eignen Betrieb unterhalten. Arbeiten die Lohnwebereien für Fabrikanten mit eignem Betriebe, so wird diesen durch die Lohnwebereien ein Theil der Arbeit gemacht, die zu leisten die Arbeiter verweigerten, weil die Fabri kanten den Tarif nicht für die eigenen Betriebe aner kennen wollten. Sie aber dazu zu zwingen, ist der Zweck de» Streiks. Das wird jedoch umso weniger gelingen, je mehr Lohuwebereien für sie thätig find — gleichviel zu welchem Lohne. Arbeiten die Lohn- webcreien aber für Kaufleute ohne Eigenbetrieb, so werden diese im stände fein, einen Theil der Meeraner Kundschaft zu befriedigen. Die Fabrikanten mit Eigen betrieb werden daun aber weniger um Waren ange gangen werden und umso weniger veranlaßt sein, den Forderungen der Arbeiter uachzugeben. Der Ausstand wird also durch die Wiederaufnahme der Arbeit in einigen Lohrwebereien und zwar in seinem numerischen Umfange (in der Zahl der Streikenden) eingeschränkt, doch in seinem zeitlichen Umfange (in seiner Dauer) ausgedehnt. Ganz abgesehen davon, daß dadurch die Gesammtsumme der benöthigten Streikunterstützung eher erhöht, denn herabgesetzt wird, läuft eine Maß nahme, die eine Verlängerung des Ausstaude» bewirk», der sonst befolgten Streittaktik schnurstracks zuwider. Dann bleibt aber die Wiederaufnahme der Arbeit in den Lohuwebereien ein Fehler. Diese Maßnahme steht übrigens auch mit dem jneuerdingS noch ent schiedener denn vorher zum Ausdruck kommenden Be streben in Widerspruch, Len territorialen und numer ischen Umiang des Ausstandes möglichst zu erweitern. Es kann nicht viel nützen, den Ausstand in einem Orte zu erweitern, wenn mau ihn au einem anderen Orte einengt- Nicht einmal bei eigentlichen Fabrikanten durste die Arbeit bei Bewilligung des Tarifs wieder ange nommen werden, so lange nicht alle ihn bewilligen, doch würde sich hier die Wiederaufnahme der Arbeit immer noch eher rechtfertigen, da hier eigentliche Fabrikanten, gegen die sich doch der Kampf in erster Linie richtet, die Arbeiterforderungen anerkannt haben würden. Indes glauben wir, daß es nach so langer Dauer des Ausstandes schwer hält, die Arbeiter, denen man die gemeinsamen Forderungen bewilligt hat, noch zum Ausharren im Streik zu bewegen, umsomehr, da es sich hierbei zuu» großen Theil — wie in Glauchau — um Arbeiter handelt, die nur aus Solidarität für den Urstamm der Ausständigen den Streik milmachten. War also die Wiederaufnahme der Arbeit in den er wähnten Lohnwebereien nicht gut zu umgehen, so können wir uns des Gedankens nicht erwehren, daß d r Streik in seinem ganzen Umscnge sobald noch nicht zu Gunsten der Ausständigen beendet werden wird. Diese Annahme erscheint uns schon dadurch gerecht fertigt, daß die gegenwärtige Saison nun bald ihrem Ende entgegengeht. Bei dieser Sachlage ist nicht mehr sehr mit der Wahrscheinlichkeit zu rechnen, daß die Fabrikanten, durch ihre Kundschaft um Lieferung von Waaren bedrängt, nachgeben werden. Unserem Er- achten nach kann dies nun erst wieder geschehen mit Beginn der nächsten Saison, im Monat Februar. Bis dahin wird also der Ausstand wohl dauern müssen, soll er einen für die Ausständigen günstigen Abschluß finden. — Zwickau, 19. Dez. Im hiesigen Stadt- > Verordnetenkollegium ist die Frage der Errichtung einer i Thalsperre für Zwickau zur Begegnung etwaigen Wassermangels angeregt worden. Der Herr Rath»- vorsitzende konnte aber die beruhigende Erklärung , geben, daß die hiesigen Wasserversorgung»anlagen »och völlig ausreichend sind, daß aber auch die durch den - Anschluß von Marienthal an Zwickau übernommenen dortigen wasserreichen Quellen mit für die Stadt ! nutzbar gemacht werden sollen, und über die Frage der weiteren Wasserversorgung der Stadt überhaupt . eine Autorität gehört «erden soll. — Versuchsweise soll von Neujahr 1903 an die Reinigung der Räume einer hiesigen Schule durch da» Stadtbauamt über nommen und dabei erprobt werden, ob die Reinigung durch gewisse, die Bindung deS StaubeS bewirkende Oele besser und billiger als jetzt erfolgen könne. Der der Stadtgemeinde Zwickau gehörige vielauer Wald war in früheren Jahren sehr nutz bringend, in den letzten Jahren hat er indessen durch die immer erheblicher werdenden Rauchschäden so sehr gelitten, daß von fachmännischer Seite von einer weiteren Pflege deS Waldes abgerathen worden ist. Die städtischen Behörden haben sich infolgedessen ent schlossen, die Beforstung deS 70 Hektare großen Areals auszugeben und dasselbe zu Feldwirthschaft und als Bauterrain zu verwenden. Der KreiSau»- schuß erklärte sich damit einverstanden. — Erimmitscha«, 18. Dez. In der gestrigen Stadtverordnetensitzung gab bei der HauShaltplanberath- nng der Bürgermeister bekannt, daß man hofft, im näch sten Jahre bei der Enthüllung des König Albert-Denk mals den König Georg hier begrüßen zu können. Nach vem Haushaltplan für 1903 erfordern unsercVolksschu» len einen Zuschuß von 136,034,42 M. und die Real schule einen solchen von 17,530.30 M. — Meerane, 19. Dez. Die Stadtverordneten beriechen gestern Abend den Haushaltplan. Am Schluß der Berathung bemerkte Herr Bürgermeister Wirthgen, daß man bei dem Hinweis auf die Schwierigkeit der Finanzlage unserer Stadt bez. auf den Hinweis, daß der Fehlbedarf diesmal 350000 Mark betrage, doch andere Städte in Betracht ziehen müsse, die bedeutend mehr ersorderten, alS Meerane. Der Fehl'oedars ist gestiegen, weil an die Stadt sort- gesetzt Ansprüche gestellt worden sind. Ader mit der Steigerung deS Fehlbednrfs steige auch der Segen für Vie Stadt, das sollte man doch auch bedenken. — Thalheim, 18. Dez. Heute Abend gegen 9 Uhr wurde im benachbarten Meinersdorf dar Uhlig- che Gut, Mäcke's Gasthof gegenüber, ein Raub der Flammen. DaS sehr alte Gut, da» dem Dorfe durch aus nicht zur Zierde gereichte, war schon längst ein LerkehrShinderniß. — Wurzen, 19. Dez. Buchhalter B. der hie- sigen Ortskrankenkasse verübte gestern früh einen Selbstmordversuch, indem er aus einem Revolver eine Kugel auf sich abschoß. Man sand den Lebensmüden mit einer schweren Kopfwunde m einem Gärtnereischup pen zu Noitzsch liegend vor und brachte ihn nach dem H engen Krankenhaus. Der Grund der That ist noch unbekannt. — Der gemeldete größere EinbruchSdiebflahl ist wahrscheinlich von Leuten ausgeführt worden, die mit oen Räumlichkeiten vertraut gewesen sind. Der Gesamt- oerlust beläuft sich auf nahezu 8000 M. Man fahndet eifrigst nach den Spitzbuben. — Leipzig, 18. Dez. Der au» Göhreu gebürtige Viehhändler Ad. Beruh. Kietz nutzte ein sträfliche« Verhältniß aus, welcher zwischen seiner Frau und einem Privatier bestand, welchem Kietz schließlich mit Anzeige drohte, w:nu er nicht für ihn 665 M. zahle. Der Bedrohte zahlte zwar, machte aber Anzeige und der würdige „Mann seiner Frau" ward zu 6 Monateu Gefängniß und 2 Jahren Ehrverlust verurtheilt. — Freiberg, Ja Kleinwaltcrsbors hat eine Dienstmagv heimlich geboren, das Kind dann lebend im Dünger verscharrt, aber wieder ausgegraben, todtgeschla- gen und schließlich unter Steinen verborgen. Jetzt liegt vie Rabenmutter, die übrigens schon dem zweiten Kinde oas Leben gegeben hat, bei ihren Eltern schwer krank darnieder, sodaß ihre Verhaftung noch nicht erfolgen konnte. — Brambach i. B. Zwei arme böhmische
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