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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 21.11.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190211211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19021121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19021121
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-11
- Tag 1902-11-21
-
Monat
1902-11
-
Jahr
1902
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 21.11.1902
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lich wir Fortsetzung folgt aus, be« Die Situation spitzt sich ersichtlich weiter zu) man kann das unschwer erkennen an den gegenseitigen Beschuldigungen und den leidenschaftlicher werdenden Eröiterungen. Die Bereinigten Webereien geben be kannt, daß der Einsender einer scharfen Kritik an den Meeraner Fabrikzustünden, welche die Leipz. Neuesten Nachrichten jüngst veröffentlichten (Siehe unsere Frei- tag-Nr.) in dem Handwebfabrikanten Flatter in Mee rane zu suchen iei. Unselen Lesern ist bekannt, daß Herr R-inhold seinen Lohntalif veröffentlicht Hot, nach welchem doch sicherlich nicht gesagt werden kann, daß dieser Fabrikant Hungerlöhne zahle. Der Strcikaus- schuß, unterzeichnet Karl Sicher, weiß nun folgendes Jetzt wischte sich Hose lebhaft ein, indem sie zutrau- ihre Hand auf Kösters Arm legte. „Bitte bestellen Sir einen Land u r, Herr Köster, Weberftreik iu Meeraue. — Meerane, 18. Nov. Das heutige Amts blatt meldet über die gestrige Ratssitzung folgendes: Der Bürgermeister berichtet darüber, welche Schritte er, um den Versuch einer Beilegung des Streiks zu machen, auf G: und des in der Plenarsitzung vom 10. lausenden Monats gefaßten Rathsbeschlusses getyan hat. Ler Bürgermeister hat — wie er darlcgt — am 11. laufenden Monats Vormittag zunähst mit dem S-reik- komitee und hierauf am 11. laufenden Monats Nach her ?" rref er im herzlichsten Tone, indem er seinen Arm um die Schulter des Freundes legte, unbekümmert darum, daß manch' neugieriger Blick auf ihnen hasten blieb. Lebhafte Hin- und Herreden gaben beiden die ge wünschte Auskunft. Bormann, Lehrer an der Realschule zu S., hatte seine Fcrienreise angetreten und von Mün- chen aus einen Abstecher nach Kissingen gemacht. Er kam eben von der oberen Saline zurück, wo er Bismarcks Wohnung hatte in Augenschein nehmen wollen. Köster begleitete ihn auf seine Bitte in seine Wohnung, dis m einer, der Villen am Altenberge lag, Bormann hatte sich für acht Tage dort eingemiethet. Sie schritten über di- Saalebrücke und trafen am Aktienbade mit Rose und Thea zusammen, die eben aus der Anstalt kamen Köster stellte seinen Freund vor. Als sie sich dann von den Damen verabschiedet hatten, erhob sich ein hagerer auffallend häßlicher Mann, der auf einer der Bänke in der Nähe sitzend, die kleine Gruppe scharf beobachtet hatte. Seinen Hut ziehend, trat er an Köster heran. „Darf ich Sie um freundliche Auskunft bitten, ob die kleinere der beiden Damen, mit denen Sie eben sprachen, Frau Hartmann aus L. ist?" fragte er lehr höflich. Köster bejahte zerstreut und sah sich in der nächsten Minuten och einmal nach dem Frager um, der so abschreckend häßlich aussah, daß es ihm noch nachträglich unangenehm zum Bewußtsein kam Wer mochte es sein? Er harte ! wohl undeutlich einen Namm gemurmelt, den Köster aber nicht verstanden hatte. In dem geräumigen, kühlen Gemache Bormanns machten sich's die Freunde bequem. Beim Genuß einer Zigarre plauderten sie gemülhlich von Vergangenheit und Zukunft. Sie hatten einst beim Kaiser Fran; Regiment I zusammen gedient und treue Freundschaft fürs Leben ge. schloffen. Auf Kösters Frage, ob er nicht länger Hier bieiben könne, entgegnete Vormann: „Mein Rundre sebillet nütze ich noch aus, wenn ich auch ein paar Tage für Kissingen zulege. Vielleicht ent schließt Du Dich dann, mich zu begleiten." Eine reiche Frau Erzählung von A. vom Lande. 12. Forts. (Nachdruck verboten ) Beim Lesen flog manch»,al ein humoristisches Lächeln über sein Gesicht, das dann aber einem Ausdruck von Mißmuth Platz machte. Frau Lepke schrieb: „Lieber Hans! Dein Brief, so kurz der Inhalt war, Hal mich in große Erregung versetzt. Ein wunderbarer Zufall führt Dich also wieder mit Fräulein Thomann zusammen. Das beunruhigt mich sehr. Sie hat doch damals großen Ein druck auf Dich gemacht, und daß Du bisher all' meine Vorschläge betreffs einer Heirath unbeachtet ließest, ist zweifellos die Folge dieser Bekanntschaft. Mir war das junge Mädchen ja nicht unsympathisch, aber ich warne Dich Vach, ihr näher zu treten. Heutzutage heirathet ein verständiger Mann in Deiner Lage kein armes Mädchen. Du hast das blühende väterliche Geschäft übernommen, es wirst außer den Zinsen, die Du an mich zu zahlen hast, genug ab, um Dir ein angenehmes Leben zu ge statten, — aber mit der Gründung eines Hausstandes treten doch ganz andere Anforderungen an Dich heran und, wie Du einmal bist, würde Dir jede Einschränkung Deiner persönlichen Bedürfnisse ein Opfer sein. Du armen Mädchen pflegen oft anspruchsvoller zu sein, wie die wohlhabenden. Sie wollen sich für frühere Entbehr ungen entschädigen, und die Männer, welche nur aus Liebe gewählt haben, erfüllen ihnen die unvernünftigsten Wünsche, bis eines Tages die Freude ein Ende hat Ich kenne Dich genau, lieber Bruder, und möchu Dich vor Kämpfen und Sorgen bewahrt wissen WaS Du mir von dem wunderbaren Glück der Wittwe Hartmann inittheiltest, hat mich zu einer Thai angespornt, die Du mir hoffentlich hoch anrechnen wirst Ich habe mich eilig zu einem Besuch bei Lina entschlossen, die ja in dem Hcimaihstädtchen der Damen haull und m r damals Fräulein Thomann empfohlen hat Dort habe ich alles Mögliche ausgekundschaitet, das Dir von Jn- fahren dann viel angenehmer end haben bequem Platz." Sächsisches. Hoheufteiu-Eruftthal, 20. November 1902. Mttthetlungen von allgemeinem Interesse werden dankbar ent- gcgengenommen und cventl. honorirt. — Hohenstein Ernstthal, 20. November. Bei einem auf der äußeren Dresdnerstraße wohnenden Weber brannte heute früh der Webstuhl vollständig aus. Der Gehilfe des ersteren war damit beschäftigt, eine Schnur in die Jaquardmoschine einzuziehen, stieß aber aus Ber schen an die im Arbeitsstuhle hängende ArbeitSlamps, wodurch selbige abstürzte und das Innere des Stuhles schnell lichterloh brannte. Die in der Stube anwrs »den Per sonen mußten ihr Augenmerk nur darauf richten, Vas, nicht ein neben dem brennenden Webstuhlc stehender zweiter Stuhl den Flammen zum Opfer fiel. Zum Glück ist das Inventar von feiten des Fabrikanten versichert, doch triff! den Weber immer noch sehr empfindlicher Schaden, da 8 Stück lheure Lecken mit verbrannt sind. Auch sich alle in der Stube hängenden Singvögel durch den entstande nen Rauch erstickt. — Schiedsgericht für Arbeiter-Ver sicherung. (Kreishauptmannschaft Chemnitz.) Der Gutsbesitzer Kunz in Rüsdors zog sich im Jahre 1896 einen Bruch des rechten Fußgelenks zu. Mit 40 Prozent der Vollrente wurde er eine Zeit lang eut- ichädigt; zusitzt ei hielt er noch 10 Prozent. Diese Rente wurde jetzt eingezogen, da nach ärztlichen Gut achten Folgen des Unfalles nicht mehr nachzuweisen sind. Kunz zog schließlich seine Berufung zurück. — Gersdorf. In der letzten Gemeinderalhs- sitzung lag das Ortsstatut sowie der Haushaltplan für Vas nächste Jahr zur Berathung und Beschlußfassung vor; beiden Schriftwerken wurde nach unwesentlichen Aenderungen Genehmigung ertheilt. Aus dem Haus haltplane dürfte die Bewohnerschaft interessiren, daß die Ausgaben auf 124,029 M. 61 Pf. veranschlag; sind. Da die Einnahmen auf 20,649 M. 37 Pf geschätzt sind, bleiber.M. 103,380.24 durch Steuern zu decken,eine Summe fast in gleicher Höhe wie vor. Jahr, so daß die Steuern die gleichen bleiben dürften wie lau fendes Jahr. Weiter wurde beschlossen, im nächsten Jahre dm 2. Trakt der Dorfstraße ausschütten und abwalzen zu lassen und als Baumaterial besten Peniger Granulit zu verwenden. Das Gesuch des aus Oester- reich stammenden Bergarbeiters TriSka, seine Bewerb ung um die sächsische Staatsangehörigkeit zu unter- stützen, wurde zu besü. Worten beschloss-n und schließlich die Gemeinde-, Armen- und Feuerlöfchkasfenrechnung auf 1901 richtig gesprochen. — Pleitza, 19. Nooembe--. Gestern Abend gegen 10 Uhr ist auf hiesiger Flur der Geich rrführec Karl Schravs aus Limbach w'oi au'gefu-den worden. Sch. ist gegen 1/^6 Uhr mit einem 2spännigen Wagen aus einen FUüweg'gefahren, wobei er unter den Wagen gekommen ist. Sck>. hinterläßt Frau und vier Kinder. — Ursprung. Bei der am 10. d. M. vor- genommenen Gemeinve-VorstandSwah! wurde der vor malige Trichinenschauer Herr Förster von hier al» Gemeindevocstand gewählt. Die Gemeindercuhs- ErgänzungSwahl ist auf den 9. Dezember angesitz«. — Waldenburg. 19. Nov mb-r. In der Nähe von Eichlmde ist gestern Vormittag ein unbekannter gut zelleideter Mann in die Mulde gesprungen und darin ertrunken. Sein Leichnam ist noch n cht gefunden. Koster sah mit einem Anflug von Verlegenheit auf die Zigarre, die er eben abstreiste. „OfftN gestanden, Ernst, mich fesselt hier etwas Besonderes." „Ab, ein Mädchen! Du bist verliebt?" „Das ist nicht der richtige Ausdruck." Kösters Ton war ernst und seine Äugen leuchteten in warmer Be geisterung, „ich habe das Mädchen hier wiedergefunden, welches mir jahrelang als Ideal einer Frau vor .eschwebt hat. Du wirst Fräulein Thomann kennen lernen und mir Deine Ansicht über sie nicht vorcnthalten." Bormann klopf e dem Freund wohlwollend aus die Schulter. „Alter Junge, ich werde glücklich sein, die kennen zu lernen, die Dich so begeistert," sagte er einfach. * * * Köster kam sehr vergnügt zu Tisch, der Brief, der ihn morgens so geärgert hatte, war vergessen, und er beeilte sich, Thea an seiner Freude über Bormanns plötzliches Erscheinen theil nehmen zu lassen. „Warum haben Sie ihn nicht mit hierher ge stellt?" „Daran habe ich nicht gedacht. Heda, Kellner teresse sein wird. Diese Frau Hartmann flll ja eine ganz ansehnliche, noch jugendliche Person sein, welche den besten Ruf hat. Amtsgerichtsrath Berger hat im öffent lichen Lokale gesagt, daß er siojeden Augenblick heiraihen würde, wenn er überhaupt daran dächte, se-ne Freiheit aufzugeben. Die kleine Frau hat außer Thomanns, die ja immerhin anständige Leute sind, keinen lästigen An hang, sie ist brscheiden und leicht zu lenken — was will ein Mann mehr, dcm mit ihrer Hand ein stattliches Ver mögen zufällt? Zu Gunsten ihrer Cousine hat sie bis her keine gerichtliche Bestimmung getroffen, ihr auch keine Schenkung an Kapitalien gemacht. Man sagt, sie bekäme lebenslänglich ein anständiges Jahrgeld von der reichen Frau. Aber diese wird morgen, wenn sich ihr die Ge- legsnheit bietet, in die höheren Gesellschaftskreise zu kom men, heirathcn, und dann adieu Versprechungen und Nadelgeld, — der Mann wird sich auf dergleichen nicht einlassen. Ich schreibe Dir dies, damit Du Dich keinen Illusionen hwgieöst oder die anderer theilst. Es wäre mir interessant zu erfahren, wie Dir die Wittwe ge fällt." Dann folgte» noch Berichte über das eigene und der Kinder Befinden unk zuletzt die Versicherung innig ster schwesterlicher Liebe. Köster war entrüstet. Geld, und immer wieder Gels! Dachte denn M.rmnne gar nicht an sein Glück? Ihr Eheleben hatte sie freilich nicht an uneigennützige Liebe glauben lassen — aber er und Thea — das war e was ganz anderes. Nimmermehr würde er seine rn.izcn Herzenswünsche solchen kalten Berechnung n -p'ern — fort damit. Er knitterte den Brief zusammen, und steckte ihn in die Tasche. In diesem Augenblick legte sich eine Hand auf seine Schulter. Er sah sich überrascht um. Tin schlanke, blond r junger Mann, dessen gutmüthige Augen durch Brillengläser auf ihn blickten, stand hinter ihm. Wie elektrisiert sprang Köster empor. „Bormann, alter Waffengenosse, wo kommst Du — Rüßdorf. In der am 7. d. M. statt- ! gefundenen Gemeindevorstandswahl ist Herr Gutsbesitzer Samuel Esche mit 8 gegen 7 Stimmen als Borstand gewählt worden. — Ehernnitz, 18. November. Bor dem hiesige« Schwurgericht hatte sich heute der am 2. Oktober 1870 in Kirchberg bei Zwickau geborene, bisher unbestrafte Markthelfer Ernst Richard Wolf zu verantworten. Er hatte am 26. Mai ds. Jrs. seine von ihm getrennt lebende Ehefrau dadurch ohne Ueberlegung zu tödten versucht, daß er sie nach erfolglosem Sühnetermin am Abend des 26. Mai d. I. vor der Thür ihrer Wohn ung überfiel, von rückwärts niederriß und ihr mit einem großen Schlachtmesser einen wuchtigen Stotz in die Brust versetzte. Als das Messer an einer Agraffe abprallte, versuchte er der Frau die Kehle abzuschnei- den, wurde aber durch die Ueberfallene, die in das Messer griff und ihm dasselbe trotz der hierbei erhal tenen tiefen Schnittwunden entwand, hieran gehindert. Schließlich stürzte er die Aermste noch die Treppe hinunter, so daß sie auch hierdurch Verletzungen erlitt. DaS Urtheil lautete wegen versuchten Todtschlags auf 5 Jahre Zuchthaus und 8jährigem Ehrverlust. — Chemnitz. Betreffs der geplanten Bahn- umbauten hat der Rath beschlossen, die am 2. Januar 1903 fällig werdende erste Rate von 400000 Mark aus Mitteln der Anleihe zu bewilligen und dabei auch dem Finanzministerium die Bitte zu unterbreiten, im Hinblick auf die immer noch sehr ungünstige Wirth- schriftliche Lage uud die dadurch in einzelnen Zweigen der Industrie vorhandene Arbeitslosigkeiten die Aus führung nunmehr in größerem Umfange und insbe sondere auch während des Winters zu betreiben. — Chemnitz, 20. November. Ein auf der Hain- straße wohnhafter Handarbeiter, der vergangene Nacht den Nansschlüss-l vergessen hatte und deshalb über ein eisernes Gittemwr neigen wollte, blieb an einer Eisenspitze hängen, die ihm tief in den rechten Oberschenkel drang. Ein Schutzmann half dem Gefährdeten herunter, der dann auf ärztliche Anordnung mittelst Wagens ins Stadtkranken haus gebracht wurde. Dort ist derselbe gestern Mittag leider an der schweren Verletzung gestorben. — Oberwürschnitz. (Volksb.) Als am ver- gangenen Sonnabend gegen 11 Uhr Abends der Berg arbeiter L. von hier von der Schicht nach Hause ging, wobei er den Höhlteich passirte, traf er in der Nähe der Gondelhalle eine Frau mit einem Kinde auf dem Arme an; obwohl ihm diese aufgefallen, ist er, ohne dieselbe anzusprechen, seines Weges weiter- gegangen. Nach 15 bis 20 Schritten hörte er einen starken Fall und sofort auch Kindergeschrei. L. kehrte sofort wieder nm und gewahrte zu seinem Schrecken, daß die Frau mit sammt dem Kinde ins Wasser ge sprungen und schon dis unter die Arme ins Wasser gesunken war. L., ein resoluter Mann, benutzte einen gerade an derselben Stelle st-henden Strauch, um sich an einem Theile desselben anzuhalten und so das Rettungswerk oollzichsn zu können, was ihm auch nicht ohne eigene Gefahr gelang. Er hat beide dann mit nach seiner Wohnung genommen, ihnen trockene Kleidung gegeben und auch am Sonntag noch behalten. Darnach befragt, was sie zu diesem Schritt getrieben, hatte sie erklärt, daß sie durch eine Verunglückung ihres Mannes, welcher schon lange Zeit auch wegen noch einer hiuzug-kommenen andern Krankheit im Krankenhaus liege, in größte Noth gerathen sei, und en Unterhalt für sich und ihre zwei Kinder nicht er schwingen könne, zumal sie, um etwas zu verdienen, beide Kinder in Pflege geben mußte. Nachgcsuchte Unterstützung sei ihr versagt worden. — Zwickau. Die hiesige Polizeibehörde geht neuerdings scharf gegen die Uebclstände im Kellnerinnen wesen vor. Snt einigen Tagen wird in säwmtlichen Lokalen mit Damenbedienung von Schutzleuten in Civil zwü Mal täglich Kontrolle ausgeübt. Ferner beabsichtigt die Polizeibehörde diejenigen stellenlosen Kellnerinnen, die sich nicht innerhalb zweier Tage eine Stelle verschaffen, auszuweisen, sofern sie hier nicht ansässig sind. Endlich schließlich jst eine Verordnung ergangen, nach der K.llnerinnen sich allein nicht länger als eine halbe Stunde iu einem Lokale besuchsweise aushalren dürfen. — Die hiesigen Kellner nahmen in einer V-rsammlung Stellung gegen das Kellnerinnen- Unwesen. Sie wollen den Rath um folgendes an gehen : 1. Der Rath der Stakt Zwickau soll ersucht werden, eine Polizeistunde — 11 Uhr — für sämmt- liche Lokale mit Damenbedienung festzusetzen; 2. In darauf zu erwidern: „Herr Reinhold sucht durch Veröffentlichung seiner Tarife der Einwohnerschaft weiß zu machen, als wenn seine Arbeiter aus Wohllust in den Streik getreten wären. Der Ausstand wurde aber nicht durch zweimal veröffentlichte Zahlentarife be schlossen, sondern nach dem am 10. Oktober auSge- häugten Tarif mit Mehrberechnung. ES wird allen Arbeitern etwas Neuer sein, daß Herr Reinhold nach einigen Wochen einen Tarif veröffentlicht, welcher nach Zahlen berechnet ist. Herr Reinhold ist vor circa 14 Tagen von dem Arbeiterausschuß aufmerksam gemacht worden, daß sie auf Grund des von ihm veröffent- lichten Tarifs sofort bereit sind, zu verhandeln. Herr Reinhold lehnte dies aber ab. Er forderte nur, daß die Arbeiter die Arbeit bedingungslos aufnehmen sollen. Nach diesem veröffentlichten Zahlentarif geben wir zu, daß derselbe einige Lohnerhöhungen enthält, aber wa rum lehnt denn Herr Reinhold jede Verhandlung ab? ' Herr Reinhold giebt vor, keine Zeit zu haben, bis jetzt war es ihm aber doch möglich, schon zweimal Lohn tarife aufzustellen. Wenn Herr Reinhold so fortfährt, müssen wir immer annehmen, daß er versucht, die Leser zu blenden." bracht?" fragte sie. „Er hatte sein Mittagmahl schon bei der Wirthin bestellt, weil er eine Partie nach dem Klaushof unter nehmen wollte. Ich habe nun, der Zustimmung der Damen sicher vorgeschlagen, vaß er hierherkommt, und daß wir zusammen die Fahrt unternehmen." „Das ist herrlich," ries Thea freudestrahlend „haben Sie aber auch schon Plätze zum Omnibus zu einer Berichtigung da- Wort. Die Tschechen um- standen ihn, darunter der Abg. Senahl, der fleißig Zwischenrufe machte. Größl trat dazwischen und wies die Zwischenrufe erregt zurück. Plötzlich gerathen beide hart aneinander; Sehnol schreit: „Sie ganz Geschei ter!" Größl giebt zurück: „So gescheit wie Sie bin ich schon lange! Sie haben auch die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen! Sehnal tritt ganz nahe und schreit Größl ins Gesicht: „Sie deutsches Schwein!" Dr. Lecher stürzt sich zwischen beide und hält die drohende Rauferei hinteoam Nun erscheinen Stein, Schönerer, Berger und Hofer auf dem Kampfplatz. Schönerer schreit als Rufer im Streit: „Gebt ihm eine Watschen'" Pif anderen Alldeutschen schreien „Marsch hinüber zu den Tschechen! Kommt daher, bessere Leute zu beschimpfen! Werft ihn hinaus! Hin unter mit ihm, schmeißt ihn über die Stufen. Sehnal hält den ihn ergrimmt umdrängenden Deutschen Stand — doch Plötzlich geräth der Knäuel ins Wanken, Sehnal fliegt rücklings die Stufen hinunter und fällt aus Lecher. Ein Schwarm drängt nach. Von der Tschechenseite stürzen die Radikalen herbei. Der Tu mult wird fürchterlich, Schimpsworte und Faustschläge werden ausgetauscht, besonders Sehnal und Fresl sind in gefährlicher Lage. Nun wird es auch auf den Galerien laut: Pfuirufe und Beifall erschallen von oben und vermehren den furchtbaren Lärm. Man entdeckt Plötzlich, daß kein Präsident da ist, — die Sitzung ist unterbrochen, eine Viertelstunde dauert der Kampf fort. Dann nimmt Vicepräsident Kaiser die Sitzung wieder auf. Er redet zuerst die Galerie an und droht, sie räumen zu lassen, dann bedauert er, daß solche Szenen möglich seien und ertheilt Senahl den Ordnungsruf. Bald darauf ist wieder Ruhe im Hause. Im weiteren Verlaus der Sitzung kam eL daun zu einem eigenihümlichen Zwischenfall. Die Tschechen brachten eine Beschwerde gegen einen Berliner Anwalt vor. Die Abgeordneten Dr. Pantucek und Genossen interpellirten den Ministerpräsidenten wegen einer von einem deutschen Rechtsanwalt bei dem Berliner Land gerichte begangenen schweren Beleidigung des tschechischen Volkes. In der Interpellation wird darauf verwiesen, daß der Rechtsanwalt I. in Berlin in dem Prozeß eines Prager Kaufmanns gegen einen Berliner Kauf mann als Vertreter des letzteren in einem Schriftsatz angeführt habe: „Es dürste gerichtsbekannt sein, daß gerade in der tschechischen Bevölkerung und besonders, wenn es sich um einen Prozeß gegen einen Deutschen han-elt, es mit der Heiligkeit des Eides nicht ernst genommen wird, daß es auch in Prag offenes Ge heimniß ist, daß man Zeugen für Geld beliebig haben kann. DaS weiß jeder deutsche Kaufmann, der in Böhmen Geschäfte macht, und wird deshalb niemals wagen, einen böhmischen Kunden vor dortige Gerichte zu ziehen." Diese böswillige, lügenhafte Behauptung, heißt es in der Interpellation weiter, die eine schwere Beleidigung des ganzen tschechischen Volkes enthalte, habe, soweit bekannt, seitens des Berliner Landgerichte? keine Zurechtweisung gefunden. Die Interpellanten fragen daher, ob der Minister zur Wahrung der Ehre der ganzen tschechischen Nation und zur Wahrung des Ansihens des Juftow-fens im Königreiche Böhmen im diplomatischen Weg- veranlassen wolle, daß eine derartige, das tschechische Volk schwer beleidigende Schreibweise von den zuständigen deutschen Behörden geahndet werde. Es ist nicht recht verständlich, wie sich die Diplomatie in einen ganz belanglosen Civilprozeß einmischcn soll. Die deutsche Regierung hat wichtigeres zu thun, als sich sämmttiche Schrift sätze, die täglich zu Tausenden und aber Tausenden von Rechtsanwälten den deutschen Gerichten eingercicht werden, daraufhin durchzusehen, ob darin das edle und uns so freundlich gesinnte Tschechenvolk irgendwo mit irgend welchem Wort vielleicht beleidigt ist mittag mit den Fabrikbesitzern Fühlung genommen. Die Arbeiter haben die an sie gerichtete Frage, ob sie bereit seien, durch je einen Vertrauensmann aus jeder Fabrik mit Vertretern der Fabrikanten vor dem Bür- germeister in Ausgleich-Verhandlungen einzutreten, um gehend bejaht. Die Fabrikbesitzer haben auf die gleiche Frage trotz einer längeren Konferenz mit dem Bürger meister am Dienstag Nachmittag und trotz einer zwei- maligen Berathung in ihrer Bereinigung dahin ge- antwortet, daß sie sich zu solchen Verhandlungen nicht zu entschließen vermöchten. Diesen ablehnenden Be scheid hat der Bürgermeister am Donnerstag Vormit tag mit lebhaftem Bedauern entgegengenommen. Für den Fall eines zusagenden Bescheides waren für Don nerstag Vormittag im Einverständniß deS Vorsitzenden deS Streikkomitees die 15 Vertrauensmänner oer Ar beiter aufs RathhauS bestellt und vollzählig erschienen. Der Bürgermeister hat diesen zunächst eröffnet, daß es infolge der ablehnenden Haltung der Fabrikbesitzer vorläufig zu einer gemeinschaftlichen Verhandlung der Parteien vor ihm nicht kommen könne, hat sich ab r seinerseits zu einer einseitigen Aussprache mit den Arbeiteroertretern und dazu bereit erklärt, ihre Wünsche den Fabrikbesitzern zu übermitteln. Die Arbeiter- Vertreter haben hierauf — wie auch schon das Streik- komitee am Dienstag — dargelegt, daß sie mit dem angebotenen Mindestlohntaris namentlich um deswillen nicht zufrieden jein könnten, weil derselbe direkt und indirekt Lohnreduktionen enthalte, haben auch die Ansicht geäußert, es müsse vor Wiederaufnahme der Arbeit ein neuer Lohntarif, der nicht nur Mindestlohn tarif sei, vereinbart werden. Der Bürgermeister hat die Arbeiter daraus hingewiesen, daß die Forderung der Ausarbeitung eines Lohntarifs vor Wiederauf nahme der Arbeit die Verlängerung des Streiks ins Ungewisse bedeute, da selbst bei gegenseitigem guten Willen die Ausarbeitung eines alles umfassenden Tarifs eine sehr schwierige und sehr zeitraubende Arbeit sei. Mit Rücksicht jedoch auf die Furcht der Arbeiter, ver neue Mindestlohntaris — an den sich übrigens dir Fabrikanten ihrerseits gar nicht mehr gebunden halten — solle zu Reduktionen benutzt werden, hat der Bür germeister den Arbeitern vorgeschlagen, sie möchten sich zur Wiederaufnahme der Arbeit unter der doppelten Bedingung bereit erklären, daß 1. die Fabrikanten die schriftliche bindende Zusage ertheilen, daß gegenüber den vor Ausbruch des Streiks gezahlten Löhnen weder jetzt noch später eine Lohn- redukcion vorgenommen werde; 2. die Fabrikanten alle diejenigen Löhne, welche hinter den Sätzen deS sofort erneut zu bewilligenden Mindestlohntariss vom 10. Oktober 1902 zurück bleiben, sofort auf diese Mindestlohntarissätze hinaus- sitzen und sie nie wieder unter den Mindestlohntaris herabsetzen. Der Bürgermeister hat auch betont, daß er die Ersüllung dieser beiden Bedingungen auch ohne münd liche Partei-Verhandlungen, an deren Nichizustande- kommen man nun seit über Monatsfrist leide, von den Fabrikanten zu erreichen hoffe. Die Vertreter der Arbeiter haben hieraus mit den vereinigten Arbeiter- ausschüssen Fühlung genommen. Im Auftrage der selben hat der Vorsitzende des Streikkomitees dem Bürgermeister am Freitag — 14. laufenden Monats — mitgelheilt, Vaß die Wiederaufnahme der Arbeit nicht früher erfolgen könne, bevor nicht eine gegenseitige Aussprache über den Mindestlohntarif stattgcsunden habe. Diese Forderung der Arbeiter ist der Ber einigung der Besitzer mechanischer Webereien vom Bürgermeister mit einem längeren Begleitschreiben am Freitag — 14. laufenden Monats — Abend mitge- rheilt worden. Eine Entschließung der Vereinigung steht noch aus.
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