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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 23.10.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190210232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19021023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19021023
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-10
- Tag 1902-10-23
-
Monat
1902-10
-
Jahr
1902
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 23.10.1902
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Wie Reichstag gemacht hätte, wahrgenommcn, daß sich auf diesem Bilde jenes erwähnte Maß von Intelligenz viel fach nicht vorfindet. Wo man im Reichstage hin- blickte, sah man eine mehr oder minder deutlich aus geprägte Ruchlosigkeit, und mit lebhaftem Eifer wurde noch einige Zeit nach Schluß dw Sitzung die F^e diskutirt: Was wird nun geschehen? ' ' Die „Natiovalztg." erklärt, für die Regierung gebe eS nach ihrer Meinung jetzt nur eine Möglichkeit: Der Abschluß neuer Handelsverträge, über welche ein an derer Reichstag zu entscheiden haben wird. meinem Hause gegenüber zu überzeugen. Die Liebe des serbischen Volke- zum König ist viel tiefer und inniger, als eS jene Verleumder glauben möchten. Sie und ihre Blätter find viel zu schwach, um die Liebe wankend zu machen. Die „Berl. N. Nachr." schreiben, man brauche die Hoffnung nicht aufzugeben, daß agrarischerseitS noch im letzten Moment eingelenkt wird. Für die Regierung sei cs das einzig Richlige, die Flinte noch nicht in- Korn zu werfen, sondern die dritte Lesung abzuwarten. — Die „Tägl. Rundschau" sicht die Lage äußerst pessimistisch an und warnt die Agrarier, den Bogen zu überspannen und der der Landwirthschaft freundlich gesinnten Regierung ihr Amt allzu sehr zu erschweren. Die „Berl. Pol. Rach,." schreiben in einer Polemik gegen die Agrarier: Nach einer oberflächlichen Be rechnung wird der Mehrcrtrag der lavdwnthschastlichen Zölle auf rund 35 Millionen Mark geschätzt. Die Verstärkung des Zollschutzes, welchen die verbündeten Regierungen der Lmdwirthschaft damit in Aussicht gestellt yabeo, verhält sich daher zu der für die Ju- du.trie geplanten Vermehrung wie 175:35, d. h di Verstärkung des Zollschutzes für die Landwirthschaft beträgt 500 Proz gegenüber derjenigen für die Industrie. MmIMW in ZmkrM Paris, 21. Oktober. Deputirtenkammer. Zur Verhandlung stehen die Interpellationen über den Grubenarbeiter-Ausstand. Thivrier tadelt, daß Trup pen in das Ausstandsgebiet entsandt worden sind und verlangt, daß die Truppen in Anbetracht der ruhigen Haltung-der Ausständigen zurückgezogen werden. Briand (Sozialist) behauptet, in Frankreich bestehe für die Ausstandsbewegung keine Freiheit. Er erinnert an oen Arbeiter, welcher in Terre Noire getödtet wurde und schreibt diese Tödtung dem Mangel an Kaltblütigkeit seitens des betreffenden Gendarmen zu, der bestraft werden müsse. (Beifall auf der äußersten Linken.) Lasies verlangt, reguläres Militär dürfe überhaupt nicht nach Orten entsandt werden, wo Aus stände ausgebrochen sind; es müßte eine besondere Truppe gebildet werden, welche der Freiheit der Arbeit Achtung verschaffen soll. Redner tadelt JauräS, weil dieser gesagt habe, daß der Dreibund ein erforderliches Gegengewicht gegen den französischen Chauvinismus bilde. Basly führt aus, den Ausstand hätten lediglich die Gesellschaften hervorgerusen. Anfg,be der Regie rung sei es, den Arbeitern Gerechtigkeit zu verschaffen. Basly weist darauf hin, daß die größeren Vortheile beim Ausstand die Gesellschaften hätten, denn die Kohlenpreise gingen in die Höhe. Die Regierung habe ein Recht, die Kohlengruben selber zu übernehmen, wenn die Gesellschaften nicht ihren Verpflichtungen genügten. Die Schutzvorrichtungen in den Bergwerken seien vielfach nicht nach Vorschrift, deshalb sollte die Regierung von ihrem Recht Gebrauch machen. (Bei fall links.) Nachdem noch Failliot über ungenügenden Schutz der Arbeitswilligen Klage geführt und Selle demgegenüber für die Ausständigen die Bewilligung einer Unterstützung von 2 Millionen Francs bean tragt hat, vertagt das Haus die Weiterberathung auf Donnerstag. In der gestrigen geheimen Sitzung von Mitgliedern des Arbeiterverbande? wurde folgende Tagesordnung an genommen: Nachdem das Komitee von der Haltung der verschiedenen Verbände durch deren Delegirte verständigt' erklärt sich dasselbe bereit, das Angebot des Gcuben- arbeücr-Kvmite^s, betreffend Organisation eines General- aaSstandcs, entgegenzunehmcn. Die Lage ist durch diesen Beschluß we>entlich geändert, da auf diese Weise der all gemeine Aufstand für ganz Frankreich zu befürchten steht. verbündeten Regierungen". Dec Lok.-Anz. schreibt: Wir glauben nicht, daß schon alle Brücken der Verständigung zwischen dem Reichstage und den verbündeten Regierungen abge- brocheu sind. Nach vielen Erfahrungen der Vergan genheit beginnt erst zwischen der 2. und 3. Lesung einer wichtigen Vorlage das ausschlaggebende Spiel hinter den Kulissen, und da die Einsätze welche hier von jedem Theile verloren werden können, zu hoch sind, so ist die Hoffnung durchaus noch nicht gegen- 'tandslos, daß im lttzten Augenblick doch cineB:rstän- digung erzielt wird. Das Eine können wir schon jetzt mit voller Bestimmtheit mittheilen, daß wegen dieser Abstimmung weder der Reichstag aufgelöst noch die Regierungsvorlage zurückgezogen werden wird. Bei ruhiger Erwägung werden auch die aufrichtigen Freunde der Landwirthschaft erkennen, daß durch Neuwahlen nicht ein ihren Wünschen mehr entgegenkommender Reichstag zu erwarten ist. Somit wird die Neigung zu einer Berständigung weitere Kreise erfassen und das Endergebniß vielleicht doch noch ein befriedigen- res sein. Das „Berl. Tagebl." warnt vor allzu großer Vertrauensseligkeit, als sei der Taris schon gefallen. Jrg.nd jemand müsse noch umsallen; die Frage sei rur, wer umsallen wird. Aus der Rechten des RnchstageS scheine man zu hoffen, daß ein Werk, Wikkesbarre, 21. Oktober. Die Konvention der Bergarbeiter nahm einmüthig unter großem Beifall den Bericht des Ausschusses an, wonach die Annahme des Antrages Roosevelt auf Einsetzung eines Schiedsgerichts und die Wiederaufnahme der Arbeit am Donnerstag ein- pfoh'en, der Ausstand mithin als beendigt erklärt wird. Heute findet eine neue Versammlung statt, in der der Generalausstanv berathen werden soll. Durch den Streik find nunmehr 150 000 Arbeiter ohne Beschäftigung, deren Zahl noch bedeutend zunehmen wird, falls die Hafenarbeiter ihr Versprechen halten und sich dem Streik anschließen. Calais, 21. Okt. Die Dockarbeiter haben hier ebenso wie in Dünkirchen die Arbeit eingestellt. Die Kohleneinnahme der Postdampfer ist gesichert. Dünkirchen, 21. Okt. Hafenarbeiter, welche mim Löschen der Kohlenladungen von Dampfern be- ichäfligt waren, mußten die Arbeit einstellen, da sie von anderen Arbeitern bedroht wurden. Lens, 21. Oktober. Die Nacht ist im Kohlenbassin »cs Pas dc Calr s im allgemeinen ruhig verlaufen. An dem Hause ens nicht ausständigen Arbeiters wur- ven du ch Trupps von Ausständigen die Scheiben zer trümmert. Dünkirchen, 22. Oktober. Der Ausschuß der Handelstreibenden har die Aussperrung der Ausständigen beschlossen. Letztere versuchten, die andern Arbeiteroerbände mit sich zu ziehen. Es kam zu einigen Zusammenstößen, wobei Waarcn in den Kanal geworfen w rden. St. Etienne, 22. Oktober. Etwa SOO Aus ständige begaben sich nach den Kohlengruben von Eros, 'kürzten dort die mit Kohlen gefüllten Karren um und behaupteten, den Grubenarbeitern sei von den Direktoren oer Gruben gestattet, sich der Kohlen zu bemächtigen. Eine Untersuchung ist eingcleitet. Draga in Röthen. Aus Petersburg, 21. Ok'ober, wird gemeldet: von unterrichteter Seite verlautet, wild das ser Tie Annahme der Kommiffiousbefchlüsse. (Lon unserem Berliner p-Korrespondenten.) Berlin, 21. Oktober. Das Moralische versteht sich nach dem bekannten Worte immer von selbst. Es ist mithin selbstverständ- lich, daß der deutschen Volksvertretung ein besonders hohes Maß von Intelligenz zukommt und daß dieses Maß auch äußerlich seinen Ausdruck findet. Und doch hätte, wer heute Abend um 5 Uhr 40 Minuten, als nach der Annahme der Kommissionsavträze für Roggen und Weizen die Sitzung des Reichstages auf morgen vertagt wurde, eine Momentaufnahme vom deutschen welches mit Bülow nicht zustande kommen kann, ohne ihn zustande kommt. — Die „Bossische Zeitung" sagt am Ende ihres Leitartikels: Inzwischen gehen die Dinge ihren Gang, und am 31. Dezember 902, wo die Handelsverträge gekündigt werden nnen, wird der Taris so wenig Gesetz sein, ie um die Osterzeit und im Juni, wo der Reichs- Kowmissionrantrag, 5 50 Mark sü- Roggen, wird ii namentlicher Abstimmung mit 187 g-gen 1d2 Stimmen angenommen. Dafür stimmte die gesammte Rechte, nebst Ant ffmitcn, das Centrum mit AuSnohmc einiger Abg ordneten, die sich der Stimm-nabgabe enthüllen; ierr-cc die Rationollib.ralcv Ha.:L. Gia- Oriola, Dein hardt, Hiiche und Lch: nbe.gcr Fünf Abgeordnete enthalten sich wieder -.cc Stimmabgabe. Auch der RoggenzoUfatz im cmtoromen Tarrs w.rd dann in ein achcr Abstimmung in Höhe des KomNissionsbcshlusfiS. 7 Mark, angenommen. In Bezug auf den Mindest Zollsatz für WOzen wird zunächst der Antrag Wangen heim, 7 50 Mark, in eiu'acher Abstimuung abgelehnt, und der KommisfionSantrag, 6 Mark, in namentliche, Abstimmung und bei demselben Partnenverhältuiß wie beim Roggen, mit 194 gegen 145 Stimmen bei 5 Stimmenthaltungen angenommen. Endlich findet der Weizenzollsatz im autonomen Tarif in Höhe des Kommissionsvorschlager, 7,50 Mark, Annahme — Morgen wird die Berathung der Gerste- und Hafer- zolle eingetragen. Die Aussicht n des Zalliarifes haben sich, wie d'- „Germania" (das Centrumsorgan) schreibt, bedenklich ver 'chlechiert. Das Blatt sieht schon die Beschlußun'ähigkeü ves Reichstages voraus. Cs schreibt: „Eine Ein gang zwischen den verbündeten Regierungen und der Reichsiags- mehrhlit vor der Abstimmung über den H I würde den Re chstag beschlußfähig erhalten haben, weil dann die Ge wißheit, daß der Zolltarif zustande kommt, als mächtiger An vo-n gedient hätte. Für eine aussichtslose Vorlage sich besondere Ower au^zuer egen ist jeroch nicht jeder manns Sache." Eine „Unterwerfung" werde das Centrum .-sicht mjlmacken, »nd „deshalb stimmt es für die Kom mi siomb-schlüsse' ohne Rücksicht auf die Erklärung der herein, der an des seligen Milan bewegteste Tage cr- inuern dürfte. Da aber ein solcher dem Willen des „souveränen" Volkes nach wie vor widerstrebt, so wird er zunächst mit der offenen oder stillschweigenden Auf Hebung der Verfassung und allem klebrige», was damit usammcnhängt, Hand in Hand gehen. Serbien steht abermals an der Sc'welle schwerwiegender Ereignisse Aus Belgrad wird ferner noch vom 20. d. gemeldet: Der König erklärte heute in einer von ihm präsidirten Versammlung in längerer Rede, daß er die Ansicht des in voriger Woche zurückgetretenen Mini steriums Wuitsch, wonach der erneute Aufschub des Empfanges des Königspaares am russischen Hofe eine Absage des wied:rholt in aller Form im Namen des Kaisers von Rußland zugesagten Empfanges bedeute, nicht theilen könne und diese Angelegenheit mit Rück sicht auf die erwähnte, von hoher Seite stammende Versicherung nicht als erledigt betrachte. Für die An- nähme des EntlaffungSgesuchs des Kabinets Wuitsch seien daher hauptsächlich andere Gründe maßgebend gewes-n. Der Monarch spielte dabei auf die geringe Energie heuti„er Regierungsmänner bei der Bekäm pfung schädlicher extremer Tendenzen an und erklärte, daß er die Verfassung stets hochhalten, eS aber in kei- em Falle zugeben werde, daß sich die Ereignisse der ahre 1842 und 1858 jemals wiederholen können. Bekanntlich gab eS in jenen beiden Jahren einen Herr v. Wangenheim meinte nenlich auch von meinem Ton, es sei ein leichter Konversationston, und er dedocirte daraus, daß e» mir an dem nöthiaen Ernste zur Vertretung der Interessen der Landwirthschaft fehle. In einigen Zeitungen laS ich dagegen, ich hätte zu nüchtern, zv langweilig gesprochen. (Heiterkeit) Ein Mitarbeiter eines großen mitteldeutschen Blattes schrieb sozar, ich hätte e>ven pastoralen Ton angeschlagen. (Heiterkeit) Ich habe jedenfalls in ernster, deutlicher Weife dem Standpunkt der Regierungen Ausdruck ge geben und dem Wunsch, daß das Greifbare erreicht werden möge. Herr Hahn glaubt, mich an meine, de, Landwirthschaft gegebene Zusage erinnern zu müssen Ich glaube, daß ich seit zwei Jahren in meinem Be- mühen, sie zu erfüllen, bis an die Grenzen des Mög lichen gcgangcn bin. Mehr kann man zwar fordern, aber nicht durchsetzen WaS man aber kann, ist, das Erreichbare gefährden Dazu, glaube ich, ist man auf dem besten Wege. Ob ich Dank oder Undank ernte, ist mir gleich. Ich glaube, eS wird lange dauern, ehe Sie wieder einen Reichskanzler haben, der daS für die Landwirthschaft thut, was ich für sie angestrebt habe (Bewegung.) Herr Herold deutete an, daß die Re gierung schon in allerlei Verhandlungen mit anderen Staaten denselben Zusagen gemacht habe. Ich erkläre, daß Zusagen an das Ausland in keiner Weise gegeben sind, auch nicht gegeben werden konnten beim gegen wärtigen Stande der Verhandlungen über diesen Zoll- tarif. Ich habe auch demgemäß dem Vertreter eines befreundeten Staates gesagt, daß ich in keinerlei Ver handlungen eintreten könne, ehe wir nicht selbst eine Grundlage hätten. Was wir Ihnen vorgelegt haben, geht nicht aus irgend einer Verpflichtung gegenüber dem AuSlande hervor, sondern ist lediglich der Er- kenntuiß entsprungen, daß der nöthige Schutz für die Landwirthschaft im Einklang stehen muß mit den noth wendigen Rücksichten aus die Industrie und die Lebens haltung der arbeitenden Klassen. Man hat auch uvs-r taktisches Vorgehen verfehlt genannt; in Wahrheit aber haben die verbündeten Regierungen vom ersten Tage der Einbringung der Vorlage an klar und unzwei Heutig erklärt, b,S zu welcher Grenze sie gehen können Entsprechende Erklärungen sind von mir selbst und wiederholt von meinem Stellvertreter und auch von den BundeSrathSbevollmächtitzten abgegeben worden, die ich zu meiner großen Geouglhuung h er sehe Ich muß auch daran erinnern, daß ich vor einem Jahre schon dem Vertreter einer großen Partei in der Mehrheit erklärt habe, daß eine weitere Erhöhung und Erweiterung der Mindestsätze unmöglich sei. Herr von Kardorff hat mir den schweren Borwurf gemacht, ich hätte nicht Achtung genug vor dem Ansehen des Parlaments. Er sprach von „Friß Vogel oder stirb!" Die verbündeten Regierungen sind weit davon entfernt, die Mehrheit dieses hohen Hauses in der Vertretung ihrer Auffassung beschränken zu wollen; aber hier handelt eS sich um Beschlüsse, die eine Rückwirkung auf das Ausland haben müssen- Hier muß die Regierung d.S größere Maß von Autorität in Anspruch nehmen. Sie muß w.ssen, welche Wirkung haben die zu beschließenden Zölle am daS Luilaud. Herr Hahn sprach von meinen diplo matischen Fähigkeiten. Ich weiß nicht, ob dieselben größer find, wenn ich 7 ff, oder 6, oder 5 Mark vor- schlage. (Heiterkeit) Ich weiß aber, daß mir keine Aussicht haben, Handelsverträge m:t solchen Zöllen, wie Sie sie fordern, zu Stande zu bringen, und da ich glaube, daß die Mehrheit dieses Hauses Handels verträge wünscht, so meine ich, sollten die Herren e sich doch noch einmal überlegen, was sie chun Ich habe endlich noch Namens der verbündeten Regierungen zu erkläre", daß die Anträge Wa gcnheim, Heim und Albrecht, ebenso wie auch d-c Kommissioasbejchlüsss in Bezug auf die Mindestsätze in jedem Stadium de, Verhandlungen für sie unaun.hmbar sind. (Bewegung.) Damit ist dis Debatte beendet, und eS beginnen nach einer längeren GeschäftSordnungSdebatte die Abstim mungen, welchs namentlich sind Der Antrag Wanzen heim, Miodestzoll für Roggen 7,50 Mark, wird mit 289 gegen 44 St mmen bei 5 Stimmknenthaltungen abgelehot. Zur Minderheit gehören di: meisten Kon servativen und die rcntisemlten. Der Antrag Heim, 6 Mark für Roggen wird gegen die Mehrheit dc' Konservativen und Antisemilen, sowie das ganze layerifche C-ntrum in einfacher Abstimmung abzelchm Auch die nationallidcralen Abgg Haas, Graf Ocio'a und Deinhardt stimmen für diesen Antrag. De Weigerung deS Zareu in diesem Falle käme dem ge waltsarnen Evlzwei'chnciten jener zarten und wichtigen Bande gleich, welche die Trauzugcnschast bc den OrchoScx n zu begründen berufen ist. Freiste hegt man nach all' dem, war bisher seit der Heirat deS serbischen KönigSpiares vorgeiallen ist, auch tro der l-tzten, in entschiedenem Tone gehaliemn amtliche., Zusicherung, am königl. Hoflazer, bas sich augenblicklich in Smcderewo befindet, wo die hohen Herrschaften in Ermangelung von etw»s Wirksamerem in ihrem dortigen Weingarten eine Traubenkur durchmachcn, noch immer gewisse Zweifel. Köaig Alexander bcreittt denn auch zur Stunde im Stillen all-S vor, um im Falle einer weiteren, wie immer gearteten Verschiebung deS Ter mins aus Petersburg die gebührende Antwort ertheilsn und einen durchgreifenden Frontwechsel auf dem Gebiete >er äußeren und, angesichts der hiesigen eigenartigen Verhältnisse, infolge dessen auch auf jenem der inneren Politik herbeisühren za können. Kommt also die russische Reise im Laufe des jetzigen Herbstes nicht zu Stande, so bricht über Serbien ein antirussischer Curs Weberstreik in Meerave. — Meerane, 22. Oktober. Die ausständigen Weber hielten, dem „Mseraner Tageblatt" zufolge, gestern wieder zwei stark besuchte öffentliche Versamm lungen ab, in welchen konstatirt wurde, daß die Streikenden entschlossen sind, den Kampf bis zum Aeußersten fortzusetzen. Auch in Glauchau dauert der Streik der Arbeiter in den Lohnwebereien unver- ändert fort. Wie genau die ausständigen T-xtilarbeiter sich davon unterrichten, wohin jetzt die Fabrikanten die Arbeit versenden, geht daraus hervor, daß ein Streik- postenstsher den vor einer Fabrik haltenden, mit Web- rbeit beladenen Wagen bestieg und nach den Auf- -riften der Waarenballen sah. Sogar nach auswärts, . B. nach Gera, haben die Streikenden Posten ent- andt, um die Reisenden der Meeraner Firmen, die mit Gera in Verbindung stehen, zu beobachten und hnen von der Bahn weg auf Schritt und Tritt zu fonderv eS wird weiter berathen werden. Freilich auf wie lange und mit welchem Erfolg, über diese Frag, gab eS fast fo viel Meinungen wie Köpfe. Und e» gab heute viel Köpfe im Reichstag. Bei den beiden entscheidenden Abstimmungen über die KommissionS- beschlüffe für Roggen und Weizen war daS HauS in der stattlichen Anzahl von 344 Mitgliedern vertreten, eine Besetzung, wie man sie feit den Zeiten der lex Heinze und deS Fleischbeschaugesetzes nicht erlebt hat. Nachdem die letzte Abstimmung erfolgt und die Regier ungsvorlage mithin sowohl in Bezug auf den Roggen- zoll wie auf den Weizenzoll abgelehnt war, blickte alles fragend und erwartungsvoll zum Reichskanzler Grafen Bülow hinüber, der auf seinem historischen Eckplatz bis zum Schluß der Sitzung ausgeharrt hatte. Aber es geschah nichts. Zwar Hotts der Reichskanzler wäh- rend der letzten Stunde wiederholt mit einer rochen Mappe hantirt, die von verschiedenen Seiten als ver dächtig erachtet wurde. Aber die Mappe barg nichts Sensationelles, keine Ordre zur Auflösung des Reichs tags oder dergleichen. Um 5^ Uhr packte der Reichs kanzler die ominöse Mappe ein und verließ das Lokal. Nichts war geschehen und man war so klug als wie zuvor. Was wird nun sein? Der Reichskanzler Graf Bülow hat in der heutigen Sitzung noch einmal nm ganz rückhaltloser Klarheit betont, was er schon so ost erklärt hat, daß die Kommissionsbeschlüsse, die heut» auch vom Plenum sanktionirt worden sind, sür die verbündeten Regierungen in jedem Stadium der Ver handlungen unannehmbar sein würden. Nach dieser Erklärung kann ehrlicher Weise Niemand mehr glauben oder zu glauben vorgeben, daß die Regierung bei der dritten Lesung entgegen dieser feierlichen Erklärung handeln werde. Aber nicht viel weniger entschieden ist seitens der Mehrheitsparteien, seitens der beider, konservativen Parteien und des Centrums, erklär» worden, daß sie sür die Regierungsvorlage nickt zu haben seien. Sollen auch diese Erklärungen vollkom- men ernsthaft, so ernsthaft wie die der Regierung, auf gefaßt werden, dann hätte die Wsitersührung der Ver handlungen über die Zolltarifvorlage in der That keinen parlamentarischen Sinn mehr. Da aber heute keine Erklärung seitens der Regierung erfolgt ist, die dahin geht, daß sie an der weiteren Behandlung der Vorlage angesichts der heutigen Abstimmung kein In teresse mehr habe und deshalb die Vorlage zurückziehe, so wird nichtsdestoweniger weiterberathen werden. Da aber die Mehrheitsparteien schwerlich noch auf einen Umfall dec Regierung rechnen, so rechnen sie anschei nend ihrerseits darauf, daß ihr letztes Wort noch nicht das letzte ist. Oder rechnen vielleicht die Mehrheits- Parteien darauf, daß zwar nicht dieser, aber ein an- dererReichskanzler ihren Forderungen Weiler entgegenkommen werde? Nach dieser Richtung hin war cs immerhin bemerkenswerth, daß Graf Bülow in der heutigen RcichStagSsitzung mit einer gewissen R-siguation erklärte, es werde lange dauern, bis wieder ein Reichskanzler sür die Landwirthschaft thue, was er sich durch Einbringung dieses Tarifs zu thuu bemüh: Ind ff:n hat diese Kombination, die heute im Reichstag vielfach erörtert wurde, nicht viel Wahr scheinlichkeit für si-. Naheliegender ist die Bermuchnvg daß Graf Bülow .S dem Reichstag überlassen will sich höchstcigcnhändig an der Zolltarifvorlage zu Grunde zu arbeiten. Tritt dieser wahrscheinliche Fall, baß im Reichstag überhaupt kein positives Resultat zu Stande k-mmt, ein, dann kann der Reichskanzler dem Reichs tage zurufsn: Ich habe das Meinige gethan. thur Sre das Irrige! Eine allmählich:- Bcriauduvg dc, Zolltarffvarlaae ist nach der jetzigen G staltung de. parlamentarisch.n Situation drS Wahrscheinlichste, denn nur eine in sich und mit der Regierung einige sta Mehrheit wär: im Stands, eine Vorlage von der ent scheidenden Bedeutung deS Zolltarifs durchzusetzen Herausforderungen feiten- der Mehrheit gefallen ließ iDynastiewechsel in Serbien. 1842 wurde der Sohn und fein Hei! in der dilatorischen Politik sucht. — ?eS Milosch, Fürst Michael, und 1858 Fürst Alexander ------ . -- - ' ' Karageorgiewitsch vertrieben.) Belgrad, 22. Oktober. Aus der Rebe, welche König Alexander bei der am letzten Sonnabend im Königlichen PalaiS stattgehabten Kundgebung der Rotadilitäten gehalten hat, veröffentlichen die Blätter den Absatz, in welchem dec König, au die Schreibart eine- Theiles der oppositionalen Presse ankuüpfend, sagte: Niemand soll glauben, das ich nicht weiß, gegen wen diese stetigen Angriffe gemünzt sind. Sie sind wohlbedacht und systematisch gegen mich persönlich gerichtet und verfolgen offenbar den Zweck, mich im Volke zu verleumden und verhaßt zu machen und Un willen gegen mich zu wecken. Aber die betreffenden Herren täuschen sich gewaltig. Ich hcbe auch jetzt während meiner Reise mit der ttönigin Gelegenheit gehabt, mich von der Stimmung der Volkes mir und bische Königspaar in Livadia nicht empfangen werden. Angeblich möchte die Zarin Alexandra vollständige Ruhe genießen, die durch keine Besuche unterbrochen werden soll. Der „Lok.-Anz." berichtet aus Belgrad: Wieder einmal wäre die seit zwei Jahre» mit seltener Zähigkeit angestrebte Reiss König Alcxand:rS und seiner vielge nannten Gemahlin nach Rußland fo gut wie — fällig Nach der letzte» amtlichen Zusage, welche anläßlich des jüngsten BefuchcS des Fürsten von Bulgarien am russischen Kaiserhofe von Petersburg zugegangen ist, sollte das serbische KönigSpaar (in der betreffenden Depesche dcS Grasen Lambsdorff hieß es ausdrücklich König Alexander und Königin Draga) unbedingt im Herbst, nach crsolgtcr Entbindung Ser Kaiserin in Livadia empfangen werde». Da die amtliche Reise route über Reni, also längst der Donau geht, die Schifffahrt auf der unteren Donau aber beim Einbruch d r Herbstnebel eingestellt wird, so muß die Entscheidung schon in allernächster Zeit sollen Ja der That er wartet man im Belgrader Konak mit zurückgchaltenem Athem die Feststellung des endgiltigen Termins. Nicht als ob man von der Reise allerlei »ationalpolitischc Vortheile erhoffen würde; König Alexander besteht auf dem Empfange, weil dieser feiner Heirath die inter nationale Weihe verleihen und ,eine Gemahlin, an der er noch immer mit großer Zärtlichkeit hängt, auch außerhalb Serbiens hoffähig machen soll. Die unbe stimmte Stellung der Königin Draga im Verkehr mit den ausländischen Potevtaten gestaltet eben das Leben der hohen Herrschaften im Belgrader Konak fast uner tiäzlich. DaS KönigSpaar wagt keine AuSlandrcise zu unternehmen, wiewohl dem Könige von den Aerzten ganz ernstlich eine längere Karlsbader Kur angerathen wird und die sonst vorzüglich ausfchende Königin ihrc letzten Hoffnungen auf FranzenSbad setzt, wohin in Sj.ffem Jahre nur ihre beiden junge» Schwcstcru ge langen lonuten. Wird nun die ehemalge Wülwe Maschin in Livadia vom Kaiserpaar empfang:», so werd, » sich auch dis Pforten der übrigen Höse vor ih, nicht verfchließ-n können, und die viclgcquälte Frau erhält somü das Anrecht, überall vom AuSlande ihrem Stands gemäß empfangen und geehrt zu werden. Eben dcShalb besteht König Al-xrndcr um so ent schiedener auf diesem Empfange, als cs nach orthodoxen Begriffen einer unerhölten Erniedrigung gleichkäme falls sich der kaiserliche Trauzeuge ous die Dauer weigern sollte, das Ehepaar, bei dessen Vermählung er mitg> wirkt hat, zu empfangen. Nach orthodox-kirchlichen Vorschriften hat dieser Besuch beim Trauzeugen un mittrlbar nach der Vermählung statlzufindm Eine as wird nun geschehen? Diese Frage, tag sein natürliches Ende erreicht. Das klärende Er würbe, wie wir gleich vorweg bemerken wollen, fast eigniß, welches man gestern erwartete, ist auSgeblieben. durchweg dahin beantwortet: Es wird nichts geschehen,« Klar ist nur, daß der leitende Staatsmann sich die
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