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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 16.09.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190209160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19020916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19020916
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-09
- Tag 1902-09-16
-
Monat
1902-09
-
Jahr
1902
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 16.09.1902
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sich ganz naturgemäß : in den Monaten August uvdl September ist gewöhnlich ein Anziehen der Schweine- preise zu verzeichnen. Weiter wissen wir, daß in diese», Sommermonaten auch da- nothwendigste Mittel sür das Mästen der Schweine, die Kartoffel, nicht vor handen ist, und drittens wissen wir, daß die Schweine, die jetzt hauptsächlich auf unseren Markt kommen, die von hundert Kilo, in den Monaten August und Sep tember schwer zu haben sind. Alle diese Umstände haben bewirkt, daß wir in diesen Monaten seit vielen Jahren einen Mangel an Schweinen haben, bis nach der Kartoffelernte der Markt wieder steigt. Aber auch hier zeigt sich für mich ein merkwürdiges Bild. Bon dem Kontingent an Schweinen, das Oberfchlesien hat und sich auf rund 600,000 Stück beläuft, waren im vorigen Jahre bis August 280,000 Stück eingeführt. Ich hätte geglaubt, daß dieses Jahr wenigstens diese Zahl Schweine nach Schlesien käme, aber nein, 1200 Schweine sind weniger eingeführt worden. Sie sehen aus alledem, daß die Staatsregierung unausgesetzt diese Frage im Auge hat. Aber meiner Ansicht nach kann man unmöglich Plötzlich die Grenzen ausmachen, weil eine Fluchwelle sich streckt. Ich erinnere Sie an 1891; damals handelte es sich um ganz andere Sum men, aber auch damals wurden die Grenzen nach dieser Richtung nicht geöffnet. Es handelt sich that- sächlich nur um die Frage des Schweinefleisches, denn. Rindvieh kann eingesührt werden aus Oesterreich-Ungarn, aus der Schweiz und ans Dänemark. Da glaube ich nicht, daß es möglich ist, die Grenzen sür Schweine zu öffnen; denn wir würden nach ganz kurzer Zeit, nachdem diese Fluthwclle vorüber ist, sie wieder schlie ßen und wahrscheinlich eine Menge von Krankheiten hereinbekommen. Ich hoffe, daß man in den anderen Kreisen, die heute den Rus so laut erschollen lassen, erkennen wird, daß die Sache nicht so begründet ist und daß vielleicht die Möglichkeit vorhanden ist, daß in diesem Jahre durch das erhebliche WachSthum an Futterkräutern die Landwirthe mit dem Vieh zurück halten. (Zustimmung.) Ich sehe aus Ihrer Zustimm ung, daß Sie meiner Auffassung sind. Man will in unserem Vaterlande oft nicht sehen, was in anderen Ländern auch Bestimmung und Gesetz ist. Denken Sie daran, daß seit 1889 England seine Grenzen gegen das gesammte europäische Festland geschlossen hat. Es dars nur geschlachtetes Vieh über die Gren zen. Selbst in einem solchen Lande ist das Jnteress der heimischen Viehzucht eine sehr strenge Grenzbcwach- ung, und zweifellos erfreut sich England dadurch in feinem Viehstande einer noch viel besseren Sicherheit als wir. Der Schwerpunkt liegt darin — das werden mir alle Landwirthe zugeben —, die künstliche Stei gerung der Fleischpreise ist ungesund, und was an uns ist, müssen wir thun, um der Sache zu begegnen und die Sache aus die richtige Bahn zurückzuführen. Ich habe mich veranlaßt gesehen, aus diese Sache Ihnen gegenüber zurückzukommen und die Verhältnisse klar zulegen, was hoffentlich dazu beitragen wird, daß in gewissen Kreisen des Landes eine Beruhigung eintritt. Der höchste Preis in Berlin sür das Kilo mittlerer Schweine ist 126 gewesen und ist anscheinend aus 124 jetzt zurückgegangen. Im Jahre 1891 hatten wir auch den höchsten Preis von 124 zu verzeichnen und das war damals nicht Veranlassung, daß man besonders nach einer Aenderung der bestehenden Bestimmungen griff. Ich glaube, daß es auch heute zutreffend ist, daß diese Flurhwille vorübergehen wird und daß di preußische Landwüthschast ihrer Aufgabe entsprechen und das nöthige Fleisch in unserem Lande selbst er- zeugen kann. Ich habe schon vor Jahr und Tag Ge legenheit gehabt, die Landwirthschastskammer in Schle sien zu ersuchen, mit Sorge zu tragen und anzuregen, daß die landwirthschastliche Bevölkerung sich der oder jener Zucht mehr hingiebt im Interesse einer größeren Fleischprodullion. Eines wollen wir aber nicht v-r- gessen: Wenn wir mit vollem Recht im Jnteress- unserer Viehbestände die Grenzen möglichst abgeichloss n erhalten, so liegt bei uns die Pflicht vor, Seuchen herde fernzuhalten. Ich hoffe, auch hier bei der Land- wilihschaftskammer der Rheinprovinz die Unterstützung aller Kreise zu finden, daß wir da mit voller Kraft einfitzen, S.uchenherde sernzuhalten. Wenn auch der einzelne im Moment über Härte der Maßregeln klagt, so ist e- doch besser, es klagen zehn, als es klrgen Tausende." * * * Ueber die Fleischnoth und Fleischtheuerung liegen im U-b>en roch felikn^e Meldungen vor: Hinsich.Iich der B »h injuhr stell: das „Dresdner Journal" fest, daß d- deutschen Grenzen durchaus nicht vollständig g sperrt sind, sondern daß noch fort während die Einfuhr namentlich von ausländischem Rindvieh erfolgt. Soweit eine Sperrung der Grenzen hat vorgenommen und aufrecht erhalten werden müssen, sei dies geschehen, um unser Land und unseren Vieh- bestand vor der Einschleppung gefährlicher Seuchen zu schützen. Es sei eine unrichtige Behauptung, daß dir Grenzsperren den Zweck hätten, die Einsuhr überhaupt zu hindern. Nein, nur die Emsuhr von Thieren aus verseuchten Gegenden soll verhindert werden. Wollte man dem Wunsche, der jetzt laut wird, nachgeben und die Grenzen uneingeschränkt öffnen, so würde aller dings sür die nächste Zeit die Vieheinsuhr erheblich steigen und das Fleisch billiger werden; dafür aber würde die Gefahr entstehen, daß unser ganzer natio naler Viehstand verseucht und dezimirt würde. Dadurch würde nicht nur der deutschen Landwirthschaft und dem deutschen Nationalvermögen schwerer Verlust zugefügt werden, sondern dieVerminderung unseres Viehbestandes und die Brachlegung unserer Bieherzeugung würde so erheblich sein, daß der dadurch herbeigesührte Mangel au inländischen Shlachtthieren nur sehr schwer durch die Einfuhr aus dem Auslande gedeckt werden würde. Noch größere Fleischnoth als jemals und große Fleisch- thruerung wäre davon die Folge. Im weiteren zeigt das Organ unserer Königlichen Staatsregierung, daß eS eine ganze Reihe von Ursachen g ebt, die eine Er höhung der Fleischpreise erklärlich machen und schließt dann: „Es wll ab:r nicht geleugnet werden, daß auch Ursachen mit im Spiele sein können, die sich keines- falls rechtfertigen loss n. Hierzu gehört die Einwirk- ung der Spekulation, wie sie jüngst in Posen zu Tage getreten ist, und die der sogenannten Händlerringe, die seiten der Bundesrathsvertreter in der Reichstags debatte über die Fleischnoth im Januar 1899 gekenn zeichnet worden sind. Wie weit diese beiden Faktoren bei der jetzigen Steigerung der Fleifchpreise die Hände im Spiele haben, kann hier auf sich beruhen. So viel dürfte aus vorstehenden Darlegungen ersichtlich sein, daß Biehzölle und Grenzsperren auf die Gestaltung der Fleischpreise keinesfalls denjenigen Einfluß haben, der ihnen von verschiedenen Seiten zugeschrieben wird." iEL/ - Die Fleischermeister in Kelbra haben die kürz lich erhöhten Fleischpreise wieder herabgesetzt. * * * . Gegen „agrarische Raubzüge, junkerliche Beutepolitik, volksausbeulenden Lebensmittclwucher" rc. wurde Freitag Abend in 17 sozialdemokratischen Versammlungen ge bührend „protestirt". Den Anlaß dazu gab natürlich die „Fleischnoth", die auf die „unverschämte und freche Raubgier der Agrarier unv Junker" zurückgesührt wird. Die Genossen waren natürlich in Hellen Haufen gekom men; zu den Rednern gehörten Singer, Waldeck-Manasse Koblenzer, Dr. Bernstein u. a. Die Polizei mußte mehr- fach durch Sperrung der Lokale allzu großem Andrangt wehren. Ueberall wurde der folgende Beschluß angenom men: „Da die arbeitenden Klaffen schwer leiden unter den Wirkungen der lang dauernden wirthschastlichcn Krise, werden sie nun in steigendem Maße betroffen durch eine ungeheuerliche Vertheuerung des Fleisches und der Fleisch waaren aller Art. In Berlin und in allen Theilen des Reiches sind die Preise des Schlachtviehs und damit des Fleisches andauernd in die Höhe geschnellt. Für die Ar beiterfamilie wird die Ernährung durch Fieisch gänzlich unerschwinglich; in gewissen Landestheilen ist jede Fleisch Nahrung bereits vom Tesche der Unbemittelten verschwun den Die Unterernährung des Volkes rückt die Gefahr des Hungertyphus (!) in drohende Nähe. Die Versamm- !ung erblickt die Ursache dieser Volksaushungerung vor nehmlich in der Grenzsperrenpolitik der Regi.rung und in den Wirkungen des Fleischbeschaugesetzes vom 3. Juni 1900, Unter dem Vorwande der Seuchengefahr wird das Verlangen der agrarischen Viehzüchter befriedigt, gegen ausländisches Vieh die Grenzen chinesisch zu sperren. Durch das Fleischbeschaugesctz ist die Eins, hr frischen und gepökelten Fleisches, sowie von Fleisch zur Wurstfabrckation völlig unterbunden. Da aber die deutsche Viehzucht gänzlich unzureichend ist, die wachsende Bevölkerung Deutschlands mit genügender Fleischmenge zu versorgen, so ist Fleischknopphe t und Fleischtheuerung die künstliche Folge dieser agrarischen Beutepolitik, die sich den sonstigen Methoden agrarischer Volksbewucherung anreiht. Die Versammlung erhebt eindringlichen Protest gegen die wirthschaftliche Vergewaltigung der breiten Bolksmaffen zu Gunsten einer winzigen Zahl der agrarischen Interessen ten. Sie fordert vor allem die Aushebung der Grenz, sperre unter Anwendung hinreichender sanitärer Kontrolle maßnahmen Die Versammlung protestirt zugleich gegen die im neuen Zolltarif geplante Erhöhung der Viehzölle, durch welche die Fleischnoth auf die äußerste Spitze ge- trieben werden müßte." * * * Die „Kreuzztg." bemerkt v. a: Daß der Präsident der Vereinigten Staaten bei den zahlreichen Wahlreisen, die er schon fitzt unternimmt, seine Stimme gegen die Mißbräuche des Trustwescns erhebt, wird ihm von unserer liberalen Presse als besonderes Verdienst angerechnet und zum Ausgangspunkte zahlreicher Sympathiekundgebungen gemacht. Gleichzeitig aber kommt es dieser Presse gar nicht in den Sinn, sich darüber zu entrüsten, daß drüben gerade jetzt, den Reden des Präsidenten zum Hohn, fünf Rwscnfirmen einen Fleifchtrust mit 500 Millionen Dollars Kapital ins Leben gerufen haben. Das bedeutet mch: mehr und nicht weniger, als daß die Fleischpreise der ge jammten Union von dieser Monvpolgesellschasl dikliert werden sollen. Was das aber auf sich hat, hat das Steigen dieser Preise schon während der letzten Monate deutlich gezeigr. Hier handelt es sich um ei,e wirkliche Noihlage, nicht um einen bloßen Rummel, wie er bei uns, hauptsächlich mit Rücksicht auf die kommenden Wahlen in Scene gesetzt wird. — Das „Vaterland", „Organ des konser- vativen Landesvereins und fämmtlichec konservativer Vereine im Königreich Sachsen", sucht den in unftrer letzten Nummer erwähnten, von der „Krenzztg." zurück gewiesenen Artikel über die Lage der Landwirthschaft und di? möglichen Folgen dieser Lage zu rechtfertigen, bemerkt aber am Schluffe dieses Rechtfertigungsver suches: „Im Uebrigen bemerken wir, daß der Artikel in voriger Nummer ohne Vernehmung und ohn- Billigung der sächsischen konservativen Parteileitung erschienen ist und doß die Redaktion unseres Blattes die Verantwortung für denselben allein übernimmt." — Die „Konservative Korrespondenz" schreibt denn uÄ dazu: „Wir bedauern den Ton dieser Kundgeb ung aus das Tiefste, da er den konservativen An schauungen über Vaterlandsliebe und Königslrcue voll kommen widcrspnHt. Ja filbst vom praktisch - poli tischen Gesichtspunkte aus ist im Interesse der Land wirthe diese Kundgebung zu mißbilligen, da sie aus keinen Fall geeignet ist, die Bestrebungen der parla mentarischen Vertretung der konservativen Partei, behufs Erzielung eines höheren landwirthschastlichen Zollschutzes, zu fördern und die Geneigtheit der verbündeten Re gierungen zu einem Entgegenkommen über ihre Vor- läge hinaus zu erhöhen. Wir haben die feste Ueber- zeugung, daß auch die Mitglieder deS konservativen Landesvereins im Königreich Sachsen es ganz ent schieden ablehneu werden, mit den oben wiedergegebenen Worten ihres P^blikationsorgans sich zu idemifiziren. Dem Vorstande deS Landesvereins muß eS selbstoer- ständlich überlassen bleiben, zu erwägen, ob er es für nöthig hält, zu dieser Sache ausdrücklich Stellung zu nehmen; wir stehen aber nicht an, ein authentisches Desaveu" der bedauerlichen Kundgebung des „Vater land" als wnnschenswerth zu bezeichnen." Sächsisches. Hoheusteiu-Erustthal, 15. September 1902. Kttthetlungen von allgemeinem Interesse werden dankbar ent- gegengenommen und eventl. honortrt. — Bezirkslehrer - Verein Hohenstein- Ernstthal. Mit der Feier seines 2 5jährigen Bestehens wies am vorigen Sonnabend der Verein seine innere Festigkeit nach; er stellte sich als ein Bau dar, gegründet auch für die Zukunft. Nachmit tags gegen 4 Uhr kamen zur Jubelfeier die Lehrer unserer Stadt und des Bezirks mit ihren Angehörigen im Schützenhause Altstadt zusammen. Auch einige, frühere Mitglieder des Vereins, die vielleicht nach langen Jahren zum ersten Mal wieder ihre Schritt, s nach unserer Stadt lenkten, hatten sich eingefunden.! sie wurden von Freunden und Kollegen am Eingang deS Saales herzlich begrüßt. Die offiziellen Begrüß-' ungSworte sprach nach gemeinschaftlichem Eröffnungs- gesang Herr Lehrer Hommel-Oberlungwitz als Bor- sitzender. Er rief ein herzliches Willkommen den Vertretern der Stadt Hohenstein-Ernstthal und der übrigen Orte, sowie seinen Berufsgenossen, den Lehrern, die gemeinsames Streben verbinde, zu, und begrüß' auch deren Angehörigen. Dankbar gedenkt er der Männer, die vor 25 Jahren den Grundstein des Vereins gelegt, mit W hmuth und dankbarem Gefühl zugleich der Vereinsmitglieder, die im Laufe der Jahre ins Grab sanken. — Die Blätter der Geschichte deS Jubeloereins und seiner Brudervereine zeigten, daß der Stand der Volksschullehrer in aussteigender Be wegung begriffen sei. Schließlich wünscht dec Herr Redner dem Verein eine friedliche weitere Entwicklung. Ständen jedoch Kämpfe bevor, dann möchten diese ihn wohlgerüstet finden. — Ein Männerchor unter der erprobten Führung des H:rrn Kantor Merker ging der Festrede voraus, zu der nunmehr Herr Schul Direktor Dietze das Wort ergriff. Er berührte ein leitend die durch das Hinscheiden Sr. Majestät unseres hochseligen Königs Albert veranlaßte Verlegung der Jubelfeier und würdigte den schweren Verlust, den auch die sächsische Lehrerschaft erlitten. N:ch den großen Erfolgen, die in den Jahren 1870—71 das deutsche Ansehen auf allen Gebieten stärken halfen, habe sich auch unter den Lehrern ein neues Leben Bahn gebrochen. Damals bildeten sich Vereine gleich gesinnter Standesgenossen. Auch in Hohenstein, so führte der Herr Redner weiter aus, vereinigten sich, es war am 14. Juli 1877, die Lehrer und schlossen sich zunächst dem großen Bezirkslehrerverein Glauchau an, um später einen eigenen Verein für Hohenstein- Ernstthal und seine Umgebung zu gründen. Was sich in den 25 Jahren draußen in der Welt und drinnen im Leben des Jubeloereins zugelragen, das sei wohl noch in der Erinnerung eines Manchen. Aber man erinnere sich während der kurzen Stunden, die der festlichen Veranstaltung gewidmet seien, nicht nur an Vergangenes, sondern lasse den Blick vorausschweisen und die Bahn messen, die noch zu durchschreiten ist. Vielleicht, daß dann mancher mit neuen Idealen aus- gerüstet und mit frischen Anregungen versehen von der heutigen Feier nach Hause gehe. Unter einem be kannten Bilde Adolph Diesterwegs finde man die Worte „Lebe im Ganzen!" Der Herr Redner knüpft daran seine grundlegenden Betrachtungen: Unser Vereinsjubiläum im Lichte der Diesterweglschen Loosung „Lebe im Ganzen" 1. Ein Grund unserer Freude im Rückblick auf die Vergangen heit, 2. die besondere Art der Aufgabe, an deren Lösung wir mit helfen sollen an der Zukunft, 3. die frischen Quellen, aus denen uns Muth und K ast entströmt zu neuem Wirken. — Der Sturmwind tobte draußen in den Bäumen und rüttelte an Fenster und Thüren, aber im weiten Saale blieb es ruhig, während oben am Rednerpulte Herr Schuldirekwr Dietze seine Ideen entwickelt». Mit lebhaftem, sicht lichem Interesse folgten die alten wie die jungen Lehrer den geistvollen Darlegungen des beliebten Kol legen. Man hörte, wie er die Arbeit in den Lehrer- oereinen, die heilsamen Einflüsse, die das Schulgesetz auSgeübt, die fruchtbare Arbeit um die Abänderung eec mechanischen Lehrmethode und die Anstrebung einer individuellen Kindererziehung als Arbeit und Leben im Ganzen besprach. In den letzten 25 Jahren sei eS, wenn auch hier und da noch zu wünschen übrig bleive, mit dem Stande der Volksschullehrec vorwärts gegangen. Es habe sich die Uebeczeugung vorgedrängt, Saß der, der das Wohl des Volkes will, das Wohl der Volksschule ins Auge fassen muß. Nicht so leicht wie der äußere Fortschritt fei der innere Fortgang zu resumircn. Der Einzelne kann von seiner Position nur einen Theil des Arbeitsfeldes überschauen, aber ohne alle Ruhmiedig5.it dürfe man sagen: Unsere Volksschule ist auch in innerer Beziehung auf der ganzen Linie im Borrücken begriffen. Und daß das w iss, bas sei die schönste Jublläumssreude am heutigen Tage, die im Ausblick auf das zweite vor d-m Ver ein liegende Viert-ljahrhundert den Muth stärke. Jeder selbstgefällige Rückblick sei gefährlich, darum prüse man sich: Was müssen wir thun, um aus der Höhe zu vleivrn, um wnter und vorwärts zu kommen? Doch in erster Linie treu und fest zum Verein stehen, ohm Rücksicht auf den Charakrer der verwalteten Schul ämter; nur so könne den Erwartungen entsprochen werden, di? von d r Außenwelt in den Verein gesetz' werden, nur so ein Leben im Ganzen sich gestalten. — Auch die mehrfach aufgeworfene Frage: „Ist die wissenschaftliche Ausbildung der Lehrer genügend? streift der Herr Vortragende. Er faßt seine Meinung dahin zusammen, daß auch die Seminarbildung in letzter Zeit rüstig vorwärts geschritten sei. Die Zu sammengehörigkeit von Kirche und Schule betont vor All m der Herr Redner. Er behandelt noch allerlei Standesfrageu, die meist internes Gepräge trugen, pricht wiederholt von der Lehrmethode, und eilt rasch ourch den letzten Theil seiner Betrachtungen: Du frischen Quellen, aus denen Muth und Kraft ent strömt zu neuem Wirken, die Liebe zum Vaterlande und zur Heimath und die Liebe zu den Kindern, denen als vornehmste Tugend die Treue ins Herz g.- pflmzt werden müsse, das seien die frischen, unver- fi-araren Quellen, aus denen fortgesetzt neue Kraft geschöpft werde zu» ernsten Arbeit, zur Arbeit im Ganzen. — Der bemerkenswerthe Vortrag, aus wel chen hier nur Leit-Gedanken angeführt werden konnten, hinterließ tiefen Eindruck. Wieder ertönten die frischen, geschulten Stimmen der Sängerschaar, dann ließ Herr Lehrer Falke-Oberlungwitz in einem Berichte einen Blick werfen auf die verflossenen 25 Jahre regen Vereinslebens. Mit tobten Ziffern gab er sich nicht viel ab. Er berichtete nur die Zahl der Sitzungen, Conferenzen und anderen Veranstaltungen, und würzte, was er sonst noch an nüchternen Thatsachen anzu führen hatte, mit einem gesunden Humor. Wie bereits seine beiden Herren Vorredner, so knüpft auch er im tctzten Worte den innigen Wunsch an, daß dem Vereine lange Jahre friedlichen Entwickelns und gefestigten Fortbestehens beschieden sein möchten. — Darauf be endete ein allgemeiner Gesang die Festversammlung und damit den ersten Theil der Jubelfeier. Der zweite Theil des sür den Festtag festgesetzten Programms wies leibliche und geistige Genüsse auf und vereinigte die Festversawmlung zunächst zur Fest tafel, die durch einige Tafellieder und mehrere Trink sprüche gewürzt, in angeregtester Weise verlief. Der Lehrergesangverein brachte sodann einige vortrefflich eingeübte Gesänge zum Bortrag, und der allerliebste Mosersche Einakter „Die Gouvernante", allerliebst wiedecg-geben, beschloß die Darbietungen. Bei einem Tänzchen blieb die Festversammlung sodann noch einige Stunden vereint. NiederschlagsverhLltniffe der 50 Flußgebiete Sachsens in der 1 Dekade des September 1902. No. Flußgebiet Z 1 Elsterthal, u. . . . . 19 17 > 2 2 „ m — 19 3 „ v 13 21 — 8 4 Parthe 14 17 — 3 5 Schnauder — 18 — 6 Pleiße, ohne W. u. E. 16 18 — 2 7 Wyhra u. Eula .... 17 18 — 1 8 Göltzsch 13 21 — 8 9 Vereinigte Mulden 5 17 -12 lO Zwickauer Mulde, u. Thal . 14 18 — 4 l1 „ „ Nl. „ 17 20 — 3 l2 »k k» 0. „ . 12 23 —11 l3 Freiberger Mulde, u. Thal . 44 18 -s-26 l4 „ „ o. „ . 44 22 --22 l5 Zschopau ... 32 19 -13 l6 Flöha 42 23 --19 l7 Pockau 33 24 -s- 9 18 Zschopau mit Sehma . 16 23 — 7 19 Preßnitz u. Pöhlbach . 16 24 - 8 20 Chemnitz ... 31 20 >11 21 Würschnitz u. Zwönitz . 22 21 > 1 22 Lungwitz ... — 20 23 Schwarzwasser 23 24 — 1 24 Striegis ... 39 20 -s-19 25 Bobritzsch ... 29 21 -f- 8 26 Zwodau ... 13 25 —12 27 Elbthal ... 47 18 >29 28 Döllnitz ... 73 l7 -s-56 29 Jahna 70 17 >53 30 Lommatzscher Wasser . — 18 — 31 Triebifch ... 39 19 -s-20 32 Bereinigte Weißeritz 85 18 >67 33 Wilde Weißeritz . 63 22 >41 34 Rothe Weißeritz . 32 21 >11 35 Lockwitzbach 83 20 >63 36 Müglitz 32 21 -t-11 37 Gottleuba 44 20 >24 38 Biela 42 20 >22 39 Prießnitz — 18 — 40 Wesuitz 65 19 >46 41 Polenz 42 20 >22 42 Sebnitz — 20 — 43 Kirnitzsch 43 20 >23 44 Röder 44 17 >27 45 Pulsnitz 51 17 >34 46 Schwarze Elster .... 57 18 >39 47 Spree 59 19 >40 48 Löbauer Wasser .... — 18 — 49 Mandau 38 20 >18 50 Neiße 49 19 >30 — Hohenstein-Ernstthal. Unser musik- liebendes Publikum gestatten wir unS noch einmal auf das morgen, Dienstag, stattfindende Konzert im Hotel -D rei Schwanen" aufmerksam zu machen. Die engagirten Künstler bieten geradezu Hervorragendes und das aufgestellte Programms ist ein so adwechs- lungsreiches wie interessantes, daß der Besuch des Konzertes an,'s Wärmste empfohlen werden kann. — Theater. Vor gut besuchtem Hause wurde Hestern Abend „Das Lorle vom Schwarzwald" von CH. Buch.Pfeiffer in Scene gesetzt. Die dramausch reich- diw.gte Handlung ist kurz folgende: Ein berühmter Maler ave d.r Stadt nimmt die reizende Tochter eines Schank- wirthrs auf dem Lande zur Frau. Um diese Zeit wird d r Künstler vom Lan^esfmslen zum Professor ernannt und in eine Staatsstellung berufen. Der Maler niirmt sein junges Welchen mit in die Stadt Aber das schlichte Natuikmd fühl: sich hier nirgends heimisch, und je mehr hr Gatte sich bemüht, eine Salonvame aus ihr zu ma chen, desto größer wird in Lorle. der jetzigen Frau Pro fessorin, die Sehnsucht nach dem stillen Heimathsärichen. Dis Verführungen der Großstadt treten an da junge Ehepaar heran, die ehelichen Zwistigkeiten mehren sich, oa faßt die junge Frau den Entschluß, den Gemahl zu verlassen und ins Elternhaus zvrückzukehren. Der Maler erlangt im letzten Augenblick davon Kenntniß und es ge lingt ihm, sich den Schatz dessen Werth er nunmehr er» k nnt, zu erhalten und ein dauernd versöhnliches Ver- hältniß mit seinem Weibe herbeizuführen — Gespielt wurde, zumal von seiten der Hauptdarsteller (Herr Kraft und Frl. Hahn) so wacker, daß das Publikum in über reichem Maße Beifall spendete. — Den Jahrmarkt der Neustadt begünstigte schönes Wetter und der Besuch war ein dementsprechend guter. Zwischen den Budenreihen wogten die Schau- und Kauflustigen Kopf an Kopf, alle Verkehrslokale waren oichtbesctzt, überall Jahrmarktstrubel und bewegtes Leben. Äußer der guten Bewir'hung war von den Inhabern einiger Lokale ausreichend für Unterhaltung Sorge ge tragen worden: so konzertiite im Stadtkeller die bekannte Storch'sche Truppe, im CafS Central und im Grauen Wolf hörte man instrumentale Vorträge. — Hohenstein-E., 15. Sept. Gestern Nach, mittag gerieth dem Söhnchen des hier wohnhaften Tischlers Emil Zenner beim Spielen eine Perle in die Nase. Trotzdem die Eltern nichts unversucht ließen, auch dem Kinde NicSmittel verabreichten, war der Fremdkörper doch nicht zu entfernen. Erst dem hinzugezogenen Arzte Herrn vr. mock. Eichhoff gelang es gestern Abend, die Perle zum Vorschein zu bringen. Die Nase war innen schon sehr angeschwolle,-, so daß es gar nicht mehr lange gedauert hätte und der Gegenstand hätte aus operativem Wege entfernt werden müssen. — Turnerisches» Der Kreisturnrath sür den 14. deutschen Turnkreis Sachsen erinnert seine Mitglieder daran, daß am 15. Oktober d. I. 50 Jahre verflossen sind, seit Turnvater Jahn in Freyburg a. d. Unstrut sein Auge zum ewigen Schlummer schloß, und bittet die Gaue
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