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Jutta. Raman von Ella Lindner. LV. Fortsetzung. (Nachdruck verboten). „War nur Erzieherinnenpslicht —" herb, zurück« weisend sollte es es klingen, aber wie sie nun auf« schaute und ihr Blick dem seinen begegnete, da vergaß sie diese Absicht vollständig, denn in den ernsten, klaren Augen des Mannes lag etwas, das sie neu und seltsam berührte und sie entwaffnete. „Pflicht!" er lächelte — nachsichtig — so wie man über ein Kind lächelt. „Gewiß — aber es kommt iminer darauf an, in welcher Weise man seine Pflicht erfüllt — nein, unterbrechen Sie mich nicht — Ihre Vorgängerinnen begnügten sich damit, dem Kinde allerlei Weisheit beizubringen — Sie aber gaben ihm Liebe —" Irma kam wieder, und der Graf gab dem Ge spräch eine andere Wendung. Als er sich dann von Jutta und der Komtesse trennte und sein Arbeitszimmer aussuchte, wo die Kastellanin eiligst noch einmal Staub wischte, schritt er dort lange rastlos auf und nieder. Juttas hohe, feingliedrige Gestalt stand vor seiner Seele. Wo hatte er sie doch schon gesehen ? Es war fast unmöglich — und trotzdem — diese Augen, dieses Haar — er konnte sich nicht täuschen! Und des Mädchens ganzes Wesen berührte ihn, wie etwas Verwandtes, längst Bekanntes und Vertrautes — er mußte unwill kürlich an die alten Griechen denken und an ihr Märchen von der Schwesterseele. Am Abend ließ Gregori sich bei ihm melden. T er Graf hatte sofort das Nöthigste zur Ausbesserung der Hütte veranlaßt und Gregori aus eigener Machtvoll kommenheit von der Arbeit an den Schmelzöfen diSpensirt. „Ich möchte dem Herrn Grasen bloß danken," sagte der Mann mit ,inem unbeholfenen Bückling, „wenn der Herr Graf da? gütigst gestatten wollten." au«, daß er in vor, die Dividende! Hand entgegen, anders und — Korrespondenzführung privater Art nicht einverstanden und erklärte damals, daß er eine Verantwortung dafür nicht übernehmen könnte. Ec habe seine Bedenken auch dem Vorsitzenden des Aussichtsraths, Sachsenröder, mitgetheilt, doch dieser baute zu sehr auf die Treber- gesellschast. Dr. Gentzsch hat keine Ahnung gehabt, wo die vertrauliche Korrespondenz ausbewahn wurde. Die vertrauliche Korrespondenz mit der Trebergesell- schast sei durch ein besonderes, vollständiges Sekretariat geführt worden. Dieses empfing auch alle eingehenden Briefe. Ueber die Einrichtung dieses Sekretariats sührt Dr. Gentzsch aus, daß es alle Konsortialgeschäfte, alle roßen Finanzoperationen und alle vorbereitenden Ver- ahren, welche nicht zur Kenntniß der Beamten kom men follten, bearbeitet hat. ExnerS Erklärung zufolge wurden bei der Leipziger Bank alle Emissionen und Gründungen in einer ganz selbstständigen Abtheilung mit vollständig eigener Buchführung und selbstständigem Jahresabschluß und mit Kontokorrent-Berhältniß zur leipziger Bank bearbeitet. Es sei von einer geheimen Abtheilung nicht die Rede. Der Jahresumsatz habe >ei diesem Sekretariat mindestens einige hundert Mil ¬ worben. Die Bertheidigung beantragt die Verlesung des ganzen Briefwechsels in Zusammenhang. lionen betragen. Sachverständiger Bankvirekior Herr- chel sagt aus, daß die Einrichtung des Sekretariats wohl gebräuchlich sei. Nachdem festgestellt worden ist, daß die Centrale der Deutschen Bank bei 1200 An gestellten 40 SekcetariatSbeamte ha», während die Leip ziger Bank bei 100 Angestellten 10 SekretariatSbeamte hatte, äußert sich Exner eingehend über das Sekreta riat und dessen Organisation bei dec Leipziger Bank und wendet sich gegen Dr. Gentzsch, den er der Ge- dächtnißschwäche zeiht. Dr. Gentzsch hält alles, was er gesagt hat, aufrecht. Gentzsch sagt weiter aus, es sei ihm bekannt ge wesen, daß bei der Gründung der Tochtergesellschaften die Hälfte des Aktienkapitals für Ueberlassung der Zergmannschen Patentes eingesetzt worden ist. Exner Geschäftswelt Bedenken erregen." Exner bemerkt, er habe den Brief deshalb geschrieben, weil es ungünstig gedeutet werden könnte, wenn man erfahren würde daß sich so hohe Tratten von einer Gesellschaft in den Händen der Bank befinden. Auf einen Brief Schmidts, in welchem er Exner zu einer Reise nach Bosnien einlud und durch« blicken ließ, daß man bald wieder viel Geld brauchen würde, schrieb Exner, er bedauere, weder nach Bos nien mitfahren zu können noch nach Kassel kommen zu können. Er freue sich über den in Aussicht stehen den großen Erfolg, rathe aber, daß der Aussichtsrath der Trebergesellschaft einen zweiten Direktor anstelle; dadurch würde sich die Machtvollkommenheit Schmidts nicht verringern, sondern erweitern. ES werde ja, so- bald das Werk in Bosnien fertig sei, eine Kapitalk- erhöhung nöthig sein, er wünsche aber, daß dem Ge- schästSkreis doch eine Grenze gezogen werde. An der Berliner Börse sei das Gerücht verbreitet, daß Mit glieder des Aufsichtsrathes der Trebergesellschaft den Versuch gemacht hätten, für eine Million Treberaktien zu verpfänden. Es mache dies jedevssalls keinen Aaisertage tu Boun Bonn, 18. Juni. Nach dem Umzug durch die Stadt, welcher das Korps Borussia in Wagen unter Voranritt eines kostümirten Musikkorps veranstaltete, fand nachmittags im Saale der Lesegesellschaft ein Fest mahl statt zur Feier deS 75jährigen Bestehens des Korps. In der Mitte der Festtafel saß der Kaiser in Couleur zwischen dem Generaloberst Freiherrn von Los und dem ersten Chargirten des Korps, v. Bentivegni. Gegenüber hatte der Erbgroßherzog von Baden Platz genommen. N ch rechts und links folgten abwechselnd die ältesten Semester des Korps mit Herren aus der Umgebung des Kaisers. Die aktiven Mitglieder saßen an Quertafeln, darunter der Kronprinz. Der erste Chargirte, von Bentivegni, dankte dem Kaiser für sein Erscheinen und gelobte namens des Korps, das es stets sein Endziel bleiben sollte, für König und Vaterland brauchbare Männer zu bilden, ebenso wie sie auf der Mensur eine schneidige Klinge zu schlagen versuchten. Der Trinkspruch schloß mit einem begeistert aufge nommenen Hoch aus den Kaiser. Die Musik spielte die Nationalhymne. Der Kaiser antwortete: „Von ganzem Herzen danke ich Ihnen als erstem C argirten der Bo russia für die Worte, die Sie mir soeben namens der jungen Generation, welche jetzt das Korps ausmacht, entgegengebracht haben. Sie sehen um sich versammelt, der Einladung de« Korps folgend, aus allen Gauen und Theilen des Vaterlanves herbeigeeilt, die alten Herren, ein Beweis, wie fest und innig das schwarz- weiß-schwarze Band uns umschlingt. Ihr Jungen, die ihr noch das Leben vor euch habt und den noch schäumenden Becher mit Freude zum Munde sührt, möget bei aller innerer Fröhlichkeit und aller über- schäumenden Kraft der Jugend doch der Frage gedenken, auf die Ihr euch vorbereiten müßt, denn das Leben ist ernst und das Vaterland bedarf Männer. Die Jugend bedarf aber vor allen Di..gen Vorbilder und ich glaube, daß niemand von euch im Zweifel varüber sein wird, wenn er sich in diesem Kreise umblickt, daß ihr dem Himmel dankbar sein könnt iür alle die Männer, die ans dem Korps hervocgingen, von denen ein jeder an seinem Ort, in seinem Stand und in seinem Amt beiträgt, unser Vaterland groß und glücklich zu machen und dabei die E)re unseres Bandes und KorpS zu ver herrlichen und zu erheben. Euch ist es beschieden, Für stensöhne unter euch zu sehen sie vorbereiten zu helfen, sie einzuführen ins Leben. Möge ihnen nicht nur die heitere, sondern auch die ernste Seite des Lebens klar gemach: werden! Ihnen aber spreche ich von ganzem Herzen meine Freude aus, daß es mir vergönnt ist, wieder einmal un'er jungen Borussen zu weilen, denn die Jugend hat Wrgemuth und Thatkrast, während das reifere Alter zuweilen zweifelt und zögert, dem Rufe zu folgen. Ich meine, daß alle, die aus dem Korps her- oorgehen und das schwarz weitz-schwarze Band tragen, stets dem Gelöbniß ihres Chargirten eingedenk dem Rufe des Königs gern folgen werden, sei es im Innern zum Wohle des Vaterlandes, sei cs nach außen zu semer Bertheidigung. Wir alten Herren erheben aber die Gläser und hoffen, daß in Ewigkeit sich stets ein junger Nachwuchs finden möge, welcher aus diesem Korps auch ferner solche Männer hervorbringt, wie sie hier unter den alten Herren sitzen. Ich wünsche ihnen namentlich bis ins höchste Alter denselben Schneid, die- elbe Fri che, fröhliche Thatkraft und Freude am Leben und Vaterland wie dies z. B. Exz. Loe zeigt. Und nun die Gläser' hoch und donnernd hurrah l Dem Korps ein Vivat 6re86at Horvat in alle Ewigkeit! Hurrab! hurrah! hurrah! Bonn, 18. Juni. Bor Beginn des DinerS sprach der Kaiser im Saale der Lese, sichtbar sehr eindringlich, mit Herbert Bismarck, wie angenommen wird, wegen der Stellungnahme Bismarcks im Reichs tage gelegentlich der letzten Verhandlungen über die Brüsseler Znckerkonvention. Der KaiserkommerSabendS in ver Beethoven-Halle bot ein eigenartig interessantes Bild, die ersten Damen Bonns zierten die Gallerie des weißen Saales. Die Borussen saßen an langen Tafeln inmitten deS mächtigen Raumes, der in schwarz, weißen Farben dekorirt mar. Biele Offiziere waren geladen. Der Kaiser kam in der Attila der Leib husaren mit dem Siürmer der Borussen. Er gab sich ganz studentisch. Mit Herbert Bismarck sprach er wieder, dann auch mit dem Fürsten zu Inn- und Knyphausen, den er auch in der Lese schon auSzeich- nete. Nach kurzer Zeit übernahm der Kaiser selbst das Präsidium. Drei feste Schläge mit dem Schläger eboten Ruhe. — Dann sagte der Kaiser: „Ich bitte >ie Plätze einzunehmen" und kommindirte gleich daraus en ersten Salamander, der brillant klappte. Die Kaiserin b.obachtete von der Loge aus die feste Der Gras streckte ihm die „Das wollen wir hoffen, Gregori, besser!" „Keine Ursache, Gregori," wehrte dieser freundlich. „Es thut mir leid, daß Sie das Unglück hatten, hoffe aber, es läßt sich in Kürze wieder gut machen. Wenn vr. Mertens morgen heraufkommt, soll er nach ihren Patienten sehen." „Schön' Dank, Herr Graf. Aber mit Verlaub — das gnädige Fräulein hat den Doktor schon geschickt — heute früh nämlich, wenn der Herr Graf gestatten wollen." „Fräulein Rhaden? So — so —" „Ueberhaupt — wenn der Herr Graf gestatten wollten —" fuhr Gregori, durch des Herrn Freund lichkeit ermuntert, redselig fort — „seit daS gnädige Fräulein hier sind, ist ein ganz anderes Leben. Die hat ein Herz für unsereinen — jawohl — mit Verlaub zu sagen — und das thut gut — aber nun —"er räusperte sich ein wenig — „nun, wo der Herr Graf wieder hier sind — nun wird's gewiß auch so anders werden —" Leipziger Bank-Prozeß. Leipzig, 18. Juni. Dritter Verhandlungstag. (Schluß.) Der Vorsitzende befragte Exner über der Einleitung des Geschäfts mit den Treberleuten. Exner giebt darüber folgende Auskunft: Ich wurde von dem Inhaber des Bankhauses Steinick u. Co. in Berlin, der sich später vergiftete, gefragt, ob wir den AufsichtS- rathSmitgliedern der Kasseler Trebergesellschaft gegen Hinterlegung von Treberaktien Geld vorschießen wollten. Wir erkundigten uns nach dem Unternehmen, und da wir es für sehr rentabel hielten und die AufsichtS- rathSmitglieder der Trebergesellschaft sehr reiche und angesehene Leute waren, so gewährten wir der Ge sellschaft einen Kredit von 200 000 Mark. Im folgen« den Jahre wurde dieser Kredit aus 500000 Mark erhöht. Schließlich gewährten wir einen bedeutend höheren Kredit, nachdem wir die Ueberzeugung ge« Wonnen hatten, daß das von der Trebergesellschaft er worbene Holzverkohlungspatentaußerordentlich glänzende Ergebnisse versprach. Der Vorsitzende erwähnt sodann die Reisen des AussichtsratHS nach den einzelnen Treberinstituten. Nach der Rückkehr fand eine Sitzung statt, in der daraus hingewiesen wurde, die Bank sei so eng mit der Trebergesellschaft liirt, daß sie nicht weiter gehen könne. ES wurde am 11. Novbr. 1897 beschlossen, sich an neuen Unternehmungen nicht mehr zu betheiligen. Nach einer kurzen Pause verliest der Vorsitzende einen Brief, den Exner am 10. September 1897 an Schmidt nach Kassel geschrieben hat. In diesem Briese heißt eS: „Bei Durchsicht Ihres Kontos finde ich, daß Sie der Leipziger Bank 3^/, Millionen Mk. auf Wechsel schulden. Ich möchte Sie ersuchen, diesen Kredit nicht durch Trassirung weiter zu erhöhen, sondern den Kredit lieber durch Baarentnahme zu be wirken. Ein so großer Wechselbestand würde in der würden sich deshalb eine geringere Dividende nicht gefallen lassen. Er könne auch nicht mehr zurück, da es durch die Presse bekannt geworden sei, daß auch diesmal 50 pCt. gezahlt würden. Es gelangt sodann ein von Schmidt an Exner gerichteter Brief zur Ver- lesung. In diesem sragt Schmidt an, weshalb die Leipziger Bank zögere, die von der Trebergesellschaft beabsichtigte Kapitalserhöhung zu finanzireu. „Sie erhalten doch dafür einen hohen ProvisionSgewion, den Sie bei anderen Geschäften nicht so bald verdienen werden. Sollten Sie daS Geschäft ablehnen, dann wird es jede andere Bank machen, und nach einigen Monaten wird es ihnen leid thun, daß Sie das Ge schäft ablehnten. Wenn Sie daS Geschäft machen, dann räumen wir Ihnen persönlich daS Optionsrecht auf 100 Stück neue Aktien zum Emissionscourse von 125 pCt. ein." — Exner: Ich muß bemerken, daß ich diesen Brief offiziell von der Bank beantworten ließ und das Wort „persönlich" mit Bleistift aus gestrichen und dafür „der Bank" darüber geschrieben habe. Bon einer Bestechung kann also keine Rede sein. Wir verlangten für die Finanzirung der Kapitals erhöhung eine Provision von 200000 Mark. W wollten aber die Finanzirung nicht allein übernehme und fragten bei der Berliner Bankfirma Jakob Landau u. Co. an, ob sie dem Garantiekonsortium beitreten wollte. Die Firma verlangte aber eine Provision von 800000 Mark. Deshalb haben wir die Finanzirung allein übernommen, erhöhten aber unsere Provisions forderung auf 300000 Mark, da wir einsahen, daß unsere anfängliche Forderung doch zu billig war. — Borsitzender: Sie mußten hieraus aber doch ersehen haben, was man der Trebergesellschaft alles zu bieten sich erlaubte, so daß diese nicht mehr als fein gelten konnte. — Exner: Mir war bekannt, daß Landau u. Xl. In den ersten Tagen nach Graf Falks uner- wartetcr Ankunft war derselbe für die Schloßbcwohner wenig sichtbar. Er verbrachte die meiste Zeit auf den Werken in angestrengter Thätigkeit oder empfing die Beamten zu langen Konferenzen in seinem Arbeits zimmer. Nur d e Mahlzeiten — außer dem Kaffee, d.n er sich sofort nach dem Mahle bringen ließ — nahm er mit Jutta und Irma gemeinsam ein, und dann lieble er es, die erstere in ein Gespräch über soziale Verhältnisse zu verwickeln, d-nn das schöne, kluge Mädchen begann ihn mehr und mehr zu ntercssiercn. Fortsetzung folgt. bemerkt, er habe deshalb an Schmidt geschrieben, er wolle ihm einen ehrenvollen Rückzug sichern, weil er Schmidt aus Anlaß eines Angriffes der Berliner Börsenzeitung und deS Berliner Börsen - Couri rS mündlich und schriftlich den Rath ertheilt hatte, nicht eine so hohe Dividende zu zahlen. Schmidt aber habe geantwortet, der Gewinn werde wenigstens ebenso groß sein wie im Vorjahr. Die Aktionäre günstigen Eindruck. Er schlage vor, die Dividende! sührt aus, daß er in den regelmäßigen AussichtSrathS- nicht so hoch zu bemessen: er möchte gern ihm sitzuvgen auf jede« Konsortialkonto und Obligo mit (Schmidt) einen ehrenvollen Rückzug sichern. Enxner' kurzen, präcisen Worten hingewiesen und jede« Konto - - .... jgz Grdächtniß zurückgerufen habe. Er sei von der Kontrole der Höhe der Konten und der Obligo« be freit gewesen. Dr. Gentzsch fügt hinzu, daß er die Konfortialkonten nie einer Kontrole unterworfen habe. Auf Vorhalt theilt dann Dr. Gentzsch mit, daß er nicht, wie zuerst behauptet, bei seinem Ein tritt in die Bank, sondern erst einige Monate nachher von dem früheren Direktor Fiebiger zu Mißtrauen gegen Exner angeregt worden sei, den dieser al« Durchgänger bezeichnet habe. Er habe seit dem Sommer 1898 keine ruhige Minute gehabt. Seine Bedenken seien gestiegen, als Schmidt anfing, auf die Leipziger Bank zu trassiren. Er habe seine Bedenken dem Aussichtsrath gegenüber ausgesprochen, dieser aber habe erwidert, daß Hoffnung bestehe, da« Unternehmen günstig zu gestalten. Er habe geäußert, ob eS nicht möglich wäre, aus dem Trebergeschäst herauszukommen. Staatsanwalt Weber beantragt die Verlesung verschiedener Briefe, aus deren Inhalt hervorgehen foll, daß die Leipziger Bank und speziell Exner sich um die Gunst der Trebergesellschaft be- bävden rc. überreich beladenen Tische hinter dem der Richter — vielleicht verliert der Millionenspieler etwa« von seiner am ersten BerhandlunuStage zur Schau ge tragenen Zuversicht, wenn dieser Wald von papiernen Blättern gegen ibn anrückt. Sachlich und ernst waren Dodel'S Depositionen zur Anklage. E« wehte aus ihnen heraus eio warmer Hauch von Offenheit und Wahrheit. Und die stille Resignation, die au« seinen Schlußworten herausklang, haben manchen Hörer wohl gepackt. Für »hn und die anderen AufsichtSrathS-Mitglieder ist der bekleidete Posten ein verhängnißvoller gewesen. Wieviel Schuld er ihnen aufbindet, wer vermöchte eS heute schon zu sagen. Vierzehn Berhandlungstage sind angenommen worden, in ihnen wird manches, was heute zuversichtlich und überzeugend klang, wohl eine andere Färbung annehmen. Zum letzten Akte der Leipziger Bank-Tragödie ist der Vorhang emporgerollt. Den Gang der Handlung mag der geneigte Leser aus den täglichen Prozeßberichten selbst entnehmen. Die vorstehenden Zeilen sind nur bestimmt, ihm das Milieu, in dem nun die beschworenen Zeugen-AuSsagen und die Angaben der Sachverstän digen die Handlung selbst zu fixiren haben, anschaulich zu machen. Und den, aufmerksamen und menschen kundigen Zuhörer hat sich an» ersten Berhandlungstage schon klargestellt, daß eS in dieser Handlung an starken ramatischen Momenten nicht fehlen wird. O. L.-S. Gastlichkeit war. Ruhig und aufmerksam lauscht auch, vielfach sich Notizen machend, der srühere Direktor der Leipziger Bank, Privatmann Dr. Fiebiger au« Dresden, dem Borgebrachten, und nur Dr. Gentzsch zeigt sich nervös, wie sich bei ihm die Folgen der schweren Untersuchungshaft auch äußerlich weit bemerkbarer machen al« bei seinem Kollegen Exner, der ungebeugt und elastisch, al« sei ein Jahr Untersuchungshaft nichts für ihn, zu jeder Antwort schnell bereit ist, al« sitze er nicht in der Anklagebank vor dem Leipziger Schwur- gericht, sondern in dem bequemen Sessel seine» Direktorialzimmer« vor der einstigen Obligo-Kommission der Leipziger Bank, vor der er seine Routine in der „Verstellung»" - Kunst, — des Menschen wie der Ziffern — sich erwarb. Mit Interesse fliegt der Blick auch zu dem breiten grünen Tische hinüber, an welcher vor der Angeklagten bank die Bertheidiger Platz genommen haben. Bor Exner sitzen dessen Bertheidiger, der au« großen Pro zessen al« scharffinniger Defensor bekannte Justizrath von Gordon aus Berlin, neben welchem Rechtsanwalt Drucker das feingeschnittene, von dunklem Spitzbart eingerahmte Antlitz über die Akten beugt. — Der bekannte Charakterkopf deS Leipziger JustizratheS Broda mit seiner bis tief zum Hinterkopf gehenden Stirn und den jovial hinter scharfen Brillen hervorblickenden Augen, der Bertheidiger des Dr. Gentzsch, überragt ihn um mehr als Haupteslänge. DaS kluge Angesicht Dr. Rosenthals und die vornehme Erscheinung Dr. Felix Zahme'S vervollständigen daS Bild, das die Tafel der Bertheidiger gewährt. Die beiden letztgenannten haben die Bertheidigung der ongeklagten Aufsichtsräthe übernommen. Die Bildung der Geschworenenbank bot zugleich einen Maßstab für die Anzahl der durch die Bank katastrophe in und um Leipzig Verletzten. Von den nahe an 50 geladenen Geschworenen mußte fast die Hälfte ihrer Pflicht entbunden werden, weil die ein zelnen sich als Gläubiger oder Aktionäre oder als beides zusammen bezeichneten. Ein paar Kaufleute, einige Buchhändler, im Uebrigen Guts- und Ritter- i zutSbesitzer — so stellen sich ihren Berufen nach die jenigen dar, welche auSersehen sind, das Verdikt zu > sprechen, ehe der Vorhang zum Schluß des Leipziger Bank-Dramas niederrauscht. Es war vorauszusehen, daß wie im Leden so auch im Gerichtssaale Direktoren und Aussichtsrath entgegen gesetzte Anschauungen bekunden würden. Ein Gleich klang war in den langen Depositionen Exners wie Dodels, die am ersten Berhandlungstage ausführlich zu Worte kamen, vorhanven: Die Schilderung des räthselhaft großen und unerfchütterten Vertrauens, das man zu der Kasseler Trebergesellschaft gehabt hatte. Mit einem undurchdringlichen Nimbus von Vertrauens würdigkeit muß der geriebene Kasseler Schlaufuchs Direktor Schmidt sich und seine Gesellschaft zu umhüllen verstanden haben, wenn achtzehn durch Direktoren und AufsichtSrathSmitglieder auSgesührte Besichtigungen der Treberwerke und ihrer „Töchter" und achtzehn Expertisen und Gutachten sie nicht zu erschüttern vermochten. Bermuthen läßt sich zunächst nur, daß dieser Treber- Schmidt im Komödienspiel noch begabter gewesen ist als sein Kollege Exner. Bei diesem wird man nach dem ersten Tage der Verhandlung den Eindruck des gewandten, alle Effekte seiner Rolle vorbereitenden Schauspielers nicht los. Ja, mit Bezug aus ihn, konnte der Bühnenkundige zu ganz merkwürdigen Vorstellungen gelangen. Vergleiche hinken immer und Macbeth war ein blutiger Schurke, kein börsen- und gesellschastsgewandter, mit Millionen hazardirender Bankdirektor. Denn ein Hazard-Spiel war dies Spiel mit den Treberwerthen und alle be schönigenden Worte können an dieser Thatsache nichts ändern. Warum wir aber an Macbeth erinnert! wurden? Allzusehr scheint ein Gestorbener in diesem i SchwurgerichtSsaal genannt werden zu sollen, und als i Exner immer mit neuer Emphase in seiner Auslassung - auf die wider ihn erhobenen Anklagen betonte, daß er i alle Transaktionen mit der Trebergesellschaft erst dann ! vollzogen habe, wenn die Genehmigung dazu ihm vom ! Aufsichtsräthe resp. von dem damaligen, jetzt gestorbenen, > Vorsitzenden zu Theil geworden sei, da verwandelte l sich für uns persönlich für einen Moment die Scene < mit jenem in Macbeth, in welcher der Geist Banco's ! allen anderen unsichtbar, nur Macbeth sichtbar, erscheint. ! Und der heranrückende Wald von Dunsinan, der, Macbeth endlich schreck», stellte sich uns dar in jenem l mit Geschäftsbüchern, Papieren, Akten, Korrespondenz« z commentmäßige Leitung des Kommerses durch ihren hohen Gemahl. Im Verlaufe des Kommerses erhob sich der Kaiser zu einem Toast auf seine Gemahlin und sagte: „Wenn unsere Vorfahren zum Waffengauge zusammentraten, dann blickte ein Kranz von schönen Zrauen auf sie herab. Solange die Geschichte deutscher niversitäten geschrieben ist, ist keiner Universität eine ölche Ehre zu theil geworden w-e am heutigen Tage, im Kreise des schönen Bonn, umgeben von sürstlichen )amen, ist Ihre Majestät die Kaiserin erschienen, die Co. gewöhnt waren, hohe Provisionen zu nehmen. Es wird darauf ein Brief Exners an Schmidt verlesen. In diesem heißt es: Wir sind durchaus nich mißtrauisch. Jede andere Bank würde erst nach ge nauer Prüfung der Rentabilität die Finanzirung acceptirt haben, wir thun das aber schon vorher. E muß doch aber eine Grenze gezogen werden, es dar doch die eigene Liquidität der Leipziger Bank nick gefährdet werden. Die Leipziger Bank will di Führung übernehmen, aber nur mit einer zweiten Primabank. Wenn an der Berliner Börse fortwährend durch Blankoverkäufe gehetzt wird, dann muß man mißtrauisch werden. Es liegt auch in Ihrem Inter« sse, daß wir nicht allein die Finanzirung übernehmen. Thun wir das, dann heißt es, eS findet sich eben keine zweite Bank, die Leipziger Bank bleibt allein übris Mayer und Dodel erinnern sich nicht, bei Au sichtSrathssitzungen Korrespondenzen mit der Treber gesellschast gelesen zu haben Zum Schluß regte der Bertheidiger Justizrath Gordon an, daß Professor Borchers-Aachen und Professor Lassar Cohn-Königs- berg befragt werden sollen, ob fte ihre Gutachten bei der Trebergesellschaft aus wissenschaftlichem Interesse, ohne im Dienste der Trebergesellschaft zu stehen, ab gegeben haben. Die Staatsanwälte widersprachen dann. Der Gerichtshof behält sich einen Beschluß hierüber vor. Die Verhandlung wurde sodann aus Donnerstag 9 Uhr Vorm, vertagt. Leipzig, 19. Januar. 4. Verhandlnngstag. Nachdem die vielen Sachverständigen vereidigt worden sind, wird der Angeklagte Dr. Gentzsch vernommen. Derselbe erklärt, er wurde am 1. Januar 1896 auf 5 Jahre zum Mitdirektor der Bank gewählt. Exner sei eigentlich gegen diese Wahl gewesen. Die An stellung erfolgte gegen 12 000 Mark Gehalt und drei Prozent Tantieme. Seine Hauptthätigkeit bestand anfangs in Ueberwachung der Geschäfte mit der Leipziger Hypothekenbank. Alle offizielle Korrespondenz zwischen der Bank und der Trebergesellschaft ist ihm zur Kenntniß gekommen, während er die sogenannte private Korrespondenz zwischen Exner und Shmidt zum großen Thtil nicht kennt. Er war mit der Ri fäll pol wo UNj des io eim fahi im Pos rech Dai Hein ein j feite bliel in ! dem selbe UNgi Verl ursa, der! - l feine unge im ! an, rädel nicht Radf ihre sinnil kann, in be Rade cs he wende sirJ. Erwet nimmt 22. 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