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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 11.06.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190206117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19020611
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19020611
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-06
- Tag 1902-06-11
-
Monat
1902-06
-
Jahr
1902
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 11.06.1902
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aus seinem Zimmer, zerschnitt sich aber bei dem Ver- suche an der Glasscheibe den HalS und verblutete. — Chemnitz. Aus der im Tageblatt ver- öfsemlichten Uebersicht über den SonvtagSverkehr war zu entnehmen, daß Hohenstein-Ernstthal auch am Sonntag als Ausflugsort von Chemnitz aus hervor ragend bevorzugt wurde. Nach Hohenstein-Ernstthal kamen 460 Fahrkarten zum Verkehr; weiter wurden verkauft: 970 Stück nach Burgstädt, 850 Stück nach ErdmannSdorf, 610 Stück nach Mittweida, 510 Stück nach Frankenberg, 500 Stück nach Niederwiesa, 450 Stück nach Grüna, 420 Stück nach Flöha, 360 Stück nach Braunsdorf, 350 Stück nach Siegmar, 330 Stück nach Dresden. Der Extrazug nach Höhlteich war von 700 Sängern besetzt. — Chemnitz. Zirkus Schumann. Die Vorstellungen im Zirkus Schumann erfreuen sich fort dauernd der lebhaftesten Gunst des hiesigen und aus wärtigen Publikums. Seit der Eröffnungsvorstellung hat das Programm fast jeden Abend eine Ueberraschung gebracht. Man ersieht hieraus, daß Herr Direktor Schumann es versteht, eine fortdauernde Steigerung in seinen an und für sich schon großartigen Leistungen zu erzielen. Herr Direktor Schumann hat nun neuer- dings dis größte Attraction der Gegenwart für sein hiesiges Ensemble auf kurze Zeit erworben. Der welt berühmte Löwenbändiger Julius Seeth setzt seit Sonnabend allabendlich mit seinen 25 dressirten männ lichen Löwen die zahlreich erschienenen Zuschauer in Erstaunen, und übertrifft thatsächlich alles bisher Gesehene. — Gestützt auf die am letzten Donnerstag so glänzend ausgefallene Fremdenvorstellung veranstalte» Herr Schumann von nun an jeden Donnerstag Abends 7 Uhr eine solche, deren Ende präcise 9'/, Uhr stattfindet, so daß die auswärtigen Besucher noch bequem die letzten Züge ab Chemnitz benützen können. Man möge nicht versäumen, diese günstige Gelegenheit zu benützen. — Stollberg, 9. Juni. Ein schneller Tod er eilte gestern Nachmittag einen Herrn Püschmann aus Stollberg. Er kehrte im „Heiteren Blick" in Nieder würschnitz ein, fiel vom Stuhl und war eine Leich?. Eil» Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende bereitet. P. war erst seit 4 Tagen aus England zurückgekehrt. — Die in Niederwürschnitz veranstaltete Sammlung für die Kn chenglocken hat die ansehnliche Höhe von 4873 Mar! erreicht. — Ein interessanter Straßenbau ist während der letzten Tage im Stollberger Staatsforstrevier längs der Jahnsdorfir Flurgrenze vollendet worden. Bereits im vorigen Jahre war von einer Abtheilung des Riesaer Pionierbataillons entlang dem Militärschieß- vlatz im Goldbachgrunde binnen wenigen Tagen ein etwa 1 Kilometer langer Straßentrakt mitten durch den Hochwald angelegt worden. Diese Walbstroße wurde nun von dem ganzen genannten Bataillon während der sommerlichen Tage seit Montag um reich lich 2 Kilometer weiter nach Süden in der Richtung nach Thalheim zu verlängert, da es bisher für diesen Theil des Staatsforstes, den sogenannten „Hauwald", an einem brauchbaren Holzsuhrwege mangelte. Ein reges militärisches Leben entfaltet sich insbesondere während der Abendstunden in dem Lager, wo das gesammte Bataillon biwackirte. Die neue Straße hat einen bisher wenig besuchten, aber schönen Waldkomplex erschlossen. — Glauchau, 9. Juni. Gestern Vormittag stürzte sich der Dütenjabrikaut Lißmann in selbst mörderischer Absicht in den Mühlgraben und wurde bald darauf, nachdem letzterer abgelassen worden war, in der Nähe der Bößneck'schen Fabrik lodt aus gefunden. — Der Brieftaube nzüchtervcrein Schönburg zu Glauchau veranstaltete sein erstes diesjähriges FrühjihrSwcttfliegen ab Schweinfurt, 184 Km. Lustlinie. Die Tauben wurden Freitag früh in 2 Transportkölben nach dem Bestimmungsorte adge- mndt, um am Sonnabend dort in Freiheit gesetzt zu werden. Des ungünstigen regnerischen Wetters wegen konnte das jedoch erst am Sonntag, laut telegraphi- icher Mitthelung früh 7,45 geschehen und die erste Taube tras bereits 9,59 mit einer Fluggeschwindigkeit von 1425 m in 1 Min. in ihrem heimathlichen Schlage ein. Schnell hintereinander folgten weitere drei und waren Nachmittag alle Tauben zurück. Die kühle Witterung, klare Fernsicht und Südwestwind be günstigten das wohlgelungene Fliegen außerordentlich Es erhielten Preise die Herren Theyson-Remse 1. Preis, H. Kratz-Glauchau 2. Preis und G. Schindler- Glauchau 3. Preis. — Glauchau. (Dürfen Zwangsinnungen au Kosten der Jnnungskasse Vergnügen obhalten?) Diese Frage wird für die ZwanqSinnungen nicht ganz ohne Interesse sein. Die hiesige Schuhmacherzwangsrnnung hatte am 21. April d. I. ein Tanzvergnügen beschlossen wozu 50 M. aus der Jnnungskasse verwendet werden sollten. ES behaupteten nun einige Mitglieder, daß die Ausgabe von Jnnangsgeldern zu derartigen Zwecken gesetzlich nicht zulässig sei. Der Vorstand leistete dem Einwand keine Folge und hielt sich für berechtigt, über Innung-gelber frei zu verfüge»'. Darauf wurde beim Stadtrath zu Glauchau eine Beschwerde eingereicht, um den Vorstand der Schuhmacherzwangsinnung an- weisen zu lassen, daß Jnnungsgelder nur zu Jnnungs- zwccken Verwendung finden rönnen. Der Stadtrach zu Glauchau entschied dahin, daß die Ausgabe für zulässig zu erachten sei, und zwar auf Grund des Statuts der Zwangsinnunz 8 2 Abs. 1, der von der Pflege des Gemeingeistes, sowie der Aufrechterhaltung und Stärkung der Standeschre unter den Innungs- Mitgliedern handelt. Ein Vergnügen könnte zur Stärkung und Pflege des Gemeingeistes beitragen. Die Beschwerdeführer waren mit diesem Bescheid nicht zufrieden und ließen die Kieishauptmannschaft Chemnitz in dieser Angelegenheit entscheiden. Die Kreishaupt- mannschast hat die Eingabe für beachtlich befunden und dem Innungs-Vorstand entsprechenden Bescheid ertheilt. Das Vergnügen darf auf Jnnungskosten also nicht stattfinden. — Zwickau. Am Montag wurden in öffent- licher Sitzung des Kgl. Landgerichts die 30 Geschwo- renen für die nächste Schwurgerichtsperiode ausgeloost und u. o. die Namen der Herren Kaufmann Herm. Oskar Beck in Hohenstein-Ernstthal und Rittergutk-i Pächter Wilh. Sonntag in Grumbach der Urne ent nommen. — Wervau. Ein schwerer Unfall mit nach folgendem Tobe betraf am Sonnabend die 65 Jahr» alte Frau des Handelsmanns Z. in KleincainSdors bei Teichwolframsdorf. Dieselbe wollte aus einem Spirituskocher Kaffie fertigstellen. Als die Flamme frühzeitig erlöschte, goß sie sofort neuen Spiritus nach. Hierbei explodirte die Spiritusflasche und die Frau brannte sofort am ganzen Leibe, sodaß sie einer lebendigen Feuersäule glich. Zum Unglück war auch noch das Thor verriegelt, sodaß ein zufällig anwesender kleiner Enkel durch das Fenster flüchten und Hilfe herbeiholen mußte. Die ärztliche Kunst vermochte nicht, das Leben der armen Frau zu retten, denn nach qualvollem Leiden mußte sie am Sonutag früh 5 Uhr ihren Geist aufgeben. — Crimmitschau, 7. Juni. In vergangener Nacht 12'/z Uhr entstand wiederum, und zwar zum vierten Male in diesem Jahre, in der früheren H. Uhlig'scheu Sp nnerei ein Brand. Es war in dem im Parterre befindlichen Krempelsaale eine Parthie Baumwolle in Brand gerathen. Das Feuer, welches rechtzeitig bemerkt wurde, ist zunächst von den Be wohnern des Grundstücks auf seinen Herd beschränkt und dann durch die herbeigerufene Feuerwehr des dritten Bezirks baldigst wieder gelöscht worden. Ver brannt ist etwa 1 Centner Baumwolle und beschädigt sind außer einigen Krempelmaschinen auch das Fabrik gebäude. Die Entstehungsursachs ist bis jetzt noch nicht aufgeklärt; es dürfte aber eine Selbstentzündung nicht ausgeschlossen sein. — Meerane. In der im Juli in Werdau stattfindenden Sitzung des Gauverbandes der Erz- gebirgischen Gewerbevereine beabsichtigt der Vorstand des Meeraner Gewerbevcreins den Antrag einzubringen: „Der Gauverband gründet einen Fond, aus welchem jungen, strebsamen Leuten die Mittel zum Besuch einer Fachschule gewährt werden". Ein weiterer Antrag bezweckt, daß bei Vergebung von Arbeiten an Staats bauten längere Lieserungsfristen vorgesehen werden und daß weiter solche Arbeiten, deren Herstellung handwerksmäßig erfolgen, in kleine Posten getheilt, möglichst mehreren Handwerkern zu gute kommen sollen. Letzterer Antrag soll auch dem Landesverband sächsi scher Gewerbevereine zur Diskussion unterbreitet werden, damit eventuell mit diesem Wunsche an die Ständekammern hcrangetreten werden könne. — Waldbeim. Im Wohnhaus der alten Schäserei zu Schweikershain entstand ein Schadenfeuer, welches bald gelöscht wurde. Leider hat dabei ein fünfjähriger Knabe, der in dem Hause allein gelassen worden war und das Feuer durch Spielen mit Streichhölzchen verursacht hat, den Tod durch Ersticken efunden. — Sayda. Von Seiten der Ordnungsparteien im 20. Wahlkreise wird an die Ausstellung des Bürger meisters Rosenfeld in Augustusburg als Kandidaten zum Reichstage gedacht. Gegenwärtig ist der Wahl kreis in den Händen der Sozialdemokraten. Vorher war der Wahlkreis lange Jahre von Herrn». Heider aus Ravenstein vertreten. — Großenhain. Da die Zeit der Verpach tung der Kirschenalleen gekommen ist, zeigt sichs erst rech», welch' großen Schaden die Maisröste anoerichtet haben. Aus Merschwitz wird mitgetheilt, daß dort der Pacht, der andere Jahre 1200—1400 Mk. kostete, in diesem Jahre nur — 1 Mk. beträgt. Die bevorstehende Kirschenernte wird diesmal auch in den umfänglichen Plantagen der Dresdener Umgebung sehr viel zu wünschen übrig lassen. Die Ernte würde j denfalls noch schlechter aussallen, wenn die heißen Tage der vorigen Woche noch länger ange halten hätten, da hierdurch Tausende der bereits ange- setzten Früchte abgefallen wären. Van den in den letzten Tagen anberaumten Verpachtungsterminen sind viel infolge der schlechten Ernte resultatios verlausen. Aus den Höhen oberhalb Dresdens »st eine Mittelernte zu erwarten. — Dresden. Ein schwerer Unglücksfall er eignete sich iin Grundstück Leißniger Straße Nr. 42 in Dresden. Ein auShilssweise beschäftigter Kutscher des Fuhrwerksbesitzers Gebauer stieß beim Einfahren mit seinem Fuhrwerk mit dem Kopfe so heftig oben an das Thor an, daß die erlittene schwere Verletzum seinen Tod zur Folge hatte. Das Thor ist so niedrig daß die auf dem Wagen sitzenden Kutscher sich bei der Durchfahrt bücken müssen, was der Verunglückte verpaßt hatte. — Hainichen, 7. Juni. Während eines Gewitters schlug der Blitz in den Blitzableiter der hiesigen alten Kirchs, ohne besonderen Schaden anzurichten. Ein anderer Blitz schlug m eine Waldhütle, in welcher der Fuhrwerksbesitzer Johne aus Goßberg seine Pferde zum Adfüttern eingestellt hatte. Die Thiere waren sofort todt, Johne und sein Knecht wurden betäubt. — In Rittersgrün bei Schwarzenberg wurde der Geschäftsgehflse Oswin Weigel unter dem Verdachte, die Weigel'iche Brettschneidemühle vorsätzlich in Brand gesteckt zu haben, verhaftet. - In Aue wurde die Frau des Eisendrehers Lingel von Drillingen, 3 Knaben, entbunden, die fämmt- lich lebenskräftig sind. — Bei einer Dachreparatur in Zittau stürzre am Donnerstag der 27 Jahre alte Klempnergeselle Ullwer aus einer Höhe von 4 Metern auf daS Straßen pflaster, wobei er einen Schädelbruch erlitt. Der Ver unglückte ist am Freitag feinen Verletzungen erlegen. — Wegen Zusatz von Präservesalz bez. Fleisch- Wasser zum Hackfleisch, um dessen rothe Farbe zu erhalten, wurden drei Fleischer in Neumark zu je 80 Mark Geldstrafe verurtheilt. — Rochlitz, 7. Juni. Auf dem Straßenübcr- gange der Rochlitz-Waldbeimer Bahnlinie im benachbarten Döhlen gerieih gestern Nachmittag der 1^ Jahre alte Knabe des Milchsuhrmanns Kietz unter den von Wald heim kominenden Personenzug. Der Knabe kam mit dem Leben davon, doch büßte er dabei die rechte Hand ein, die ihm so zerquetscht wurde, daß sie im hiesigen Kranken hause, wohin man ihn brachte, abgelöst werden mußte. — Wernersreuth. Verschüttet und erdrückt wurde am Freitag in der väterlichen Sandgrube zu Weruersreuth der 14jährige Franz Winterstein. Eine unterhöhlte Wand brach unerwartet herein und tödtete den junge»» Menschen. — Wegen Verdachts der Kindestödtung wurde eine bei einem Gutsbesitzer in Hohndorf bedienstete Magd inS Amtsgericht Großenhain eingeliefert. Die Magd hatte am Montag heimlich geboren und daS kleine Wesen in dem Düngerhaufen vergraben. Am Dienstag daraus war sie den 2 Stunden weiten Weg zum Jahrmarkt nach Großenhain gegangen, hatte dort bis in die Nacht hinein getanzt und dann den Rückweg nach Hause gleichfalls zu Fuß zurückgelegt. — Leipzig, 6. Juni. Nach Zertrümmerung der Schaufensterscheibe wurden in der vergangenen Nacht aus einem Juweliergeschäst in der inneren Stadt ge- stöhlen 24 Stück goldene Herrenuhrketlen, eine Anzahl goldene Brochen mit goldenen Fünfmackstücken, einem Krönungsthaler, einem bayerischen Siegeschaler, einem sächsischen Siegesthaler, 15 Stück silberne Kettenarm bänder, eine Anzahl Fassungen von Brochen im Ge- sammtwerthe von über 600 Mark. — Ter Provisor der Viktoria-Apotheke in Leipzig, Johann Göbel, hatte eS unterlassen, aus die Etiketten zweier Flaschen, welche Borsäure und Cardolsäure ent hielten, Vie nothwendige Verdünnung mit Wasser zu bemerken, welche der Arzt vorgeschrieben hatte. Eine Frau Großwig machte mit dem Carbol Umschläge auf offene Beinwundcn ihrer 4>/,jährigen Tochter, so daß diese unter gräßliche»» Schmerzen verstarb. Eine Barbiersfrau half beim Anlegen des Verbandes, und die drei Personen stehen nunmehr unter der Anklage der fahrlässigen Tövtung, welche demnächst verhandelt werden soll. — In Breitenborn bei Rochlitz sind in zwei Familien unter den Kindern die schwarzen Blattern ausgebrochen. Vermischtes. * Berlin. Das „Blumen - Medium". Wir meldeten seiner Zeit, daß nach der durch den Berliner Gerichtsarzt Dr. Puppe stattgehabten Untersuchung der als „Blumen Medium" zu einiger Popularitätgelangien Anna Rothe in die Charite zur längeren Beob achtung gebracht worden ist. Gleichzeitig wurde aber auch deren Impresario Jentzsch auf Antrag seines Beltheidigers Rechtsanwalt Dr. Schwindt ohne Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen, da, soweit es seine Person betrifft, weder eine Verdunkelungsgefahr, noch auch ein Fluchtverdacht vorliegt. Kassel, 9. Juni. Ein Agent aus Kassel hat den Vorsitzenden des Gesangvereins zu Harmuthsachsen durch einen Messerstich getödtet, weil ihm der Eintritt zu einer Festlichkeit des Vereins verweigert wurde. Danzig, 9. Juni. Vor ocm alten Salvator kirchhof zu Petershagen fuhr heute früh ein elektrischer Wagen in eine Gruppe L?iche»iträger, welche eine Leiche nach dem Friedhof brachten. Der Metallsarg stürzte auf 4 Träger, die so schwer verletzt wurden vaß man an ihrem Auskommen zweifelt. Auch mehrer andere Personen wurden vom Sarge getroffen und verletzt. Rostock, 9. Juni. Heute Mittag explodirten Feuerwerksstoffe in der Werkstatt des Feuerwerkers Brenner. Das entstandene Feuer konnte bald gelösch werden, Brenner selbst wurde durch die Explosiv getödtet. * Stuttgart, 6. Juni. Zwei hiesige Polytechniker haben wegen eines Ehrenstreites gegenteilig eine Forder ung auf Pistolen angenommen. Einer der Duellanten blieb todt auf dem Platze, während der andere nicht ver letzt wurde. Er wurde jedoch bald todt aufgefunder, und soll sich selbst angesichts des traurigen Ausgangs dieses Zweikampfes erschossen haben. Die beiden Opfer des Dmlls sind unter akadem scheu Ehren bestatte' worden. Berlin, 9. Juni. Der Bankbuchhalter Fran, Bolda, welcher in einem größeren Bankhaus angestclli war, ist nach Verübung erheblicher Defraudationen fluchtig geworden. Er hat Wechsel, wie vorläufig sestgestcllt, im Betrage von 20,000 Mark gefälscht. Nach einer Version hat er spekulirt, nach einer anderen soll er koslspielig: Liebschaften gehabt haben. * Eine« „umgekehrten Boykott planen Gastwirthe von Berlin und Umgegend gegen das Waarenhaus von Tietz in der Leipzigerstraße. Dieses verkauft Bier und Selterswasser zu einein ungewöhnlich billigen Preise, 45 Flaschen für 3 Mark. Dabei wird kein Pfand verlangt und auch nicht einmal die Rückgabe ver Flaschen ausbedungen. Das ist ein Wettbewerb, gegen den andere Verkäufer nicht auskommen können Nun wollen die Gastwirthe bei Tietz so viel B er und Selterswasser ohne Unterbrechung kaufen als sie nur bekommen können, und die Flaschen so lange als irgend möglich behalten. Da nach ihrer Berechnung an jeder Flasche Geld zugcsetzt wird, hoffen sie das Waarenhaus mürbe zu machen. Neueste Nachrichten. Feldkirchen (Bayern), 7. Juni. Die beiden seit Mittwoch in einem Brunnenschacht eingcschlossenen verunglückten Arbeiter sind in vergangener Nacht um 1 Uhr durch Pioniere als Leichen geborgen worden. BrÜNN, 9. Juni. Hier ereigneten sich gestern Straßendcmonstrationen von Handelsangestcllten. Als diese vor den offenen Geschästslokalen wegen der Sonn tagsruhe eine drohende Haltung einzuuehmcn begannen, sah sich die Polizei wiederholt gcnöthigt, einzuschreiten. Graz, 10. Juni. Im ganzen Alpengebiet ist ein heftiger Wettersturz einpetieten. Die Berge sind bis zur Thalsohle herab mit Schnee bedeckt. Die Temperatur ist tief gesunken. Tromsoe, 8. Juni. Eine Feuersbrunst zerstörte heute Nachmittag sieben Schiffsbrücken mit Lagerhäu- fern und Waarenvorräthen, sowie eine Garnfabrik. Zeitweise war die ganze Stadt bedroht. Paris, 7. Juni. Ministerpräsident Combes hat sich heute mit den neuen Ministern dem Präsidenten Loubet vorgrstellt. Der Präsident unterzeichnete die auf die Bildung des neuen Kabinets bezüglichen Dekrete. Mailand, 7. Juni. Die Köche und Kellner der hiesigen Hotels und Restaurants haben die Arbeit niedergelegt uin eine Besserung ihrer Lage herbe i- zusühren; das von den Arbeitgebern vorgeschlagene Schiedsgericht haben die Ausständigen abgelehnt. Zwei der Streikenden sind verhaftet worden. Trotz des StrnkbeschlusseS fanden sich Sonnabend Morgen in vielen Restaurants und CafäS zahlreiche augestellte Kellner ein, um den Dienst anzutreten. Die Besitzer verweigerten j'doch den Antritt aus Furcht vor Ruhestörungen, und die meisten zogen cS vor, ihre Lokale gänzlich zu schließen; andere halten ie mit Hilse »hier Familienmitglieder offen. Da auch ms Küchenpersonal ain Ausstande iheilnimmt, können nur kalte Speisen verabreicht werden. Einige Wirche stellten daher zur FrühstückSzeit Büffet« aus und er suchten die Gäste, sich selbst zu bedienen. Der Schaden ist ziemlich bedeutend, da Sonnabend ein Haupt markttag ist und Hunderte von Getreidehändlern aus der Umgebung in die Stadt kommen. Vormittags sand eine Versammlung von 6000 Streikenden statt. In derselben wurde erNärt, daß die Frage weniger pekuniärer als disziplinärer Natur sei und daß sich die Arbeitgeber nicht allen Forderungen fügen könnten. Die Erklärungen wurden ruhig ausgenommen und ohne Unterbrechungen angehört. Der Versuch, die Bewegung auch auf die Hotelkellner auSzudehnen, ist bisher gescheitert. Sofia, 7. Juni. Fürst Ferdinand von Bul garien ist, begleitet von dem Kriegsminister Papnkow und den Obersten Nikolajew, Dimitriew und Markow sowie dem Präsidenten der Sobranje, Zankow, nach Petersburg abgereist. Netvyork, 10. Juni. Nach einer Sun-Meldung fiel aus der Prinz-Eduard-Jnscl ein Regen von reinem Schwefel. Kingstown, 10. Juni. Ein neuer Ausbruch des Souffliere ist erfolgt. Die ganze Insel war in eine dicht? schwarze Wolke gehüllt. Die erneute Thäügkeit des Mont Pelee hält an. Die Aufregung unter der Be völkerung wäch t immer mehr. London, 8. Juni. Ein surchtbarer Mord an einer Frau, der in einem der ärmeren Bezirke Süd- LondonL verübt worden ist, hat die ganze Siadt in die höchste Aufregung versetzt. Die näheren Umstände der Mordthat erinnern an die Verbreche»» des berüch tigte»» Frauenmörders „Jack der Ausschlitzer", der vor einige»» Jahren London in Schrecken hielt. Die Leiche der Frau, anscheinend einer sreinden, wurde auf der Schwelle einer Thür gesunden. Die Unglückliche ist nach der Ermordung erst in siedendes Wasser geworsen, danach skalpirr und in ein Dutzend Stücke zerschnitten worden. Die Gesichtszüge der Ermordeten, die etwa 30 Jahre alt geworden sein dürste, sind erkennbar. Bisher hat man noch keinerlei Anhaltspunkte, die zur Ermittelung des Mörders führen könnten. Peking, 7. Juni. In der japanischen Kaserne ist ein Todesfall an Cholera vorgekommm. Ter Ver storbene kam voi» Tientsin, wohin die Krankheit kürr- ich aus Schanghai verschleppt wurde. Peking, 8. Juni. Ein deutscher Matrose ist in Tientsin am Sonnabend an der Cholera gestorben; da ferner ein japanischer Soldat heute in Peking der Seuche zum Opfer gefallen ist, sind die GesandschastS- wachen zwecks Quarantäne auf ihre Baracken beschränkt. Telegramme Berlin, 10. Juni. In dem Zuchthaus? an der Lehrter Straße, dem sogenannten Zellengefängniß, überfielen gestern Nachmittag, dem „Berliner Tgbl." zufolge, zehn Sträflinge einen Aussetzer, steckten ihm ein Tuch in den Mund, knebelten ihn mit Handtüchern und legten ihn in eine Ecke des Saales, wo er hilflos liegen bleiben mußte. Dann nahmen sie ihm die Schlüssel ab, schlossen die übrigen Gefangene»» und Aufseher des Saales ein und zerschnitten die elektrische Lärmle'tung. Es gelang nur zweien der Verbrecher aus der Anstalt zu entwischen. Die übrigen wurden theils bei dem Fluchtversuch selbst, theils kurz darauf wieder dingfest gemacht. London, 10. Juni. In einem Hause der Vic- torin Street brach Feuer aus. Eine Anzahl Mädchen und ein Mann »prangen 60 Fuß tief in ein für sie ausgehaltenes Sprungtuch, wobei 3 Mädchen getötet und der Mann so »chwer verletzt wurde, daß an seinem Auskommen gezweifelt wird. 5 Mädchen wurden leicht verletzt in ein Krankenhaus gebracht, während mehrere andere an Ort und Stelle verbunden wurden. Ins- gesammt sind 8 Mädchen und 1 Knabe umgekommen. Toulon, 9. Juni. Ein Ballon der Luftschiffer- Abth-ilung der Marine, dem zwei Torpedoboote folg ten, unternahm heute früh einen freien Aufstieg und stürzte ins Meer. Der Marineleutnant Baudin ertrank dabei. Im Laufe einer Geschützübung bei Kap Brun in der Nähe von Toulon wurde die Culasse eines Geschützes heftig nach hinten gestoßen. Ein Kanonier wurde getödtet, 8 Kanoniere verwundet. Eonstantinopel, 10. Juni. Der Sultan sandte gestern an den König von Sachsen ein Tele gramm, in welchem er sein unendliches Bedauern über die Erkrankung deS Königs und Wünsche für die bal dige Genesung ausdrückt. König Albert dankte dem Sultan telegraphisch und erklärte, daß er sich besser befinde. Transvaal. Rotterdam, 9. Juni. Präsident Kruger ließ Vie Flagge des Transvaal-Freistaates vor Oiarjelust in Ut- recht nicdcrholen, erkannte somit äußerlich die englische Souveränetät über die südafrikanische Republik an. London, 9. Juni. Aus Durban wird telegravhirt: Schalk Burger erklärte einem Vertreter des Natal Mer cury, der alte Generalissimus der Buren Joubert »ei an einer Krankheit, nicht an einer Verwundung gestorben. Er erklärte ferner, daß Präsident Steijn für den Frieden gewesen sei und nur wegen seiner Krankheit nicht an der Friedenskonferenz theilgcnommcn habe. Auch habe Steyn keine Korrespondenz mit dem Präsidenten Krüger über die Friedcnsbedmgungen gepflogen. Durban, lO. Juni. Schalk Burger hat an die Buren in den Konzentrationslagern die Aufforde rung gerichtet, zu vergessen, zu vergeben und mitzu- arbeiten unter der freien glorreichen Union Jack. London, 10. Juni. Nach den cmtlich-n Ver- ustlisten sind am 4. Juni bei Ninnengt (?) in der Nähe von- Verecniging ein Olfizier gefallen und vier Mann verwundet worden. Bei Athole wurde am 4. Juni ein Mann verwunde». London, 10. Juni. Nach einer Dtvesch? Lord Kitcheners wurden am Sonnabend Nachmittag und Sonntag im Ganzen 2500 Gewehre übergeben, wo von 448 Kap-Aufständischen und die übrigen haupt sächlich Leuten DewitS gehörten. London, 9. Juni Der UnterstaatsKkreiär im Kricasamt Lorv Stanley bemerkte im Untrrhae.se auf einc Anfrage, die Zurttck'ührung der ge'angenrn Buren nach Südafrika werde sobald wie möglich beginnen; er önnc gegenwärtig aber keine detaillirtcn Angaben machen, n der Äusschuß-Zitzung ü.er die Finanzbill beantragte heute Fowler, die Bcraihung des ersten Artikels — Ke- treidczoll — m vertagen und zwar, w-il der Scha .kanzler erst erklären wlle, wie er die im H nbick aui e ne mög-
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