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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dkl« Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- «nd Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 50 Rpf., bei Lieferung frei HauS öS Rps. Postbezug monatlich 2.bl) ND!. Die Behinderung der Lieferung rrcktfertigt keinen Anspruch auf Rückzahlung de« Bezugspreises. ZeitungsauSgabe jür Abholer täglich S—6 Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 4 — Für baL Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vorm. 1V Uhr aufzügeben. — Verlag: Mohr 8, Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für den Hetmatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. —D. A. V.: 225V Geschäftsstellen: Albertstr atze 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 518 und 55« Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 145 Freitag, den 24. Juni 1938 90. Jahrgang TolleLärmszenen imUnterhaus Chamberlain gegen die Katastrophenpolitik der Opposition Lloyd George als Kriegshetzer London. Die bsn der L ab ourOp P osition er> zwungene Unterhaus aussprache Wer die letzte Der- senkung britischer Schisse wurde am Donnerstag dom Oppositionsborsitzenden Attlee eröffnet, der in der üblichen Weise gegen das nationale Spanien scharfmachte und auch vor dreisten Verdächtigungen Deutschlands und Italiens nicht Wrückschreckt«. Seine naiven Vorschläge wurden von den Konservativen mit Hohngelächter quittiert, was Attlee zu hef tigen Zornesausbrüchen deranl«ßte. Chamberlain bedauerte die Erregung, die auf der Seit« der Opposition herrsche, weil diese es verhindere, Laß die Stelle der Vernunft gehört wird. Er müsse sie daher daran erinnern, daß ihr auch eine gewisse Verantwortung obliege, sobald sie Dinge berühre, die an die Grenzlinie zwischen Krieg und Frieden stießen. Die Regierung sei jedenfalls verpflichtet, hieran zu denken, bevor sie zu einer Mion schreite, um britische Staatsangehörige zu schützen. Die Opposition habe sich ständig gegen das Richtemmischungsabkommen gewandt. Attlee erklärte, daß dies nicht wahr sei, worauf sich erneut Gelächter bei den Regierungsparteien erhob. Es ent stand ein wilder Lärm. Mn drei verschiedenen Stellen des Hauses erhoben sich auf den Zuschaurrbänken junge Leute, die wüste Be schuldigungen gegen Chamberlain in den Saal brüll ten. Die Ruhestörer wurden schließlich von den Saal beamten gewaltsam entfernt. Einer von ihnen ,der um sich schlug, muhte von vier Beamten hinausgetragen werden. (!) Die Szene gab zu einer scharfen Aus einandersetzung im .Unterhaus Anlaß, wobei die Kon servativen der Labourpartei vorwarfen, daß sie diese Szene bestellt hätte. Chamberlain konnte hierauf seine Rede fortsetzen. Er erklärte, daß die britische Haltung nicht ein- Sicherstellung des Arästebedarfs Allgemeine, zeitlich begrenzte Dienstpflicht Die nationalsozialistische Negierung sand bei bei Machtübernahme 1933 sieben Millionen Arbeitslose vor. Zu Beginn des Vierjahresplanes 1936 hatte Ministerpräsi dent Generalfeldmarschall Göring noch mit einer Million Volksgenossen zu rechnen, die als Reserve in dem Ringen um Deutschlands wirtschaftliche Selbstbehauptung bereit stand. Diese Reserve ist heute voll eingesetzt. Es sind des halb besondere Maßnahmen notwendig, welche die umgehende Durchführung vor allem der staatspolitisch vordringlichen Aufgaben sicherstellen sollen. Der Beauftragte für den Vierjahresplan hat deshalb durch eine am 1. Juli 1938 in Kraft tretende Verordnung die gesetzlichen Grundlagen für eine allgemeine, zeitlich begrenzte Dienstpflicht aller deutschen Staatsangehörigen geschaffen. Die „Verordnung zur Sicherstellung des Kräftebcdarfs für Aufgaben von besonderer staatspolitischer Bedeutung" vom 22. Juni 1938 wendet sich an alle deutschen staats- angehörigen Männer und Frauen jeden Berufes, die arbeitsfähig sind, und verpflichtet sie, vorüber gehend auf einem ihnen besonders Angewiesenen Ar beitsplatz im Rahmen eines ordentlichen Arbeitsvcrtrages Dienste zu leisten oder sich einer bestimmten Ausbildung zu unterziehen. Der alte Arbeitsplatz und die bis- her erworbenen Anrechte bleiben dem Dienstpflichtigen erhalten. Es wird dafür gesorgt, daß das dem Dienst pflichtigen gewährte Entgelt nicht geringer ist als das auS dem alten Arbeitsverhältnis. Die Verordnung ist von dem Präsidenten der Reichs anstalt für Arbeitsvermittlung und Ärbeitslosenversiche- ' rung durchzuführen. Er erhält seine Weisungen vom Be auftragten für den Vierjahresplan, der auch die Aufgaben bestimmt, auf welche die Verordnung anzuwenden ist. Es fettige Stellungn ahme für Die eine oder andere Seite in Spanien zurückzuführen sei. Deswegen müsse an der Richt einmischung festgehalten werden. Er habe ausdrücklich erklärt, daß die britischen Schiffe nur auf hoher See geschützt werden könnten, nicht aber, wenn sie sich in territoriale Gewässer be geben. Diese Warnung sei von einer Reihe von Schiffen nicht beachtet worden und es habe auch solche gegeben, die sich durch hohe Frachten nach Spanien hätten verleiten lassen. Lloyd George machte dann den ungeheuerlichen Vor schlag, Laß Mallorca blockiert und mit Bomben belegt werden solle. (!) Chamberlain erwiderte ihm, daß das nicht die Po litik Großbritanniens sei und rief aus: »2n seinem 76. Lebensjahr ist Llohd George bereit, das Land in einen Krieg zu stürzen!" (Starker Beifall auf Den Regierungsbänken, Proteste der Opposition.) Lloyd George widersprach Heftig, worauf Chamber lain feststellte, daß Llohd Georges Vorschlag Der Weg zum Beginn eines neuen europäischen Krieges sei. Das sei die Ansicht der gesamten Regierung. Dieses Risiko werde er daher nicht eingehen. Chamberlain erklärte sodann, er habe, wie bereits ausgeführt, Aufklärung von den Behörden in Burgos verlangt. Aach weiteren Zwischenfragen Attlees wiederholte Cham berlain, daß er die Angriffe auf britische Schiffe bedaure. Die Richteinmischungspolitik weise im Augenblick bessere Aussichten I Denn je auf. Die britische Regierung werde diese Politik I Daher fortsetzen. Sie beabsichtig« nicht, ihre cm die britischen I Schiffe gegebenen Warnungen abzuLndern oder zurückzunehmen, l Die Aussprache wurde darauf fortgesetzt. wird sich dabei nur um b es anders wichtige, un aufschiebbare Vorhaben handeln. Die Zahl der Deutschen, die zu der befristeten Dienstpflicht herangezogen werden, wird deshalb nur begrenzt sein. Ministerpräsident Generalfeldmarschall Göring Hai als Beauftragter für den Vierjahresplan bisher mit Daul erfahren, daß für die ihm vom Führer gestellte Aufgabe das ganze deutsche Volk mit dem Herzen und der Tat mit einiritt. Er verläßt sich darauf, daß das deutsche Volk ihm jetzt auch auf dem Wege, der die Ueberwindung des Man gels an Arbeitskräften zum Ziele hat, stolgen wird. Brachliegende Kräfte sind Luxus Als der Führer und Reichskanzler auf dem Parteitag der Ehre im Herbst 1936 den neuen Vierjahresplan ver kündete und seine Durchführung dem Ministerpräsidenten Generalfcldmarschall Göring übertrug, stand als Re serve noch eine Million Arbeitslose zur Verfügung Ende Mai 1938 meldeten die Arbeitsämter nur noch eine drittel Million Arbeitsloser. Ein großer Teil dieser Arbeitslosen war infolge körperlicher Gebrechen, Alter usw. nur noch beschränkt einsatzfähig. Ein anderer großer Teil, darunter viele Frauen, war durch persönliche Ver hältnisse an den Wohnsitz gebunden und konnte nicht ohne große Härten in Bedarfsgebiete verpflanzt werden. Die Zahl der voll einsatzfähigen und ausgleichsfähigcn Ar beitslosen betrug Ende Mai nur noch annähernd 37 OM. Diese Zahl setzt sich zumeist aus Arbeitslosen zusammen, die zwischen zwei Arbeitsverhältnissen tageweise arbeits los sind und deshalb als Reserve für den Arbeits einsatz nicht in Betracht kommen. Keine Arbeitsreserven mehr Gleichzeitig war die Zahl der beschäftigten Arbeiter und Angestellten, die im Januar 1933 nur 12,3 Millionen» im Herbst 1936 bereits 18,4 Millionen betrug, auf rund 20,5 Millionen angewachsen. Die deutsche Wirtschaft hatte also nicht nur 6,67 Millionen Arbeitslose ausgenommen, sondern darüber hinaus noch mehr als 2 Millionen Volksgenossen als Arbeiter und Angestellte in ihre Be triebe eingegliedert. Nach dieser großen Ausweitung der Erwerbstätigen umfaßt die weitere Bevölkerung Deutschlands, namentlich der männliche Bcvvlkeruugsscktor, keine Reserven mehr. Volle Auswertung für jede Arbeitskraft Eine weitere Erhöhung der Produktion hat also eine vernünftige Rationalisierung der Betriebe, insbesondere ein richtiges und zweckmäßiges Ansehen der Arbeitskräfte in den Betrieben, das jede Arbeits kraft zur vollen Auswertung ihrer Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen kommen läßt, zur Voraus setzung. Diese Entwicklung ist dank der Einwirkungen des Beauftragten für den Vierjahresplan im Fluß und muß in kommender Zeit mit erhöhtem Nachdruck durch die Betriebsführer weitergeführt werden. Sie ist aber nicht allein in der Lage, den empfindlichen Mangel an Arbeits kräften auszugleichen. Insbesondere bietet sie nicht die Möglichkeit, den großen Bedarf an Arbeitskräften für be sonders bedeutsame Aufgaben, deren Durchfüh rung aus staatspolitischen Gründen keinen Aufschub dul det, schnell und sicher zu befriedigen. Um die rechtzeitige Fertigstellung dieser unaufschieb baren Ausgaben nicht zu verzögern, sah sich daher der Beauftragte für den Vierjahrcsplan gezwungen, die gesetz lichen Grundlagen für eine allgemeine, zeitlich begrenzte Dienstpflicht aller deutschen Ncichs- angchörigen zu schaffen. Dies ist durch die Verordnung zur Durchführung des Vierjahresplans über die Sicher stellung des Kräftebcdarfs für Aufgaben von besonderer staatspolitischcr Bedeutung vom 22. Juni 1938 geschehen. Der Geltungsbereich der Verordnung ist sehr wett gezogen. Die Verordnung wendet sich au alle deutschen Reichsangehörigen, an Männer und Frauen, die arbeits fähig sind, nicht einseitig an die Arbeiter und Angestellten, sondern ebenso an die Unternehmer, die selbständigen Erwerbspersonen, an die Beamten, an die Angehörigen sonstiger öffentlicher Organisationen, die Rentner und die Berufslosen. Nur ein begrenzter Teil herangezogen Daß aus diesem Kreise der deutschen Reichsangehöri gen praktisch nur ein begrenzter Teil der einzelnen Gruppen von der Verordnung betroffen werden wird, be darf keiner Ausführung. Gerade deshalb hat der Beauf tragte für den Vierjahresplan davon abgesehen, den Kreis der Dienstverpflichteten genauer abzugrenzen. Er hat weder eine durch die Schulpflicht bedingte untere, noch eine durch das Alter bedingte obere Altersgrenze gezogen: er Hai auch keine Ausnahmen für Mütter oder sonstige Personengruppen festgelegt. Diese Grenzen und Ausnahmen sind Selbstverständlichkeiten. Neichsangehörige, die aus Grund der Verordnung verpflichtet werden, aus einem ihnen zugewiesenen Ar beitsplatz Dienste zu leisten oder sich einer bestimmten Ausbildung zu unterziehen, haben bei diesen Tätigkeiten Ansprüche auf Gehalt, Lohn und sonstige Bezüge, wie sie den neuen Arbeitsplätzen entsprechen. Bei den Zuweisun gen wird sichergestellt werden, daß bei der neuen Beschäf tigung kein geringeres Arbeitsentgelt ge-