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Dienstag, den 31. Mai 1938 Pulsnitzer Anzeiger — Ohormr Anzeiger Nr. 125 — Sette 2 det. Fortan glaubte ein Teil der Slowaken, tn einem tschechoslowakischen Staat die Erfüllung seiner Wünsche erreichen zu können. Die Slowaken, die im Oktober 1918 die Tschechen als Brüder in ihrem Land begrüßt haben, machten aber schon in den ersten Lebensmonaten des neuen Staates so ent - täuschendeErfahrungenmit dem Prager Zentra lismus, daß 1919 Pater Hlinka, der Führer der Slowa kischen Volkspartet, in Paris bei den Alliierten die slowa kische Autonomie freilich vergeblich durchzusetzen versuchte. Seither ringen slowakisches Volksbewußtsein und Prager Zentralismus miteinander. Dazu kommt heute noch, daß die Slowakei keineswegs gewillt ist, die Sowjetfreundschaft der Tschechen mit zumachen. Die Slowaken sehen ihre Aufgabe nicht darin, Brücke zwischen West und Ost — was praktisch bedeutet, Aufmarschgebiet für einen russischen Durchbruch nach dem Westen — zu fein, sondern vielmehr darin, zwischen Nord und Süd, zwischen Ungarn und Polen, zu vermitteln. In dem Maße, in dem die Hoffnung auf Autonomie im tschechischen Staatsverband sinkt, mehren sich übrigens die^ slowakischen Stimmen, die die Zukunft der Slowakei als: autonomes Gebiet in einem größeren Polen oder Ungarn« sehen. Der Führer SN Gchirsch Vom Führer und Reichskanzler erhielt der Reichs' j—mdsührer Baldur von Schirach, der ihm im Rainer dcs in Weimar versammelten Führerkorps telegraphisch« IGrüße übersandt hatte, ein persönliches Danktelegramm Dir öMWeis Nieser in Mgraü Kranzniederlegung auf dem deutschen Hcldenfricdhos Am zweiten Tag ihres Belgrader Besuches besichtigte die deutsche Flicgerabordnung zunächst die Jnternatio- nalc Luftfahrtausstellung, wo die Kapelle des Flieger horstes Greifswald konzertierte. Anschließend fuhr die Abordnung mit einem Sonderdampser nach der alten Festungsstadt Smcdercwo, wo General Förster am dorti gen Kriegerdenkmal im Auftrag des Generalselomarschalls Göring einen Eichenkranz nicderlegte. Durch ein dichtes Spalier der Bevölkerung und der aus den Nachbardorsern hcrbcigeströmten zahlreichen volksdeutschen Bauern ging LMime «erlitt-Bitkmek Aus dem Flughafen Banesa bei Bukarest landete die erste deutsche Ju 52, die den regelmäßigen unmittelbaren Luftverkehr Berlin—Bukarest mir Zwischenlandung in Budapest eröffnet. Zahlreiche rumänische und deutsche Gäste, unter ihnen der deutsche Gesandte Dr. Fabricius, gurren zugegen. Mit dem Flugzeug sind auch deutsche Pressevertreter eingetroffen mit dem Leiter der Pressestelle des Reichslustsahriministeriums, Dr. Orlovius, an der Spitze. Die Maschine, die am Dienstag zurücksliegt, wird mehrere rumänische Pressevertreter nach Berlin bringen, j der Marsch daun zum großen Heldenfriedhof, aus dem ! 1400 deutsche Soldaten ruhen. Nach ihrer Rückkehr nach Belgrad waren die deutschen Flieger am Abend Gäste des Befehlshabers der jugosla wischen Luftwaffe, Armeegeneral Simovitch, der zu ihren Ebren ein großes Bankett im Aeroklub gab, auf dem Wiederum die Spitzen der jugoslawischen Armee zugegen waren. Englische KonferenZpläno nach Schweizer Vorbild Berlin. Im Zusammenhang mit englischen Prefsemiel!- Lnnxen tauchen in Londoner politischen Kreisen Pläne auf, eine internationale Konferenz einzuberufen, auf -er das tschechoslowakische Problem geregelt werden soll. Man denkt dabei in London daran, daß die Tschechoslowakei, ähnlich wie die Schweiz, für Neutral erklärt werden könnte. Inwieweit es sich hierbei nm Pläne und Absichten der englischen R-t- gierung handelt, muh allerdings dahingestellt bleiben. (Dresdner Nachrichten) «IM Photo: F. Moosmüller „Mädchen mit den blauen Haaren" heißt diese scheußliche Fratze aus der Ausstellung der Aus stellung „Entartete Kunst" im Crassi-Museum in Leipzig Zusagen Prags Die an Grenzzwischenfällen beteiligten Militärflieger sollen bestraft werden Der Leiter der Politischen Abteilung des Prager Außenministeriums, Gesandter Dr. Krno, hat, wie das Tschechoslowakische Pretzbüro meldet, den deutschen Ge sandten Dr. Eiscnlohr über die Untersuchung des Ueber- fliegcns deutschen Gebietes durch tschechoslowakische Mili tärflugzeuge unterrichtet und zugesagt, daß alle Schul digen bestraft würden. Weiter hat Gesandter Dr. Krno mitgeteilt, daß die Grenzzone, deren Ueberfliegen den tschechoslowakischen Militärflugzeugen verboten worden sei, auf zehn Kilometer ausgedehnt wurde. ü- Es bleibt nur der Wunsch offen, daß die Zusage des tschechoslowakischen Außenministeriums zur Tatsache wird, und daß, wenn weitere Grenzzwischenfälle wirksam unter bunden werden, endlich wieder Beruhigung im Grenzge biet eimritt. , Aeversall auf eine Wahlversammlung Karpatendeutscher Ordner nicdcrgcstochen. In Unterseisen in der deutschen Sprachinsel Zips fand eine Wahlversammlung der Karpatendeutschen Parici statt. Kommunisten versuchten, unter Führung von tsche chischen Bolkssozialistcn die Versammlung durch Absingen der Internationale zu stören, wurden aber von den Ord nern der Karpatendeutschen Partei wieder an die Luft be fördert. Bei dem Handgemenge erhielt ein Ordner der Karpatcndeutschen Partei einen Messerstich, wobei das Messer aber glücklicherweise an einer Rippe «brutschte, so daß die Verletzungen nur leicht sind. In der Versammlung erschienen zwei Gendarmen, die nach Waffen suchen wollten. Da im Saal größte Ruhe herrschte und die Versammlung nicht aufgelöst wurde, forderte der Abgeordnete der Karpatendeutschen Partei, Karmasin, dic Gendarmen auf, den Saal zu verlassen. Diese zogen sich zurück, und der Regierungsvertreter un terbrach die Versammlung für 45 Minuten. Nach dieser Unterbrechung ging die Versammlung in vollster Ruhe zu Ende. Vor der Turnhalle tobte der rote Pöbel weiter und warf Fensterscheiben ein, wobei ein Stein knapp neben dem Regierungsvertreter niedersauste. Verfolgung sndeiendeMfcher Beamter Gegen alle Gerichtsbeamten Reichenbergs, die an der Feier des !. Mai teilgenommen haben, wurde eine Unter suchung eingeleitet. Diese Untersuchung wird vom Vize präsidenten des Prager Landgerichts geführt, der in Rei chenberg eingeiroffen ist. Die deutschen Beamten wurden nach ihrer Teilnahme und ihrem Verhalten gefragt und ob sic der Erklärung zugestimm! haben, die von der Ver ¬ sammlung ais Zustimmung zuwen Foroerungen oer TLP begehrt worden war. Ebenso wie in Reichenberg finde« ähnliche Vernehmungen anch bei anderen Gemeinden iw sudetendeuischen Gebiet statt. Polen schwer mißhandelt Bon Tschechen mit Knüppeln und Steinen geschlagen. Die polnische Presse, feiert einmütig den Wahlerfolg der Polen bei den Gemeindewahlen in der Tschechoslo wakei. Gegenüber den Parlamentswahlen im Jahrc 1931 haben die Polen, so stellt die Polnische Telegraphen- Agentur fest, eine beträchtliche Zahl von Stimmen gewon nen, und das trotz des starken tschechischen Wahlterrors und trotz der Einberufung einer großen Zahl von Stimm berechtigten wenige Tage vor der Wahl in das Heer. Der Terror habe so große Ausmaße angenommen, daß im Kreise Frcistadt die tschechischen Agitatoren in einer ganzen Reihe von Ortschaften die Aufstellung von polnischen Listen überhaupt unmöglich machten. Ohne ihre Existenz zu gefährden, hätten die Polen nicht wagen können, irgendwelche organisatorischen Vor arbeiten zu leisten. Polen, die die polnische Liste zu unter schreiben oder sür sie zu kandidieren wagten, seien vor den Tschechen mit dem Verlust ihrer Arbeitsplätze in ven Gruben, mit finanziellen Zwangsmaßnahmen und mir der Schließung der einzigen polnifchen Schule in Müh- risch-Ostrau bedroht worden. „Gazeta Polska" stellt in einer Meldung fest, daß eine ganze Reihe von Polen schwer mißhandelt wor den ist. Ein Pole sei mtt Knüppeln und Steinen bis zur Bewußtlosigkeit geschlagen worden. Die letzten roten Hochburgen gefallen Zu dem überwältigenden Wahlsieg der. Sudetendeut. schen Partei schreibt die „Zeit am Montag": Der neuerliche über alle Erwartungen große Erfolg der Sudctendeutschen Partei bei den Gemeindewahlen «w 29. Mai hat im gesamten Sudetcndcutschtum riesige Be gcisterung hervorgerufen. Die Wahlergebnisse aus dem Egerland, in dem die letzten roten Hochburgen endgültig ge fallen sind, und aus Südmähren, das sich ebenfalls faß durchweg vollzählig zu Konrad Henlein bekannte, aber auch die in allen anderen Teilen weit über den Erwartun gen liegenden günstigen Ergebnisse wurden immer wieder mit Heilrufen quittiert. Die Wahlen selbst sind, soweit sich übersehen läßt, überall ruhig verlaufen, was ange sichts der vielfachen Herausforderungen ein besonderer Beweisder Disziplin des Sudetendeutschtums ist. Neuordnung des Reichskulturfenates Vertreter des Künstlertums der deutschen Ostmark hmzugezogen Die vor kurzem veröffentlichten organisatorischen Maßnahmen inerhalb des Reichsministeriums für Volks aufklärung und Propaganda und der Reichskulturkammer haben eine Neuordnung des Reichskultursenates notwen dig gemacht. Der Sinn dieser Neuordnung liegt darin, dic aktiv kulturschafsenden und gestaltenden Kräfte gegenüber der kulturverwaltenden Tätigkeit stärker in den Vorder grund zu rücken und dadurch dem Reichskulturseuat mehr noch als bisher den Charakter einer für das gesamte deutsche Kulturschassen repräsentativen Körperschast zu geben. Da gleichzeitig dem Künstlertum der deutschen Ostmark eine seiner großen Bedeutung entsprechende Vertretung im Neichskultursenat eingeräumt werden mutzte, aus ver schiedenen Gründen jedoch eine Heraufsetzung der Zahl der bisherigen Mitglieder des Senates nicht möglich ist, hat der Präsident der Reichskulturkammer, Reichsminister Dr. Goebbels, eine Reihe der bisher ergangenen Berufun gen zurückgenommen. Soweit die ausscheidenden Mit glieder des Reichskultursenates, denen der Präsident der Reichskulturkammer seinen besonderen Dank für die bis her am Aufbau unseres kulturellen Lebens geleistete Mit arbeit ausgesprochen hat, dem Präfidialrai einer Kammer angehört haben, behalten sie dieses Ehrenamt bei. Germanischer Gerechtigkeitssinn Dr. Frank und Stabführer Lauterbacher vor den HJ.- Führern. In der Weimarhalle sprach vor den Führern der HI. Reichsminister Dr. Frank über die nationalsozialistische Rechtsgestaltung. Er nannte es eine der größten schöpferischen Aufgaben sür jede Rechtsordnung, den revolutionären Elan zu meistern und ihn schöpferisch so zu sichern, daß aus dem heroischen Gedankenbild der einzelnen Kämpfer das Lebeus- hrinzip der geordneten Gemeinschaft wird. Es sei Aufgabe des nationalsozialistischen Rechts, die Anwendung der das Dritte Reich tragenden Gesetze Adolf Hitlers sicherzustellen, ihre nationalsozialistische Auslegung zu gewährleisten und das schöpferische Gut der nationalsozialistischen Ideen in der Form des Gesetzesdienstes zur unmittelbaren Lebenswirklichkeit un seres Volkes werden zu lassen. Minister Dr. Frank ries die Fugend dazu auf, sich dem Ringen um das deutsche Recht des Drille» Reiches anzuschließen, damit der germanische Ge rechtigkeitssinn zur Tat werde. Rasse, Boden, Arbeit, Reich nnd Partei seien durch die nationalsozialistische Gesetzgebung die von nun an maßgeblichen Güter der Gemeinschaft der Deutschen geworden. Die Verwirklichung des nationalsozia listischen Rechts könne nur geschaffen werden durch die Gene ration, die ausschließlich nationalsozialistisch sei. Wenn die Jugend an der Rechtsarbeit teilnehme, werde das national sozialistische Reich und damit das nationalsozialif. sche Recht unzerstörbar sein. In einer Arbeitsbesprechung machte Stabsführer Lau terbacher grundsätzliche Ausführungen über den Beruf des Ingendsührers und seine spätere Tätigkeit für Partei und Staat. Wir sind, sührte er aus, weder in die HI. eingetrcien noch in das Führerkorps gegangen, um darin schon die Vollen dung unserer Entwicklung und unseres Lebens zu sehen. Die Tätigkeit als HJ.-Führer hört einmal auf. Wir sind nur so lange befähigt, Jugend zu führen, wie wir die Sprache dieser Jugend sprechen. Unsere Tätigkeit wird fortgesetzt aus irgend einem Gebiet im Leben unseres Volkes. Unsere Arbeit in der .HI. ist die hohe Schule für die Tätigkeit, die wir später ein mal in iraendeiner Form im Leben zu erfüllen-haben. Das Ziel der Führerausbildung mutz daher fein, die Voraus! eyuu- gen hierzu in geistiger, charakterlicher und körperlicher Hinsicht zn schaffen. Das neue Girasverfahren Stärkere Beteiligung von Laienrichtern. Reichsjustizminister Dr. Gürtner hat in einem umfangreichen Buch „Das kommende Deutsche Strafverfahren" (R. von Deckers Verlag G. Schenk, Berlin) die Hauptfragen des Strafverfahrensrechts be handelt. In diesem Buch, das unter Mitarbeit von Staatssekretär Dr. Freisler, des Präsidenten des Volks gerichtshofes, Dr. Thierack, und einer Reihe weiterer führender Männer der deutschen Justiz, darunter Staatsrat v. d. Goltz als Vertreter der Partei und Ver treter des Oberkommandos der Wehrmacht, erschienen ist, sind die gesamten Grundsätze für die Erneuerung des Strafverfahrens auf der Grundlage des neuen Strafrechts zusammengefatzt. Bei der jetzt in Angriff genommenen zweiten Lesung sind auch das Reichsiunen- Ministerium und der Reichsführer und Chef der Deutschen Polizei vertreten. Strafrecht und Strafverfahren sollen, wie Staats sekretär Dr. Freisler schreibt, nicht nur dem Volk die nen, sondern das Volk soll an diesem Verfahren auch beteiligt werden. Dies kommt in dem Grundsatz zum Ausdruck, daß das Strafverfahren als eigene Handlung des Volkes aufzufassen und auszubauen ist. Das Straf verfahren wird dadurch am besten eine eigene Handlung des Volkes, daß man das Volk durch Beteiligung von Laienrichtern zum unmittelbaren Mitträger des Rechts lebens macht. In der Hauptverhandlung sollen nach dem Vorschlag der Kommission die Laienrichter über wiegen. Die künftige Strafverfahrensordnung legt dem Schutz der Ehre, dem höchsten Gut des einzelnen Volksgenossen innerhalb der Volksgemeinschaft, eine be sonders große Bedeutung bei. Die Strafprozetzkommis- sion schlägt daher ein besonderes Verfahren für den Ehrenschutz des Verletzten vor. Sachfen auf der Tertilleiftungsschau - Im Rahmen der Reichstagung des Fachamtes Textil und der Wirtschaftsgruppe Textilindustrie findet in Bres lau eine Textilleistungsschau statt, die einen eindrucks vollen Ueberblick über das vielgestaltige terlile Schaffen der wichtigsten Textilgaue Deutschlands gibt. Neben Schlesien sind die Gaue Sachsen, Kurmark und Thüringen beteiligt. , 1 Sachsen, der größte deutsche Texttlgau überhaupt, lst mtt einer großartigen Gesamtschau seines Schaffens ver treten, darunter mit sehr eindrucksvollen Gemeinschafts ausstellungen aus Reichenbach i B. und dem bekannten Textilkreis Flöha. Daneben hat auch die Heimarbeit, die seit 1933 auf eine ganz neue Grundlage gestellt worden ist, die ihr gebührende Wertung gesunden. Die Erzeugnisse aus dem Erzgebirge sind treffende Beispiele dafür, wie die Heimarbeit ganz neue Wege beschritten hat und Wirt schaftlich gesundet ist.