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Mittwoch, den 18 Mai 1938 GMwvM des Führers Der Führer un». Reichskanzler übermittelte dem Admiral a. D. Schmidt, München, anläßlich seines 75. Ge burtstages telegraphisch seine besten Glückwünsche. ' Staatskelrelör Prozessor TaWari in Berlin Der Staatssekretär des königlich-italienischen Land wirtschaftsministeriums, Prof. Tassinari, traf am Diens tag, kurz nach 20 Uhr, auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin ein. Er war begleitet von seinen engsten Mit arbeitern, Comm. Fratari und Pros. Perini, sowie von Staatssekretär Millikens, der dem Gast des Reichsernäh rungsministers bis zur Grenze entgegengefahren war. Reichsminister Dr. Frist in Innsbruck Reichsminister Dr. Frick traf am Dienstag in den frühen Nachmittagsstunden aus München kommend mit seiner Begleitung in Innsbruck ein. Der Minister besich tigte am Nachmittag die Stadt und hatte abends eine Besprechung, an der Gauleiter und Landeshauptmann Christoph Teilnahmen. Ler Reichsfinanzminister besucht Wien Der Reichsminister der Finanzen. Graf Schwerin von Krosigk, besichtigte am Montage in Linz das Hüttengclände der Hermann-Göring-Werke und begab üch dann über Steyr nach Eisenerz, um dort den Erzberg und die stei rische Eisenindustrie in Augenschein zu nehmen. Von Eisen erz begab sich der Minister nach Wien. Dritter Tag des Fnternationasen MulMestes Der dritte Tag des Internationalen Musiksestes brachte ein Kammerkonzert, für das hauptsächlich Kompo sitionen aus dem nordischen Musikkreis ausgewählt wor den waren. Die Sonate für Violine und Klavier des schwedischen Tonsetzers Edwin Kallstcnius, von.Konzert meister Willi Kleemann (Violine) und Pros. Walter Reh berg (Klavier) hervorragend interpretiert, eröffnete den Reigen. Bei den folgenden Liedern führten Arni Tor- steinsson, Pall Jsolfsson und Sv. Sveinsjörnsson in das herbe, aber so außerordentlich reizvolle Musikgut ihrer isländischen Heimat ein. Opernsänger Einar Krist- jansson, selbst Isländer von Geburt, war bestens geeig net, die Lieder erlebnisstark wiederzugeben. Es folgte die Ausführung des sehr anspruchsvollen Streichquärtetts C-Dur des 1937 verstorbenen Karl Szymanowski, das das bekannte Wendling-Quartett in vollendeter Weise zu Ge hör brachte. Mit großem Interesse hörte man zum Schluß das reizvolle Concertino da Camera von Jaques Jbert für Altsaxophon und kleines Orchester unter der Stab führung von Generalmusikdirektor Albert. Krofta über die Lösung des Problems In einer Unterredung mit dem Vertreter des Brüs seler „Soir" erklärte der tschechoslowakische Außenminister Krofta u. a., daß das in Vorbereitung befindliche Minder heitenstatut die tschechoslowakische Nationalitätenfrage durch parlamentarische Mittel und in einem außerordent lich liberalen Geist lösen solle. Die Lösung werde aber nicht die Unversehrtheit des Staates gefährden oder die internationalen Sicherheitsgarantien abschwächen. Krofta befaßte sich im Verlauf seiner Erklärüng auch mit dem Pro blem der slowakischen, ungarischen und polnischen Min derheiten, Wobei er die Ansicht äußerte, daß diese Fragen ebenfalls auf friedlichem Wege gelöst werden könnten. Die polnischen Beschwerden hinsichtlich der kommunistischen Agitation gegen die polnische Regierung auf tschechoslowa kischem Gebiet würden untersucht. Auf -er Wache verprügelt I Neuer Zwischenfall in der Tschechoslowakei. In Saaz in Westböhmen führten Organe der Staats polizei einen jungen Mann zur Wache, der vor einigen Lagen aus Versehen eine Fensterscheibe eines Geschäfts ein gedrückt hatte. Kurz darauf hörte man Schmcrzensschreie des jungen Mannes. Als er nach seiner Vernehmung wieder ent lassen wurde, wurde festgestellt, daß er von den Polizisten furchtbar verprügelt worden war. Darauf sammelten sich etwa 2000 Personen vor dem Polizeigebäude an, die schließ lich zerstreut werden konnten. Einige tschechische und jüdische Passanten weigerten sich jedoch, den Platz zu verlassen, und schufen auf diese Weise neue Zwischenfälle. Der sudetendeutsche Abgeordnete Bock legte beim Polizei- ches Protest ein, wurde aber abgewiesen. Bock wandte sich schließlich an das Prager Innenministerium, das einen Polizei funktionär mit der Untersuchung betraute. Paris kauft 100 Flugzeuge in LtGA. Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung. Wie das französische Lnftfahrtministerium mitteilt, hat der Luftfahrtministcr den Ankauf von 100 Flugzeugen in den Ver einigten Staaten angcordrtet. Der erste Abschnitt der vorgesehe nen Erweiterungen und Modernisierungen der Luftwaffe sm wegen der Materialschwierigleiten unzureichend gewesen. Daher sei die Bestellung in Amerika notwendig geworden. Dem zweiten Teil soll die französische Industrie unter allen Umständen gerecht werden können. Man rechnet nicht damit, noch einmal eine ähnliche Bestellung ins Ausland ver geben zu müssen. * Politik der Unordnung Zu den Bestellungen erklärt „Popolo di Roma", vor der Machtübernahme durch die Volksfront sel Frankreich eines der führenden Erportländer für Flugzeugmaterial gewesen. Nach dem die zersetzende Wirtschaftspolitik eine Krise der Technik und einen Verfall der Organisation hervorgerufen habe, müsse sich Frankreich, das mit seinen Farman, Blerim und Devoitine zu den Pionieren des Flugzeugbaues zählte, an die Vereinig ten Staaten wenden, um seinen dringendsten Bedarf zu decken. Ties werfe ein grelles Sch l a g l i ch t aus diese Krise, die durch die sozialen Unruhen und durch die Anstrengungen, Sowjet- spanien mit Flugzeugmaterial zu versorgen, verursacht worben sei. Der Beschluß des französischen Lustfahrtministeriums sei die logische Folge einer Politik des Verzichts und d^r Un ordnung. / Aus das faschistische Flugwesen sehe Italien mit berech tigtem Stolz. IM Italien Mussolinis bestehe keine Sorge für die Versorgung mit Flugzeugmaterial, das, was Qualität und Quantität anbelange, so hervorragend sei. daß Exporte im Werte von wunderten von Millionen Lire möglich seien. Mil dem Plan der totalitären Autarkie beherrsche das faschistische Flugwesen nicht nur den Himmel Jtalieits, sondern setze sich bereits auch in Uebersee gegenüber der ausländischen Kon kurrenz siegreich durch. ^Belgien braucht starke Regierung Reform des demvkrottfchen Systems gefordert Der neue belgische Ministerpräsident Spaak gab vor der Kammer und dem Senat die mit Spannung erwartete Regierungserklärung ab. Einleitend erklärte Spaak, daß die Demokratie riefor- micrt werden müsse. Die öffentliche Meinung erwarte eine starke Negierung, die mutig ihre Verantwortung über nehme. Belgien sehe sich dem Problem gegenüber, seine staatlichen Einrichtungen zu erneuern. Für die Regie rung müsse eine gewisse Stabilität geschaffen werden, die zu einem energischen Vorgehen unerläßlich sei. Für das Parlament müßten bessere Arbeitsmethoden geschaffen werden. Was die Presse betreffe, die in letzter Zeit gewisse Mißbräuche gezeigt habe, so müßten die gesetzlichen Be stimmungen abgeändert werden. Spaak betonte, daß die Durchführung dieser Reformen möglicherweise eine Revi sion der belgischen Verfassung mit sich brin gen werde. Die Negierung wünsche, daß die Sprachengesetze voll kommen und loyal eingehalten würden. Weiterhin werde eine gewisse Reform der Verwaltung durchgeführt werden. Anschließend kam Spaak auf das wichtige Problem der belgischen Finanzlage zn sprechen. Die Regierung verpflichte sich, das Gleichgewicht des Haushaltes unter allen Umständen herznstellen. Es muß gearbeitet werden Zur Wirtschaftspolitik sagte Spaak, daß die neue Regierung die Parole „Es muß gearbeitet werden" aus ihr Banner schreiben werde. In dieser Hinsicht werde man zunächst die unerläßlichen öffentlichen Arbeiten berück sichtigen, insbesondere den Bau von Straßen, Schulen und Krankenhäusern, ferner die Entwicklung des Schiff baues und der Fischerei, die Modernisierung der Eisen bahnen und die Organisation der Luftabwehr. Hinsichtlich der Sozialpolitik erklärte Spaak, daß in erster Linie der Kampf gegen die Arbeitslosig keit ausgenommen werde. Durch die neue Wirtschafts- volitik erwarte man befriedigende Ergebnisse auf diesem Gebiet. Außerdem müsse das Parlament so schnell wie möglich das neue Gesetz für die obligatorische Arbeits losenversicherung annehmen. Ferner müßten die hygienischen und moralischen Bedingungen in den Arbeits stätten verbessert werden. Auch für den Mittelstand, der eine wichtige Rolle im Staatsleben spiele, seien Unter stützungsmatznahmen vorgesehen. Zur Außenpolitik erklärte Spaak, die Regierung habe die Absicht, auf diesem Gebiet den Grundsätzen treu zu bleiben, die die vorhergehende Negierung eingehalten habe. Dasselbe treffe für die Militär- und Kolonial politik zu. Abschließend erklärte Spaak, die neue Regierung be trachte sich als eine Regierung der nationalen Einigung, der Verteidigung der belgischen Einrich tungen und des wirtschaftlichen Wiederaufbaus. Reue Erfolge in Spanien Trotz hartnäÄrgvn roten Widerstandes Auf dem spanischen Kriegsschauplatz versuchten die Bolschewisten einen Gegenangriff bei Tirig im Küsten abschnitt Alcala de Chisvert, der erfolgreich abgewiesen wurde. Der Feind Uetz über 100 Tote zurück. Der Vor marsch bei Fortanete in der Gegend von Teruel wurde trotz hartnäckigen feindlichen Widerstandes fortgesetzt und weitere Stellungen erobert. Im Abschnitt Gudar wurden die Höhe Tarrascon, der Paß von Sotavientos sowie die Ortschaft Alcala de la Selva besetzt. Bei diesen Kämpfen wurden 172 Gefangene gemacht und zwei Panzerabwehr- geschützc. l63 Gewehre sowie ein reichhaltiges Lager von Granaten erbeutet. * Der Heeresberichterstatter des nationalen Hauptquar tiers meldet darüber hinaus, daß die Truppen des Gene rals Varela trotz widriger Umstände auf einer Front von 50 Kilonieter Länge gegen die gut bewaffneten Noten, die teilweise durch von der Madrid-Front herangeholte Spe- zialtrnppen verstärkt waren, vorrückten. Hierbei habe man festgestellt, daß einige der roten MG.-Äbteilungen nur mit sowjetrussischen Waffen ausgerüstet waren. Madrid greift zur Selbsthilfe In Madrid wurden die Leichen von vier „Polizisten" gefunden, die als besondere Terroristen bekannt waren. Der Vorfall zeigt, daß die gequälte Bevölkerung beginnt, zur Selbsthilfe zu greifen. In den Straßen der Stadt kommt es immer häufiger zu Schießereien. Der bolsche wistische Ortsausschuß hat daher verschärfte Maßnahmen gegen die Gegner seines Terrorsystems angeordnel. Sieg im Abschnitt Corvaton Wie das nationalspanische Hauptquartier bekannt- gibt, haben die nationalspanischen Truppen im Abschnitt Corbalan einen völligen Sieg davongetragen. Die militärische Operation wurde mit dem Vorstoß aus die sehr starke bolschewistische Stellung gleichzeitig als Flan kenangriff von Teruel und von Cedrilläs ausgehend durckMsührt. Nach zähem Kampf gelang Lie Vereinigung beider nationalspanischcr Truppenteile, die das dazwischen liegende Gros der bolschewistischen Verteidigungsstellung mii ihrem zehnfachen Grabensystem überrannte. Nie Zahl -er italienischen Freiwilligen Der Schwindel del Bayos in Genf. Die Turiner „Gazetta del Popolo" setzt sich mit den un wahren Behauptungen des spanischen Bolschewisten del Vayo in Genf auseinander. Unter die zahlreichen Lügen, die dieser würdige Vertreter des roten Spanien am Stammsitz der De magogie und der systematischen Lügen von sich gegeben habe, falle auch seine Behauptung, daß den 6000 Freiwilliaen in der Umbildung der englischen Regierung. Ministerpräsident Chamberlain hat mit Zustimmung des Königs die von der Öffentlichkeit mit großer Spannung erwartete Umbildung der Regierung vollzogen. Bemer kenswert ist die Berufung von Sir Kingsley Wood (links) auf den Posten des Luftfahrtministers und die Ernennung Malcolm MacDonalds (rechts) zum Kolonialministcr. Weltbild iMl. republikanischen Armee gut 100 MO bewaffnete Italiener gegen-, überständen. Del Vayo lüge und sei sich dieser Lüge auch voll bewußt. Er wisse ganz genau, daß die italienischen Legionäre i» den Reihen Francos zu Beginn der großen Offensive bei Tortosa nicht mehr als 39 000 Mann zählten. Diese Zahl set durch die Verluste der heldenhaften Divisionen noch beträchtlich vermindert worden. Seit langen Monaten habe das faschistische Italien weder einen Mann noch eine Kanone nach Spanien geschickt. Dagegen hätten die Lieferungen von Menschen und Waffen vom fran zösischen Gebiet nach Sowjetspanien ununterbrochen angehalten. Es sei nötig, die demagogischen Behauptungen und Lügen des rotspanischen Vertreters klar und offen festzunageln. Freiwillige für öie Kriegsmarine Die Kriegsmarine stellt zur Besetzung der Kriegs- schifssneubauten (Schlachtschiffe, Kreuzer, Zerstörer und U-Boote) zil Beginn jedes Halbjahres Freiwillige für den Flottendienst ein. Die Dienstzeit beträgt viereinhalb bis fünf Jahre, für Freiwillige, die zum Unteroffizier be fördert Werden, zwölf Jahre und mehr. Die Freiwilligen müssen deutsche Reichsange hörige und deutschblütig, wehrwürdig und un bescholten, nach mariueärztlichem Urteil tauglich, unver heiratet und bei Eintritt mindestens 17 Jahre alt sein. Bewerber mit handwerklicher Vorbildung (Schlos- sdr, Elektriker, Mechaniker, Schmiede usw.) werden bevor zugt. Das Einstellllngsgesuch ist mit Freiwilligenschein (bei! schon Gemusterten mit Wehrpaßauszug) und selbstgeschrie benem Lebenslauf zu richien an den 2. Admiral der Ostsee station (Einstellung) in Kiel oder an den 2. Admiral der Nordseestatwn (Einstellung) in Wilhelmshaven. Näheres enthält das „Merkblatt sür den Eintritt in die Kriegs marine", zu beziehen durch die Wehrmeldeämter. Wafferschuhpolizel sucht Offizieranwärter Zum l. November dieses Jahres werden bei der Wasser schutzpolizei, einem Sonderdienstzweig der Ordnungspolizei, Osfizieranwärter eingestellt. Die Einstellung erfolgt nach folgenden Bedingungen: Die Bewerber müssen das Befähigungszeugnis zum Seesteuer mann auf großer Fahrt besitze«. An Stelle des Reifezeugnisses genüg! Obersekunoareife. Als Höchstalter ist das vollendete 26. Lebensjahr am Tage der Einstellung vorgeschrieben. Ab leistung der gesetzlich vorgeschriebenen Wehrpflicht bet der Kriegsmarine sowie Zuerkennung der Eignung zum Reserve- osfizieranwärter der Kriegsmarine sind Bedingung. Die Bewerber haben eine körperliche und geistige Eig nungsprüfung vor der Einstellung zu bestehen. Nach der Ein stellung nimmt der Offizieranwärter der Wasserschutzpolizei an einem sechsmonatigen Lehrgang auf der Wasserschutzpolizei schule Stettin teil und macht dann die für Offizieranwärter der Schutzpolizei vorgesehene Ausbildung durch. Streusiedlung ak Dorssorm der Zukunft Bet der Planung neuer Dorflagen sind vielfach Be strebungen bemerkbar, aus Gründen der Baukultur eine enge, geschlossene Siedlungsform zu fordern. Dem kann kein Naum gegeben werden, weil die betriebswirtschaft lichen Erfordernisse des Bauernhofes eine weiträumige Bebauung verlangen. Der Reichsernährungsminister hat aus diesem Anlaß die Wichtigkeit einer aufgelockerten Be siedlungsweise erneut betont. Bei einem großen Teil unserer Dörfer bedeutet die Enge der Dorflage und die dadurch bedingte übermäßig weite Entfernung der Aecker vom Hof eine unnötige Kraftvergeüdung. In den oft endlosen Wegen vom Hof zum Acker und zurück liegt viel Zeitverlust, der angesichts der gesteigerten Leistungs- sorderungen an die Landwirtschaft und im Hinblick auf die Knappheit der ländlichen Arbeitskräfte untragbar ist. Entscheidend bleibt daher bei Anlage neuer Wohngebiete die Abstellung des Bebauungsplanes auf die betriebs wirtschaftliche Zweckmäßigkeit, die eine genügende Ent fernung zwischen den einzelnen Höfen bedingt. So wird sich das neue Dorf wieder der altgermanischen Siedlungs- sorm nähern, auch wird sich eine Auflockerung der alten Haufendörfer nicht umgehen lassen, die schon aus ver- kchrstechnischen Gründen geboten erscheint.