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Mittwoch, den 9. Februar 1938 Pulsnitzer Anzeiger — Ohorner Anzeiger Nr. 33 Seite 2 historischer Größe werden von ihrem Bemühen um das deutsche Schicksal erzählen. Die Mädel werden auch die Kulturstätten im Grcnzland kennenlernen, sie werden dar über hinaus einen Blick in die Welt tun können, in das vielfältig schillernde Paris, zum fernen Japan hin oder nach England hinüber. Aber auch praktische Fragen, die eine junge deutsche Frau interessieren müssen, sind in den Plan aus genommen. Der persönliche Lebensstil soll seiner Be deutung entsprechend nach der Natur der einzelnen gepflegt werden. Von den Grundbegriffen, die dazu gehören, von der Körperpflege bis zu den modischen Zutaten wird alles aus dem Bereiche des täglichen Lebens einer deutschen Frau behandelt. Endlich wird ein Heimabend unter dem Motto „Lebendige Freizeit" stehen. Urlaub, Kino, Tanz, Theater, Handarbeiten und allerlei anderes mehr sollen in ihrer wahren Bedeutung den Mädeln erschlossen werden. Sie sollen innerlich und äußerlich gepflegt sein, deutsche Frauen, wie sie unsere großen Dichter und Maler in großen Zeiten schilderten. Die wirtschaftliche Aufrüstung Die Maßnahmen des Führers vom 4. Februar zur Konzentration aller militärischen, wirtschaftlichen und poli tischen Kräfte enthielten auch eine Umorganisation des Reichswirtschaftsministeriums, als dessen Leiter Reichs minister Funk durch den Beauftragten für den Vierjah- cesplan, Generalfeldmarschall Göring, in sein Amt ein geführt wurde. Die Einführung des neuen Reichswirt- schaftsministers muß auch ganz unter dem Blickfeld des Kräftezuwachses für Deutschland gesehen werden. Geyeral- feldmarschall Göring hat wichtige Teile der bisherigen Organisation zur Durchführung des zweiten Vierjahres planes in das Reichswirtschaftsmimsterium eingebaut und somit dessen Aufgabenkreis erheblich erweitert. Generalfeld marschall Göring hat auch bei der Einführung des Reichs ministers Funk erneut betont, daß er als Beauftragter des Vierjahresplanes seiner Aufgabe weiterhin gerecht werde und jetzt erst recht in die Lage versetzt worden wäre, den Vierjahresplau nach den großen Richtlinien des Führers zu leiten. Die Organe des Vierjahresplanes, so u. a. der Preiskommissar, die verschiedenen Geschäfts gruppen, Ernährung, der Arbeitseinsatz, sie alle bilden mit dem neu eingeteilten Wirtschaftsministerium und den anderen in Frage kommenden Ressorts ein Ganzes unter der obersten Leitung des Generalfeldmarschalls Göring. Generalfeldmarschall Göring bezeichnete es in feiner Ein führungsrede als vollkommen irrig, wenn in einem Teile der Auslandspresse die Ausfassung vertreten wird, mit der neuen Organisation des Wirtschaftsministeriums habe er die Führung des Vierjahresplanes aus der Hand gegeben. Es mutz auch darauf hingewiesen werden, daß die neue Leitung des Reichswirtschastsministeriums mit den denk- bar größten Vollmachten versehen worden ist; das neue Reichswirtschaftsministerium soll in Zukunft als das wichtigste Exekutiv-Jnstrument des Vier jahresplanes funktionieren. Der Umbau des wirtschaftlichen Apparates bedeutet auch nicht etwa eine Einschränkung des Unternehmers, im Gegenteil: die Rede Funks lätzt erkennen, wie großer Wert auf die Unternehmer-Initiative gelegt wird, auf die aktive selbständige Mitarbeit des freien Unterneh mers, die gerade heute im neuen Reich ihre großen Chan cen hat. Der neue Minister ließ auch keinen Zweifel dar über, daß zur Erringung der Freiheit der deut schen Wirtschaft und zur Sicherung der Le bensgrundlagen des deutschen Volkes noch Schwie rigkeiten zu überwinden sind, und daß die Anforderungen ständig wachsen würden, „aber", so betonte der Minister, „wir haben das Glück, aus den bereits vollbrachten großen Leistungen, die der Vierjahresplan schon bis heute aufzu weisen hat, weiter aufbauen zu können. Das erste Jahr Les Vierjahresplanes war sicherlich das entscheidende. Es ist enorm gearbeitet worden und schon in der Zeit des organisatorischen Aufbaues und der grundlegenden Pla nungen sind große sichtbare Erfolge erzielt worden. Wenn im Jahre 1937 gut 1 mal so viel Rohstoffe in Deutschland erzeugt wurden, wie in den Jahren der Hochkonjunktur 1928/29 und wenn diese Zunahme ge genüber dem Jahre 1936 allein 23 Prozent im Gesamt- Lurchschnitt beträgt, so sind dies Tatsachen, die die Er folge des Vierjahresplanes glänzend belegen. In diesem Zusammenhang verdienen auch die Hin weise des neuen Reichswirtschaftsministers auf die Bemü hungen um unsere Ausfuhr Beachtung. „Wenn im Jahre 1937 das Ausfuhrvolumen um'19 Prozent und das Einfuhrvolumen um 18 Prozent höher war als im Vor jahres, so ist dies nicht nur ein Ergebnis qualitativ hoher Leistungen und erfolgreicher wirtschaftlicher Arbeit, son dern auch ein untrügbares Zeichen dafür, daß der Vier jahresplan nicht außenhandelsinLlich ist." Es ist auch zu begrüßen, daß Minister Funk als die schlimmsten Feinde der Wirtschaft die Ignoran ten, die Denunzianten und die Bürokraten nannte, denen er schärfsten Kampf ansagte. Zum Schluß seiner Antritts rede betonte der neue Minister sein besonderes Verständ nis für diesoziale Seite der Arbeit. Er werde darauf achten, daß Betriebsführer und Gefolgschaft, Wirtschafts organisationen und Arbeitsfront nicht gegeneinander stehen, sondern zueinander in der uns alle verpflichtenden Idee der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft und Schicksalsverbundenheit. Wirtschaft und Wirtschaftsführung müssen der Ehre, Größe und Freiheit des deutschen Volkes dienen. Die Erklärungen Generalfeldmarschalls Göring bei der Amtseinführung des neuen Reichswirtschaftsministers Funk über den Vierjahresplan, finden bereits in verschie denen Londoner Blättern starke Beachtung. In den Zei tungen werden von den Worten des Generalfeldmarschalls insbesondere die Sätze hervorgehoben, daß Göring nicht eher ruhen werde, bis das Ziel erreicht sei. „News Chro- nicle" überschreibt ihren kurzen Berliner Bericht mit Görings Worten: „Bis zur letzten Einheit". In großer Aufmachung bringt „Daily Mail" ihre Berliner Meldung mit den Ueberschristen: „Göring beschleunigt den Mer- jahresplan — Ich werde nicht eher ruhen, ms . . . Alle Kräfte müssen vereint werden". Englischer Königsbesuch in Paris Vom 28. Juni bis zum 1. Juli Wie in London amtlich mitgeteilt wurde, werden König Georg VI. und die Königin Elisabeth dem franzö sischen Staatspräsidenten in Paris vom 28. Juni bis zum 1. Juli einen Staatsbesuch abstatten. Der König wird da bei das australische Kriegsdenkmal bei Villers-Bretonneur enthüllen. Es handelt sich um den ersten Staatsbesuch, den der König und die Königin seit der Thronbesteigung im Auslande abstatten. Der Besuch erfolgt auf Einladung des französischen Staatspräsidenten. Steigende Arbeitslosigkeit in England Neue Zunahme um 166 VOV. — Gegenmaßnahmen gefordert. Nach der amtlichen Verlautbarung des englischen Arbeits ministeriums hat England am 17. Januar insgesamt 1827 607 Arbeitslose gehabt. Im Laufe der Zeit vom 13. Dezember 1937 bis zum 17. Januar 1938 ist die Arbeitslosigkeit um 166 20 t gestiegen. Das ist die höchste Zunahme in den Arbeitslosen ziffern der letzten zwei Jahre, wenn man vom Dezember 1937 absehen will. Mehrere englische Blätter fordern eine sofortige Aktion von Seiten der britischen Reaieruna. Der ..Daily Telearavb" schreibt, es sei bedauerlich, "daß die Arbeitslosenztsfer des Mo nats Januar im Vergleich zum Vorjahr um 195000 gestiegen sei. Der „Daily Herald" erklärt, zum vierten Male sei man jetzt gewarnt worden. Es sei nun die Zeit gekommen, nicht mehr nur Vorbereitungen zu treffen, sondern schnellstens etwas zu unternehmen. Oefsentliche Arbeiten aller Art, wie Straßenbau, Brückenbau, öffentliche Anlagen usw. müßten so fort in Angriff genommen werden, um der beunruhigenden Entwicklung aus dem Arbeitsmarkt ein Ende zu bereiten. Kei« Wndnk ASA—England Erklärungen Hulls an Pittman Außenminister Hull leugnet in einem förmlichen Schreiben an den Vorsitzenden des außenpolitischen Aus schusses des Bundessenats. Pittman, das Bestehen ir gendeines Bündnisses oder Uebereinkommens zwischen England und USA. oder mit dritten Mächten bezüglich' eines Kriegsfalles sowie bezüglich einer gemeinsamen Operation der amerikanischen Marine mit anderen Kriegsflotten sowie schließlich hinsichtlich irgendeiner Pa- trouillentätgkeit der amerikanischen Flotte in irgendwel chen Gewässern. Angarn und Polen Vertiefung der Zusammenarbeit Die Besprechungen des ungarischen Außenministers von Kanya in Warschau werden in Budapester politischen Kreisen mit großer Aufmerksamkeit und Interesse ver folgt Es besteht allgemein der Eindruck, daß die Polen reise des Reichsverwesers von Horthy und des Außen ministers von Kanya eine neue Etappe in den bisheri gen ungarisch-polnischen Beziehungen bedeutet und über die Vertiefung des freundschaftlichen Verhältnisses zwischen den beiden Staaten hinaus zu realpolitischen Folgen führen wird. Wie die Blätter berichten, wird der polnische Staats präsident Moscicky noch in diesem Jahr, vermutlich im September, den Besuch des Reichsverwesers erwidern. Oesterreichische Repressalien Ausweisung jugoslawischer Staatsbürger. Der zwischen Oesterreich und Jugoslawien wegen her Ende Dezember 1937 erfolgten Ausweisung österreichischer Staatsbürger entstandene Konflikt hat nun zu Repressalien von österreichischer Seite geführt. Dazu wird von der offiziösen Wiener Politischen Korrespondenz eine Mitteilung verbreitet, in der gesagt wird, daß die allgemeinen jugoslawischen Beschwerden gegen die Ausgewiesenen restlos widerlegt worden seien. Da dessenungeachtet eine Zurücknahme der erwähnten Ausweisungen nicht erfolgt sei und seither noch einige weitere österreichische Bundesbürger ansgewiesen worden feien, habe sich die Bundesregierung genötigt gesehen ihrerseits einige in Oesterreich ansässige jugoslawische Staatsangehörige, die seit geraumer Zeit in begründeten Verdacht einer gegen Oesterreich gcrichtten Tätigkeit stän den, znm Verlassen des Bundesgebietes zu veranlassen. Sinkende Geburtenziffern in Frankreich Sterblichkeitsziffern in Frankreich höher als Geburtenzahl Der französische Senat behandelte in seiner Sitzung das Problem des Geburtenrückganges in Frankreich, wor auf schon seit einiger Zeit in der französischen Presse unter Betonung der erfolgreichen Maßnahmen in Deutsch land und Italien nachdrücklich hingewiesen wird. Sena tor Pernot, der schon seit Jahren für eine gesunde Be völkerungspolitik eintritt, ergriff das Wort, um, wie er ausführte, einen Alarmschrei auszustoßen und der Re gierung Gelegenheit zu geben, sich über ein Problem zu äußern, von dem die Zukunft der französischen Familie und Frankreichs selber abhänge. 1867 gab es in Frank reich noch über eine Million Geburten, im Jahre 1900 nur uoch 900 000 und 1936 war die Ziffer sogar auf 630 000 gesunken. Dazu sei der bis 1935 beträchtliche Ge burtenüberschuß zu einem immer stärkeren Sterbeziffer- Ueberschuß geworden. Sowjeisiugzeuge in Kernost Japan kündigt Gegenmaßnahmen an. Im japanischen Unterhaus teilte Kriegsminister Sugi- yama mit, daß die Sowjetluftwaffe im Fernen Osten über 1500 Flugzeuge stationiert habe. Die Mehrzahl dieser Flugzeuge entfalle auf die Küstenprovinz. Kriegsminister Sugiyama betonte, daß Japan durch diese sowjetrussische Bedrohung gezwungen werde, seine Luftwaffe auf einen Stand zu bringen, der sie allen Möglichkeiten gewachsen zeige. Äon Haus und Hof vertrieben Wie sich der „Illustrierte Krakauer Kurier" aus Wilna melden läßt, haben die Sowjetbehörden in den weißrussi schen Grenzkreisen mit der Massenumsiedlung von Weiß russen und Polen in das Innere der Sowjetunion begon nen. Diese Entvölkerungsaktion steht im Zusammenhang mit der Anlage von Befestigungen an der sowjetisch-pol nischen Grenze. Moskauer Werbebüros im Elsaß Die Mühlhauser Tageszeitung „Expreß", die gemel det hatte, daß Dimitroff kürzlich im Elsaß die Ueberfüh- rung kommunistischer Archive aus Basel nach Mühlhausen überwacht habe, hält ihre Nachricht entgegen der Ableug nung einer Straßburger kommunistischen Zeitung aufrecht. „Expreß" schreibt, die sowjetrussischen Werbebüros seien von Basel nach Mühlhausen im Elsaß verlegt worden. Darin liege eine Gefahr. Die Kommunisten, die nun aus allen Schweizer Kantonen verjagt worden seien, wollten jetzt ihre Werbebüros in den Nachbarländern unterbringen. So bekommt das allzu gastfreundliche Frankreich den Be such dieser unerwünschten Elemente. „Keill sensationeller Charakter" Beruhigung in der Pariser Presse über den 4. Februar. Nach den aufgebauschten Kommentaren der französischen Presse während der letzten Tage zu den Berliner Ereignissen vom 4. Februar ist in der Pariser Presse nunmehr eine gewisse Ruhe eingetreten. Vielleicht schämen sich die Leitartikler wegen ihres hysterischen Geschreis in den letzten Tagen. Im allge meinen meinen die Blätter jetzt, daß man wohl am besten die für den 20. Februar angckündigtc Rede des Führers abwartet. Der Vorsitzende des Auswärtigen Senatsausschusses, BLrenger, schreibt in der „Agence Economique et Finan- nöre", die militärische und diplomatische Konzentration in Deutschland trage keinen sensationellen Charak- t e r. Deutschland sei hierin dem ähnlichen Vorgehen Italiens. Frankreichs und Englands gefolgt. Zu den Personalverände rungen vom 4. Februar in Deutschland fragt Berenger, ob sie oenn wirklich „charakteristischer" als in anderen Ländern seien. Die Mehrzahl der neuen Männer in Deutschland hätte schon seit langem wichtige Stellungen bekleidet. In einer Zeit, in der alles einen sehr schnellen Verlauf nehme, seien solche Per sonalveränderungen in allen Ländern üblich. Adolf Hitler habe immer gesagt, daß er besonders mit Frankreich in Frieden zu leben wünsche. Frankreich seinerseits wolle auch den Frieden. Ein Frieden könne aber nur zwischen solchen Völkern bestehen und erhalten werden, die zum Schutze ihrer Rechte durch die Stärke fähig seien. Ohne Konzentration und Disziplin gäbe es für die Völker aber keine solche Stärke. Das Reich habe jetzt etwas unternommen, was Frankreich bei sich selbst zu tun versuche. Darüber brauche man sich wirklich nicht zu entsetzen. Der Direktor des „Figaro" würdigt die Festigkeit der Achse Berlin—Rom und erklärt in diesem Zusammenhang, es könne keinem Zweifel unterliegen, daß Italien und Deutschland auf dem Gebiete einer Gemeinschastsaktion zur Anerkennung kolo nialer Gerechtigkeit vollkommen übereinstimmten. Keine Erstarrung -er Kräfte In der österreichischen Provinzpresse finden die Vorgänge ähnlich wie in Wien eine ruhige und sachliche Be urteilung. Sehr bemerkenswert sind die Ausführungen der „Linzer Tagespost", die u. a. schreibt: Es entspricht dem Wesen des Nationalsozialismus, die Kräfte nicht erstarren zu lassen, sondern immer wieder dem Nachwuchs die Möglichkeit zu Entwicklung und Entfaltung zu geben. Das nationalsozia listische Deutschland ist zudem auch in der glücklichen Lage, über genügend junge Kräsie zu verfügen, die sehr wohl be rufen sind, mit neuen, verantwortungsvollen Aufgaben betraut zu werden. So wird auch die am l. Februar durchgeführte Neuordnung im Endergebnis eine gewaltige Kraftsteigerung ergeben. Es wird nicht mehr lange dauern, und die Gazetten schreiber in London und Paris werden rufen: Warum nicht auch bei uns so? Dann wird jener Punkt erreicht, wo die staats politischen Entscheidungen Hitlers zum stillschweigend an erkannten Vorbild für andere Nationen werden. „Garant ver Oreierverständigung" Der „Illustrierte Krakauer Kurier" beschäftigt sich mit der Person des neuen Reichsautzenministers von Ribbentrop und den Erfolgen seiner bisherigen politischen Laufbahn. Dieser aktive, bewegliche und energische Politiker, zugleich ein über zeugter Anhänger der Achse Berlin—Rom, sei ein Garant der Dreierverständigung zwischen Deutschland, Italien und Japan- Man kennzeichne ihn als entschlossenen Kämpfer für die Wie dergewinnung der deutschen Kolonien und werde mit Bestimmt heit durch ihn zu einer noch stärkeren Verankerung der ohnehin schon aktiven Außenpolitik des Reiches gelangen.