Volltext Seite (XML)
I v« v* »s 'S - I 8» ««'2 G-s-n-S s k-SL« »« «eMtr^sv -v s»»exr^ » ^«us L „Jch hab' genug vom Wildnisleben!" wirft John Bell ein, „ich fliege auf alle Fälle zurück!" Alice stöhnt. „Ihr Männer — unentschlossen wie nur etwas — ich höre viel lieber Jazzmusik —!" sagt sie und stellt den Kofferempfänger an. „Hören Sie doch auf!" schreit Thomas Burr ver ärgert! Aber sie läßt sich nicht stören. Jazzmusik, Ansager stimmen und durchdringendes Pfeifen kommen aus dem Lautsprecher. Vancouver gibt gerade Nachrichten durch. Man hört gelangweilt zu: „... Governor Generäl weilt soeben auf der City Fair in Winnipeg... Der Völker bund trat in Genf zu einer Beratung zusammen, auf der... Soeben erhalten wir die Mitteilung, daß in der Nähe von Hazelton an der CNR.-Eisenbahn, ein Flugzeug abstürzte mit dem Kennzeichen ^X 1600, der Pilot war sofort tot. Man nimmt an, daß die Maschine einer Touristengesellschaft gehört, die im Cassiar weilt..." Die Gesichter der Zuhörer sind starr. John Bells Mund steht weit offen. Thomas Burr ist schreckensbleich geworden. Die Mädchen können das Weittragende der Nachricht noch nicht erfassen. Joeseph Wendel hat nur seinen Atem angehalten, aber sonst bleibt er der alte. Kirker bringt zuerst einige Worte hervor. Sechzehnhundert —!" stöhnt er Es bleiben lange die einzigen Worte, die gesprochen werden. Thomas Burr setzt ein paarmal an, um etwas zu sagen; aber kein Ton kommt über seine Lippen. — „Und wir — ?!" hört man endlich; aber niemand antwortet auf die Frage. „Der Teufel holt uns!" lacht Kirker unnatürlich laut. Doris schluchzt auf. „Halt' den Mund!" schreit Alice aufgebracht. Ihre Finger bewegen sich nervös. „Wie weit ist's bis zur nächsten Siedlung?" „Mindestens dreihundert englische Meilen!" sagt Joe kaltblütig; seine Stimme hat einen beinahe verachtungs vollen Unterton. „Wieviel Tage?" „Vierzig Tage — wenigstens — Surprise City in der Nähe vom Atlinsee ist die erste Siedlung. Viele Berg- tristen liegen dazwischen — wir können es kaum schaffen —!" „Warum denn nicht?!" braust Thomas Burr in einer in wilder Angst angestachelten Wut auf. „Weil der Winter kommt!" erwiderte Joe überlegen. „Der Winter — jetzt im August ?!" „Wir befinden uns dicht unter dem sechzigsten Grad nördlicher Breite. Das Küstenklima hat hier keinen Ein fluß mehr. Die Schnnestürme beginnen hier Ende August — ich erlebte es schon, daß —" „Hören Sie auf — Sie Schuft — Sie haben uns hier hergelockt ...!!" schreit Thomas Burr. „Aber Vater —!" jammert Doris. Alice raffte sich zusammen. „Feiglinge seid ihr alle! Augst vor ein bißchen Winter!!" Joe sieht sie überrascht an, und sie lächelt ihm zu, nickt ermunternd... „Können wir wirklich nicht marschieren —?" fragt John Bell. Er sitzt ganz zufammengefunken da. „Natürlich können wir — aber ich glaube nicht, daß Sie durchhalten werden!" erklärt Joe. „Wir sind hier von aller Welt abgeschnitten — auch die Indianer verlassen im August ihre Dörfer und gehen zur Wiuterjagd in die Berge. Ich könnte den Marsch allein versuchen und Hilfe holen — eine neue Maschine herbeischaffen — allerdings würden viele Wochen darüber vergehen ..." „Und wir — was tun wir inzwischen — wir haben noch —" „Zehn Pfund Neis und dreißig Pfund Mehl!" „Dann dürfen Sie nicht weg — Sie können jagen..!" „Ja — Sie dürfen uns nicht verlassen —!" flüstert Doris. „Ich geh' auch gar nicht weg!" sagt Joe, „Sie würden alle verhungern — trotz Ihres Reichtums — trotz des Goldes, das Mister Bell — hm — entdeckt hat!" Die anderen blicken überrascht auf. „Gold —?! Mister Bell —?! Davon wissen wir ja gar nichts —?!" „Verräter — Saboteur —brummt er, aber so, daß es die Freunde nicht hören. „Im Magen des gefangenen Riesenhechtes hat er es gefunden." „Oh — und wir sollten das nicht erfahren —?!" Kirker ist sehr aufgebracht. „Das Gold gehört mir — ich habe den Fisch ge fangen!" schreit John Bell; er sieht, wie sein Kartenhaus zusammenfällt... Alice mustert ihn verächtlich. „Sie haben den Fisch ja gar nicht gefangen!" fährt sie ihn grob an. „Wie —?!" braust er auf. „Ich werde meine Rechte zu wahren wissen!" Alice lacht. „Joe hat den Fisch in der Nacht gefangen. Er hat Ihre Anglersehnsucht befriedigen wollen — Sie — Sie — Narr!" „Ist das wahr, Joe?!" faucht Bell. Joe gibt keine Antwort und schaut verlegen auf seine Fußspitzen. „Das ist gelogen!" schreit John Bell, „das ist Ver rat! Er will mir die Schuld in die Schuhe schieben — er hat wahrscheinlich auch das Zelt angesteckt ...!" Ein Ruck geht durch Joseph Wendel. Seine Fäuste ballen sich, und der Zorn preßt seine Lippen fest aufein ander. Er geht langsam aus den dicken Mann zu, die rechte Faust hebt sich zur Brusthöhe, ist bereit zum Schlag. „Ruhe — Sie sind unser Angestellter — Sie haben sich unseren Anordnungen zu fügen...!" sagt Kirker und tritt zwischen die beiden. „Weg!" schreit Joe und schiebt Kirker beiseite. „Und du —?" wendet er sich an den langsam zurückweichenden Bell, „du hast mich einen Lügner, einen Verbrecher ge heißen — da...!" Er gibt ihm einen Schlag ins Gesicht. „So, Leute —!" sagt er ruhig zu den übrigen. „Jetzt habt ihr mir zu gehorchen — mir allein — verstanden?!" Niemand antwortet. Alle stehen stumm, erstaunt, ver blüfft umher, als sähen und hörten sie nicht recht... „Verstanden —?" wiederholt Joe. „Ich kenne die Berge, das sogenannte Paradies im Eis! Ich werde für unser Durchkommen sorgen. Jeder von euch muß sich der Kameradschaft fügen, muß sich hineinzwingen lassen, wenn er nicht guten Willens ist — wir sind allein — wir sind ein Staat für uns — wir sind aus dem Kreis der Zivili sation hinausgeworsen — jawohl — hinausgeworfen ins Paradies —" (Joe lacht) jeder muß seine Kraft be weisen — sein Recht am Leben — jede Frau ihre frauliche Nützlichkeit —!" „Bravo!" klatscht Alice höhnisch, doch Joe läßt sich da durch nicht stören. Jeder hat eine Beschäftigung — Jagd — Holz- sammelu — Kochen — Feuerwachen und Wassertragen — und so weiter —" „Die Weiber an den Kochtopf!" mischt sich Alice wieder ein. „Die Weiber —" nimmt Joe ihre Worte auf, „— die Weiber haben den Mund zu halten, wenn sie nur plap pern wollen. Die Weiber können auf ihren Titel stolz sein, wenn sie wieder Weiber sind!" Alice schweigt, im Augenblick besiegt. Doris faßt sie am Arm und bittet sie flehentlich um Ruhe. Der eine oder andere möchte noch aufbegehren, drein reden, Widerstand leisten ... Joseph Wendel bringt alle mit den Worten zum Schweigen: „Ich bin der einzige, der den Ausweg finden kann — wenn ein anderer Führer sein will, dann gehe ich eben weg...!!" Dagegen kann niemand etwas sagen. Alle haben Ver stand genug, um gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Sie hoffen insgeheim, daß sich bald eine Lösung finden wird — dann, ja, dann werden sie wieder auf ihrer Geld macht reiten können...! «Fortsetzung folgt.) LlnS Kas WM Lohn! f Von Erna Büsing. (Nachdruck verboten.) „John" konnte man nur auf dem kleinen Grabstein .esen, da eine Kletterpflanze ihn sonst vollkommen bedeckte, i Vorsichtig wollte ich ihre Ranken zurückschieben, um den Familiennamen zu entziffern, da griff der alte Fischer mit seiner Hand nach der meinen und sagte: „Lassen Sie ° das, wir nannten ihn nur John, und ich will Ihnen er- - zählen, wer dieser John war". Während wir auf dem S schmalen Fußsteig zwischen den Gräbern des alten Jnsel- ! friedhofs gingen, erzählte er: ; „John war ein Kind unserer Insel, mit leuchtenden - blauen Augen, strohgelben Haaren und einem Schock ! Sommersprossen im Gesicht. Er ging immer breitbeinig j und ein wenig schwankend, weil er die meisten Jahre seines ; Lebens auf Schiffsplanken verbrachte. Zu seiner Zeit aber - hatte das noch etwas zu bedeuten. Die Seekarten waren ! in einem schlechten Zustand, die Befeuerung der Küsten ließ z zu wünschen übrig, es gab noch keine drahtlose Telegraphie, ; keine Sturmwarnungen der Wetterwarten und keine Be- - nachrichtigungen über treibende Eisberge, und dabei waren die Segelschiffe einzig auf die Ausnutzung der günstigen Z Winde angewiesen. Ich fuhr lange unter John, erst war- er mein Steuermann und nachher mein Kapitän. Er i brachte uns durch die Höllen der Seefahrer, wir umschiff- ten unter seiner Führung das Kap Hoorn und das Kap s der Guten Hoffnung. John war stahlhart und sein Wille ° trieb uns vorwärts. Wiederum war John weich und zart » und glich daher mitunter einem unschuldigen Kind. So 8 hatten wir einmal, als wir nach Kamtschatka hinaufsegelten, ? zum Vertreib der Langeweile unsere Munition auf Alba- ; tröffe verschossen. Diese gewaltigen Sturmvögel Haschen ° sich Seetiere, ohne zu tauchen, sie schöpfen ihre Beute ein- H fach von der Oberfläche des Meeres hinweg. Essen kann z man die Bögel nicht, sie schmecken widerlich tranig. Nach ; unserer Schießerei kam John an Deck, musterte unsere » Beute unfreundlichen Blickes und hielt Ausschau in Rich- ! tung der Felsen. Da sah er aus einer wüsten Klippe ein z hilfloses Junges, schrie mehrere Flüche über uns, ließ ein ' Boot klarmachen, brach durch die Brandung, erkletterte den - schroffen Felsen und holte sich das verwaiste Albatroskind. Die Aufzucht gelang, und bald war der Jungvogel zahm, z Er wurde der Vogel unseres Schisses, flog fort, blieb - stundenlang weg und kehrte zurück. Seinetwegen kam ein- - mal ein Erfinder an Bord und machte mit uns langwei- lige und schwierige Segelschiffsreiseu. Er studierte den ß Kurvenflug des Albatros, sagte er wenigstens. Später ; stürzte er tödlich ab, bei einem eigenen Flugversuch, was - noch lange nicht gegen seine Idee spricht. Zwei Jahre H lang war der Albatros unser Bordvogel, bis er in süd- z licheu Meeren ein Fräulein Braut fand und sich dann offen- ; bar auf seine Pflichten besann. Die Sturmvögel waren vielfachGeführten unserer Meer- reisen. Einmal waren sie hinter unserm Schiff herge- z schwömmen, bis das in völlige Windstille geriet und still- ; lag. Die Luft stand, das Wasser stand, und John, der » nächtelang auf der Kommandobrücke verweilt hatte, ver- ! kroch sich in sein schmales Kapitänszimmer und schlief in ! seinem engen und harten Bett. Da machte der Schisfs- ; junge eine Angel fertig und warf sie nach Albatrossen aus. » Das war bei John streng verboten, im treuen Gedenken z an unsern Bordvogel. Wir waren hundemüde, düsten an z Deck und waren daher zu faul, das Verbot unseres Ka- ° pitäns zu wiederholen. Da hörten wir ein absonderliches » Klatschen und der Junge war verschwunden. Ein an der ! Angel zerrender Albatros hatte den sich weit vorbeugen- I den Jungen über Bord gerissen. Im gleichen Augenblick ; war John auf den Füßen, auf Deck und auch schon mit » mächtigem Sprung über Bord. Er schwamm und tauchte ! und schwamm schließlich unter dem Schiff hindurch und ! packte dort den Jungen. Als der endlich an Deck wieder zu ; sich kam, nachdem wir alles verschluckte Wasser aus ihm » herausgepumpt hatten, legte John ihn sich über's Knie I und verprügelte ihn gehörig. Später war John hier auf unserer Insel der Kom- ; mandeur des Rettungsbootes. Er entriß der See viele - Menschen. Schweigsam ging er ans Werk, wenn es galt, z über haushohe Wogen sich an em gestrandetes Schiff her anzuarbeiten. Sechs Mann lagen leuchend am Riemen, zusammengehalten von Johns Willen. Dann kam die Zeit, wo die Mitteilungsblätter sich mehr und mehr über das Land verbreiteten, und man berichtete auch von dem Ret tungsboot unserer Insel und seinem unerschrockenen Kom mandanten. Eines Tages kam ein hoher Herr aus der Stadt, wurde auf der Fahrt nach unserer Insel seekrank und brachte John eine Auszeichnung. John sagte: „Das ist ja sehr nett gemeint, aber lassen Sie das, man hat ja selbst seine Freude daran, ein Kerl zu sein." Der Herr meinte, eine solche Auszeichnung sei an feuernd für die übrigen Menschen, dem Beispiel des Ge ehrten nachzueiferu. John sagte: „Das mag schon sein. Doch wissen Sie, ein gutes Beispiel gibt jeder anständige Kerl irgendwann mal in seinem Leben. Alle meine Leute haben Mark in den Knochen, darum kriegen entweder wir alle eine Aus zeichnung oder keiner." John blieb bei seinen Worten, der hohe Herr wurde abermals seekrank und fuhr zum Festland zurück. Nach einigen Wochen kamen die Auszeichnungen für die gesamte Rettungsbootmannschaft. Sehen Sie, das war John. Sein Familienname tut nichts zur Sache, den tragen auch einige von unserer Insel ausgewauderte Leute in der Stadt, die nichts mit Johns Geist gemein haben. Darum ist es ganz recht, daß auf dem kleinen Grabstein einzig der Name John zu lesen ist; denn der ist uns allen ein Begriff." Go'üene Worts Werschmäht nie, in euer Streben die Einwirkung von gleichgestimmten Freunden aufzunehmen, so wie ich euch auf der andern Seite angelegentlich rate, ebenfalls nach meinem Beispiel leine Stunde mit Menschen zu verlieren, zu denen ihr nicht gehört oder die nicht zu euch gehören, denn solches fördert wenig, kann uns aber im Leben manches Aergernis zusügen und am Ende ist dann doch alles vergeblich gewesen. Goethe. * Heute wollen wir ein Liedlein singen, trinken wollen wir den kühlen Wein, und die Gläser sollen dazu klingen, denn es muß, es muß geschieden sein. Gib mir deine Hand, deine liebe Hand, leb wohl, mein Schatz, leb Wohl, denn wir fahren, denn wir fahren, denn wir fahren gegen Engeland, denn wir fahren, denn wir fahren gegen Enge land! Unsre Flagge wehet auf dem Maste, sie verkündet unsres Reiches Macht, und wir wollen es nicht länger lei den, daß der Englischmann darüber lacht. Gib mir deine Hand! :,: Kommt die Kunde, daß ich bin gefallen, daß ich schlafe in der Meeresflut: weine nicht um mich, mein Schatz, und denke, für das Vaterland, da floß mein Blut. Gib mir deine Hand. :,: Hermann Löns. Ein Held ist, wer das Leben Großem opfert; wer's für ein Nichts vergeudet, ist ein Tor. Grillparzer. * Aller Tod in der Natur ist Geburt, und im Sterben erscheint sichtbar die Erhöhung des Lebens. Fichte. Das Schicksal ist ein Wirbelwind. Ein armes Blatt, das Menschenkind. Er treibt's zu Tal, er hebt's zum Hügel — Das Blättchen rühmt sich seiner Flügel. Lor m. In allem Leben ist ein Trieb Nach unten und nach oben; Wer in der rechten Mitte blieb Von beiden, ist zu loben. Friedr. Rückert.