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Pulsnitzer Anzeiger Nr. 5^ KO ^ak'uunp Mittwoch», den März 1":^ Ohorner Anzeiger Haupi- und Tageszeitung für die Siad, und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den ErschetnungStagen btS norm. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Kari Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stello.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für den Heimatteil. Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. — D. A. II.: 2250. Geschäftsstellen: Albertftiaße 2 und Adolf-Hitler-Stiaße 4. Fernrui 51? und 550 Anzeiger ist ras zur Terösteuttiü ung Ler amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, de» Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthalt Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Dielt Leitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 50 Nps-, bei Lieferung frei Haus 55 Rp«. Postbezug monatlich 2.50 RM. Tie Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch aus Rückzahlung des Bezugspreises. Heitungsausgabe iür Abholer täglich L—v Uhr nachmittags. Preise und Nachlahfätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 4 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an Chmtemps fordert Vollmacht Defizit-Lawine soll gestoppt werden Tue mnerpolitische Lage Frankreichs ist neuerdings wieder gespannt. Die Regierung Chautemps ringt um eine parlamentarische Ermächtigung, um die Möglichkeit zu ge winnen, die französischen Rüstungsplänezu verwirk lichen. Das Kabinett kann Vas nur, wenn die geplante Rüstungsanleihe einen vollen Erfolg bringt. Dazu gehört, daß man dem französischen Sparer, der in vorbildlicher Opferbereitschaft bisher seine Gelder dem Vaterlande zur Verfügung stellte, wieder volles Vertrauen einflößt. Aber dieses Vertrauen fehlt zur Zeit. Pfund und Dollar sind Wieder auf einen Rekordstand von 156 und 31 Franken geklettert. Die Ausgabenwirlschafi übersteigt immer noch die Einnahmen. Hinzulommen die neuen Rüstungsaufwen- dungen in Höhe von 15 Milliarden Franken. Sie sollen durch die neue Wehranleihe beschafft werden. Beide Häuser des Parlaments haben vor kurzem die unabhängige Finanzierungskasse für die Landesverteidigung bewilligt. Der Geldschrank ist also da, aber es fehlt das Geld. Die Regierung weiß seit langem, daß nur eine Droste luug der Ausgaben und eiserne Sparmaßnahmen helfen können. Hierzu fordert das Kabinett Chautemps, daß ihm unbeschränkte Vollmachten auf finanziellem und sozialem Gebiet gegeben werden sollen. Ein Ermächtigungsgesetz ist jedoch in französischen parlamentarischen Kreisen nicht be liebt. Zwar sind die Radikalsozialen bereit, dem Volks- frontkabinctt, das unter der Führung eines der Ihren steht, alles zu bewilligen, was es nur fordern möchte, jedoch haben die Sozialdemokraten trotz ihrer Zugehörig keit zur Bolksfrontmehrheit keine große Lust, gerade einem Bolksfrontkabmett, das nicht unter ihrer, sondern unter radikalsozialcr Führung steht, durch Bewilligung eines Ermächtigungsgesetzes große Handlungsfreiheit zu geben, die die Regierung ja auch auf dem Gebiete der Arbeits gesetzgebung benützen könnte. So stehen die Vorverhand lungen für das Ermächtigungsgesetz weitgehend unter dem Zeichen einer Vertrauenskrise. Die Negierung will mit ihrer Forderung nach einem Ermächtigungsgesetz stehen und fallen. Kammer und Senai stehen also vor einer schweren Entscheidung. Eine Verwei gerung der Vollmachten müßte die ganze Regierungs grundlage ins Wanken bringen. Schon spricht man von einem Kabinett Daladier mir Chautemps als Außen minister. Seine parlamentarische Basis müßte dann aber wohl rechts von den Sozialisten und Kommunisten liegen Vielleicht denkt man sogar an Neuwahlen. Jedenfalls kommt die Volksfront nicht um eine klare Entscheidung über ihr eigenes Schicksal herum. Pressevertretern gegenüber erklärte Chautemps, Frankreich sei verpflichtet, beträchtliche Sonderkrcdite für die Bedürfnisse keiner Sicherheit einzusetzen und habe sich entschloßen, ein« autonome Kasse zu betrauen, diese Summe zu beschaffen. „Es scheint mir elementar", so fuhr Chautemps fori, „die notwen digen Maßnahmen zu ergreifen, um den Erfolg einer solchen Anleihe zu sichern. Die einzige Art, den Anlelhezelchnern die Gewißheit zu verschaffen, daß die Fonds dieser Kasse allein für die Bedürfnisse der Landesverteidigung eingesetzt werven. in. sich in die Lage zu versetzen, sich Vie sür andere Ausgaben des Schatzamtes notwendigen Summen leicht zu beschaffen.' Somit werde notwendigerweise das allgemeine und schwer- wiegende Problem des Schatzamtes aufgerollt. Noch vor kur zem hätten Leon Blum und Paul Reynaud erklärt, daß ein großes Land nicht lange leben könne, indem es sedes Jahr für 30 bis 35 Milliarden Anleihen ausnimmt, deren Zinsen jährlich das Defizit des Haushalts um zwei Milliarden er höhen. Schließlich würde man keinen Anleihegeber mehr fin den. „Es ist", so erklärte Chautemps, „daher unerläßlich, den Mut zu haben, entschlossen an die Lösung dieses Problems heranzugeheu. Dies würde das Verdienst meiner Regierung sein, selbst unter der Gefahr seiner Existenz dieses Problem gestellt zu haben, um es in voller Uebereinstimmung mit dem Parlament zu lösen Es wird nichtsdestoweniger unvermeidlich sein, und zwar auf Grund des umfassenden Charakters der zu ergreifenden Beschlüsse, eine Uebertragung von Vollmachten zu erhalten, s« wie schon zu wiederholten Malen derartige Vollmachten frü heren Regierungen bewilligt worden sind. Chautemps versicherte dann, daß er die bisherigen Sozial reformen nicht beeinträchtigen wolle. Er verlange nur, daß man der Regierung überlassen möge, die Opportunität der Einbringung jeder kostspieligen Vorlage zu beurteilen. Hin- sichtlich der 40-Stundenwoche habe er die Durchführung der Empfehlungen des Untersuchungsausschusses sür die Wirt- schastsprodüktion mit dem Ziel einer elastischeren Gestal tung der Arbeitsorganisation gemäß den bestehenden Gesetzen verlangt. Regierung „Blum bis Reynaub"? Die Stellungnahme der Parteien zu den Forderungen Chautemps verzögerte sich, da die sozialdemokratische Kammergruppe sich weigerte, Beschluß zu fassen, bevor nicht die sogenannte Linksabordnung, d. h. die Parla mentsvertreter der Volksfront in der Kammer, beraten haben. Eine neue Wendung trat dann dadurch ein, das überraschenderweise ein Kabinettsrat cinberufcn wurde In den Wandelgängen der Kammer und des Senats erörterte man zu dieser Zeit bereits die Frage einer etwaigen Regierungsneubildung. Unter den zahlreichen Vermutungen, die man in diesem Zusammen hang äußert, scheint ein Kabinett „Blum bis Ney naud" eine gewisse Wahrscheinlichkeit zu gewinnen. Di« ursprünglich von Leon Blum geprägte Formel „Vor Thorez bis Reynaud" hält man für überholt. Es scheint daß der von Löon Blum unterzeichnete Artikel im „Popu laire" über den Moskauer Prozeß doch zumindest die tief gehenden Meinungsverschiedenheiten aufgezeigt hat, di« zwischen den beiden Linksparteien bestehen. Gewisse Par- lamcntskreise sehen einen andauernden Wechsel verschie dener Ministerien voraus bis zu jenem Tag, da die all gemeine Lage derartig schwierig geworden sein werde, daß eine „Regierung des öffentlichen Wohls" unerläßlich werde. Im Lauf des Abends nahm Reichsminister Dr. Goeb bels das Wort zu wichtigen pressepolitischen Fragen, die er als Schirmherr der deutschen Presse vor diesem Kreis von Fachleuten eingehend darlegte. Nach einem Dank an die Presse für die Mithilfe am deutschen Aufbauwerk betonte Dr. Goebbels, wie schwer es gewesen ist, das in der Systemzeit vollkommen ver- loreugegangene Ansehen der deutschen Presse wieder her zustellen. Nirgendwo war, so betonte er u. a„ der de mokratisch-parlamentarisch-jüdische Verfall unseres Gei steslebens so sichtbar in die Erscheinung getreten, als ge rade aus diesem Gebiet. All die vielen Probleme, die uns Reichsminister Dr. Goebbels gab in den Räumen seines Ministeriums einen Empfang für die deutsche Presse. Bei dieser Veranstaltung waren Staatssekretär Reichspressechef Dr. Dietrich, Staatssekretär Hanke, Mini sterialrat Berndt, der Leiter der Presseabteilung, wie auch die Referenten der Abteilung IV, zugegen. Ferner nah men als führende Männer der deutschen Presse teil: der Präsident der Reichspressekammer, Reichsleiter Amann, der Leiter des Reichsverbandes der deutschen Presse, Hauptmann Weiß, die Hauptschriftleiter sämtlicher großer deutscher Zeitungen und einige Berliner Vertreter der Nresse des Neickes Preffearbeit ist Dienst am Volke Empfang im Reichspropagandaministerium 1933 und 1934 noch beschäftigten, ob die Presse das Recht zur schrankenlosen Freiheit besitzt oder nicht, ob es eine absolute Freiheit der Meinung und des Geistes überhaupt gebe oder nicht, ob und warum die Presse ein tönig sei oder nicht, alle die Probleme sind nun längst gelöst. Dr. Goebbels verwies darauf, daß die Journaltsten des Auslandes, die immer wieder betonten, sich einer publizistischen Freiheit zu erfreuen, meist im Dienst ge heimer, jüdischer, freimaurerischer, international-marxi stischer oder kapitalistischer Kreise stehen und sagte, zu den deutschen Journalisten gewandt: Sie dagegen stehen im Auftrag Ihres eigenen Vol kes, und die Arbeit, die Sie tun. ist Dienst an der Nation, sich immer wiederholende Pflichterfüllung an der Ge sundheit, am Wohl, an der Ehre und an der Freiheit deS deutschen Volkes. Er geißelte dann die verwilderten Zustände in einer gewissen ausländischen Presse und stellte fest, daß, wenn hierin keine Aenderung eintret- die Führung des Volkes die deutsche Presse aufrufen werde, um auch ihrerseits polemisch aufzutreten. Er verwahrte sich in die sem Zusammenhang gegen die Behauptung englischer Blätter, daß der Führer versuche, der englischen Presse einen Maulkorb umzuhängen. Niemand wird der engli schen oder der französischen oder der Presse irgendeines anderen Landes verwehren, die deutschen Zustände wahr heitsgemäß zu schildern. Wird aber für diese Art von Hetzpresse die Wahrheit über die deutschen Zustände nicht mehr das ausschlaggebende Element der publizistischen Arbeit, sondern die Lüge, die Verleumdung und die Sensationsmachc, so kann in einer so erhitzten und ver leumderisch entstellten Atmosphäre von Entspannung der Geister überhaupt nicht mehr die Rede sein. Schließlich betonte der Minister, daß die deutschste Schriftleiter nicht mehr im Dienst einer anonymen Macht stehen, die sie selbst nicht kennen. Sie sind geistige Mit- träger des großen Aufbauwerkes unserer Nation und unseres Reiches. Abschließend gab der Minister seiner großen Befrie digung darüber Ausdruck, daß die in den Jahren 1933 und 1934 noch vorhandene Eintönigkeit der deutschen Presse stetig und steigend im Schwinden begriffen sei und daß sich nun wieder freie Individualität, freie geistige Konzeption nach allen Richtungen hin entfalten. Der Minister forderte die Presse auf, auf diesem einmal ein geschlagenen Weg tatkräftig fortzuschreiten. Es gibt ge wisse Augenblicke, vor allem im außenpolitischen Leben einer Nation, in denen es besser ist. zu schweigen als zu reden. Daß die deutsche Presse in zunehmendem Maß eingibt, daß das so sein muß, erfüllt mich und alle meine Mitarbeiter in diesem Haus mit tiefer Freude und Höch- ster Befriedigung. Anschließend verbrachten die Hauptschriftleiter mit den für die Führung der deutschen Presse verantwort- lichen Männern einige Stunden zwanglosen kamerad schaftlichen Beisammenseins. Ein stolzer Gedenktag Bayern feiert die fünfte Wiederkehr des TageS der Machtübernahme Am 9. März 1933 übernahm auch in Bayern eine nationalsozialistische Regierung die Geschicke des Landes. Zur Erinnerung an diesen denkwürdigen Tag fanden in der Hauptstadt der Bewegung und in der Umgebung 45 große Kundgebungen der Partei statt, in denen zusam men mit Männern, die damals führend an der nationalen Erhebung in München und Bayern beteiligt waren, zahl reiche bekannte Parteiredner sprachen.