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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Diele Heilung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis betrügt bei Abholung wöchentlich 5l) gips., bei Lieferung frei Daus VL Rpi. Postbezug monatlich 2.50 NM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. Zeitungsausgabe iür Abholer tüglich 3—6 Uhr nachmittags. Preise und Nachlustsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 4 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bi« vor» 10 Uhr aufzugeben. - Verlag: Mohr L Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann «. Gebrüd» Mohr. Hauptschrtftletter: Walter Mohr. Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann. PulSni^ Verantwortlich iür den Heimatteil. Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; ftk» Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. XII.: 22M Geschäftsstellen: Albertstr aste 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 51« und 5iO Der Pulsnitzer Anzeiger ist kas znr VeröfienIMnng der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast zu Kamenz, der Stadtrates zu Pulsnitz und des Cemcinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts ¬ gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 23 Freitag, den 28. Januar 1838 90. Iahraang Ban Zeelands neuer Plan Wiederbelebung des Welthandels durch internationale Zusammenarbeit Der Bericht des ehemaligen belgischen Ministerpräsi denten van Zeeland, der soeben veröffentlicht wird, be handelt in seinem ersten Teil das Problem, ob es gegen- Ivärtig einen Zweck hat, den internationalen Handel wie derherzustellen. Van Zeeland schildert die Entstehungs geschichte seines Auftrages und stellt fest, dast auch heute «och die Aufrechterhaltung internationaler Beziehungen zum Wohle eines jeden Landes erforderlich ist. Als Er gebnis seiner Besprechungen kommt er dann zu dem Schluß, daß das Problem einer Wiederbelebung des Welthandels nur auf dem Wege einer allgemeinen inter nationalen Zusammenarbeit zu lösen ist. Im zweiten Teil seines Berichtes untersucht van Zeeland die hauptsächlichsten Hemmnisse, die den internationalen Wirt schaftsverkehr behindern. Er erwähnte die Zölle, den indirek ten Protektionismus, die Kontingente sowie die Unsicherheit der Währungen und die Beschränkung des internationalen Kreditverkehrs. Er nennt u. a. noch den Verrechnungsverkehr und die Devisenbewirtschaftungen als maßgebliche Faktoren, die der Entwicklung des internationalen Handels entgegen stehen. Diese Schwierigkeiten sind daraus zurückzuführen, daß die früheren wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den ein zelnen Ländern aus dem Gleichgewicht gekommen sind. Die Beseitigung der Störungen hat also zur Voraussetzung die Wiederherstellung dieses Gleichgewichts. Die Wiederherstellung des Gleichgewichts hänge davon ab. daß die Vergangenheit liquidiert werde, d h. es müsse eine Regelung für die inter nationalen Kapital- und Warenschulden gefunden werden, und ferner müße die Möglichkeit der internationalen Kreditgewäh rung neu geschaffen werden. Der Bank für Internationale Zahlungen weist van Zeeland in diesem Zusammenhang eine besonders unterstützende Rolle zu. Den wichtigsten Teil seiner Ausführungen bildet das Ka pitel III, das fast die Hälfte des ganzen Berichtes umfaßt. Hier betont van Zeeland, die Hauptsache sei, Methoden vorzuschla gen, die mit einiger Aussicht auf Erfolg zur Wiederherstellung des Welthandels führen könnten. Dabei müsse man berück sichtigen, daß die Lösung des Problems nicht nur mit wirt schaftlichen Mitteln erreicht werden könne, da die allgemeinen politischen Verhältnisse in der Welt die Wirtschaftslage in stärkstem Matze beeinflussen. Zurückhaltende Stellung Hulls Washington. Die amerikanische Regierung gab am Don nerstag den vollen Wortlaut des van-Zeelands-Berichtes bekannt. Die Regierung betont jedoch am Kopf der Veröffentlichung, daß der Bericht kein amerikanisches Regierungsdokument sei und sie daher die Verantwortung für die Genauigkeit nicht übernehmen könne. Staatssekretär Hull erklärt, eine flüchtige Prüfung des Berichtes scheine ihm den Eindruck zu geben, daß van Zeeland einen wertvollen Beitrag zu dem Problem geliefert habe, mit dessen Lösung oder Studium er beauftragt war. Er, Hull, müsse sich jedoch seine Stellungnahme Vorbehalten, bis er den Bericht sorgfältig studiert habe. Ander« Regierungsstellen waren in ihr«- Beurteilung noch kühler und bezeichneten die Vorschläge als kaum durchführbar. " Abwartende Haltung auch in Paris Varis. In französischen politischen Kreisen hat man sich zu dem Bericht van Zeelands noch nicht geäußert. Es scheint je doch, als ob man von einem Urteil vorläufig absehen und erst einmal den Widerhall abwarten will, den dieser Bericht in der öffentlichen Meinung der Welt findet, um dann in Kenntnis die ser Faktoren zu der Frag« der Brauchbarkeit dieser wirtschafts politischen Anregungen Stellung zu nehmen. Genf im Zeichen des Verfalles Genf. Die öffentliche Sitzung des Genfer Rates hat das gewohnte klägliche Bild: Man erschöpfte sich in langatmigen Re den, wobei kein ernsthaftes Bemühen zu bemerken war, an die vielen ungelösten, die Welt so schwer belastenden Probleme heranzugehen. Statt dessen wurde von den Hauptverantwort lichen nur der Versuch gemacht, die große Schuld die di? Genfer Liga durch ihre friedens feindliche Hal tung auf sich geladen hat, zu verschleiern. Die Vertreter der Westmächte, Eden und Delbos, waren sichtlich be müht, das ungeheuere Risiko das für die kleins ten Mächte eine Mitgliedschaft in der Genfer Entente birgt, in angenehmerem Licht erschei nen zu lassen. Die Tatsache, daß die genannten Großmächte die wahren Nutznieser des Genfer Ententeshstems sind, läßt sich keineswegs, wie dies beispielsweise Eden tat, dadurch aus der Welt schaffen, da ßman unbekümmert die „idealen Grundsätze" aus der Gründungszeit der Institution erneut auftischt. Eden und Delbos klagten zwar lebhaft über die „Mängel" und „Enttäuschungen" der Genfer Liga, aber sie nahmen sich bei ihren, von Zweckoptimismus geführten Ausführungen nicht die Mühe, irgend einer der tieferen Ursachen dieser „Enttäu schungen" nachzugehen. Eden konnte nur versichern, daß seine Regierung an der Genfer Liga fest halte und sie als das „beste Instrument" an sehe, um den Grund sätzen der internationalen Zusammenarbeit Wirksamkeit zu geben. Auf der gleichen Linie hielten sich auch die Ausführungen des französischen Außenministers Delbos. Angesichts der Rolle, dip Moskau in seinem Bolschewierungsprogramm der Genfer En- rtente zugedacht hat, war es nicht weiter verwunderlich, daß sich der Sowjetjude Litwinow restlich für die Genfer Liga einmetzt« and die Sowiet-Union als den „zuverlässigsten Vorkämpfer der Genfer Liga" bezeichnete! Der polnische Außenminister sprach in seiner Rede voir der „gegenwärtigen Lage, die leider so sehr von den Zielen und Be strebungen abweicht, die der Liga bei ihrer Gründung mitgegsben worden sind". Außenminister Beck legte im übrigen Wert darauf, auf seine kürzlich vor dem polnischen Parlament gehaltene außen politische Rede zu verweisen, in der er die grundsätzlichen Dor- hchalte Polens gegenüber der Genfer Liga gekennzeichnet hatte. Nach Beck sprach der chinesische Vertreter und kritisierte auf das schärfste die Tatsache daß die Liga «in „passiver Zuschauer" ge worden sei. Im weiteren Verlauf der Sitzung, die sich bis in die späten Nachtstunden hinzog, nahmen Vertreter Lettlands, Boliviens, Schwedens. Beligens Perus, Neuseelands und Ecua dors das Wort. Aus den Stellungnahmen der Vertreter der meisten kleineren Mächte kam die Befürchtung zum Ausdruck, ob die Genfer Maschinerie nicht ihre Mitglieder in Komplika tionen hinernziehen könnte, die mit deren Interessen nichts zu tun haben. Es fehlte hier nicht an vielfach sehr kritischen Be merkungen. Eine stürmische Sitzung Faustschlägc und Fußtritte in der belgischen Kammer Sowohl in der belgischen Kammer wie auch im Se nat kam es wieder einmal zu heftigen Tumultszenen und Schlägereien, die die zeitweise Aushebung der Sitzung zur Folge hatten. In der Kammer beschuldigte der rexi- stische Abgeordnete Lerutte den Gesundheilsminister Rou ters und den früheren Verkehrsminister Henry Iaspar, den spanischen Bolschewisten Flugzeuge geliefert zu ha ben. Iaspar bestieg hierauf die Tribüne und erklärte, daß er sich mit den Nexiften in keine Auseinandersetzung einlasse. Als der Abgeordnete seine Beschuldigungen fort setzte. gebrauchte Iaspar ein übles Schimpfwort und stürzte sich wutentbrannt auf ihn, indem er über mehrere Bänke hinwegsprang. Das war das Zeichen zu einer all gemeinen Schlägerei, in der sich Abgeordnete aller Par teien mit Faustschlägen und Fußtritten bearbeiteten. Par lamentsdiener mußten gerufen werden, um die Kämp fenden zu trennen; die Sitzung wurde zeitweise aufge hoben. Auch im Senat kam es während der Aussprache über den Haushalt des Innenministeriums zu unbeschreib lichen Lärmszenen. Sie soziale Förderung des Versbaus! Rcichsarbeitsminister Seldte sprach in Essen. Vor Vertretern der Wirtschaft und Arbeit, besonders oes Bergbaues, machte Neichsarbeitsminister Franz Seldte in Essen grundsätzliche Ausführungen über die Führung der Sozialpolitik im nationalsozialistischen Staat. Ins besondere legte er dar, welche Maßnahmen die Reichs regierung zugunsten des Bergbaues und vor allem der Bergarbeiter seit 1933 getroffen hat. Die wirtschaftliche Gesundung ist weit fortgeschritten, die Produktion ist aus größte Leistungsfähigkeit gebracht und wird ivch weiter entwickelt werden. Damit war die Grundlage ge- Wonnen für die Gesundung und für den Ausbau der Sozial politik. Die Arbeitslosigkeit ist im wesentlichen beseitigt, die Feierschichten haben aufgehört. Der Arbeitsfrieden ist wieder- hergestcllt, denn Streiks und Aussperrungen, die dem Bergbau Millionen von Reichsmark an Schäden verursacht hatten, sind verschwunden, Verbesserungen des Urlaubs gestalte« die Ar' beitsbedingungen günstiger. „Besonders freue ich mich", betonte der Minister, „daß auch der WohnungS- und Sicdlungsbau Fortschritte machen konnte." Im Ruhrlohlenbergbaubczirk sind allein tn den beiden letzten Jahren 5066 Bolkswohnungcn fertiggestellt bzw. be gonnen worden. Auch die Bezahlung der Ferertage bedeutet eine wesentliche Verbesserung des Einkommens. Zur Erleichte rung der Ernährungslage find für den fchwerarbeitcnden Berg mann durch die RcichSrcgierung besondere Maßnahmen znr Siä^rstellung des notwendigen und verbilligten Fettbedarfs durchgesührt worden. Erfolge zeigen auch die Maßnahmen der ReichSregierung auf dem Gebiete des vermehrten Schutzes vor Unfall- und Krankheitsgefühlen im Bergbau. Mit besonderer Sorge verfolgte die Reichsregierung aber die immer bedrohlicher werdende Entwicklung der Berufs oersicherung der Bergarbeiter. Sie unter allen Umständen zu erhalten, war für die Reichsregierung ein selbstverständliches soziales Gebot. Die letzte soziale Großtat für das deutsche Volk, die das Ausbaugcsetz vom 21. Dezember I937 verkündete, brachte eine besonders starke Hilfe für die Arbeitskameradcn des Berg baues. Es war kein leichtes Problem, die für die Sanierung der Pensionsversicherung erforderlichen Mittel zur Deckung eines Fehlbetrages von rund 1,5 Milliarden NM. aufzubrin- gen und gleichzeitig die Leistungen für die Bergarbeiterschaft zu erhöhen und, was ja noch vordringlicher erschien, den Berg mann in seinen hohen Beiträgen zur Sozialversicherung wesentlich zu entlasten. Der Neichsarbeitsminister wies dar auf hin, daß er, um dies alles zu erreichen, die Hilfe aller Be teiligten aufrufen mußte, und daß seinem Rufe alle willig gefolgt sind. In seinen Schlußworten führte der Minister aus, daß für den Bergmann die beste soziale Versorgung gerade gut genug sei und daß nach der Durchführung der letzten Maßnahmen der deutsche Bergbau eine soziale Betreuung aufweise, wie sie in der ganzen Welt ohne Vorbild und Beispiel sei. Wirtschaft und Volk Vom Lehrgang der Kommission für Wirtschaftspolitik. Den 4. Tag des großen Lehrganges der Kommissiorr für Wirtschaftspolitik eröffnete Stabsamtsführer Haupt» amtsleiter Neischlc mit einem Vortrag über die dring» lichstcn Fragen der deutschen Ernährungswirtschast. Er stellte dabei das Problem der Landflucht in den Vorder grund. Die Hereinnahme ausländischer Arbeitskräfte müsse zur Milderung des offenen Bedarfes weiter ver stärkt werden, doch bedeutet dies keine Lösung des Pro blems selbst. Vordringlich sei die Beschaffung von Land arbeiterwohnungen. Der Reichskommissar für die Preisbildung, Gauleiter Wagner, bekannte sich in seinen Ausführungen zu dem Grundsatz: Der Mensch ist der Schöpfer aller Wirtschaft und- diese Wirtschaft ist zweckbestimml. Sie soll nämlich dem Lebew ves Volkes dienen. Die Wirischasls- und Preispolitik müsse beweglich und lebendig bleiben. Sie müsse im übrigen ein ge schlossenes Ganzes sein. So fei die Preispolft-k eine entschei dende Beeinflussung aller wesentlichen winschasilichen Vor-