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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Diel» Zeituny erschein! läglich mil Ausnahme de, lieblichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich SV Rpf.. bei Lieferung frei Haus 65 Rpi. Postbezug monatlich 2.5V RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises, ^eitungsausgabe iür Abholer täglich 3—6 Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 4 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis norm. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschrtftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für den Heimattetl. Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. —D. A. II.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstiaße 2 und Aüolf-Hitler-Stiaße 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist tas zur DercstenHiäung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemcinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 57 Mittwoch, den 9. März 1938 90. Jahrgang Auch Iasoda Widerruft Neuer Zwischenfall in Moskau In dem Moskauer Schauprozeß gegen die 21 ehemaligen Sowjetgrüßen gab es einen neuen sensationellen Zwischenfall. Der seit einigen Monaten eingelerkerte frühere Allgewaltige der GPU., Jagoda, widerrief einen Teil der von ihm in der Vorunlcrsuchung gemachten „Geständnisse". Auch bei dem sofor tigen Eingreifen des SowictstaatsanwaltS Wyschinski blieb Jagoda bei diesem Widerruf. Die Sitzung begann mit der Vernehmung des „Ange klagten" Lewin, des früheren Oberarztes der Kremlklinik, der früher auch einmal auch Leibarzt Jagodas, Gorkis usw. war. Lewin „gesteht", von Jagoda zuerst den Auftrag zur Be- seltiguna des Sohnes Gorkis, Maxim Peschkow. erhalten zu haben. Jagoda habe ihm dabei gedroht, so daß er aus Angst für sein und seiner Familie Leben auf die Mordpläne Jagodas eingegangen sei. Weiter will Lewin von Jagoda im Jahre 1933 mit der Beseitigung Menschenskis, des Vorgängers Ja- «das in der Leitung der GPU., beauftragt worden sein, wozu Jagoda auch den „Angeklagten" Kasakow, den Hausarzt Men- schinskis. durch Drohungen gezwungen haben soll. Vom Staatsanwalt befragt, äußert Jagoda jetzt: „Ich sehe Kasakow zum ersten Male hier!" Jagoda gibt dann zwar zu, die Beseitigung Gorkis und Kuibyjchews emgeleitet zu haben, bestreitet aber die Beseitigung Maxim Peschtows und Men- schinskis. Diese sensationelle Erklärung Jagodas ruft allge meine Bestürzung hervor und Wyschinski steht sich wieder ein mal gezwungen, die übrigen an den „Verbrechen" Jagodas angeblich beteiligten „Angeklagten" als „Zeugen" heranzu- ziehcn Wyschinski verliest dann die Akten der Voruntersuchung, wonach Jagoda während der „Verhöre" in der Voruntersuchung auch die Ermordung Peschkows und Menschinskis auf sich ge- mommen haben soll. Auf die Frage Wyschinskis, warum er während der Voruntersuchung anders ausgesagt habe, antwor- ^let Jagoda mit leiser Stimme: „Ich ersuche den Bürger Staats anwalt. mir die Antwort aus diese Frage zu erlassen!" Oer dritte Motoaustrag Im Jahre 1034 habe, fährt Lewin fort. Jagoda ihm den dritten Mordauftrag gegeben. Und zwar sollte er diesmal Gorki selbst und das Mitglied des Politbüros Kuiby schew „aus dem Wege schaffen", von denen man bereits wisse, daß sie krank seien. Jagoda habe dabei von einer „historischen Notwendigkeit" gesprochen. Als Helfershelfer habe Jagoda Lewin auf die Aerzte Plemiow und Winogradow hingewiesen. Im folgenden gibt Lewin im einzelnen an, ans welche Weise die genannten Aerzte den Tod der vier Opfer herbei- führten. Peschlow sei im angeheiterten Zustand dazu gebracht worden, sich eine Lungenentzündung zu holen <!). Lewin, Plctnjow und Kasakow hätten ihn dann systematisch mit einer Fülle falscher Medikamente, die die Herztätigkeit des Kranken übermäßig anregten, zu Tode kuriert. (An dieser Stelle ersucht Jagoda das Gericht, an Lewin eine Frage stellen zu dürfen, was ihm aber strikt abgelehnt wird.» Menschinski, so fährt Lewin fort, hätten vor allem Kasakow und Plemjow aus dem Gewissen, die durch entsprechende Arz neien eine Angina Pectoris des bereits Schwertranken hervor- gerusen hätten. — In ähnlicher Weise sei auch Kuibyschew von den vier Aerzten zu Tode behandelt worden, indem sie ihm neben anderem heftige Bewegung statt Bettruhe ver ordneten und durch ungeheure Mengen von Medikamenten dabei nachhalfen. Gorki Hai man gleichfalls veranlaßt, sich trotz seiner schwerkranken Lunge übermäßig viel zu bewegen. Bei einem Grippeanfall hätten ihm die „Angeklagten" dann läglich 40 Kampfer spritzen und die stärksten, das Herz angrei- senden Medikamente verabreicht. An den Folgen dieser Be handlung sei auch Gorki gestorben. Lewin beendet seine „Geständnisse" mit dem Hinweis auf den furchtbaren Zwang, unter dem er gehandelt habe. Jagoda bedrohte mich, ich mußte gehorchen. Ich bin ein Arzt, ich verstehe nichts von aller Politik. Jagoda war in meinen Augen der allmächtige Mann. Er drohte, mich und meine Familie zu vernichten. Ich selbst bin ein alter Mann, ich hätte mein eigenes Leben geopfert. Aber ich hänge an meinen Kindern und an meiner Familie. So bin ich auf die Befehle Jagodas eingegangen." Iosada plötzlich wieder «oll geständig Die Abendsitzung im Moskauer Theaierprozeß beginnt mit dem Verhör des früheren Privatsekretärs Jagodas. Bu lanow, der sich als „völlige Kreatur Jagodas" bezeichnet. Er sei von Jagoda, der vor ihm keine seiner Verbrechen verbor gen habe,, in alle Geheimnisse eingeweiht worden. Seit 1931 will Bulanow aus den Gesprächen Jagodas entnommen ha ben, daß dieser der Rechtsopposition angehörte. Im Fall des Ersolgs der Umsturzpläne der Verschwörer habe Jagoda für sich selbst den Posten des Vorsitzenden des Volkskommissaren- rates reservieren wollen, während Bukarin als Generalsekre tär der bolschewistischen Partei, also als Nachsolger Stalins, in Aussicht genommen war. Auf die Zwischensrage Wyschin skis, ob Jagodas Regime, also überhaupt „Faschismus" hätte darstellen sollen, antwortet der willsährige Angeklagte: Ja godas Benehmen deutele daraus hin. Bulanow bezichtigt Jagoda weiter, die Untersuchung in Sachen der Trotzkisten, Sinowjewisten usw. sabotiert zu ha ben, und schildert die Vorbereitung des Giftattentats auf Jeschow. Eine neue Sensation bringt die weitere Vernehmung Jagodas. Er ist jetzt voll geständig, und macht einen müden, zerbrochenen Eindruck. Er erNärt: Ich war Mitglied des Op positionsblocks seit 193l nnd hatte Kenntnis von allen seinen Aktionen. Ich duldete selbst im GPU. Apparat unter meinen nächsten Mitarbeitern deutsche und polnische Spione.. - Jagooa gesteyt ferner, vle Angaven uver vas GM-Atlen- tat aus Jeschow und gibt zu, Geldsummen für Trotzki auS dem GPU.-Fonds weitergeleitet zu haben. Der Gesamtein druck ist, daß Jagoda eher die Rolle des Urhebers der politi schen Verbrechen spielen möchte, die im Austrag des Opposi- tionsblocks begangen wurden. Der Führer empfing Dr. Hoover Der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten in Berlin Der Führer und Reichskanzler empfing den aus seiner Europa-Reise in Berlin cingetrvffencn ehemaligen Präsidenten der Bereinigten Staaten von Amerika, Dr. Herbert Hoover, der von dem amerikanischen Botschaf ter in Berlin, Mr. Wilson, begleitet wurde. Begrüßung bei der Bereinigung Carl Schurz Die Vereinigung Carl Schurz veranstaltete zu Ehren ihres Gastes, des früheren Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Herbert Hoover, im Carl-Schurz- Haus einen Empfang, an dem der amerikanische Botschaf ter Hugh R. Wilson, Reichsbankpräfident Dr. Schacht und zahlreiche führende Vertreter von deutschen Partei- und Staatsdienststellen teilnahmen. Reichsbankprästdeni Dr. Schacht hob insbesondere hervor, daß Präsident Hoover schon frühzeitig den gei stigen Kontakt mit Deutschland gefunden habe. Er ge dachte hierbei insbesondere der deutschen Zusammen arbeit mit Präsident Hoover bei der Sicherstellung der Ernährung der belgischen Bevölkerung während des Weltkrieges. Präsident Hoover habe ferner nach dem Waffenstillstand die Leitung der Hilfsorganisation über nommen, die sich der vom Hunger bedrohten Kinder in Oft- und Mitteleuropa annahm. Aus dem gleichen Ver antwortungsgefühl heraus habe sich Hoover als Präsi dent der Vereinigten Staaten 1931 während der allge meinen Wirtschaftskrise entschlossen, entscheidende Schritte zu unternehmen, um endlich die Weltwirtschaft von den Folgen des Krieges zu befreien nnd den Weg zu einer- internationalen Verständigung zu bahnen. Hieraus sei die unter dem Namen „Hoover-Moratorium" bekannte Aktion entstanden, die in ihren Auswirkungen zu dem Lausanner Abkommen von 1932 und damit zum Ende der Reparationen führte. Präsident Hoover dankte für den herzlichen Empfang, den ihm die Vereinigung Carl Schurz bereitet habe. Aus gehend von seinem Interesse für die technischen Errun genschaften habe er schon frühzeitig eine große Bewun derung für die führende Rolle erhalten, die die deutsche technische Wissenschaft seit hundert Jahren innehabe. Es habe seiner Auffassung von der Notwendigkeit interna tionaler Zusammenarbeit entsprochen, wenn er sich mit allen seinen Kräften für die Wiederherstellung der durch den Krieg unterbrochenen Beziehungen eingesetzt habe. RidbtntiW besucht Lord KM« In London wurde amtlich bekanntgegeben, daß Reichsaußenminlster von Ribbentrop dem englischen Außenminister Lord Halifax einen Besuch abstatten wird. Die englische Abendpresse berichtet von dieser Absicht in größter Aufmachung, zum Teil in ganzseitigen Schlag zeilen auf der ersten Seite. Die Blätter fügen hinzu, daß der Reichsaußenminlster auch den englischen Premier minister sehen werde. Gedenkfeiern für Wilhelm I. Am 9. März, dem 50. Gedenktag des Heimganges Kaiser Wilhelms l., finden bei der Wehrmacht, den Schu len und den Behörden feierliche Veranstaltungen statt, an denen der historischen Bedeutung des alten Kaisers gedacht wird. Im Mausoleum zu Charlottenburg wird ein Ge dächtnisgottesdienst abgehalten. Flottenfchau in Gwinemünde Anläßlich der Frühjahrsübungen eines Teiles der Flotte werden das Panzerschiff „Deutschland", die Kreuzer „Nürnberg", „Leipzig" und „Karlsruhe" sowie mehrere Zerstörer und Geleitboote am 12. und 13. März in Swine münde liegen. Die Möglichkeit zur Besichtigung der Schiffe ist an beiden Tagen in der Zeit von 14—17 Uhr gegeben. Gedächtnisfeier für Dietrich Eckart Alfred Rosenberg spricht in Neumarkt. Am 23. März wird Neumarkt in der Oberpfalz den 70. Geburtstag seines größten Sohnes, des Dichters und Kämpfers Dietrich Eckart, feiern. Alfred Rosenberg wird bei dieser Gelegenheit zum ersten Male im Gau Bayerische Ostmark sprechen. Die festlichen Veranstaltungen werden mit einem Festabend eingeleitet. Am 23. März selbst findet im großen Rathaussaal ein Festakt statt und im Anschluß daran mittags um 12 Uhr die Feier am Denkmal Dietrich Eckarts im Stadtpark, das der Führer vor fünf Jahren eingeweiht bat. Zugzufammensioß in Gowjetspanien 19 Tote. 168 Verletzte. Nach einer Havasmcldung aus Barcelona ereignete sich in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag — wie erst jetzt bekannt wird — auf der Strecke zwischen Lerida und Tarragona ein schweres Eisenbahnunglück. Ei» Schnellzug stieß mit einem Güterzug zusammen, wobei 19 Personen getütet und 168 mehr oder weniger schwer verletzt wurden.