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Amtlicher Teil Freitag, den 18. März 1938, findet im Anwesen des Herrn Bürgermeisters Hommel in Steinborn 11,30 Uhr öffentliche Beratung des Amtshauptmanns mit den Mitgliedern des Bezirksausschusses statt. Zur Beratung stehen die Wertzuwachssteuerordnung für den Bezirk der Umts- Hauptmannschaft Kamenz und die Grunderwerbssteuersrönung für den ^Bezirk der Amtshauptmannschaft Kamenz. , Der Sitzung geht eine Fahrt der Mitglieder des Bezirks ausschusses durch die am 1. April 1938 in den Gutsbezirk Truppenübungsplatz Königsbrück einzugliedernden Gemeinden Dohna Zochau, Krakau, Sella, Bohra und Steinborn voraus. Kamenz, am 14. März 1938. Der Amtshauptmann zu Kamenz. Antwort auf Schuschniggs Verrat Der Führer über die Vorgänge in Oesterreich. Der Führer gewährte dem englischen Sonderbericht erstatter Ward Price im Hotel Weinzinger in Linz eine Unterredung, die die „D ailh Mail" in großer Aufmachung veröffentlicht. Ward Price berichtet zunächst, er habe den Führer gefragt, ob die Ereignisse in Oesterreich irgendwelche A u s- wirkungen auf die beginnenden deutsch-eng- li scheu Besprechungen haben würden. Der Führer ant wortete: „Von unserer Seite nicht im geringsten, und ich hoffe, auch nicht von britischer Seite. Welches Unrecht haben wir irgendeinem fremden Lande zugefügt, wessen Interessen haben wir verletzt, wenn wir mit dem Willen der überwältigenden Mehrheit des österreichischen Volkes, Deutsche zu werden, übereinstimmen?" Auf die Frage, welche Haltung der Führer gegenüber der englisch-französischen Protestnote einnehme, ant wortete Adolf Hitler, er könne einen derartigen Schritt nicht verstehen. „Diese Leute hier sind Deutsche. Eine Protestnote von anderen Ländern über mein Vorgehen in Oesterreich hat nicht mehr Sinn, als eine Note der Reichs regierung sie haben würde, in der gegen die Beziehungen der britischen Regierung zu Irland protestiert würde. Ich versichere Ihnen in aller Aufrichtigkeit, daß ich vor vier Tagen keine Ahnung von alledem hatte, was sich heute hier ereignen sollte, oder daß Oesterreich ein deutsches Land Werden sollte wie Bayern oder Sachsen. Ich habe dies getan, weil ich von Herrn Schuschnigg getäuscht wurde, und Verrat ist etwas, was ich nicht dulden werde. Wenn ich meine Hand und mein Wort in irgendeiner Sache gebe, dann stehe ich dafür auch ein, und ich erwarte von jedem, der mit mir eine Abmachung abschließt, daß er das gleiche tut. Ich hatte mich mit Herrn Schuschnigg darüber ge einigt, daß er seine Unterdrückung der Mehrheit des Volkes in seinem Lande einstellen sollte. Ich befaßte mich mit ihm völlig fair in meiner Reichstagsrede. Ich gab ihm die Gelegenheit, zu sagen: „Ich habe mich mit der Reichs- regierung geeinigt, und ich werde in loyaler Zusammen arbeit die Vereinbarungen durchführen." Statt dessen ver suchte Herr Schuschnigg, diesen Volksentscheid durchzu drücken, den er für sein Land geplant hatte. Zunächst konnte ich die Nachricht gar nicht glauben. Ich schickte einen Abgesandten nach Wien, um festzustellen, ob das wirklich wahr sein könne. Dieser teilte mir mit, daß dies wirklich wahr sei, und daher beschloß ich, sofort zu hsnSstn, und zwar so, daß ich an dem gleichen Tage, an dem Schuschnigg seinen Volksentscheid abhalten wollte, die Ver einigung Oesterreichs mit Deutschland verwirklicht hätte. Diese Vereinigung wird einem anderen, einem natio nalen Volksentscheid unterworfen werden. Sie werden aber das Ergebnis sehen. Es wird eine über wältigende Mehrheit sein wie an der Saar. Hier ist meine Heimat. Lange habe ich darunter gelitten, das Volk, zu dem ich durch Geburt gehöre, unterdrückt und leidend z.u sehen. Mehr als 2000 von ihnen haben ihr Leben gelassen. Viele sind im Gefängnis gewesen. Einige von ihnen sind wegen ihrer politischen Anschauungen und wegen ihres Glaubens an die deutschen Ideale gehängt worden. Eine Minderheit von lO v. H. hat die Mehrheit von 00 v. H. unterdrückt. Dem habe ich ein Ende gesetzt. Ich habe sogar mehr getan. Ich verhinderte, daß die Mehrheit sich an ihren Unter drückern rächte. Ich hoffe, daß die Welt verstehen wird, daß das ei» F r i c d c n s w e r l ist, was ich hier geleistet habe. Wenn ich nicht interveniert und wenn die Schusch nigg-Negierung versucht hätte, ihren Trick Volksentscheid durchzuführen, dann würde es hier eine blutige Revolu tion gegeben haben. Oesterreich Hütte dann sehr gut ein zweites Spanien im Herzen Europas werden können. Ich bin ein Realist. Schauen Sie sich meine Be ziehungen mit Polen an. Ich bin voll bereit, zuzu gestehen, daß Polen — ein Land von 33 Millionen Ein wohnern — einen Ausgang zur See benötigt. Es ist bitter für uns, daß dieser Zugang zur See auf Kosten eines Korridors durch deutsches Gebiet ermöglicht werden muß. Wir aber verstehen, was dies für Polen bedeutet. Unter polnischer Regierung leben Deutsche, und Polen leben unter deutscher Herrschaft. Wenn die beiden Länder sich streiten würden, dann würde jedes Land seine Minder heiten unterdrücken. Es war weitaus besser, durch ein Ab kommen unsere Differenzen zu bereinigen. Ich hoffe, daß alle Nationen an dem, was sich jetzt in Oesterreich ereignet hat, den Unsinn erkennen werden, ihre nationalen M-inderheitenzu unterdrücken. Warten Sie ein bißchen, dann werden Sie sehen, was ich für Oesterreich tun werde. Kommen Sie in vier Jahren hierher zurück, und Sie werden seststcllen, daß die Zahl der österreichischen Arbeitslosen sehr zurückgegangen ist. Sie werden dann sehen, wieviel besser es dann dem österreichischen Volle geht, und wie es glücklicher sein wird." Die Jugend des Führers ruft auch Dich! Keine Junge, kein Mädel soll fehlen! „Es fehlen die -Worte.. Erstes Auslandsecho über den Anschluß Die Wiedervereinigung Oesterreichs mit Deutschland zu einem grotzdeutschcn Reich beherrscht völlig die Welt presse. Heute gibt es kaum eine Zeitung, die nicht seiten lang über Oesterreich berichtet oder sich mit Oesterreich be faßt. In riesigen Schlagzeilen verkünden die Blatter das große Ereignis des Tages, den endgültigen Anschluß. Lange Spalten füllen die Schilderungen über den Ein marsch deutscher Truppen in Oesterreich, ihre Ankunft in Wien, den Besuch des Führers in Linz und die Begeiste rung, mit der der Führer und die deutschen Soldaten überall willkommen geheißen wurden. London: »Endgültig bekehrt' Unter den Schilderungen der Londoner Zeitungen verdient der Wiener Bericht der „Limes" besondere Beachtung. Er versucht, die Ereignisse in Oesterreich sehr eindrucksvoll und anschaulich zu schildern. Zum Eintreffen des Führers in Oester reich, heißt es u a.. wenige Staatsmänner der Geschichte hätten je einen solchen Empfang gekannt. Es fehlen die Worte, um den Jubel zu beschreiben, mit dein Hiller von der Bevölkerung in Linz begrüßt morden sei Aber auch der deutschen Wehr macht sei in Oesterreich ein triumphales Willkomm bereitet worden. Mit Blumen habe man den Weg der ratternden Mo toren und Panzerwagen bestrent. Hätte es Oesterreicher gege ben, die noch am Freitag gegen Hitler gewesen seien, so hätten sie sich entweder versteckt oder sie seien gestern und vorgestern endgültig bekehrt worden. Selbst in den Tagen des österreichischen Kaiserreiches habe das Land solche Freuden- szenen nicht gekannt. Der kommende Volksentscheid werde Hit ler die gesamte Zustimmung Oesterreichs bringen. Paris: »Oer Anschluß Tatsache!" „Der 13. März ist ein historischer Tag, den man festhalten muß . .!" — „Der Anschluß ist Tatsache!" — diese Sätze ziehen sich wie ein Leitmotiv durch zahlreiche Pariser Blätter. In ausführlichen Berichten heben die Sonderberichterstatter die stürmische Begeisterung hervor, mit der die Deutschen in Oesterreich ihren Führer und seine Manner und Soldaten be grüßen und sich so eindeutig zuni Nationalsozialismus beken nen. Trotz dieser Berichte geben sich die Meinungsmacher in Paris die redlichste Mühe, dieses Bekenntnis der Oesterreicher zu ihrem Deutschtum und zum Führer zu ignorieren, wobei sie auf die komischsten Einfülle kommen. „Petit P a r i s i e n" schreibt: Seil Sonntagabend ist Oesterreich ein Bestandteil des Dritten Reiches. Der Anschluß ist nicht nur Tatsache, sondern sogar schon durch Gesetz be- krästigt. Das österreichische Heer ist durch Verfügung des Füh rers in die deutsche Wehrmacht eingegliedert, und Oesterreichs Soldaten werden unverzüglich auf den Führer vereidigt Der begeisterte Empfang des Führers in Oesterreich, die Schnellig keit, mit der sich der Einzug der reichsdeutschen Truppen bis Wien hin abrollte und vor allem die Tatenlosigkeit der am Schicksal Oesterreichs interessierten Mächte haben den Kanzler ermutigt, schnell zu handeln und alles aus einmal zu machen. Rom: Sichere Freundschaft Italiens Die weltgeschichtlichen Ereignisse in Oesterreich beherrschen vollkommen das Bild der römischen Presse, die unter Ueber- fchristen wie „Ein Volk, ein Reich, ein Führer", „Oesterreich begrüßt die Proklamation des Anschlusses mit ungeheurem Jubel", erschien. In spaltenlangen Berichten wird die „trium phale Fahrt" des Führers durch seine engere Heimat geschil dert. Unter der Ueberschrift „Reue Geschichte" betont „Mes- saggero", ganz Oesterreich habe, geschart um den Führer, der in sein Heimatland zurückkehrt, unvergeßliche Stunden erlebt. In den Ereignissen müsse man vor allem die endgültige Liquidie rung von Versailles sehen. Was Italiens Haltung betreffe, so habe sie im gesamten deutschen Volk, im Reich wie in Oester reich, allgemeine Begeisterung ausgelöst. Das in seiner Kürze doch so beredte Telegramm des Führers an den Duce bringe nicht nur seine Dankbarkeit, sondern eine liefe Ergriffenheit zum Ausdruck. Es finde aber auch in der Rede von General feldmarschall Göring ein Kommentar von beispielloser Ueber- zeugungskraft. „Italiens Freundschaft", so betont das Blatt, „ist eine jener sicheren Freundschaften, aus die man unter allen Umständen sicher zählen kann." Belgrad: Auch ein Sieg für Jugoslawien Alle Belgrader Blätter verweisen darauf, daß Jugoslawien jetzt an seiner 323,7 Kilometer langen Grenze mit Deutschland 75 Millionen Freunde stehen habe. Die führende Wirtschafts zeitung „Jugoflovenski Lloyd" schreibt: „Wir wissen genau, daß es ohne die Liquidierung des bisherigen Oesterreich weder eine Liquidierung der Habsburger Frage noch jener internatio nalen Jntriaantenküche «ab. die bis gestern noch Unfrieden in Europa gestiftet hat. Ein großer Trumps wurde jener Diplo matie aus der Hand genommen, die Oesterreich und Habsburg zusammenführen und auf uns damit einen Druck ausüben wollte. Es ist deshalb zugleich ein Sieg für Jugoslawien." Brüssel: »S1. Germain keine Existenzberechtigung" Die belgische Presse hebt hervor, daß der Anschluß in einem „s ch w i n d e l e r r e g e n d e n Rhythmus" vollzogen worden sei Der flämische „Courant" erklärt, daß heute das eingetreten sei, was natürlicherweise schon unmittelbar nach dem Kriege hätte geschehen sollen. Das durch das Diktat von St. Germain geschaffene Oesterreich habe keine Existenz berechtigung gehabt, und die Natur komme jetzt in ihr Recht zurück. Man könne es nicht leugnen, daß das ganze Volk Oesterreichs sich eins fühle mit dem deutschen Volke. Warschau. »Zn 20 Mmuten" Die Ereignisse in Oesterreich bilden das beherrschende Thema der polnischen Presse. Das Militärblatt „Polska Zbrojna" veröffentlicht eine Schilderung seines Wiener Bericht erstatters über die entscheidenden Stunden des Umbruches in Oesterreich. Die Stadl Wien habe ihr Gesicht in kürzester Frist verändert. Eben wurden noch von einigen Lastwagen herunter Flugblätter für das Schuschnigg-Oesterreich verteilt, und 20 Minuten später waren die Nationalsozialisten schon die un eingeschränkten Herren der Stadt Die Exaktheit der Organi sation sei herrlich gewesen und die Präzision der Durchführung einfach meisterhaft. Der Enthusiasmus Wiens sei un beschreiblich gewesen. Die Gefühle der Nation hätten sich be freit. Oesterreich habe sein eigentliches Angesicht wieder gewonnen. Prag: „Eine familiäre Angelegenheit" Sämtliche tschechischen Zeitungen erklären, die große ge schichtliche Tatsache sei als unabänderlich anzusehen, daß nach Jahrhunderten die deutsche Ostmark wiedergeboren wurde. Die territorialen Bestimmungen der Friedensverträge seien gefal len. Es handele sich hier jedoch um „innere Angelegenheiten des deutschen Volkes". Sogar das tschechisch-marxistische „Pravo Lidu" betont, England und Frankreich würden sich auf einen entschiedenen diplomatischen Schritt beschränken, weil es sich sozusagen um eine familiäre Angelegenheit handele. Es habe sich nichts zu Ungunsten der Tschechoslowakei dadurch verändert, daß der Anschluß vollzogen sei. In Olmütz sprach am Sonntag der Minister für Natio- nalverteidigung, Machnik. Er erklärte u. a., daß die Situa tion der tschechoslowakischen Republik in jeder Richtung fest und von den letzten Ereignissen in keiner Weise betroffen sei. „Mil aufrichtiger Beruhigung kann ich Ihnen hier Mitteilen, daß an irgendeine Bedrohung unserer Sicherheit auch nur von Ferne niemand denkt." Auch Amerika war Zeuge Amerika, das durch Meer und Land von Mitteleuropa weit entfernt ist, ist trotzdem bemüht, aus der Fülle der sen sationellen Meldungen sich ein einigermaßen klares Bild über die Entwicklung in Oesterreich zu bilden. So hörte man hier drei Rundfunkreportagen aus Oesterreich, die ohne Uebertrei- bung als klassisch bezeichnet werden können. Es sprach der Europavertreter der „National Broadcasting Company". Dr. Jordan. Dabei übertrug er auch die Linzer Rede des Füh rers. der er sofort die vollkommen richtige Uebersetzunq der Rede anschlotz, und er hob hervor, daß in Wien Feiertagsstim mung herrsche, daß die deutschen Soldaten von den Wienern sreudigst begrüßt wurden, in allen Orten und Dörsern, die der Führer berührte, sei seine Fahrt durch den stürmi schen Jubel und die begeisterte Menge so aufgehalten worden, daß der Führer zeitweise nur einen Zoll in der Minute vor wärts kam. Alle drei Reportagen wurden von über 70 Sendern in ganz Amerika verbreitet, denen außerdem noch zahlreiche Kurz wellensender angeschlossen waren. Man kann sagen, daß dies endlich einmal ein Beispiel von „internationaler Wahrheits forschung" gewesen ist, wie sie der Führer in seiner Linzer Rede forderte. Die gesamte amerikanische Presse schildert in Berichten die Triumphfahrt des Führers durch Oesterreich und beschreibt dabei ebenfalls die Begeisterungsstürme der Bevölkerung. Sie gibt dabei ihrer Ueberzeuaung Ausdruck, daß die bevorstehende Volksabstimmung einwandfrei im Sinne der nationalsozialt- fchen Staatsführung ausfallen wird. Ueberwiegend wird die Presse der welthistorischen Bedeutung der Ereignisse in Oester reich durch eine wahrheitsgetreue Berichterstattung gerecht. Die „New-Dorker Staatszeitung" sagt in ihrem Artikel, in Oester reich sei nicht der Einbruch einer fremden Macht in ein Aus land erfolgt, sondern die Einsügung eines Teiles der deutschen Nation in den deutschen Volksstaat. Den Tatsachen ins Auge sehen Chamberlain vor dem Unterhaus Vor dem Unterhaus gab der Premierminister Cham berlain einen kurzen geschichtlichen Rückblick auf die Ereig nisse der letzten Tage und die von Schuschnigg seinerzeit betriebene eigentümliche „Volksabstimmung", der von einer auffallend geringen Kenntnis der Entwicklung zeugte und daher außerordentlich einseitig war. Er schilderte hierauf die verschiedenen Proteste der britischen Regierung und verlas sodann im Wortlaut die Zurückweisung der englischen Protestnote. Im Anschluß hieran stellte er fest, daß er es zurückweisen müsse, wenn behauptet werde, daß die britische Regierung sich nicht innerhalb ihrer Rechte gehalten habe, wenn sie sich an der Unabhängig keit Oesterreichs interessiert habe. Während des gesamten Verlaufes der Ereignisse sei die britische Regierung in engster Fühlung mit der französischen Regelung geblie ben. Er wies sodann die Gerüchte zurück, daß die bri tische Negierung der Absorbierung Oesterreichs durch Deutschland ihre Zustimmung gegeben oder diese ermu tigt habe. Diese Gerüchte seien gänzlich unbegründet. Leidenschaftliche Handlungen, wie sie Oesterreich eben er lebt habe, mißbillige die britische Regierung, wie sie solche immer gemißbilligt habe. Mit einem Ton der Befriedi gung bezeichnete Chamberlain das deutsch-tschechoslowa kische Verhältnis als korrekt. Der Premierminister wiederholte dann, daß Großbri tannien mit der französischen und italienischen Negierung zur Konsultation verpflichtet gewesen sei, falls eine Hand lung begangen werde, welche die österreichische Unabhän gigkeit berühre. Dieser Verpflichtung sei Großbritannien voll nachgekommen. Als Ergebnis dieser Konsultation habe die französische Negierung einen ähnlichen Protest in Berlin abgegeben wie die britische. Von der italieni schen Regierung habe die britische Regierung keinerlei Mitteilung ihrer Ansichten erhalten, jedoch wurde die Ansicht der italienischen Regierung in den Pressemittei lungen mit großer Präzision zum Ausdruck gebracht. Wörtlich erklärte Chamberlain dann: „Wenn man die kürzlichen Ereignisse beurteilen will, ist es notwendig, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen. Wie wir sie auch immer beurteilen mögen und wie wir auch immer erwar ten mögen, daß sie auf die internationale Lage wirken werden, wie sie heute vorhanden ist, die harte Tatsache ist — und von dieser Wahrheit kann sich jedes Mitglied des Hauses selbst überzeugen —, daß nichts diese Hand lung Deutschlands aufgehalten haben würde, es sei denn, daß wir und andere bereit gewesen wären, Gewalt anzu wenden, um sie zu verhindern." Sie können von der britischen Regierung nicht gleich mütig und gleichgültig angesehen werden. Das unmittel bare Ergebnis müsse eine Intensivierung des Gefühls der Ungewißheit und Unsicherheit in Europa sein. Es sei jedoch kein Augenblick für hastige Entscheidun gen oder für unbedachte Worte. Man müsse die neue Lage klar und mit kalter Beurteilung anschen. Er habe es immer klargemackst, daß das britische Ver teidigungsprogramm flexibel sei und daß es zu jeder Zeit im Lichte irgendeiner internationalen Richtung revi diert werden würde. Es würde eitel sein, wenn man vor geben würde, daß die kürzlichen Ereignisse nicht der Wech sel der Lage seien, an den er dabei gedacht habe. Jnfolge- 'dessen habe sich die britische Negierung entschlossen, eine neue Ueberprüfung zu veranstalten, und nach angemessener Zeit werde sie ankündigen, was für weitere Schritte sie für notwendig halte. Im Anschluß an die Erklärung Neville Chamber lains fand eine Aussprache über die österreichischen Vor gänge im Unterhaus statt. Der Führer der Opposition, Attlee, stellte dabei eine Verschlechterung der europäischen