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Kolonien veoemen Devilenerlparnts Neichsbankprüsidcnt Dr. Schacht, dessen genialer Konzep tion das neue deutsche Geld- und Kreditsystem und der „Neke Plan" zu verdanken sind, der überhaupt erst die neuen Mög lichkeiten für den deutschen Handels- und Zahlungsverkehr mit dem Auslande geschaffen hat, hat in seiner Rede aus der Leipziger Frühjahrsmesse 1935 daraus hingewiesen, oatz daS Transferproölem unendlich viel leichter sein würde, wenn Deutschland Kolonien hätte, weil es einen erheblichen Teel seiner Rohstoffe, die es heute in ausländischer Valuta bezah len muß, im Rahmen seines eigenen Währungbereiches er zeugen könnte. Die Schätzungen von Sachverständigen lauten dahin, daß Deutschland bei Rückempfang seiner Kolonien schon in der nächsten Zeit mit einer Devisenerfparnis von 200 Mil lionen NM. Pro Jahr rechnen könnte, und daß diese Summe sich im Laufe der Jahre auf 509—600 Millionen RM. erhöhen würde. Es kommt aber nicht allein auf die Produkte aus den Kolonien au, sondern auf die Schaffung neuer Produktions grundlagen durch die Kolonien. Und eine „offene Tür", die ein anderer wieder zuschlagen kann, nützt dem deutschen Volke auch nichts! Die Wiedererlangung der Kolonien ist also für Deutschland eine Frage der nationalen Ehre! Nachdem der Nationalsozialismus die Mmverwerngrens- komplere des deutschen Volkes aus der Nachkriegszeit beseitigt hat, müssen aus dieser Tatsache ebenso wie bei der Kolonial frage auch bei der Schuldregulierungssraae die notwendigen Konsequenzen gezogen werden. Die staatlich garantierten deut schen Ausländsanleihen haben heute einen Kursstand und einen Zinsfuß, der für das nationalsozialistische Deutschland unwür dig ist und seinem Prestige Schaden zufttgen muß. Wir wol len und brauchen keine neuen Staatsanleihen im Auslande, aber wir müssen hinsichtlich der bestehenden Anleihen ein Arrangement finden, das der politischen und wirtschaftlichen Lage des nationalsozialistischen Deutschlands Rechnung trägt und für die Anleihebesitzer bestimmt kein neues Risiko einzu schließen braucht, dafür aber — auch hier unter Anerkennung eines Zustandes — der nun einmal nicht mehr wegdiskutiert und auch nicht geändert werden kann — stabile und natürliche Verhältnisse schafft. Von der Schuldregulierungsfrage hängt schließlich der Wert der deutschen Währung im Auslande ab, und auch dieser Wert mutz wie alle deutschen Werte neu be wertet werden. Die deutsche Wirtschaft ist unter nationalsozialistischer Füh rung aus eigener Kraft, ohne Hilfe des Auslandes gerettet und zu neuer Blüte emporgeführt worden. Auch bei der Wiederherstellung einer gesunden und starken deutschen Außen wirtschaft werden wir auf unsere eigenen Talente und Ar< beitsenergien, auf unseren eigenen Fleitz und unsere eigenen Willenskräfte angewiesen sein. Denn auch hier gilt w ^r- »ll das Wort: Deutschland kann nur durch Deutschland grotz und stark werden. Die Ausführungen des Ministers, die an ihren bedeut samsten Stellen immer wieder mit stärkstem Beifall ausge nommen wurden, fanden zum Schluß langanhaltende Zu stimmung der festlichen Versammlung. Mit einem drei fachen Sieg-Heil auf den Führer schloß Vizepräsident Fichte die Eröfsnungskundgebung der Leipziger Frühjahrsmesse 1938. Die Lieder der Nation gaben ihr den Ausklang. DK Wünsche der Führers Der Führer und Reichskanzler hat aus Anlaß der Er öffnung der Leipziger Frühjahrsmesse 1938 folgendes Tele gramm gesandt: „Der heute beginnenden Reichsmesse in Leipzig sende ich meine besten Wünsche. Möge sie dazu beitragen, die Weltgeltung deutscher Erzeugnisse zu steigern und den friedlichen Güteraustausch zwischen den Völkern zu fördern." Reichsminister Dr. Goebbels spricht in seinem Telegramm den Wunsch aus, daß die Frühjahrsmesse 1938 ein Meilenstein auf dem Wege der deutschen Volkswirt schaft zur weiteren Entfaltung und Blüte sein soll. Weitere Telegramme zur Eröffnung der Leipziger Frühjahrsmesse sandten unter anderen Reichsaußen minister von Ribbentrop, Reichsfinanzminister Graf Schwerin von Krosigk, der Reichs- und Preußische Innen minister Dr. Frick, Reichspostminister Ohnesorge, der Reichs- und Preußische Verkehrsminister Dr. Dorpmüller und der Präsident des Werberates der deutschen Wirtschaft, Reickard. Ungarns Ausbauprogramm Daranyi: Die Judenfrage mutz gelöst werden. Der ungarische Ministerpräsident Daranyi gab in einer Versammlung der Regierungspartei in Raab das sachliche Aufbauprogramm seiner Regierung bekannt und nahm hierbei eingehend zu den grundsätzlichen innen- und außenpolitischen Problemen Stellung. Im Laufe seiner Rede machte Ministerpräsident Daranyi davon Mitteilung, daß die Regierung ein inne res Aufbauprogramm in einer Gesamthöhe von einer Milliarde Pengö vorbereite. Der größere Teil werde dem Ausbau der Landesverteidigung dienen. Die Regierung sei entschlossen, die Linie des Fortschritts entsprechend der nationalen Kraft der Verfassung weiter einzuhalten und betrachte eine rechtsgerichtete Aufbaupolitik als allein erfolgverheitzend. Die Staatsführung werde allen Bestrebungen, die, fei es offen oder im geheimen, dem Bolschewismus Vor- spanndicnste leisten wollten, auf das schärfste und ent schiedenste entgegentreten. Der Bolschewismus suche häufig im getarnten Gewände seine verheerende Arbeit zu verrichten. Die Regierung werde aber seine Ptraten- jflagge nirgends und niemals anerkennen. Das Wesen der Judenfrage bestehe darin, daß die Juden in Ungarn in gewissen Zweigen des wirtschaft lichen Lebens eine unverhältnismäßig große Nolle spielen. Die Ansammlung von Juden in der Stadt, vor allem in der Hauptstadt Budapest, trete im kulturellen und wirt schaftlichen Leben der Nation in einer Weise zutage, die mit den Lebensbestrebungen des Ungartums nicht im Einklang stehe. Es müsse daher eine gerechte Lage geschaffen werden, hie das bestehende soziale Mißverhältnis abschaffe und den Einfluß des Judentums auf kulturellen und sonstigen Gebieten des nationalen LebenS auf das gehörige Matz turücklckraube. Oesterreichs deutscher Weg Rede des Innenministers Seyß-Jnquart Vor über 5VV nationalsozialistischen Vertrauens männern Obcrösterreichs hielt Innenminister Dr. Sey tz- Jnguart in Linz im historischen Redoutensaal eine groß angelegte Rede, in der er die innerpolitischc Lage Oesterreichs sowie die Beziehungen zum Reich seit der Besprechung in Berchtesgaden aufzeichnetc sowie Wege z und Ziele der künftigen Entwicklung umriß. Der Minister führte dabei, immer wieder von stür mischen Sieg-Heil-Rufen unterbrochen, aus: „Wo sind wir und wo stehen wir? Wir sind Deutsche, ebenso auch Oesterreicher und stehen auf österreichischem Boden. Oesterreich ist die Ostmark des deutschen Volkes im Alpen- und Donauraum. Als erstes steht der geeinte deutsche Stamm, vorgeschoben aus den alten Stammeskörpern hatte der deutsche Volksteil in Oesterreich vorerst den Kern zu schützen. Dann aber erwuchs ihm die Ausgabe, den Alpen- und deutschen Donauraum zur deutschen Mitte hin zu organi sieren. Oesterreich wurde ein kleiner Staat, blieb losgetrennt vom Kernstaat, doch geblieben ist ihm seine große Ausgabe. Oesterreich ist deutsch und nur deut^ch. Im Sinne seiner Verfassung, bekräftigt durch die Ver träge vom 11. Juli 1936 und 12. Februar 1938, ist Oesterreich frei und unabhängig. Wir gründen unser selbständiges Dasein nicht auf die Friedensverträge. Diese Ver träge als Rechtsgrundlage für Oesterreichs Unabhängigkeit an- zusehen, lehnt das deutsche Volk in Oesterreich einmütig ab. Für uns bedeutet die österreichische Unabhängigkeit die freie Entschließung, das freie Selbstbestimmungsrccht aus eigener Kraft. Wir wissen um die guten Freundschaften, die wir in der Welt haben, und sind entschlossen, die ebenso fest zuhalten. Die österreichische Unabhängigkeit ruht in der Ga rantie des deutschen Volkes. Im deutschen Volk stellen die Staatsvcrträge vom 11. Juli und 12. Februar und die Er klärung des Führers und Reichskanzlers den Sachverhalt völlig klar. Die Oesterreicher gehen ihren politischen Weg ohne Einmischung von Partei- und Reichsstellen in der klaren und unerschütterlichen Gewißheit, daß das deutsche Volk in Oester reich nur einen deutschen Weg gehen wird. Daß dieser Weg ein Volksdeutscher Weg ist, ist klar. Ueber alle staatlichen Grenzen, die ihre historische Begründung haben, hinweg fühlen und wissen wir um die Gemeinschaft des deutschen Volkes. Das geistige Volksdeutsche Reich ist heute bereits Tatsache, nicht nur eine kulturelle und geistige, sondern auch eine Tatsache von politischer Be deutung. Und dieses Volksdeutsche Reich des gemeinsamen Schicksals, der gemeinsamen kulturellen Leistung, aber auch des eigenen inneren Aufbaues bleibt unser Ziel." zugeyortgleu zum Geiaunvmr „Wir stehen in der Grenzmark. Hier kann es nur eine Parole geben, die zum Schutz und zur Auswirkung der viel fältigen Kräfte des bodenständigen Volkstums. Mag auch die Einstellung Variationen haben, die der Eigenart und dem Werden unseres Volkes in Oesterreich entsprechen, in einer Frage herrscht völlige Klarheit: das politische Gewissen fordert immer das tatbereite Bewußtsein der Zugehörigkeit zum Gc- samtvolk." Dr. Seyß-Jnquart ging dann auf die konkreten politischen Fragen ein, die für Oesterreich jetzt im Vordergrund stehen. Er erklärte zur Staatsform, daß diese Frage nicht dringlich sei und daß sie nur im Rahmen des gesamtdeutschen Schick sals eine erfolgreiche Lösung finden könne. Er bekannte sich weiter zum positiven Tatchristentum und erklärte, daß wei tere Versuche, Glauben mit Politik zu verbinden, nicht dazu verführen dürften, Glauben mit Politik zu bekämpfen. Ueber den Weg, der nunmehr für die nationalsozialistisch eingestellte Bevölkerung Oesterreichs zu beschreiten sei, sagte er, daß nun- mehr volle politische und weltanschauliche Frei heit und Gleichberechtigung bestehe. Parteipolitische Organi sationen seien nicht erlaubt. „Es kommt nun darauf an", fuhr er wörtlich fort, „daß dis Natinnalkorialisten sicb aus dem Baden deä 6t e k e N e 8 be ¬ tätigen, ihre Bürgerrechte aüsüben, sich zu erlaubten Organi sationen vereinigen, an bestehenden Organisationen teilneh men und schließlich durch berufliche und öffentliche Leistungen für ihre Auffassung eintreten und sie verwirklichen. Daß ihnen diese Möglichkeiten eingeräumt werden, dafür habe ich zu bür gen, daß Sie sich daran halten, dafür bürgen Sie mir." Jede verbotene Tätigkeit sei in Zukunft einzustellen. Der österreichische Nationalsozialist werde seinen Anschau ungen leben und sie im Rahmen der Vaterländischen Front und aller übrigen österreichischen Einrichtungen aus dem Boden der Verfassung verwirklichen können. Die politische Gleichstellung aller Gruppen im Staate bedeutet Mitverant wortung und Mitbestimmung für alle, die sich zu den Grund lagen dieses Staates bekennen. Dieser Grundsatz wird zur Neubesetzung öffentlicher Stellen führen. Der Bundeskanzler hat die Landeshauptleute beauftragt, im Wege der Front unter besonderer Heranziehung des Volks politischen Referats Besprechungen einzuleiten, die die ver schiedenen ergänzenden Neu- und Umbesetzungen der Gemeinde- und Landtage, sowie in den Landesregie rungen und allfälligen anderen öffentlichen Einrichtungen und Körperschaften zum Ziele haben. Diese Maßnahmen beginnen sofort. Sie haben in den letzten Tagen schön begonnen. Jede Benachteiligung der nationalen Vereine und Ver anstaltung wird in Zukunft unterbleiben oder, soweit sie noch besteht, aufgehoben. Dasselbe gilt auf dem Gebiete der Presse. Die nationalen Vereine sind zu legaler Tätigkeit voll zugelassen. Das betrifft insbesondere den Deutschen Turner bund und den Deutschen Schulverein Südmark. In seinen weiteren Ausführungen ging Dr. Seyß-Jnquart auf die Armee'ein und forderte jeden Nationalsozialisten aus, in die Armee einzutreten und in ihr zum besten Soldaten Oesterreichs zu werden. Jede politische Betätigung in der Armee habe zu unterbleiben. Das treffe sowohl für die legitimistische wie für die nationalsozialistische Betätigung zu. Er forderte die Nationalsozialisten weiter auf, sich sür den Dienst für Volk und Vaterland vorzubereiten. Allen Arbeitswilligen, fuhr er weiter fort, müsse Arbeit und Brot geschaffen werden. Der unterschiedslose Zugang zum Arbeitsplatz sei nunmehr absolut sichergestellt. Mergruß und halentteuz Zum Tragen der Abzeichen sagte er, daß ihm der Frontführer und Bundeskanzler Dr. Schuschnigg erklärt habe, es werde eine Zeit kommen, wo eine Behinderung für Gruß, Lied und Abzeichen nicht mehr vorhanden sein werde, und zwar dann, wenn Gruß, Lied und Abzeichen nicht mehr die Tendenz des Protestes gegen Staat oder Staatsführung an sich trügen. Der W o r t g r u ß „H e i l H i tl e r" sei als üblicher Gruß nicht zu beanstanden. In Aemtern, vor Behörden, vor Dienststellen der Vaterländischen Front und in Schulen ist er unzulässig. Der stumme deutsche Gruß durch Erheben der ausgestreckten rechten Hand ist in gleicher Weise wie der Wortgruß „Heil Hitler" zulässig. Das Deutschlandlied darf bei feierlichen Veranstaltungen gesungen werden, wenn zuerst die erste Strophe der Bundeshymne von Ottokar Kern stock gesungen worden ist. Für das Horst-Wessel-Lied würden dieselben Bestimmungen wie für die Hymnen aller ausländischen Staaten gelten. Das Hissen der Flaggen unterliegt den allgemeinen Flaggenvorschriften. Bei besonderen Anlässen kann auf Grund behördlicher Anordnung neben der österreichischen Flagge auch die Hakenkreuzflagge gezeigt werden. Das Tragen von Hakenkreuzabzeichen bedarf besonderer behördlicher Be willigung. Den nationalen Vereinen wird es wieder gestattet werden, das Hakenkreuz in ihre Vereinsabzeichen aufzu nehmen. Das Tragen parteipolitischer Abzeichen ist nunmehr für reichsdeutsche Staatsangehörige frei. Für Oesterreicher ist es nicht gestattet. Der Innenminister schloß seine Ausführungen mit einem Dank an den Bundeskanzler Dr. Schuschnigg, dem er erklärte, offen und vorbehaltlos folgen zu wollen. Der Weg sei schwer, aber das Ziel sei groß. Das Ziel stehe im restlosen Zu sammenstehen der beiden Staaten für das deutsche Volk. Wacht Frankreich auf? Entsetztes französisches Presse-Echo zum Moskauer Schauprozeß Paris. Auch am Sonntag widmen die Zeitungen dem Moskauer Prozeß spaltenlange Berichte und halten mit ihrem Abscheu vor den sowjetrussischen Justizmethoden nicht zurück. Außer der kommunistischen „Humanste" findet keine Zeitung den Mut ,dieser Tragikkomödie zuzustimmen. Im Gegenteil, es meh ren sich die Stimmen, die sich aus Enttäuschung über den roten Bundesgenossen Frankreichs oder aus endlich geweckter Klarsicht von dem ftanzösisch-sowjjetrussischen »Pakt nichts mehr ve!r- sprechen. Der Berliner Berichterstatter des „Journal", Georges Blum, schildert ausführlich die Stimmen der deutschen Presse. Vor allem eine deutsche Karikatur, die Stalin mit dem Henkerbeil vor Sowjetwürdenträgern, deren Köpf« am Boden liegen, dar stellt, daneben Marianne mit vor Entsetzen gesträubten Haaren einen Volksfrontmann fragen: „Sind das unsere Freunde!" „Was soll man darauf antworten?" fragt Geor ges Blum. „Es gibt in Frankreich und anderswo Leute, die ihrje höchste Intelligenz in den Dienst eines Bündnisses mit jener Macht stellen, deren Minister. Generäle und Botschafter, einer nach dem-anderen, wegen Verrats, Spionage oder wegen son stiger Verbrechen hingerichtet werden. „Was sind die Verbündeten Frankreichs", so rufen die Berliner Zeitungen aus ,die überrascht find, daß diese Offensichtlichkeit uns Franzosen noch nicht in die Augen gesprun gen ist." Der „Journal" spricht in Zusammenhang mit dem Theater prozeß von einem Meisterschaftskampf an „spontanen Geständ nissen." Aehnlich urteilt der „Jour": „Der Irrsinn der spontanen Geständnisse im Moskauer Prozeß geht weiter." In London sei man, so schreibt der „Jour" weiter, über die Berichte Rakowskis bezüglich des Intelligenze Service mehr belustigt als empört. In der englischen Hauptstadt sei, wie in der ganzen Welt, der Ekel auf seinem Höhepunkt angelangt, während man sich in Mutmaßungen ergehe über die im Lubjanka-Gefängnis ange wandten Methoden, di« die Angeklagten zu derartigen „Ent hüllungen" bringen können. Der „Figaro" schreibt, die Monotonie der Geständnisse werd« etwas unterbrochen dadurch, daß die Angeklagten ausländische Persönlichkeiten in Frankreich und in England als „Komplizen" beschuldigen zu können glaubten. Ihr Bericht habe die Unwahr scheinlichkeit auf ihren Gipfel getrieben. Doch würden hierdurch wohl recht vielen bolschewistischen Leuten in Europa und Amerika die Augen geöffnet. Durch die von allen Seiten regnenden De mentis werde die Stalin-Justiz noch mehr in Mißkredit geraten. Andererseits nimmt der „Figaro" den Geständnissen der An geklagten über Bauernaufstände, Viehherdenvernichtung, Eier knappheit usw. große Vedeutnng bei, weil hier erstmals Ent hüllungen über die wahre innere Lage in Sowjetrußland ge macht würden. Doch seien die Angeklagten nicht mehr oder we niger schuldig als Stalin selbst. In der „Action Francaise" meint Leon Daidet sarkastisch: „Ich bin gespannt, was die Anhänger des sowjetrussischen .Paktes und besonders Herr Herriot über dies alles denken werden." Pierre Dominique in der „Republique" schreibt zu dem Moskauer Prozeß: „Entweder das was die Angeklagten gestehen ist wahr, oder, es ist nicht wahr. Wenn es wahr istHann ist Sowjetrußland vollständig verfault, oder all das, was die An geklagten unter der Wirkung von moralischen oder physi schen Martern ansspeien, ist alles falsch. Dann muß man sich fragen, was von der Sowjetmacht zu halten ist; entweder Sout- jetrnßland ist das Mittelalter mit Einschluß der Inquisition oder aber es ist Verfaultheit, vor der man sich hüten muß. Dominique wendet sich vor allem gegen die Versuche des kommunistischen Se nators Cachin, den französischen Lesern Vertrauen in die Sowjet« justiz aufzuschwätzen und schließt folgendermaßen: „Sowjetrußland ist der Sitz eines weit angelegten politischen Streites, wobei bis heute Stalin, hinter dem Kreml verschanzt- die Oberhand behalten hat. Aber wenn ein Krieg ausbrechen würde was würde sich dann ereignen? Wie viele Tuchatschwes- kis würden sich erheben? Alle alten Bolschewiken, die meisten der Gefährten Lenins, sind angeblich Verräter. "Wenn dem so ist, wie kann man sich dann einbilden, daß alle Verräter schon demas kiert sind? Diejenigen, die übrigbleiben, sind vielleicht die Ge schickteren, und diese werden dann handeln.