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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dieir Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich SO Npf.. bei Lieferung frei Haus 55 Rpi. Postbezug monatlich 2.50 RM. Die Behinderung der Lieferung recktfertigt keinen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. ZeitungsauSgave iür Abholer täglich 3—6 Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr 4 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vor«. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. —D. A. I.: 2250. Geschäitsstellen: Albertsti atze 2 und Adolf-Hitler-Stt aße t. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, de« Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Freitag, den 11. Februar 1938 Nr. 35 90. Jahrgang Goga Müllgetreten Patriarch Miron Christen hat das neue Kabinett gebildet Die Regierung Goga hat ihren Rücktritt erklärt. Die Zeitungen bringen in Sonderausgaben die amtliche Be stätigung für den Rücktritt, den der König angenommen hat. „Universul" erklärt, daß innen- und außenpolitische Beweggründe Goga zum Rücktritt veranlaßt hätten. Alle zurückgetretenen Minister wurden zum König gerufen. Nach einer Audienz beim König teilte Maniu, der Leiter der nationalzaranistischen Partei, mit, daß der König eine neue Lösung in Erwägung ziehe. Die Wahlen würden auf jeden Fall verschoben werden. Die neue Regierung soll eine Regierung der nationa len Ausammenfaffung werden. Entweder übernimmt der Patriarch Miron den Vorsitz oder der frühere national- zaranistifche Ministerpräsident Mironescu. falls der Pat riarch seines hohen Alters wegen ablehnen sollte. Mit Ausnahme der LcgionSrsbewegung werden alle Par- leien das Kabinett stützen und wahrscheinlich Minister entsenden. Mironescu wurde 1874 geboren und promovierte in Paris. Zum ersten Mal war er Kabinettsmitglied als Unterrichtsminister im Kabinett Take Jonscu 1921. Während des Weltkrieges betätigte er sich als Zeitungs herausgeber in Paris („La Roumanie"). Dabei trat er für Rumäniens Beteiligung am Weltkrieg auf feiten der Entente ein. Der Rücktritt der Regierung Goga hat außen-, innen- und wirtschaftspolitische Gründe. Durch das neue Re gierungsprogramm ist der Haushalt stark belastet. Eine Ueberbrückung mit Hilfe der Rationalbank erwies sich als unmöglich. Die demokratischen Oppositionsparteien such ten den König davon zu überzeugen, daß nur eine Re gierung, die alle nationalen Kräfte vereinige, dem Land Ruhe bringen könne, da die kommenden Wahlen sonst sehr blutig werden könnten. Mironescu, der sich besonderer Beziehungen zu französischen Politikern und Militärs er freut, ist vor wenigen Tagen aus Paris zurückgekehrt und berichtete dem König in diesem Sinn. Patriarch Miron Christea beauftragt Unter dem Vorsitz des Königs tagte ein Kronrat, an Lem alle Parteiführer außer Codreanu teilnahmen. An schließend betraute der König den Patriarchen Miron Christea mit der Regierungsbildung. Die Bildung einer Regierung, die alle Kräfte zusammenfassen soll, scheint zu gelingen. Wie verlautet, werden dem Kabinett die ehemaligen Ministerpräsidenten als Staatsminister angehören: Goga und Maniu bleiben außerhalb. Die Fachminister werden den Parteien entnommen, die sich zur Verfügung stellen. Schließlich wird aus unterrichteten Kreisen versichert, daß die Verfassung auf eine noch zu bestimmende Dauer aufgehoben und die Wahlen aus unbestimmte Zeit ver schoben werden. Das rumänische Kabinett gebildet Bukare st. Die neue rumänische Regierung ist noch in der Nacht gebildet worden. Gegen 3 Uhr früh wurde folgende Zu sammensetzung halbamtlich bekanntgegeben: Ministerpräsident: Patriarch Miron Christea Staals Minister: Der ehemalige Ministerpräsident Dr. Angelescu, Marschall Everscu, Außenminister horga, Mironescu. Vaida — Voevod, Voitoianu. Tatarescu — gleizeitig Außenminister. Innenminister: Calinescu (ehemals nationaler Zarenist) Nkinister für Krieg, Marine und Luftfahrt: General Ion An tonescu Finanz- und vorläufiger Justiz Minister: Caneicoo (liberal, wefundheitsminister: Sontinescu (liberal) Kutins- und Unterrichtsminister: Ianandi (liberal) Verkehrs Minister: Dr. Angelescu (rumänische Front) Arbeitsminister: Nitzescu (rumänische Front) LandwirtschaftsMinister: Professor Ienescu — Seseschti (Ver trauensmann von Professor Horga) Industrie- und Handelsminister: Argetoianu (Präsident der Ar- gar-Partei) Der Ministerpräsident, Patriarch Miron Christea, der im 72. Lebensjahre steht, ist seit 1925 Oberhaupt der rumänisch-ortho doxen Kirche und genießt ein außerordentlich großes Ansehen im rumänischen Volk, Belagerungszustand verhängt Bukarest. Die neue Regierung hat noch im Laufe der Nacht den Eid abgelegt. Durch königliches Dekret ist der Be lagerungszustand zur Ausrechterhaltung der Ordnung verhängt worden. Alle Machtmittel sind in die Hände der militärischen Organe gelegt worden, die auch die Pressezensur handhabt und Versammlungen verbieten und auflösen können. Vergehen werden durch die Militärgerichte abgeurteilt. Die Tätigkeit der Parteien wird bis zur Revision der Verfassung vorläufig ausgesetzt. Das Parlament wird vorläufig nicht zusammsntreten. Sämtliche Prä- fekte des Landes find abberufen worden und durch Militärprä- fekte ersetzt. Gipfel der Unverfrorenheit Moskau „protestiert" in Bukarest Die Moskauer Machthaber offenbaren zur Ver tuschung ihrer GPU.-Verbrechen auf fremdem Boden immer neue Spitzenleistungen einer unüberbietbaren Heuchelei. Nach der Enthüllung dieses neuerlichen offen sichtlichen Gewaltaktes der GPU. im Falle Buden ko traf nun, da die bolschewistischen Machthaber nicht anders konnten, um sich zu decken, in Bukarest ihr offizieller ^Protest" ein. In ihrer Note stellen sie einleitend fest, daß ihr Geschäftsträger Budenko am 6. Februar um 7 Uhr abends die Gesandtschaft verlassen hat und seitdem „ver schollen" ist. Im Zusammenhang damit spricht Moskau die Vermutung aus, daß Budenko einem „politischen Ver brechen" zum Opfer gefallen ist und fordert von der rumä nischen Regierung die Ergreifung wirksamer Maßnahmen zur „Feststellung der Schuldigen und deren strengste Be strafung". Der Protest an sich bedeutet schon eine unerhörte Provokation. Doch Moskau treibt sein skrupelloses Spiel noch weiter. Nicht genug damit, daß man sich einen un bequemen Diplomaten mit den abscheulichen Methoden der GPU. vom Halse schaffte, benutzt man nun diesen schein heiligen offiziellen Schritt gleichzeitig zu einer maßlosen politischen Brunnenvergiftung. In dem „Protest" gegen dieses — wie sich die Mos kauer Nachrichtenagentur „1^.88" auszudrücken beliebt — „beispiellose Geschehnis" wird nämlich die ungeheuerliche Behauptung ausgestellt, daß Budenko „das Opfer eines politischen Verbrechens" geworden sei, das — wie es in dem „Protest" heißt — von einer „faschistischen Organi sation oder Partei" begangen worden sei. Die Moskauer Unverfrorenheit geht dann soweit, „wirksame Maßnahmen zur Feststellung der Schuldigen und deren strengste Bestra fung zu fordern"! Bereits in der Gewalt der Henker Inzwischen ist, wie festgestellt wurde, der unter so ge heimnisvollen Umständen plötzlich aus dem Hafen von Konstantza abgefahrene Sowjetdampfer „Katamaja" in Odessa eingetroffen. Die so unmotiviert plötzliche Ab reise dieses Schiffes fällt zeitlich zusammen mit dem Ver schwinden Budenkos. Die naheliegende Vermutung, daß Budenko von der GPU. auf die „Katamaja" entführt wurde, wird bestärkt durch gleiche Zusammenhänge bei ähnlichen geheimnisvollen Taten der GPU. Es erscheint also sonnenklar, daß Budenko niemals wiedergefunden wird, da er sich b e r e i t s in derGe - Walt seiner Henker befindet. Und diese Tatsache allein im Zusammenhang mit dem Ergebnis der Buka rester Untersuchung, die nur die Vermutung einer Entfüh rung aussprechen kann, ermutigt die Moskauer Gewalt haber zu diesem Gipfelpunkt der Heuchelei. GM -Spitzel Bodrow -er Hau-tfthul-lge Inzwischen, ist es auch gelungen, die Herkunft der vom marxlplseyen „Lauy Heralv" ausgegeoenen un geheuerlichen Lügenmeldung zu klären, daß Budenko >on rumänischen Faschisten entführt worden sei. Es hat sich herausgeftellt, daß der Urheber dieser Zwecklüge der Buka rester Vertreter der sowjetrussischeu Nachrichtenagentur „1^88", Bodrow, ist. Dieser angebliche Journalist, der — wie jetzt einwand frei seststeht — GPU.-Spitzel ist, hatte die Lüge verbreitet, Budenko sei von „rumänischen Nechtskreisen beiseite ge bracht worden". Hieran schloß er noch die freche Behaup tung, daß der ganze Fall auf die Eingebung deutscher Kreise zurückgehe, die Unfrieden zwischen Sowjetrutzland und Rumänien stiften wollten. Nun ist bekannt, daß der „D^88"-Vertreter Bodrow mit dem kürzlich aus Bukarest abgereisten Sowjetgesandten Ostrowski und auch mit dem jetzt verschwundenen Geschäftsträger Budenko auf das schärfste verfeindet war und diese beiden ständig bespitzelt hat. Er hat beide auffällig oft photographiert, zuletzt auf dem Bahnhof bei der Abreise Ostrowskis, der sich herzlich von Budenko verabschiedete. Die Spitzelarbeit Bodrows ist so angelegt gewesen, daß auch das Ver schwinden von Budenko herbeigeführl werden sollte. Budenko hat auch wiederholt geäußert, daß er sich von Bodrow bedroht fühle. Der GPU.-Spitzel Bodrow ist als der Hauptschul dige an der Beseitigung Budenkos anzusehen. Er spürt unnmehr, daß seine Täterschaft erkannt ist und versucht krampfhaft, die eigene Schuld zu vertuschen und die Po lizei auf falsche Fährten zu locken., Er hat auch alle Papiere, die über die Person Budenkos irgendwie Aufschluß hätten geben können, vor dem Erschei nen der Polizei beseitigt. Budenko identisch mit Smirnow Die Zeitungen „Cuvantul" und „Curentul" weisen daraus hin, daß es sich bei Budenko in Wirklichkeit gar nicht um einen Diplomaten, sondern um einen im Dienst« der GPU. stehenden sowjetrussischen Flieger Smirnow handele, der in Rumänien ganz andere als diplomatische Aufgaben erfüllten sollte. Dabei habe er sich die Ungnade der GPU. zugezogen. Von der Sowjetgesandtschaft ist im übrigen zu einem weiteren Ablenkungsmanöver gegriffen worden. Man behauptete nämlich, am Sonntag hätten Anhänger der National-Christlichen Partei vor der Gesandtschaft und vor der Wohnung Budenkos Kundgebungen veranstaltet. Gegenüber diesen durchsichtigen Tendenzmeldungen wird von amtlicher Seite einwandfrei festgestellt, daß am Sonn tag an den bezeichneten Stellen keinerlei Kundgebungen) stattgefunden haben. Sowjetrulfilcher Racheakt Ueber den neuen estnisch-sowjetrussischen Grenzzwi schenfall auf dem Eis des Peipussees begann rn Anwe- fenbeit von Vertretern der beiderseitigen Grenzbehörden