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Freitag, Len 21. Iaruar 1938 Pulsnitzer Anzeiger — Ohorner Anzeiger Nr. 1/ «Leite 2 Masienschtächier Krylenko entfernt „Reinigung der Reinigungsaktivn". Die meisten Londoner Morgcnblättcr bringen Mos- kauer Berichte über das Wahlthcatcr in Moskau, heben aber bezeichnenderweise als weitaus interessanter die Tat sache hervor, das; der Oberste „Justizkommissar" Krylcnko seines Amtes enthoben hat. Man erblickt darin die zwar späte aber plötzliche Kritik an der Durchführung der so genannten „Reinigungsaktivn". Der „Daily Telegraph" hebt hervor, daß es ganz den Anschein habe, als wenn die Verschiedenheit und der Er findungsgeist des politischen Verbrechens in Sowjetruß land unbegrenzt seien. Lange Zeit hindurch seien aus Moskau fortwährend Meldungen über monotone Massen prozesse und Hinrichtungen gekommen. Die bolschewisti schen Oberhäuptlinge hätten nur in der Sorge gelebt, den Staat gegen eine angebliche große Verschwörung von „trotzkistischen Spionen, Terroristen und Verrätern" zu schützen. Die Welt habe das alles erstaunt mitangehört und nicht gewußt, was sie damit ansangen solle. Jetzt treffe eine neue Erklärung für das furchtbare Morden aus der Sowjetunion selbst ein. Es scheine in der Tat, als ob der Skandal jetzt die große „Neinigungsaktion" als solche erfasse. Die nächste Phase in diesem blutigen Ge- - heimnis scheine jetzt eine Reinigungsaktivn der i großen Reinigungsaktion zu sein. Gleichzeitig mit dem neuen Erlaß sei Krhlenko, der große „Held" zahlloser Massenprozesse, seines Amtes ent hoben worden, ohne daß man recht erkennen könne, was ihm zum Vorwurf gemacht werde. Wieder 16 Hmrrchiungen Im Gebiet von Woronesch sind wieder ekf Todes urteile gegen „Saboteure der Landwirtschaft" vollstreckt worden. In Nishni Nowgorod wurden mit der gleichen Begründung vier und in Nowo Sibirsk eine Hinrichtung vorgenommen. Moskau droht Krankreich Der Pakt Paris—Moskau als Druckmittel. Molotow, der Vorsitzende des neugebildeien „Volkskommis- sarenrates", hat vor dem Obersten Rat der Sowjetunion die Tätigkeit des Autzenkommissariats kritisiert. Aus dem jetzt Kröffemlichten Wortlaut seiner Rede tritt die Tendenz dieser „Kritik" sehr deutlich hervor: Moskau verschärft seine Jnter- ventionspolitik zugunsten seiner wellrevolutionären Ziele. Besonders kratz zeigt sich das an der Stelle der Rede, an der sich Molotow mit den Beziehungen der Sowjetunion zu Frankreich beschäftigte. Hier griff Molotow zu erpresserischen Drohungen, wie sie von sowjrtamtticher Seite diesem Land ge genüber in dieser Offenheit und Schärfe wohl noch nie ge braucht wurden und die eine nackte Einmischung in innerfran- chfische Verhältnisse darstellen. Ms Ausgangspunkt seiner Drohungen wählte Molotow das Thema der in Frankreich lebenden russischen Emigranten, ' die er „Terroristen und Diversanten" titulierte. Trotz des Be- stehens freundschaftlicher Beziehungen zwischen der Sowjet- ' Union und Frankreich, so sagte Molotow, fänden diese „Terro- « cisten" bis heute aus französischem Gebiet Zuflucht und befaß ten sich „offen vor den Augen und unter dem Schutz franzö sischer Behörden mit seindseligen, antisowjetischen Aktionen". „Man kann", so fuhr er fort, „dies nicht mit dem Asylrecht kür Ausländer rechtfertigen. Es fragt sich, wem diese Anspor nung aller Ari Verbrecher russischer und auch nichlrusst- scher Abstammung dient, die sich auf französischem Gebiet mit sowjetfeindlichen terroristischen Aktionen befassen und offen ihre verbrecherischen Akte gegen Sowjetpersönlichkeiten und gegen Sowjetorgane vorbereiten. Weshalb spornt man in Frankreich diese Leute so sehr an und wie entspricht das dem / freundschaftlichen sowjetrussisch-französischen Pakt? Mit dieser Frage wird sich unser Volkskommissariat für auswärtige Ange legenheiten beschäftigen müssen. Der Rat der Volkskommissare wird dem Autzenkommissariat entsprechende Weisungen geben." Dieser letzte Satz Molotows paßt ganz zu der bereits von einigen französischen Blättern gebrachten Meldung, daß kürz lich schon das sowjetruffische Außenkommissariat dem französi schen Botschafter in Moskau eine Art Ultimatum gestellt habe, wobei auch hier der Beistandspakt Paris—Moskau als Druckmittel gedient habe. Reben dem Ausfall gegen Frankreich hat Molotow auch Drohungen an die Adresse Japans und Mandschuknos gerichtet. China verhandelt in Moskau Rücksprache mit hohen Sowjetfunktionären. Der Sohn Sunjatsens, Sun-Fo, der Vorsitzende des sogenannten gesetzgebenden Rates der Republik China, ist in Moskau eingetrosfen. Sun-Fo, in dessen Begleitung sich mehrere chinesische Politiker befinden, wird hier ver- « mutlich einige Zeitlang die Rolle eines außerordentlichen Botschafters spielen, ohne jedoch offiziell als Botschafter Chinas in der Sowjetunion in Erscheinung zu treten. Wie erinnerlich, ist der bisherige chinesische Botschafter in Mos kau, Fu-Tschang, erst vor kurzem durch einen Geschäfts träger ersetzt worden. Man vermutet, daß Sun-Fo bereits in nächster Zeit mit einigen hohen Sowjetfunktionären Zusammenkünfte haben wird. Haushaltungen verbrauchen das mellte Gas Gaserzeugung und Gasabsatz im Land Sachsen Die alljährlich durchgesührte Pxoduktionserhebung bei den Gaswerken, deren Ergebnisse für das Jahr 1936 jetzt m „Wirt schaft und Statistik" veröffentlicht werden, umfaßt neben den eigentlichen Staotqaswerken auch die Verteilerwerke, die nur Gaswerks- oder Kokereigas an- und verkaufen. Nach dieser letzten Erhebung waren im Land Sachsen 111 Werke vorhanden, die insgesamt 283 972 000 Kubikmeter Gas erzeugten und 29154 000 Kubikmeter aus anderen Werken bezogen sowie 22 271000 Kubikmeter aus Kokereien. Bei der Produktion sielen als Nebenprodukte 366 900 Tonnen Koks und 23 400 Tonnen Teer an. Zur Gewinnung der Easmenae wurden in den Wer ken Sachsens 513 400 Tonnen Steinkohle und 145 800 Tonnen Koks verbraucht. Die Verteilung des Easabsatzes auf die wichtigsten Ver» brauchergruppen zeigt, daß in Sachsen die Haushaltungen den größten Gasverbrauch ausweisen. Wurden doch ;m Jahr 1936 an Haushaltungen und an öffentliche Gebäude 172 717 000 Kubikmeter Gas abgesetzt. Industrie und Gewerbe nahmen 55 912 000 Kubikmeter ab Für Straßenbeleuchtung wurden 32 290 000 Kubikmeter verbraucht und 16 372 000 Kubikmeter Gas an andere Gas- und Verteilerwerke abgegeben. Der Eigen verbrauch und Verlust bezifferte sich auf 25 690 000 Kubikmeter. Der Wert des Gesamtabsatzes der sächsischen Werke wird nach der amtlichen Errechnung mit 42 801 000 RM angegeben. Der gesamte Gasverbrauch je Kopf der Bevölkerung im Reich ist gestiegen; er betrug tm Berichtsjahr 56,4 Kubikmeter gegenüber 53,3 Kubikmeter im Vorjahr. Die Hochzeit König Faruks Der Ehekontrakt im Kairoer Im Kubbeh Palast in Kairo fand die Eheschließung >es 18jährigen Königs Faruk von Aegypten mit der 16jäh- :igen Tochter Farida des Alexandriner Gerichtsrates Zulfikar statt. Im Saal des Palastes versammelten sich ne Spitzen der islamitischen Geistlichkeit, der Brautvater nit seinen Zeugen, der König mit seinen Trauzeugen, dem königlichen Kabinettschef Ali Maher sowie dem langjäh rigen Oberhofmcister Sulfikar Pascha. Dann wurde die Heiratsurkunde, die eine Spezifizierung der Morgengabe ind der Mitgift enthält, verlesen. Darauf ergriff der König die Hand des Brautvaters und bejahte die Frage ,es Geistlichen, ob er bereit sei, dessen Tochter zu ehelichen, stach dem Ja-Wort des Brautvaters unterschrieben der König, der Brautvater und die Zeugen die Urkunde, wo- mrch nach dem Gesetz des Islams die Ehe als rechtsgültig inzusehen ist. Die Braut war bei diesem feierlichen Akt Acht zugegen. Durch Fanfarenklänge und lO1 Salutschüsse wurde der Bevölkerung die Ehe bekanntgegeben. Die junge 16)Ljäh- :ige Königin und einstige Jugendgefährtin des Königs wurde später durch eine Tante des Königs tiesverschleiert <m vergoldeten Hofwagen aus ihrer elterlichen Wohnung :n Heliopolis abgeholt. Im Laufe des Nachmittags gab das junge Paar einen Tee-Empfang für die engere Ver- vandtschaft. Qnenlausches Volksfest Die ägyptische Hauptstadt ist ein Meer von Fahnen ind Blumen. Vier Tage dauern die Hochzeitsfeierlichkei- Schloß unterzeichnet :en. Ueber 200 000 Personen find aus vem ganzen «anoe rach Kairo gekommen. Man sieht Beduinenscheiks auf ge- ichmückten Pferden oder Kamelen. In den Festzelten, die ruf verschiedenen Plätzen zur Speisung der Hundert tausend aus den ärmsten Schichten der Bevölkerung errich tet worden sind, herrscht fröhlichstes Treiben. Am Abend fand im Königspalast von Kubbeh das Hochzeits mahl mir allem orientalischem Prunk statt, bei dem die Königin ihr kostbares farbenprächtiges Hochzeitskleid an legte. In den Straßen und Plätzen von Kairo feierte bis in die sinkende Nacht die ganze Bevölkerung mit Tänzen und Gesängen ein wahres Volksfest. Die ägyptische Presse steht völlig im Zeichen der Kö- nigshochzeit. Die Blätter heben in ihren Berichten beson ders das Hochzeitsgeschenk des Führers an den König her vor und bringen Bilder des Mercedes-Benz-Sport- Kabrioletts. In diesem Zusammenhang weist die Presse daraus hin, daß der König ein großer Freund des Kraft fahrsports ist. Die Berliner ägyptische Kolonie feiert die Hochzeit König Faruks I. Die Berliner ägyptische Kolonie und der Aegyp- tische Klub veranstalteten anläßlich der Hochzeit des Königs Fa ruk I. feierliche Empfänge unter starker Beteiligung der islamischen /Länder, zu denen sich auch zahlreiche Ver treter deutfcher amtlicher und Parteistellen eingefunden hat ten. Au den König und die Königin wurden herzliche Glück wunschtelegramme gesandt. Die Frage der Amnestie Verurteilung eines österreichischen Nationalsozialisten Eine grundsätzliche Entscheidung - Eine grundsätzliche wichtige Entscheidung bezüglich der Auswirkung der nach dem Juli-Abkommen erlassenen Amnestie hat das Kreisgericht der steiermärkischen Stadt Leoben gefällt. Mehrere Nationalsozialisten waren dort wegen poli tischer Betätigung angeklagt, die bereits vor dem 11. Juli 1S36 erfolgt war. Die Verteidigung vertrat den Stand punkt, daß in dem Nachtragsübereinkommen zum Staats vertrag vom 11. Juli zwischen Deutschland und Oester reich dieses sich verpflichtet hätte, alle Delikte wegen natio- nalsozialistifcher Betätigung zu amnestieren. Das Gericht müfse daher die Angeklagten sreisprechen. Das Gericht holte nun ein Gutachten des Bundes kanzleramtes ein, in dem erklärt wurde, daß eine allge meine Amnestie nicht vereinbart worden sei, sondern daß sich die österreichische Regierung nur verpflichtet hätte, Amnestierungen in einzelnen, jeweils gesondert zu über prüfenden Fällen zu gewähren. Der Hauptangeklagte wurde daraufhin zu sechs Monaten Arrest verurteilt. Meh rere andere Beklagte wurden mangels an Beweisen srei- gesprochen. Fürst Hohenverg entschuldigt sich Fürst Ernst Hohenberg erschien bet Botschafter von Papen, um ihn zu bitten, der Reichsregierung sein tiefes Bedauern über den Vorfall der Zertrümmerung eines Hoheitsschildes des Reiches zum Ausdruck zu bringen. Er fügte dieser Erklärung hinzu, der Vorfall habe kei nerlei Demonstration gegen das nationalsozialistische Deutschland beinhalten sollen. Diese Mitteilung ist an die Reichsregierung weitergelettet worden. de Balera MimMch Erklärung an die Presse: „Es wird nicht leicht sein, eine Einigung zu finden" Als de Valera mit dem normalen Postdampfer, von England kommend, in Kingstown auf irischem Boden eintraf, wurde er von einer jubelnden und begeisterten Menschenmenge begrüßt. Obwohl kein offizieller Empfang vorbereitet war, waren die ganzen Piers schwarz von Menfchen. Die Massen brachen in immer neue Jubel stürme aus, als de Valera mit den übrigen irischen Mini stern an Land ging. de Valera gab kurz nach seiner Ankunft Pressevertre tern gegenüber eine Erklärung über seine Verhandlungen in London ab,.die nicht sehr optimistisch klang. Er sagte: Da beide Seiten an einige Fragen von vollständig ent gegengesetzten Auffassungen herangingen, wird es nicht leicht sein, eine Einigung zu finden. Kn Lands Lusisioiie verdreifacht Das Aufrüstungsprvgramm bald verwirklicht. Der Luftfahrtkorrespondent des „Daily Telegraph" berich tet, daß die britische Ausrüstung zur Luft in der letzten Zeit ausgezeichnete Fortschritts gemacht habe. Noch 200 Maschinen müßten geliefert werden, um die Heimailuftflotte auf den Stand zu bringen, der im Aufrüstungsprogramm vorgesehen sei. Es stünden nunmehr fast dreimal so viel Flugzeuge wie zu Beginn der Aufrüstung zur Verfügung. Hierbei seien die Reserven nicht berücksichtigt, für die gleichfalls ständig weiter- gebaut werde. Große Manöver bei Singaporc. Sehr interessant sind auch die Mitteilungen der Flotten korrespondenten über die am 2. Februar beginnenden großen Manöver bei Singapore, dem mächtigsten Stützpunkt Eng lands im Fernen Osten. 27 Kriegsschiffe, darunter Einheiten der indischen Flotte, 100 Flugzeuge, unter ihnen Maschinen aus Indien und dem Irak, sowie Truppen in einer Stärke von 10 000 Mann nehmen an diesen Uebungen teil. Zum ersten Male werden die neuangelegien Küstenbatterien, die auch 45,7- Zentimeter-Geschütze haben, erprobt. Für die Befestigungs arbeiten, Flugplatzanlagen, Dockbauten (darunter ein Trocken dock für 50 OOO-Tonnen Schisfe) feien 17 Millionen Pfund aus gegeben worden. Der Stützpunkt in Singapore sei die größte Anlage dieser Art, die bisher von einem Lande begonnen worden sei. Seine Vollendung werde einen unschätzbaren Beitrag für Englands Verteidigüngsstärke im Fernen Osten darstellen. Singapore beherrscht bekanntlich einen der wichtigsten Seewege der Welt, die Straße von Malakka. 40« Meter auf estnischem Gebiet Sowjetruffische Grenzverletzung einwandfrei festgestellt Nach einer amtlichen estnischen Mitteilung kamen zwei sowjetrussische Grenzwächter auf einem Schlitten über die estnisch-sowjetrussische Grenze, um eine Gruppe estnischer Fischer zu verhaften, die aus estnischer Seite auf dem Peipussee dem Fifchfang nachgingen. Bei den Fi schern weilten gerade zwei Patrouillen der estnischen Grenzwache, die aus einem Unteroffizier und drei Mann bestanden. Um die sowjetrusfischen Grenzwächter zum Halten zu veranlassen, gab der Unteroffizier einen War- nungsschuß in die Luft ab, woraus eiwer der sowjetrussi schen Grenzwächter aus die estnische Grenzwache schoß. Diese erwiderte das Feuer, wobei ein sowjetrussischer Grenzwächter und das Pserd vor dem Schlitten getötet wurden. Der zweite sowjetrussische Grenzwächter ging darauf hinter dem Schlitten in Deckung. Einer Auffor derung, die Waffe niederzulegen, kam er nicht nach, sondern drohte, sofort zu schießen, falls sich jemand nähere. Als dann der estnische Unteroffizier aus den Sowjeirussen zu ging, legte dieser die Wafse an. Um seinen Kameraden zu retten, schoß einer der estnischen Grenzwächter, wobei der Sowjetrusse tödlich getroffen wurde. Die estnischen Blätter weisen übereinstimmend daraus hin, daß auf dem Eise des Peipussees die Grenzlinie durch Tannen abgesteckt ist. Trotzdem seien wiederholt estnifche Fischer nach Sowjetrußland verfchleppt worden, wo sie längere Zeit in Hast behalten worden seien. Die Kämpfe bei Teruel Nach dem nationalen Heeresbericht haben die nationalen Truppen in der Schlacht um Teruel neue große Erfolge errun gen. In den Abschnitten Pedriza und Losilla haben die Bol schewisten Angriffe unternommen, die von den Nationalen blu tig abgeschlagen wurden. Bei Losilla wurden die zurücksluten- oen Bolschewisten, die auch Tanks verwendet hatten, bis zum Alsambra Fluß verfolgt. Auch an anderen Punkten ist die nationale Angriffsfront bis zu diesem Fluß vorgeschoben wor den. Unter den mehreren hundert bolschewistischen Gefangenen befindet sich auch der Kommandant der Muletonstellung. Das von den Nationalen erbeutete Kriegsmaterial ist sehr zahlreich: Die nationalen Flieger unterstützten weiterhin die Angriffe der nationalen Infanterie. Gauner m Offiztersuniform Er besichtigte Truppenteile und fälschte Bankformulare. Ein wegen Betruges vorbestrafter 40jähriger Mann, der widerrechtlich Offiziersuntform und Orden und Ehrenzeichen trug, besichtigte alte Forts um Paris, deren militärische Bedeutung sich zumeist aus die eines Munitionsdepots be schränkte. Er ließ sich Meldung erstatten, kostete die Suppe, machte sich anheischig, Leuten, die an ihn herantreten, die Ver setzung zu anderen Truppenteilen zu ermöglichen, nahm sogar in einem Falle vor einer Gendarmerieabteilung die Ver leihung des Ordens der Ehrenlegion an einen Vororlsbürgermeister vor. Bei einer „Dienstreise" nach Fontainebleau ordnete der „Major vom Generalstab" an, daß zwei Geschütze, die er anscheinend nicht recht in Ordnung befand, an die französische Kanonenfabrik Creuzol zwecks Einschmelzung zurück geschickt werden sollten. Der falsche Major versehlte nicht, sich stets in den Dienstbüchern der von ihm besichtigten Trup pen und Gendarmerieabteilungen einzutragen. Seine Empfeh lungen für Beförderungen und Versetzungen sollen sogar zum Teil tatsächlich geglückt sein. Ausgefallen ist der falsche Major schließlich, weil er zu leutselig allzu oft ein Glas Rotwein am Ausschank kleiner Wirtschaften nahm Man brachte ihn zum Polizeikommissariat, wo er mit großen Gesten den Entrüsteten spielte, bis sich her ausstellte, daß der Stempel aus dem echten Offiziersausweis- sormular nur aus dem Abdruck eines alten Zehn-Centimes- Stückes bestand. Eine Haussuchung brachte Druckschriften und Formu lare der Bank von Frankreich zutage, aus denen sich der „Herr Major" selbst 845 000 Franken „überwies". Auf Grund dieser „Unterlagen" hatte er dann vertrauensselige Leute angepumpl. Reichswetterdienst, Ausgabeort Dresden für Sonnabend, den 22. Januar: Vorübergehend auffrischender und auf Südwest drehender Wind, wolkig bis bedeckt und zeitweise mäßige Regenfälle, in höheren Lagen etwas Schnee, Temperaturen gegen Freitag un verändert.