Volltext Seite (XML)
2842 Sachliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme Buchdruck *** *** Steindruck Buchgewerbe 53 Eingesandte .Werke finden Besprechung — Nr. 77 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung / : Buchbinderei * * < * * * Buchhandel Vom Zeichnen Versuch einer Uebungsfolge. Von C. Kulbe Fortsetzung zu Nr. 72 Heute möchte ich zunächst noch einmal folgende Unter scheidungen machen: Der »Freihandzeichen-Unterricht« für eine Buchdrucker fachschule fängt in der Regel mit dem Zeichnen solcher Mo tive an, die unmittelbare Anwendung auf Arbeiten der Praxis gestatten. Der Schüler übt Technik (z. B. das Federzeichnen oder das Kolorieren) zugleich mit der Uebung des Auges. Dies wird erstrebt durch eine Reihe von Arbeiten nach graphi schen Vorbildern; dennoch ist dieses Zeichnen kein Kopieren, denn die Aufgabe wird stets so gestellt, daß entweder starke Vergrößerungen oder sinngemäße Abwandlungen des gegebenen Vorbildes (Schriften, 9a Pflanzenbilder, Initialen, Zierleisten, Rahmen und dergl.) stattfinden. Sobald als möglich wird dann zum Zeichnen nach lebenden Pflanzen geschritten, dieselben werden systematisiert und stilisiert und dann ebenfalls für prak tische Aufgaben verwendet.,." Mit dem freien Entwurf graphi scher Arbeiten findet der Unterricht seinen Abschluß. Die Beispiel 5 Farbenanwendung wird an den Aufgaben selbst gelehrt. Der Lehrplan indessen, der für einen allgemein bildenden Zeichenunterricht hier entwickelt werden soll, fing im ersten Teile dieses Aufsatzes mit dem »Gedächtniszeichnen« an, d. h. er knüpft an die Empfindungen und Vorstellungen der Sinnes organe an, die durch den Zeichenunterricht entwickelt und gestärkt werden sollen. Unser Lehrplan holt also weiter aus und soll auch zu weiteren Zielen führen. Ich will nicht die technische Seite des Zeichnens, also z. B. wie aquarelliert oder Farben gemischt werden, hier erörtern. Man wird sogar die-Einfügung der praktischen Uebungen für den eigentlichen Buchdruck vermissen. Wir gehen heute einen großen Schritt weiter in unseren Aufgaben, indem wir das Kontur-Zeichnen nach Pflanzen ver suchen. Das Zeichnen von Blatt- und Blütenformen bringt tung charakteristischer Krümmungen, bei Zeichnung des Gesamt bildes einer Pflanze, außerdem die Feststel lung ihrer Stengelrich- tungen und die Art ihrer Blattgruppierun gen. Die ersten Auf gaben sind nach Art des Beispiels 5 zu lösen. Einzelne Sten gel werden mit den Blättern in einfacher Konturzeichnung wie dergegeben, vorerst mit Bleistift, dann mit der Feder. Der Maß stab muß der Original größe möglichst nahe kommen. Deshalb sind für den Anfang Pflanzen oder Zweige mit klei neren Blättern und Blüten zu bevorzugen. Die Stellung der Zeich nung auf dem Blatt muß mit Verständnis für ruhige Lage und zweckmäßigeRaumverteilung geschehen. Bei Auswahl der Stellung soll man auch Rücksicht auf schöne Massenwirkung nehmen. Bedingung für solches Pflanzen ¬ dem Lernenden besondere Fähigkeiten im Sehen, denn es verlangt die Beobach zeichnen im Sinne des Beispiels ist, daß die darauf verwandte Zeit in der Regel zwei Stunden nicht übersteigen darf; die Pflanze verändert nach dieser Zeit ihre Blatthaltung, so daß die Kon trolle der Linien für den Anfänger un möglich wird. So dann hat diese Zeit beschränkung auch noch die erzieheri sche Wirkung, daß der Zeichnende sich nicht mit Details auf hält, die für die Grundformen des Modells und für ihn selbst vorerst ohne Belang sind. Die Ausführung solcher Pflanzenum risse erfolgt vorerst mit Bleistift, denn die Anwendung der Feder erfordert grö ßere Sicherheit als der Anfänger besitzt. Bedingung ist ein den natürlichen Ver hältnissen möglichst nahe kommender Maßstab, empfehlenswert ist es ferner, getönte Zeichenpapiere an- zuwenden. Bordenartige Zusammenstellungen wie am unteren Teile von Beispiel 5 und unten sowie rechts im Beispiel 6 sind als Versuche empfehlenswert. Der Zeichenblock darf nicht flach auf den Tisch gelegt werden, er muß vielmehr, solange die Zeichnung skizziert wird, stehen. Nur dann ist sichere Zeichnung unter genauer Vergleichung mit dem Pflanzenmodell möglich. Beim Nach zeichnen mit der Feder wird der Block auf den Tisch gelegt. Das Pflanzenmodell soll ungefähr 75 cm vom Zeichner stehen. Der moderne Zeichenbetrieb hat für solche Zwecke Modell ständer der verschiedensten Art erfunden. Es ist weiter nötig, dem Pflanzenmodell einen weißen oder mattfarbigen Hinter grund zu geben durch Anordnung einer Karton-, Pappen- oder Stoffläche. Aus den Beispielen 5 und 6 ist ersichtlich, daß es sich zu nächst nur um Konturzeichnungen handelt. Das ist nicht ganz leicht, weil die Beurteilung der Flächen bei leeren Konturen einige Schwierigkeiten macht. Diese Konturzeichnungen sind aber trotzdem zu empfehlen, weil der Umriß für den Buch drucker stets die Hauptsache bleiben wird, denn farbige Re- Produktionen und autotypisch wiederzugebende Pflanzenbilder entsprechen nicht den Bedürfnissen des Buchdrucks. Die Ge wöhnung an einen oftenen Strich ist für den Buchdrucker zu nächst besonders wichtig. Das Gefühl für Farben und Ton werte ist dann das zweite große Ziel, zu dessen Erreichung wieder andere Wege führen. Neben dem Zeichnen eigenartiger Pflanzenbilder (Pflanzen oder Zweige als Gesamt-Erscheinung) empfehlen sich noch Uebungen nach Einzelteilen. Ein Distel-, Ahorn- oder Eichen- blatt wird flach aufgelegt und mit allen Einzelheiten möglichst genau mit Bleistift gezeichnet. Durch die feinen Striche der Adern bekommt die Innenfläche des Blattes einen Linien schmuck, wie er bei Federzeichnungen besonders gern ge braucht wird. Gleiche Uebungen wären mit Blüten und Knospen (wilde Rose, Alpenveilchen, Kresse, Apfelblüte, Mohn, Dolden verschiedener Art) zu machen und auch das Studium von Früchten (Vogelbeere, Mohnkopf, Kastanie, Apfel, Pflaume, Weintraube) soll in dieser Weise ausgeführt werden. Bei der Aus wahl von Früchten sind häufig äußerlich wenig auffallend die-