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2808 PAPIER-ZEITUNG Nr. 76 Handelskammer-Berichte 1903 Bonn. Pergamentpapier-Fabrikation. Das Geschäft war im ersten Halbjahr 1903 sehr still. Die Preise gaben noch mehr als bisher nach. Im zweiten Halbjahr belebte sich die Nachfrage, ohne aber die Preise zu beeinflussen. Die Ausfuhr mußte, weil unlohnend, eingeschränkt werden. Die deutsche Pergamentpapier-Industrie ist gegenüber der ausländischen sehr im Nachteile, weil der Eingangszoll in den meisten Staaten höher ist als der deutsche Zoll für Pergamentpapier, und die ständig sich vermehrenden sozialen Lasten den Herstellungspreis wesentlich belasten. Unter dem Druck der billigen Auslands-Offerten mußte sich der Verband der Deutschen Pergamentpapier-Fabriken lösen, was umsomehr zu beklagen ist, als für die meisten Rohstoffe Syndikate bestehen und deren Preise durch diese Verbände vor Sinken geschützt werden. Asphalt-Dachpappen und Asphalt-Isolierplatten. Einige Sonder- Erzeugnisse fanden im verflossenen Jahre wohl ziemlich guten Absatz, wenn auch selbst dort die Preise sehr gedrückt blieben. Massenwaren dagegen, wie z. B. Dachpappen, wurden infolge übergroßer Konkurrenz teilweise zu derart niedrigen Preisen angeboten, daß von Nutzen kaum noch die Rede sein konnte. Von vielen Dachpappen-Fabrikanten wird deshalb eine Preisvereinigung angestrebt. Das Ausland ist un zweifelhaft noch für große Posten Dachpappen aufnahmefähig, trotz dem muß die Ausfuhr so lange als ausgeschlossen gelten, als die Frachtsätze für Dachpappen auf der jetzigen Höhe gehalten werden. Es ist dringend zu wünschen, daß Dachpappe bei Ladungen von 10 000 kg, anstatt wie bisher nach Spezialtarif 2, nach Spezialtarif 3 verfrachtet werde. Im vergangenen Jahre ist eine ähnliche Fracht herabsetzung für Dachpappe in Oesterreich bereits erfolgt. Die Arbeits löhne sind im Berichtsjahre ungefähr dieselben geblieben. Die Arbeiter zahl wurde etwas erhöht. Tapetenfabrikation. Der Geschäftsgang war befriedigend, und der Umsatz konnte daher etwas erhöht werden. Die Preise für Rohstoffe wie für die Tapeten selbst sind dieselben geblieben. Auch die Ausfuhr hat im allgemeinen einen Aufschwung erfahren, nur mit England konnte der Umsatz nicht auf bisheriger Höhe gehalten werden. Ver ursacht wurde dies dadurch, daß für die Tapetenrollen englische Maße vorgeschrieben wurden, zu deren Herstellung besondere Einrichtungen gehören; auch sonst wurden zur Befriedigung dieser besonderen Wünsche große Unkosten hervorgerufen. Wären in England die sonst im Welthandel geltenden Einheitsmaße üblich, so würde der Vertrieb von Tapeten nach England zufolge der Ueberlegenheit des deutschen Erzeugnisses ganz wesentlich erleichtert werden. Ferner ist, beeinflußt durch die ungünstigen Berichte, die über die wirtschaftlichen Verhält nisse Australiens von verschiedenen Seiten einliefen, die Ausfuhr dorthin etwas eingeschränkt worden. Dagegen haben sich die Be ziehungen zu Belgien, Dänemark, Schweden, Frankreich usw., sowie auch Nord- und Süd-Amerika wesentlich gebessert. Fabrikation von Abzieh- und Celloidinpapieren. Die Lage hat sich gegen früher nicht geändert, sie läßt fortgesetzt zu wünschen übrig. Die Ausfuhr bewegte sich in mäßigen Grenzen. Fabrikation von Luxuspapieren. Im Berichtsjahre zeigte sich wesentliche Besserung im Inlandsgeschäft. Der Verkehr mit dem Auslande war schwieriger infolge gedrückter Preise, die ihren Grund in dem großen Angebot und darin fanden, daß das Ausland, zumal England, von Jahr zu Jahr selbst mehr fabriziert. Stetige Besserung zeigt das Geschäft mit Frankreich, das merklich mehr Interesse, als früher, für deutsche Luxuspapierware zu erkennen gibt. Der Absatz nach Holland und Belgien war nur mit großer Mühe auf der bisherigen Höhe zu halten. Schreibwarenfabrikation und Schreibwarenhandel. Der Geschäftsgang war ziemlich befriedigend. Größerer Umsatz konnte indes nur durch Aufwendung außergewöhnlicher Kosten erreicht werden; namentlich für das Ausland waren große Aufwendungen für Reklame, sowie für das Hinaussenden von Reisenden notwendig. Die sehr hohen Zölle sehr wichtiger Länder erschweren die Ausfuhr der deutschen Erzeug nisse ungemein. Auch die verschiedene Behandlung gewisser Waren in den verschiedenen Zollämtern desselben Landes wirkt sehr hindernd auf den Absatz. In anderen Ländern wieder wird die Einfuhr ge wisser Artikel dadurch ungemein erschwert, daß es an einer beson deren Zollposition für dieselben fehlt, und diese Artikel alsdann zu sammen mit anderen Waren tarifiert werden, für welche die Erhebung eines höheren Zolles berechtigt erscheint, während die in Frage kommenden Schreib- und Zeichenwaren oder Bureau-Gebrauchsgegen stände wesentlich niedriger verzollt werden müßten. Buch- zind Steindruckerei. Die geschäftliche Lage war im all gemeinen günstig. Der Geschäftsumfang hat sich vermehrt, und es scheint auch, als ob diese bessere Entwicklung anhalten wollte. Buchhandel. Die geschäftliche Lage hat sich für den Buchhandel im allgemeinen noch nicht wieder günstiger gestaltet. Nach wie vor wird darüber geklagt, daß in England und den Vereinigten Staaten von Amerika nur schwer Eingang zu finden sei. Es müßte Sorge der Staatsregierung sein, im Interesse der deutschen Verleger und Autoren beim Abschluß neuer Handelsverträge, besonders mit Nord-Amerika, die deutschen Interessen nachdrücklich zu schützen. Kottbus. Tapetenhandel. Die Vorliebe für einfache Streifen, welche selbst bei feineren Einrichtungen anstelle der sonst üblichen wert volleren Tapeten treten, hat den Durchschnittspreis bedeutend herab gemindert und die Lagerbestände entwertet. Sehr beliebt sind zu diesen einfachen Tapeten breite Friese als Dekoration. Zur Deckung des durch den Preisrückgang bedingten Ausfalles blieb man bei dem durch den Mangel an Bautätigkeit leidenden Platzgeschäft auf das mit großen Unkosten verbundene Versandgeschäft angewiesen. Die wenigen außerhalb des »Vereins deutscher Tapetenfabrikanten« stehen den Fabriken sind in ihrer Leistungsfähigkeit weiter zurückgegangen und kommen nur für allerbilligste Stapelware in Betracht, deren Preis so gedrückt ist, daß der Fabrikation kein Nutzen dabei bleibt. Die Organisation, welche nun 12 Jahre besteht, hat die Tapeten industrie vor einer Katastrophe behütet, welche bei der großen Ueber- Erzeugung unvermeidlich schien. Fabrikation von Geschäftsbüchern. Der Absatz von Geschäfts büchern hat sich nach dem Inlande wie nach dem Auslande bedeutend vergrößert; an Aufträgen war kein Mangel. Trotz stetiger Steigerung des Preises der Rohstoffe und der Erhöhung der Arbeitslöhne blieben die Preise der Erzeugnisse unverändert. Mangel war nur an besseren Arbeitskräften. Die Kreditverhältnisse lagen nicht günstig. Es wurde nicht nur ein langes Ziel in Anspruch genommen, sondern die Gelder gingen auch dann nur schwer ein. Buchhandel. Der Verlagsbuchhandel leidet an Uebererzeugung. Der Sortimenter kann sich deshalb nicht für alle Neuigkeiten interessieren. Im übrigen hat sich die Lage des Sortimentshandels gegen das Jahr 1902 kaum geändert. Das Weihnachtsgeschäft war ziemlich ruhig. Schädigend wirkten die Warenhäuser, die die gang baren Waren vertreiben. Freiburg i. B. Holzschleiferei. Der Geschäftsgang war auch im Berichtsjahre, wie schon seit einigen Jahren vorher, wenig er freulich. Gegenüber der schwierigen Beschaffung des Aspenholzes waren die für das fertige Erzeugnis zu erlangenden Preise bei dem dazu noch seit Jahren wenig günstigen Stande der Papier-Industrie sehr gedrückt und unbefriedigend. An Ausfuhr über die Zollgrenze konnte wegen der Zölle nicht mehr gedacht werden. Papier-Fabrikation. Aufträge liefen genügend ein, um das Werk voll auszunutzen. Leider sind die Preise sehr gedrückt, und eine Auf besserung konnte infolge des sich immer mehr steigernden Wett bewerbs nicht erzielt werden. Jeder Versuch zu einer bescheidenen Preissteigerung wurde sofort von Fabriken, die für ihre Kohlen- und Rohstoffbezüge günstiger liegen, vereitelt. Die Arbeiterverhältnisse geben keine Veranlassung zu besonderen Bemerkungen. Pappen- und Packpapier-Fabrikation. Eine Firma, welche haupt sächlich graue, braune und kaschierte Pappen herstellt, berichtet, daß die geschäftlichen Verhältnisse im ersten halben Jahre noch unter dem Druck der ungünstigen allgemeinen Lage zu leiden gehabt hätten, dann aber sich dies soweit gebessert habe, daß der Absatz den des gleichen Zeitraumes des Vorjahres wesentlich überschritt. Als Sondererzeugnis wurden auch Eisenbahnfahrkarten hergestellt, deren Absatz sich ständig vergrößere und in letzter Zeit auch auf überseeische Gebiete habe erstreckt werden können. Da der Wasser weg nach Hamburg zu unsicher ist und zu viel Zeit erfordert, so wären im Interesse der Ausfuhr billigere Bahntarife erwünscht. Die Preise sind im allgemeinen gedrückt und die Zahlungsweise läßt teil weise viel zu wünschen übrig. Arbeitskräfte waren das Jahr über stets genügend zu haben. Das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer kann dauernd als gut bezeichnet werden. Tapeten-Fabrikation. Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte wieder ein größerer Umsatz erzielt werden als im Vorjahre; dies führte zur Erweiterung der Einrichtungen und Einstellung weiterer Arbeitskräfte. Mit dem vergrößerten Umsätze stand jedoch das geschäftliche Erträgnis nicht im Einklang, das verhältnismäßig weniger befriedigte als im Vorjahr. Dies kommt einerseits von dem Ueberwiegen der billigeren Sorten im Gesamtverkauf her, andernteils aber auch von einigen Preisherabsetzungen. Verlags-Buchdruckerei. Der Geschäftsgang wird als annähernd gleich günstig wie im Vorjahr bezeichnet. Arbeitskräfte waren ge nügend zu erhalten und deren Leistungen befriedigend. Auch das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bot keinen Anlaß zu Klagen. Die Wirkungen der sozialen Gesetze dürfen als günstig bezeichnet werden. Mühlhausen i. Thür. Papier- und Pappen-Fabrikation. Die Fabrik des Bezirks war im Jahre 1908 voll beschäftigt, auch die Preise waren fester geworden. Im übrigen haben sich die Verhältnisse nicht verändert. Zwischen Arbeitgebern und Arbeitern herrschte gutes Ein vernehmen. CEKACO-FEDER — registrirt — Carl Kuhn & Co. in Wien Neuheit Nr. 142 - Gegründot Ims - in EF- und F-Spitzen