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2804 PAPIER-ZEITUNG Nr, 76 6. Gestrichenes Kunstdruchpapier. Dieses läßt sich ja sehr oft nicht verwenden, weil es manche unangenehme Eigenschaft bei weiterer Verarbeitung zeigt, aber nur auf diesem kommt die Schönheit und Vollkommenheit der Aetzung voll zur Geltung. Während nämlich das ungestrichene Kunstdruck papier zwischen oder innerhalb der Papierfaser, also mit dieser fest verarbeitet, Kreide enthält, liegt auf dem gestrichenen Papier die Kreideschicht in feiner, glatter Fläche, je nachdem dick oder weniger stark auf, sodaß der autotypische Punkt nur mit der Kreide in Berührung bezw. Verbindung kommt, nicht mit der Papierfaser. Die Kreide saugt hier die Farbe (den Firnis) vom Punkt durchaus schnell und kräftig ab, sodaß Ver schmieren des Punktes auf Chromopapier bei richtiger Druck behandlung ausgeschlossen ist. Der Firnis dringt sofort nach unten, und die Glanzfarbe bleibt auf der glatten Oberfläche des Chromopapiers scharf stehen. Hier sind die Tiefen nun voll gesättigt und die Lichter so hell, wie es bei einer Autotypie überhaupt möglich ist. Auf keinem Papier läßt sich aber der autotypische Punkt so leicht verwischen — auch wochenlang nach dem Druck noch — als auf Chromopapier. Schon bei der geringsten Be rührung wird ein solcher Abzug verdorben. Ich habe einmal eine ganze Reihe tüchtiger Drucker nach dem Grunde dieser Erscheinung gefragt und die verschiedensten Antworten er halten. Unter anderem wurde die Farbe selbst als Ursache an geführt, die, z. B. mit Sikkativ versetzt, auch auf Chromo papier schneller trocknet als ohne solchen Zusatz. Nach meinem Dafürhalten wird die Möglichkeit des Verwischens meist nicht durch die Farbe sondern durch die Kreideschicht und das feuchte, erst nach längerer Zeit austrocknende Firnisöl, welches in die Kreide eingedrungen ist und diese erweicht hat, ver anlaßt. Ist das Oel aber in der Kreide einmal getrocknet, was je nach der Temperatur bis zu 1/2 Jahre dauern kann, so hat es sich mit der Kreide zu einer so festen Masse verbunden, daß Verwischen kaum mehr möglich ist. Bei den andern Papieren zeigt sich dieser Uebelstand nur sofort nach dem Druck. Die Möglichkeit des Verwischens hört hier umso schneller auf, je weniger Kreide das Papier enthält, d. h. je mehr sich das Firnisöl ins Papier selbst fest gesaugt hat, weil die Farbe dann schneller trocknet und keine verwischbare Kreideschicht existiert. (Anmerkung des Schriftleiters: Die verschiedenen Arten von Chromo-, Glace- und Kunstdruck papier haben sehr verschiedene Eigenschaften, erfordern beim Druck wesentlich verschiedene Behandlung und dürfen nicht unter Einem abgetan werden. Wir verweisen auf frühere Abhandlungen in der Papier-Zeitung sowie auf das oben er wähnte Weichelt’sche Werk.) Vorstehende Ausführungen gelten natürlich nicht nur für ein farbigen sondern auch für jeden mehrfarbigen autotypischen Druck, namentlich für Dreifarbendruck, bei dem es ja vor allem darauf ankommt, daß der autotypische Punkt und das Papier sich gut vereinigen. Hg. Bilder von der Weltausstellung in St. Louis. Die in Nrn. 73, 74 und 75 veröffentlichten Bilder beschließen wir in dieser Nummer mit zwei weiteren Bildern nach Aufnahmen des Herrn Carl Ludw. Kempe, Nürnberg. Berichte aus Typographischen Gesellschaften Leipzig. Typographische Gesellschaft. In der Sitzung vom 7. September sprach Herr Fiedler über »Druck mit bunten Farben auf farbigen Papieren«; mit diesem Vortrage war eine Ausstellung von Druckproben verbunden. Redner wies auf die ausgestellten Drucksachen hin, die mit mehr oder weniger Raffinement ausgeführt seien, denn dieser Druck erfordert mannigfaltige Vorkenntnisse und größte Sorgfalt. Zur Er zielung heller Farben auf dunklen Papieren empfahl Redner folgendes Verfahren: 1. Man kann mit Deckweiß mehreremale übereinander drucken, 2. mit Farbe vordrucken und bronzieren und 3. Satinweiß vordrucken; das letzte Verfahren sei das empfehlenswerteste, da es am sichersten und leichtesten zu einem befriedigenden Resultate führe. Auf den so hergestellten Grund kann man nach Bedarf leuchtende Deck- oder Ton farben drucken. Will man auf Bronze drucken und erzielt keine Deckung, so drucke man mit Bernsteinlack vor, welcher sich mit der Bronze verbindet und der nächstaufzudruckenden Farbe Halt verleiht. Man wähle zum Druck heller Farben auf dunkle Papiere gut satinierte Papiere, da sonst ein be friedigendes Ergebnis ausgeschlossen ist. Beim Durchschießen ist Vorsicht nötig. Rauhe aber nicht faserige Papiere, möglichst wellig, tun die besten Dienste. In der Aussprache wurde empfohlen, dem Weiß zur besseren Deckung Bologneser Kreide zuzusetzen. Ein neues Verfahren empfehle, Puder über die frische Farbe zu stäuben, ähnlich dem Bronzieren. Einfacher aber weit kostspieliger sind die Oeser-Folien, welche mittels geheizter Pressen auch vom Buchdrucker verarbeitet werden können. Zum Druck bediene man sich starker Gal vanos, da Schriftzeug auf den Folien abfärbt. Ein anderes einfaches Mittel ist, daß man weißes Papier oder Karton nimmt, das Weiß ausspart und die gewünschte Tönung des Papieres aufdruckt. Ausgestellt war in der Sitzung das Ergebnis eines von der Schriftgießerei Nebiolo & Co. in Turin veranstalteten Wettbewerbs, das sehr wenig Neues bot. W. J. Posen. Buchdrucker-Fachverein. Am 14. September wurde die Schriftprobe zu der Universal-Schriftlinie von Genzsch & Heyse, Hamburg, ausgestellt. Sie lag in einem mit Glasdeckel versehenen Kasten und erweckte regstes Interesse. Der Vorsitzende besprach dann zwei Druckarbeiten des Deutschen Buchgewerbevereins, nämlich den Ausstellungskatalog für Buchgewerbe und Photographie in St. Louis und den Führer durch das Deutsche Buchgewerbehaus zu Leipzig. Herr Friebe bemängelte den zu hellen Druck der Illustrationen und die zu schwere Umrahmung des Textes. Besondere Kritik übte Redner an dem Titelsatz des Umschlages und der ersten drei Seiten. Die Textanordnung mit den Geviert-Füllstücken, die wie Spieße aussehen, wie der in sehr reicher Verwendung ver tretene Buchschmuck von Walter "Tiemann- Leipzig fänden keinen Beifall. Ebenso die auf der zweiten Seite des Titels enthaltene Trennung SCHEL- TER & GIESECKE. Im Satz fänden sich sogar grobe Fehler. Redner verurteilte auf das Energischste die Künsteleien bei modernen Drucksachen. Die Buchdrucker sollten endlich den Mut haben und gegen Künstler, die die Druckarbeiten fast bis zur Unleserlichkeit entstellen, Front machen. Der Verein beschloß nach kurzer Debatte die Anschaffung eines Rednerpultes. Der Vorsitzende berichtete dann noch über die Vorbereitungen zu einem Buch führungskursus, die nur langsam vorwärts gehen. Für das am 1. Oktober beendete Preisausschreiben soll dasselbe Verfahren eingehalten werden wie bei dem früheren. Auch ein Besuch des Polnischen Nationalmuseums in Posen wurde beschlossen. Fachschule für Buchbinder in Berlin. Nachdem sowohl die Berliner Buchbinder-Innung als auch der Berliner Magistrat den von dem Herrn Handelsminister im Erlasse vom 12. Februar an die Ausgestaltung der Fachschule für Buchbinder geknüpften Bedingungen zugestimmt haben, wird die Klasse für Kunstbuchbinderei an dieser Schule am 5. Oktober eröffnet. Als Lehrer für diese Klasse wurden seitens der Innung der Buchbinder Paul Kersten und der Maler und Zeichner Sütterlin berufen, vergl. Nr. 75 S. 2768. Der Unterricht wird erteilt in den Räumen der Fachschule, Wasserthorstraße 4, und zwar für das Winterhalbjahr in der Zeit vom 5. Oktober bis 8. Dezember 1904 und vom 10. Januar bis 20. März 1905: 1. Lehrer Kersten: praktischen und theoretischen Unterricht in der Kunstbuchbinderei und künstlerischen Lederarbeiten, im Schulhalbjahr 20 Wochen, täglich 81/2 Stunden, vormittags 81/2—12 Uhr = 21 Stunden wöchentlich, im Schul halbjahr 420 Stunden; 2. Lehrer Sütterlin: Zeichenunterricht, im Schulhalbjahr 20 Wochen Unterricht, wöchentlich 8 Stunden = 160 Stunden im Schulhalbjahr. Der Unterrichtsplan wird dem nächst veröffentlicht. Schulgeld wird versuchsweise nur 30 M. für den Schüler und das Schulhalbjahr erhoben. Leder, Gold und Seide haben die Schüler selbst zu bezahlen, alles übrige Material stellt die Schulverwaltung. Aufgenommen werden Meister, Gesellen und Lehrlinge des Buchbindergewerbes aus dem ganzen deutschen Reich, jedoch müssen sie vor ihrer Aufnahme den Nachweis besonderer Befähigung und künstlerischer Veranlagung darbringen. Meldungen nimmt der Dirigent, Obermeister Slaby, Berlin SW 11, Großbeerenstraße 86, entgegen. Ausstellungs - Erfolg. Die Maschinenfabrik Rockstroh & Schneider Nachf. A.-G. in Dresden-Heidenau hatte auf einer »Exposition Inter nationale« in Saint Etienne, Frankreich, 1904, eine Victoria-Presse Nr. V Spezial-Modell ausgestellt und erhielt darauf den »Grand Prix«.