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Nr. 76 PAPIER-ZEITUNG 2789 seine Bemühungen, und was die Zahlungen betrifft, ist wohl jeder froh, keinen Mahnbrief zu erhalten, und sucht pünktlich »einen Ver pflichtungen nachzukommen. Kleine Beträge stets unter Nachnahme zu versenden, wäre entschieden zu verwerfen. H. T. *** In meiner Tüten- und Papierwarenfabrik führe ich seit 3 Jahren Aufträge unter 10 M. nur gegen Nachnahme aus. Dies hat sich gut bewährt. Die Reisenden dürfen nur in dieser Weise verkaufen. Das Geldrückporto nehme ich auf mich. Bei Postpaketen und Beträgen bis 5 M. berechne ich nur 25 Pf., bei Beträgen zwischen 5 und 10 M. nur 35 Pf. Porto. Bei Nachnahme-Sendungen mit der Bahn gibt es keine Rückspesen. Ausnahmen werden nur bei Kunden gemacht, die in der Nähe wohnen, und die ich auch betreffs ihrer Zahlungsweise gut kenne. Läßt ein solcher Kunde durch den Boten eine Kleinigkeit holen, in 8 Tagen vielleicht wieder, so gebe ich die Waren gern ohne Geld, da ich weiß, von dem Manne bekomme ich Geld. Bei Kunden aber, die weiter entfernt sind, ist Nachnahme nicht nur angebracht, sondern er forderlich. Ich habe erfahren, daß solche kleinen Beträge oft verloren gehen. Jährlich, 3 bis 4 Mal lasse ich meine Kunden besuchen. Es kam vor, daß beim zweiten Besuch, bei welchem der kleine Betrag fällig war, nicht bezahlt wurde, weil der Kunde nicht zu Hause, beim dritten Besuch nicht anzutreffen war oder nicht mehr zahlen konnte oder schon längst wo anders hin verschwunden war. Es lohnt nicht, einen kleinen Posten einzuklagen, man wirft gewöhnlich die Kosten hinterher. Will sich ein Kunde nicht leicht zur Nachnahme bequemen, so komme ich ihm mit den üblichen 2 pCt. Skonto entgegen, die Haupt sache ist, das Geld in der Tasche zu haben. Ich habe z. B. Kürschner und Hutmacher zu Kunden, die nicht mehr als 1000 Hutbeutel für 9 M. gebrauchen können. Mancher wünscht nicht Nachnahme, weil I eigenen Ort in ganz kurzer Zeit fällig sind, weiter, sei es weil sie zu bequem sind, um den Einzug selbst zu besorgen, oder damit sie im Nichtzahlungsfall nicht Protest erheben müssen. In diesem Falle hat ein Anderer die Einzugsspesen zu tragen, weil er anstandshalber den Wisch nicht weiter geben will. Große Geschäfte haben oft dort Zahlungen zu leisten, wo Wechsel für sie fällig sind. Hielte man in solchen Fällen Auslese, so würde mancher Wechsel nicht soviel wandern. Bequemer ist es allerdings, den ganzen Plunder dem nächstbesten Lieferanten zuzuschicken. Sch. Explosion eines Lumpenkochers In der Nachtschicht vom 13. auf den 14. April 1904, morgens um 23/4 Uhr, explodierte in der Papierfabrik Salach einer der dort auf gestellten Lumpenkocher. (Vergl. Nr. 32 der Papierzeitung Seite 1180.) Dabei wurde ein im Kocherraum beschäftigter, 37 Jahre alter Arbeiter getötet und ein im Nebenraum beschäftigter 39 Jahre alter Schmierer schwer verletzt. Der explodierte Kocher hat zylindrische Form mit nach außen ge wölbten Böden. Der innere mittlere Durchmesser des Kochers ist 1,85 m, die zylindrische Länge desselben 2,91 m. Die Scheitelhöhe der Bodenwölbung ist 0,2 m. Die Blechstärken des Mantels betragen 10 mm, die der Böden 101/2 bis 121/2 mm. Der Kocher ist nach Aussagen eines Portiers, der sich seiner Auf stellung noch erinnern will, etwa 58 Jahre alt. Der Name des Er bauers ist unbekannt. Der Kocher ist für einen Druck von 4 Atmo sphären bestimmt; das Sicherheitsventil ist dementsprechend ein gestellt (der Dampfkesseldruck ist 8 Atmosphären). Der Kocher stand unter der Ueberwachung des württemb. Dampfkesselrevisionsvereins. Das Blech des Kochers besteht aus Schmiedeisen; es zeigt an den Bild 1: Gesamtanordnung er erst sehen will, ob der Druck richtig geworden ist. In solchen Fällen kann man Ausnahmen machen. Bestellt aber ein Fleischer oder Bäckermeister, der sonst beim Konkurrenten kauft, dem Reisen den zu Gefallen einen halben Zentner Druck- oder Pergament-Papier für 6 oder 10 M., so wäre es schade, den Auftrag ohne Nachnahme auszuführen, denn man hätte zu viel Schererei damit. Meine Reisenden befolgen meine Vorschriften und kommen mir mit Ausnahmen fast nicht mehr. Gebrauchen mal Gastwirte 1000 Papier- spitzen oder 1 Dutzend Spielkarten, so müßte man mehr vertrinken, ehe man das Geld hat, als man verdient. Bei Bahnsendungen ist es eine herrliche Sache, wenn der 6. bis 10. des Monats herangekommen ist, und man sich alle Nachnahmen vom vorigen Monat holen kann. Wie mancher macht nachträglich noch Ausstellungen, wozu man ja immer einen Grund finden kann, bei Nachnahmebeträgen sind solche jedoch gänzlich vermieden. In der Hauptsache liegt es am Reisenden, er muß auf den Käufer mit freundlichen Worten einwirken. Viele, meiner Kunden kommen gleich mit der Anrede »das liefern Sie wohl gegen Nachnahme«. Viele Leute lassen sich zum Kauf gegen Nach nahme bewegen, mit denen man noch nicht in Geschäftsverbindung gestanden hat, auch wenn es weit höhere Beträge als 10 M. betrifft, wenn man sagt: »das erste Geschäft liefert mein Haus nur gegen Nachnahme«. Viel Unkosten, Zeit, Arbeit und Aerger bleiben erspart, wenn kleine Posten nur gegen Nachnahme verkauft werden. Jeder Fabri kant oder Händler sollte in dieser Weise verfahren, es läßt sich durch führen. M. F., Pirna * * * Die schlechte Zahlungsweise kann nicht genug gerügt werden. Oft senden selbst große Firmen kleine Wechsel, welche an ihrem Bruchstellen des Kocherbodens ungesunden, schiefrigen Bruch und besitzt ganz geringe Widerstandsfähigkeit gegen Biegung; schon bei Einbeulungen von 140—180 mm Durchmesser und 14—16 mm Tiefe ist das Blech in der Wölbung durchgerissen. Der Kocher war durchschnittlich 300 Tage im Jahre je etwa 8 Stunden im Betrieb. Die Dampf- und Wasserzuleitungsröhren und die in diese eingeschalteten Armaturteile sind aus Bild 1 ersichtlich. Die Dampfzuleitung ist als dicke schwarze Linie gezeichnet, die Wasserleitung ist doppellinig und die Dampfleitung zum Manometer punktiert eingetragen. In der Dampfleitung waren bei a ein Absperrventil, bei b zwei Rückschlagventile und bei c zwei Absperrhähne eingeschaltet. Außer dem konnte der Dampf durch das Hauptabsperrventil auf dem Kessel abgesperrt werden. In der Wasserleitung befanden sich bei 1 ein Rückschlagventil, bei 2 ein gemeinsames Absperrventil und bei 3 ein Dreiweghahn, der folgende Stellungen ermöglichte: 1. Verbindung des Kocherinnern mit dem Sicherheitsventil und dem Manometer; 2. Ver bindung des Kocherinnern mit der freien Atmosphäre; 3. Verbindung des Kocherinnern mit dem Wasserreservoir; in letzter Stellung, in welcher der Hahn nach der Explosion vorgefunden wurde, sind Sicher heitsventil und Manometer ausgeschaltet. Die Verbindung der Rohr leitungen mit dem Dreiweghahn sind aus Bild 2 auf folgender Seite ersichtlich. Die Wirkungen der Explosion waren folgende: Der vordere linke Kocherboden wurde längs - der Nietnaht gleichmäßig von Niete zu Niete losgerissen; er durchschlug die gegen die Eisenbahn Stuttgart- Ulm zu gelegene Wand des Lokales, prallte seitlich gegen die Mauer des Kesselhauses, flog dann gegen die Umfassungsmauer des Hofes und durchschlug auch diese. Die bei der Explosion entstandene