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2728 PAPIER-ZEITUNG Nr. 74 Briefumschläge am 10. Dezember 1890 eingestellt, die in Händen des Publikums befindlichen Mengen durften noch bis Ende Juni 1894 benutzt werden. Der Grund für die Abschaffung war, Entlastung der Postämter herbeizuführen, die durch die Einführung der Alters- und Invaliditätsmarken eine gewaltige Mehrarbeit zu bewältigen hatten. Der Absatz der »Ganzsachen« stand auch in keinem richtigen Verhältnis zu den aufgelieferten Briefen. Firmen mit 10—60 000 M. beteiligt sein sollen. Woher diese den Mut haben, finanziell als schwach bekannten Firmen solche Kredite einzuräumen, bleibt ihr Geheimnis. Sicher ist, daß das Postkarten geschäft in England, schneller als es gekommen, schon wieder abflaut, und daß noch weitere Verluste zu befürchten sind. Alles in Allem kein erfreuliches Bild dieses Geschäftszweigs, und dazu angetan, jedem Uneingeweihten anzuraten, die Hände davon zu lassen. A. Von den Ländern des Weltpostvereins stellen namentlich Eng land mit seinen Kolonien, Belgien, Dänemark, Rußland, Frank reich, die V. St. v. Amerika und die meisten südamerikanischen Staaten gestempelte Briefumschläge her und verkaufen sie. Auch in diesen Ländern ist der Verbrauch verhältnismäßig gering. Es will sich eben nicht jedermann der Gefahr aussetzen, einen solchen etwa falsch beschriebenen Briefumschlag fortzuwerfen. In früheren Jahren konnten die herausgeschnittenen Wert stempel noch anderweitig benutzt werden, das darf jedoch jetzt nirgends mehr geschehen. R. Leipziger Papiermesse. Ansichtspostkarten Wohl selten hörte man auf einer der früheren Messen so viele Klagen wie in diesem Herbst über den schlechten Geschäftsgang im Allgemeinem wie über das Meßgeschäft im Besonderen, und namentlich die Postkartenaussteller machten betrübte Gesichter über den großen Mangel nicht an Ver- sondern an Einkäufern. Man war von der Ostermesse her gewohnt, Groß- und Ausfuhrhändler sowie zahlreiche Ausländer die Meßräume füllen zu sehen, und die Enttäuschung auf der Herbstmesse war umso größer, weil jeder hier die Aufträge ein zuholen hoffte, die ihm in den zwei ungewöhnlich stillen Monaten Juli und August ausgeblieben sind. Der Eingeweihte kennt die Ursache dieser Erscheinung. Zunächst hat die Herbstmesse bei Weitem nicht die Bedeutung ihrer Kollegin im Frühjahre, denn auf ihr erscheint hauptsächlich der bessere Klein händler Deutschlands und Oesterreichs, um seinen Herbstbedarf zu decken. Dieser Kundenkreis war auch dieses Jahr da, nicht mehr und nicht weniger als sonst, aber die Zahl der Verkäufer hat sich mehr als verdoppelt, und dieses Uebermaß von Angebot stand in keinem Verhältnis mehr zu Bedarf und Nachfrage. Die Postkarten haben an Zugkraft sicher nicht zugenommen, eher etwas eingebüßt; überblickte man aber die Reihe der etwa 60 Meß aussteller und dachte an die noch immer zunehmende Menge von Fabrikanten und Verlegern, so überkam Einen ein Schauder: wohin soll diese Uebererzeugung noch führen? In der Fabrikation und im Großhandel werfen Postkarten nur noch einen sehr bescheidenen Nutzen ab, und auch diesen nur durch Ausklügelung aller möglichen technischen Vorteile. Und doch sollte daran mehr als sonstwo verdient werden, weil jede Kollektion, und sei es die beste, unverkäufliche Serien enthält, deren erste Auflage schon mit Schaden abgestoßen wird, ohne die Kosten für Originale, Lithographie, Platten usw. nur entfernt hereingebracht zu haben. Mancher kleine Verleger ist schon an ein paar ungangbaren Serien, die seine Hoffnung und sein Stolz waren, zugrunde gegangen, ehe die Postkarten im Verkaufsladen richtig zum Vorschein gekommen sind. Und nun erst der Krebsschaden des ganzen Geschäftes: seine Kurzlebigkeit. Eine Kollektion, deren Anfertigung Maler, Lithographen, Aetzer, Drucker und Präger monatelang beschäftigt hat, wird im Fluge durchblättert, von dieser und jener Nummer zur Probe bestellt, Musterserien — natürlich unentgeltlich — nicht zu knapp aufgegeben, und der Erfolg des mehrere Wochen später um Nachbestellungen an fragenden Reisenden ist die Gegenfrage: Haben Sie Neuheiten vor zulegen? Viele Fabrikanten haben sich infolgedessen daran gewöhnt, keine geschlossenen Kollektionen zu bestimmten Zeiten, etwa im Früh jahr und Herbst, herauszubringen, sondern jede Serie sofort nach Er scheinen, vielfach noch im Andruck, anzubieten, um nur stets mit »Neuheiten« dienen zu können. Nach dieser Richtung hin sind die Postkarten das richtige Spiegelbild unseres nervösen Zeitalters. Mit derselben Schnelligkeit, wie die Sonderausgaben der Tageszeitungen, folgt die Ansichtspostkarte den neuesten Ereignissen auf jedem Gebiete des öffentlichen Lebens, und Neuheiten, Neuheiten um jeden Preis! ist das Losungswort dieser Ware geworden. Die technische Ausführung hält damit gleichen Schritt. Ab gesehen vom Bromsilber überwiegen jene technischen Verfahren, mit denen sich schneller und billiger Massendruck erzielen läßt, wie Autochrom, Schnellpressen-Lichtdruck in großen Formaten, Chromo lithographie in wenigen Farben mit oder ohne Goldkonturen. Künstlerische Serien wie die Kopien klassischer Gemälde von Wilh. Böhme in Berlin oder Veltens Künstlerkarten von Nister in Nürnberg finden nur noch einen kleinen Käuferkreis und werden für den deutschen Verlag nicht mehr hergestellt, weil sich die bedeutenden Anlagekosten nicht bezahlt machen. Dagegen brachte England in den letzten Monaten Hervorragendes im Dreifarbendruck, dürfte aber damit aus dem gleichen Grunde kaum viele Käufer finden. Was in den letzten Wochen aber sonst aus England zu uns kam, war für eine Anzahl deutscher Postkartenfabrikanten sehr unerfreulich: Größere Verluste bei zwei englischen Verlegern, wobei einzelne Lohnbewegung Berliner Luxuspapier-Arbeiter. Am 17. August hatten Arbeiter und Arbeiterinnen der Luxuspapier-Industrie Forderungen in Gestalt spezialisierter Lohntarife aufgestellt und den Fabrikanten mit dem Ersuchen, bis zum 8. September darauf zu antworten, eingereicht. Am 8. September abends fand im Buggenhagenschen Saale eine Ver sammlung statt, die sich über die Antworten der Fabrikanten Bericht erstatten ließ. Sie war größtenteils von Arbeiterinnen besucht. Der Saal, in dem gegen 2000 Personen dicht gedrängt zusammen saßen, wurde polizeilich abgesperrt. Aus dem Bericht, den der Ob mann des Fachverbandes erstattete, ging hervor, daß nur einzelne Fabrikanten teils zustimmend, teils ablehnend, die meisten aber gar- nicht geantwortet hatten. Nach reger Aussprache nahm die Versamm lung folgende Resolution an: »Die Versammlung nimmt Kenntnis davon, daß die Fabrikanten auf die eingereichten Forderungen bis heute nicht geantwortet haben. Die Versammelten ersehen daraus, daß es die Fabrikanten unter ihrer Würde halten, auf »Forderungen« Antwort zu erteilen. In Erwägung, daß die Arbeiterschaft die Hand zum Frieden geboten hat, indem der Vorschlag einer Tarifgemeinschaft gemacht wurde; in weiterer Er wägung, daß die geforderten Löhne in der Buchbinderbranche längst zur Geltung gekommen sind, bedauert die Versammlung den Stand punkt der Fabrikanten. Um den letzten Versuch einer gütlichen Einigung zu machen, werden von jeder Fabrik drei Kollegen beauf tragt, innerhalb dieser Woche bei den Firmeninhabern vorstellig zu werden, von diesen Verhandlungen ist der Lohnkommission sofort Mitteilung zu machen, welche dann die geeigneten Schritte zu unter nehmen hat, um den Forderungen Geltung zu verschaffen. (Vorwärts, Berlin) Probenschau Ansichtskarten mit dem Bild des deutschen Kronprinzen von der Vertriebsstelle der amtlichen Ausstellungs-Drucksachen, Düsseldorf, Schäferstraße 28. Die Karte zeigt den Kronprinzen zu Pferd in der Uniform auf dem Hof der Düsseldorfer Kaserne. Die Aufnahme ist sehr porträtähnlich und wurde mit Rücksicht hierauf vom Kronprinzen selbst zur Vervielfältigung bestimmt. In der unteren Ecke der Karte steht der eigenhändige Namens zug mit dem Datum der Eröffnung der Ausstellung. Die Brom silber-Kopien sind gut. Notizbuch Reform, DRGM. 231 703 von Barisch & Schneider in Breslau, Lehmdamm 13. Wer genötigt ist, viel ins Notiz buch zu schreiben, empfindet es als Uebel stand, daß die Hand keinen Stützpunkt findet, sobald es nötig wird auf der unteren Hälfte der Seite zu schreiben. Diesem Mangel soll das Notizbuch »Reform« abhelfen. Der Buch block ist lose in Deckeltaschen geschoben, die Zungen, die auf beiden Seiten in diese Taschen hineinragen, sind wie Skizze 1 zeigt zugeschnitten. Die Taschen in dem Einband sind am oberen Rande soweit aufgeschnitten, daß die Zungen bis zur Höhe des Winkels a mit dem aufgeschlagenen Buchblock in die Höhe geschoben werden können. Skizze 2 zeigt diese Stellung. Die Hand findet dann auch beim Beschreiben der letzten Zeile ge nügenden Halt auf dem Einband. Skizze 1 Buch block Ein band Skizze 2 Elfin-Füllfeder von Thos. de la Rue & Cie. Limited in London E. C., Bunhill Row 110 und Paris, 37 rue d’Enghien. Diese Füll feder hat als Eigentümlichkeit eine Sicherheitsschraube, welche gestattet den Tintenzufluß zur Feder genau zu regeln. An dem hinteren Ende des Halters ist ein etwa 1 cm langes Stück drehbar. Dieses trägt eine Hartgummi-Stange, die durch einen dichtschließenden Boden gerade geführt ist und durch den ganzen Tintenbehälter der Länge nach reicht. Sie trägt am Ende eine doppelt konische / Verdickung, welche durch Versperren der Tintenzuführung \ / nach der Feder den Ausfluß der Tinte verhindert. Nach diesem Verschließen schreibt die Feder noch kurze Zeit weiter zufolge der kleinen Menge Tinte, die sich dann noch in der Goldfeder befindet, und so braucht man nicht jedesmal die Feder zu öffnen, wenn man nur ein paar