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2726 PAPIER-ZEITUNG Nr. 74 von den Einsendern obiger Zeilen verurteilt werden. Mit der Ueberschrift »Ausschaltung des Zwischenhandels« hat er jedoch über dieses Ziel hinausgeschossen und damit Entrüstung in weiteren Kreisen hervorgerufen. Die rasche Entwicklung der Industrie hatte naturgemäß auch ungeheure Ausdehnung des Handels zur Folge, und es ist begreiflich, daß Anfänger vielfach ihren Geschäften die ehrenvolle Bezeichnung Papiergroßhandlung beilegen, ohne die dazu erforderlichen Grundlagen zu besitzen. Da die Errichtung solcher Geschäfte in keiner Weise beschränkt ist, so gibt es deren sehr viele, und manche Fabrikanten mögen in ihrem Unmut dem ganzen Papiergroßhandel die gemachten schlimmen Erfahrungen zur Last schreiben. Wenn die bisherige Aus sprache dahin führt, daß die Fabrikanten künftighin nicht jede Firma, die sich Papiergroßhandlung nennt, als solche anerkennen, sondern sorgfältig prüfen, ob sieVertrauen verdient, so hat sie einem guten Zweck gedient. Wer sorgfältig wählt, wird finden, daß es überall im Deutschen Reich zahlreiche Firmen gibt, die dem vorbildlichen Papiergroßhändler aus früherer Zeit gleich kommen. Manila-Papier Zur Frage 5712 »Festes Papier« in Nr. 72 Um aus Manilafaser festes Papier zu erzeugen, muß vor allen Dingen die Eigenart der Faser berücksichtigt werden, welche sie durchaus von der Leinen-, Hanf- und Baumwoll faser unterscheidet und daher auch entsprechende Bearbeitung verlangt. Leinen- und Hanffasern sind verhältnismäßig starr und dickwandig. Durch quetschendes — nicht schneidendes — Mahlen werden sie zersplissen und ergeben einen schmie rigen. zähen Stoff. Baumwolle zeigt sich als dünnwandige, breitgedrückte Faser, die für besondere Zähigkeit selten ge eignet ist. Manilafaser zeigt hingegen ähnlichen Bau wie die bekannten japanischen Fasern Mitsumata, Gampi und Kodsu; sie stellt sich als außerordentlich dünner länger Zellschlauch dar, der sehr schmiegsam ist. Wie die ungemein zähen japani schen Papiere aus Fasern hergestellt werden, welche auf ver hältnismäßig primitive Weise aus dem Rohstoffe bloßgelegt und nur mittels Schlagens von Hand aus ihrem Zusammenhang gelöst werden, so sollte Manilastoff durch zweckentsprechende Kochung von den Inkrusten befreit und eigentlich nur durch Schlagen im Holländer in seine Fasern zerlegt werden. Ein Schmierigmahlen wie bei Leinen- und Hanfstoff gibt es für Manilastoff nicht; gut gekochte Manila ergibt ohne eigentliche Mahlung einen unübertrefflichen, gallertartig-schmierigen Stoff. Reinheit oder Teergehalt des Rohstoffs sind maßgebend für den zur Kochung notwendigen Kalk- oder Laugenzusatz; ebenso wird der für das fertige Papier erzielbare Preis die Wahl des Rohmaterials bestimmen. Bedarf einerseits nach Obigem das Mahlen, besser gesagt Aufschlagen der Manila sorgfältiger Achtsamkeit, so ist ander seits auch die Ausarbeitung eines guten Manilastoffes auf der Papiermaschine nicht nach dem Schema möglich, nach dem heutzutage die vielen kurzfaserigen oder rösch zusammen gemahlenen Stoffe zu Papier gemacht werden. Es kommt daher vor, daß der Papiermaschinenführer mit einem sachgemäß gemahlenen Manilastoff nichts anzufangen weiß und darauf dringt, daß das teuere und hochwertige Material zusammen gehackt und so seiner angestammten Güte beraubt wird. Schreiber dieses hat große Mengen von Manilatauen mit dem Voith’schen Lumpenschneider bei einmaligem Durchgänge • geschnitten. Achtsamkeit erfordern dabei die Tau - Enden, welche manchmal mit Draht umwickelt sind, aber schwächere Holländermesser auch dann verderben, wenn sie eine feste Umwicklung von Hanfschnur tragen. Diese Umwicklungen müssen von Hand entfernt werden. G. C. R. Papierstoff aus gerbstoffreichem Holz Die Erfindung, für welche Oma Carr in Buenavista, Staat Virginia, das amerikanische Patent Nr. 762 139 erhielt, bezweckt, aus dem Holze der Kastanie, der Kastanien-Eiche und ähnlicher gerbstoffhaltiger Hölzer Papierstoff herzustellen und gleich zeitig den Gerbstoff zu gewinnen. Der Kastanienbaum enthält beispielsweise, auf das trockene Holz berechnet, 5—12 pCt. gerbstoffartiger Stoffe. Bisher ver fuhr man zur Gewinnung dieser Gerbextrakte in folgender Weise: Der gefällte Baum wurde in geeignete Klötze zer schnitten, zu der Extraktionsanlage geschafft und dort mittels einer Hackmaschine zerkleinert. Die erhaltenen Scheite wurden sowohl in der Richtung der Faser als senkrecht zu dieser Richtung möglichst zerkleinert und dann in offenen Be hältern mit doppeltem Boden ausgelaugt. Die Behälter waren mit geeigneten Rühr- und Heizvorrichtungen versehen, 4—5 m im Durchmesser weit, 3—5 m tief und mit Pumpen aus gestattet, mittels welcher die Lauge von dem Boden des ersten Behälters abgesaugt und über das Holz des zweiten Behälters ausgeschüttet wurde usw. Die schließlich erhaltene Lauge wurde geklärt, durch Eindampfen auf den gewünschten Grad eingedickt und in Fässern versandt. Die Temperatur von 100° C. wurde selten überschritten, und die Dauer der Behand lung betrug 3—5 Tage. Das nach Beendigung der Auslaugung verbleibende Holz war sehr kurz (nicht über 3 mm lang) in der Faser, enthielt große Mengen Staub, war sehr dunkel ge färbt und enthielt noch 11/2—2 1 2 pCt. Gerbextrakt, war deshalb zur Gewinnung von Papierstoff nicht geeignet und wurde unter dem Kessel verfeuert, wobei nur etwa 4 pCt. desjenigen Wertes nutzbar gemacht wurden, den es als Papier-Rohstoff gehabt hätte. Damit das Holz zur Herstellung von Papierstoff geeignet sei, muß die Faser lang bleiben, die Entstehung von Holz staub vermieden und die Gerbextrakte und sonstigen Farb stoffe vollkommen entfernt werden. Um vorhandene Ex traktionsanlagen mit möglichst geringen Kosten für die gleich zeitige Gewinnung von Papierstoff geeignet zu machen, ver fährt man wie folgt: Die Holzstämme werden mittels einer Hackmaschine in Stücke von der gewünschten Länge zer kleinert und diese Stücke zwischen Walzen oder auf ähnliche Weise parallel zu der Faserrichtung gelockert. Diese so auf geschlossenen Späne werden in üblicher Weise ausgelaugt und dann nochmals zwischen schweren Walzen gequetscht. Das Holz enthält in diesem Zustande noch 3—8 pCt. des Gerb extrakts und wird zur Gewinnung und Entfernung dieses Gerb- extraktes nochmals ausgelaugt, wobei es zum Schluß mit reinem heißen Wasser behandelt wird. Die letzten Laugen werden mit den ersten vereinigt und wieder zum Auslaugen von frischem Holz benutzt, bis der geeignete Konzentrationsgrad erreicht ist. In diesem Zustande ist das Holz geeignet, dem Papierstoffkocher übergeben und dort in üblicher Weise be handelt zu werden. Bei neuen Extraktionsanlagen wird in folgender Weise verfahren: Das zerhackte Holz wird mit einem geeigneten Lösungsmittel — Wasser, Alkoholen, Aceton — unter höherem Druck und höherer Temperatur behandelt, wodurch die Aus laugung erheblich beschleunigt wird. Wenn man Wasser ver wendet, so beträgt der Druck etwa 21/2 Atmosphären und die Temperatur etwa 144° C. Bei Verwendung von Alkoholen als Auslaugungsmittel sind Druck und Temperatur geringer als bei Wasser, und es sind Einrichtungen zur Wiedergewinnung des Lösungsmittels vorgesehen. Für den Druckkessel kann man nur solches Material verwenden — Kupfer, Bronze, Messing, Holz —, welches nicht — wie Eisen — mit den Gerb extrakten farbige Körper bildet. Es ist, zweckmäßig, vor Ein führung des Lösungsmittels für die Gerbstoffe die im Holze enthaltene Luft durch Anwendung von Luftverdünnung mög lichst zu entfernen, damit die Flüssigkeiten das Holz leichter durchdringen können. Die Erhitzung kann mittels direkten Dampfes oder mittels Dampfrohre bewirkt werden. Wenn eine Reihe von Auslaugevorrichtungen hinter ein ander angeordnet sind, so ist es zweckmäßig, die frischen Lösungsmittel auf nahezu erschöpftes Holz wirken zu lassen. Die Behandlung dauert nicht länger als 5 Stunden. Wenn die Auslaugung bis auf Spuren von Gerbstoff beendet ist, so wird das Holz entwässert oder getrocknet und darauf in den Papier stoffkocher befördert. Das Holz zeigt sich frei von Staub und von färbenden Stoffen, welche die spätere Bleichung erheblich zu erschweren pflegen, und die Kochlauge dringt leicht zwischen die Fasern. Schwefelgewinnung in Texas und Louisiana Vergl. »Schwefel« in Nr. 68 Seite 2603 Die Gewinnung von Schwefel in Louisiana liegt in der Hand der Union Sulphur Company zu Sulphur, einem kleinen Ort an der Southern Pacific Railroad zwischen New Orleans, La., und Beaumont, Texas. Die Gesellschaft hat in der Nähe von Sulphur etwa 4600 Acres Landbesitz, auf welchem die Schwefelgewinnung erfolgt. Der Schwefel findet sich in einer Tiefe von 160 bis 260 m in gewaltigen Schichten