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2688 PAPIER-ZEITUNG Nr. 73 Verband The International Paper Co. konnte bisher seine Vorzugs- Aktien regelmäßig verzinsen. Die Schilderung der »Ameri kanischen Verbände (Trusts) des Papierfaches« in Nr. 69 von 1903 trifft auch heute zu. Vor einigen Wochen hielt der Druckpapier-Verband seine Jahresversammlung ab, und »President« Chisholm erstattete Bericht über das am 30. Juni beendete 6. Geschäftsjahr der Gesellschaft. Danach betrug der Reinertrag nach Abzug der Dividende auf die Vorzugsaktien 717 258 Dollar, um rund 470 000 Dollar weniger als im Vorjahr. Dieser Reinertrag wird zur Stärkung der Rücklagen verwendet und erhöht sie auf rund 6 Millionen Dollar, welche Summe nicht hoch er scheint, da darin die Abschreibungen seit Gründung der Ge sellschaft enthalten sind. Daß der Reingewinn geringer war als im Vorjahre, wird im Bericht der großen Dürre im Sommer 1903 und dem un gewöhnlich strengen Winter zugeschrieben, der darauf gefolgt ist. Die Fabriken konnten nicht voll betrieben werden, und dies verteuerte die Erzeugung. Trotz der Papierknappheit, die längere Zeit geherrscht hat, konnte die Gesellschaft allen ihren Lieferungs-Verpflichtungen nachkommen und sogar Ver legern, die sonst ihren Bedarf anderwärts decken, aus der Not helfen. Nachstehend lassen wir Bilanz und Gewinnkonto dieser größten Papier-Aktiengesellschaft folgen. (Die Ziffern für das Vorjahr wurden in Nr. 74 von 1903 Seite 2647 gegeben.) Cent. Cent. » Zusammen . . 61434 636 Dollar 85 Cent. Fabrikanlagen Waldungen Besitztitel Pachtrechte und Wasserkräfte Patente Möbel ....... . ..... . Bargeld Buch-Forderungen. . . . . . . . . . Vorräte an Waren und Vorschüsse auf ge kauftes Holz Bilanz vom 30. Juni 1904 Aktiva 42 014 400 Dollar 13 Cent. 4 165 144 » 65 » 6 024 693 » — » 101 201 » 06 » 10 000 » — » 85 448 » 97 » 780 565 » 45 » 5 235 802 » 20 » 3 067 881 » 39 » Zusammen . . 61434 636 Dollar 85 Passiva Stamm-Aktien 17 442 800 Dollar — Vorzugs-Aktien 22 406 700 » Erststellige Hypothekenschulden .... 9 866 000 » Hypothekenschulden d. einzelnen Fabriken 2 956 500 » Buch-Verbindlichkeiten 2 460 215 „ 59 Passiv-Zinsen und Pachtschulden .... 825 989 „ 94 Rücklagen . . . . : 5 976 481 „ 32 Gewinn- und Verlustkonto des am 30. Juni 1904 beendeten Geschäftsjahres Umsatz 20 304 513 Dollar 97 Cent. Kosten der Rohstoffe, Fabrikations- und Ver waltungskosten usw. 17 150 530,54 Doll. Steuern 168 000,— „ V ersicherung und U eber- schuß der gezahlten Zinsen über die er haltenen Zinsen . . 924 323,80 „ 18 242 953 „ 84 „ Gewinn . . 2 061 660 Dollar 13 Cent. 6 pCt. Dividende auf die Vorzugs-Aktien . 1 344 402 » — „ Der Ueberschuß von 717 258 Dollar 18 Cent, wird, wie bereits erwähnt, zur Erhöhung der Rücklagen auf 5 976481 Dollar 82 Cent, verwandt. Geldbriefumschlag-Maschine Die Maschinenfabrik von Gebr. Tellschow in Berlin, Grünauerstraße, lud vor Versand zur Besichtigung ihres neuesten Erzeugnisses, einer Geldbriefumschlag-Maschine, ein, die in Betrieb gezeigt wurde. Sie erzeugte in der Minute bis 70 Geldbriefumschläge, gleichmäßiger und genauer als sie von Hand gemacht werden können. Sie kann dreierlei Formate herstellen und zähestes Papier verarbeiten. Das zu geschnittene Papier wird am Rand der Verschlußklappe genau bis zur Kante mechanisch mit zähem Gummi bestrichen, durch Sauger hochgehoben und von einem Greifer zur ersten verstellbaren Faltstation geführt, wo die Seiten gefalzt werden. Ein zweiter Greifer führt dann den Umschlag zur zweiten ebenfalls verstellbaren Faltstation, wo die anderen Klebestellen mit dünnflüssigem Klebstoff versehen werden. Die Art dieses Klebstoffs richtet sich nach der Papiersorte. Das fertige Er zeugnis ist bis zum Rande so fest geklebt, daß man das Ge klebte nicht trennen kann, ohne das Papier zu zerreißen, und weist das Kennzeichen des Geldbrief-Umschlags auf, den unten genau gemachten und festgeklebten Doppelfalz. Die Maschine ist im wesentlichen ähnlich angeordnet wie andere Briefumschlag-Maschinen, nur ist sie größer und stärker, weil sie 2 Falt- und 2 Klebstationen besitzt und zähes Papier verarbeitet. Schulbuchhandel der Papierhandlungen Der Verein der Papier- und Schreibwarenhändler Münchens hat im Juli die Gemeindekollegien in einer Eingabe ersucht, zur Hint anhaltung von Mißbräuchen künftighin nur solchen Schulkindern Lehrmittelfreiheit zu gewähren, die bei der Einschreibung ein Dürftig keitszeugnis beibringen. Er hat ferner die Lokalschulkommission ge beten, daß dem Lehrpersonal untersagt werde, die Kinder auf einzelne Geschäfte hinzuweisen, wenn bei allen die nötigen Waren erhältlich sind. Auch hat er bei den Schulbücher-Verlagsfirmen nachgesucht, seinen Mitgliedern beim Einkauf von Schulbüchern 2 pOt. Kassa-Skonto zu gewähren. Ueber die Erfolge dieser Eingaben gab in einer am 81. August unter Vorsitz des Herrn De Crignis ab gehaltenen Versammlung Herr Dietrich eingehenden Bericht. Zum ersten Punkt bemerkte er, daß vielfach auch nicht bedürftige Leute ihre Kinder als lehrmittel frei einschreiben ließen, nur um zehn Monate kreditiert zu bekommen. Um baldige Behandlung der Eingabe im Magistrat zu veranlassen, begab sich eine Deputation zu Bürgermeister von Brunner; sie erhielt den Bescheid, daß das Gesuch zu spät eingereicht wurde, um noch bis Schulbeginn erledigt werden zu können. Der Lehrerschaft gegen über könne der Bürgermeister nichts tun, da sie der kgl. Regierung unterstehe. Es bleibe also nichts übrig, als die Entschließung der Behörden für das übernächste Schuljahr abzu warten. Die von den Verlagsfirmen über den erbetenen Kassa-Skonto eingelaufenen Ant worten seien ablehnend ausgefallen. Der »Katholische Bücherverlag« hatte keine Antwort erteilt. Die Firma Oldenbourg führt in ihrer Antwort aus, daß für den Vertrieb von Büchern die regulären Sortimentsbuchhandlungen und in zweiter Linie die regulären Buch bindergeschäfte berufen erscheinen, die am Platze genügend zahlreich vertreten seien, um eine Konkurrenz durch die Schreibwarengeschäfte überflüssig erscheinen zu lassen. Die Firma habe kein Bedürfnis da für, daß sich die Papier- und Schreibwarenhändler in München mit ihren Artikeln befassen. Die Behauptung, daß sie den Abnehmern in der Provinz höheren Rabatt gewähre als den hiesigen, sei unrichtig. Die hiesigen beziehen ohnedies billiger, weil Fracht- oder Postspesen wegfallen. Skonto bei Barzahlung gewähre die Firma nur jenen Handlungen, denen sie auf Grund erwiesener Kreditwürdigkeit den Bezug in offener Rechnung eingeräumt habe. Die Gewährung eines Skontos als allgemeine Maßregel speziell für München müsse daher abgelehnt werden. Einzelnen Handlungen, denen gegenüber Kredit gewährung angezeigt erscheine, stehe es frei, sich diesbezüglich mit der Firma in Verbindung zu setzen. Durch die Entwertung großer Vorräte von Büchern, die durch Neueinführung anderer oder Neu auflagen liegen bleiben, werde Oldenbourg viel mehr geschädigt als die einzelnen Kleinhändler. In den Fällen, in denen bei Oldenbourg er schienene Bücher durch andere von ihm herausgegebene, ersetzt werden oder Neuauflagen erfahren, seien die Kleinhändler immer rechtzeitig von der Firma unterrichtet worden. Auch sei die Firma jedem berechtigten Ersuchen um Zurücknahme alter Auflagen stets entgegengekommen. Es sei nicht einzusehen, warum Schulbücher, statt bar über den Ladentisch, auf Kredit verkauft werden sollen; dies geschehe vielfach in ungesundem Wettbewerb gegen benachbarte Geschäfte. Referent Dietrich behauptet, der Brief der Firma Oldenbourg stelle die Wahrheit auf den Kopf. Die Sortimentsbuchhändler verkaufen mit wenigen Ausnahmen keine Volksschulbücher. Sie wissen, daß dies Sache der Schreibwarenhändler ist, und daß dabei wenig verdient wird. Von den etwa 160 Buchbindereien in München betreiben nur vielleicht 30 nebenbei Ladengeschäfte, eine für den Schulbücher vertrieb unzureichende Zahl. Der Satz vom Skonto und der Kredit gewährung an Kunden, die offene Rechnung haben, sei ein eigen tümliches Eingeständnis. Jene also, die nicht nötig hätten, gleich zu bezahlen, bekämen, wenn sie ausnahmsweise gleich bezahlen, Skonto, die anderen Barzahler aber nicht; das sei ein sonderbares Geschäfts gebaren. Was das Liegenbleiben von Büchern beim Erscheinen von Neuauflagen anlange, so fand das Ersuchen um Zurücknahme der entwerteten Bücher bei der Firma keine Berücksichtigung. Der Vorsitzende teilte noch mit, daß Bürgermeister v. Brunner Einschreiten gegen diejenigen Lehrkräfte in Aussicht gestellt habe, welche die Vereinsmitglieder absichtlich beeinträchtigen, wenn Be weise hierfür erbracht werden. Das Gleiche habe Schulrat Kerschen steiner der Deputation des Vereins erklärt. Herr Dietrich erwähnt, daß man sich gegen Drohungen, die seitens des Lehrpersonals schon gefallen, eventuell an die Regierung wenden werde. Auch soll der Verein gegen Lehrkräfte, die für einzelne Geschäfte Partei nehmen, Schadenersatzklage namens der Geschädigten stellen. In der Diskussion