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2614 PAPIER-ZEITUNG Nr. 71 machen, die recht interessante Vergleiche ergeben müßten. Jetzt liegt Nr. 6 der von diesem Verein herausgegebenen Zeit schrift »Pistschebumaschnoje Delo« (Das Papierfach) vor und bietet des Interessanten recht viel, nur schade, daß es an Zeit gebricht, auf die einzelnen Aufsätze näher einzugehen. Ich erwähne nur die kurze Beschreibung der leider nach dem Brande eingegangenen Ischora-Papierfabrik von K. & Ch. Nebe mit Mustern der seinerzeit in der Fabrik erzeugten Zigaretten- Papiere, die wohl zu dem Vollkommensten gehören, was bisher in diesem Fache geleistet wurde, n. n. Papier-Leimung Die bedeutende Steigerung der Harzpreise fordert den Papierfabrikanten dazu heraus, der Leimung erhöhte Aufmerk samkeit zuzuwenden. Die Harzpreise haben ziemlich die doppelte Höhe der früheren erreicht, und es ist nicht abzu sehen, ob nicht weitere Steigerungen folgen werden. So ist denn auch vor kurzem schon in einer Fachzeitschrift der Not schrei einer Papierfabrik hierüber erklungen und das Ver langen nach einem neuen billigen Leimungsverfahren geäußert worden. Nun lassen sich neue Leimungsverfahren nicht aus dem Aermel schütteln, man muß daher unter den bisher üblichen Umschau halten und das Beste wählen. Ueberblicken wir die Stoffe, die bei der Leimung des Papiers verwendet werden können, so finden wir im wesentlichen folgende: Stärke, Kollodin, Dextrin, Viscose, Kasein, tierischen Leim, selbst bereiteten und käuflichen Harzleim, sowie Mitscherlichs Gerb leim. Von diesen scheiden Stärke, Kollodin und Dextrin als eigentliche Leimstoffe aus, denn sie sind, weil sie dem Papiere keine volle Tintenfestigkeit verleihen können, nur als Zusätze bei der eigentlichen Leimung zu betrachten. Für die Kollodinpräparate gab dies die herstellende Fabrik selbst in einer Fachzeitschrift an, indem sie schrieb: »Wir haben niemals unser Kollodin als Ersatz für Harzleimung angeboten, sondern stets nur als Ersatz für Stärke, d. h. als Zusatz zur Harzleimung.« Viscose wurde vor einigen Jahren von einigen Fachschrift- steilem zur Papierleimung empfohlen. Inzwischen wurde es aber darüber ganz ruhig. Tintenfest kann Viscose ihrer Natur nach das Papier nicht machen, und für andere Zwecke, wie zur Erzielung von Klang und Griffigkeit des Papiers, ist sie zu teuer, als daß man an ihre allgemeine Einführung denken könnte. Auch ihre leichte Zersetzlichkeit schließt ausge dehntere Verwendung zur Papierleimung aus. Ihr Anwendungs gebiet ist die Textil-Industrie. Auch Kasein ist für den all gemeinen gewöhnlichen Gebrauch zu teuer, und bei größerer Nachfrage würde sein Preis voraussichtlich noch erheblich steigen, es findet deshalb ebenso wie Tierleim nur Spezial- Verwendung. Was den Harzleim betrifft, so wurde in den Fachzeit schriften schon wiederholt die Frage erörtert, ob es billiger ist, Harzleim selbst herzustellen oder fertig zu beziehen. Die Praxis entscheidet diese Frage immer mehr zu Gunsten der käuflichen Produkte, so daß die Selbst-Herstellung, die auch wenig in den Rahmen der Papierfabrikation paßt, in absehbarer Zeit wohl ganz aufgegeben wird. Bei Gegenüberstellung der Preise selbstbereiteten und käuflichen Leimes laufen häufig Fehler unter, so gab in Nr. 75 der Papier-Zeitung von 1903 ein Herr den Preis von 20 kg kalz. Soda statt mit etwa 2 M., mit 1 M. an. Außerdem werden aber, wie mir scheint, oft wichtige Um stände außer Acht gelassen, die das Berechnungs-Ergebnis zu Ungunsten der Selbst-Bereitung stark beeinflussen. Schon die Tara-Berechnung des aus Amerika bezogenen Harzes macht oft die Harzkalkulation unrichtig. Die wirkliche Tara stimmt nicht mit der gewöhnlich angenommenen und in Rechnung gezogenen von 14 pCt. überein, beträgt vielmehr nach von mir vorgenommenen Versuchen im Durchschnitt 17 pCt. Ja, einzelne Fässer haben eine Tara von 20 pCt. und mehr. Hieraus folgt, daß man, wenn einfach der Fakturenwert des Harzes gerechnet wird, den Preis des Harzes um BpCt. zu niedrig einsetzt. Die Fässer sind ferner mit Harz getränkt, das sich nicht gewinnbringend entfernen läßt und daher für die Verwendung verloren geht. Dieser Verlust beträgt im Mittel 1 pCt. Dazu ist das amerikanische Harz nicht rein. Sand, Asche, Baumwolle, Terpentinöl, sowie in Soda unlösliche oder schwer lösliche harzige Beimengungen, welche noch dazu die Leimung verderben, müssen als »Harz« mitbezahlt werden und bedingen daher Verluste. Jeder, der amerikanisches Harz verwendet, weiß, daß solche Verunreinigungen oft sehr be deutend sind und nicht selten halbe und ganze Fässer so gut wie unbrauchbar machen. Weitere Verluste enstehen durch Verstäuben des Harzes auf dem Transport und bei der Her richtung zum Gebrauch. Die Faßdeckel sind oft sehr mangel haft. Dadurch entstehen nicht selten große Verluste; ebenso im Laufe der Leimherstellung durch Ueberschäumen, bei der Reinigung der Gefäße, durch Harzkiusten und Bodensatz in den Auflösungsbehältern und anderes mehr. Die Kochanlage und ihre Unterhaltungskosten müssen ebenfalls in Rechnung gezogen werden. Die erforderliche Arbeitskraft und der Dampfverbrauch werden oft unterschätzt. Herr Prof. Schulte vom k. k. technol. Gewerbemuseum in Wien berechnet die Kosten hierfür nach einem im Zentralblatt f. d. österr.-ungar. Papier-Industrie veröffentlichten Vortrag auf 1 M. 65 Pf. für 100 kg Leim-Niederschlag, was wohl den tat sächlichen Verhältnissen entspricht. Zieht man alle diese Umstände in Rechnung und nimmt hinzu, daß die Herstellung in kleinem Maßstabe keine so dauernd sichere Leimung gewährleisten kann, wie die im Großen hergestellten käuflichen Leimsorten, so wird man sich gern dem Bezüge fertigen Leimes zuwenden. Auch der kost spielige Ankauf von Verfahren für Harzleim-Selbstherstellung ist nicht lohnend, da kaum eins derselben die käuflichen Pro dukte übertreffen dürfte. Leimarten, die wir käuflich beziehen können, sind Harz leim und Mitscherlichs Gerbleim. Beide bieten gegenüber der Selbstbereitung den Vorzug der bequemen Anwendung, da das Kochen und die damit verbundenen Verluste und Unannehm lichkeiten vermieden werden. Die Fässer enthalten gereinigten Leim und können ohne jeden Verlust völlig entleert werden. Die frühere Aussprache über Gerbleim in den Fachzeitschriften hat hinreichend Beispiele für die damit erzielbare sparsame Leimung gegeben. Ueber Ersparnisse an Alaun als auch an Leimsubstanz selbst wurde mehrfach berichtet. Heute aber stellt sich' Gerbleim im Verhältnis zu Harzleim besonders vorteil haft, weil Gerbleim im Preise nicht so stark gestiegen ist, wie käuflicher Harzleim. Während dieser um 5 M. und mehr für 100 kg im Preise gestiegen, wurde der Gerbleimpreis bisher nur um 1‘/2 bis 2 M. erhöht. Konnte man also schon bei niedrigen Harz- und Harzleimpreisen Vorteile bei der Gerbleimung fest stellen, so sind diese jetzt noch viel erheblicher geworden. Es ist überdies in jüngster Zeit gelungen, die Farbe der Gerbleimfällung bedeutend zu verbessern. Während Gerbleim bisher infolge einer noch etwas zu dunklen Farbe des Leim niederschlages für feinere Papiere nicht verwendet werden konnte, dürfte sich jetzt die Verwendungsfähigkeit erheblich erweitert haben und alle Papiere damit geleimt werden können, die nicht eine ausgewählt helle Harzmarke zur Leimung er fordern. Gerbleim vereinigt in glücklicher Weise die Eigenschaften tierischen und vegetabilischen Leimes. Tierleim verbessert das Papier, indem er es hart, zäh und klangvoll macht, während die vegetabilischen Bestandteile die Tintenfestigkeit günstig beeinflussen. Der Gehalt an tierischem Leim bewirkt auch durch seine Klebkraft, daß einesteils die zugesetzte Erde besser von den Papierfasern festgehalten wird, anderseits der Verlust an Leimstoff durch das Sieb wasser geringer ist, als bei der Leimung mit Harzleim. Durch beides erhöht sich das Gewicht des Papiers. M. (Aussprache unbeeinflußter Fachgenossen 5 wäre sehr er wünscht. Schriftleitung) Spielkarten-Fabrikation Von August Weichelt. Nachdruck verboten 'I. [Rohpapiere Spielkarten könnte man aus dickem Papier, sogen. Halb karton, herstellen, wenn die Karten außer der handlichen Dicke von etwa 0,3 mm bis 0,4 mm nicht auch die zweck entsprechende Steifheit und federnde Härte besitzen müßten. Diese Eigenschaften lassen sich aber nur erreichen, wenn man mehrere Bogen dünneren Papiers mit gutem Klebstoff zusammenklebt. Dieser erhält nach dem Trocknen seine frühere leimartige Härte wieder. Wenn der Klebstoff nur aus