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9, .© Buchgewerbe Buchdruck * * * Buchbinderei * * *** Buchhandel Eingesandte Werke finden Besprechung 522 Nr. 54 ~ Sachliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme * * $,- Steindruck 1995 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Berliner Typographische Gesellschaft Die zahlreich besuchte Sitzung vom 28. Juni wurde von Herrn Könitzer geleitet. Als neue Mitglieder wurden auf genommen . die Herren Akzidenzsetzer August Hoffmann, Wallner-Theateistr. 9 (Berliner Lokal-Anzeiger) und Heinrich Kirch, Blumenthalstr. 2 (Buchdruckerei Otto Dreyer). An Ein gängen waren zu verzeichnen eine Anzahl künstlerischer Drucksachen von der Firma Richard Weckmann, ein reich illustriertes Reklameheft der Firma Meisenbacb, Riffarth & Co., ein mit zahlreichen Dreifarbendruckbildern ausgestatteter Prospekt der Heimstättengesellschaft, ein eigenartiges Zeilen maß zum Zusammenklappen, herausgegeben von der Inland Type Foundry, ein Prospekt über das in Bearbeitung befind- liehe Werk: »Die Rotationsmaschine und ihre Technik« von Obermaschinenmeister Ewald Gerlach und Faktor August Stecker, sowie ein neues Viktoriaheft der Firma Rockstroh & Schneider in Dresden-Heidenau, welches wieder verschie dene vorzüglich ausgeführte Prägearbeiten in Farben- und Bronzedruck bringt. Weiter teilte der Vorsitzende mit, daß eine große Zahl unserer bedeutenderen Schriftgießereien dem Er suchen des Vorstandes um Uebersendung von Neuheitenproben entsprochen habe, und diese Blätter zum Teil im Buchgewerbe- saal ausgestellt seien. Neuheiten gingen ein von den Firmen Bauer’sche Gießerei in Frankfurt a. M., C. Rüger, Scheiter & Giesecke, Numrich & Co. und Heinrich Hoffmeister in Leipzig, Roos & Junge in Offenbach, H. Berthold, Wilhelm Gronau, Ford. Theinhardt und Wilhelm Wöllmer in Berlin. Der Vorsitzende sprach den freundlichen Gebern den Dank der Gesellschaft aus und gab sodann ein eingehendes Referat über die Schriftgießerei-Neuheiten aus der letzten Zeit. Er wies darauf hin, daß bei den Schriften hauptsächlich Grotesk- und Mediaevalcharaktere bevorzugt worden seien und anstelle der Künstlerschriften einfachere Formen auch als Buchschriftenj bevorzugt wurden. Bei dem Schmuckmaterial, komme die Linie in doppelt und dreifach angewendeten rechtwinkligen Formen mit Vorliebe zur Geltung. Die Reichhaltigkeit des zur Verfügung stehenden Materials stelle besondere Anforderungen an das Stilgefühl des Setzers, das durch den Zeichen- und Skizzier-Unterricht ausgebildet werden könne. Im übrigen sei den Mitgliedern eingehendes Studium der vorzüglich ausgestatteten Gießereiproben an- gelegentlichst zu empfehlen. Herr Erler erinnerte daran, daß auch Herr Dr. Kühl in seinen Vorträgen über die Schrift die leicht erkennbaren Formen der einzelnen Buchstaben der Grotesk betont, aber anderseits auch darauf hingewiesen habe, daß diese im glatten Satz nicht die leicht erkennbaren Wort bilder ergibt, wie die Frakturschrift. Weiter nahm Herr Erler Bezug auf den beherzigenswerten Aufsatz »Charakterschriften« in Nr. 51 der Papier-Zeitung, worin nachgewiesen wird, daß die Künstlerschriften zwar ähnlich wie die Handschriften den Charakter des Künstlers wiederspiegeln, daß aber durch ihre Eigenart der Leser sehr von dem Inhalt des Buches abgelenkt werde. Hierauf gab Herr Erler eine mit lebhaftem Beifall ent- gegengenommene Erläuterung zu einer neuen im Buchgewerbe saal ausgestellten Rundsendung der Typographischen Gesell schaft zu Leipzig, bestehend in 30 Tafeln mit Farbendrucken, wobei er auf die einzelnen dabei zur Anwendung kommenden Verfahren näher einging. Er wies besonders darauf hin, daß durch die ausgelegten Blätter die Ueberlegenheit der Cyto- chromie gegenüber dem Drei- und Vierfarbendruck deutlich zum Ausdruck komme. Der Vorsitzende dankte Herrn Erler und im Besonderen der Leipziger Gesellschaft für die ge botenen Anregungen und bemerkte dabei, daß sich die Samm lung durch die auf diesem Gebiete in letzter Zeit rüstig fort schreitende Technik noch erheblich erweitern lassen werde. Herr Bruno Senf hatte eine umfangreiche Sammlung von Drucksachen der letzten Papier-Gewerbe-Ausstellung zur Stelle gebracht und einen Teil derselben ausgestellt. Zunächst be schäftigte er sich mit dem Ausstellungskatalog, dessen Aus stattung nicht als zeitgemäß und der hochentwickelten Berliner Papier-Industrie würdig zu bezeichnen sei. Das beweise so wohl der Umschlag als auch die Ausstattung der Anzeigen, bei denen allerlei Schriften wild durcheinander gewürfelt seien. Das einzige geschmackvolle Inserat sei dasjenige der Firma H. Berthold, und hier sei anzunehmen, daß diese den Satz selbst geliefert habe. Die große Masse der dem Publikum ausgehändigten Reklame-Arbeiten sei minderwertig und zeige leider wie wenig der Wert guter Drucksachen, auch von der dem Druckgewerbe so nahe stehenden Papier-Industrie ge würdigt werde. Wenn man auch den Ausstellern nicht zu- muten könne, daß sie große Massen wertvoller Drucksachen hinlegen, um dieselben von Kindern und anderen Personen, für die sie keinen Wert haben, in Massen wegschleppen zu lassen, so seien doch viele dieser Drucksachen nicht für die Ausstellung hergestellt worden und beweisen umsomehr, daß man auf zeitgemäße Ausstattung 'keinen Wert gelegt habe. Bedauerlich sei, daß sich viele große Firmen der Papier-Aus stattung an der Ausstellung nicht beteiligt haben, und daß wirklich künstlerische Arbeiten der Papier-Konfektion kaum zu finden gewesen seien. Im Anschluß hieran bemerkte Herr Könitzer, daß die Drucksachen der Ausstellung einen Beweis dafür erbrächten, wie planlos von den Druckereien Material der verschiedensten Stilarten angekauft und verwendet werde; bedauerlich sei, daß häufig Arbeiten, denen man durch die Verwendung teuren Papiers ansehe, daß sie nicht billig waren, in solcher Weise verhunzt werden. Als technische Neuheit wurde noch ein von Max Selmayr in Stuttgart konstruiertes Setzpult zum Preise von 5 M. er wähnt, welches ermöglicht, das Setzschiff wagerecht auf den Kasten zu stellen; ferner ein neues mechanisches Schließzeug von Heinze in Prag, das für komplizierten Farbendruck ge eignet erscheint, weil man an einem Zifferblatt erkennen kann, ob die einmal aufgeschlossene Form wieder richtig geschlossen ist. Im übrigen aber ist das Schließzeug gegenüber ähnlichen Apparaten so kostspielig, daß allgemeinere Einführung kaum zu erwarten ist. Als Preisrichter für die beiden in Nr. 50 veröffentlichten Wettbewerbe der Gesellschaft wurden gewählt die Herren Bundesmann, Erler, Lehfeldt, Rinck und Sütterlin. Gleich zeitig wurde festgestellt, daß das Protokoll der letzten Ver sammlung dahin zu berichtigen sei, daß es nicht heißt »zu den Arbeiten ist Material nur Berliner Gießereien »zu verwenden«, sondern es ist dieses Material »zu bevorzugen«. Die Frage, in welcher Weise Zelluloid-Klischees für den Dreifarbendruck hergestellt werden, konnte nicht ausreichend beantwortet werden. Indessen wurde darauf verwiesen, daß die Papier-Zeitung sich mit dieser Frage bereits früher beschäftigt habe, und daß von Hamburg aus ein solches Verfahren geschildert worden sei. Die schon mehrfach erörterte Frage, was unter einer Lychno- gravüre zu verstehen sei, konnte unter Vorlegung einiger nach diesem Verfahren hergestellter Ansichtspostkarten dahin beantwortet werden, daß es eine Art Kohledruck (Pigment) oder ein getöntes Bromsilber- Verfahren ist; es ist indessen ziemlich kostspielig, da es wie alle Kohledruck - Verfahren ziemlich viel Fehldrucke ergibt. Der Vorsitzende schloß die Versammlung um 12 Uhr mit einem Hinweis darauf, daß die Mitglieder sich auch während der nunmehr beginnenden Sommerferien an jedem zweiten Dienstag im Buchgewerbesaal zusammenfinden möchten, um auf diese Weise miteinander in Verbindung zu bleiben. Neue Volksbibliothek. In Hameln soll eine Volksbibliothek und eine Volkslesehalle eingerichtet werden. In einer Vorbesprechung der An gelegenheit wurde mitgeteilt, daß vorläufig 2000 M. verfügbar seien. K. (Osnabrücker Tagbl.)