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drueker mit einer Vorzeichnung für die Stickerei versehen, und erst nach dem Druck werden die Decken mit Leder gerändelt. S. Das Rändeln mit Lederstreifen Am besten sieht ein solcher Behälter aus, wenn der Leder rand gleichmäßig, schmal und sauber ausgeführt ist. Um dies möglichst leicht zu bewirken, befolge man folgende Arbeits weise: Man wähle farbiges, möglichst dünnes, gespaltenes Schafleder und walke es, falls es ein wenig hart und spröde sein sollte, tüchtig mit den Händen, ähnlich wie man ein Stückchen Papier mit den Händen zusammenknittert. Hierauf spannt man das Fell und nimmt dazu eine Tafel starkes Zink blech, am besten in der Größe des Felles, damit man jedes Stückchen des letzteren ausnützen kann. Diese Blechtafel wird gereinigt und darauf mit Wasser, dem etwas Weizen stärkekleister beigemischt wurde, bestrichen. Alsdann wird das Fell mit der guten Seite auf die mit Kleisterwasser versehene Blechtafel so aufgezogen, daß keine Falte zurückbleibt. Nun läßt man das gespannte Fell völlig auf dem Blech trocknen, und erst dann wird das Leder auf diesem Bleche mit scharfem Messer und Eisenlineal in schmale Streifen zerteilt. Man schneidet nur soviel Streifen wie man braucht, und bestreicht diese mit nicht zu dünnem, gut gequollenem Weizenstärke kleister, der wie Schweinefett aussehen muß. Es kommt nun oft vor, daß das Leder bei erstmaligem Bestreichen mit Kleister nicht genügend durchweicht, dann bestreiche man es in kleinen Zeiträumen wiederholt, bis es sich leicht und gefahrlos von der Blechtafel löst. Das Rändeln der Ein- und Auflagen und Ausschnitte, die meist mit Papier, dünnster Pappe oder anderem Stoff gefüttert sein müssen, damit sie eine gewisse Steifheit erlangen, ge schieht bei feineren Arbeiten in folgender Weise: Man nimmt den zu rändelnden Gegenstand in die linke Hand und den Rändelstreifen zwischen den Daumen und den Mittelfinger der rechten Hand und legt mit dem Zeigefinger dieser Hand den Lederstreifen genau an den Gegenstand, während Daumen und Zeigefinger der linken Hand, soweit tunlich, den Streifen umlegen und andrücken. Hierbei verfahre man langsam, d. h. cm für cm. Nur bei geschweiften und runden Arbeiten kann man derartiges gelindes Anziehen des Rändelstreifens empfehlen, daß sich dieser ohne Andrücken bei einiger Hebung um den zu rändelnden Teil legt. Dabei halte man den Daumen und Zeigefinger der linken und den Daumen und Mittelfinger der fechten Hand stets peinlich sauber, denn durchweichtes Leder, zumal rotes, färbt in der Regel sehr leicht ab, und etwaige Flecke auf Segelleinen, Natte oder anderem hellen Stoff lassen sich nicht entfernen. Auch Plüsch sieht, mit Leder in erwähnter Weise gerändelt, sehr vornehm aus, diese Arbeit erfordert aber besondere Ge schicklichkeit. Plüsch darf an den zu rändelnden Kanten des Gegenstandes nicht umgeschlagen werden, sondern muß mit der Schnittkante der Pappe haarscharf abschneiden. Auch muß man in diesem Falle das Leder möglichst fett anschmieren und das Andrücken mit einem Stückchen Pappe bewirken. 4. Arbeitsteilung für Miissen-Lrzeugnisse Teilung der Arbeit empfiehlt sich hierbei sehr, man kann dann mit weniger geübten Kräften auskommen. Man kann die Arbeit bei Anfertigung billiger Waren dieser Art etwa wie folgt teilen: 1. das Zuschneiden muß ausschließlich von männlichen Arbeitskräften besorgt werden. 2. Man bilde sogenannte Riegen aus je drei Arbeiterinnen: einer Anschmiererin und zwei Fertigmacherinnen. Die eine Riege befasse sich mit dem Rohzusammenbau des Kastens und klebe etwa noch die Papierfutterböden ein. Da sich die Papierboden in besonders tiefe Schachteln schwer einsetzen lassen, schneidet man einen Pappboden, dessen Halbmesser um 5 mm kleiner ist, als der Kastenboden, wattiere diesen Boden leicht und versehe ihn mit einer Handhabe. Man lege nun den angeleimten Papierboden auf den Ring der Schachtel mit gleichmäßigem Ueberschlag und drücke ihn mittels des wattierten Bodens auf den Boden der Schachtel hinab. Man braucht dann nur noch die am Ring überschlagende Kante mit dem Finger an- und niederzudrücken. Die zweite Riege soll die Kästen überziehen, die Deckel rändeln und die inneren Scharniere einkleben; das äußere Scharnier wird durch den Kastenüberzug gebildet. Die dritte Riege soll sich ausschließlich mit dem Lederrändeln befassen und bei fertiggestickten Waren die Stickerei aufziehen. Die vierte und letzte Riege soll zusammensetzen, d. h. die letzten Arbeiten an der Schachtel erledigen, u. a. das Fertig machen der Deckel, Schlösser anschlagen, Deckel anhängen und Spiegeleinkleben. In dieser Riege soll ein Gehilfe, der in allen Arbeiten durchaus geübt ist, mit tätig sein und die Arbeit überwachen. Auch den anderen Riegen können billige oder lernende männliche Arbeitskräfte einverleibt werden,* es ist so gar zu empfehlen, daß jede Riege eine männliche Arbeitskraft erhält. Will man eine Arbeiterin zu einer leitenden machen, dann versetze man sie der Reihe nach in eine andere Riege, jedoch sollen immer zwei Geübte in der Riege bleiben. 5. Anregung zu neuen Mustern Nachstehend seien einige Anregungen zu neuen Mustern billiger bestickter Pappwaren obiger Art gegeben. Man könnte Kragen-, Manschetten-, Taschentuch- usw. Kasten mit Lederersatz- oder Pergamentersatz-Papier über ziehen und mit Malerei und Stickerei zugleich versehen. Form und Arbeitsweise dieser Neuheiten wäre dieselbe wie die der ge schilderten mit Natte und Segelleinen überzogenen Kasten. Die Malerei auf der Decke kann z. B. ein Aprikosen-, Kirschen oder Pflaumenpaar nebst einem dazu gehörigen Zweig mit Blättern darstellen, oder einen Kopf aus dem Tierreich, und kann auch schabloniert sein. Das für die Stickerei bestimmte Papier wird vorher auf stärkeres Papier aufgezogen, damit es beim Sticken nicht reißt. Man sticke nur im Umriß, d. h. fasse die Malerei gleichsam ringsum mit Kettenstich ein, zu welchem Zwecke mittels einer starken Nadel vorher Löcher in etwa 2 bis 3 mm Abständen gestochen werden. Diese Neuheit ist in der Hauptsache für Kinder-, Weihnachts- oder Geschenkarbeiten berechnet, recht gut paßt dazu blaßgrünes, mehr ins gelbliche spielendes Lederpapier und recht saftige, frische und nicht zu kleine, vielmehr über die ganze Decke sich erstreckende Malerei. Bequemer noch ist es, ein passendes Farbendruckbild, dessen Grundfarben ton mit dem Kastenüberzug übereinstimmt, auf den Deckel zu kleben. Man kann diese bestickte und bemalte Papierdecke mit Leder einfassen oder mit einer Farbkante oder mit Gold- oder Farbprägung versehen. Auf Pergament nach ahmendes Papier mit unregelmäßigen Vergilbungsflecken paßt am besten Malerei in Oel- oder Emaillefarben. Auch Patent- holzfurnier dürfte sich zu geschmackvoller Ausrüstung in derselben Art eignen. Neuerdings sieht man Piquöstoff gerippter Webart zu ähn lichen Waren mit gutem Erfolg verwandt, besonders zu ein fachen runden Papierkörben, die oben und unten eine dicke, halbrunde Lederwulst zeigen, sowie zu Zeitungshaltern. Kragen- und Manschettenkasten u. dgl. haben in Leder gerändelte Stickereiteile, auf dem vorstehenden Deckelboden sind wattierte Kissen angebracht, die entweder eine Vor zeichnung oder eine mechanische Stickerei in sczessionistischem Stil tragen, meist sind es recht große rosafarbene Blüten mit langen, geschweiften Stielen. Rich. Schreiter Hilfsverein für die deutsche Papierindustrie Bei den Hamburger Papiermachertagen sind der Unter stützungskasse unseres Vereins wiederum namhafte Zuwendungen gemacht. Herr Kommerzienrat Füllner übergab uns im Auftrage der Firma H. Füllner, Warmbrunn i. Schl, aus Freude über den Verkauf des 250. Filter-Apparates die Summe von . 1000 M. eine Sammlung freiwilliger Gaben erbrachte den Be trag von 280 „ Herr Direktor Castorf übergab uns als restlichen Rein ertrag aus dem Verkauf von »Papiermacher-Sang und Klang« 280 „ 1560 M. Weitere Gaben wurden uns von verschiedenen Seiten in liebenswürdigster Weise zugesagt. Wir sprechen allen freundlichen Gebern den herzlichsten Dank aus und knüpfen daran die Versicherung, daß der Hilfs verein auch weiterhin ernstlich bestrebt bleiben wird, Not und Sorge bei unseren hilfsbedürftigen Fachgenossen zu lindern. Der Vorstand des Hilfsvereins A. Schinkel, Vorsitzender