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Nr. 54 PAPIER-ZEITUNG 1993 Chinesischer Papier-Verbrennungsofen Nachdruck verboten Altes, gebrauchtes und namentlich beschriebenes oder gar bedrucktes Papier gilt den Chinesen als heilig; sie werfen es nicht wie wir achtlos weg, sondern sammeln und verbrennen es, damit die Geister der Abgeschiedenen daran teilnehmen. In allen chinesischen Ortschaften befinden sieh hier und da an den Häusern Holz kästen, die der Rei ¬ sende von Hesse- Wartegg für Brief kasten gehalten hat, die aber in Wirklichkeit nichts anderes sind als Sammelkästen für ge brauchtes Papier. Von diesen Kästen aus wird das Papier dann zu den Verbrennungsöfen ge bracht und dort in still heimlicher Weise ver brannt. In jeder Stadt und jedem Dorfe gibt es solche Oefen, die zumeist ganz einfach eingerichtet sind: unten ein offener Herd, der einen Abzug nach oben für die Verbrennungs gase hat. Auf einer meiner Reisen ins In nere, und zwar am Miu, oberhalb Futscban, fand ich jedoch den nebenstehend abge bildeten geschmackvoll hergestellten Verbrennungsofen, der es mir wohl wert erschien, daß ich ihn photographierte. Er war in der Hauptsache aus gebranntem Ton hergestellt, dann aber auf das Sorgsamste bemalt und lackiert. Im hellen Sonnenschein strahlte er in den lebhaftesten Farben. Mein chinesischer Diener mußte mit einem Stück Papier eine Probe machen, und in der Tat funktionierte der Ofen tadellos; durch die obere Oeffnung zog alsbald ein leichtes Wölkchen in die klare blaue Luft. Franz Woas-Wiesbaden Kartonnagen-Fabrikation Fortsetzung zu Nr. 86 Bestickte Pappwaren 1. Einleitung Diese Waren werden von unserem fremdwortliebenden Gewerbe meist als »Tapisserie-Kartonnagen« oder »Steife Tapissrie« bezeichnet. Hierher gehören Behälter für Kragen, Manschetten, Krawatten, Handschuhe, Taschentücher, Nähzeug, Schmuck, Briefmarken, Zigarren, Tabak, Postkarten, Photo graphien u. dgl., sowie Zeitungshalter, Skatständer, Tintenlöscher, Schreibmappen, Photographierahmen, Telephonblöcke, Karten und Uhrständer, Flaschenständer, Windschirme, Papierkörbe, Ofen- und Lichtschirme usw. Ihre Herstellungsweise stimmt vielfach mit derjenigen der sog. Galanterie-Kartonnagen überein. Meist ist die Stickerei nur vorgezeichnet, und die Käufer be sticken die Waren selbst, aber es kommen auch viele auf mechanische Weise buntgestickte Pappwaren in den Handel. Die wesentlichsten Hilfsstoffe zur Erzeugung dieser Waren sind: Pappe, einfaches und Luxuspapier, insbesondere bessere Leder- und Skytogenpapiere; ferner Plüsch, Atlas (Tapisseriefilz), Segelleinen, Natt, Panamaleinen, imitierte Go belins und sonstige moderne Phantasiestoffe, Patentholzfurnier, Leder, Chromos, Beschläge aller Art, Porzellanfiguren (Hoch reliefs), Celluloidauflagen. Die Stickerei-Pappwaren werden fast ausschließlich durch Handarbeit hergestellt, sie sind in der Hauptsache Luxuswaren, die der fortwährenden Wandlung der Mode unterworfen sind. Zu den wenigen Massen-Erzeugnissen dieser Art gehören Kragen-, Manschetten-,Handschuh-,Taschentuch- und Krawatten kasten, die mit Natt, Segelleinen oder Papier überzogen sind, und deren Stickereiteil teilweise oder ganz mit einem schmalen Rand von Spaltleder versehen ist. 2. Kragen- und Manschettenkasten Durchschnittsgröße und meist gebräuchliche Form für Kragen- und Manschettenkasten geht aus nebenstehenden Bodenskizzen 1 und 2 hervor, wie folgt: Der Kragenkasten hat 14 X 12 bis 12 1/2 cm Bodengröße und 9 bis 10 cm Ring höhe. Der Manschettenkasten etwa 14 X 12 bis 121/2 Boden größe und 121/2 bis 13 cm Ringhöhe. Der kombinierte Kragen- und Manschettenkasten 18 x 16 cm Bodenform, 15 bis 16 cm Ringhöhe. Die Hülse zur Manschette hat 8—9 cm Durch messer. Handschuhkasten sind 30 cm lang, 10 cm breit, 8 cm hoch. Taschentuchkasten 16 X 18 cm, Höhe 8 cm. Krawatten kasten 26 cm lang, 16 bis 18 cm breit, 8 cm hoch. Sämtliche Kästen sind mit einem etwa 3 bis 4 mm allseits vorstehenden Deckelboden zu schneiden. Für bessere Waren können sich die Maße um etwa 2 cm im Durchschnitt vergrößern, für ganz billige um 2 cm ver kleinern. Die Böden zu den runden Schachteln werden entweder ausgestanzt oder auf der Rundschneidemaschine geschnitten, im letzteren Falle ist der Kreisabschnitt am Boden auf der Pappschere mit von hinten angelegtem Winkel zu bewirken. Manche geben dem Rundschneiden auf der Rundschneide maschine den Vorzug, weil diese beim Verarbeiten von Holz pappe keinen Grat ergibt, während infolge des Druckes beim Ausstanzen von Holzpappenböden die Kanten manchmal ab- bröckeln. Schon bei billigen Schachteln nimmt man mit Glac- oder Moirepapier gefütterte Pappe und wählt für den Boden etwa 60er Holzpappe, für den Ring 70er graue Pappe. Zu Kasten mit ebenen Wänden nimmt man ausschließlich etwa 60er oder 50er Holzpappe. Bessere Waren werden nach dem Ueberziehen mit rahmfarbigem, gepreßtem Papier gefüttert, das etwa mit Goldsternchen- oder modernem Arabeskenmuster versehen ist. Solches Futterpapier wird auf 200 er bis 250 er weiße Holzpappe aufgezogen und dann ein gleicher Ring ge schnitten, wie bei der Rohzusammenstellung des Kastens. Der für Kragen und Manschetten berechnete Kasten erhält innen eine Hülse und kann wie folgt hergestellt werden: Nach dem der äußere Kastenring mittels des Rundholzes oder der Rundmaschine gerundet und geschlossen und der Kastenboden angeleimt ist, schneidet man einen 4 cm hohen Streifen aus grauer oder Strohpappe und befestigt ihn leicht auf dem Boden des Kastenringes mittels einiger Tropfen Leimes. Auf diesen Pappstreifen kommt ein weiterer gefütterter Boden, der mit dem aus Bild 2 ersichtlichen Rundausschnitt für die Man schettenhülse versehen ist. Dann wird die innen und außen mit entsprechendem Papier gefütterte Manschettenhülse ein gesetzt. Damit der Manschettenhülsenboden nicht herausfallen kann, wird oberhalb desselben eine steife Fütterung ein geleimt. Ueberzieht man den Kasten mit Natte mittels Weizenstärke kleisters, so fällt die Arbeit leichter und sauberer aus, als wenn man mit Leim klebt, denn dieser schlägt leicht durch den dünnen Stoff und erzeugt schwarze Flecke. Segelleinen und Papier dagegen können nur mit Leim geklebt werden, und es empfiehlt sich für ersteren Stoff keinen zu dünnen Leim zu nehmen. Der Stoff zu der für die Stickerei bestimmten Deckelauflage ist auf ein mittelstarkes Packpapier aufzuziehen, damit er die nötige Steife erhält und sich mit Leder einrändeln läßt. Diese Decken werden nach-dem Ausstanzen durch den Stein-