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1992 PAPIER-ZEITUNG Nr. 54 mischung des Kochguts halber, durch im Innern der Zylinder kocher angebrachte Zacken oder andere Mitnehmer. Weil nun die Lumpen im Kocher an einer Seite in die Höhe gezogen werden, und weil sich der größte Teil der im Kocher vor handenen Flüssigkeit in die Lumpen eingesaugt hat, so bleibt unten im Kocher so wenig Wasser, daß es nicht bis zur Mitte des Kochers reicht, wo sich die Dampf- und Wasser- Einströmung befindet. Wird nun in einen solchen Kocher während des Betriebs durch eine Pumpe oder durch eine Wasserleitung Wasser eingefübrt, so kommt es darauf an, wer der Stärkere ist, d. h. ob der im Kessel vorhandene Dampf genügend Hitze hat, um das eingeführte Wasser sofort in Dampf zu verwandeln, oder ob die Spannung und Hitze des Dampfes geringer und die Wasserzufuhr stärker ist. Im erstem Fall muß dann eine plötzliche, ruckweise Erhöhung der Dampfspannung eintreten, weil sich das eintretende Wasser augenblicklich in Dampf verwandelt, also 1700 Mal mehr Raum verlangt. ' Dies ist dann die Ursache der Explosion, wenn der Kessel nicht genügend stark ist, um die Brandung der entwickelten Dampfwelle aushalten zu können. Verwandelt sich aber im andern Falle der im Kessel vor handene Dampf plötzlich wieder in Wasser, so entsteht eine Luftleere, ein Vakuum, wenn nicht in geeigneter Weise recht zeitig für genügenden Zutritt der äußeren Luft gesorgt wird. Wenn wir nun diese Erscheinungen auf den vorliegenden Fall anwenden, so liegt die Annahme sehr nahe, daß Wasser in den im Kocher vorhandenen heißen Dampf gelangt ist. Dieses Wasser kann nun sowohl absichtich eingeleitet oder eingepumpt worden sein, um vielleicht das Kochgut abzukühlen, oder der Kocher war längere Zeit abgestellt, und es hatte sich in der Dampfleitung eine größere Menge kondensierten Wassers angesammelt, welches nun bei erneuter Dampfzuführung vor dem Dampf in den Kessel gelangte und dadurch zur Explosion führte. Daß hierin die Ursache des Unfalls zu suchen ist, darauf deutet der Umstand, daß gerade diejenige Stirnwand des Kochers herausflog, an welcher die Dampf- und Wasser- Einführung angebracht war, da diese sicher nicht zwischen den beiden Kochern, sondern an einer Stelle gelegen war, wo sie leicht erreicht werden konnte. Weil hier das Wasser zu erst eintrat, mußte auch hier die aus diesem Wasser gebildete Dampfwelle ihre stärkste Wucht ausüben, wenn die Stärke der Kocherwände sonst gleich war. Bei ungleicher Stärke der einzelnen Teile der Wandungen muß der Bruch an der schwächsten Stelle erfolgen. Die Gefahr ist um so größer, je wärmer das eingeführte Wasser ist, weshalb man beim Speisen der unter Dampfdruck stehenden Kocher mit kaltem Wasser, was ja in manchen Fällen vorgenommen werden muß, zuerst das in unmittelbarer Nähe des Dampfbehälters erhitzte Wasser aus der Leitung entfernen muß. Ebenso muß das Kondenswasser aus der Dampfzuleitung mit aller Vorsicht entfernt werden, ehe man den Dampfzufluß des unter Druck stehenden Kochers nach längerer Unterbrechung wieder öffnet. Es ist stets gefährlich, Lumpenkocher oder ähnliche Dampffässer durch Pumpen oder Wasserleitungen mit hohem Druck zu speisen, weil hierbei ein unkundiger, unaufmerksamer oder gar böswilliger Arbeiter großes Unheil stiften kann. Wenn man Zwischenbehälter anlegt, aus welchen das Wasser fast ohne Ueberdruck in die Koehfässer gelangen muß, so ist jede Gefahr ausgeschlossen, weil dann beim Oeffnen des Wasser hahns nicht das Wasser in den Kocher gelangt, sondern der höher gespannte Dampf in die Wasserleitung treten muß. Ein Sicherheitsventil nutzt in den vorhin erwähnten Fällen nicht viel, weil die Entwicklung der Dampfwelle zu rasch und stark erfolgt, es müßten schon mehrere Ventile angebracht werden, um in den vorliegenden Fällen sowohl als bei den als »Wasser schlägen« bekannten ähnlichen Erscheinungen bei den Trock nern der Papiermaschinen Sicherheit zu geben. Um im Be triebe der Dampffässer bei den heutzutage üblichen hohen Spannungen der Dämpfe ausreichende Sicherheit gegen Explosionsgefahr zu schaffen, stellen die Maschinenfabrikanten immer bessere und stärkere Dampfbehälter her. Es hat sich hierin ebenfalls der auch auf andern Gebieten sich voll ziehende moderne Kampf zwischen Panzer und Geschoß ent wickelt. Man kann diese Bestrebungen der Maschinenfabrikanten anerkennen, und auch die Ausführungen des Herrn Seybold, worin er doppelwandige Trockenzylinder empfiehlt, werden Beachtung finden. Nur halte ich den in Nr. 39 genannten Preis von 1500 M. für einen Trockenzylinder mit Doppelboden für ziemlich hoch. Bei 20 Zylindern würde das ja 30 000 M. aus machen! Für das Doppelte dieses Preises wurde vor kurzem eine deutsche Papierfabrik mit sämtlichen Waren-Vorräten ver kauft. Ich ziehe den Besitz einer solchen Papierfabrik mit Zubehör dem glücklichen Besitze von 40 runden Eisenplatten nebst Zubehör vor, selbst wenn ich die übrigen 30000 M. noch leihen und hoch verzinsen müßte. Es dürften im deut schen Reiche und den umliegenden Ländern noch mehr Leute geben, Hie meine Ansicht in dieser Sache teilen, umso mehr als wir auch noch durchaus keine Garantie besitzen, daß sich nicht, trotz der doppelten Eisenpanzerung und selbst trotz der projektierten Stahlpanzer, unter Umständen ein plötzlich in den Zylinder eingeführter heißer Dampfstrahl dennoch als zer störender Torpedo erweist, -i- Eine veraltete, nicht lohnende Fabrik ist sogar geschenkt zu teuer! Schriftleitung. Deutscher Zoll auf dünne Pappen Zu Nrn. 47 und 50 Vor etwa 7—8 Jahren erging schon eine ministerielle Entscheidung, wonach die Tarifierung von Holzpappe zu 1 M. die 100 kg für dünne Holzschliffpappe zu erfolgen hat. Dies ist auch klar im Zollgesetz ausgedrückt, und nur bei Packpapier ist angeführt, daß in zweifel haften Fällen als Packpapier anzusehen ist, was weniger als 350 g das Quadratmeter wiegt. Bei dem streitigen Fabrikat handelt es sich jedoch um ungeleimtes Erzeugnis aus reinem Holzschliff, hergestellt auf der Pappenmaschine, welches zu geringen Einlagen in Schachteln usw. verarbeitet wird. Im Zolltarif steht ausdrücklich, daß Pappe jeder Art zu 1 M. die 100 kg zu verzollen ist, und dadurch, daß Pappe leichter als 850 g das Quadrat meter wiegt, ist diese noch lange kein Packpapier und kann auch nicht an dessen Stelle verwendet werden. Ich verweise noch auf die Anmerkung, welche sich unter »Holz masse« im Zolltarif bei Nummer 27b befindet, worin es wörtlich lautet: »Holzmasse ist auch dann nach Nr. 27 b zu verzollen, wenn sie in Form dünner papierartiger Tafeln gebracht ist, im übrigen aber die Eigenschaften von Papier nicht besitzt, vielmehr spröde und brüchiger als ungeleimtes Papier ist und beim Befeuchten leicht breiartig erweicht« woraus doch deutlich hervorgeht, daß von einer höheren Verzollung keine Rede sein kann und eben nur 27 b in Anwendung kommt. Pappcnhändlcr Papier-Einfuhr nach der Türkei über Salonik. An der Einfuhr von Papier über Salonik könnten die deutschen Fabrikanten sich viel mehr beteiligen, wenn sie wie die österreichischen die Türkei regelmäßig von einem Fachmann bereisen ließen. In Oesterreich schicken ver schiedene. Fabrikanten gemeinsam einen Reisenden. Soll das Geschäft durch Agenten ohne Reisenden gemacht werden, so kommen die Mengen nicht zusammen, die die deutschen Fabrikanten als Mindest quantum für Sorte und Stärke verlangen. Die oft billigeren deutschen Preise vermögen den Käufer nicht zu bestimmen, große Posten auf einmal zu bestellen. Die österreichischen Fabrikanten sind hierin weniger anspruchsvoll, wahrscheinlich, weil ihre Reisenden die gleichen Sorten auf den verschiedenen Plätzen verkaufen und deshalb den ein zelnen Abnehmern auch kleinere Posten geben können. Dies gilt namentlich von Schreib- und Druckpapier. In Packpapier fehlen Deutschland die viel verlangten büligen Sorten, Stroh- und Schrenz papier. Auch würde es sich für die deutschen Fabrikanten lohnen, dem billigen Zigarettenpapier, das großen Absatz hat, mehr Auf merksamkeit als bisher zu schenken. Im Tapetengeschäft nimmt Deutschland die erste Stelle ein. Spielkarten kommen in der Hauptsache aus Frankreich. (Nach einem Berichte des Kais. Konsulats in Salonik) Pappteller! — Vorsicht! Aus Sachsen Zur Warnung für unsere Fachgenossen teile ich mit, daß ein Herr R., der angeblich in Bodenbach eine Fabrik hat, präparierte Pappteller chen, die nachts leuchten sollten und außerdem noch mit Gift gegen Fliegen imprägniert seien, in hiesiger Gegend an viele Papiergeschäfte verkaufte. Die Teller, die unter Nachnahme geliefert wurden, leuchten nur kurze Zeit und sind garnicht giftig, denn Fliegen, die 24 Stunden lang unter Glas darauf gehalten wurden, starben nicht. Reklamationen, die nach Bodenbach gerichtet wurden, kamen mit der Notiz zurück, »abgereist, unbekannt wohin«. Nach Pötzscha b. Pirna gerichtete Be schwerden wurden nicht beantwortet. Der Genannte scheint keine Fabrik, sondern nur in Pötzscha eine Niederlage zu haben, von wo aus er lieferte. H.