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9, Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck *** * * * Buchhandel *** Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung Nr. 69 Mitarbeiter und Berichteratatter erhalten angemessene Bezahlung 2542 • chliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme Berliner Typographische Gesellschaft Die nächste Sitzung findet im Berliner Buchgewerbesaal, Friedrichstraße 231, am Dienstag, 6. September, abends 9 Uhr, statt. Zu recht zahlreichem Besuch laden wir hiermit ganz besonders ein und bitten die Mitglieder, die Ausstellung vorher zu besichtigen, da die Sitzung Punkt 9 Uhr beginnt. Gäste sind sehr willkommen. Der Vorstand Tages-Ordnung: 1. Geschäftliche Mitteilungen. Eingänge. 2. Aufnahmen. 8. Besprechung der Watzulik-Ausstellung im Buchgewerbesaal. Referent Herr Faktor C. Rinck. 4. Neues aus der Fachpresse. 5. Technische Fragen. Von 8 Uhr ab liegen die neuesten Fachzeitschriften zur Benutzung aus. Der Buchgewerbesaal ist nach wie vor täglich von 11—2 Uhr geöffnet, den Besuchern stehen die Sammlungen der Typo graphischen Gesellschaft zur Benutzung offen. Etwa 30 Mitglieder mit ihren Familien hatten sich am Sonntag, den 21. August, im Paradiesgarten zu Steglitz zu einem zwanglosen Familienfest zusammengefunden, das vom prächtigsten Wetter begünstigt war. Die Mehrzahl der Teil nehmer unternahm am späten Nachmittag unter Führung des Vorsitzenden Herrn Könitzer eine Besichtigung der großartigen Anlagen des neuen Botanischen Gartens in Dahlem, der den Besuchern viel Anregendes und Gelegenheit zur Belehrung bot. Allen Beteiligten wird der Ausflug in angenehmster Er innerung bleiben. Das Schmieren der Angestellten Mit Bezug auf den Vortrag des Herrn Kloß-Nürnberg, vergl. Nr. 65, wird uns von einem angesehenen Akzidenzsetzer und Faktor geschrieben: Es geht nicht an, daß ich meine Ansicht noch länger im Tinten- fasse lasse. Schon die vorjährige Hauptversammlung des Deutschen Buchdrucker-Vereins in Konstanz hatte dieses Thema angeschnitten, auch Verhandlungen mit Lieferanten-Vereinigungen angebahnt, die sich indessen zerschlagen haben sollen. Jetzt taucht jene ungeheuer liche Beschuldigung einer umfangreichen Berufsklasse aufs neue auf. Wer sich getroffen fühlt, meldet sich, sagt das Sprichwort. Ich fühlte mich nicht getroffen, melde mich aber dennoch zum Wort, da die unerquickliche Sache für das gute Verhältnis zwischen Angestellten und Prinzipalen in den Druckereien gefährlich zu werden scheint. Den von Prinzipalsseite erhobenen Vorwürfen mangelt es an Klarheit und Bestimmtheit. Ein unschuldiger Weihnachtsstollen wird mit prozentweisen Provisionen für verdruckte Farbe in Verbindung gebracht. Der Weihnachtsstollen ist so unschuldig, wie 100 Stück Gratulations- oder Visitenkarten, die manchem Angestellten der Druckerei-Kundschaft gelegentlich »mitgedruckt« werden, ja im Preise scheinen mir beide Dinge ziemlich gleich zu stehen. Die laufenden prozentweisen Provisionen für Farben usw. sind entschieden eine unerhört schmutzige Sache. Daß sich durch einen Weihnachtsstollen ein Lirektor »getroffen« fühlt, ist noch lange kein Grund, eine solche unschuldige Sache, für anrüchig zu erklären. Ich gebe seit etwa 15 Jahren fortdauernd umfangreiche Aufträge an Lieferanten. Noch nicht eine Zigarre, viel weniger einen Stollen hat es gegeben. Mir scheint, man hält mich dessen nicht für bedürftig. Dagegen gebe ich häufig an Angestellte jener Lieferanten Zigarren und Trinkgelder, einerseits um recht schnell bedient zu werden, anderseits um manche Grobheit und manchen Tadel, welch beides ich bei der Lieferung mitunter fallen lasse, zu überzuckern. -Was ist nun das? Bestechung oder nicht? Muß ich das in Zu kunft lassen, um nicht jene Angestellten in den Verdacht zu bringen, be stochen zu sein? Man sieht, die Sache liegt so einfach nicht, wie sie Herr Kloß aus Nürnberg darstellt. Mir scheint, daß er vorzugsweise geschmierte Rotationsdrucker im Auge hat, Einzelfälle zu Unrecht verallgemeinert und einen ganzen ehrsamen Stand mit ungerechten Vorwürfen über schüttet. Der zweite Vorwurf, den man jener Prinzipalsbewegung machen muß, ist, daß sie die eigenen Angestellten vor aller Welt als minder wertige Menschen hinstellt. Mit welchem Rechte werden die Faktore der Buchdruckereien als so schlimme Gesellen bezeichnet? Daß »ge schmiert« wird, ist bedingungsweise zuzugeben, daß dies aber in der ganzen Welt so ist und so bleiben wird, so lange diese von Menschen verschiedener moralischer Qualität bewohnt wird, daß also auch in allen anderen Geschäftszweigen solche Dinge vorkommen, das hätte von Herrn Kloß nebenbei bemerkt werden können. Es gibt in Deutschland einen Deutschen Faktoren-Bund, der jetzt rund 1400 Mitglieder zählt. Daß er sich bis jetzt mit dieser Sache nicht befaßt hat, finde ich selbstverständlich. Mir scheint aber doch, daß er jetzt aus seiner Zurückhaltung heraustreten sollte, weil die Gefahr besteht, daß sich aus der Arbeitslust von Schutzvereinigungen unseres Berufes neue Richtungen entwickeln, die gewissermaßen zu einem Kampf zwischen Unternehmer- und Arbeitnehmertum hindrängen. Haben sich bis jetzt die Angestellten von Druckereien, die Faktore voran, bedingungslos bei Arbeiterbewegungen auf die Prinzipalsseite gestellt, so dürfte dies wohl bald ein Ende nehmen, wenn man ihrer Allgemeinheit mit solchem Kampfesruf entgegentritt. Auf der einen Seite als ungetreu hingestellt aus Leichtsinn oder Unmoralität, auf der anderen Seite die Verpflichtung fühlend, in Not und Gefahr treu zum Prinzipal zu gehören: Meinen die Herren, daß sich dies auch vom Besten auf die Dauer vereinigen läßt? Es ist Zeit, der Sache ein Ende zu bereiten. Wenn Prinzipale glauben, ungetreue Beamte zu besitzen, so mögen sie sie entlassen. Das ist ein Mittel, wie es besser keines geben kann. Wenn unter »ungetreu« aber schon ein freundschaftliches Wort mit einem Liefe ranten verstanden wird, dann wird sich der Beamte dessen ent wöhnen; er wird wie ein grimmer Tor einhergehen und Schrecken um sich verbreiten. Muß er doch dies den Arbeitern gegenüber ohnehin schon häufig genug. Aber diese Angestellten werden sich folgerichtigerweise auch von den Angestellten der Kundschaft streng fernhalten. Beim freundschaftlichen Verkehr des Buchdruckereifaktors mit diesen Angestellten entsteht ja für diese ihrer Prinzipalschaft gegenüber der gleiche Verdacht! Man kann den Buchdruckereit beamten nicht zumuten, ihr Gewissen nur einseitig zu schärfen und ihre guten Grundsätze beiseite zu schieben, sobald es sich um freund schaftlichen Verkehr mit den Beamten der Kundschaft handelt. Das sind unsere Prinzipale auch dieser Kundschaft schuldig, wenn sie selbst ihren Lieferanten so drakonisch entgegentreten .... Man sieht, allzu scharf macht schartig! Man breche nach den bis jetzt erfolgten Vorstößen im Prinzipalslager den Kampf ab; für unmoralische Gemüter mögen diese Vorwürfe einige Schreckschüsse sein, für den anderen, überwiegenden Teil der Beamten bilden sie nur eine Quelle steigender Verbitterung, die niemandem hilft, aber allen schadet! Also: Gewehr ab! Graphikus * * * Die Schmiergelder-Angelegenheit, die in letzter Zeit in der Fach presse einen breiten Raum eingenommen hat, beschäftigte kürzlich auch den Ortsverein Essen des Deutschen Faktoren-Bundes. Der Verein stellte zu der demnächstigen Kreisversammlung den Antrag: »Die Einführung und Zulassung von Vertretern, Reisenden usw. der Schriftgießereien und sonstigen Lieferanten zu den Orts- oder Kreis- Versammlungen und anderen Veranstaltungen ist für den Kreis II nicht mehr zulässig; dieser Beschluß ist anderen Kreis- und Orts vereinen des Deutschen Faktorenbundes zur Nachachtung zu unter breiten und der Bundesvorstand zu ersuchen, in Zukunft solchen Mit gliedern, die zu einer der genannten Branchen übergehen, die fernere Mitgliedschaft zu versagen, bei allen ihm bekannt werdenden Durch stechereien Verwarnungen an die Lieferanten ergehen zu lassen und das hierbei gesammelte Material den Prinzipalsvereinigungen zur Ver fügung zu stellen«. Es ist ja verständlich und anerkennenswert, wnn die Faktore selbst Schritte tun, um zum Ausdruck zu bringen, daß sie Bestechungs versuche zurückweisen und verurteilen, die Form aber, welche der Essener Verein hierzu gewählt hat, muß als recht unglücklich be zeichnet werden, die in weiteren Kreisen der Faktore keine Zustimmung findet und von dem Vorstande des Deutschen Faktorenbundes kaum gebilligt wird. Die angeregte Entziehung der Mitgliedschaft beim Berufswechsel würde eine Ungerechtigkeit bilden, und die Aus schließung solcher Mitglieder bei festlichen Veranstaltungen würde einen ganz unberechtigten Zweifel an der Ehrenhaftigkeit der Be troffenen voraussetzen, gegen den sich jeder dem Faktorenstande An gehörige verwahren wird. B. Dom Vernehmen nach hat der Ortsverein Essen seinen obigen Antrag zurückgezogen.