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2540 PAPIER-ZEITUNG Nr. 69 Akzept oder Tratte, mit obigem Vermerk erhielte, so würde ich Protest aufnehmen lassen und dann den Betrag bei dem Notadressaten einziehen. Ich bitte um Besprechung. A B , Fabrikant in 0. Wir sandten obige Frage Herrn Ferdinand Jagenberg in Remscheid zur Beantwortung, der die Wechsel mit in der Frage erwähnten farbigen Zetteln in seinem berühmt ge wordenen Aufsatz »Wanzen-Wechsel« in Nr. 72 der Papier- Zeitung von 1898 treffend geschildert hat. Seine Antwort lautet: Herr A. B. scheint ein großer Wanzenwechsel-Fabrikant zu sein, dem es manchmal bei dieser Fabrikation schlecht ergangen ist, und der deshalb Staatshilfe verlangt. Er wünscht, daß die allgemeine deutsche Wechselordnung zu seinen Gunsten geändert werde. Ich hatte schon vor einigen Jahren in meinem, in der Papier- Zeitung erschienenen Aufsatz »Wanzenwechsel« die Herstellung dieser kleinen Wechselchen als einen Krebsschaden unseres heutigen Ge schäftsverkehrs geschildert. Wie treffend ich mich damals aus gedrückt hatte, ging daraus hervor, daß ich unzählige Anerkennungs briefe erhielt. Diese haben meinem Herzen wohl getan. Allein da diese Wanzenwechsel-Herrlichkeit seit dieser Zeit nicht nur nicht ver blaßt ist, sondern sogar heute in hellerem Glanze erstrahlt als jemals, so bedauere ich schier, damals die Feder in dieser Sache angesetzt zu haben. Fast alle Tage fliegen solche Wanzenwechsel ein, beißen ganz infam, und wenn man einen weggejuckt hat, ist gleich ein anderer wieder da. Ihr Wanzenwechel-Großfabrikant A. B. aus C. beklagt sich un- gemein darüber, daß ihm die roten Fähnchen abgerissen werden, die er aufklebt, und womit er den letzten glücklichen Besitzer, der den Wechselbetrag einziehen muß, bittet, den Rückwechsel nicht durch alle Hände zurückgehen zu lassen, sondern direkt bei ihm, dem Aussteller, einzuziehen. Ich begreife den Schmerz des Herrn B. ob dieser abgerissenen Fähnchen, kann aber seinen Fähnchen-Verlust zum Teil ersetzen, denn ich bin gerne bereit, ihm ein Dutzend dieser blauen, grünen und gelben Zettelchen zum Geschenk zu machen. Ich habe ungefähr diese Anzahl in meinem Geldschrank liegen, die ich gelegentlich von so schön dekorierten Wanzenwechseln abgerissen habe. Zu meinem Bedauern ist noch kein Fähnchen von Herrn A. B. dabei, und daraus, daß Herr A. B. sich beklagt, seine Fähnchen würden abgerissen, stelle ich mit großer Freude fest, daß es außer mir noch mehr Wanzenwechseljäger gibt. Möge ihre Zahl immer wachsen! So schlau wie Herr B., der, statt schöne Fähnchen anzukleben, einen Gummistempel aufdrückt des Inhalts: »Falls bei A. B. in 0.«, sind, wie ich schon zu meinem Schrecken bemerkt habe, auch andere Leute. Wo ich kann und wo es der kleine Wanzenwechsel noch er laubt, schneide ich auch diesen Gummistempel ab. Zu meinem Be dauern geht es aber nicht überall. Glücklicherweise kehren sich, wie Herr A. B. bestätigt, sehr wenig Leute an dieses Geschreibsel und lassen den nicht bezahlten Wanzen wechsel durch alle Hände der Indossanten zurückgehen. So gehört es sich auch! Habe ich z. B. einen von Herrn A. B. in C. ausgestellten, von dem bezogenen D. E. nicht bezahlten Rückwechsel o. K. in Händen, so werde ich mich sehr bedenken, in gutem Vertrauen alle Indossanten und meine Vordermänner auf dem Wechsel zu überspiingen und die Wechselsumme von dem Aussteller Herrn A. B. einzuziehen. Ich kenne ja den ehrenwerten Herrn Aussteller nicht und weiß nicht, ob er mir auch für den kleinsten Betrag eines Wanzen Wechsels gut ist! Ich habe es schon erlebt, daß der Wanzenwechsel-Aussteller gerade so faul war wie der Wanzenwechsel-Bezogene. Unsere Allgemeine deutsche Wechselordnung sagt: wenn ich einen oder den anderen Indossanten des Wechsels überspringe, gehe ich des Anspruches an diese verlustig. Wie sollte ich mich daher an den Wechselfabrikanten A. B. wenden, wenn ich weiß, daß mein Vordermann sicher und gut ist? Ich müßte ja Tinte ge... trunken haben 1 Herr A. B. beklagt sich, daß ihm das Zurückgehen des Wanzen wechsels durch die Hände aller Indossanten nicht nur zu viele Kosten verursache, sondern auch zu lange Zeit dauere, in der der bezogene feine Kunde inzwischen Plaite machen könnte, ohne daß man zeitig genug dahinter käme. Nun, was die Kosten anbelangt, so schadete es nicht, wenn diese Wanzenwechsel-Fabrikanten auf Kosten ge trieben würden. Denn Strafe muß sein, und die Strafe kann mit Rücksicht auf die Umstände, welche die Wanzenwechsel im laufenden Geschäfte bereiten, und der Unkosten, die sie auf ihrem Lebenswege verursachen, nicht hoch genug gegriffen werden. Wünscht sich Herr Ä. B der Gefahr zu entziehen, daß ihm unter der Hand ein Kunde Plaite geht, so sollte er es so machen wie ich, und die kleinen Forderungen samt den großen durch Postnachnahme einziehen. Die Post bietet in dieser Einrichtung ein billiges und be quemes Mittel, das viel mehr angewendet werden sollte! Am Schluß meiner Wanzenwechsel-Ausführungen im Jahre 1898 sprach ich den Wunsch aus, daß der Staat den Post-Check-Verkehr einführen möchte. Minister Podbielski hat damals diesen Vorschlag aufgegriffen und in einem Gesetz-Entwurf dem Reichtage vorgelegt, damit diese Einrichtung dem Deutschen Reiche gesichert werde. Die Vorlage scheiterte. Wir sind soweit wie zuvor und bedauern, daß das Deutsche Reich uns im Post-Check-Verkehr nicht eine Einrichtung schafft, die unserem Geschäftsverkehr ungemein nützlich wäre, be sonders aber dem Geschäftsverkehr des kleinen Mannes. . Ob Herr Staatssekretär Krätke diese Zeilen lesen wird? und ob, wenn er sie liest, unsere Wünsche Verständnis und Förderung finden? Ferdinand Jagenberg, Remscheid Photographische Reproduktionsverfahren Zu Nr. 66 Seite 2431 Die Pigment-(Kohle-)Photographie ist ein direktes photographisches Kopierverfahren, kein photographisches Reproduktionsverfahren im Sinne meines Aufsatzes. W. Heinicke Kartonnagen-Fabrikation Nachdruck verboten Fabrikation von überzogenen einfachen Kartons Schluß zu Nr. 68 Beim Ueberziehen von Kartons setze man das Personal wie folgt zusammen: 1. eine Anleimerin oder eine Anleime- Maschine, die etwa 3—4 Anleimerinnen ersetzen dürfte; 2. eine Auflegerin, welche das Papier, wie in Bild 5 gezeigt, auflegt und anreibt; 3. ein Mädchen, welches das Umschlagen, ent sprechend Bild 6, besorgt, und 4. ein Mädchen, welches ein schlägt und anreibt. Beim Ueberziehen des Unterteils sind nur drei Mädchen nötig, und zwar eine Anleimerin, eine Anl iegerin, welche zugleich anreibt, und eine, welche um- und einschlägt; ebenso werden zum Aufkleben von Unterböden, Decken, Bildern usw. drei Mädchen notwendig sein als An leimerin, Anliegerin und Anreiberin. Das Spitzeneinkleben mittels Handarbeit wird von zwei Mädchen besorgt, von denen eine den Karton oben im inneren Rande, an der punktierten Linie in Bild 5, mit Leim versieht und die zweite die Spitze einklebt und umfaltet. Die Anleimerin kann, sobald sie genug Vorrat hat, umfalten helfen. Es empfiehlt sich, bei Hand arbeit die Spitzen in passende Teile zu schneiden, und zwar werden die langen Teile an beiden Seiten spitzwinklig zu geschnitten. Zum Einkleben lege man den Karton wagerecht vor sich hin und klebe die Spitze zuerst immer an der gegen überliegenden Seite, entsprechend a in Bild 5, an; der Kartonrand wird durch das Papier der Spitze sichtbar und man wird durch Augenmaß leicht beurteilen können, ob die Spitze gerade eingeklebt ist. Bei Neueinrichtung von Betrieben für Herstellung von Verpackungs-Kartonnagen empfiehlt sich, soviel als möglich von der Handarbeit abzusehen und billigere Maschinenarbeit einzuführen. Nur ein maschinell gut eingerichtetes Unter nehmen kann Gewinn abwerfen. Außer den genannten Maschinen kommt die Schachtel-Beklebemaschine in Frage, welche aus schließlich Rollenpapiere verarbeitet. Bauart und Arbeitsweise dieser Maschine ist aus der Durchschnittskizze 9 ersichtlich. Das Papier e läuft von der Rolle über die Leimauftragwalzen b und gelangt dann auf den Tisch, wo eine federnde Schere das Bild 9 Abtrennen beliebig langer Stücke gestattet. Winkelanschläge auf dem Tisch der Maschine sichern genaues Abmossen der Stücke. Auf einer solchen Maschine kann zu gleicher Zeit zweierlei Papier zugeführt werden, wenn z. B. Deckel oder Unterteil des Kartons mit einem verschiedenfarbigen Rand