Volltext Seite (XML)
Nr. 68 2506 Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck *** * * v Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung .chliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme Die Aufgaben der typographischen Gesellschaften Die große Verschiedenheit in den Lehrplänen und Vor trägen der einzelnen Fachvereine, die Verallgemeinerung und Verflachung mancher wichtigen Frage, die zu geringe Berück sichtigung der praktischen Arbeit des Buchdruckers an den Vereinsabenden, machen die typographischen Gesellschaften oft zu reinen Diskutierklubs. Diese Vereine sollten mehr zur Fortbildung für die jüngeren Gehilfen dienen, wobei gerade die tüchtigsten Kräfte recht nützlich sein könnten, zum Wohle unseres schönen Berufes. In den letzten zwei Jahren sind fachtechnische Vereine wie Pilze aus der Erde geschossen. Während vor 10 Jahren nicht einmal die größeren Städte sich solcher Bildungsstätten erfreuen konnten, sind sie heute selbst in kleineren Städten vertreten. Wir zählen heute in Deutschland an 100 solcher Vereine. Das siegreiche Vordringen der Setzmaschine in Werk- und Zeitungsdruckereien hat wohl diesen Wissens- und Bildungsdrang mit verschuldet. Die Vereine sollen jeden in der modernen Satztechnik zurückgebliebenen Zeitungs- und Werksetzer zu etwas besserem ausbilden, nämlich zum Akzi denzsetzer! Die Erfahrung lehrt aber, daß unsere Fach vereine dazu nicht imstande sind, höchstens können sich die Mitglieder mit den geringen Kosten des Vereinsbeitrages die Neuheiten der Schriftgießereien, die ausliegende Fachliteratur, die ver schiedenen Rundsendungen größerer Verbände ansehen und an ihnen lernen, was ohne solche Vereinigung sehr kostspielig wäre. Die Mehrzahl der Mitglieder setzt sich naturgemäß aus Durchschnittsarbeitern zusammen, es sind Werk-, Tabellen-, Anzeigen- und auch Zeitungssetzer darunter und verhältnis mäßig wenig Drucker. Die Akzidenzsetzer sind meistens Leute, die nach gedruckten und farbig skizzierten Vorlagen arbeiten. Solche Akzidenzsetzer, die nach eigenen Ideen arbeiten können, fehlen bedauerlicherweise meistens, sind sie aber Mitglieder, so kommen sie höchstens einmal zur General versammlung. Schreiber dieses hat von den Mitgliedern eines solchen Vereins oft Klagen gehört, daß die Fortbildung der Mitglieder in dieser oder jener Hinsicht vernachlässigt werde. Viele Mitglieder werden von den graphischen Vereinigungen auch nur flüchtig festgehalten. In den Spalten der Fachblätter sind oft Stellungsangebote für Buchdruckergehilfen, in denen außer der Beherrschung aller Zweige des Berufes auch Buchführung und Kalkulation für einen bevorzugteren Posten verlangt wird. Wie unbedingt nötig ist es für den Buchdrucker, die deutsche Sprache voll ständig zu beherrschen, und wieviel Sprachfehler hört man trotzdem an den Vereinsabenden. Die Kenntnis fremder Sprachen ist für den Buchdrucker von grösserem Werte als für irgend einen anderen Beruf. Erfreulicherweise ist der Wunsch nach Fortbildung unter der Gehilfenschaft vorhanden, und daß dieser innerhalb der typographischen Fachvereinigung richtig erfüllt werde, ist die erste Aufgabe der Vorsitzenden. Ich weiß, daß ich mit dieser Meinung Gegner habe, glaube aber auf dem rechten Wege zu sein. In erster Linie sollten Vereine, deren Mitglieder sich der Mehrzahl nach aus Kollegen der vorerwähnten Erwerbs- und Berufszweige zusammensetzen — und das sind meines Er achtens die meisten der jüngeren graphischen Gesellschaften- mehr die praktische Arbeit betonen, und ich schlage als Bei spiel folgenden Arbeitsplan vor: 1. Ausschießen, 2. Umbrechen von Werksatz, 3. Tabellen satz, 4. Deutsche Grammatik, 5. Buchführung für Buchdruk- kereien und Kalkulation, 6. Fremde Sprachen, 7. Ornamentie- rungs- und Satzlehre in Titel-, Katalog-, ein- und mehrfarbigem Akzidenzsatz, Reklame-Drucksachen, Zeichnen und Tonplatten schnitt, Skizzieren. Wenn unsere graphischen Vereine sich mit diesem viel seitigen Stoff näher befassen wollten, dann würden sie prak tische Arbeit liefern, die für jeden Teilnehmer sofort wägbaren Nutzen hätte. Viele Gehilfen würden wahrscheinlich unter den einzelnen Fächern eine Auswahl treffen, manche würden überhaupt für Belehrung unzugänglich sein, aber der Mehrzahl muß die Möglichkeit zur Fortbildung geboten werden. Im Berufe und am Kasten selber ist dazu keine Zeit, denn das Hasten und Jagen bei der Arbeit ist heute an der Tages ordnung. Viele Kollegen sind trotz mannigfacher Lehrbücher nicht imstande, Druckformen richtig auszuschießen. In vielen Druckereien besorgt das der Setzer und trägt auch die Ver antwortung für die Richtigkeit der Arbeit. Ein Lehrgang im Ausschießen läßt sich am zweckmäßigsten in folgender Weise einrichten. Man lasse vom Tischler 64 Holzklötzchen an fertigen, von denen jedes eine Kolumne darstellt. Die Maße der Klötze müssen nach der zur Verfügung stehenden Tisch platte bemessen werden; das Verhältnis der Breite zur Länge soll dem goldenen Schnitt entsprechen. Am oberen Ende werden sic mit einer deutlich sichtbaren Kolumnenziffer ver sehen. Jede beliebige Tischplatte kann als Ausschießplatte dienen. Diese Methode hat sich bereits einigemal praktisch bewährt. Man braucht dann weder Kreide noch Schwamm und ist der Praxis näher. Der Leiter dieses Kursus zeigt nach einer kurzen Einleitung das Ausschießen und fordert dann die Schüler auf, dieselbe Form auszuschießen. Gelingt es nicht, so werden die Klötzchen wieder zusammengetan und von neuem begonnen. Auf ähnliche Weise sollten auch die anderen Themata an gefaßt werden; mit gutem Willen lassen sich die meisten Schwierigkeiten aus dem Wege räumen. Unsere Fachvereine sollen Bildungsstätten zur Pflege der Kunst, hauptsächlich für jüngere Gehilfen sein! Der erfahrene Buchdrucker soll dort Berater und Lehrer sein. Wäre es nicht ein löbliches und verdienstvolles Werk der Typographischen Gesellschaften, wenn sie die Lehrlinge in einer Art Zöglingsabteilung im Fachvereine unterbrächten und an allen Lehrkursen teilnehmen ließen? Ich würde empfehlen, nur Lehrlinge solcher Prinzipale zuzulassen, die auch als Mitglied dem Verein angehören! Das wäre gleichzeitig ein kleiner Wink an die Prinzipale, daß sie solche für das gesamte Buch druckgowerbe sehr nützliche Vereinigungen zu unterstützen die’Pflicht hätten. Wollen wir ehrlich und gründlich unserm Berufe dienen und unser Gewerbe heben, dann seien wir mehr praktisch im Verein. Dazu mögen diese Zeilen beitragen! X. Druckfarben und Papier Die Druckpapiere kann man auf Grund ihrer Saugfähigkeit in drei Gruppen einteilen, die nach Fabrikation und Behand lungsweise grundverschieden sind. Die erste Sorte der aufsaugenden Papiere umfaßt alle un geleimten und schwachgeleimten Papiere, also gewöhnliche Druckpapiere, Natur - Umschlagpapiere, imitierte Bütten- und Löschpapiere. Diese Papiere bieten beim Druck weiter keine Schwierig keiten, jedoch wird durch ihre filzartige Oberfläche das Schrift bild sehr stark angegriffen, und es ist deshalb ratsam, selbst kleine Auflagen von Stereotypen zu drucken. Zur gleichen Sorto gehören auch viele der modernen Um- schlagpiere, welche meist ziemlich hart und rauh sind, sowie Reliefoberfläche haben. Bei solchen Papieren sollte stets von Stereotypen gedruckt werden. Auch die zweite Sorto der aufsaugenden Papiere erfordert sachkundige Behandlung. Zu dieser Sorto zählen alle Chromo- und gestrichenen Papiere, bei welchen der Druck ja eigentlich nur mit der Kreideschicht in Berührung kommt.