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Buchdruck * * * * * Steindruck Buchgewerbe Buchbinderei * * *** Buchhandel Eingesandte Werke finden Besprechung Berliner Typographische Gesellschaft Anstelle des sonst veranstalteten Sommerfestes soll am Sonntag, 21. August 1904, nachmittags von 3 Uhr ab eine zwanglose Familien-Zusammenkunft stattfinden im Paradies-Garten zu Steglitz, am Rugeplatz (gegenüber dem Schloßpark). Von hier aus soll bei günstiger Witterung eine Führung durch den Neuen Botanischen Garten sowie eine Besteigung des Wasserturmes auf dem Fichtenberge unternommen werden. Wir laden hierzu die verehrlichen Mitglieder und deren werte Angehörigen höflichst mit dem Bemerken ein, daß für Unterhaltung, Spiel und Kindervergnügen möglichst Sorge getragen wird. * * * Im Buchgewerbesaal wird vom 20. August ab eine Ausstellung von Arbeiten Albin Maria Watzuliks zu sehen sein; dieselben werden auch in der am 6. September abzuhaltenden ersten Sitzung nach den Sommer ferien eine ausführliche Besprechung erfahren. Der Buchgewerbesaal ist täglich von 11—2 Uhr sowie am Dienstag, 80. August, abends 8 bis 10 ühr'geöffnet. * * * Das 25. Stiftungsfest der Berliner Typographischen Gesellschaft wird am Sonnabend, 3. und Sonntag, 4. Dezember 1904 gefeiert werden. Am Sonnabend, vormittags 11 Uhr, wird eine Vorbesichtigung der im Lichthofe des Kunstgewerbe-Museums aus diesem Anlaß veranstalteten Ausstellung künstlerischer Buchdruckarbeiten stattfinden. Am Abend ist im Buchgewerbesaale Empfang der auswärtigen Gäste und Kommers. Die Hauptfeier wird Sonntag, 4. Dezember, abgehalten, und zwar der Festakt um 1/211 Uhr im Buchgewerbesaale; hieran wird sich anschließen eine gemeinsame Besichtigung sowohl der im Buchgewerbesaale ausgestellten typographischen Skizzen und Druck sachen, wie der im Lichthofe des Kunstgewerbe-Museums ausgestellten Schöpfungen der modernen Buchkunst. Um 4 Uhr nachmittags be ginnt die Tafel im Großen Saale des Architektenhauses, des früheren Vereinslokales, das mit Oktober eine neue Oekonomie durch die Patzenhofer Brauerei erhält und wo etwa 400 Teilnehmer Platz finden. An die Tafel schließt sich eine Abendunterhaltung mit Ball an. Am folgenden Tag werden sich die Ausschüsse, soweit erforderlich, den fremden Gästen widmen, und abends wird ein Abschiedsschoppen das Fest beschließen. Die Ausstellung im Buchgewerbesaale soll in erster Linie den Akzidenzsetzern Gelegenheit bieten, ihren Werdegang und ihre eigenen besten Leistungen an einigen wenigen ausgewählten Arbeiten (Ent würfen und ausgeführten Arbeiten) darzutun; gleichzeitig soll damit der Entwicklungsgang der Akzidenz, soweit dies den einzelnen Teil nehmern möglich, gezeigt werden. Hierzu wird jedem Teilnehmer eine 80X100 cm große Papptafel (Querformat) zur Verfügung gestellt. Anmeldungen sind möglichst sofort, spätestens bis 15. September 1904 zu richten an Herrn Faktor Paul Filzhuth, Gneisenaustr. 27 (Schrift gießerei Emil Gursch). Wer sich an dieser Gruppe nicht beteiligen will, aber im Besitze seltener typographischer Druckblätter aus den letzten 25 Jahren ist, wird gebeten, dieselben gleichfalls der Aus stellungskommission unter obengenannter Adresse zur Verfügung zu stellen. Für die Ausstellung von Erzeugnissen der modernen Buch kunst (von Künstlern inspirierten Arbeiten), welche seitens des Kunst- ewerbemuseums aus Anlaß des fünfundzwanzigjährigen Bestehens er Berliner Typographischen Gesellschaft im Lichthofe dieses Museums, Prinz Albrechtstraße, in der Zeit vom 8. bis 81. Dezember 1904 statt findet, werden Beiträge zur Uebermittlung an das Museum jederzeit entgegengenommen von Herrn E. Baumeister, Blücherplatz 1,III oder täglich von 11—2 Uhr im Buchgewerbesaale, Friedrichstr. 281. Für die zum Feste erscheinenden Drucksachen sind Beiträge erwünscht in Prosa und Dichtung, welche entweder technische Fortschritte oder vereinsgeschichtliche Begebenheiten schildern, oder welche während des Kommerses oder bei der Tafel bezw. Abendunterhaltung vor getragen oder gesungen werden können. Auskunft erteilt Herr Faktor Jacobshagen, i. H. Denter & Nicolas, bezw. der Vorsitzende. ? Die schlechte Rentabilität des Buchdruckgewerbes In Versammlungen und in der Fachpresse wird vielfach darüber geklagt, daß die finanziellen Ergebnisse, besonders des vergangenen Jahres, unbefriedigend waren, daß der gesteigerte Umsatz in keinem Verhältnis stehe zu dem geringen Gewinn, den das Geschäft abgeworfen habe. Die Erklärung hierfür sucht man im allgemeinen in der starken Konkurrenz und den dadurch herbeigeführten niedrigen Druckpreisen. Das mag im allgemeinen seine Richtigkeit haben. Jedoch werden die schlechten Druckpreise nicht immer durch die Absicht, den Konkurrenten aus dem Feld zu schlagen, sondern oft durch Mangel an Verständnis für die Eigenart der modernen Druck- technik veranlaßt. Unsere Drucktechnik hat im Laufe der letzten 10—15 Jahre vollständige Umwälzung erfahren, und es scheint, als ob der Kaufmann im Buchdruckgewerbe dieser Veränderung nicht gebührend Rechnung getragen habe. Vor 20 Jahren druckte man Werke im allgemeinen auf gefeuchtetes Papier; der ge wöhnlichere Druck wurde hinterher in der Packpresse ge glättet und genügte seinem Zwecke. Bessere Arbeiten wurden noch satiniert, und in den großen Städten bestanden besondere Satinieranstalten, welche diese Arbeit für Druckereien, die nicht im Besitz von Kalandern waren, ausführten. Jetzt wird gefeuchtetes Papier fast gar nicht mehr verarbeitet; an der Rotationsmaschine wird das Papier durch gelinde Anfeuchtung mit Dampf geschmeidig gemacht. Die großen Satinieranstalten haben ihre Tätigkeit eingestellt. Allgemein wird auf trockenes Papier gedruckt. Während gefeuchtetes Papier nur geringer Ausgleichung beim Zurichten bedurfte, ist das Zurichten heute eine zeitraubende Arbeit geworden. Anstelle der Holzschnitte sind die Autotypien getreten, und diesen zuliebe wird die Mehrzahl der illustrierten Journale und Kataloge heute auf Kunstdruckpapier gedruckt. Hier ist das Zurichten zu einer Tätigkeit geworden, welche nicht nur viel Zeit erfordert, sondern von dem Maschinenmeister auch ein besonderes Verständnis und eine Kunstfertigkeit verlangt, die nur durch lange Praxis erworben werden kann und darum auch besser bezahlt werden muß. Das Zurichten beansprucht bei besseren Katalogarbeiten und einer Auflage von 2—5000 Exemplaren mehr Zeit als der Druck. Das wird in vielen Fällen von den Druckereibesitzern nicht genügend berücksichtigt. Hierzu kommt, daß die modernen Maschinen so großes Format haben, wie man es vor 15 bis 20 Jahren nicht kannte. Wenn früher das Tausend Druck mit 3 und 4 M. berechnet wurde, so glaubt man jetzt vielfach, eine bessere Arbeit sei genügend bezahlt, wenn man den Druck mit 5 bis 6 M. berechnet, befindet sich dabei aber in einem großen Irrtum. Bei gefeuchtetem Papier war meist das Schließen und Zurichten einer Form in zwei Stunden erledigt, und die Maschine konnte dann ohne Unterbrechung noch 7 bis 8 Stunden laufen und 7—8000 Druck liefern. Berechnete man den Druck mit 3 bis 4 M. aufs 1000, so brachte die Maschine täglich rund 30 M., und so viel muß sie auch bringen, damit der Betrieb lohnt. Bei einer modernen Maschine dagegen, auf welcher illustrierte Kataloge auf Kunstdruckpapier gedruckt werden, wird eine Auflage von nur 3000 Exemplaren samt der Zurichtung, dem Abrichten der Klischees und dem unvermeid- liehen Aufenthalt während dem Druck in einem Tage ohne Ueberstunden nicht bewältigt, demnach reicht ein Preis von 6 M. auf die 1000 Druck nicht aus, um dem Betriebsunter nehmer nennenswerten Gewinn an solcher Arbeit abzuwerfen. Hierzu kommt, daß illustrierte, auf Kunstdruckpapier herge stellte Kataloge beim Druck mit Makulatur durchschossen werden müssen, damit das Abschmutzen vermieden wird. Diese Verhältnisse werden häufig unberücksichtigt gelassen oder unterschätzt, und aus diesem Grunde werden viele unserer heutigen besseren Arbeiten nicht genügend bezahlt, die Folge ist, daß die Rentabilität des Geschäfts ungeachtet des flotten Betriebes zurückgeht.