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2440 PAPIER-ZEITUNG Nr. 66 Handelskammer-Berichte 1903 Dresden. Lwnpen. Das Geschäft im Handel mit Lumpen für die Papier-Erzeugung war nach einem Bericht aus Riesa ruhig, aber befriedigend. In Deutschland fand die Ware schlanken Absatz, da gegen war die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten im zweiten Halbjahre schleppend bei gedrückten Preisen. Zu Beginn des laufenden Jahres belebte sich jedoch die Nachfrage wieder, sodaß auch bessere Preise zu erwarten sind. Holzschliff. Die Holzschleifereien traten nach Berichten aus Freiberg, Lichtenberg, Naundorf bei Freiberg und Kolditz mit großen Lagern in das Berichtsjahr ein. Infolgedessen war das Geschäft anfangs noch sehr schleppend. Im Frühjahr und Sommer belebte sich aber die Nachfrage infolge der flotten Beschäftigung in der Papierfabrikation, sodaß die alten Lager geräumt wurden und am Schlüsse des Jahres nur geringe Bestände blieben. In den letzten Jahren wurde in zu nehmendem Maße feine Ware verlangt. Wahrscheinlich infolge des größeren Bedarfs stiegen die Holzpreise nach einem Berichte um 20 pOt. und stellten sich auf 12—14,5 M. für ein Festmeter. Obwohl nun die Selbstkosten für 1 dz Holzschliff bei einem Holzpreise von 11 M. für 1 Festmeter mindestens 9 M. 25 Pf. betragen, waren im Berichtsjahre trotz der gestiegenen Holzpreise nur 9 M. 25 Pf. bis 10 M. 50 Pf. für 1 dz frei jeder Papierfabrik, d. h nur 8 M. 50 Pf. bis 8 M. 75 Pf. ab Schleiferei zu erzielen. Die Verkaufspreise deckten also die Selbstkosten bei weitem nicht. Die Ursache dieser ungünstigen Preisgestaltung liegt nach wie vor an dem ungehinderten Eingänge des unter weit günstigeren Bedingungen und daher viel billiger her gestellten nordischen Holzschliffs. Erschwert wurde das Geschäft auch dadurch, daß die größeren Verbraucher und Händler immer mehr davon abgehen, entsprechende Lager zu halten. Infolgedessen stellen sie ganz kurze Lieferfristen, die nur unter Anspannung aller Kräfte und mit Ueberstunden eingehalten werden können. Die Zahlung erfolgt meist in der Mitte des der Lieferung folgenden Monats, doch müssen nicht selten Wechsel auf 3 bis 6 Monate in Zahlung genommen werden. Uebereinstimmend geben die Berichte der Meinung Ausdruck, daß nur baldiges Inkrafttreten des neuen Holzschliffzolles von 3 M. die Lage der Holzschleifereien günstiger gestalten könne. Zellstoff. Der am Schlüsse des Vorjahres eingetretene Aufschwung in der Zellstoff-Erzeugung hielt nach Berichten aus Pirna, Königstein und Gröditz wegen der guten Beschäftigung der Papier-Erzeugung auch im Berichtsjahre an. Besonders lebhaft gestaltete sich der Ge schäftsgang, nach einer- kleinen Abschwächung im Sommer, gegen Ende des Jahres. Infolge dieser Belebung des Geschäfts war der Absatz bis zu 20 pCt. höher als im Vorjahre. Trotzdem war es nicht möglich, die Verkaufspreise zu erhöhen, da die meisten Abschlüsse noch während des schlechten Geschäftsganges im Vorjahre zustande gekommen waren, teilweise auch, weil der nordische Wettbewerb billigere Preise stellen kann. Von den Rohstoffen zogen Holz und Schwefel langsam im Preise an, während die Kohlenpreise infolge Aufschwungs der deutschen Braunkohlen- und Briket-Industrie zurück gingen. Eine Firma führt lebhaft Klage darüber, daß anstelle der überlasteten Gewerbe-Aufsichtsbeamten Polizeibeamte ohne vorherige Anmeldung und auch zur Nachtzeit den Betrieb untersuchen und ihren vorgesetzten Behörden dann Meldungen über änderungsbedürftige technische Einrichtungen erstatten, über die sie kein sachverständiges Urteil haben können. Strohstoff. Der Geschäftsgang hob sich wieder etwas im Verkehr mit dem Inlande als auch mit dem Auslande. Die Waren-Erzeugung stieg um 10 pCt., war aber nur unter bedeutendeh Preiszugeständnissen unterzubringen. Stroh konnte zu mittleren Preisen eingekauft werden, da die Strohernte befriedigend ausfiel. Die Zahlungs- und Kredit verhältnisse waren günstig. Zahl und Löhne der Arbeiter konnten etwas erhöht werden. Baldiger Abschluß günstiger Handelsverträge ist für die Strohstoff-Erzeugung von größter Bedeutung; denn auch das Inlandsgeschäft wird durch das Auslandsgeschäft erheblich be einflußt. • Pappen-Erzcugung. Holz- und Graupappen fanden im zweiten Halbjahr flotten Absatz, sodaß die durch gute Wasser Verhältnisse im letzten Drittel des Jahres ermöglichte Mehrerzeugung untergebracht werden konnte. Da aber namentlich kleinere Fabriken noch größere Lager aus dem Vorjahre hatten und der Wettbewerb der unter weit günstigeren Bedingungen arbeitenden nordischen und österreichischen Pappenfabriken sich eher noch verschärfte, waren die Verkaufspreise sehr gedrückt. Der Sächsische Verein deutscher Pappenfabrikanten konnte namentlich gegenüber dem österreichischen Wettbewerbe die Preise nicht halten, sodaß er sich auflöste und der Wettbewerb frei gegeben werden mußte. Die Preise der Papier- und Pappenabfälle, aus denen die Graupappe hergestellt wird, gingen um etwa 5 Pf. für 1 dz zurück, mindestens ebenso stark aber auch die Graupappenpreise. Noch unlohnender war die Herstellung von Holzpappen, da die Holz preise weiter in die Höhe gingen. Der Preis der Holzpappen ist seit 1902 bis Anfang 1904 um etwa 3 M. für 1 dz zurückgegangen. In folgedessen blieb nach einem Berichte nicht soviel Nutzen übrig, um die regelmäßigen Abschreibungen zu bewirken. Nach anderen Be richten wurde mit Verlust gearbeitet. Die Ausfuhr von Holzpappe hat besonders infolge des nordischen Wettbewerbs fast vollständig aufgehört. Nur in Graupappe war noch ein unbedeutendes Ausfuhr geschäft z. B. nach Südamerika möglich. Die Berichte klagen, daß Barzahlungen fast garnicht vorkamen, sondern bei Ablauf der langen Ziele meist mit langsichtigen Wechseln bezahlt und von manchen Abnehmern selbst dann noch ein Skonto von 2 pCt. abgezogen wurde Trotz dieser ungünstigen Lage der Industrie fanden wieder zahlreiche Betriebserweiterungen und Neugründungen von Pappenfabriken statt. Besserung des Geschäfts wird nur von baldigem Inkrafttreten der höheren Zölle des neuen Zolltarifes erwartet. Zur Erleichterung der Fabrikation und des Absatzes werden außerdem billigere Frachten für Holz und Pappe gewünscht. Papierfabrikation. Aktendeckel und Löschpapier. Die Warenerzeugung wurde wiederum etwas erhöht. Besonders im zweiten Halbjahr liefen die Aufträge zahlreich ein, sodaß wiederholt solche abgelehnt werden mußten. Trotzdem war an Erhöhung der niedrigen Verkaufspreise nicht zu denken. Tapetenpapier. Die Beschäftigung war äußerst lebhaft, doch ver harrten auch die Preise des Tapetenpapiers auf dem vorjährigen niedrigen Stande. Die Rohstoffpreise waren mit Rücksicht auf die niedrigen Papierpreise angemessen. Die Zahlungen erfolgten durch schnittlich nach 6—9 Monaten. Die Löhne wurden etwas erhöht. Farbige Papiere. Der Geschäftsgang war während des ganzen Jahres flott Trotzdem mußten infolge des Wettbewerbs kleine Preis nachlässe bewilligt werden. Die Rohstoffpreise standen in ange messenem Verhältnis zu den Papierpreisen, zogen aber fast durch gängig gegen Ende des Jahres an. Druck- und Schreibpapier. Der Geschäftsgang zeigte im allgemeinen weitere Besserung, sodaß die Waren-Erzeugung und der Absatz bei den meisten Fabriken stiegen. Nur eine Fabrik berichtet, daß das Geschäft im ersten Halbjahr ungünstiger war als in der Regel, daß es sich aber im zweiten Halbjahr wieder belebte. Die Mehrzahl der Berichterstatter bemerkt dann aber, daß die Verkaufspreise entweder unverändert niedrig blieben oder, um dem zunehmenden Wettbewerbe begegnen zu können, noch weiter herabgesetzt werden mußten. Der Absatz beschränkte sich wesentlich auf das Inland. Die geringe Aus fuhr hielt sich in den früheren Grenzen. Von den Rohstoffen war Holz teurer, Zellstoff und Stroh etwas billiger; Hadern blieben un verändert im Preise. Die Verbilligung der Brenn- und sonstigen Hilfsstoffe war unbedeutend. Die Zahlungsverhältnisse ließen nur nach einem Berichte in manchen Fällen zu wünschen übrig. Besserung des Geschäfts wird von dem baldigen Inkrafttreten der neuen Papier zölle, günstigen langfristigen Handelsverträgen und von der Annahme der vom Verein Deutscher Papierfabrikanten vorgeschlagenen Aenderung der Eisenbahnfrachten für Papier erwartet. Seidenpapier. Der Geschäftsgang war sehr rege und befriedigend. Der Absatz erstreckte sich außer auf das Inland auch auf die meisten anderen europäischen Länder sowie auf Südamerika, Indien, Australien und Afrika. Der Absatz im Inlande und namentlich nach England nahm erheblich zu. Die Rohstoff- und die Verkaufspreise blieben unverändert. Die Zahlungsverhältnisse verschlechterten sich, da die meisten Kunden längeres Ziel als früher verlangten. Bunt-, Luxus- und Kunstdruckpapier. Der Geschäftsgang war be friedigend. Der Absatz, der sich fast auf alle Länder der Erde, na mentlich auf Südamerika erstreckt, hob sich bei unveränderten Preisen etwas, sodaß auch die Arbeiterzahl erhöht werden mußte. Zahlungs- und Kreditverhältnisse waren befriedigend. Weitere Steigerung der Lasten für die Arbeiterfürsorge würde aber schließlich die Ausfuhr unmöglich machen. Präpariertes Papier. Bei der Fabrikation von Wachs-, Paraffin- und Ceresinpapier in Dresden war der Geschäftsgang regelmäßig, nur der Absatz nach dem Orient ließ nach. Jedoch konnten, wenn auch zu sehr gedrückten Preisen, einige neue Verbindungen im Auslande angeknüpft werden. Von den Rohstoffen stiegen Paraffin und Ceresin im zweiten Halbjahre außerordentlich im Preise. Die Verkaufspreise konnten dagegen nicht erhöht werden, da manche Fabriken in diesen beiden Rohstoffen noch alte billige Abschlüsse hatten. Die Preise einiger Papiersorten gingen infolge Wettbewerbs sogar noch weiter zurück. Die Zahlungs- und Kreditverhältnisse waren namentlich im Inlande sehr ungünstig und in einzelnen Fällen wurde 6—8 Monate Kredit beansprucht. Fortsetzung folgt HERMANN EHLERT, Technitz-Döbeln offeriert als Spezialitäten: feste Packpapiere, Goudronnes u. Dütenpapiere, ferner: Veraandschachteln und Faltschachteln in allen Sorten Pappen, gemasert und ungemasert. 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